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Alle Kommentare von filmschauer
Wie jedes Jahr ist man als Tatort-Zuseher doch etwas überrascht, dass es noch diese Lindholm aus Hannover gibt, die uns stets mit einem eigenwilligen Mix aus unbedarfter Grazilität, eiskaltem Spürsinn und schicksalshafter Zwangsromantik beehrt. Nichts, was ich sonderlich vermissen würde über all die Monate, aber dann doch irgendwie schon zur Tatort-Identität dazugehört. Man könnte bei "Spielverderber" nun leicht über die zahlreichen Quatsch-Ideen herfallen, bei der diesmal die Luftwaffe der Bundeswehr ein zentraler Bestandteil ist. Natürlich sind die Verbindungspunkte Militärinterna und (schwieriges) Privatleben nicht mehr sonderlich originell, da schon zu oft gesehen. Angesichts der Tatsache, dass im Zentrum ein waschechter Whodunit steht, dieser anfangs sogar sehr stimmig aufgezogen und bebildert wird, bin ich die meiste Zeit jedoch sehr gnädig mit diesem Krimi gewesen. Aber dann sind da wieder solche Szenen wie eine überflüssige Spontanliebelei der Kommissarin oder jene nach der Offenbarung des Täters, die inszenatorisch dermaßen aus dem Kontext fallen, dass es schon unfreiwillig komisch wirkt in diesem Moment - man könnte bei Letzterem meinen, der NDR hätte abseits der baldigen Tschiller-Trilogie noch etwas Geld für gewagte Stuntszenen übrig gehabt. Hier und da konnte ich mich also gewissermaßen auf Kosten der Beteiligten amüsieren, durfte auch trotz einer offensichtlichen Spur etwas miträtseln, aber mehr als die vollbepackte Zone des Tatort-Mittelmaßes kann damit diesmal nicht angesteuert werden.
Alan Taylors "Terminator Genisys" verkörpert quasi das typische marktkonforme Blockbuster-Konzept der letzten Zeit. Früher machte man ganz einfach eine Fortsetzung, doch mittlerweile ist es eher Mode geworden, ein schwer zu greifendes Konglomerat aus Sequel, Reboot und Hommage bzw. Remake zu produzieren. Dies konnte schon zuvor in "Jurassic World" in ähnlicher Manier beobachtet werden, aber der neue Terminator-Teil setzt in dieser künstlerischen Perversion neue Maßstäbe. Gedankt sei es einerseits den brillanten Cameron-Filmen, die immer wieder die Hoffnung auf bessere Terminator-Folgekost genährt haben. Andererseits ist es die vielseitige Zeitreise-Thematik, die solche Rückgriffe ohne große Scham erst zulässt. Und dann ist da immer noch ein alternder Actionheld, der sein filmisches Cyborg-Alter Ego letztlich nicht ruhen lassen kann.
Dennoch war ich zuerst überraschend launig unterhalten gewesen und mein Gefühl nach dem Abspann keineswegs sonderlich negativ. Es gibt absolut passable Actionkost, spielfreudige Darsteller (ja, selbst Jai Courtney fiel nicht so negativ auf wie in anderen Filmen) und teils gute Setpieces, die vieles auffangen. Allerdings verlief meine persönliche Gefällt-mir-Kurve anders als gedacht, denn auf eine sehr atmosphärische Skynet-Szenerie anno 2029 folgt nach einem ordentlichen, wenn auch bekannten Ausflug in die 80er ein handwerklich und narrativ überbordender Handlungsfaden der näheren Zukunft, der sichtlich unter dem verwobenen Zeitreise-Ballast der vergangenen Teile ätzt. Symptomatisch ist die blöde Post-Credit-Szene, welche gewissermaßen den thematischen Bogen zu meiner Einleitung spannt.
Deshalb schafft es "Terminator Genisys" bei aller Verbeugung auch nicht, nachhaltig eine eigene Identität in diesem Franchise zu erschaffen, die ich selbst dem ansonsten mediokren "Terminator Salvation" noch attestieren würde. Am Ende bleibt einfach das Eingeständnis (wie schon davor), dass allen Bemühungen zum Trotz die Sichtung(en) von T1 & T2 bis auf weiteres reichen, um dieses kleine düstere Filmuniversum rundum zu erfassen. Der Rest ist und bleibt nur die nette, aber nicht notwendige Beigabe.
Der Titel dieses Tatorts mag zwar zu allerlei Vergleichen einladen, aber dafür ist er einfach zu leichte Beute. Leicht ist es jedoch nicht, wie Meret Becker und Mark Waschke als Rubin und Karow den Zuschauer durch diese Episode führt. Ein Krimi, der mit seiner vordergründigen Personenkonstellation einerseits wahnsinnig vorhersehbar, andererseits mit dem verschwiegenen Hintergrund wiederum rätselhaft daherkommt. Was eigentlich nur konsequent ist, wenn man sich nochmal an die Premiere "Das Muli" zurückbesinnt, auf die hier deutlich Bezug genommen wird. Alles erscheint so ungemein schwierig, erneut wird man von der Vergangenheit eingeholt, wieder ist das Privatleben der Ermittler in dieser großen Stadt relativ turbulent.
