Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

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    Die Story passt auf die Rückseite einer Briefmarke, die Gags sind überwiegend grobschlächtiger Natur (der Gag aus dem Trailer, in dem Mitchell Hunter zunächst auffängt und ihn dann gegen die Decke klatscht, kommt übrigens gar nicht erst vor (außer ich bin eingeschlafen...)) und im Großen und Ganzen läuft vieles recht vorhersehbar ab - wozu auch die wundersame Blitzausnüchterung Mitchells gehört.

    Bemerkenswert ist, wie viel Prüderie ausgerechnet in den Komödien steckt, die geradezu mit ihrer Offenheit prahlen. Ähnlich wie in 'Bad Moms 2' möchte man auch hier den Produzenten raten, entweder in die Vollen zu gehen oder es besser sein zu lassen. Zwar geht es hier nicht ganz so bigott und posermäßig zu wie bei 'Bad Moms 2', aber so richtig entfesselt darf der Humor dann scheinbar doch nicht sein. In der Figur des Mitchell bündelt sich dann auch das ganze Elend in Sachen Sexualmoral, mit dem unzählige US-Amerikanische Kino- und TV-Produktionen (zum Glück nicht alle) "gesegnet" sind: "Arschsaufen" in der Öffentlichkeit vor dutzenden jugendlichen Zuschauern (unter denen sich auch die eigene Tochter befindet) ist kein Problem, aber Umarmungen der Tochter sind in Zukunft nicht mehr möglich, weil man dann ja ihren Busen spürt. Na dann...

    An einigen Stellen schlägt der Film glücklicherweise dann doch einen etwas feineren Humor an, was einen auch hin und wieder schmunzeln lässt. Und trotz einiger Unzulänglichkeiten gestaltet sich die Laufzeit auch als recht kurzweilig. Wirklich stolz auf die Mitwirkung dürften aber nur die wenigsten der Beteiligten sein...

    Mit Müh' und Not gerade noch 5 Punkte.

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      Framolf 14.04.2018, 03:00 Geändert 14.04.2018, 03:03

      Eugene Jarecki hat bisher vier Dokumentationen als Regisseur herausgebracht (wenn man den Episodenfilm 'Freakonomics', an dem er mit einem von vier Beiträgen beteiligt war, mal außen vor lässt). Zu keiner dieser Dokus gibt es bisher einen Kommentar bei mp, der mit weniger als 7 Punkten bewertet ist. Das spricht schon Bände.

      Auch 'Drogen: Amerikas längster Krieg' folgt derselben Idee wie seine anderen Produktionen und befasst sich mit den Folgen einer ungezügelten Macht des Kapitals und den Eigendynamiken, die daraus resultieren. Dieses mal in Bezug auf den Drogenkonsum, dessen sukzessive Kriminalisierung und das oft ungleiche Strafmaß, das viele der Delinquenten erwartet. Während sich die Gesetzgebung zunächst gegen chinesische Einwanderer richtete, folgten später Mexikaner, dann Afroamerikaner und schließlich auch weiße Einwohner. Handlungen (und letztlich auch soziale Schichten), für die sich zunächst niemand interessierte, wurden sukzessive kriminalisiert und in einen Wirtschaftszweig "eingehegt", der mittlerweile völlig außer Kontrolle geraten zu sein scheint. Mittlerweile hat sich eine regelrechte Gefängnisindustrie gebildet, die immer weiter wächst und nur florieren kann, wenn ihr immer weitere langjährige Strafgefangene zugeführt werden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass in den USA der Anteil an Strafgefangenen an der Gesamtbevölkerung exorbitant höher ist als in anderen Ländern.

      Jarecki untermauert auch hier seine Thesen mit großem handwerklichen Geschick (wie etwa zahlreichen Parallelmontagen) und lässt diverse Akteure zu Wort kommen. Immer wieder kommt auch hier David Simon zu Wort, der über viele Dinge berichtet, die den Zuschauern seiner Serie 'The Wire' nur allzu bekannt vorkommen dürften. Von blutjungen Dealern über vermasselte Sozialbauprojekte bis hin zu Politikern, die sich für Dinge einspannen lassen, die alles andere als hilfreich für die Bevölkerung sind.

      Aufgrund der kurzen Laufzeit und der Komplexität des Themas bleiben leider auch einige Informationen außen vor (wie etwa die Rolle Harry Anslingers oder auch medizinische Aspekt oder der Umgang mit legalen Rauschmitteln), aber dafür lässt sich Jarecki und Simon kein Vorwurf machen. Wer tiefer in die Thematik eintauchen will, dem sei 'The Wire' wärmstens empfohlen. Und wer 'The Wire' schon kennt und noch ein paar Zusatzinfos von Serienschöpfer David Simon und dem Dokumentarfilmer Eugene Jarecki bekommen will, der sollte in die hier vorliegende Doku mal reinschauen.

      Bemängeln könnte man zwar, dass die offizielle Sicht der staatlichen Behörden nicht ausreichend gewürdigt wird, aber da diese ohnehin mehr oder weniger rund um die Uhr von einigen Innenpolitikern (vor allem im Wahlkampf) zum Besten gegeben wird, ist das letztlich auch gar nicht nötig. In diesem Sinne ist 'Drogen: Amerikas längster Krieg' eben die Gegenrede von Simon und Jarecki gegen ebendiese Politiker.

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        Vor vier Monaten kam ein Film mit dem Titel 'A Ghost Story' in die Kinos und nächste Woche nun 'Ghost Stories'. Erinnert ein wenig an die seltsame Konstellation um 'Gegen die Flammen'. Letztes Jahr kam ein französischer Film mit diesem Titel in die Kinos und im Mai wird nun eine gleichnamige US-Produktion folgen. Dabei ziehen beide Filme in völlig unterschiedliche Richtungen. Im Vergleich zu den beiden Feuerwehrfilmen habe ich 'A Ghost Story' noch nicht gesehen, aber es mutet schon sehr seltsam an, wie einfallslos man in letzter Zeit mitunter bei der Titelgebung ist. Wie auch immer...

        An sich ist 'Ghost Stories' ein düsteres, kurzweiliges und wendungsreiches Horrordrama, das man sich am besten zwei mal ansehen müsste, um alle Details zu erfassen. Was die Handlung betrifft, reicht es völlig aus, wenn man weiß, dass es um einen Professor geht, der Betrügern das Handwerk legen möchte, die Geld mit vermeintlich übernatürlichen Phänomenen verdienen wollen. Vom Rest sollte man sich im Idealfall überraschen lassen. Was sich zunächst wie ein Episodenfilm anlässt, ist letztlich dann doch viel mehr als nur das.

