Gabe666 - Kommentare
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Alle Kommentare von Gabe666
Das ist mal richtig unterhaltsames Genrekino made in Germany!
"Stung" ist das Regiedebüt des noch relativ unbekannten deutschen Filmemachers Benni Diez - sieht man von seinem Kurzfilm "Kingz" von 2007 ab - und stellt eine spaßige Hommage an das Monsterkino der 80er Jahre dar, hauptsächlich "Aliens" (massenhaft auftauchende, von einer Königin angeführte, Monster, die aus Menschen ausschlüpfen), "Die Fliege" (Insektenherkunft der Viecher, in diesem Fall sind es aber noch viel schlimmere Biester, nämlich Wespen) und "The Thing" (teilweise können die ihren Wirt auch kontrollieren). Da der Regisseur auch Effektspezialist ist, stellen diese das Herzstück des Films dar und sind löblicherweise größtenteils in Oldschool-Manier handgemacht. Es ist eben eine Tatsache, dass Gesplattere und Monster wesentlich überzeugender rüberkommen, wenn sie plastisch erstellt und nicht digital eingefügt wurden. CGI kommt hier zwar auch zum Einsatz, allerdings nur in ergänzender Funktion und um die Effekte zu bewerkstelligen, die mit Animatronik und Make-Up allein nicht zu verwirklichen wären (beispielsweise bei den fliegenden Viechern).
Die Handlung um ein Gartenfest einer reichen Familie, das von mutierten Riesenwespen überrannt wird, ist für ein Creature-Feature natürlich nicht gerade originell und ohnehin nur Mittel zum Zweck, allerdings nimmt der Film seine Charaktere ernst und verleiht ihnen durchaus Ecken und Kanten. Diese werden zudem von überzeugenden Schauspielern verkörpert. Die, im Gegensatz zum Produktionsteam, vor allem aus Amerika stammende Besetzung, ist der zweite große Pluspunkt des Films.
Den Hauptcharakter, einen genervten, tollpatschigen Catering-Mitarbeiter, der im Kampf gegen die Monster über sich hinauswächst, gibt Matt O'Leary, welcher in den letzten Jahren zumeist eher hassenswerte Charaktere verkörperte, hier als Sympathieträger aber auch eine gute Figur macht. Seine Chefin, in die er verschossen ist, die ihn zu Beginn aber noch abblitzen lässt, spielt die noch völlig unbekannte Jessica Cook, die bisher nur durch Nebenrollen in TV-Serien in Erscheinung trat und hier eine richtig gute, auch emotionale Performance liefert. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden ist tatsächlich ziemlich gut inszeniert und wirkt glaubhaft.
In einer tollen Nebenrolle hat man dann noch Hollywood-Legende Lance Henriksen (der ja auch im erwähnten "Aliens" dabei war) als versoffenen, zynischen Bürgermeister. Er war echt herrlich und auch, wenn er seit Jahren fast nur noch in billig produzierten Filmen zu sehen ist, kann er für diesen Part doch nur dankbar sein. Außerdem sieht man noch den versierten Nebendarsteller Clifton Collins Jr. in einer ziemlich schrägen Rolle als verschrobenes Muttersöhnchen, der Erinnerungen an Anthony Perkins in "Psycho" und Timothy Balme in "Braindead" wachruft.
Was negativ ins Gewicht fällt, ist, dass "Stung" leider auch altbekannten Klischees des Genres etwas zu sehr verhaftet bleibt. Es gibt hier natürlich wieder die Situation, dass der Held von einem Monster angefallen wird und ein rettender Gegenstand nur knapp außer seiner Reichweite ist, sodass er verzweifelt versucht, da ranzukommen. Oder dass einer der Charaktere infiziert wird, den anderen davon aber nichts sagt. Hat man leider schon viel zu oft gesehen.
Dadurch entsteht auch Unlogik: wieso dauert es bei dem Charakter so lange, bis das Vieh aus ihm rausschlüpft, warum ist es nicht so groß wie die anderen und warum kann es ihn eigentlich kontrollieren? Zudem tauchen die kleinen Wespen, welche die Party zuerst angreifen und dank deren Stichen die menschengroßen Biester erst entstehen, später überhaupt nicht mehr auf. Aber das hätte vermutlich auch zuviel Geld gekostet.
Der Streifen ist somit leider etwas zu vorhersehbar, aber dennoch sehr unterhaltsam. Es gibt witzige Sprüche, skurrile Charaktere, überzeugende Schauspieler, einen guten, sehr düsteren Score und, wie erwähnt, toll gestaltete Monster mit coolem Design und deftige Splattereffekte, bei der die Freigabe ab 16 doch recht großzügig wirkt.
Und was ihn eben wirklich besonders macht, ist sein Produktionsland. Die Darsteller sind zwar, wie erwähnt, Amerikaner und der Film spielt auch dort, gedreht wurde er aber in Deutschland, genauer, in der Gegend um Berlin, und die Filmcrew stammt auch aus Deutschland. Das hier ist ein richtig positives Beispiel für Genrekino, wie wir es in diesem Land sehen wollen! Eine mit viel Herzblut gemachte Horrorkomödie, die von Anfang bis Ende unterhält. Bitte mehr davon!
Eine recht unterhaltsame trashige Horrorkomödie aus dem Land, das meist als Kulisse für Hollywood-Produktionen herhalten muss und für seine eigenen Filme international eher weniger bekannt ist: Kanada. "Wolfcop" war der Gewinner des ersten Social-Media-Filmwettbewerbs Cinecoup von 2012, bei dem unabhängige kanadische Filmemacher Trailer zu ihren geplanten Projekten (welche Genrefilme sein müssen) einreichen, welche dann im Internet veröffentlicht und aus denen vom Publikum ein Werk ausgewählt wird, für dessen Realisierung der Regisseur dann ein Budget erhält. Der Trailer zu diesem Film konnte bereits einen gigantischen Hype entfachen und der Film selbst fungiert nach wie vor als Aushängeschild von Cinecoup, das ein eigenes Filmstudio für die Produktion der Gewinner gründete (2015 waren das sogar zwei).
Doch nun zum Film an sich. Die Grundidee vom unfähigen, versoffenen Cop, der zum Werwolf mutiert und so nachts auf Verbrecherjagd geht, ist auf jeden Fall schon abgedreht genug. Man merkt dem Film auch an, dass viel Herzblut in ihn floss und die außerhalb Kanadas - und wohl selbst da - eher weniger bekannten Darsteller (am ehesten dürften einem vielleicht noch Jonathan Cherry und Jesse Moss aus dem zweiten und dritten "Final Destination"-Film im Gedächtnis sein) viel Spaß beim Dreh hatten. Leo Fafard ist als Hauptcharakter mit dem sprechenden Namen Lou Garou echt nicht schlecht, Jonathan Cherry als sein obligatorischer schräger Sidekick ganz witzig, Jesse Moss gibt einen charismatischen Antagonisten und für Frauenpower sorgen die attraktive Sarah Lind als Bardame und Amy Matysio als toughe Polizistin.
Besonders positiv hervorzuheben sind jedoch die handgemachten Splatter- und Verwandlungseffekte. "Wolfcop" versteht sich als Hommage an die Horrorfilme der 80er Jahre, vor allem "Teen Wolf" (der auch im gerappten Titelsong des Films referenziert wird) und "American Werewolf", die ja auch nicht zuletzt dank ihres Make-Ups überzeugten. Die Verwandlung in den Werwolf (der vom Aussehen her an den "Wolfsmensch" aus dem gleichnamigen Universal-Klassiker angelehnt ist und eher einem Menschen ähnelt) ist doch recht drastisch, denn sie geht hier mittels einer Häutung vonstatten, was zwar in manchen Filmen und Serien auch schon vorkam, aber bisher wohl noch nicht so drastisch - und vulgär, schließlich ist es hier ein ganz bestimmter Körperteil, der sich als erstes transformiert - zu sehen war. Auch die Splattereffekte sind für eine Freigabe ab 16 ziemlich deftig geraten.