Fast wähnt man sich nicht in einem klassischen Tatort-Krimi, sondern mehr denn je - selbst im Vergleich zu Dortmund - in einer Zwischenepisode einer größeren Serie, inklusive Cliffhanger. Der Fall der Woche, eigentlich ja das Salz in der Suppe, ist allerdings mit seinem Identitätswirrwarr zu spannungsarm gestrickt und trotz Bemühungen der Darsteller nicht emotional genug transportiert, um von einem runden Krimiabend sprechen zu können. Und über die vielen Einwürfe abseits des Hauptgeschehens kann man ebenso geteilter Meinung sein. Es fällt deshalb schwer, diesen Tatort einzuordnen. Leider fühle ich mich von diesem Duo insgesamt noch nicht so recht abgeholt.
Hausaufgabe für jeden interessierten Zuschauer wird ferner dann wohl sein, auch bei der nächsten Berlin-Episode in ein paar Monaten die wichtigsten Plotpunkte rund um Kollege Karow im Kopf zu behalten. Tatort kann schon manchmal ziemlich kompliziert sein...
Man nehme "The Blair Witch Project" und "Paranormal Activity", mixe ein wenig deren nicht gerade unbekannten Found-Footage-Ideen, verlege dabei den Handlungsort in eine einsame Burg, wo drei Studenten sich samt Kameraequipment einquartieren, schreibe schließlich das Label "deutscher Horrorfilm" drauf und heraus kommt: "Die Präsenz". Daniele Griecos Schauerbeitrag lehnt sich formal und teilweise auch inhaltlich dermaßen eng bei den genannten Genrevorreitern an, dass dieser Vergleich zwangsläufig kommen muss. Zumindest hat er dies sehr solide adaptiert und ist von den Darstellern zweckdienlich geschauspielert. Für ein paar diffuse Schreckmomente ist deshalb gesorgt - wenngleich man deren Einsatzzeiten regelrecht erahnen kann. Mit dem Produktionsjahr 2014 ist man damit einfach zu spät dran, da man als Zuseher mittlerweile schon arg routiniert mit den bekannten Hinweisen, Geräuschen und weiteren Effekten umgeht. Schade, dass Grieco diese Erwartungen nicht im Laufe des Film irgendwie sonderlich konterkarieren kann und dem originelle Einsprengsel hinzufügt. Alles läuft so, wie es dieser mittelalterliche Spuk verlangt, wobei das Ganze ja nicht mit der Kulisse nicht ganz unatmosphärisch daherkommt. Aber wahrscheinlich ist das immer noch ansehnlicher als das, was man ansonsten im ziemlich dreckig-billigen Sammelsurium an deutschen Horrorfilmversuchen in die Finger bekommen kann.
Über ausgelutschte Tatort-Teams habe ich schon des öfteren ausgelassen. Auch Boerne und Thiel gehören - trotz Sympathiebonus und nicht nachlassender Popularität - mittlerweile in diese Kategorie, bei der man sich fragt: Kommt da noch was? Besonders, da sich vieles auf das Ermittlerteam konzentriert und die Fälle zu oft lediglich den nötigen Hintergrund für manche Blödelei oder kecken Spruch bieten, fallen deren Abnutzungserscheinungen umso mehr auf. In "Schwanensee" ist einzig das eigenwillige Grundkonzept des titelgebenden Therapiezentrums beachtenswert. Der Fortlauf in diesem Krimi ist mit seinen mitunter schwach ausgearbeiteten Nebenfiguren und Plotideen jedoch dermaßen spannungsarm, dass selbst Boernes unermüdlicher Ehrgeiz, trotz Urlaubszeit auch diesen Mordfall lösen zu wollen, vergebliche Müh bei mir als Zuschauer darstellt. Das mag hier und dort fast schon für einen leichten Schmunzler genügen, ansonsten bleibt es doch relativ zäh und im wahrsten Sinne des Wortes ermüdend - selbst für Münster-Verhältnisse. Die neuerlichen Rekord-Quoten wie nach dieser Episode lassen meine Hoffnungen auf Änderung nicht größer werden. Läuft doch prima, der Laden!
Den Bandnamen Rammstein kennen wohl die meisten und wahrscheinlich auch den einen oder anderen einprägsamen Songtitel. Bei mir ist es nicht anders, deren bewegende Historie jedoch war mir bisher relativ fremd. Bis ich "Rammstein in Amerika" eher beiläufig mal angeworfen habe. Ach ja, gute Musikdokumentationen können so ja dermaßen Laune machen! Da spielt es dann sogar weniger der eigene Musikgeschmack eine Rolle als das, was die Künstler auf ihre eigene Art und Weise vollbringen.
Dass in den Vereinigten Staaten eine deutsche Rockband mit deutschen Texten für derart Furore sorgen könnte, ist eine Ausnahme. Regisseur Hannes Rossacher macht es sich zur Aufgabe, diesen Mythos zu ergründen, indem er die Entwicklung der Band von den musikalischen Anfängen hierzulande über die facettenreichen Anfangsversuche in den USA bis hin zum gefeierten Auftritt im Madison Square Garden in New York erzählt. Interviews mit den Bandmitgliedern, wichtigen Mitstreitern sowie einigen berühmten Namen der Szene wechseln sich mit nicht zu kurzen Musikszenen ab und bilden einen abwechslungsreichen Mix.