        Das fintenreiche Ende verleiht dem Film eine denkwürdige Note, wird das Publikum aber wahrscheinlich auch spalten. Nicht jedem wird es gefallen.

        ++ SPOILER ++

        Die Moral von der Geschicht' (oder zumindest eine davon) wäre dann wohl auch, dass man es nie an Hilfsbereitschaft mangeln lassen sollte, ganz egal, in welcher Lage man selbst ist. Es gäbe auch noch eine zweite Lesart, die aber in eine ähnliche Richtung zielt. Diese wäre dann sinngemäß, dass es oftmals nicht reicht, nach bestem Wissen und Gewissen vorzugehen, sondern dass man sich immer und immer wieder hinterfragen sollte. Womögliche lassen sich auch noch weitere Botschaften aus der Geschichte extrahieren, aber das werden dann ja die weiteren Kommentare zeigen. :-)

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          Framolf 13.04.2018, 18:42 Geändert 16.08.2018, 03:47

          Ganz große Doku über Amerikas Kriege in der jüngeren Vergangenheit. Wie auch in seinen späteren Dokumentationen zu anderen Themen zeigt Eugene Jarecki auch hier vor allem die Auswirkungen eines ungezügelten und ausufernden Kapitalismus auf. Dabei geht es ihm keineswegs und eine Kampfansage an den Kapitalismus an sich, sondern vielmehr um eine Bewahrung (oder Wiedererlangung) der sozialen Komponente, die dieser einst in viel stärkerer Ausprägung hatte. Dabei zeigt er auf, wie ein mehr oder minder ungezügelter Rüstungskomplex immer mehr wirtschaftliche und politische Macht an sich reißt und letztlich auch Kriege befeuert, die für die US-amerikanische Demokratie (aber auch für viele andere Länder) absolut kontraproduktiv sind. Rüstungsfirmen wollen mit Blick auf ihre Aktionäre die Umsätze steigern, viele Politiker sehen sich zu immer weiteren Deregulierungen gezwungen, um keine Arbeitsplätze in ihren Wahlkreisen zu gefährden und kleine Leute lassen sich von leeren Versprechungen und haltloser Propaganda ködern. Eine fatale Mischung. Sowohl für den Einzelnen, als auch für die demokratische Gesellschaft an sich. aber gut für die Aktionäre. -- Selbstverständlich war diese Zusammenfassung jetzt gnadenlos verkürzt und wird Jareckis Aussagen in keiner Weise gerecht, aber als grober Fingerzeig, in welche Richtung es hier geht, sollte es reichen. :-)

          Viele der dargebotenen Informationen kennt man zwar bereits, wenn man sich für politische (Zeit)Geschichte interessiert, aber der wahre cineastische Wert von 'Why we fight' besteht in der poetischen Herangehensweise Jareckis. Ohne belehrende Kommentare aus dem Off und ohne jeglichen Drang zur Selbstdarstellung vermittelt Jarecki seine Thesen mit viel handwerklichem und künstlerischem Geschick. Ganz in der Tradition der expressionistischen Literatur, die sich ebenfalls mit einem bewältigten und einem am Horizont aufziehenden Krieg auseinanderzusetzen hatte, lässt Jarecki immer wieder unkommentiert Gegensätze aufeinanderprallen und spielt dabei propagandistische Behauptungen gegen die Realität aus. Auch das gegenteilige Mittel, die Parallelmontage bringt er wiederholt aussagekräftig zum Einsatz. Zwar kann man es übertrieben finden, wenn im Abspann auf diese Weise die Rekrutierung eines jungen und naiven Soldaten mit einer Mobilmachung gleichgesetzt wird, aber gerade als Schlusspunkt schadet es nicht, eine provokative Spitze zu setzen, die zu Diskussionen einlädt.

          Viele Akteure lässt Jarecki aber auch einfach nur ungebremst sprechen und lässt den Zuschauer selbst entdecken, wie sich diese um Kopf und Kragen reden. Wenn sich etwa ein Pilot und ein Drohnenpilot stolz lächelnd damit brüsten, entscheidende Schläge ausgeführt zu haben und dennoch ruhig schlafen zu können, hat es weit mehr Aussagekraft als so manche laut hinausgebrüllte Behauptung manch anderer Filmemacher.

          Der Titel dieser Doku lehnt sich übrigens an eine Serie von Propagandafilmen aus dem Zeitraum 1942 bis 1945 an, mit der die amerikanische Öffentlichkeit auf bevorstehende Kriege eingeschworen werden sollte. Nebenbei bemerkt findet genau das derzeit wieder in einigen Medien statt - nicht nur in den USA.

          Wem diese Thematik als Doku zu trocken ist, dem sei hiermit David Simons ('The Wire') Miniserie 'Generation Kill' ans Herz gelegt, die in eine ähnliche Richtung zielt. Simon und Jarecki haben übrigens bereits mehrmals zusammengearbeitet, was man den Werken der beiden auch deutlich anmerkt. Die Botschaft ist ähnlich, letztlich unterscheidet sich nur die Wahl der Mittel.

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            Framolf 13.04.2018, 00:57 Geändert 13.04.2018, 00:59

            ++ SPOILER, die aber letztlich völlig egal sind, da Disney sowieso jedes mal dieselbe Geschichte erzählt... ++

            Oh Disney... Weit über 100 Mio $ Budget für ein Drehbuch, das ihr schon gut und gerne 50 mal als Zeichentrick-, Animations- oder Marvelfilm verfilmt habt. Ein sonderbarer Außenseiter, der einen engen Angehörigen verliert, auf eine Reise geht, dabei lernt, seine Schwächen zu akzeptieren und gewinnbringend einzusetzen, um als Vertreter des Guten das Böse zu besiegen und dabei letztlich auch Liebe (in welcher Form auch immer) zu finden - das gab es ja noch nie bei Disney... Die Moral von der Geschicht' mag gut gemeint sein, aber dass Hass mit Liebe besiegt werden kann, ist dann letztlich doch ein wenig dünn, wenn man zuvor derart bedeutungsschwanger mit diversen Scheinmetaphern daherkommt.

            Die prominenten und ambitionierten Darsteller wie Chris Pine, Reese Witherspoon, Michael Peña, Oprah Winfrey, Zach Galifianakis und Gugu Mbatha-Raw werden eigentlich kaum gefordert. Anscheinend hat man nur ihre Namen zur Vermarktung gebraucht... Die 3D-Umsetzung wirkt in manchen Szenen zwar sehr schick, ist aber über weite Strecken auch völlig unnötig.