Was aber letztlich enttäuscht, ist die fehlende Originalität des Stoffes, sieht man von der Grundidee ab. Gut, im letzten Drittel nimmt der Film tatsächlich eine Wendung, die man so nicht kommen sieht. Aber der Showdown läuft dann doch zu formelhaft ab und bis zur zweiten Werwolf-Verwandlung, die man im Film sieht, schleppt sich der Film eher träge dahin. An wirklich guten Gags mangelt es leider, meist reicht es höchstens zum Schmunzeln.
Insgesamt schöpft "Wolfcop" sein Potenzial also nicht aus, hat aber immerhin seinen kultverdächtigen Hauptcharakter gut etabliert. Die nach Manier von "Machete" zu Beginn des Abspanns angekündigte Fortsetzung wird ihn dann hoffentlich so richtig von der Leine lassen.
Bleibt unterm Strich ein netter, blutiger, teils derb geschmackloser Horrorfilm mit gut aufgelegten Darstellern, tollen Effekten und zudem auch einem coolen Hardrock-Soundtrack von einer ortsansässigen Band, der zwar durchaus bei Laune hält, aber wesentlich witziger hätte sein können.
War der nicht schonmal TV-Tipp?
Egal! Schöner Film! Eine vergnügliche Komödie mit gut aufgelegten Darstellern (von denen manche da noch am Anfang ihrer Karriere standen: die damals gerade mal zwanzigjährige Kate Beckinsale hatte hier beispielsweise ihre erste Filmrolle und wirkt noch ganz zierlich) und toller Ausstattung vom Shakespeare-Spezialisten Kenneth Branagh (der zuvor und danach ja noch weitere von dessen Werken für die Leinwand adaptieren sollte, oft mit sich selbst in der Haupt- oder zumindest einer Nebenrolle, so auch hier). Der Shakespeare-Originalton ist vor allem für das nicht theateraffine Publikum vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber wer sich darauf einlässt, wird hier gute anderthalb Stunden glänzend unterhalten. Lohnt sich echt!
NEIN!!!!!! Das darf nicht wahr sein!
Einer meiner Lieblingssprecher! Sein unfassbar ausdrucksstarkes Stimmorgan, das mir viele Filme verschönert hat und mir schon in meiner Kindheit auffiel (als Manny in "Ice Age" war er toll und die deutschen Sprachfassungen von "Independence Day" und den ersten beiden "Jurassic Park"-Filmen, in denen er Jeff Goldblum spricht, sind nicht zuletzt dank ihm so gut!) gehört mit zu den einprägsamsten der deutschen Synchrolandschaft. Er war auf jeden Fall einer der besten Sprecher, die wir hierzulande hatten und dazu auch noch Dialogbuchautor und Synchronregisseur, also auch insgesamt für die Qualität deutscher Sprachfassungen verantwortlich (dazu zählten solche bahnbrechenden Filme wie "Indiana Jones", "Star Wars", "Der Pate" und "E.T.", außerdem sind die Monty Python-Filme "Das Leben Des Brian" und "Der Sinn Des Lebens" sowie die "Nackte Kanone"-Trilogie nicht zuletzt dank seiner Einfälle auch auf deutsch so lustig).
Mit ihm ist definitiv eine der wichtigsten Größen in der deutschen Synchronbranche verschwunden. Auch, wenn er in den letzten Jahren bereits leider nur noch selten zu hören war. Es zeichnete sich wohl schon langsam ab.
Ich bin echt schockiert. Das kommt so unerwartet. Er hinterlässt auf jeden Fall eine große Lücke. :(
2016 wird echt immer schlimmer.
Reinster Hochglanztrash!
Die Wertung mag für viele unverständlich sein, aber was kann ich denn dafür, wenn ich mich hier so gut amüsiert habe? Ich verstehe voll und ganz, wenn Fans der "Dragonball"-Mangas und der Anime-Serien verschnupft auf den Film reagieren, ich zähle mich ja selbst dazu (auch wenn ich nicht so viel davon gesehen habe, wie ich zugeben muss). Die radikalen Änderungen der ursprünglichen Geschichte und des Aussehens der Charaktere dürften für viele wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein.
Aber wenn man die Vorlage mal außer Acht lässt - sollte man im Grunde bei jeder Adaption von irgendwas machen; ein Film muss immer für sich selbst bestehen können! - offenbaren sich hier doch so einige Qualitäten. Auch wenn die meist unbeabsichtigt sind.
"Dragonball Evolution" ist ein wahrer Quell unfreiwilliger Komik! Absolut bescheuerte Dialoge und Sprüche ("Lass nicht zu, dass Ouzaro den Goku in dir verschlingt!"), für das recht hohe Budget ziemlich grottige CGI-Effekte, sinnlose Zeitlupen, in ihrer Klischeehaftigkeit direkt monumental wirkende Szenen (da ist vor allem Gokus Tagtraum von seinem Love-Interest Chi Chi zu nennen, der an übertriebenem Kitsch nur schwer zu toppen ist) und Schauspieler, die hier größtenteils vollkommen fehl am Platz wirken - allen voran Chow Yun-Fat, welcher völlig overacted. Er war sich anscheinend bewusst, bei was für einem Stuss er hier mitmacht und nahm das wohl als willkommene Gelegenheit, sich mal richtig gehen zu lassen. Ich liebe es!
Die restlichen Darsteller rutschen bei ihrer Darbietung eher ins gegenteilige Extrem ab, waren sich der Idiotie des Drehbuchs aber wohl auch vollkommen bewusst und scheinen eher in einer "Scheiß drauf!"-Haltung sich noch darüber lustig zu machen. Denn ernst nehmen kann man das hier beim besten Willen nicht!
Zumal die meisten auch vollkommen fehlbesetzt sind. Hauptdarsteller Justin Chatwin, der danach vor allem in der Serie "Shameless" zu sehen war, nimmt man den durchtrainierten Kämpfer überhaupt nicht ab, der durch "Buffy" bekannt gewordene James Marsters ist unter seinem Make-Up kaum zu erkennen und in seiner Mimik stark eingeschränkt. Der schon erwähnte ChowYun-Fat und Bernie Hudson, der auch in einer Nebenrolle zu sehen ist, werden hier völlig unterfordert. Immerhin bekommt man mit den drei hübschen und durchaus talentierten - wovon sie hier freilich nicht viel zeigen - Schauspielerinnen Emmy Rossum, Jamie Chung (die auch hier für mich der Hauptgrund war, mir den Film überhaupt anzusehen) und Eriko Tamura Futter für die Augen geboten.
Tatsächlich muss man auch sagen, dass einige der Actionszenen garnicht so schlecht sind und die Kämpfe auch einigermaßen gut choreographiert sind. Und ein paar originelle Ideen gibt's auch, beispielsweise, dass Monsterleichen als Brücke über einen Lavasee zweckentfremdet werden oder dass der Held im Showdown nicht gegen ein Monster antreten muss, sondern sich selbst in eins verwandelt.
Zumeist zieht der Film seinen Unterhaltungswert jedoch aus den absolut lächerlichen, aber dennoch bierernst dargebotenen Erklärungen der Mythologie und völlig fragwürdigen optischen Einfällen (ich hab mich nicht mehr eingekriegt, als ich den Film-Goku im Outfit aus dem Anime gesehen habe!).