Ein Highlight sind sicherlich die verrückten Pyrotechnik-Einsätze auf der Bühne, die mir so in der Form auch nicht bekannt waren. So kontrovers wie ihre Musik, aber auf jeden Fall spektakulär und aufregend anzusehen. In jedem Fall gibt diese Doku einen erhellenden Einblick in ein lautes Stück deutsch-amerikanischer Musikgeschichte. Aber Vorsicht: Man ist doch gewillt, währenddessen oder danach die heimische Anlage etwas lauter drehen zu wollen...
Am liebsten würde ich bei den Programmplanern des allwöchentlichen Tatorts mal Mäuschen spielen. Warum nun die (vor-)weihnachtliche Konstanz-Episode "Côte d'Azur" mal eben von ursprünglich Mitte Dezember auf Anfang November verlegt wird, bleibt ein Rätsel, ist aber letztlich nur ein Beispiel von einigen unglücklichen Platzierungen in den letzten Jahren. Dies war jedoch so ziemlich der einzige Aspekt, den ich an diesem Tatort sonderlich interessant fand. Das Gezeigte mag zwar mit dem konzentrierten Blick in die gern vergessene Welt der heimischen Obdachlosen eine bisweilen honorige Sozialstudie mit kontrastreichen Szenen und traurigen Einzelgeschichten sein. Darstellerisch hat mich das Gezeigte bedauerlicherweise eher kalt gelassen. Da hierfür sichtbar die genrespezifischen Spannungselemente zurückstehen trotz eines thrillermäßigem Auftakts, ist dann keine sonderlich gute Kombination. Natürlich kann man sich auch fragen, wieso darüber hinaus das berufliche Verhältnis zwischen dem Ermittlerduo Blum und Perlmann jetzt dermaßen platt und aufgesetzt in gehässige Bahnen abdriften muss. Unfassbar nervig - als wenn man dem Zuschauer rechtzeitig auf das nahende Ende der beiden am Sonntagabend vorbereiten müsste. Ob es zum großen finalen Knall kommt, bleibt dennoch abzuwarten. Denn eines habe ich mittlerweile gelernt: Die Bodensee-Szenerie lässt sich nur schwerlich aus der Ruhe bringen.
Die Lust auf lebendige Dinosaurier scheint über die Jahre nicht nachgelassen, hingegen eher schon angestaut zu haben, wenn man den enormen Erfolg von "Jurassic World" betrachtet. Vielleicht ist es auch das kindliche Versprechen gewesen, welches der Inhalt propagiert: Hey, dieser Dino-Freizeitpark, der in "Jurassic Park" noch in der unglücklichen Testphase steckenblieb, ist nun sogar routinierte Realität - zumindest auf der großen Leinwand. Und so etwas will man dann doch gerne sehen. Ich zumindest konnte dem letzten Endes wie so viele Kinofans nicht widerstehen.
Schematisch ist Colin Trevorrows Film überraschend eng an Teil 1 verknüpft, wodurch dieser irgendwo zwischen Fortsetzung und Quasi-Remake mit aktualisierter CGI-Technik pendelt. Das bedeutet auch, dass die handelnden Personen nur scheinbar das Gehege unter Kontrolle halten können. Lediglich das imaginäre Erlebnis, die Gadgets und Attraktionen innerhalb des Parks zu bebildern, ist deshalb logischerweise nur die eine, sehr nette Seite der Medaille. Die Andere ist das vorhersehbare Fiasko, weil der Mensch gerne wieder Gott spielen möchte - der drängenden "Produktinnovation" sei Dank. Die darin beinhaltete Note einer verqueren meta-bombastischen Kapitalismus-Groteske ist noch der interessanteste Aspekt bei "Jurassic World" und damit ziemlich gut dem heutigen Zeitgeist entsprechend.
Diesem Steigerungswahn liegt allerdings der Regisseur auch selbst zugrunde, indem er das Ganze auf ein selbst in diesem Jurassic-Park-Universum nur leidlich glaubhaftes Finale 'zusteuert', inklusive einigen Kollateralschäden. Man könnte es wohl auf die komödiantische Ader dieses Films zurückführen, die speziell dank der kumpelhaft-wilden Chris-Pratt-Figur mitklingt, für mich aber oftmals ziemlich befremdlich gewirkt hat. Der trockene Humor eines Dr. Malcom (Jeff Goldblum) hat mir da einst besser geschmeckt.
Was dem Film trotz seiner kleineren Schauwerte zudem abgeht, sind neben einer intelligenteren Geschichte einfach die denkwürdigen, perfekt gesetzten Momente, die Teil 1 von Steven Spielberg erst zum Klassiker gemacht haben. Da er sich so sehr an diesen anlehnt, darf dies auch erfordert werden. Aber im Grunde konnte mir "Jurassic World" nicht substanziell mehr bieten, als was der Trailer zuvor allzu ausladend schon verraten hat (hier muss dieser selten vermeidbare Umstand einfach mal erwähnt werden). Immerhin kann man diesem nicht absprechen, seine Werbefunktion voll und ganz erfüllt zu haben: Popcornkino ohne den ganz großen Nährwert, aber mit Dinos.
