Framolf - Kommentare

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  • 8
    Framolf 11.07.2025, 02:44 Geändert 11.07.2025, 02:45

    [Liebe Leute, ab Montag gehe ich bis mindestens Anfang August in eine kurze MP-Sommerpause. Normalerweise halte ich nicht viel von solchen Ankündigungen, aber so lange das Dashboard nicht richtig nutzbar ist, macht es wahrscheinlich Sinn, euch unnötige Klicks auf mein Profil zu ersparen. Habt eine schöne Zeit und genießt den Hochsommer, wir lesen uns im August wieder. Dann hole ich auch die Likes und die eine oder andere Antwort auf eure Film- und Serienkommentare nach. Bis dann!]

    Oscar Madness (1 Nominierung sowie 1 Ehrenpreis als bester fremdsprachiger Film)

    ++ Mäßige SPOILER ++

    Ein finanziell klammer Familienvater möchte gerne eine Stelle als Plakatierer antreten. Jedoch sollen nur Leute eingestellt werden, die über ein eigenes Fahrrad verfügen. Auf die Idee, den Interessenten für diesen Job das Arbeitsgerät zur Verfügung zu stellen, kommen der Arbeitgeber und der Vermittler aufgrund einer großen Anzahl an Bewerbern erst gar nicht. Also müssen die ohnehin schon nicht gerade gut situierten Kandidaten tief in die nur spärlich gefüllte eigene Tasche greifen, um überhaupt eine Chance auf eine Anstellung zu haben. Wie der Filmtitel es schon andeutet, kann das Glück eines Fahrradeigentümers in der unmittelbaren Nachkriegszeit aber auch von sehr kurzer Dauer sein. Dann ist guter Rat (oder gutes Rad) teuer.

    Vittorio de Sica begleitet in seinem Sozialdrama 'Fahrraddiebe' den besagten Familienvater, der mit seinem Sohn (und zeitweise auch mit anderen Helfern) völlig überfordert nach einem Weg aus seiner Misere sucht und dabei eigentlich auch noch für seinen Sprössling ein gutes Beispiel abgeben sollte. Kein leichtes Unterfangen, denn die örtliche Polizei erweist sich als nicht weniger ratlos und einige Kirchenvertreter setzen ihre ganz eigenen Prioritäten. Hilfe gibt es zwar in Form einer Mahlzeit, wirklich kostenlos ist diese allerdings nicht. Bezahlt wird hier nicht unbedingt mit Münzen und Scheinen (wobei diese sicherlich auch gerne genommen werden), sondern durch die Teilnahme an einem Gottesdienst. Die meisten Türen werden vorsichtshalber verriegelt – eine Teilnahme an der Speisung ist also ohne vorheriges Beten nicht so ohne Weiteres möglich, was dem Protagonisten in diesem Fall nicht viel bringt, da die Zeit drängt. Was bleibt also noch? Der Gang zu einer Spiritistin stellt sich als komplett nutzlos heraus und kostet nur unnötig Zeit und Geld. Es gibt eben mehrere Akteure, die aus der Not ihrer Menschen auch noch Profit schlagen. Der Tunnel, durch den Antonio geht, verengt sich also fortlaufend und er steht zum Finale vor einer grundlegenden Entscheidung.

    Das oscarnominierte Drehbuch, das auch aus der Zeit des Expressionismus stammen könnte, spitzt mit einfachen, aber effektiven Mitteln ein Dilemma zu, das auch viele Jahre später noch Relevanz aufweist; zwar in leicht veränderter Form, aber die Grundprobleme der Sozialpolitik sind nach wie vor in vielen Ländern dieselben. Passend dazu erscheint auch die Auszeichnung mit einem Ehrenoscar für den besten fremdsprachigen Film bei der Verleihung im Jahr 1950.

    KURZFAZIT

    Lebensnahes Drama über einen Arbeiter aus dem unteren Lohnsegment; aktueller denn je.

    25
    • 5 .5

      Oscar Madness (3 Auszeichnungen, 3 weitere Nominierungen)

      Loretta und Johnny führen eine Bilderbuchehe – und zwar schon vor der Vermählung. Zwar nicht in der Hinsicht, dass sie sich blind verstehen und ein echtes Traumpaar darstellen würden, aber zumindest insofern, dass ihr „Miteinander“ beispielhaft für viele andere Paare sein dürfte. Schließlich leben sie in erster Linie nebeneinander her. Ihr gemeinsamer Alltag wirkt irgendwie uninspiriert und fast schon routiniert-freudlos. Doch alles ändert sich, als Johnny zu seiner todkranken Mutter nach Italien fliegt und Loretta dessen Bruder Ronny aufsucht (die Eltern der beiden Brüder haben sich bei der Namensfindung ihrer Söhne offenbar richtig Mühe gegeben), um ihn zur Hochzeit einzuladen und ihn zu einer Versöhnung mit Johnny zu bewegen. Ronny erweist sich dabei als eine Art umgekehrter Johnny. Er ist impulsiv und temperamentvoll. Eigentlich sollte sein ganzes Auftreten sämtliche Alarmglocken schrillen lassen, doch dass in einer US-Liebeskomödie jedoch andere Regeln als im realen Leben gelten, versteht sich von selbst.

      Auf der Grundlage eines ambitionierten Drehbuches und mit einem internationalen Cast (nur einige Mitglieder der Darstellerriege haben tatsächlich einen nennenswerten familiären Bezug zu Italien), dem u.a. mit Cher, Nicolas Cage, Danny Aiello und Olympia Dukakis einige große Namen angehören, gelingt es Regisseur Norman Jewison ('Cincinnati Kid'), aus einer an Belanglosigkeit kaum zu überbietenden Grundidee eine romantische Komödie auf die Leinwand zu bringen, die nicht nur an den Kinokassen (mehr als das Fünffache des Budgets wurde eingespielt), sondern auch im Rahmen der Oscarverleihung 1988 für Furore sorgte. Hauptdarstellerin Cher und Nebendarstellerin Olympia Dukakis wurden ebenso mit Auszeichnungen bedacht wie Drehbuchautor John Patrick Shanley. Hinzu kommen weitere Nominierungen für Regisseur Norman Jewison, Nebendarsteller Vincent Gardenia sowie in der Königskategorie „Bester Film“. Offenkundig gelang es Jewison und seiner Crew, mit dieser Inszenierung zur passenden Zeit den richtigen Nerv zu treffen. Auch Jahrzehnte später weist die Geschichte um Loretta und Johnny eine durchaus beachtliche Fangemeinde auf. Auch wenn die inhaltliche Fallhöhe eher überschaubar wirken mag, so werden doch ein spezifisches Lebensgefühl und der Umgang mit bestimmten Alltagsphänomenen angesprochen, was bei vielen Zuschauern auf positive Resonanz trifft.

      5,5 - 6 Punkte.

      KURZFAZIT

      Nach der Sichtung von 'Mondsüchtig' bekommt man eine Idee davon, wovon die Filme der 'My Big Fat Greek Wedding' Reihe (bzw. das zugrundeliegende Bühnenstück von Nia Vardalos) beeinflusst worden sein könnte.

      24
      • 4 .5
        über Atemlos

        Das Filmplakat zu 'Breathless' zeigt den Protagonisten (Richard Gere) in einer geschnorrten Jacke, während sich die Frau seiner Träume (Valérie Kaprisky) an ihn schmiegt. Dabei hätte sie allen Grund, ihm in großem Bogen aus dem Weg zu gehen, nachdem er in ihre Wohnung eingebrochen ist und um ein Haar im Stil eines Schimpansen ihr Kolloquium zum Scheitern gebracht hätte (er klebt zunächst von außen an der Scheibe, ehe er den Prüfungsraum stürmt und verwüstet). Wäre alles nicht ganz so schlimm, wenn er nicht kurz zuvor einen Polizisten erschossen hätte. Doch nun möchte er Monica als Komplizin für seine geplante Flucht nach Mexiko gewinnen. Doch bevor es so weit ist, erregt er erstmal so viel Aufmerksamkeit wie nur möglich. Er klaut ein Auto nach dem nächsten, fährt nach seinen ganz eigenen Verkehrsregeln und pöbelt auch ganz gerne mal fremde Menschen an. Ob das gutgehen kann?

        Beim Stil der Inszenierung des Remakes von Jean-Luc Godards Klassiker 'Außer Atem' (1960) setzt Regisseur Jim McBride ('The Big Easy – Der große Leichtsinn') auf eine Ästhetik der Gegensätze, nicht nur in Bezug auf die Konzeption der beiden Hauptcharaktere. Den überdrehten Auftritt des Protagonisten Jesse präsentiert McBride dem Publikum über weite Strecken von ruhiger Hand. Eine behutsame Montage, durchdacht konzipierte Kamerafahrten und die Untermalung mit mehr oder minder zeitlosen Musikklassikern stellen eine Art stilistischen Gegenpol zu einem Charakter dar, der gerne auch mal (scheinbar unmotiviert) Gesangs- oder Tanzeinlagen zum Besten gibt, obwohl er eigentlich nicht auffallen will und gefühlt von der halben Nation gejagt wird. Mitfiebern verbietet sich bei so viel Unbedarftheit, die schon hart an der Grenze zum Drang zur Selbstzerstörung steht, fast von selbst, denn jedem kleinen Coup auf der Flucht vor den Gesetzeshütern lässt Jesse mindestens drei Aktionen folgen, mit denen er erneut Aufmerksamkeit auf sich zieht, ohne einen größeren Nutzen davon zu haben. Und so sieht man eben einem phasenweise hyperaktiven Egomanen dabei zu, wie er versucht, einen völlig unausgegorenen Fluchtplan in die Tat umzusetzen. Spannung bezieht sich noch am ehesten aus der Frage, ob er Monica mit in den Abgrund reißen wird oder nicht. Das Resultat ist ein durchaus kurzweiliger Trip, jedoch mit einem Intensivtäter in der Hauptrolle, den im echten Leben vermutlich nicht allzu viele Menschen ertragen könnten.