Man sollte hier den Rat des "Dragonball"-Schöpfers Akira Toriyama annehmen und den Film einfach als separates, vollkommen von der Vorlage losgelöstes Werk betrachten. Sonst fühlt man sich nur vor den Kopf gestoßen.
Aber als unfreiwilliger Trash ist der Film einfach nur verdammt spaßig. In den Actionszenen vollkommen übertrieben und in sachen Handlung so dermaßen hirnrissig, dass es auch schon wieder geil ist! So drüber, dass es lustig wird! Das sollte, das darf man nicht ernst nehmen!
Ein paar Kumpels eingeladen, Bier und Snacks bereitgestellt und man kann erst richtig Spaß damit haben - und sei es nur, indem man andauernd darüber herzieht. Der ideale Partyfilm!
Ich denke, den werd' ich mir sogar kaufen. Ein echtes Guilty-Pleasure eben!
Eine Zumutung!
Kurz vor diesem Film hatte ich "Kindsköpfe 2" gesehen, der einer der peinlichsten und vulgärsten Filme überhaupt ist. "Bad Johnson" (zu dem beknackten deutschen Verleihtitel sage ich mal nichts) schlägt im Grunde in dieselbe Kerbe, ist immerhin aber etwas erträglicher - vielleicht auch nur, weil Adam Sandler hier nicht beteiligt war, was schon irgendwie verwunderlich ist, da dieser Stoff eigentlich perfekt zu ihm passen würde.
Zur Story, wenn man sie denn so nennen will, nur so viel: ein unsympathischer, sexsüchtiger Fitnesstrainer vergrault andauernd seine Liebschaften und wünscht sich daher, dass er keinen Penis mehr hätte. Der Wunsch wird ihm auf irgendeine Weise - die nie erklärt wird - prompt erfüllt, allerdings nimmt sein Anhängsel Menschengestalt an (allerdings nicht in Miniaturform, wie das amerikanische Kinoplakat vermuten lässt) und geht ihm ab sofort auf die Eier, um sich mal dem Niveau des Films anzupassen. Nebenbei findet der Hauptcharakter eine neue Freundin, an der aber auch der Penis interessiert ist, und am Ende kämpfen die beiden um sie. Und das ist wirklich die komplette Handlung!
Der Film ist echt nichts anderes als ein 90-minütiger Peniswitz. Leider holt er aus seiner zwar bescheuerten, aber irgendwie auch originellen Prämisse praktisch nichts raus. Nimmt sich mit zunehmender Laufzeit sogar immer ernster, was überhaupt nicht passt. Die Gags sind größtenteils unterirdisch, nur selten reicht es immerhin zum Schmunzeln. Meist regiert hier aber gähnende Langeweile, da auch die vollkommen uninteressante und extrem klischeehaft ablaufende Liebesgeschichte einen viel zu großen Raum einnimmt.
Außerdem: sollten die Charaktere allesamt so unsympathisch sein? Dazu handeln sie oft vollkommen unlogisch [SPOILER: als die neue Freundin des Protagonisten herausfindet, dass er keinen Penis hat, will sie auf einmal nichts mehr mit ihm zu tun haben, als ob er sie verletzt hätte, obwohl das nicht der Fall ist, und stellt dazu die Umstände, unter denen sie das herausfand, überhaupt nicht infrage], die Darstellung der Frauen ist extrem sexistisch und so manche Szenen sind schlicht sinnlos. So wie die mit dem schwulen, übergewichtigen Kellner, der den Protagonisten abwimmelt, und der dabei vollkommen übertrieben spielt. Wozu bitte war das gut?
Außerdem ergeht sich der Film in ständigen popkulturellen Anspielungen, die aber so plump sind, dass man darüber nur müde lächeln kann.
Was die Besetzung angeht, sieht es leider auch nicht besser aus. Man hat hier mit Cam Gigandet in der Hauptrolle und Jamie Chung als seine zu Beginn des Films aktuelle Freundin, die er natürlich auch recht schnell betrügt, zwei Darsteller, die durchaus Talent besitzen (er war beispielsweise in "Pandorum" ziemlich gut und sie ist der einzige Grund, warum ich mir das hier überhaupt angetan habe), aber davon zeigen sie hier kaum was. Ihr Charakter tritt ab der Hälfte des Films ohnehin kaum noch auf. Nick Thune, der irgendwie Ashton Kutcher ziemlich ähnlich sieht, geht einem als vermenschlichter Penis nur tierisch auf die Nerven. Und die restlichen Darsteller wirken ebenfalls vollkommen lustlos. Sämtliche Beteiligten dürften das hier als den Tiefpunkt ihrer Karriere betrachten.
Am Ende löst sich alles in einem fürchterlich vorhersehbaren Showdown und einem kitschigen und völlig unlogischen Happy-End auf. "Bad Johnson" ist ein einziges Ärgernis, für das sich die Macher schämen sollten, aber immerhin nicht so erniedrigend wie vergleichbare Werke von Sandler. Größtenteils schlicht langweilig und weniger abstoßend. Von der Sichtung würde ich trotzdem dringend abraten!
Auch bei diesem Film kam es mittlerweile meinerseits zu einer Aufstufung von 9,5 zum Lieblingsfilm. Da ich auch hier mit meinem frühen Kommentar hierzu nicht ganz zufrieden war (beziehungsweise meinen Kommentaren, denn das hier ist schon die zweite Überarbeitung), zumal ich meinen Schreibstil da erst noch entwickeln musste, kommt hier nun auch endlich eine aktualisierte Version. Es werden dieses Jahr übrigens noch einige weitere zu anderen Filmen, die ich bereits kommentiert habe, folgen.
Nun zu diesem Werk: "Sucker Punch" ist schlichtweg großartig und einer von Zack Snyders besten Filmen (sein bester ist für mich "Watchmen").
Auf den ersten Blick nur ein oberflächliches Effektspektakel, aber tatsächlich so viel mehr als das. Snyder präsentiert einem hier einer sehr gut durchdachte Geschichte mit überraschenden Wendungen und viel versteckter Symbolik, die einem vieles erst auf den zweiten Blick offenbart. Anstatt eines linearen Plots gibt es hier drei Realitätsebenen (eine Irrenanstalt, ein Varieté-Bordell und eine abgefahrene Fantasy/Science-Fiction-Welt), die fließend ineinander übergehen und sich ständig aufeinander beziehen. Wer hier nicht aufpasst, den könnte der Film am Ende leicht verwirrt zurücklassen. Besonders, wenn man die Kinofassung sieht, in der so einige wichtige Aspekte der Handlung leider unter den Tisch fielen. Die Geschichte ist tatsächlich komplexer, als es zuerst den Anschein hat, was mich - und sicher auch viele andere Zuschauer - bei der ersten Sichtung wie ein überraschender Schlag in die Magengrube, eben ein "Sucker Punch", traf.
Aber Futter fürs Auge wird einem hier natürlich dennoch reichlich geboten. Die Actionszenen in der extremen Traumwelt haben es in sich, sind farbenfroh, toll choreographiert und gefilmt und bieten Bilder, die sich einem in die Netzhaut einbrennen. Vor allem in Verbindung mit dem Soundtrack.