Ich hätte ja nicht gedacht, dass mich ein Tatort aus Stuttgart nochmal so packen könnte. Dabei kommt dieses Highlight nicht vollkommen unerwartet: Stuttgart liefert zumeist sehr solide Geschichten ab, mit Roland Suso Richter ist diesmal ein guter Fernsehfilmregisseur am Werk und der alltägliche Whodunit-Aspekt ist ziemlich rasch erledigt. Der Rest ist ein irrational-emotionales Waterloo für einen unserer Protagonisten, das zwar an manchen Stellen etwas zu aufgesetzt wirkt (z.B. das Finale), letztlich aber durch starkes Pacing und die empathische Schauspielleistung dermaßen mitfiebern sowie mitleiden lässt, dass man das ganze Konstrukt mit seinen womöglich wackeligen Füßen sehr gerne hinnimmt. Die verzweifelte Angst um den engsten Angehörigen einerseits, die kaltblütige Konsequenz und blinde Rachsucht bei den Tätern andererseits bilden eine sehr schicksalsträchtige wie kurzweilige Verbindung, die diesen Tatort aus dem sonstigen Krimi-Einerlei locker herausstechen lässt. Aber vielleicht ist in diesem Falle einfach meine Schwäche für die eher seltene 'thrillereske' Note dieser Krimi-Reihe von entscheidender Natur.
Der Titel "Northmen - A Viking Saga" klingt vielleicht nach einer ganz großen Geschichte, obwohl genau dies der vernachlässigbare Teil dieses historischen Actionvehikels ist. Ich fühlte mich spontan an Kandidaten wie den Ritterfilm "Ironclad" erinnert, wo der Plot so simpel wie möglich gehalten wird, um möglichst viele nonverbale Auseinandersetzungen und lange Verfolgungsszenen zeigen zu können. Wer könnte auch vermuten, dass eine Horde Wikinger nach unglücklicher Ankunft im heutigen Schottland nicht gerade mit offenen Händen begrüßt wird? Und so kämpft eine bunte Truppe, die sich ziemlich rasch zusammenfindet, gegen die böse Schergen des beheimateten Königs. Immerhin wird hier nichts anderes als humorlos-ehrliche Action in entsprechender Mittelalter-Ummantelung versprochen und es gibt davon genügend unansehnlichere Vertreter aus dem Genre. Claudio Fähs Wikinger-Streifen ist zwar fast ohne jegliche inhaltliche Substanz und so richtig mitfiebern bei den zahlreichen und meist blutigen Konfrontationen konnte ich ebenso wenig. Mit seiner soliden handwerklichen Umsetzung ist er letzten Endes doch unterhaltsam genug, um ihn überraschend locker wegzugucken. Und wer, warum auch immer, Ken Duken mal in bulliger Nordmannspose betrachten will (ich hätte nicht erwartet, sein Gesicht plötzlich auftauchen zu sehen), der sollte natürlich sowieso bei Gelegenheit zugreifen.
Die Tatort-Folgen aus Dortmund adäquat zu bewerten, fällt mittlerweile schwer. Zwar ist wie angekündigt Stammautor Jürgen Werner an Bord, doch zur alten Stärke wird hier, wenn ich diesen Krimi als Ganzes betrachte - leider nicht wirklich gefunden. Wie erwartet stehen die Stammcharaktere inklusive detaillierte Fortentwicklung nicht selten im Mittelpunkt der 90 Minuten, denn die für diese Reihe spezielle horizontale Erzählweise soll ja nicht endgültig beendet werden. Quantitativ ist da schon einiges an Zeit gebunden, wenn man gleich vier Kommissare und deren Schicksale gleichermaßen behandeln will. Ein mehr oder weniger gebändigter Faber und eine zunehmend verzweifelte Boenisch machen als Duett mit manchmal schon umgekehrten Vorzeichen schon ziemlich viel Laune in dieser ansonsten grau in grau umhüllten Ruhrpott-Szenerie. Auch Dalay bekommt genügend zu tun, während Herzschmerz-Kossik dabei noch am wenigsten überzeugen kann. Nur ist es wiederholt der Fall selbst, der nicht so recht funktionieren möchte.
Erneut ist es nach letzter Woche mit Falke und Lorenz die allgegenwärtige Flüchtlingstragödie, die die eigentliche Grundlage für diesen Fall bildet. Fernab von der möglichen thematischen Monotonie, die den Tatort in nächster Zeit hoffentlich nicht vollkommen beherrschen möge (Stichpunkt Programmplanung): Bei mir beißt sich diese wichtige Problematik jedoch diesmal mit den sehr fragwürdig-fiktiven Handlungen rund um Faber und seinen Marotten. Das ist natürlich im Zusammenhang mit seinen flotten Sprüchen unterhaltsam geraten, übertüncht jedoch nicht die fehlende Spannung und Authentizität, die sich um die anfänglichen Sandkastendrogen entspinnen sollte. Zumindest lässt die vorletzte Szene genügend Spielraum, um über den weiteren Verlauf spekulieren zu können. Ich bin sicher, dass Werner schon eine schlagfertige Fortsetzung parat haben wird.