        KURZFAZIT

        McBrides Inszenierung erscheint ebenso unterhaltsam, wie man den Protagonisten als anstrengend empfinden kann.

        25
        • 4

          Wie französisch kann ein französischer Film sein?

          Simone ist dabei, in eine Art Identitätskrise zu schlittern. Ihre Eltern halten sie für heterosexuell, sie selbst ist überzeugt, ausschließlich auf Frauen zu stehen, doch dem Publikum wird bereits von Anfang an vermittelt, dass sie wahrscheinlich bisexuell sein dürfte. Bevor die üblichen Reflexe greifen: Um Politik geht es hier allenfalls am Rande. Vielmehr dient die Prämisse von 'Alles nur eine Frage des Geschmacks', einem Hybrid aus Liebesfilm und Tragikomödie, in erster Linie als Ausgangssituation für eine Lage, die von einem recht gewöhnlichen Alltag immer stärker in Richtung Chaos abdriftet. Chaos im Inneren (Gefühlschaos) sowie im Äußeren (überforderte Charaktere). Sowohl die Protagonistin als auch einige ihrer Angehörigen lassen sich überwiegend von Impulsen statt von gut durchdachten Strategien leiten. Kaum jemand (und ganz besonders nicht Hauptfigur Simone) spricht offen die eigenen Bedürfnisse und Probleme an; dementsprechend entsteht eine Dynamik, in der sich die Gesamtsituation immer stärker aufschaukelt und eigentlich alles auf einen – in vielen französischen Produktionen unvermeidlichen – Culture Clash hinausläuft. Gemessen daran nehmen cholerische Charaktere in Myriam Azizas Inszenierung zwar noch vergleichsweise wenig Raum ein, doch in mehreren Szenen könnten wunderbar auch Louis de Funès oder Christian Clavier als Nebendarsteller in einer ihrer Paraderollen auftreten. Vielleicht wäre es auch gar keine schlechte Idee gewesen, eine stärkere Betonung auf derartige Charaktere zu legen, denn so steht am Ende eine halbgare Tragikomödie über familiäre Beziehungen, Partnerschaftskonzepte und das Verhältnis von individueller Freiheit zu gesellschaftlichen Erwartungen, die auf dem Papier zwar einigermaßen ambitioniert klingt, ihre durchaus vorhandenen Möglichkeiten aber nur bedingt ausschöpft.

          KURZFAZIT

          Netflix verspricht eine Komödie, liefert aber in erster Linie einen Liebes- bzw. Beziehungsfilm.

          22
          • 5 .5

            Wer an den US-Bundesstaat Maine denkt, dem kommen wahrscheinlich entweder die Geschichten Stephen Kings in den Sinn oder man sieht vor dem inneren Auge eine tote Hose, die neben einem hochgeklappten Bürgersteig liegt. Irgendwo zwischen diesen beiden Extremen wird sich also wohl auch die Handlung einer Mini-Serie abspielen, die sich in einer Kleinstadt namens Empire Falls im Nordosten der Vereinigten Staaten zuträgt. Um es vorwegzunehmen: Zu 98,43 % trifft letzteres zu und zu 1,57 % ersteres.

            In allererster Linie beschäftigt sich diese Kleinstadt-Geschichte mit dem Betreiber eines kleinen Restaurants und seinem Alltag. Sein Diner läuft allenfalls mittelmäßig erfolgreich, aber dennoch hilft er jemandem dabei, einen Konkurrenzbetrieb aufzubauen. Er ist von Höhenangst geplagt und trotzdem hat er sich das Ziel gesetzt, den Kirchturm zu streichen. Wer soll es auch sonst machen, schließlich ist der Pfarrer über alle Berge. Die Ehe des Restaurantbetreibers gehört längst der Vergangenheit an, aber dafür deuten sich für ihn zwei halbe Optionen auf eine neue Beziehung an. Eine Struktur, die sich auch durch zahlreiche andere inhaltliche Motive der hier erzählten Geschichte zieht. Im Grunde genommen lässt sich die gesamte Situation auf ein „ja, aber“ reduzieren; auch in Bezug auf die Nebencharaktere. Alle Charaktere haben ihre jeweiligen Alltagsprobleme, sei es nun Geldknappheit, Kriminalität, Rivalität oder Mobbing. Umso irritierender wirkt ein verheerender Zwischenfall, der kurz vor Ende über den beschaulichen Ort hereinbricht (die besagten 1,57 %).

            Mit Leben gefüllt werden die Ideen der Autoren durch einen Cast, die erlesener kaum sein könnte. Neben Ed Harris und Paul Newman gehören u.a. Helen Hunt, Robin Wright, Philip Seymour Hoffman, Aidan Quinn, Theresa Russell, William Fichtner, Dennis Farina und Danielle Panabaker der (gerade für eine Miniserie aus dem Jahr 2005) äußerst erlesenen Besetzung an. Was konkret daraus gemacht wird, erscheint allerdings doch eher ernüchternd. Ans Limit werden die zahlreichen renommierten DarstellerInnen nur äußerst selten geführt. Ihre jeweiligen Parts können sie über weite Strecken routiniert herunterspielen, die wenigen (schauspielerisch) wirklich anspruchsvollen Passagen werden überwiegend souverän gemeistert. Über weite Strecken bleibt das in dieser Hinsicht riesige Potenzial jedoch ungenutzt liegen, was allerdings überwiegend im Bereich der Regie zu verorten sein dürfte. Stattdessen werden mehrere Charaktere in Situationen geschickt, in denen Overacting Trumpf zu sein scheint. Was damit (gerade in Bezug auf die über weite Strecken doch recht bodenständige Handlung) gewonnen sein soll, wissen vermutlich noch nicht einmal die Produzenten selbst. Das Ergebnis der Inszenierung fällt somit zwar durchaus solide aus, erweckt aber (fast) durchweg den Eindruck eines Festivals der verpassten Möglichkeiten. Immerhin passt dieser etwas schmucklose Stil zum Schauplatz der Handlung.

            KURZFAZIT

            Weitgehend unspektakuläre Kleinstadt-Geschichte, die gegen Ende einen radikalen und unvermittelten Bruch erfährt.

            23
            • 3 .5
              Framolf 03.07.2025, 01:42 Geändert 03.07.2025, 01:43

              Nachdem Kamala, eine Schülerin, die offenbar puren Durchschnitt repräsentieren soll (oder das, was die Autoren und Produzenten aus dem Hause Marvel bzw. Disney dafür halten), in einer Origin Story im Serienformat eingeführt wurde, geht sie nun gemeinsam mit ihrem Idol Captain Marvel auf ihr erstes Weltraumabenteuer; und was für eines. Per Wurmloch springen sie wild durch den Raum, überbrücken aber auch mit „konventionellen“ Mitteln große Distanzen in kurzer Zeit. Ein singendes und tanzendes Volk von einem weit entfernten Planeten wird dabei ebenso selbstverständlich abgehandelt wie frei schwebende Transportplattformen, die durch einen unbekannten Antrieb bewegt werden oder katzenartige Wesen, die Menschen und Gegenstände gleichermaßen fressen.

              In den vergangenen Jahrzehnten wurde so manchen Produktionen das Etikett „Trash“ angeheftet, die letztlich weniger absurd erscheinen als das Geschehen in 'The Marvels'. Es sei den Autoren gegönnt, dass sie ihrer Vorstellungskraft freien Lauf lassen und offenbar Elemente einbringen durften, die keinerlei erkennbaren Mehrwert für die Handlung bringen. Doch aus Zuschauersicht kann man recht schnell zu der Frage gelangen, was das alles überhaupt soll. Die visuellen Effekte bewegen sich auf einem überschaubarem Niveau und die Spannungskurve tendiert in den Minusbereich. Als reine Hinführung zu einem größeren Ganzen taugt die in 'The Marvels' erzählte Geschichte ebenfalls nur bedingt; schließlich wurden alle relevanten Charaktere bereits anderweitig eingeführt. Aus Sicht des Mauskonzerns mag es auf den ersten Blick vielleicht Sinn ergeben, durch möglichst unterschiedliche Heldencharaktere immer neue Märkte zu erschließen, doch wenn diese Strategie mittels Drehbüchern vom Wühltisch umgesetzt werden soll, könnte man durch eine Übersättigung des Marktes möglicherweise mehr Schaden anrichten als Nutzen erzielen. Wie auch immer, die Verantwortlichen werden schon wissen, was sie tun. Die Zuschauer aber vermutlich auch.

              KURZFAZIT

              Weitgehend sinnentleerte Trashparade.