            'Das Zeiträtsel' schmeckt wie eine verkochte und mit Wasser verdünnte Suppe vom Vortag, die in einer schönen Schüssel serviert wird. Da helfen auch die handverlesenen Zutaten nicht mehr viel.

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              Framolf 13.04.2018, 00:38 Geändert 22.01.2021, 07:04

              Oft sieht man Trailer, die mächtig auf den Putz hauen und denen dann ein recht mickriges Filmchen folgt. Hier ist es eher umgekehrt: Es wird mit einem relativ schwachen Trailer für einen dann doch recht unterhaltsamen Film geworben. 'Spielmacher' ist zwar ziemlich vorhersehbar und hier und da etwas over the top, aber im Großen und Ganzen doch ziemlich kurzweilig und überraschend düster inszeniert. Frederick Lau und Antje Traue wirken hier deutlich authentischer als in einigen ihrer vergangen Rollen. Lob gebührt auch dem fast schon diabolischen Spil von Oliver Masucci. Kurios: Paul Fassnacht und Kida Khodr Ramadan sind derzeit noch in einem zweiten gemeinsamen Film im Kino zu sehen ('Verpiss dich, Schneewittchen').

              Die Geschichte an sich ist letztlich nichts anderes als eine ernste, düstere Version von 'Flitzer' - nur ohne Flitzer. Hier wird in erster Linie auf Platzverweise gewettet. Alles andere würde auch nur leidlich Sinn machen, wenn wie hier vorrangig Offensivspieler bestochen werden. Gegen Ende hin geht 'Spielmacher' zwar ein wenig die Luft aus, aber dennoch bleibt er mehr oder weniger bis zum Schluss unterhaltsam. Ärgerlich ist nur, dass man sich durch einige Flüchtigkeitsfehler das Gesamtergebnis selbst ein wenig verhagelt. So heißt es beispielsweise, Münster habe ein Heimspiel gegen Duisburg, aber bei der TV-Übertragung steht oben im Bildschirmrand, Duisburg hätte Heimrecht. Auch hinsichtlich des Brandings wird geschludert, aber deswegen fange ich jetzt nicht an zu spoilern; so wichtig ist es dann doch nicht. :-)

              Fazit: Düsterer deutscher Thriller mit Bezug zum Fußball. Mal was anderes. Warum nicht?

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                Framolf 12.04.2018, 01:57 Geändert 07.01.2024, 03:56

                Dokumentarisches Roadmovie (das sogar bei den Filmfestspielen in Cannes im Rahmen einer Sondervorstellung gezeigt wurde), in dem Regisseur Eugene Jarecki einige biographische Wegmarken aus dem Leben von Elvis Presley nachzeichnet und diese (u. a. durch zahlreiche Parallelmontagen) als Allegorie auf den Aufstieg und Fall der US-Amerikanischen Demokratie, des amerikanischen Sozialstaates und des American Dream zeichnet. Dabei folgt Jarecki in einem Rolls Royce, der sich früher im Besitz von Elvis befand, diversen (geographischen) Stationen, die Elvis im Verlauf seiner Karriere zurücklegte, und die sich als symbolhaft für die Karriere Presleys, aber auch für die Entwicklungen in den USA in den letzten Jahrzehnten erweisen (u.a. Memphis, Detroit, New York, Las Vegas), und führt dort Gespräche mit Einwohnern sowie diversen Prominenten (wie etwa Alec Baldwin, Mike Myers, Ethan Hawke, Ashton Kutcher, David Simon). Hawke wird im Übrigen auch als beratender Produzent des Filmes aufgeführt, der des Weiteren u.a. auch von Steven Soderbergh produziert wurde - und so gesehen thematisch wunderbar auch zu Soderberghs aktuellem Film 'Unsane' passt.

                Laut Jarecki wurde der Rolls Royce nicht zufällig gewählt. Elvis soll zwar mehr als 400 Autos besessen haben (vornehmlich Cadillacs), aber der Rolls Royce (als Fahrzeug vieler Könige) erschien Jarecki als Metapher noch wirkungsmächter als der uramerikanische Cadillac. Amerika, das dereinst als Gegenentwurf zu den europäischen Monarchien angetreten war, hat sich nach dem zweiten Weltkrieg von vielen seiner demokratischen Grundsätze abgewandt und immer mehr liberale Elemente dem Sicherheitsaspekt und dem entsprechenden Apparat geopfert. In gleichem Maße, in dem diese Entwicklung vonstatten ging, gewann der politische Einfluss über Kunst und Unterhaltungsindustrie an Bedeutung und gerade diverse "Kulturprodukte" wurden zu politischen Bedeutungsträgern umfunktioniert. Gerade im Zuge dieser Entwicklung brach sich auch eine neue Art von Monarchie wieder Bahn ("The King" lässt grüßen) - so die These Jareckis. Während Elvis den Strapazen seines Lebens u. a. in Form einer Tablettensucht seinen Tribut zollen musste, schaden kapitalistische Übertreibungen auch der amerikanischen Demokratie, die an den übertriebenen Ausuferungen des Kapitalismus zu ersticken droht (Trump ist für Jarecki derzeit lediglich das deutlichste Symptom dieser Auswirkungen). Nun liegt eben diese tot auf dem Klo, so Jarecki.

                Zugegeben steile und plakative Thesen, aber Klappern gehört schließlich zum Handwerk. Untermalt werden diese Thesen durch diverse Metaphern und Analogien, die Jarecki weitgehend unkommentiert lässt. Beispielhaft sei hier die noch sehr junge Sängerin Emi Sunshine genannt, die bereits in sehr jungen Jahren von Auftritt zu Auftritt geschickt wird - was in den vergangenen Jahren in den wenigsten Fällen gutging. Aber die cash cow muss eben geschlachtet [sic!] werden, so lange sie noch Milch gibt. Ist zwar ein Widerspruch in sich, aber hey, Hauptsache erstmal reich!

                So poetisch wie hier jedoch Parallelen gezogen werden, so sparsam wird hier mit Informationen umgegangen. Darüber sollte sich jeder potentielle Zuschauer vor der Sichtung bewusst sein. Wirklich viele erhellende Neuigkeiten erhält man hier nicht. Lediglich einen poetischen Zugang zu diversen Sachverhalten, was jedoch in dieser Form durchaus innovativ erscheint.