Es spricht eindeutig für Joseph Kosinskis Handwerk, dass ich "Oblivion" nach knapp zwei Jahren nochmals eine Chance gegeben habe. Der Grund für die damalige Enttäuschung war jener, den wahrscheinlich viele ebenso angebracht haben: die Story, speziell mit ihrem wendungsreichen Schlussdrittel. Leider ist das ein generelles Manko, welches man in so zahlreichen Blockbustertiteln wiederfindet, wo auch narrativ meist nur der Superlativ zählen, ohne jedoch letztlich den richtigen Dreh zu bekommen. Da mag alles andere noch so hübsch aussehen. Jetzt habe ich mit meinem Vorwissen aus der Erstsichtung zumindest halbwegs meinen Frieden mit dieser eigenwilligen Widerstandsidee machen können, obwohl sich das Ganze nach überstandenen zwei Stunden keinesfalls "erfüllend" anfühlt. Die Dystopie-Handlung ist trotz seiner unheimlichen Drohnen-Technikschau nicht so visionär wie die Optik des Films - Kosinskis Vorgängerwerk "Tron Legacy" lässt gewissermaßen grüßen. Die beeindruckenden Landschaftsbilder, die ausführliche Exposition, der sehr passende und hörenswerte Score von M83, eine edle Basisstation über den Wolken und ein stets kämpferischer Tom Cruise sind immer noch Grund genug, "Oblivion" über die meiste Zeit trotzdem genießen zu können. Ich wäre deshalb echt gespannt, zu was Kosinski fähig ist, wenn er in Zukunft auch mal ein durch und durch gutes Drehbuch in die Hand bekommt. Falls man ihn denn lässt.
Nachdem das Gespann Möhring/Schmidt-Schaller zuletzt mit ihren Geschichten immer weniger überzeugen wollte, kann beim wehmütigen Abschiedskapitel der Lorenz-Darstellerin nochmal dick gepunktet werden. Einen auf wahren Begebenheiten angelehnten Kriminalfall über einen toten Asylbewerber in einer Gefängniszelle als Basis zu nehmen, ist dabei kein schlechter Schachzug in der aktuellen Situation (was sich darüber hinaus in den teils entlarvenden Reaktionen auf diese Episode zeigt). Wenngleich als Whodunit konzipiert, ist es die melancholisch-kühle Umsetzung von Regisseur Thomas Stuber und der schwierige Einblick in einen verschlossenen Polizeiapparat, was wirklich interessant und sehenswert an diesem Krimi ist. Auch wenn manche Situation etwas stereotyp daherkommen mag, machen die guten Darsteller - darunter sogar ein höchst seriöser Auftritt von Serdar Somuncu - sehr viel wett. Ein schwerer, aber guter Tatort.
Paul Blart ist wieder im Einsatz - nur hat niemand in dieser Kinowelt nach ihm ernsthaft gerufen. Nach rund sechs Jahren seit Teil 1, der einst durch meine mittels "King of Queens" lang angehaltene Grundsympathie für Kevin James durchaus für kurzweilige Comedy-Kost sorgen konnte, kam irgendjemand auf die Idee, dass der Supermarktheld in Uniform doch noch eine Fortsetzung gebrauchen könnte. Ich glaube kaum, dass James' voller Terminkalender maßgebend für diese lange Pause war. Es wirkt eher wie eine Verlegenheitslösung und was macht man in den USA, wenn der Ideenkoffer dennoch völlig leer ist? Genau, man geht nach Vegas und baut zudem ein paar Standardganoven ein, damit der Protagonist dort auch etwas zu tun bekommt.
Wie man es dreht und wendet (dabei war ich wirklich so unvoreingenommen wie irgend möglich an die Sichtung herangegangen), aus "Der Kaufhaus Cop 2" wird kein guter Film. Das haben die Macher rund um Andy Fickman mit seinen zweifelhaften Regiekünsten wahrscheinlich auch nicht erwartet. Die übersichtliche Anzahl an Gags wird äußerst lauwarm serviert und Blart pendelt zwischen netter und ätzender Trottelpose durch eine ganz schwache Handlung. Interessant: Selten fand ich eine von Kevin James gespielte Rolle zeitweise dermaßen abstoßend. Immerhin werden damit einhergehend die Schwierigkeiten für alleinerziehende Väter und der mangelnde Respekt eines bestimmten Berufsstand abgebildet - auf Paul-Blart-Niveau eben. Darum möchte ich letzten Endes auch nicht das ganz große Fallbeil über diesen Film schwingen, obwohl sein beabsichtigter Slapstick viel zu oft danebengeht. Er ist dafür ein schlicht zu einfaches Opfer...
[#Horrorctober 2015]
Mit "Housebound" haben wird es mal wieder mit einem Kandidaten zu tun, der plakativ Comedy und Horror zu verbinden versucht. Im besten Falle kommt dabei großartige Unterhaltung heraus. Oftmals schwebt man aus meiner Erfahrung heraus jedoch eher im unausgegorenen Genre-Nirgendwo, wodurch weder das eine, noch das andere Element seine Stärken gänzlich ausspielen kann. Bei Gerard Johnstones Film musste ich des zeitweise an dieses Schema denken, obwohl speziell im Haunted-House-Segment ich als Zuseher normalerweise immer leichte Beute bin. An kleinen Highlights mangelt es bei dieser abseitigen neuseeländischen Variante nicht: der stoische Aufbau dieser Hausarrestidee, die sehenswert-dauerangepisste Hauptdarstellerin Morgana O'Reilly, die immerzu seltsame Mutti, die unheimlich-komischen Szenen im Haus, welche bewährte Erwartungen etwas konterkarieren können - zumindest am Anfang war ich gerne Gast in dieser Geschichte.