              28
              • 5 .5

                In der Superheldenkomödie 'Thunder Force' (zu deutsch: Donnerfurz) zerstreiten sich zwei Freundinnen (Melissa McCarthy und Octavia Spencer) im Jugendalter. Jahre später kreuzen sich ihre Wege erneut. Eine von beiden ist mittlerweile stinkreich, die andere nach wie vor tollpatschig und chaotisch. Die wohlhabendere von beiden lässt in ihrer Firma an der Entdeckung und am Aufbau von Superheldenfähigkeiten forschen. Was man eben so macht, wenn man genug Geld übrig hat. Wobei: Für die Einrichtung halbwegs passabler Sicherheitsvorrichtungen scheinen die finanziellen Mittel dann doch nicht zu reichen. Jedenfalls kann scheinbar jeder dahergelaufene Hans Wurst die entsprechenden Maschinen in Gang setzen und sich auf diese Weise selbst upgraden, was völlig „überraschend“ auch der besagten chaotischen Freundin gelingt. Doch wo schon ein cooler Teamname wie „Thunder Force“ draufsteht, muss schließlich mehr als nur eine einzige Superheldin drinstecken. Wer da wohl sonst noch infrage kommen könnte? Naja, so lange es nicht die Millionärin und ihre Tochter sind, ist ja alles gut...

                Wie man schon an der Prämisse erkennen kann, ist hier in Bezug auf die Handlung nicht viel zu holen. Zwar gibt es mit The Crab (Jason Bateman) eine recht skurrile Nebenfigur, doch wirklich neu ist kaum etwas an dieser Produktion. Für Unterhaltung, wenn auch auf flachem Niveau, sorgen einige heiter inszenierte Szenen – vorrangig dann, wenn die Schurken ihre Auftritte haben.

                Als halbwegs kurios erweist sich der im Abspann präsentierte Titelsong, der von einer Supergroup eingespielt wurde, der neben Corey Taylor (Slipknot, Stone Sour) und Tina Guo auch Izzy Hale (Halestorm), Scott Ian (Anthrax), Dave Lombardo (Ex-Slayer) und Komponist Fil Eisler angehören.

                5 – 5,5 Punkte.

                KURZFAZIT

                Ein dick aufgetragener Filmtitel für eine durchschnittliche Komödie.

                21
                • 5 .5

                  Venom ist wieder da. Und irgenwie auch doch nicht. Schließlich müssen sich Eddie und sein Parasit (oder meinetwegen Symbiont) gleich aus zwei Gründen verstecken, denn sie werden nicht nur von Vertretern der Sicherheitsbehörden verfolgt, sondern auch von einer Jägerin aus einer anderen Welt. Auf der Flucht passiert irgendwas und danach irgendwas anderes, ehe die Geschichte in einem mehr oder minder obligatorischen Endkampf gipfelt.

                  Na gut, das Drehbuch hält durchaus auch die eine oder andere unterhaltsame Szene bereit, doch in ihren Grundzügen erscheint die Handlung (vielleicht abgesehen vom Verzicht auf eine Liebesgeschichte) derart risikoarm, dass sie über weite Strecken wie die reine Abarbeitung bewährter Elemente wirkt (was wohl auch der Fall sein dürfte). Für gute Laune sorgen in erster Linie die Gespräche zwischen Eddie und Venom - und vielleicht auch noch die Szenen mit der herumreisenden Familie. In Sachen Spannung erweist sich die Aufteilung der Antagonistenrolle auf mehrere Akteure als zweischneidiges Schwert. Zwar zieht sich die Schlinge um den Hals von Eddie/Venom dadurch noch etwas enger, doch auf der anderen Seite wird deren Handlungsspielraum deutlich eingeengt, obwohl eigentlich schon recht früh klar ist, wer der Hauptfeind ist und wer ein gemeinsames Interesse haben dürfte, dessen Attacken abzuwehren. Andererseits: In einem Genre, das ganz besonders vom Spiel aus Wiederholung und Variation lebt, und in dem zumeist vergleichsweise hohe Produktionskosten amortisiert werden müssen, hält sich nachvollziehbarerweise eben auch die Risikobereitschaft in Grenzen. Der Erfolg gibt den Produzenten schließlich recht, da ungefähr das Vierfache der Produktionskosten wieder eingespielt wurde.

                  KURZFAZIT

                  Kelly Marcel (Regie) legt mit 'Venom – The Last Dance' so ziemlich genau den Film vor, der nach den beiden Vorgängerepisoden zu erwarten war.

                  26
                  • 4 .5

                    Arthur Fleck sitzt hinter Schloss und Riegel, wo er für einige Wärter und Insassen als eine Art Maskottchen fungiert. Sie lachen mit ihm und über ihn und lassen sich vielleicht auch zu der einen oder anderen Handlung hinreißen, auf die sie sonst verzichtet hätten. Doch alles ändert sich, als er bei einer Art Musiktherapie eine Frau erblickt, die auf Anhieb seine volle Aufmerksamkeit genießt. Er sieht sich ihr verbunden und projiziert seine Wünsche und Hoffnungen in die Situation. Nach und nach erzählt sie ihm einige Dinge über sich, Leerstellen füllt er mit Elementen aus seiner eigenen Fantasie. Er wird doch nicht schon wieder...?

                    Nur selten wurde ein comicbasierter Charakter in einer derart wilden Genremischung auf die Leinwand gebracht. Ob Gefängnisfilm, Justizthriller, Psychodrama oder Musical, all das bekommt man hier zum Preis von einem Film. Ob diese Mischung einen Mehrwert bringt oder eher überfrachtet wirkt, dürfte wohl im Auge des Betrachters liegen. Auffallend ist jedenfalls, dass viele der Gesangseinlagen in den emotional und atmosphärisch intensivsten Szenen erfolgen. Was für viele Zuschauer vielleicht eine Steigerung der Eindrücke hervorrufen mag, stellt für andere womöglich einen Bruch dar, der die Spannung zeitweilig zum Erliegen bringt. Hinzugewonnen werden hingegen zusätzliche Einblicke in die Gedankenwelt des Protagonisten, für die hier eben andere Stilmittel gewählt werden als im Zuge des Vorgängerfilms. Der deutlichste Unterschied dürfte wohl darin bestehen, dass Arthurs Kopfkino hier in vielen Szenen deutlicher als solches gekennzeichnet wird als noch im Rahmen des Auftaktfilms. Deutlich klassischer gestaltet sich hingegen die visuelle Präsentation, die nahezu durchgängig im Dienst einer gewissen Comicästhetik steht. Die Einordnung des Geschehens wird in diesen Fall wohl ganz besonders zur Geschmacksfrage. In die (wohlwollend umschrieben) abwechslungsreiche Abfolge an Superhelden- und Schurkenfilmen von Warner und DC passt 'Joker: Folie à Deux' so gesehen ganz hervorragend.

                    KURZFAZIT

                    Ungewöhnliche Fortsetzung; inhaltlich konsequent, stilistisch unkonventionell.

                    28
                    • 3 .5
                      Framolf 19.06.2025, 06:03 Geändert 19.06.2025, 06:05

                      ♪♫ Schau hie, da liegt a toter Fisch im Wasser ♪♫

                      Der Wassermann schwimmt wieder. Doch wohin eigentlich? Wie es für die Helden der Justice League bei Warner weitergehen wird, erschien kurz vor dem Release von 'Aquaman: Lost Kingdom' völlig unklar; und auch nach der Veröffentlichung des Filmes ist man nicht wirklich schlauer. Regisseur James Wan ('Insidious') hat es hier auch nicht gerade leicht, denn während der Produktion der 'Aquaman'-Fortsetzung sind nicht nur zahlreiche Personalfragen, sondern im Grunde die gesamte Zukunft des Franchise ungeklärt. Einerseits sind der Crew somit Fesseln angelegt, andererseits bietet das vielleicht auch die Möglichkeit zu einem Befreiungsschlag. Doch was dann tatsächlich geboten wird, könnte ernüchternder kaum sein.

                      Wan erzählt eine belanglose und in weiten Teilen vorhersehbare Geschichte über die (Nicht-)Rivalität zweier Brüder, die sich in einer Art Buddy-Movie durch überbordende CGI-Welten kämpfen. Zwar werden durchaus bunte und detailreich gestaltete Unterwasserwelten geschaffen, doch zeitweise fühlt sich 'Lost Kingdom' an wie ein Animationsfilm, in den ein paar Schauspieler einmontiert wurden. In inhaltlicher Hinscht fühlt sich diese Produktion allerdings auch nicht sehr viel besser an. Man könnte fast meinen, es wäre ein Skript verfilmt worden, das zuvor von irgendwem im Klo runtergespült wurde und schließlich ungeklärt im Meer gelandet ist. Egal an welchem Strand dieses Planeten sich Arthur ins Wasser begibt, gefühlt kommt er stets binnen weniger Momente dort an, wohin er möchte. Offenbar gibt es auf dieser Erde nur ein einziges Meer von wenigen Quadratkilometern Größe. Irgendwie fischelt diese Produktion von vorne bis hinten.

                      Dreieinhalb von zehn Kühlschränken, die ausschließlich mit Milch und Bier bestückt sind. Da heißt der Film schon 'Aquaman' und dann ist noch nicht mal Wasser drin.

                      KURZFAZIT

                      Ein verwässertes Realfilmkonzept. Die ohnehin schon fließenden Grenzen zwischen Animationsfilm und Live Action Movie verschwimmen hier vollends.