                Eugene Jarecki ist nebenbei bemerkt der Bruder von Andrew Jarecki ('All Beauty Must Die'), dem in 'Jinx' der schier unfassbare Coup mit Robert Durst gelang. Wer Jareckis Thesen für zu systemkritisch, zu linksgerichtet (obwohl sie das noch nicht mal sind) oder was auch immer hält, hat die Möglichkeit, ihm das im Rahmen seiner Kinotour ins Gesicht zu sagen. Wobei er sich über positives Feedback oder konstruktive Anmerkungen aber sicherlich mehr freuen wird. :-) Er spricht gut deutsch und steht bereitwillig für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung. In den nächsten beiden Wochen noch in Stuttgart, Hamburg, München, Nürnberg, Leipzig, Bad Nauheim und Heidelberg. Nur pro forma: Der letzte Absatz ist weniger als Werbung gedacht, sondern vielmehr als Hinweis auf die Möglichkeit, im Rahmen eines Screenings zusätzliche Informationen vom Regisseur zu erfragen. :-)

                Um abschließend noch einmal auf David Simon zurückzukommen: Während sich Jareckis 'Drogen: Amerikas längster Krieg' als dokumentarisches Äquivalent zu 'The Wire' begreifen lässt, lässt sich dieselbe Analogie zwischen 'The King - Mit Elvis durch Amerika' und 'Treme' herleiten. Gesellschaftskritik vermittelt mit einer großen Liebe zur Musik und - trotz aller Ernüchterung - einer ordentlichen Spur von unterschwelligem Optimismus. Sehenswert!

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                  Charmante Zeitreise zurück in ein längst vergangenes Jahrzehnt. Richard Linklater versucht hier, in allererster Linie eine bestimmte Atmosphäre einzufangen; die Geschichte an sich tritt dabei eher in den Hintergrund. Kamera und Schnitt imitieren stellenweise den Stil der 80er, bedienen sich aber auch immer wieder deutlich modernerer Konventionen. Stilistisch und inhaltlich erinnert 'Everybody Wants Some!!' an vielen Stellen sehr an, 'Vier irre Typen', wenn auch in Sachen Score und in Bezug auf die Dialoge hier völlig andere Wege gegangen werden.

                  Präsentiert wird hier eher eine idealisierte und stark stilisierte Version der 80er, die im Rückspiegel deutlich attraktiver wirkt, als es dieses Jahrzehnt in der Realität gewesen sein dürfte. In weiten Teilen der Popkultur setzt sich seit einigen Jahren zunehmend ein durch und durch verkitschtes Bild der 80er durch, das zwar irgendwie charmant, aber auch sehr verklärend wirkt. Ähnlich wie schon zuvor die 60er und 70er Jahre in vielen Produktionen (zum Glück nicht in allen) auf Aspekte reduziert wurde, die dem Vernehmen nach eher Randaspekte waren, lässt es sich derzeit auch bei den 80er Jahren beobachten.

                  Ohne jetzt pedantisch wirken zu wollen: In 'Everybody Wants Some!!' lässt Linklater leider die Akribie vermissen, mit der er sonst oftmals zu Werke geht. Die Dialoge und Handlungen sind in manchen Szenen viel zu modern und es fehlt im Großen und Ganzen oftmals einfach am entsprechenden Slang (wofür aber auch die deutsche Synchro verantwortlich sein könnte - im Nachhinein hätte ich mir den Film wohl besser im Original ansehen sollen). Wie es für einen Film, der im August 1980 spielt, zu erwarten war, dominiert Musik aus den frühen 80ern und späten 70ern. Foreigners 'Urgent', das erst im Juni 1981 veröffentlicht wurde, passt da nicht so wirklich hinein. Halb so wild, da der Song ohnehin nur aus dem Off eingespielt wird, aber für einen Perfektionisten wie Linklater doch etwas untypisch.

                  Wie auch immer: 'Everybody Wants Some!!' ist eine durchaus unterhaltsame und augenzwinkernd inszenierte Zeitreise, in ein Jahrzehnt, das zwar nicht halb so lässig war, wie es manch andere Filme glauben machen wollen, das aber durchaus auch seine guten Seiten hatte.

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                    Framolf 10.04.2018, 23:19 Geändert 10.04.2018, 23:20

                    Visuell recht ordentlich, aber die Entscheidung, einen mehr als zweieinhalbstündigen Film über eine Geschichte zu drehen, die man auch in zwanzig Minuten hätte erzählen können, erscheint doch etwas zweifelhaft. Ob es jetzt Sinn macht, Superman in nahezu jedem Film gegen Lex Luthor antreten zu lassen, gegen den es ja letztlich doch immer zu einem Unentschieden (mit Vorteilen für Superman) kommt, sei mal dahingestellt. Der Trashfaktor wurde etwas zurückgefahren, aber wirklich ernst nehmen wird man diese Geschichte wohl nie können; zumindest nicht in dieser Form. Hauptdarsteller Brandon Routh wurde ganz offensichtlich aufgrund seiner optischen Ähnlichkeit zu Christopher Reeve gecastet - am schauspielerischen Talent lag es vermutlich eher weniger... Kevin Space funktioniert gewohnt gut - wie immer wenn er einen kriminellen Kotzbrocken spielt... Die Besetzung von Kal Penn in einer "bösen" Rolle hat durchaus Charme, nennenswert viel Text hat er allerdings nicht abbekommen.

                    Insgesamt ein solider Superheldenfilm, mehr allerdings nicht.

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                      Framolf 10.04.2018, 15:35 Geändert 10.04.2018, 15:35

                      Laue Liebeskomödie, die von vorne bis hinten komplett vorhersehbar ist. Abgesehen davon ist 'Familie auf Rezept' im Prinzip ein Film ohne Eigenschaften: Zwar nicht langweilig, aber auch nicht wirklich unterhaltsam. Nicht komplett schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Weder sonderlich anspruchsvoll, aber auch nicht niveaulos. Und eigentlich auch nicht besonders lustig. So könnte man das jetzt mit unzähligen Attributen durchdeklinieren.

                      'Familie auf Rezept' tut niemandem weh, aber wirklich darauf gewartet hat vermutlich auch keiner...

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                        Framolf 09.04.2018, 23:56 Geändert 27.01.2023, 07:56

                        Oscar Madness Film 259 (1 Nominierung)

                        Düsterer ScienceFiction-Horrorthriller mit Dramenelementen, der mit einem sehr geringen Anteil an Dialogen auskommt und vornehmlich über die Spannung und den Score punktet. Thematisch ist 'A Quiet Place', wenn man so möchte, eine Kreuzung aus 'It comes at Night' und '10 Cloverfield Lane'.

                        Emily Blunt ist wie gewohnt über jeden Zweifel erhaben, aber auch Noah Jupe ('Suburbicon') glänzt in einer klassischen Jacob-Tremblay-Rolle. Regisseur John Krasinskis Genrewechsel von 'Die Hollars - Eine Wahnsinnsfamilie' zu 'A Quiet Place' könnte auf den ersten Blick gar nicht extremer ausfallen, aber dennoch merkt man seinem aktuellen Werk eine gewisse Affinität zum Drama durchaus an.