Leider schafft es der Film nicht, spätestens im zweiten Akt mich in gleicher Weise noch zu überraschen (was der Spannung entsprechend nicht wirklich zuträglich ist). Wie der Hase laufen wird, erahnt man irgendwann und wenngleich das Finale hektisch und blutig die Auflösung des ganzen Hokus Pokus präsentiert, habe ich ziemlich emotionslos das Ende des Films verlebt. Von der anfangs unkonventionelle Spielweise bleibt für meine Begriffe letztlich zu wenig übrig. Der gebotene Genremix in "Housebound" mag zwar insgesamt seine Momente haben, hat aber längst nicht die Kragenweite eines Frühwerks eines Peter Jackson oder Sam Raimi, deren Namen u.a. gerne in diesem Zusammenhang schon mal genannt werden.
Etwas verspätet, aber der Monat hat ja noch genügend Tage:
http://www.moviepilot.de/liste/horrorctober-2015-filmschauer
Die letzte Wiesn - für den Kommissar, für den Gast, für den Täter, für das Opfer (hehe), für den Betreiber oder für den Tatort-Stammgucker? Eine interessante, fast schon philosophische Frage, wenn man so will, die mich schon während der Sichtung beschäftigt hat. Aber wenn man auf die starke Zuschauerquote schaut, müsste es wahrscheinlich jedes Jahr pünktlich zur Wiesn-Zeit eine Oktoberfestausgabe des altgedienten Münchener Ermittlerduos geben. Ein gutes Geschäft, wie es auch für die Zeltbetreiber zu sein scheint und deren Treiben in Gestalt von Gisela Schneeberger auf wunderbar derb-ikonische Weise dargestellt wird. Irgendwann weiß man dann schließlich, warum Leitmayrs Toskana-Urlaub genau zu dieser Zeit stattfindet, bevor die Pflicht wieder ruft. Marvin Krens Film porträtiert diese wilde Volksfeststimmung eingehend und schonungslos in seinen scheinbar unausweichlichen Ritualen. Liebhaber, skeptische Beobachter und Hasser dieser Wiesn-Zeit kommen quasi hier zusammen. Allen bunten Impressionen zum Trotz: Gefühlt stand bei den Machern zuerst das Thema fest, bevor es auch noch eine veritable Krimihandlung gab, die nicht dermaßen spannungsarm und auffallend konstruiert wirkend wie die Dargebotene daherkommt. Dann muss eben auch mal die Gastfreundschaft von Leitmayr und Batic größeren Raum in dieser Geschichte bekommen, um nochmals zu verdeutlichen, welch Ausnahmezustand bei vielen Stadtbewohnern Münchens Ende September herrschen muss. Es gibt eben Dinge, die größer sind als ein zuschauerträchtiger Tatort.
Schön und geschmeidig sieht er ja wieder aus, dieser noch sehr neu schmeckende Frankfurter Tatort. Man würde beim eingesetzten CinemaScope-Format, der Soundtrack-Auswahl oder den nicht zu verachtenden großen Skyline-Bildeinstellungen fast meinen, hier reden die Macher nicht nur über mögliche reguläre Kino-Ausflüge wie manch andere Kollegen, sondern setzen den zumindest formal direkt einfach mal so um. Man kann dem Hessischen Rundfunk generell auf keinen Fall einen fehlenden Innovationswillen (bzw. 'Cojones') beim Thema Tatort vorwerfen - siehe auch Wiesbaden. Janneke und Brix sind darüber hinaus wieder ein interessantes, weil ausgesprochen seltsames Duo, bei denen man mit ihren verdeckten wie kecken Ecken und Kanten grundsätzlich gerne zuschaut. Selbst auf den Ausgang der Premierefolge wird Bezug genommen und elegant auch neue Zuseher abgeholt. Doch da ist noch die Krimihandlung, die mit ihren Verwicklungen rund um obskure Ex-Kollegen oder die örtlichen Russenmafia und der misstrauischen Zwietracht zwischen den Kommissaren zwar lange Zeit kurzweilig unterhalten kann, doch allzu dramatisch oder stichhaltig wirkt dieser Krimi jedoch nicht. Zu auffallend schräg und holzschnittartig bleiben die Nebenfiguren rund um Justus von Dohnányi letztlich, als dass ich nach einem eher mediokren Finaleinlauf noch länger an diesen Fall denken werde. Doch wenn die Hülle so wohlig erscheint wie hier, verzeiht man das auch mal an einem Sonntagabend.
Selbstjustiz ist in der Filmgeschichte zwar wirklich schon tausendfach behandelt worden, aber hey - bei Genrefilmen wie bei "The Equalizer" funktioniert es auch ein weiteres Mal (die Serien-Vorlage aus den 80ern kenne ich übrigens nicht). Regisseur Antoine Fuqua hat eben ein eloquentes Händchen für stylische Kinoszenen und kräftiges Pacing, wodurch man selbst über gelegentliche Klischeebilder und seltsame Drehbucheigenarten willig hinwegsieht. So war es bei einigen seiner Regieerzeugnisse, doch "The Equalizer" gehört zu den helleren Punkten seiner Filmografie. Vielleicht liegt es auch daran, dass er wie einst in "Training Day" wieder mit der schauspielerischen Allzweckwaffe Denzel Washington zusammengearbeitet hat, welcher damit gewissermaßen zukünftig in die Reihe der Ü60-Actionveteranen à la Neeson, Willis & Co. eingliedern könnte. Er passt aber super in diese ausgleichend-kompromisslose Rolle des Baumarktmitarbeiters und Diner-Stammkunden Robert McCall - hier weiß man einfach, was man kriegt. Nicht alles macht wirklich Sinn, aber es ist mit fortlaufender Spielzeit doch ziemlich unterhaltsam zu beobachten, wie Fuqua Washington als zunehmend übermenschlichen Rächer inszeniert, wobei ich fast schon an eine weiteren Variante eines Superhelden-Films denken musste. Spätestens im Finale weiß man dann auch das Motiv des (Original-)Filmplakats einzuschätzen. "The Equalizer" ist ein Film mit Stärken (u.a. Marton Csokas als potenter Gegenspieler für Washington) und Schwächen (u.a. Chloë Grace Moretz, die hier mit einer unpassenden und undankbaren Rolle abgespeist wird), doch letztlich mochte ich ihn.