                      Beim Schiffeversenken würde man wohl sagen: A2 – Wasser.

                      24
                      • 4 .5
                        Framolf 18.06.2025, 00:32 Geändert 19.06.2025, 05:44

                        Schwer kontrollierbare Einblicke in die (zumeist unmittelbar bevorstehende) Zukunft als Zugpferd für eine Origin Story und womöglich auch einige (wie auch immer geartete) Fortsetzungen? Klingt auf den ersten Eindruck nicht nach einem Film, den man zwingend gesehen haben muss. Macht nichts, Sony produziert ihn trotzdem.

                        Es geht also um eine Sanitäterin, die eines Tages ihre hellseherischen Fähigkeiten entdeckt und gegen einen Widersacher einsetzt, von dem sowohl ihr als auch einigen anderen Charakteren (und wahrscheinlich auch dem Publikum) nur bedingt klar ist, was er überhaupt konkret erreichen will. Zwar besitzt man als Zuschauer in dieser Hinsicht einen gewaltigen Wissensvorsprung gegenüber der Protagonistin, doch etwas undurchsichtig erscheinen die Pläne des Antagonisten trotzdem. Ähnlich verhält es sich mit weiteren Bestandteilen der Handlung. Neben der Origin Story von Madame Web erhält man gleich drei weitere dazu. Die Sterne von Tick, Trick und Track (also Julia, Anya und Mattie) gehen nämlich ebenso auf, wobei auch hier zunächst nicht ganz klar ist, wohin ihr Weg überhaupt führen soll (woran auch einige kurze Einblicke in die Zukunft nicht viel ändern). Was die Stecklinge wert sind, die hier storytechnisch eingepflanzt werden, wird sich wohl erst so richtig an den folgenden Produktionen aus Sony's Spider-Man Universe ablesen lassen.

                        Abschließend eine Frage an alle Filmfans und Sicherheitsexperten: Wie würdet ihr als Leiter einer Sicherheitsbehörde eine Lagerhalle sichern, in der Unmengen explosiver Stoffe lagern? Durch...

                        A ...ein Eisentor.
                        B ...eine meterhohe Mauer.
                        C ...Wachleute.
                        D ...eine Kombination aus den drei Maßnahmen.
                        E ...nichts davon. Die Halle darf ruhig offen bleiben und für jeden zugänglich sein.

                        Auflösung: Wer die Frage mit Option E beantwortet, gehört offenkundig zur Hauptzielgruppe dieses Films.

                        KURZFAZIT

                        Nach der Sichtung von 'Madame Web' will man gar nicht so genau wissen, wie wohl die Projekte aus dem Spider-Man Universe ausgesehen hätten, die Sony zuvor im Papierkorb versenkt hat.

                        26
                        • 4 .5
                          Framolf 17.06.2025, 01:09 Geändert 17.06.2025, 01:11

                          ************* Superhelden-Woche 2025 *************
                          ** 7 Tage, 7 Filme, einer belangloser als der andere **
                          ******************************************************

                          Wenn die Welt eines braucht, dann sind es noch mehr Superhelden. Na gut, ernsthaft: Wenn ambitionierte Konzepte auf ein ausgehungertes Publikum treffen, liegt es natürlich auf der Hand, dass der Markt überflutet wird. Doch in einer Situation, in der man von beiden Faktoren weit entfernt ist, stellt sich durchaus die Frage, wie mit diesem Genre größere Massen in die Kinosäle gelockt werden sollen.

                          Mit 'Blue Beetle' hat man die Antwort darauf offensichtlich nicht gefunden. Die weltweiten Brutto-Einspielergebnisse liegen nur leicht über den geschätzten Produktionskosten. Bezieht man die Ausgaben für das Marketing mit ein, dürfte die Rechnung aus Sicht des Studios noch ernüchternder aussehen. Dabei hat es offenbar auch nur bedingt genutzt, mit Jaime Reyes bzw. Blue Beetle einen Helden in den Fokus zu stellen, dessen Origin Story neben dem kulturellen Hintergrund auch eine lokale Verankerung aufweist.

                          Die Handlung an sich wiederum erinnert ein wenig an einen Mix aus den Ursprungsgeschichten von Spider-Man, Iron Man und Venom. Ein junger Normalo „profitiert“ indirekt und zunächst widerwillig von Errungenschaften aus der Forschungsabteilung einer zwielichtigen Firma, wodurch er letztlich durch die Lüfte fliegen und irgendwelche Widersacher bekämpfen kann. Doch zunächst muss er lernen, seine neuen Fähigkeiten zu beherrschen und sich mit einer zweiten Kontrollinstanz (neben seinem eigenen Willen) zu arrangieren.

                          Die Produzenten gehen also in mehrerlei Hinsicht auf Nummer sicher. Das Ergebnis fällt dementsprechend routiniert, aber auch gewöhnlich aus. Auch wenn das Ergebnis unter dem Strich ganz solide sein mag, bleibt die Frage nach den Plänen für die Zukunft offen. Schließlich sollen Origin Stories ja oft nur den Auftakt zu größeren Abenteuern darstellen – sofern sich das Genre zwischenzeitlich nicht selbst in die Obsoleszenz katapultiert.

                          KURZFAZIT

                          Just another Superhero Movie.

                          23
                          • 4 .5

                            Michael Winnicks 'Disquiet' (2023) – der Endgegner bei der Findung einer passenden Punktewertung. Die Dialoge sowie mehrere Entwicklungen der Handlung erinnern an einen Trashfilm der unlustigen Sorte, auf der anderen Seite finden sich aber auch einige ambitionierte Ansätze. Ähnlich verhält es sich in Sachen Vorhersehbarkeit. Einige vermeintliche Wendungen stinken kilometerweit gegen den Wind, andere kommen tatsächlich aus dem Nichts.

                            Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen und in wenigen Sätzen die Prämisse zu umreißen. Das Problem dabei: Ein Schilderung der ersten zwanzig oder dreißig Minuten würde völlig wirr klingen – denn das ist auch die Handlung. Also nur ein absolutes Minimum: Ein Mann wacht in einer Klinik auf, reißt sich alle Kabel und Schläuche vom Leib und wird direkt schon von seinem Bettnachbarn, einem älteren Herrn, attackiert. Seinen Wahrnehmungen kann er nicht trauen. Verschiedene Personen verschwinden ebenso unvermittelt, wie sie aufgetaucht sind. Und das ist noch der am leichtesten zu durchdringende Teil der Handlung...

                            Zwar blitzen immer wieder ambitionierte Momente durch, doch durch mehrere Dialoge aus dem Müllcontainer zieht sich Winnicks Inszenierung selbst den Zahn. Die eingeschobene Episode um den Cop, der sich durch seinen Rassismus selbst in eine heikle Lage bringt, hätte mindestens das Zeug zu einem ambitionierten Kurzfilm; hier jedoch geht sie in einem chaotisch präsentierten Wust an Einfällen mehr oder weniger unter. Analog verhält es sich mit einigen weiteren Bestandteilen der Handlung. Der Metaphernreichtum ist durchaus beachtlich, ob er sich in der vorliegenden Präsentation auch durchdringen lässt, steht auf einem anderen Blatt. Sinn macht eine Sichtung eigentlich nur für Filmfreunde, die bereit sind, eine Ladung Müll zu durchwühlen, um das eine oder andere Schmuckstück zu finden.

                            KURZFAZIT

                            B-Movie mit ein paar vielversprechenden Ideen auf der einen Seite und mehreren Trasheinlagen auf der anderen.

                            23
                            • 7 .5
                              Framolf 12.06.2025, 01:23 Geändert 13.06.2025, 02:18
                              über GLOW

                              Ruth (Alison Brie) ist eine nur mäßig erfolgreiche Schauspielerin, die sich auf ihrem Weg nach oben aber nicht beirren lassen will. Selbst das Vorsprechen für eine Komparsenrolle geht sie an, als wären sie ihr Sprungbrett zu einer ganz großen Weltkarriere. Einerseits schöpft sie auf diese Weise immer wieder neue Energie, doch Enttäuschungen erscheinen regelrecht vorprogrammiert. Die Lage ändert sich jedoch vollständig, als sie zu einem Casting eingeladen wird, von dem den meisten Kandidatinnen zunächst gar nicht so klar ist, worum es dabei überhaupt geht. Ruth weiß es zwar auch nicht so recht, doch sie strotzt schon vor Ideen, wie sie der Produktion ihren Stempel aufdrücken könnte. Dumm nur, dass es den Produzenten in erster Linie darum geht, fingierte Kloppereien von Frauen in knapp geschnittenen Outfits zu zeigen. Willkommen bei den Gorgeous Ladies of Wrestling!

                              Schnell findet sich eine Truppe zusammen, deren einzelne Mitglieder (bis auf wenige Ausnahmen) wie aus dem realen Leben gegriffen wirken. Zwar kann man so gut wie jeden der Charaktere in dieser Serie in der Außendarstellung als auf irgendeine Weise kauzig bezeichnen, doch die Sorgen und Probleme, die sie bewegen, könnten alltäglicher kaum sein. Eine stockende Karriere, eine in Trümmern liegende Ehe oder ein erbitterter Streit zwischen zwischen zwei Freundinnen sind dabei nur einige Beispiele. Fast jede der Figuren erhält im Lauf der drei Staffeln eine eigene Backstory und somit auch eigene Konturen. Sowohl der Konzeption der Charaktere als auch dem Tonfall der Erzählung merkt man deutlich an, dass Jenji Kohan ('Weeds', 'Orange is the New Black') als Drehbuchautorin involviert ist. Sämtliche relevanten Charaktere weisen eine Vielzahl an Ecken und Kanten auf. Mit Blick auf die Besetzung fällt (ähnlich wie bei den beiden anderen genannten Serien) der außergewöhnlich hohe Anteil an CharakterdarstellerInnen auf, die hier mitwirken, was auch für die Schauspielerinnen gilt, die zuvor noch nicht als übermäßig renommiert galten.