                        Am besten dürfte dieser Film in einem Kino mit diszipliniertem Publikum oder alleine im Heimkino wirken. Für einen Filmeabend mit mehreren Leuten ist er eigentlich fast zu schade, [Nachtrag:] was sich unter anderem auch daran zeigt, dass Ethan Van der Ryn und Erik Aadahl für ihre Arbeit an 'A Quiet Place' für einen Oscar für den besten Tonschnitt nominiert wurden. Manche Filme lassen sich - passend zum Thema der Handlung - eben doch am besten in einer gewissen Abgeschiedenheit genießen.

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                          Framolf 09.04.2018, 03:09 Geändert 09.04.2018, 03:13

                          Josef Bierbichlers autobiographisch angehauchtes Generationen-Drama 'Zwei Herren im Anzug' ist zornige Abrechnung mit der Elterngeneration und flammendes Plädoyer gegen eine (Un)Kultur des Vergessens gleichermaßen - und stellt letztlich einen Vertreter (oder vielleicht sogar Vorreiter?) einer völlig neuen Art von Heimatfilm dar.

                          [Massive SPOILER!!] Mit einer im deutschen Kino nur selten erlebten Wucht prallen hier die Welten eines (vermeintlichen, aber womöglich gehörnten) Vaters und seines Sohnes aufeinander. Die Erinnerung des Vaters setzt immer dann aus, wenn er selbst zur Rechenschaft gezogen werden könnte (Kriegserlebnisse etc.). Stattdessen besteht seine Bewältigungsstrategie darin, das Rad der Zeit zurückdrehen zu wollen - was letztlich in den absurden Versuch mündet, die eigene Geburt rückgängig machen zu wollen. Erst als er sein Schweigen bricht und zu einer Aufarbeitung (zumindest ansatzweise) bereit ist, verschwinden seine Dämonen. Die verstorbene Mutter hingegen schweigt sich nicht nur über ihre eigene Vergangenheit aus, sondern gerne auch über unbequeme gegenwärtige Realitäten. So rät sie etwa dem (scheinbar regelmäßig) sexuell missbrauchten Sohn, sich die Hände zu waschen, wenn er etwas angefasst hat und deckt den als Täter beschuldigten Priester (der sich zynischerweise Ezechiel nennt) sogar ihrem Ehemann gegenüber.[SPOILER ENDE]

                          Bierbichler fängt in seinem zweiten Film nicht nur den Zeitgeist verschiedener vergangener Jahrzehnte ein, sondern macht auch auf prägnante Weise die Begleitumstände, wie die emotionale Kälte und Härte sowie die Bigotterie der Nachkriegszeit sowie diverse andere Phänomene sichtbar.

                          'Zwei Herren im Anzug' ist sein theatraler Charakter stark anzumerken; zum einen was das Arrangement so mancher Szenen betrifft, aber auch hinsichtlich des Handlungsaufbaus, der Dramaturgie und der Dialoge. Wer 'Einsamkeit und Sex und Mitleid' sowie 'Das weiße Band' mochte, dem sei auch der hier besprochene Film ans Herz gelegt; denn irgendwo zwischen diesen beiden Polen lässt sich auch Bierbichlichers bild- und wortgewaltiges Ungetüm verorten. 'Zwei Herren im Anzug' ist unbequem, aber für Freunde anspruchsvoller Dramen unbedingt empfehlenswert. Hut ab vor so viel Mut zu Innovationen und klaren Aussagen; da sieht man über kleinere Holprigkeiten mehr als gerne hinweg. Danke für dieses wuchtige cineastische Erlebnis!

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                            Framolf 09.04.2018, 02:37 Geändert 09.04.2018, 02:39

                            Keine Ahnung, was man sich bei dieser Fortsetzung gedacht hat. Sie wirkt fast so, als hätte man sich bemüht, alle schlechten Aspekte der vorherigen drei Filme in einem einzigen zu vereinen. Purer Trash. Aber leider nicht von der lustigen Sorte. Immerhin sorgt John Cryer ('Two and a half men') in seiner klamaukigen Rolle und mit spektakulärer Frisur für ein leichtes Schmunzeln.

                            Das Interessanteste an diesem Machwerk sind dann letztlich noch die geschnittenen Szenen im Umfang von satten 30 Minuten, die ein völlig neues Bild auf diese Produktion vermitteln. So wurden nicht nur diverse klamaukige Blödeleien aus dem Film getilgt, sondern auch ein kompletter Handlungsstrang, in dem sich Lex Luthor zunächst den Russen anbiedert, bevor er durch seinen ewigen Rivalen gestoppt wird. Vermutlich besser so, dass diese Storyline niemals in einem eigenen Film verwurstet wurde.

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                              Framolf 09.04.2018, 02:12 Geändert 09.04.2018, 02:16

                              Das Filmplakat sagt eigentlich schon alles aus... Nachdem bereits die ersten beiden Episoden mit zahlreichen trashigen Einlagen gespickt waren, werden in 'Der stählerne Blitz' Nägel mit Köpfen gemacht und man entscheidet sich ganz klar für den Weg einer trashigen Klamaukorgie. Das Drehbuch hangelt sich von einer Albernheit zur nächsten und bereits die vermutlich längste slapstickartige Kettenreaktion, die in den letzten Jahrzehnten in einem Film zu bestaunen war, gibt gleich zu Beginn des Films sofort die Richtung vor, die her eingeschlagen wird. Für eingefleischte Fans der ersten beiden Teile muss sich diese Fortsetzung vermutlich wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen; aber jeder, dem die eingeschlagene Richtung in den Vorgängern zu halbgar war, kann hier eventuell mal einen Blick riskieren. Einige Figuren handeln völlig sinnfrei, die Physik scheint stellenweise komplett außer Kraft gesetzt und Superman wird nach einem allenfalls teilweise geglückten Attentat zunächst verrückt und lässt sich dann auch noch für die Zwecke eines Schurken einspannen. Da trifft es sich ganz gut, dass sein vermeintlicher direkter Gegenspieler selbst eine Mischung aus Hochstapler, Waschlappen und Naivling ist, der selbst nicht so richtig weiß, wie ihm geschieht.