Der ehemalige Musikclip-Regisseur Snyder weiß natürlich, wie er Musik und Bilder bestmöglich aufeinander abstimmen kann. Und hier gehen sie eine besonders enge Symbiose ein, die den Zuschauer unmittelbar in den Bann zieht. Der Soundtrack setzt sich dabei aus Coverversionen bekannter Interpreten wie den Eurythmics (natürlich deren bekanntester Hit "Sweet Dreams (Are Made Of This)"), Björk, Jefferson Airplane, Queen (ein Mash-Up aus zwei ihrer bekanntesten Lieder, "We Will Rock You" und "We Want It All"), den Beatles, den Stooges, den Pixies ("Where Is My Mind?", das durch einen anderen Film von einem ehemaligen Musikvideo-Regisseur, "Fight Club", weltberühmt wurde) und Roxy Music, zusammen. Interpretiert werden diese teils von anderen bekannten Interpreten wie Emilíana Torrini und Skunk Anansie, teils von einigen Darstellern des Films, namentlich Hauptakteurin Emily Browning sowie Carla Gugino und Oscar Isaac, welche hier allesamt eine tolle Gesangsleistung zeigen. Der Soundtrack des Films allein ist ungeheuer atmosphärisch und dürfte auch für Leute attraktiv sein, denen der Film selbst nicht zusagte.
Aber kommen wir doch mal zu den schon erwähnten Darstellern. Von wirklich herausragenden Performances kann man hier zwar nicht reden, aber die meisten spielen hier doch mehr als ordentlich. Die schon erwähnte Emily Browning sowie Jena Malone ("Donnie Darko"), Abbie Cornish, die bis dato vor allem durch "Highschool Musical" bekannte Vanessa Hudgens, Carla Gugino, die bereits in Snyders "Watchmen" zu sehen war und die tolle Jamie Chung machen die weibliche Besetzung aus und bieten Frauenpower, die sich gewaschen hat. Alle sind mehr als solide, vor allem Malone und Gugino, und Hudgens zeigt hier, dass sie doch mehr kann, als nur in 'nem Disney-Film rumzuträllern. Einzig Emily Browning empfand ich dann doch vergleichsweise blass, zumal ihr Charakter im Grunde der uninteressanteste von allen ist. Aber allzu störend wirkt sich das auch nicht aus.
Oscar Isaac als Anstaltswärter/Zuhälter Blue gibt den Antagonisten und ist ein schmieriger, fieser Bösewicht, den man so richtig hassen kann. Und dann ist da noch Hollywood-Veteran Scott Glenn als weiser Mentor der Mädchen, der zusätzlich eine Menge Charisma in den Film einbringt.
Was die Besetzung angeht, kann man sich also nicht wirklich beschweren, viel interessanter ist jedoch die Inszenierung und der Subtext des Films. "Sucker Punch" wurde ja oft vorgeworfen, er sei eine sexistische Fantasie, tatsächlich trifft jedoch eher das Gegenteil auf ihn zu. Der Film ist tatsächlich feministisch. Er handelt vom Kampf mehrerer junger Frauen (oder nur einer?) um ihre Freiheit und gegen Unterdrückung. Und diesen führen sie doch ganz anders als erwartet. In der extremen Traumwelt kämpfen sie als leicht bekleidete Kriegerinnen gegen gigantische Monster und Horden von Gegnern, wobei diese Sequenzen des Films so übertrieben wirken, dass man sie eigentlich kaum noch ernst nehmen kann. Auf diese trifft wohl wirklich die Bezeichnung "Jungs-Fantasie" zu, das war aber mit Sicherheit vollkommen beabsichtigt. Im Grunde wird dem männlichen Zuschauer damit gesagt: so willst du die Mädchen doch sehen! Auch wenn es in einer realistischen Welt keinen Sinn ergibt.
In der Varieté-Welt kommen die Mädchen im Gegensatz dazu mit List und Tücke zu ihrem Ziel und in der "Realität" (zumindest erscheint sie als solche) im Irrenhaus, die man nur zu Beginn und am Ende des Films sieht, geht der Triumph dann tatsächlich auf ganz andere Weise und - ohne hier zuviel verraten zu wollen - über passiven Widerstand vonstatten.
Dazu bietet der Film, wie erwähnt, Unmengen an Interpretationsmöglichkeiten. Die Frage ist eben am Ende: wessen Geschichte wird hier eigentlich erzählt? Ist wirklich die von Emily Browning dargestellte Baby Doll die Hauptfigur? Und welche Charaktere sind eigentlich real? Entstammen sämtliche anderen Mädchen etwa auch nur ihrer Fantasie?
[SPOILER: In dem Zusammenhang ist das Ende sehr interessant. Das letzte Bild vor dem Abspann zeigt den Bus, in dem Sweet Pea die Flucht gelingt, während dieser an einem Schild mit der Aufschrift "Paradise" vorbeifährt. Und nachdem Boby Doll lobotomiert wurde, wird gesagt, dass sie jetzt im Paradies wäre. Dies lässt einen gewissen Schluss zu.]
Ebenso kann man sich auch fragen, welche Welt hier die eigentliche Realität darstellen soll. Auf den ersten Blick scheint es die Psychiatrie zu sein, aber vielleicht ist es auch das Bordell und die Szenen in der Irrenanstalt stellen einen Albtraum Baby Dolls dar, in dem sie ihre ohnehin schon unangenehme Situation als noch schlimmer empfindet?
Die zahlreichen Querverweise und Anspielungen sind in dem Zusammenhang sehr interessant. Im wundervollen und sehr detaillierten Szenenbild finden sich zahlreiche Details, die ein mehrmaliges Ansehen lohnend machen. Beispielsweise ist in Baby Dolls Samuraischwert die Geschichte ihres Charakters eingraviert.
Ebenso interessant und amüsant sind Zitate und Anspielungen auf zahlreiche andere Werke oder Bestandteile der Popkultur; vor allem in den Traumwelten, die doch deutlich an den Levelaufbau von Computerspielen mitsamt Endgegnern erinnern und auch optische Verweise auf diese enthalten. So ähnelt Ambers Roboter beispielsweise den Big Daddys aus "Bioshock" und die Episode mit dem Drachen ruft Erinnerungen an "Herr Der Ringe" wach. Der Film ist so auch eine Fundgrube für Nerds.
Daneben erzählt er eben auch eine, eigentlich ziemlich traurige Geschichte, die gegen Ende auch einige schockierende Wendungen nimmt - eben ganz im Sinne des Filmtitels - und gehört wohl auch zu den Werken, die das Potenzial der menschlichen Fantasie besonders deutlich zum Ausdruck bringen. Er wird ja öfters mit "Inception" verglichen, in dem es ja ebenfalls um Traumwelten geht, mich erinnerte er jedoch viel stärker an einen anderen Film, nämlich Guillermo del Toros düsteres Märchen "Pany Labyrinth". Denn beide Filme verwenden im Grunde fast die gleiche Prämisse: es geht um ein Mädchen, das schlimme Zeiten in einer feindseligen Gesellschaft durchmachen muss und flüchtet sich in eine Fantasiewelt, in der sie letztlich den Gräueln der Realität entkommt.
Zum Schluss entlässt einen der Film dann mit einer wertvollen Botschaft: dass man selbst sein eigener Retter ist, in der eigenen Fantasie seine stärksten Waffen hat und sich nicht gegenüber Unrecht unterordnen, sondern kämpfen sollte.
"Sucker Punch" ist ein audiovisueller Rausch, vor allem aber auch ein Befreiungsschlag, ein Appell für Widerstand und eine komplexe Geschichte mit zahlreichen Verweisen und Wendungen sowie Bildern voller Metaphorik und Symbolik, die bei jeder Sichtung dazugewinnt. Vor allem im Extended Cut (auf der Blu-ray enthalten), der eine klare Verbesserung gegenüber der Kinofassung darstellt und Szenenerweiterungen enthält, die den Film erst richtig rund und nachvollziehbar machen. Ein verkanntes Meisterwerk. Ansehen!