                              Gerade während der ersten Staffel nehmen sich die Autoren viel Zeit, um sowohl die Charaktere als auch das Publikum behutsam an ausgefeilte Wrestling Shows heranzuführen, wodurch sich gerade die Auftaktstaffel als ganz besonders unterhaltsam erweist. Jeder einzelne Schritt bei der Entwicklung der Shows und bei den Vorbereitungen der Kämpferinnen wird regelrecht ausgekostet, was dazu führt, dass sich nicht allzu schnell Ermüdungserscheinungen hinsichtlich zahlreicher ähnlicher Shows einstellen. Die mittlere Staffel widmet sich nicht zuletzt der vermeintlichen Professionalisierung der Veranstaltungen. Zudem wird hier und in der abschließenden Season das Potenzial gehoben, das zu Beginn offenbar bewusst brach gelassen wird. Zahlreiche Nebencharaktere erhalten eigene Handlungsstränge, wodurch auch in den späteren Episoden für ausreichend Abwechslung gesorgt ist. Zum Finale wird schließlich angedeutet, wie es in einer möglichen vierten Staffel weitergehen könnte, doch dazu sollte es nach der Absetzung der Serie nicht mehr kommen.

                              Wie man es von Produktionen aus der Feder von Jenji Kohan kennt, wird auch in 'GLOW' eine ausgewogen und stimmig wirkende Mischung aus verschiedenen Stimmungslagen angerührt. Trotz regelmäßig augenzwinkernd eingestreuter satirischer Einlagen gleitet die Stimmung außerhalb der Wrestling-Veranstaltungen so gut wie nie in Albernheiten ab, wodurch auch die ernsteren und tragischeren Facetten der Handlung nicht an Wirkung oder gar an Glaubwürdigkeit einbüßen. Wie im echten Leben können auch hier heitere und ernüchternde Episode mehr oder minder nahtlos aufeinanderfolgen. Wo Kohan draufsteht, ist eben zumeist auch Kohan drin. In diesem Sinne pflegen auch hier einige Charaktere eine ganz eigene Vorstellung von Romantik. Kostprobe gefällig?

                              „Was heißt, ich mag dich nicht? Ich hatte gerade Sex mit dir, obwohl du blutest.“ (S1E8)

                              Nun denn...

                              Randnotiz: Wrestling-Truppen wie diese gab es in den 80er Jahren tatsächlich, die Werdegänge der einzelnen Charaktere gelten jedoch als frei erfunden.

                              KURZFAZIT

                              Wer 'Orange is the New Black' mochte, dürfte wahrscheinlich auch an 'GLOW' Gefallen finden. Begeisterung für das Wrestling ist sicherlich hilfreich, aber nicht zwingend erforderlich, um hier kurzweilige Unterhaltung zu finden.

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                              • 6 .5

                                Als den beiden kanadischen Rucksacktouristinnen Hanna (Julia Garner) und Liv (Jessica Henwick) in Australien das Geld ausgeht, nehmen sie einen Kellnerjob im Outback an. In einer entlegenen und trostlosen Kneipe mit abgeranzten Gästezimmern im Obergeschoss sollen sie den schroffen Wirt (Hugo Weaving) beim Ausschank unterstützen. Warum eigentlich? Das Etablissement liegt gefühlt am Ende der Welt und als sie ankommen, ist der Pub ebenso menschenleer wie die Umgebung. Doch das ändert sich gegen Abend, wenn die Arbeiter einer nahegelegenen Firma dort ihren Lohn verprassen. Frauen gibt es dort nur sehr wenige. In Hinblick auf mögliche Trinkgelder könnte das vielleicht ein Jackpot sein – oder drohen doch eher Übergriffe?

                                Regisseurin Kitty Green ('The Assistant', ebenfalls mit Julia Garner in der Hauptrolle) lässt sich außerordentlich viel Zeit bei der Ausbreitung der Prämisse – überspitzt gesagt bis rund zehn Minuten vor dem Finale. Kurz nach der Einführung der relevanten Schauplätze lässt Green die mitunter durchaus bedrohliche Atmosphäre erstmal wirken, ehe sich die Lage weiter zuspitzt und für die beiden Protagonistinnen immer auswegloser erscheint. Doch von welchen Charakteren geht eigentlich die größte Gefahr aus? Auch darüber lässt sich über weite Strecken nur spekulieren. Zwar werden dem Publikum mehrere potenzielle Gewalttäter vorgestellt, doch ob einer, alle, keiner oder jemand ganz anderes ihnen Leid antun wird, steht in den Sternen (deren Konstellation Hanna und Liv nebenbei bemerkt in Australien naturgemäß anders wahrnehmen als in Kanada).

                                In erster Linie geht es hier also augenscheinlich darum, ein Gefühl der Beklemmung zu erzeugen, das sich nach und nach auf die Zuschauer übertragen soll. Auch ohne den Einsatz unmittelbarer körperlicher Gewalt gelingt es einigen Gästen, Hanna nachhaltig zu verunsichern. Kurz nachdem es schließlich zu einer halbwegs standesgemäßen Eskalation kommt, ist der filmische Trip ins Outback auch schon wieder vorüber. Die Besonderheit von 'The Royal Hotel' besteht also keineswegs in der Darstellung eines langwierigen Überlebenskampfes, sondern eher im Einsickern einer möglicherweise bevorstehenden Bedrohung in die Psyche der Protagonistin(nen).

                                Zumindest in dieser Hinsicht erweist sich dieses Drama dann auch als entfernter Verwandter von Kitty Greens Vorgängerfilm 'The Assistant', in dem die Auswirkungen (mal mehr, mal weniger) subtiler Drohungen im Büroalltag behandelt werden.

                                6 – 6,5 Punkte.

                                KURZFAZIT

                                Halbwegs unkonventioneller Ansatz, der sich bei einer zu häufigen Umsetzung aber schnell abnutzen könnte.

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                                • 6 .5
                                  Framolf 10.06.2025, 02:58 Geändert 10.06.2025, 03:00

                                  Mit subjektiven Empfindungen ist es so eine Sache. Befragt man zehn Menschen, welche Eigenschaften sie als sympathisch oder welche Personen sie als charismatisch empfinden, bekommt man vermutlich elf verschiedene Antworten. Nicht nur in Beziehungsfragen gibt es eben zu jedem Topf einen passenden Deckel, sondern sicher auch bei anderen zwischenmenschlichen Konstellationen. Gut so, möchte man meinen. So haben eben Menschen unterschiedlichster Art mehr als passable Chancen, Freunde oder Weggefährten zu finden.

                                  Ein ganz spezieller Fall wird dem Publikum in Emma Sullivans True Crime Doku 'Into the Deep' (2020) präsentiert. Ursprünglich hatten wohl gleich mehrere Journalistinnen (anscheinend ließ er nur Frauen an Bord) den Plan, Dokumentationen, Reportagen oder sonstige Berichte über den Tüftler Peter Madsen zu produzieren, der nach dem Bau eines U-Bootes eine Rakete für die bemannte Raumfahrt entwickeln wollte. Doch schließlich kam alles ganz anders als geplant – zumindest für die Besucherinnen Madsens. Wer also ist dieser Mann und wieso wird er von mehreren Beteiligten als „charismatisch“ beschrieben? Um es vorwegzunehmen: Was Sullivan dem Publikum präsentiert, wirkt über weite Strecken verstörend und abstoßend, doch offenbar sieht das nicht jede(r) so. Es kann durchaus sein, dass es ihm in Zwiegesprächen gelingt, sich als intelligent oder eloquent zu verkaufen, doch eigentlich sollten schon ab seinem ersten Satz sämtliche Alarmglocken schrillen. In seinen schlechteren Momenten stößt der dänische Musk für Arme unverhohlen Morddrohungen aus, in seinen (vergleichsweise) besseren Augenblicken redet er einfach nur wirres Zeug.

                                  In ein anderes Licht gerät Dänemarks Lieblingstüftler, als eine Journalistin scheinbar spurlos von seinem U-Boot verschwindet. Zwar hat er (sogar vor laufender Kamera) zuvor bereits mehrmals angekündigt, gerne mal eine Frau zerstückeln zu wollen, aber der liebe Peter macht sowas nicht, sind sich seine Weggefährten ganz sicher. Laut seiner Aussage kann sie auch gar nicht tot sein, denn er habe sie schließlich an Land gelassen. Zwar an einer der wenigen Anlegestellen, an denen es keine Kameraüberwachung gibt, doch wem kann man schon vertrauen, wenn nicht dem charismatischen Peter? Ihm nahestehende Personen berichten, die Polizei habe daraufhin auch gar nicht mehr ernsthaft ermittelt. Dumm nur, dass irgendwann Leichenteile gefunden wurden. Madsen revidiert daraufhin seine Version der Wahrheit mehrfach. Der Rest ist Geschichte.