                              Das alles grenzt natürlich schon an groben Unfug, aber irgendwie hat mir dieser Schmarrn Spaß gemacht. :-)

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                                Framolf 08.04.2018, 04:40 Geändert 28.01.2023, 08:13

                                Oscar Madness Film 262 (1 Nominierung)

                                Wie zu erwarten war: Visuell großartig [Nachtrag: Roger Guyett, Grady Cofer, Matthew E. Butler und Dave Shirk wurden 2019 für die Erstellung der visuellen Effekte für einen Oscar nominiert, hatten bei der Verleihung jedoch das Nachsehen gegenüber der Konkurrenz von 'Aufbruch zum Mond'] wird eine detailreiche Welt erschaffen, während die Story sich in allererster Linie an die üblichen Gepflogenheiten des Formelkinos hält, in einigen entscheidenden Punkten jedoch trotzdem einen eigenen Weg geht. Tye Sheridan (X-Men) und Olivia Cooke (The Limehouse Golem) tragen ihre Rollen mühelos, werden vom Drehbuch allerdings auch nicht vor allzu große Herausforderungen gestellt.

                                Steven Spielberg inszeniert 'Ready Player One' als Parabel auf die Netzneutralität (oder zumindest als Kommentar dazu), die derart mit (pop)kulturellen Querverweisen, Zitaten und Easter Eggs aus den Bereichen Film, Gaming und Musik vollgepackt ist, dass wohl kein einziger Zuschauer alle bei der ersten Sichtung erfassen dürfte (ich will gar nicht wissen, wie viele an mir wohl unbemerkt vorbeigezogen sind). Von 'Citizen Kane' bis Michael Jackson ist hier so ziemlich alles dabei, auch wenn der Schwerpunkt ganz klar auf den 70er und 80er Jahren liegt.

                                Während die Spieler einem MacGuffin in Form von drei Schlüsseln nachjagen, der letztlich zur Kontrolle der Oasis führen soll, versuchen sie mindestens genauso sehr die Vormachtstellung einer einzelnen Firma verhindern.

                                'Ready Player One' ist einer der wenigen Filme der jüngeren Vergangenheit, bei denen sich die Sichtung in 3D ohne wenn und aber lohnt. Bei einigen Publikumsschichten dürfte er auf jeden Fall das Zeug zum Kultfilm haben - oder zumindest noch so einige Zeit nachwirken - auch in der Popkultur (die entsprechenden Dialogzeilen in 'The Big Bang Theory' sind vermutlich schon geschrieben...).

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                                  Framolf 07.04.2018, 03:12 Geändert 08.04.2018, 05:01

                                  'Ghostland' ist relativ schwer zu bepunkten. Im Prinzip lässt sich hier jede Wertung zwischen drei und acht Punkten schlüssig begründen. Regisseur Pascal Laugier offeriert uns hier einerseits eine wendungsreiche Geschichte in ansprechenden Kulissen und in fast schon morbider Atmosphäre. Andererseits sind die beiden Freaks fast schon zu viel des Guten und rauben der Geschichte eher Spannung, als dass sie diese erhöhen. Laugier reiht so einige genreinterne Zitate und Querverweise aneinander, steigt auf zynische Weise in seelische Abgründe hinab und spielt ganz bewusst mit Klischees. Dennoch bleibt unter dem Strich der Eindruck, dass er hier trotz augenscheinlicher handwerklicher Qualität auch einige Chancen ungenutzt hat liegenlassen. Für Fans von Horrorfilmen mit einem Touch von Psychothrillern aber ganz klar Pflicht. :-)

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                                    Weh- und bisweilen auch schwermütiges Drama über Vergänglichkeit, das auf wahren Begebenheiten beruht. Peter Turner, der hier auch selbst in einer kleinen Rolle mitwirkt, lieferte die literarische Vorlage zum Drehbuch, das sich mit verblassendem Ruhm, schwindender Gesundheit und (un)vergänglicher Liebe und Zuneigung befasst. Gewissermaßen lassen sich so manche thematische Parallelen zu 'Call me by your name' erkennen (SPOILER: Zwei bisexuelle Charaktere mit einem gewissen Altersunterschied - der hier aber deutlich höher ausfällt - lernen sich kennen und lieben und müssen weit früher Abschied nehmen, als ihnen lieb ist. SPOILER ENDE).

                                    Die beiden Hauptdarsteller Jamie Bell und Annette Bening zaubern eine hervorragende Performance auf die Leinwand, die von Regisseur Paul McGuigan als Hommage an die goldene Zeit Hollywoods mit diversen stilistischen Zitaten eingefangen wird. Aber auch beim 70er Jahre Autorenkino finden sich - gemäß der Zeit, in der die Geschichte spielt - diverse Anleihen. Die Geschichte an sich wird vornehmlich auf zwei Zeitebenen, nämlich 1979 und 1981 erzählt, die entsprechend miteinander verwoben werden. Besondere Erwähnung verdient die Episode im Hotelzimmer, die aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt wird.

                                    Natürlich wird hier kein umfassendes Biopic über Gloria Grahame geliefert; daran haben sowohl der Autor als auch der Regisseur ganz offensichtlich auch keinerlei Interesse. Vielmehr geht es um die Hommage an einen (fast) vergessenen Star vergangener Tage und an eine Würdigung der Kostbarkeit des Augenblicks in Anbetracht der Vergänglichkeit. Dies mag so manchen Kritikern, wie man derzeit lesen kann, vielleicht zu wenig sein. Für Cineasten, Arthousefans oder Liebhaber abstrakter Dramen wird hier aber so einiges geboten. Prädikat sehenswert! Aber nicht für jeden. :-)

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                                    • 5 .5

                                      Superman gegen die Bee Gees - oder so ähnlich. :-)
                                      Diese Fortsetzung nimmt sich noch weniger ernst als der ohnehin schon recht legere Vorgänger. Die Charade um die schier undurchschaubare Verkleidung Supermans wird hier regelrecht auf die Spitze getrieben und seine Gegenspieler drehen auf dem Planeten "Houston" aber mal so richtig auf. ^^ Konsistenz in der Handlung wird hier eher nachrangig behandelt, aber da hier vieles so sehr überdreht wird, sollte man die Details ohnehin nicht allzu ernst nehmen.

                                      Für mich war diese Episode deutlich kurzweiliger als die erste. Ob sie besser war, sollen andere beurteilen. 'Allein gegen alle' ist halt über weite Strecken eine eher trashige Spaßveranstaltung. Gibt schlimmeres.

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                                        Framolf 04.04.2018, 21:20 Geändert 04.04.2018, 21:21

                                        Fortsetzung der Erfolgskomödie von 2008, die das Niveau leider nicht halten kann und nur noch mit Müh und Not in Ordnung geht. Das Drehbuch wirkt relativ unausgegoren, was in Anbetracht von zehn Jahren seit dem letzten Film ein wenig sonderbar anmutet. Auf ein weiteres Jahr Wartezeit wäre es nicht angekommen, wenn man dafür eine Geschichte bekommen hätte, die nicht ganz so wirkt, als wäre sie mit heißer Nadel gestrickt worden.