Ich habe diesen Film ja schon vor einiger Zeit von einer 9,5-Wertung zum Lieblingsfilm aufgestuft, allerdings ohne das irgendwo zu erklären. Da ich mit meiner Rezension, die ich damals kurz nach dem Kinobesuch schrieb und die zu meinen frühesten Kommentaren hier auf dieser Seite zählt, nie so wirklich zufrieden war (auch, weil ich damals den Roman noch garnicht gelesen hatte), kommt hier jetzt endlich eine neue, bei der ich versuchen werde, diesem Meisterwerk gerechter zu werden.
Also: "Cloud Atlas" ist eine der besten Romanverfilmungen, die es gibt! Erzählt werden hier sechs Geschichten in sechs verschiedenen Zeitepochen, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemeinsam haben, tatsächlich jedoch alle miteinander verbunden sind, wie es auch der deutsche Zusatztitel sagt. In jeder Geschichte geht es um einen Protagonisten, der einen gesellschaftlichen Missstand bekämpft; sei es Sklaverei (1. Episode), Ausgrenzung (2. Episode), skrupellose Bereicherung (3. Episode), Freiheitsberaubung (4. Episode), wieder eine Form der Sklaverei (5. Episode) oder schlicht das Recht des Stärkeren (6. Episode). Dabei werden diese Geschichten nicht chronologisch hintereinander erzählt, sondern es wird ständig zwischen allen hin- und hergesprungen, was bei der ersten Sichtung eine ziemlich verwirrende Wirkung auf den Betrachter haben kann.
Zumal auch jede in einem anderen Stil inszeniert ist: die erste, welche im 18. Jahrhundert im Pazifik angesiedelt ist, ist ein historischer Abenteuerfilm, die zweite, die in England zu Beginn der 1930er Jahre spielt, ist ebenfalls ein Historienfilm, geht diesmal aber in Richtung Drama, die dritte ist ein Verschwörungsthriller in den 70er Jahren, die vierte, welche zu der Zeit, in der der Film rauskam, also 2012 (auch schon wieder vier Jahre her) spielt, ist eine Komödie und die letzten beiden handeln von der Zukunft, wobei die fünfte im Stil dystopischer Science-Fiction nach Vorbild von "Blade Runner" und vergleichbaren Filmen und die sechste als Endzeitfilm gestaltet wurde.
Diese bunte Mischung geht jedoch auf, zumal sich eben, wie erwähnt, ständig Verbindungen zwischen den einzelnen Geschichten bemerkbar machen. Zum Einen erzählen sie alle ähnliche Handlungen, dann tauchen einzelne Elemente immer wieder auf (wie, das jeder Protagonist dasselbe Muttermal hat, oder der Satz "Was ist ein Ozean anderes als eine Vielzahl von Tropfen?") und ab der zweiten Episode verfolgt jeder Protagonist die Geschichte der vorhergehenden durch ein bestimmtes Medium: Robert Frobisher liest das Reisetagebuch von Adam Ewing, Luisa Rey die Briefe Frobishers an seinen Freund Rufus Sixsmith, Timothy Cavendish Reys Geschichte als Roman, Sonmi-451 sieht sich eine Verfilmung von Cavendishs Erlebnissen an und in der letzten Episode, in der Sonmi als Göttin verehrt wird, sieht Zachry eine Hologramm-Aufzeichnung von ihr. In der zweiten und dritten Geschichte tritt sogar derselbe Charakter auf, Rufus Sixsmith, wenngleich in letzterer in gealterter Form.
Und dann ist da noch die Tatsache, dass in jeder Episode auch fast immer dieselben Darsteller zu sehen sind, aber (von der eben erwähnten Ausnahme abgesehen) jedes Mal in anderen Rollen. Der Hauptcast konzentriert sich dabei auf Tom Hanks, Halle Berry, Ben Wishaw, Jim Sturgess, Jim Broadbent und Doona Bae, welche die Protagonisten der einzelnen Geschichten darstellen. Weitere Darsteller sind James D'Arcy, Keith David, Hugo Weaving, Zhou Xun, David Gyasi, Hugh Grant, Susan Sarandon und Brody Lee. Jeder von ihnen tritt in mindestens drei Geschichten auf, wobei nur Hanks, Berry, Weaving und Sturgess in allen sechs dabei sind. Der Clou dabei ist, dass jeder von ihnen durch Kostüme und Make-Up so stark verändert wird, dass im Verlauf der einzelnen Folgen Alter, Geschlecht und sogar Ethnie gewechselt werden. Bei mindestens der Hälfte der Beteiligten ist dies der Fall.
Dieses Make-Up-Verwirrspiel ist gleichzeitig aber auch der größte Kritikpunkt des Films, wirken doch so einige der Masken, vor allem die, bei denen weiße Darsteller zu Asiaten werden und umgekehrt, nicht sehr glaubhaft. In Hugo Weavings Fall kommt sein Geschlechtswechsel in einer Episode auch eher lächerlich rüber. Allerdings muss man doch sagen, dass der Großteil mehr als gelungen ist - so sehr, dass man den betreffenden Akteur erst auf den zweiten Blick erkennt. Hilfreich ist es, dass im Abspann noch einmal jeder Darsteller in sämtlichen Rollen zu sehen ist. Hat bei der ersten Sichtung für so manchen WTF-Moment gesorgt.
Das Make-Up hätte daher mMn für die Oscar-Verleihung immerhin für eine Nominierung in Betracht gezogen werden sollen, ebenso wie die Kostüme (letztlich war das ja "nur" bei den visuellen Effekten der Fall), denn handwerklich bewegt sich das hier auf sehr hohem Niveau. Ebenso im Falle der Computereffekte, die vor allem in der ersten Zukunftsgeschichte zum Einsatz kommen und einfach atemberaubend wirken.
Der Film ist dazu nicht nur in technischer Hinsicht sehr gut gemacht, sondern bietet auch überdurchschnittliche oder mindestens solide Schauspielleistungen. Hervorzuheben sind hier vor allem Hugo Weaving und Hugh Grant, die praktisch durchgängig als negativ charakterisierte Figuren auftreten, sowie natürlich Hanks, Berry, Broadbent und die koreanische, durch Filme von Park Chan-Wook und Bong Joon-Ho bekannt gewordene, Doona Bae.
Was das Werk aber vor allem so herausragend macht, ist eben seine Geschichte(n) und die Art, wie diese erzählt wird. Wie schon erwähnt, wird ständig zwischen den einzelnen Zeitebenen gewechselt, was vielleicht anfangs noch verwirrend wirken mag, wodurch aber im weiteren Verlauf die Parallelen der einzelnen Handlungen zueinander immer stärker hervortreten. Die Prämisse des Films, die sich um das Konzept der Wiedergeburt und die sich in der Geschichte der Menschheit ständig wiederholenden Abläufe und Entwicklungen dreht, wird so sehr gut herausgearbeitet. Dazu vermittelt "Cloud Atlas" auch eine zutiefst humanistische Botschaft: dass man für seine Freiheit und die anderer Menschen kämpfen und Missstände nicht als solche hinnehmen, sondern stattdessen etwas dagegen unternehmen sollte, auch wenn es aussichtslos erscheinen mag.
Daneben ist es natürlich auch interessant, die zahlreichen Querverweise und Anspielungen der Geschichten aufeinander zu entdecken, welche in Charakterkonstellationen Handlungsorten, Gegenständen und Dialogen auftreten. Ebenso Zitate aus anderen Werken, wie beispielsweise der Bezug auf den Science-Fiction-Klassiker "Jahr 2022... die überleben wollen" in der vierten Episode, welcher in der fünften noch viel deutlicher herausgearbeitet wird.
"Cloud Atlas" ist ein Film, in dem man viel entdecken kann und bei dem einem bei jeder Sichtung neue Sachen auffallen. Somit wird er auch nie langweilig.