Der Tatort ist zurück aus der Sommerpause - wie immer mit dem Luzerner Team, das allgemein nicht gerade auf einer Erfolgsspur navigiert, wenn man es an der bisherigen Resonanz ablesen will. Zumindest versuchen sie diesmal die Abkehr vom Krimialltag: Prominente Besetzung mit Namen wie Antoine Monot Jr. und Misel Maticevic, kein üblicher Whodunit-Plot, blutige Momente, wenig privates Kommissar-Zeugs. Doch auch wenn ich es des öfteren mehr als goutiert habe, falls hier und dort das übliche Tatort-Schema durchbrochen wird, ist dies nicht gleichbedeutend mit einer gelungenen Episode. Selbstjustiz à la "Michael Kohlhaas" ist das grundlegende Thema in dieser Sniper-Geschichte mit einem eher gegen den Strich besetzten Monot Jr. in der Hauptrolle. Fängt überraschend und schwungvoll an, wird allerdings mehr und mehr stiller in der Tonalität. Dem nicht einher geht jedoch die innere Plausibilität dieser zugeknöpften Figur. So, wie es dargestellt wird, bleibt es trotz seiner klaren These über die Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit des Staatsapparates für mich zu unausgegoren. Die seltsamen, folgenschweren Folgetaten untermauern dies in gewisser Weise, selbst wenn Regisseur Florian Froschmayer noch die Kurve bekommt mit dieser Geschichte. Schade, dass im Zuge dessen Maticevic' Qualität hier eher verschenkt wirkt. Und dann ist da noch das Ermittler-Duo, welches sich für ihre Verhältnis bis auf ganz wenige Ausnahmen ganz ordentlich aus der Affäre zieht. Das klingt jetzt jedoch alles negativer, als es letztendlich war. Interessant anzusehen bleibt diese Schweizer Episode dennoch, obwohl ich mir bei dieser guten Exposition doch noch etwas mehr erhofft habe.
So schön und elegant kann Science Fiction sein. Damit sei nicht (nur) das technologische Objekt der Begierde gemeint, sondern ganz allgemein das Regiedebüt des im Genre schon ziemlich bewanderten Alex Garland, der ganz offensichtlich nicht nur das Drehbuchschreiben zu beherrschen scheint. "Ex Machina" ist ein fast schon kammerspielartiges Gedankenspiel ob der Vorzüge und Gefahren einer künstlichen Intelligenz - die allgemeinen Fortschritte in diesem Bereich zeigen, wie aktuell diese Debatte noch werden wird. Das Thema KI selbst ist damit im Kino sicherlich nicht ganz neu aufgepoppt (siehe "Terminator" etc.), doch zeigt diese eigenwillige Personenkonstellation, die hier zusammengeführt wird, einige herausgestellte Aspekte genderkritischer und philosophischer Natur, über die es auch lange nach dem Film noch nachzudenken lohnt. Das fängt an mit dem Silicon-Valley-ähnlichen, klinisch-visionären Unternehmergeist beim Herrn des Hauses und geht fortan bis in die dunkelsten Grenzbereiche, in denen sich der Mensch noch vom Roboter zu unterscheiden vermag. Doch selbst wenn man den geistreichen Subtext des Ganzen außen vor lässt, gelingt Garland es, ein sehr spannendes, authentisch gespieltes, optisch ansprechendes und mit seinen denkwürdigen Konversationen sehr keckes Genrewerk zu kreieren, welches mit seiner überraschend-interessanten Entwicklung mich irgendwann genauso um den Finger gewickelt hatte wie manchen Charakter in dieser (hier passt wohl das Modewort umso mehr) 'smarten' Designervilla im idyllisch-grünen Nirgendwo. Ganz große Empfehlung!