                                        Das Konzept, dem hier gefolgt wird, mutet relativ eigenartig an: Mehrere Darsteller aus dem Vorgängerfilm sind wieder mit dabei (Dany Boon, Line Renaud, Guy Lecluyse und in einem kleinen Cameo auch Kad Merad), aber keiner von ihnen spielt dieselbe Rolle, die er/sie schon im ersten Teil innehatte. Die Witze an sich sorgen im Großen und Ganzen für regelmäßiges Schmunzeln, wirkliche Lacher finden sich nur wenige.

                                        Alles in allem eine Komödie, die für alle Zuschauer, denen der erste Teil Spaß gemacht hat, durchaus Sinn macht. Als Einstieg in die Welt der Sch'tis aber wohl eher ungeeignet.

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                                        • 5 .5

                                          Seltsamer Film über einen seltsamen Kerl. 'Vor uns das Meer' ist nicht gut und nicht schlecht, weder spannend noch langweilig, folgt nicht den üblichen Gepflogenheiten seines Genres, aber setzt dennoch kaum Innovationen um. Dieses Biopic blickt in menschliche Abgründe, ohne sich nah an die Kante zu wagen, von der aus man einen besseren Einblick erhaschen könnte - was in Anbetracht des Stoffes aber auch Sinn macht, da vieles ohnehin spekulativ wäre.

                                          Donald Crowhurst (Colin Firth) wird hier als kauziger Sonderling porträtiert, der naiv und mit grenzenloser Selbstüberschätzung zu einer Reise antritt, die bei seinen Vorausetzungen nur schwer zu bewältigen scheint. Dass man sich hier keineswegs nur auf den Survivalaspekt konzentriert, sondern auch weitere Handlungssträge mit einbezieht und stetig weiterverfolgt, raubt dem Film zwar die Spannung, verleiht im aber auch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal.

                                          'Vor uns das Meer' ist durchaus eine Sichtung wert, sollte es aber der Versuch gewesen sein, durch sie Verschränkung von Survival-Abenteuer und Drama große Publikumsschichten zu erschließen, darf er getrost als gescheitert gelten. Recht kurzweilig ist er aber trotzdem.

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                                          • 4 .5

                                            Zugegebenermaßen sehe ich 'Verpiss dich, Schneewittchen' nicht ganz so negativ wie meine Vorredner; vom Hocker gehauen hat er aber auch mich nicht. Einige Szenen sind durchaus witzig und hin und wieder wurde das Drehbuch auch mit ein paar bissigen Spitzen und Seitenhieben (vor allem auf das Showbusiness und auf politische Extreme) garniert - oder beides, wenn etwa die Film-Band "Frei.Land" eher beiläufig singt: "Sprich nach, bevor du denkst."

                                            Aber immer wenn man denkt "Naja, ganz so verheerend wie der Punkteschnitt bei mp ist dieser Film doch nicht", kommen ein paar trashige Szenen im Stil eines TV-Films, die einfach nur noch haarsträubend sind.

                                            Auch hier fragt man sich, nach welchen Kriterien die Filmförderfonds eigentlich ihre Mittel bewilligen. Künstlerischer Anspruch oder auch kommerzielle Erwartungen können scheinbar nicht dahinterstecken... Aber hey, das Geld, nach dem sich so mancher Nachwuchsregisseur die Finger lecken würde, wurde ja gut angelegt. So werden im Abspann allein für den Standort Köln vier Location Scouts sowie eine Location-Scouting-Agentur aufgeführt. Die Standorte der Außendrehs, die sie dafür geliefert haben, hätte auch jeder andere benennen können, der mehr als vier Wochen in seinem Leben in Köln verbracht hat (Mediapark, Ebertplatz, Ehrenfeld, Odonien, Porz Markt, Luxemburger Str., Tanzbrunnen usw.). Abgesehen von den ganz großen Attraktionen (Dom, Hohenzollernbrücke, Seilbahn, Triangle) war so ziemlich alles dabei, was man so kennt ohne ortskundig sein zu müssen. Aber diese ganz berühmten Orte wollte man dann wohl doch nicht mit in den Film nehmen, nachdem im Trailer noch behauptet wurde, der Film würde in Mannheim spielen. Die anderen Drehorte waren übrigens Hamburg und München. Offenbar war der Filmförderfonds aus Baden-Württemberg (MFG) in diesem Fall zu knausrig...

                                            Fazit: Belanglose Komödie, die zwar gut gemeint ist, sich durch ihre trashlastige Inszenierung aber selbst im Weg steht.

                                            Gerade noch 4,5 gut gemeinte Punkte.

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                                            • 5 .5

                                              Deutlich besser als die dazugehörigen Trailer. Besonders dem surreal-sinnfreien Treiben auf der Insel hätte ich stundenlang zusehen können. :-) Lukas dreht völlig sinnentleerte Runden mit seinem Zug, Herr Ärmel putzt sich täglich heraus um - ja wohin eigentlich? - vermutlich ins Nirgendwo zu gehen, ein König ohne Bedienstete spricht völlig haltlose Drohungen aus und kein Mensch weiß, wie sich die Leute auf der Insel versorgen. Bevor sich jetzt wieder ein übereifriger moviepilot beschwert: All das ist ausdrücklich nicht als Kritik gemeint, sondern für mich ein klarer Pluspunkt der Produktion, der einen nicht geringen Teil ihres Charmes ausmacht! Auch im visuellen Bereich bleiben hier kaum Wünsche offen.

                                              Man ist klar darum bemüht, nicht nur die allerjüngsten Zuschauer im Publikum zu bedienen, sondern auch den Erwachsenen etwas zu bieten. Ob dies zum Beispiel anhand der Bud-Spencer-Gedächtnis-Prügelei gelungen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

                                              Ansonsten ist hier selbst für einen Familienfilm vieles in einer klaren Deutlichkeit auf eine FSK-0 Bewertung ausgerichtet. Keine Bedrohungssituation dauert mehr als drei (oder vielleicht maximal fünf) Minuten und Gut und Böse sind klar benannt und deutlich unterscheidbar - Kriterien, die meist ein sicherer Garant für eine entsprechende Einstufung sind. Schließlich gilt es, die enorm hohen Produktionskosten in Höhe von rund 25 Mio € wieder einzuspielen. Ob Filme mit einem derart hohen Budget von so vielen verschiedenen Filmförderstiftungen unterstützt werden müssen, sei mal dahingestellt.