Und, was besonders wichtig ist, er schafft auch emotionalen Zugang. Beim tragischen Ende der zweiten Geschichte ist einem wirklich nach Weinen zumute, die erste und dritte bieten Spannung, die vierte hält zahlreiche Lacher bereit und die letzten beiden sorgen mehr als einmal für Bestürzung.
Daran hat auch die Musik einen großen Anteil. Der von Regisseur Tom Tykwer und den beiden Komponisten Johnny Klimek und Reinhard Hill, welche schon zuvor mehrmals mit ihm zusammenarbeiteten, komponierte Score setzt sich im Kopf fest und verbindet die einzelnen Geschichten durch ein übergreifendes Thema, das titelgebende "Wolkenatlas-Sextett", von dessen Entstehung man in der zweiten Episode Zeuge wird, miteinander. Eine der schönsten Kompositionen der letzten Jahre.
Dieses beeindruckende Gemeinschaftsprojekt von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern, welche sich bei den einzelnen Episoden die Regie teilten (wobei ich nicht mehr weiß, welche jetzt genau von wem stammte), war damals an den Kinokassen zwar leider finanziell nicht allzu erfolgreich und wurde auch von den Preisverleihungen größtenteils ignoriert (sieht man vom Deutschen und Bayerischen Filmpreis ab), bietet aber beeindruckende Bilder, gut inszenierte Action, tolle Schauspieler, eine wunderschöne musikalische Untermalung und eine verdammt gut durchdachte Geschichte. Ein definitiv mehr als sehenswerter Film, bei dem auch ein mehrmaliges Ansehen lohnt, da es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt.
Im Vergleich mit dem Roman fällt auf, dass sich die Erzählweise doch sehr davon unterscheidet (in selbigem werden zuerst die Geschichten 1-5 bis zur Hälfte erzählt, dann die sechste komplett und danach die ersten fünf in umgekehrter Reihenfolge abgeschlossen) und die in der Vorlage pessimistischeren Enden abgeschwächt wurden. Die Essenz des Romans blieb jedoch erhalten, was auch vom Autoren David Mitchell gelobt wurde.
Trotz des nicht immer überzeugenden Make-Ups lohnt sich diese deutsch-amerikanische Koproduktion daher auf jeden Fall. Toll gespielt, toll geschrieben und toll getrickst. Und dazu gibt's noch einen lustigen Kurzauftritt von Katy Karrenbauer.
Was aber bis heute unverständlich bleibt, ist die Altersfreigabe. Ab 12 ist hier definitiv nicht angemessen! Während schon der explizite Aufschlag eines Mannes auf einer Straße nach einem Sturz von einem Hochhaus zu Beginn diese Freigabe fragwürdig erscheinen lässt, überschreiten vor allem die letzten beiden Episoden jegliche Nachvollziehbarkeit, bei all dem Blut, das da rumspritzt. Eine der eklatantesten Fehlentscheidungen dieser Behörde, aber dafür kann der Film ja selbst nichts.
An alle ab 16 daher: angucken!!
Nanu, ich bin das erste Community-Mitglied, das was zu dem Film schreibt? Der scheint wohl wirklich nicht so bekannt zu sein.
"Knife Fight" ist eine nett gemachte Mischung aus Drama und Satire über den Wahlkampf in Amerika. Man bekommt hier einen kleinen, interessanten Einblick in das schmutzige Geschäft, das sich Politik nennt und all die Intrigen und fiesen Tricks, die während der Wahlen hinter den Kulissen zum Einsatz kommen. Dies betrachtet man aus der Perspektive eines Wahlkampfstrategen, der sich von den verschiedensten Politikern anwerben lässt, um sie gut und ihre Gegner schlecht aussehen zu lassen, und seiner ambitionierten Assistentin.
Regisseur Bill Guttentag, der sonst vor allem für Dokumentarfilme bekannt ist, setzt dabei recht interessante Inszenierungstechniken ein. Im Vorspann werden Schwarzweißfotos von sämtlichen amerikanischen Präsidenten von Franklin D. Roosevelt bis Obama hauptsächlich am Anfang ihrer jeweiligen Karrieren gezeigt, welche da noch recht unerfahren und unschuldig wirken, um mit einem Foto des Hauptcharakters abzuschließen. Gelegentlich kommen Split-Screens zum Einsatz und häufig wird die Handlung durch fiktive Wahlwerbespots unterbrochen, die allesamt etwas überspitzt wirken, aber doch erstaunlich wirklichkeitsgetreu sind und so wohl tatsächlich im amerikanischen Fernsehen laufen. Für einen deutschen Zuschauer ist das teils ziemlich befremdend oder gar erschütternd, kommen da doch wesentlich offensivere Parolen als hierzulande zum Einsatz. Und auf Patriotismus scheint kein einziger verzichten zu können.
Getragen wird der Film guten Schauspielern. Rob Lowe (den sieht man echt viel zu wenig im Kino!) als schmieriger Wahlhelfer, der im Laufe des Films sein Gewissen wiederfindet, macht sich in der Hauptrolle gut, ebenso die wunderschöne Jamie Chung (weswegen hab ich mir wohl den Film angesehen? ^^) als seine junge lesbische Assistentin, die zu Beginn des Films über Voice-Over sämtliche wichtigen Charaktere einführt (was später im Film leider nicht mehr aufgegriffen wird). In Nebenrollen sind andere talentierte Darstellerinnen wie Carrie-Anne Moss, Saffron Burrows und Jennifer Morrison zu sehen. Wirklich schlecht spielt hier keiner.
Zu kritisieren ist, dass der Film für eine Satire doch recht zahm geriet und es letztlich nur darauf hinausläuft, ob die vom Protagonisten unterstützte Kandidatin nun gewinnt oder nicht. Auch werden die unlauteren Methoden, zu denen er greift, nur teilweise infrage gestellt. Im Grunde wird hier fast ausgesagt, dass es in Ordnung ist, zu fiesen Methoden zu greifen, solange es den richtigen hilft, anstatt das politische System an sich zu kritisieren. Aber vermutlich wollte der Regisseur das auch garnicht machen.
Wie dem auch sei, als kleinen Einblick in den amerikanischen Wahlkampf ist das hier schon ganz interessant. Gut gespielt, ordentlich inszeniert und teils auch ganz witzig. Die anderthalb Stunden Laufzeit gehen recht schnell rum. Ein kleiner Geheimtipp, der durchaus mal einen Blick lohnt.
Eine Frechheit!
Es gibt wohl nur wenige Fortsetzungen, die es schaffen, einen dermaßen rapiden Qualitätsabfall gegenüber dem Vorgänger hinzulegen, wie diese hier. Schon der erste Teil hatte ja nur im weitesten Sinne noch etwas, was man einen Plot nennen konnte, aber hier gibt es praktisch überhaupt keine Handlung mehr. "Kindsköpfe 2" zeigt einfach nur wahllos Alltagserlebnisse der Protagonisten ohne dabei irgendeine stringente Geschichte zu erzählen.
Aber das ist nicht das eigentliche Problem des Film: es ist sein Humor. Oder vielmehr das, was Adam Sandler und sein Regisseur Dennis Dugan dafür halten. Lustig ist hier eigentlich fast garnichts, im Gegenteil; von den fürchterlichen Fäkalwitzen wird einem regelrecht übel. Wenn Sandler direkt zu Beginn von einem CGI-Hirsch angepinkelt wird, steigert das schon das Verlangen, direkt wieder auszuschalten. Aber das ist noch nicht das schlimmste.