                                  Der Kriminalfall, über den Emma Sullivan berichtet, ist eine Sache, die dabei mitschwingende Geschichte über blindes Vertrauen und einen absurd anmutenden Personenkult eine andere. Selbst eine laufende Kamera hält den kauzigen Tüftler nicht davon ab, sich wiederholt um Kopf und Kragen zu reden, indem er sich in Gewaltfantasien ergeht. In Bezug auf sein Umfeld kann man nur spekulieren, welche Motive Menschen verfolgen, die ganz bewusst die Nähe zu Leuten wie ihm suchen. Ausladend geschilderte Tötungsfantasien werden als Scherze abgetan; und dass er auch ganz gerne mal über das Wesen und die Motive von Psychopathen philosophiert, macht ihn ja auch sympathisch, den Peter; zumindest für manche Menschen. Zu jedem Topf gibt es eben auch einen Deckel. Oder in diesem Fall einen auf den Deckel.

                                  KURZFAZIT

                                  Traurig, aber die Methode scheint System zu haben.

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                                  • 5 .5

                                    Nach zwei Filmen aus der Welt von 'A Quiet Place', in der Aliens Jagd auf alle Menschen machen, die Geräusche von sich geben, und noch vor Erscheinen einer dritten Episode eröffnet Regisseur Michael Sarnoski einen Nebenstrang der Handlung, der sich im selben Szenario mit anderen Charakteren an einem anderen Schauplatz beschäftigt. Konzipiert ist sein Ansatz als eine Art Mischung aus einem Prequel und einem Spin Off. Die Geschichte einiger verzweifelt um ihr Leben kämpfenden Menschen trägt sich in 'A Quiet Place – Tag Eins' in einem urbanen Umfeld zu, was für die Autoren und die Filmcrew neue Möglichkeiten erschließt, aber auch neue Herausforderungen mit sich bringt. Ähnlich geht es den Charakteren. Man könnte es zynisch sehen: Mehr Personen auf engem Raum bedeuten mehr Beute für die Aliens, also vielleicht auch bessere Fluchtchancen für den Einzelnen. Auf der anderen Seite angelt es sich dort wahrscheinlich auch sehr viel besser als in einem überfischten Gewässer.

                                    Die konkrete Geschichte, mit der dieses Szenario ausgebreitet wird, mag (zuvorderst wegen der Krankheitsthematik) auf dem Papier durchaus ambitioniert klingen. Die Protagonistin erlebt inmitten einer (offenbar) globalen Apokalypse zusätzlich ihr ganz eigenes Armageddon. Denn während die Zivilisation weitgehend zusammenbricht, wird sie auch von ihrem Körper im Stich gelassen. Den Schrecken ihrer Krankheit erlebt sie also zudem noch in einer externalisierten Form. Um diese Prämisse aufzufangen und die Lage nicht in komplette Hoffnungslosigkeit abgleiten zu lassen, wird ihr u.a. eine Katze an die Seite gestellt, die es zu retten gilt. Die Interaktion und zeitweilige Kooperation mit menschlichen Überlebenden gehört ohnehin zum Pflichtprogramm des Endzeitfilmgenres. Für sich genommen ist dieser Ansatz auch gewiss nicht verkehrt, doch ob er die mit der Reihe verbundenen (vergleichsweise) hohen Erwartungen vieler Fans einlösen kann, sei dahingestellt.

                                    KURZFAZIT

                                    Spin Off, das inhaltlich nur einen sehr überschaubaren Mehrwert bietet, aber immerhin eine weitere Facette des Szenarios abdeckt. So gesehen könnte sich 'A Quiet Place – Tag Eins' auch als Alternative zur Stammreihe eignen – wenn der Film denn (einerseits qualitativ, aber auch bezogen auf die Spannung) mit dem Original mithalten könnte.

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                                    • 5 .5

                                      Mehrere Jahre nach den Ereignissen des Pornomassakers unternimmt Maxine einen weiteren Versuch, sich in Hollywood als mehr oder minder konventionelle Schauspielerin zu etablieren. Zeitgleich treibt der berüchtigte „Night Stalker“ Killer sein Unwesen in der Stadt. Wird Maxine erneut in das Zentrum eines Blutbades geraten?

                                      Wie schon die beiden vorherigen Filmen der Reihe ('X' und 'Pearl') erscheint auch 'MaXXXine' als maßgeschneidertes Konzept, das der Hauptdarstellerin Mia Goth auf den Leib geschrieben wurde. Einerseits wird das Geschehen aus dem Auftaktfilm fortgesetzt (Maxines Schauspielkarriere sowie als Elefant im Raum die Rolle ihres Vaters), auf der anderen Seite wird jedoch auch der große Traum Pearls gespiegelt, die (zeitbedingt auf einem anderen Niveau) ebenfalls von einer Karriere im Filmgeschäft träumte (was letztlich auf eine Mischung aus Maxines Wirken vor der Kamera sowohl im Pornobusiness als auch bei einer Mainstreamfilmproduktion hinausläuft). Die Lebenswege beide Frauen sind also durch zahlreiche Schnittmengen ebenso verbunden wie durch gespiegelte bzw. invertierte Ereignisse. Als Gipfel dieser Entwicklung erweisen sich die im ersten Film gezeigten Geschehnisse auf der Farm, wenn beide Welten und Charaktere mit voller Wucht kollidieren. Insofern erscheint es also nur konsequent, beide Rollen mit derselben Darstellerin zu besetzen. Wer jedoch darauf hofft, dass sich nach der Sichtung der dritten Episode der Reihe durch einen Schritt zurück der Blick auf ein komplettiertes Mosaik auftut, woraus sich bahnbrechende neue Erkenntnisse ergeben, wird jedoch enttäuscht werden. Letztlich sind 'X', 'Pearl' und 'MaXXXine' nicht sehr viel mehr als die Summer ihrer Teile, die allerdings auch schon beachtlich ausfällt. Wie bereits die beiden vorherigen Filme überzeugt auch Teil drei durch eine Vielzahl an cineastischen Referenzen und die Einbeziehung zeitgenössischer Phänomene. Das Produktionsdesign wirkt stimmig und Mia Goth trägt die Inszenierung (trotz der Mitwirkung durchaus prominenter Castmitglieder wie Elizabeth Debicki, Lily Collins, Michelle Monaghan, Kevin Bacon oder Bobby Cannavale) mehr oder minder im Alleingang. Ob das ausreicht, liegt im Auge des Betrachters.

                                      5,5 – 6 Punkte.

                                      KURZFAZIT

                                      Solides Sequel, dessen inhaltlicher Mehrwert sich jedoch in Grenzen hält.

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                                      • 4

                                        Rund fünf Jahre nach der Veröffentlichung von Susanne Biers Endzeitthriller 'Bird Box' legt Regisseur David Pastor ('Dein Zuhause gehört mir') mit 'Bird Box: Barcelona' einen zweiten Film zum selben Thema vor, der weder als Prequel noch als Sequel gelten kann, denn statt die Handlung fortzuschreiben oder ihr eine Vorgeschichte voranzustellen, werden hier Ereignisse gezeigt, die mehr oder wenige parallel zu denen im ersten Film stattfinden. Eine Verlegung des Schauplatzes von den Vereinigten Staaten von Amerika nach Spanien macht es möglich. Abgesehen davon ändert sich jedoch nicht allzu viel, denn in Europa hat man mit ähnlichen Problemen wie in den USA zu kämpfen: Eine mysteriöse Macht treibt Menschen kurz nach einem visuellen Kontakt in den Tod. Die Gründe sowie der genaue Mechanismus dahinter bleiben nebulös. Purer Selbstzweck oder Ausdruck einer genialen Metapher? Zumindest Pastors Verfilmung gibt darüber nur unzureichend Auskunft.

                                        Die konkrete Handlung erweist sich in Sachen Tragweite als regelrechte Achterbahnfahrt (wobei hier wohl die Bezeichnung als „Busfahrt“ treffender wäre). Belanglose und auch dramaturgisch holprige Szenen wechseln sich mit atmosphärisch überzeugenden Sequenzen munter ab. Die Geschichte an sich dreht sich – neben dem Kampf um das nackte Überleben – ganz besonders um die Kategorien Vertrauen und Verrat sowie Hoffnung und Verzweiflung. Ob es für die Äußerung einer Handvoll Thesen tatsächlich eine Laufzeit von knapp zwei Stunden braucht, sei jedoch dahingestellt. Selbiges gilt für die Wahl des Protagonisten, der zwar schon per Definition eine wichtige Rolle innerhalb der Handlung einnimmt, dessen Part im Fall von 'Bird Box: Barcelona' aber womöglich als Nebenfigur nicht minder effektiv funktioniert hätte. Letztere Option hätte schließlich die Gelegenheit eröffnet, einen Charakter mit größerem Identifikationspotenzial in das Zentrum der Erzählung zu stellen.

                                        KURZFAZIT

                                        Atmosphärisch wechselhaftes Spin Off, das inhaltlich über weite Strecken knapp an der Redundanz vorbeischrammt. Das Vorhandensein vereinzelter Szenen von größerer Tragweite ist davon unbenommen.