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                                              • 5 .5
                                                Framolf 31.03.2018, 02:52 Geändert 08.10.2021, 05:54

                                                Oscar Madness Film 78 (1 Sonderoscar, 3 weitere Nominierungen)

                                                Filme, die zu einem hohen Maß von ihren Effekten leben, sind so viele Jahre im Nachgang oftmals etwas schwer zu bewerten. Viele der Tricks wirken in Anbetracht des Produktionsjahres noch immer verblüffend, und wurde völlig zu recht mit einem Oscar belohnt, auch wenn sie aus heutiger Sicht natürlich leicht zu durchschauen sind (wenn etwa mit Miniaturmodellen gearbeitet wurde). Regisseur Richard Donner steht ein erstklassiger Cast zur Verfügung - allen voran Marlon Brando, der für seine Nebenrolle mit der stolzen Summe von 3,6 Mio $ entlohnt wurde. Sogar die beiden Protagonisten der Verfilmung von 1948 sind mit einem kleinen Auftritt vertreten. Für die Rolle der Lois Lane sprachen übrigens unter anderem auch Anne Archer und Leslie Ann Warren vor. Die Musik stammt von keinem geringeren als John Williams.

                                                Besonders die erste Hälfte mit den Jugendjahren des angehenden Superhelden gestaltet sich durchaus interessant - auch und vor allem weil man sich dafür viel mehr Zeit nimmt als in vielen aktuellen Superheldenfilmen. Die zweite Hälfte ist dann jedoch eher geprägt von Skurrilitäten und Trashelementen. So ganz konnte sich Richard Donner dann wohl doch nicht von den Anforderungen des Studios freimachen. Das ursprüngliche Konzept sah vor, die "Parodie einer Parodie" zu drehen. Und Spuren von diesem Konzept blieben auch trotz zahlreicher Änderungen durch Donner und sein Team erhalten. Was den durch Gene Hackman verkörperten Lex Luthor betrifft, geht diese Herangehensweise auch hervorragend auf. In Bezug auf die Handlung bleibt vieles - wie so oft - Geschmackssache.

                                                Nachtrag: Die visuellen Effekte wurden im Rahmen der Oscarverleihung 1979 mit einem Special Achievement Award bedacht. Weitere Nominierungen gab es für den Ton, die Musik und den Schnitt.

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                                                  Framolf 29.03.2018, 02:38 Geändert 29.03.2018, 07:22

                                                  Wenn ich zu müde bin für einen guten Filmen, aber noch nicht kaputt genug, um sofort einzuschlafen, suche ich mir ab und zu den bescheuertsten Titel aus, der mir auf die Schnelle unterkommt, um mir damit den Rest zu geben... Im Idealfall einen Film, der langweilig genug ist, um mich ins Bett zu verjagen, aber gut genug, um mir nicht komplett auf die Nerven zu gehen. Also fiel meine Wahl dieses mal auf 'How to be sexy'. Die harten Fakten (die hier teilweise wirklich hart sind) zuerst:

                                                  Der Film wurde innerhalb von 22 Tagen gedreht und hat es in Australien und den USA sogar in die Kinos geschafft. Das legendäre Einspielergebnis in den USA: $21.080. Brutto versteht sich. Wer denkt, hier fehlt die eine oder andere Null, irrt sich... :-) Hier bei mp bringt es der Film nach drei Jahren auf gerade mal elf Bewertungen und null Kommentare. Einzig der Schnitt von knapp 5 Punkten (in der imdb knapp 6 Punkte) macht halbwegs Hoffnung.

                                                  Und in der Tat lässt sich dann 'How to be sexy' qualitativ auch ziemlich genau zwischen einer TV-Produktion und einem Trashfilm einordnen - eine entsprechend schwache Synchro inklusive. Doch für einen richtigen Trashfilm ist er dann ein wenig zu ausgefuchst und im Vergleich zu den allermeisten TV-Movies sind viele Szenen unzweifelhaft gewollt schlecht gemacht. Ein Teil der Dialoge ist so abgrundtief blöd, dass es fast schon Schmerzen verursacht. Die beiden Protagonisten sind völlig durch den Wind und man denkt sich als Zuschauer ständig "Das hat er/sie jetzt nicht wirklich gesagt, oder?" Aber die beiden ziehen ihr Programm eisern durch. Beide sind Lehrer und beschließen von heute auf morgen, ab sofort cool und sexy sein zu wollen, was ihnen selbstverständlich noch nicht mal ansatzweise gelingt. Eigentlich gibt der Anfang mit dem verpatzten Date gleich mal die Richtung vor. Wem die Antwort der Dame auf die Frage des Herren, was mit ihm nicht stimmt, too much ist, der kann bereits hier getrost abbrechen. Denn genau dieser Ton zieht sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film.

                                                  Ist das niveaulos? Eindeutig! Wird gelegentlich unter die Gürtellinie gehauen? Definitiv! Macht es trotzdem Spaß? Irgendwie schon. :-) Shame on me! Ich bin nicht stolz darauf, aber irgendwie hat mich dieser Unfug dann doch recht gut unterhalten. Weiterempfehlen würde ich ihn trotzdem nicht unbedingt. :-)

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                                                    Framolf 29.03.2018, 02:14 Geändert 29.03.2018, 02:14

                                                    Die Dinosaurier werden von Teil zu Teil schlauer und gerissener - ungefähr im selben Maß, in dem die Menschen dümmer werden. In jedem der Filme werden die Fehler aus den Vorgängerfilmen fröhlich wiederholt und denjenigen, die es besser wissen, hört keiner zu. Die Konstellation ist im Prinzip dieselbe wie in jedem der Filme: Ein Fachmann, der den gierigen Geschäftsinteresse entgegensteht, ein paar Kinder, die zwar ständig in Gefahr geraten, aber sich letztlich besser zu helfen wissen als die meisten Erwachsenen und ein paar Hirnis, die so ziemlich alles falsch machen, was man nur falsch machen kann.

                                                    Neu ist, dass die Dinosaurier hier noch viel extremer gegenseitig aufeinander losgehen als noch in den drei älteren Filmen. Die von Bryce Dallas Howard gespielte Claire läuft den ganzen Film über tapfer auf Pumps über die Insel und gewinnt trotzdem locker jede Verfolgungsjagd gegen die Dinos. Das ist wahrer Kampfgeist. :-)

                                                    Unter dem Strich bekommt man genau das, was nach den vorherigen Filmen zu erwarten war. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dass die Effekte immer besser werden, versteht sich von selbst. Daher auch für diesen Teil 6 Punkte von mir.

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