Ich habe wohl selten einen Film erlebt, der so ungeniert über Minderheiten herzieht, wie dieser hier. Das ist echt nicht mehr nur politisch unkorrekt, sondern direkt erniedrigend. Hier wird nicht mit den Leuten, sondern über sie gelacht. Wenn Sandler und Konsorten den schlafenden drogensüchtigen und verrückten Busfahrer kopfüber im Bus anbinden oder losfahren, während er auf dem Boden liegt, werden dabei im Grunde direkt Misshandlungen von Leuten, die sich nicht wehren können, verharmlost. Auch dass sie die Mitglieder einer glatzköpfigen Familie wegen deren Frisuren beleidigten, stößt sauer auf. Und die Szene, in der ein Hausmeister vorgibt, Yogatrainer der Frauen zu sein, um sich dann an deren Hintern sattzusehen, ist genauso ekelhaft. Im Film wird solches respektloses Benehmen nämlich nicht verurteilt, sondern sogar noch bestätigt. Von den vielen klischeehaft schwulenfeindlichen Witzen ganz zu schweigen. "Kindsköpfe 2" ist unverhohlen sexistisch, rassistisch, homophob und behindertenfeindlich und feiert sich auch noch darin!
Zudem hat man hier auch nicht mehr den Eindruck, dass es den Darstellern wirklich Spaß machen würde, mitzuwirken. Sandler, Kevin James, Chris Rock, David Spade, Maria Bello, Salma Hayek, Maya Rudolph und Steve Buscemi wirken eher ziemlich lustlos. Rob Schneiders Charakter und dessen drei Töchter treten garnicht mehr auf, werden nicht einmal mehr erwähnt. Angeblich soll Schneider mit dem Drehbuch unzufrieden gewesen sein, was nicht unbedingt glaubhaft ist, war er sich auch zuvor in Filmen für praktisch nichts zu schade. Manche Quellen sagen auch, er war während der Produktion anderweitig beschäftigt und konnte deswegen nicht mitwirken. Was auch immer die Gründe dafür waren, er und sämtliche anderen Schauspieler aus dem ersten Teil, die hier nicht mehr dabei waren, haben sich jedenfalls einen Gefallen getan, auszusteigen (auch wenn Jamie Chung danach beispielsweise mit "Bad Johnson" in einem nur marginal weniger peinlichen Film mitspielen sollte), denn so blamieren sie sich hier zumindest nicht ebenfalls wie die anderen bis auf die Knochen.
Dieses Affentheater kann man sich wirklich fast nicht mit ansehen. Der einzige, der zumindest etwas lustig war, war Shaquille O'Neal als unfähiger Polizist, der sein Schauspieltalent seit den 90ern und solchen Gurken wie "Shazaam" und "Steel" immerhin ein klein wenig verbessern konnte. Taylor Lautners selbstironische Darbietung als beschränkter Anführer einer Studentenvereinigung ist auch noch einer der besseren Aspekte des Films (auch wenn diese Darstellung nicht unbedingt vorteilhaft für ihn ist) und Steve Austins Auftritt war ebenfalls ganz nett. Aber das hilft nicht viel, wenn sämtliche anderen Darsteller so unterirdisch spielen. Nick Swardson als erwähnter durchgeknallter Busfahrer nervt mit seinem ätzenden Overacting ganz besonders.
Ein netter Einfall ist noch die 80er-Jahre-Kostümparty im letzten Drittel des Films und die Klopperei kurz vor Schluss hatte auch ihre Momente. Aber da ist der Zug schon längst abgefahren. Die wenigen gelungenen Gags des Films gehen unter Rohrkrepierern wie Kevin James' Rülpsniesfurz, der dann auch noch bis zum Erbrechen - und das ist wörtlich zu verstehen - wiederholt wird, völlig unter.
"Kindsköpfe 2" hat so gut wie nichts mehr vom Charme des Vorgängers, die Hauptfiguren erscheinen hier sogar extrem unsympathisch. Dazu macht sich auch eine gewisse Verharmlosung von Gewalt bemerkbar. Wenn O'Neill im Showdown einen Studenten über ein Haus wirft oder eben der Busfahrer mit dem Kopf gegen die Buswand knallt, kann sowas in der Realität schnell mal ins Auge gehen. Hier hingegen wird die Gefahr völlig heruntergespielt. Einen Film wie den hier empfinde ich in der Hinsicht als wesentlich problematischer als viele indizierten Splatterfilme.
Auch die völlig einseitige Konfliktlösung der Figuren ist nicht gutzuheißen. Salma Hayek tritt am Ende die hoffnungslos in ihren Mann verliebte Frau, welche ihm zu Hilfe eilt, einfach um. Derart rücksichtsloses Verhalten sieht man leider allzu oft.
Vorbildlich ist hier echt überhaupt nichts mehr, und filmisch bewegt sich fast alles wie erwähnt auf unterstem Niveau. Man hat den Eindruck, Adam Sandler hasse sein Publikum und habe es mit diesem Film vor den Kopf stoßen wollen. Anders ist diese Parade von Geschmacklosigkeiten eigentlich nicht zu erklären.
Aber was mich so richtig anpisst, ist die Tatsache, dass dieser Film dafür verantwortlich ist, dass Guillermo del Toros "Pacific Rim" so schlecht an den Kinokassen abschnitt. DAS HIER wollten mehr Leute sehen als dieses Meisterwerk?! Was bitte ist mit den Amerikanern los?!
"Kindsköpfe 2" ergeht sich in einer Tour von Fäkal- und Genitalwitzen (haha, das Schoko-Softeis sieht aus wie Kacke! Voll lustig... nicht!!!) und absolut verachtenswerten Respektlosigkeiten gegenüber Minderheiten. Wenn so die Zukunft des Komödienkinos aussieht, dann Gute Nacht! Ich habe mehr und mehr den Eindruck, dass Mike Judges "Idiocracy" eine Doku ist.
Die 1,5 Punkte gibt's eigentlich nur für... ja, wofür eigentlich? Sagen wir, für Steve Buscemi, Steve Austin und die paar wenigen tatsächlich lustigen Gags. Ansonsten ist das eine filmische Beleidigung, für welche sich sämtliche Mitwirkenden schämen sollten und die beim Betrachter nur die Frage zurücklässt, warum zur Hölle man sich das eigentlich angesehen hat.
Warum hab ich's getan? Ach ja richtig, ich wollte mitreden! Das war's irgendwie nicht wert. Selbst für einen Masochisten ist dieses Machwerk eine Qual!
PS: Als wen hat sich eigentlich Salma Hayek bei der Kostümparty verkleidet? Das will ich doch noch wissen. Es liegt mir auf der Zunge, aber ich komm nicht drauf...
Seit "Klick" von 2006 scheint Adam Sandler das Publikum mehr und mehr zu verprellen. Die Durchschnittsbewertungen von Filmen mit ihm in der Hauptrolle bewegen sich auf den wichtigsten Filmportalen seitdem, trotz kommerziellen Erfolgs (was erst bei "Pixels" nicht mehr der Fall war) beständig im Sinkflug. Ich selbst zähle mich auch nicht gerade zu seinen Fans. Wider Erwarten fand ich den hier dann doch garnicht so schlecht.
In "Kindsköpfe" versammelt Sandler sämtliche seiner engsten Schauspiel-Freunde vor der Kamera und hat im Grunde einfach zusammen mit ihnen Spaß. Er, Kevin James, Chris Rock, Rob Schneider und David Spade spielen hier sozusagen sich selbst. Die Chemie zwischen ihnen und auch den meisten anderen Darstellern funktioniert aber und man merkt sämtlichen Beteiligten an, dass es ihnen Spaß machte. Salma Hayek, Maya Rudolph und Maria Bello als ihre Ehefrauen spielen nicht schlecht. Steve Buscemi wird in seiner kleinen Nebenrolle nur leider ziemlich verheizt und Jamie Chung (die für mich mit der Hauptgrund war, mir den Film überhaupt anzusehen), Madison Riley und Ashley Loren als Rob Schneiders Töchter sind nicht viel mehr als ein Blickfang.