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                                        • 6 .5

                                          Oscar Madness (1 Nominierung)

                                          Annie Savoy (Susan Sarandon) hat zwar einen Teilzeitberuf, doch eigentlich definiert sie sich in erster Linie als Spielerfrau. Sie hat bereits einige Beziehungen mit Spielern der Durham Bulls hinter sich, ehe sie eine Liaison mit Ebby LaLoosh (Tim Robbins, der hier in einigen Szenen wie eine Mischung aus Beavis und Butt-Head aussieht) beginnt. Zugleich hat sie jedoch auch ein Auge auf den Neuzugang Crash Davis (Kevin Costner) geworfen, dessen aktive Karriere gerade ausklingt, während LaLoosh eher nach oben strebt. Beide Männer verstehen sich anfangs zwar nicht besonders gut, doch beide nehmen ihre jeweiligen Rollen an. Davis als Mentor und LaLoosh als durchaus ambitionierter Spieler, der aber noch einen gewissen Feinschliff benötigt.

                                          Regisseur Ron Shelton, der zuvor bereits 'Knocked Out – Eine schlagkräftige Freundschaft', 'Homerun', 'Tin Cup' und 'Weiße Jungs bringen's nicht' inszeniert hatte, legt auch mit 'Annies Männer' einen Sportfilm vor, in dem es nicht ausschließlich um das Geschehen auf dem Spielfeld, sondern zu einem guten Teil auch um das zwischenmenschliche Miteinander abseits des Trainingsgeländes geht. Die Dreiecksgeschichte um Annie, Ebby und Crash funktioniert zwar als eigenständiges Beziehungsdrama nur bedingt, doch im Verbund mit der Story um ein nur mäßig erfolgreiches Team, dem nach und nach wieder etwas Leben eingehaucht wird (ohne es aus der Drehbuchperspektive komplett zu übertreiben), ergibt sich eine vergleichsweise ungewöhnliche Mischung, deren Ziel es wohl gewesen sein dürfte, möglichst viele Zuschauer gleichzeitig anzusprechen. Der Erfolg gibt den Produzenten recht. Einem Budget von geschätzt acht Millionen US-Dollar stehen kolportierte Einnahmen von über 50 Millionen US-Dollar gegenüber. Zudem gab es Rückenwind in Form zahlreicher Berücksichtigungen bei renommierten Filmpreisen, wie etwa einer Nominierung für einen Oscar in der Kategorie Bestes Original-Drehbuch.

                                          Randnotiz: Kevin Costner soll sich während der Vorproduktion vehement für die Verpflichtung von Susan Sarandon und Tim Robbins eingesetzt haben. Beide wurden auch tatsächlich Teil der Besetzung, waren ab dieser Zeit für rund 20 Jahre ein Paar und bekamen sogar zwei gemeinsame Söhne.

                                          6 – 6,5 Punkte.

                                          KURZFAZIT

                                          Unkonventionelle Mischung aus Baseballkomödie und Beziehungsdrama.

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                                          • 6 .5

                                            Oscar Madness (5 Nominierungen)

                                            Ein Regisseur (Jeremy Irons), der eine Affäre mit einer Schauspielerin (Meryl Streep) hat, dreht einen Film über eine Liebesbeziehung, die im England des 19. Jahrhunderts von vielen Zeitgenossen als Unmöglichkeit betrachtet wird. In der Binnenhandlung des Films, also in der Geschichte, die der besagte Regisseur inszeniert, trauert Sarah (ebenfalls Meryl Streep) ihrer verflossenen Liebe – ausgerechnet einem französischen Leutnant, der in England entsprechend „gut“ gelitten war – voller Wehmut nach. Der Biologe Charles (ebenfalls Jeremy Irons), der eigentlich verlobt ist, ist auf Anhieb fasziniert von der Frau mit dem gebrochenen Herzen, die in ihrem Umfeld aufgrund ihrer Liebschaft mit dem französischen Soldaten mehr oder minder isoliert ist. Vielleicht ist es ihr innerer Schmerz, der ihn fasziniert, womöglich auch die Beharrlichkeit, mit der sie regelmäßig zur Küste kommt und auf das Meer hinausblickt. Beide kommen sich näher, entfremden sich dadurch aber zusätzlich von ihren Mitmenschen.

                                            Die Beziehungskonstellationen in Rahmen- und Binnenhandlung sind also auf den Kopf gestellt. Während in der Gegenwart die verheiratete Frau eine Affäre hat, ist in der Vergangenheit der Mann liiert. Dass beide Paare von Streep und Irons in Doppelrollen verkörpert werden, fügt der Konstruktion eine weitere Schicht hinzu. Der Leutnant, auf den sich der Titel bezieht, bleibt hingegen physisch abwesend, aber dennoch permanent als Elefant im Raum präsent. Nachdem zunächst unklar erscheint, worauf die Handlung überhaupt zusteuern soll, schärft sich der Blick auf die Intention mit zunehmender Spieldauer. Die Spiegelung der Motive bleibt dabei bis zum Finale erhalten. Gezeichnet wird dabei eine dünne Linie zwischen der Möglichkeit und Unmöglichkeit bestimmter Liebesbeziehungen. Selbst wenn zwei Menschen die grundsätzliche Bereitschaft zu einer (wie auch immer gearteten) Beziehung mitbringen, können eben durchaus auch Faktoren entscheidend sein, die nur sehr bedingt im Einflussbereich der Beteiligten liegen. Regisseur Karel Reisz stellt in dieser Hinsicht nicht unbedingt Fragen und liefert erst recht keine greifbaren Antworten. Vielmehr erinnern Harold Pinters Drehbuch und seine Inszenierung an eine Art cineastisches Essay, in dem Gedanken um ein Thema kreisen und mögliche Optionen durchgespielt werden. Vielleicht ist das Medium Film oft gerade dann besonders stark, wenn lebensnahe Sachverhalte auf eine Weise diskutiert werden, die zum Nachdenken anregt oder zur Auseinandersetzung mit der eigenen gegenwärtigen oder zurückliegenden Situation einlädt. Ob die dadurch angestoßenen Gedanken zu konkreten Erkenntnissen führen werden, steht auf einem anderen Blatt.

                                            6 – 6,5 Punkte.

                                            KURZFAZIT

                                            Sorgfältig durchdachtes, abstraktes Konstrukt, das von einem renommierten Darstellerduo ins Konkrete übertragen wird.

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                                            • 7

                                              Oscar Madness (1 Nominierung)

                                              ++ Enthält SPOILER ++

                                              Cecilia liebt das Kino – und ganz besonders ihren Lieblingsstar Gil Shepherd. Sie kennt all seine Filme; einige davon hat sie sogar mehrfach gesehen. Aktuell geht sie besonders gerne und häufig ins Kino, denn schließlich ist es auch ein Zufluchtsort vor ihrem gewalttätigen Mann. Dieser hält sich selbst für einen guten Ehemann. Schließlich warnt er seine Frau, bevor er sie verprügelt. Doch eines Tages eröffnet der Gang ins Kino Cecilia einen Möglichkeitsraum, den sie zuvor für unmöglich gehalten hätte. Tom Baxter (Gil Shepherds aktuelle Rolle) flüchtet von der Leinwand in den Publikumsraum des Kinos und brennt mit Cecilia durch. Gut, zwar nur ein paar Blocks weit, aber immerhin. Die restlichen Charaktere bleiben auf der Leinwand ebenso verdutzt zurück wie die anderen Zuschauer im Kinosaal.

                                              Was beim Lesen der Prämisse vielleicht nach albernem Klamauk oder einer seichten Liebesgeschichte klingen mag, hat allerdings einen mehr als soliden Unterbau. Sobald man die Ebene des Konkreten überwindet, offenbart sich eine Art fiktionales Essay (das Oxymoron ist beabsichtigt), in dem Woody Allen, der 1986 mit einer Oscar-Nominierung für das Drehbuch bedacht wurde, verschiedene Überlegungen über das Verhältnis von Darsteller und Rolle anstellt, was alleine schon deshalb als spannender Ansatz erscheint, da Allen selbst oft Rollen spielt, in die er ganz besonders viele persönliche Merkmale einfließen lässt. Durch den Übertritt Baxters in die reale Welt trennen sich jedenfalls der Schauspieler und seine Rolle, da nun eben Baxter und Shepherd als zwei völlig unterschiedliche Individuen durch die Welt laufen, obwohl sie natürlich eine große Menge an Gemeinsamkeiten verbindet. Zwar sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich, doch Baxter hat eben nur jene Attribute, die ihm durch Shepherd zugestanden wurden. Innerhalb dieses Korridors muss er sich nun bewegen. Shepherd wiederum hat jetzt das Problem, dass ihm seine Rolle nahezu vollständig entgleitet, was sich auch daran ablesen lässt, dass auch aus anderen Städten Probleme bei der Vorstellung von 'The Purple Rose of Cairo' vermeldet werden. Beispielsweise ist die Rede davon, dass einer der Baxters seinen Text vergessen hätte. Shepherd versucht daraufhin im wahrsten Sinn des Wortes, seine Rolle wieder einzufangen, während sich die Filmfigur zunehmend von ihrem Darsteller emanzipiert.