Eigentlich ist es ja eine Erleichterung, dass man Robert Downey jr. heutzutage auch noch ohne seinen berühmten Iron-Man-Anzug auf der Leinwand erleben darf. Zwar darf er in "Der Richter" als schlagfertiger Anwalt erneut vergleichsweise smart und erfolgreich daherkommen, doch verläuft diese Produktion auf ungleich sanfteren Bahnen. Freund wie Gegner ist dabei nur die Justiz und die fast schon vergessene Ursprungsfamilie. David Dobkins Film behandelt nicht nur die Rückkehr in die jugendliche Vergangenheit, er fühlt sich beim Zusehen gewissermaßen auch so an. Fast schon gediegen, wenn nicht 90er-mäßig wirkt die Umsetzung dieses Dramas mit Leute wie Kameramann Janusz Kaminski oder Komponist Thomas Newman in der Hinterhand, das unaufhörlich zwischen den schwer aufzubrechenden Familienzwistigkeiten und ernstem Gerichtsfilm pendelt. Wirklich spannend mag das nicht sein, auch merkt man dem Streifen seine sehr ausschmückende Erzählweise an, die locker die 2h-Grenze überschreitet. Downey jr. und Filmvater Robert Duvall spielen hier routiniert und zweifellos gekonnt ihre Rollen herunter, unter der Oberfläche zeigen sich jedoch die Schwächen von "Der Richter". Trotz der Länge und der bis in die Nebenrollen namhaften Darsteller bleiben die Figuren zu grobschlächtige Abziehbilder bekannter Genremuster. Zugesehen habe ich den Schauspielern (Vera Farmiga!) dennoch sehr gern. Dobkin will scheinbar tadellos seine Geschichte durchziehen, was ihm handwerklich auch gelingen mag. Mein Herz hat diese insgesamt höchst solide Kinokost mit leichtem Hang zum Gefühlskitsch jedoch nicht nachhaltig erreichen können.
Wer die Künste von "Julia's Eyes" schon zu schätzen wusste, wird mit "The Body" ebenso glücklich werden. Das ist nun wirklich keine steile These, da die Verbindungen zwischen beiden Filmen so eng wie möglich sind: effektives, elegant gefilmtes Genrekino, ein mysteriöses Puzzlespiel an Verschwörungen und Indizien, eine undurchschaubare Belén Rueda vor der Kamera und Oriol Paulo als Skriptschreiber. Da hat jemand den Takt, den Kollege Guillem Morales einst schon mit "The Uninvited Guest" einleitete (diesen Film empfehle ich ja immer gern), souverän weitergeführt. Ich mag einfach diesen düster-schaurigen, manchmal gar grotesken Thrillereinschlag aus Spanien in den letzten Jahren, wie er bei "The Body" spätestens im Finale offen zu Tage tritt. Das muss nicht immer gut gehen, aber in diesem Fall einer verschwundenen Pathologie-Leiche funktioniert dieser unerhört-charmante Wille, den Zuschauer sanft in die Irre zu führen, erneut überzeugend. Gerne weiterhin solche Streifen, liebe Spanier!
Ich mag generell Plansequenzen in Filmen sehr. Deshalb war meine Neugier natürlich geweckt, als "Victoria" bei der 2015er Berlinale mit dem Faustpfand auftauchte, dass alles, ja wirklich alles in einer Aufnahme und ohne Schnitt umgesetzt wurde. Vorläufer dieser ambitionierten Idee gab es schon einige - siehe etwa Großmeister Alfred Hitchcock mit "Cocktail für eine Leiche". Die heutige Technik macht's möglich, dass mittlerweile auch ohne Tricks der Wunschtraum dieses Konzepts Realität werden konnte. Doch ist Sebastian Schippers Film nun nur wegen dieser handwerklichen Umsetzung einen Blick wert und der Inhalt lediglich Mittel zum Zweck?
Nach 140 höchst intensiven Filmminuten waren meine kleinen Befürchtungen von zuvor vollkommen obsolet. Das liegt logischerweise an der immersiven Stärke dieser ungewöhnlichen Herangehensweise, doch auch die Handlung selbst hat ihre wunderbaren Eigenheiten, die mal berühren, mal anecken oder einfach nur Spaß machen. Ein Berlin-Film ohne überzogenen Glanz oder Perfektion (was logischerweise an den Widrigkeiten des eingesetzten Stilmittel liegt), aber dafür scheinbar authentisch und ziemlich aufregend. Wunderbar dargestellt wird anhand der ungeplanten Discobekanntschaft zwischen unserer Protagonistin, der erst kürzlich in Berlin lebenden Spanierin Victoria, und der wilden Gruppe befreundeter Jungs gewissermaßen eine zielsuchende Generation, die Solidarität in Grenzsituationen und die süße Lust nach einem Abenteuer. Natürlich entblößt sich Letzteres als etwas schwieriger heraus als geplant. Auch ein solcher Film kann wohl nicht gänzlich ohne große Dramaturgie bestehen.
Was folgt, ist eine mit überraschend vielen Ortswechseln versehene Echtzeit-Odyssee irgendwo zwischen ausklingender Partynacht und der ernsten Morgendämmerung, bei der man nicht zu erkennen vermag, wie solch ein Film enden könnte. Ein filmisches Erlebnis, das, wie immer man bewerten möchte, sich wirklich hervorheben kann und auch nach Wochen genauestens im Gedächtnis verbleibt. Ich bin nicht sicher, ob ich es begrüßen würde, wenn eine solch extreme Herangehensweise in Sachen Kameraeinsatz nun seine zahlreichen Nachahmer finden würde. Vielleicht wird Schippers Werk auch auf Jahre hin einzigartig bleiben mit seinen Ecken und Kanten. Auf jeden Fall kann ich jedem Kinofan wärmstens empfehlen, "Victoria" auf der Leinwand anzuschauen. Denn Worte allein können nicht annähernd ersetzen, was hier gezeigt wird.
@Moehrensuppe: "Tele 5 will den Film dieses Jahr außerdem noch im Free-TV präsentieren. Ein Termin dafür steht noch aus."
Nö, den gibt es schon länger (5. September): http://www.tele5.de/a-z/schlefaz/schlefaz-sharknado-3/sharknado-3.html