                                              Wie geht man als Schauspieler damit um, wenn man sich ein Konzept überlegt, das sich aufgrund dynamischer Prozesse irgendwann als obsolet erweist? Nachdem spätestens seit den 70er Jahren (zumindest von ambitionierten und gefragten Darstellern) kaum noch statische Karrierepläne angestrebt werden, um auch über mehrere Jahrzehnte hinweg eine gewisse Langzeit-Geschichte erzählen zu können, gerät dieser Ansatz komplett in Gefahr, sobald eine Rolle in fundamental anderen Bahnen verläuft. In diesem Sinne machen sich auch mehrere Charaktere Sorgen darüber, Baxter könnte beispielsweise Frauen belästigen (möglicherweise hat Shepherd in dieser Hinsicht eine Vorgeschichte).

                                              Aus Publikumssicht wiederum stellt sich für Cecilia die Frage, wen sie nun eigentlich stärker verehrt: Ihre Lieblinsfilmfigur oder ihren Lieblingsschauspielstar? Darsteller und Rolle geraten so in einen Widerstreit, der durch Allen auf eine Weise gelöst wird, in der er indirekt auch sein eigenes Wirken infrage stellt. So gesehen lässt sich auch dieser (im Vergleich zu vielen anderen seiner Filme) deutlich weniger psychologisierte Ansatz in die Serie seiner (zumindest teilweise) selbstrefenrenziellen Werke einordnen.

                                              Randnotiz: Mit Mia Farrow, Jeff Daniels, Diane Wiest und Danny Aiello und Michael Tucker kommen rund zwei Jahre später gleich mehrere Castmitglieder zum Dreh von Woody Allens Tragikomödie 'Radio Days' zusammen, in der schließlich dem Medium Rundfunk ein cineastisches Denkmal gesetzt wird.

                                              KURZFAZIT

                                              Woody Allen schwelgt in Erinnerungen, die sich so nie zugetragen haben. Auf abstrakter Ebene stellt er dabei Überlegungen über methodische Belange von Schauspielern und das Wesen des Verhältnisses von Schauspielern zu ihren Rollen an, was letztlich auch für jene gilt, die sie als öffentliche Personen über den Karriereverlauf hinweg spielen.

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                                              • 7

                                                Oscar Madness (4 Auszeichnungen, 6 weitere Nominierungen)

                                                Der Krieg ist vorbei, doch Japan wird nach wie vor von US-Streitkräften besetzt. Während einige Soldaten ganz besonders großes Interesse an der Völkerverständigung auf persönlicher Ebene zeigen, stehen deren Vorgesetzte zumeist auf der Bremse. Nicht unbedingt aus eigenen Erwägungen, sondern vorrangig aufgrund einer entsprechenden Order aus Washington. Eheschließungen zwischen amerikanischen Soldaten und japanischen Frauen werden auf beiden Seiten nicht gerne gesehen – und doch soll es eine stattliche Anzahl davon geben. Major Lloyd Gruver (Marlon Brando) bekommt eine erste Kostprobe des staatlichen Furors, als er für einen seiner Soldaten als Trauzeuge fungiert, was ihn jedoch nicht davon abhält, der Faszination einiger Soldaten für einheimische Frauen nachzuspüren. Mit großer Beharrlichkeit nähert er sich einer Schauspielerin an, die für nahezu alle Männer unerreichbar erscheint – ganz besonders für Angehörige der Besatzermacht. Werden sie zueinander finden und könnte eine Liaison zwischen beiden überhaupt eine Zukunft haben? Und was wird aus Gruvers Freund Joe (Red Buttons), der den Schritt in die umstrittene Ehe bereits getan hat?

                                                Brando spielt den Charakter des Major Gruver als gebrochenen Soldaten, der seine Kriegsmüdikeit gar nicht erst explizit verbalisieren muss. Von Stolz auf seine vermeintlichen Heldentaten während des Krieges ist er augenscheinlich weit entfernt, Harald Juhnkes in resignativem Ton gehaltene Synchronisation des Protagonisten verstärkt diesen Eindruck zusätzlich.

                                                Regisseur Joshua Logan ('Westwärts zieht der Wind') scheint mit der hier angerührten Mischung den passenden Ton zur richtigen Zeit angeschlagen zu haben. Der Erfolg von 'Sayonara' im Rahmen der Award Season 1958 wäre mit „immens“ noch untertrieben umschrieben. Neben Auszeichnungen für die beiden Nebendarsteller Miyoshi Umeki und Red Buttons sowie für George Groves (Ton) und das Duo Ted Haworth & Robert Priestley (Ausstattung), konnte die Crew auch noch Nominierungen in den Sparten Kamera, Schnitt, adaptiertes Drehbuch, Regie, Film und Hauptdarsteller (Marlon Brando) verzeichnen.

                                                KURZFAZIT

                                                In einem Nachkriegsszenario angesiedeltes Liebesdrama, in dem betont nachdenkliche Töne angeschlagen werden.

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                                                • 4 .5

                                                  Jane ist eine von düsteren Erinnerungen geplagte Psychotherapeutin. Nach einem traumatische Ereignis im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit bemüht sie sich darum, wieder den Alltag in ihr Leben einkehren zu lassen. Ihr Supervisor und Mentor rät ihr, von allzu aufwühlenden Fällen Abstand zu nehmen, doch als Spezialistin (ausgerechnet) für komplexe Traumata hat sie kein großes Interesse an Fällen, die sie gewissermaßen aus dem Rückenmark heraus bearbeiten könnte. Sich selbst behandelt sie praktischerweise gleich mit. Zwar wird sie durchaus auch von ihrem väterlichen Freund beraten, doch letztlich weiß sie selbst alles besser. Von außen betrachtet erscheint jedoch offensichtlich, dass ihre Lage dann doch etwas komplizierter ist. Klar, sonst wäre ihre Geschichte auch nicht als Psychothriller verfilmt worden...

                                                  Während zu Beginn – trotz des relativ formelhaften Auftakts – noch nicht endgültig klar erscheint, worauf die Handlung letzten Endes hinauslaufen wird, erweist sich 'Clinical' in Bezug auf die Vorhersehbarkeit bevorstehender Entwicklungen als wahre Achterbahnfahrt. Auf einen kalkuliert schockierenden Beginn folgt eine relativ risikoarm gehaltene Phase, ehe ein massiver Twist einen gehörigen Wechsel des Tonfalls mit sich bringt. Damit einher geht ein (im positiven Sinne) irritierendes Störgefühl, da die bis dorthin betont konservative Konzeption mehr oder minder unvermittelt in einen doch recht mutigen Ansatz umschlägt. Bedauerlicherweise sind Regie und Drehbuch jedoch nicht willens, diesen Weg bis in letzter Konsequenz zu beschreiten. Stattdessen endet die Erzählung vergleichsweise konservativ, womit sich der Kreis zum Beginn wieder schließt.

                                                  Rein visuell erinnert Alistair Legrands Inszenierung in ihren besseren Momenten an ein ambitioniertes B-Movie, während man in manchen schnöderen Augenblicken nicht mehr weit vom zweckmäßig-profanen Stil eines Fernsehfilmes entfernt zu sein scheint.

                                                  KURZFAZIT

                                                  Weitgehend durchschnittlicher Psychothriller mit vereinzelt originellen Ideen, aber stellenweise auch lausigen visuellen Stilmitteln.

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                                                  • 5 .5
                                                    über Abigail

                                                    Eine Gruppe von Auftragsverbrechern soll ein Mädchen entführen, was sie – wenn auch mehr schlecht als recht – irgendwie hinbekommen. In der Folge sollen sie ihre Geisel in einer abgelegenen Villa bewachen. Warum gleich eine ganze Bande an Berufsverbrechern für die Bewachung eines Kindes zusammengestellt wird, hinterfragen sie nicht, was sich alsbald als schwerwiegender Fehler herausstellen wird. Schließlich ist die Kleine nicht nur die Tochter eines berüchtigten Unterweltbosses, sondern ihre Anwesenheit verheißt auch in anderer Hinsicht Ungemach.

                                                    Die Struktur der Geschichte um Abigail erinnert an einen Spukhaushorrorfilm mit einer Gruppe Heranwachsender in den Hauptrollen. Mehrere Menschen betreten ein Haus und es stellt sich die Frage, wer von ihnen zuerst das zeitliche segnen wird. Statt gemeinschaftlich eine Strategie zu planen und diese zusammen umzusetzen, lassen sie sich wiederholt auseinanderdividieren und das Unglück nimmt seinen Lauf. Zwar handelt es sich hier mitnichten um eine Gruppe naiver Teenager, sondern um teils gestandene Leute, doch die recht heterogen zusammengesetzte Bande (unter den Darstellern befinden sich mit Kathryn Newton, Melissa Barrera, Kevin Durand und Dan Stevens einige recht bekannte Namen) verhält sich in ihrer Gesamtheit auch nicht sehr viel reflektierter als ihre Kollegen in den Filmen von Blumhouse und Co.
                                                    Der vielleicht größte Reiz der Inszenierung von Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett ('Ready or Not – Auf die Plätze, fertig, tot') bezieht sich auf die Tatsache, dass hier eine Geschichte aus einem recht breitgetretenen Horrorsubgenre mit Stilmitteln und Versatzstücken aus einem nicht minder beliebten Subgenre erzählt wird. Ob die Charaktere ausreichend Identifikationspotenzial zum Mitfiebern bieten, liegt letztlich im Auge des Betrachters,

                                                    Fünfeinhalb von zehn ins Gesicht gemalten Pimmeln.

                                                    KURZFAZIT

                                                    [Minimaler SPOILER]

                                                    Vampirfilm in der Gestalt eines Spukhaushorrorstreifens.

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