Außerdem erzählt der Film eigentlich keine richtige Geschichte, sondern hangelt sich eher von Gag zu Gag. Ein richtiger Spannungsbogen ist eigentlich fast nicht vorhanden, erst in den letzten 30 Minuten kristallisiert sich ein Klimax heraus. Aber die grobe Handlungsvorgabe eines Familienausflugs mit Freunden mit abschließendem Baseballspiel gegen frühere Rivalen genügt eigentlich. Die mangelnde Ausarbeitung des Plots macht sich hier zum Glück noch nicht so stark bemerkbar wie beim suboptimalen Nachfolger.
Von den Gags kann leider auch nicht jeder überzeugen. Die Hauptcharaktere ergehen sich meist in pseudocoolem Getue und möchtegern-lustigen Sprüchen. Viele Gags wirken doch sehr erzwungen und sind zudem oft fürchterlich infantil und vulgär. Wenn der im Ganzkörperverband steckende Steve Buscemi Maria Bellos Brüste betatscht, will man sich eigentlich nur noch beschämt vom Fernseher abwenden.
Allerdings gibt es doch auch so einige Einfälle, die tatsächlich zünden können. Und im Grunde wird hier doch auch vom Erwachsenwerden erzählt, von Nostalgie und der Erkenntnis, dass sich die Zeiten ändern und man Verantortung übernehmen muss. Am Ende hält der Film immerhin eine durchaus wertvolle Botschaft bereit: dass man nicht auf Teufel komm raus allen was beweisen muss und auch mal verlieren können sollte.
"Kindsköpfe" ist zwar letztlich kein wirklich ansehnlicher Film, hat aber Charme, gut aufgelegte Darsteller und ist im Vergleich zu manch anderen seichten Komödien des letzten Jahrzehnts noch einigermaßen unterhaltsam. Was man vom völlig verkorksten zweiten Teil leider nicht mehr sagen kann.
So, das war er also: der vielgescholtene Film, der DCs bekannteste Helden erstmals im Kino aufeinandertreffen ließ.
Ich muss sagen, dass mich die teils harte Kritik ziemlich verwundert, denn so dermaßen schlecht ist er nicht. Jedoch sind durchaus eine Menge Kritikpunkte auszumachen, welche auch mich störten und verhindern, dass eine höhere Wertung rausspringt. Auf die gehe ich hier mal zuerst ein.
Der Film leidet vor allem daran, dass er trotz seiner überlangen Exposition, in der die Beweggründe der beiden Titelhelden herausgearbeitet werden sollen, unfertig wirkt. Viele Handlungsstränge werden nur angerissen (über Wonder Woman erfährt man beispielsweise so gut wie nichts; im Grunde ist sie einfach nur da) und letztlich ist trotz der vielen Szenen, welche auf die titelgebende Konfrontation hinführen, Batmans Motivation, gegen Superman zu kämpfen und ihn nicht nur besiegen, sondern direkt töten zu wollen, nicht klar ersichtlich. Dass er Superman für die Zerstörungen in Metropolis am Ende von "Man Of Steel" verantwortlich macht und ihm gegenüber wegen seiner Macht zutiefst misstrauisch ist, kommt gut rüber (auch wegen der immer wieder zwischengeschnittenen Albträume, die er hat, wobei manche davon allerdings etwas lächerlich rüberkommen), aber der letzte Tropfen, der das Fass bei ihm zum Überlaufen bringt und ihn schließlich zum Handeln bringt, fehlt irgendwie. Trotz der langen Einleitung, die über die Hälfte der Laufzeit des Films einnimmt, kommt der Beginn des Kampfes dann doch zu plötzlich. Dazu hat man öfter das Gefühl, das bei den Actionszenen gekürzt wurde (dass es bei dem Kampf in Afrika zu Beginn des Films zu zivilen Opfern gekommen sein soll, kommt ziemlich überraschend, ist in der betreffenden Szene, die noch dazu völlig abrupt abbricht, nichts davon zu sehen) und manche Szenen wirken schlicht sinnlos (so die, in welcher Batman anscheinend Besuch von einem späteren "Justice league"-Mitglied aus der Zukunft bekommt, das ihn vor irgendetwas warnt; offensichtlich war sie nur dazu da, auf den kommenden "Justice League"-Film hinzudeuten, mehr als Verwirrung ruft sie beim Betrachter aber nicht hervor).
Dazu ist auch das Ende ziemlich klischeehaft geraten und so manche Entscheidung des Drehbuchs ist auch fragwürdig.
[SPOILER: Mann, wenn Supermans Mutter nicht zufällig denselben Vornamen wie die von Batman gehabt hätte, wäre es mit ihm vorbei gewesen!]
Und ein Kritikpunkt betrifft noch die Besetzung. Mit dem Großteil war ich tatsächlich zufrieden, aber Jesse Eisenberg passte als Lex Luthor überhaupt nicht. Sein hyperaktives, hibbeliges Auftreten entspricht dem Charakter kein bisschen und war dazu oftmals nervig. Man fragt sich mehrmals, ob das wirklich Lex Luthor sein soll. Er kommt eher rüber wie eine andere Version des Jokers, allerdings ohne dessen Bedrohlichkeit. Obwohl er hier der Oberbösewicht sein soll, wirkt er zu keiner Zeit gefährlich. Dazu wird auch er nur ungenügend charakterisiert. Er ist eben böse und durchgeknallt und das war's. Sehr enttäuschend.
Aber ansonsten kann man sich über die Darsteller im Grunde nicht beschweren. Ben Affleck, dessen Verpflichtung für die Rolle des Batman ja anfangs gewaltige Skepsis und Spott hervorrief, schafft es doch ziemlich gut, den verbitterten, getriebenen Dunklen Ritter zu verkörpern. Die Rolle nimmt man ihm auf jeden Fall ab. Seine Interpretation der Figur, die deutlich von Frank Millers bahnbrechendem Comic "Die Rückkehr des Dunklen Ritters" beeinflusst ist, gehört auf jeden Fall zu den bisher originellsten auf der Leinwand. In einem eigenen Film würde ich ihn schon gerne sehen. Henry Cavill, der als Superman zurückkehrt, spielt erneut immerhin solide. Und Neuzugang Gal Gadot als Wonder Woman, die offensichtlich als Einzige während des Showdowns Spaß am kämpfen hat, ist auch nicht schlecht, obwohl sie nicht allzu viele Szenen hat und ihr Charakter, wie erwähnt, kaum wirklich ausgearbeitet wird.
Als weiteren Neuzugang hat man hier noch Jeremy Irons als Batmans Butler Alfred, der jedoch kaum noch was von der Interpretation Michael Goughs und Michael Caines hat, sondern mehr Ähnlichkeit zu dem von Morgan Freeman verkörperten Lucius Fox aus der "Dark Knight"-Trilogie aufweist. Mehr ein unterstützender Tüftler als ein väterlicher Freund. Seine Leistung gehört aber mit zu den besten des Films, wobei auch sein Part eher klein ausfiel.
Außerdem kehren noch Amy Adams, Diane Lane, Kevin Costner (auch wenn dessen Auftritt sich nur auf eine Traumszene beschränkt) und Laurence Fishburne in ihren Rollen aus "Man Of Steel" zurück und spielen ebenfalls wieder mindestens ordentlich. Besonders Adams und Lane stechen hier hervor.
Außerdem sieht man noch die japanische Darstellerin Tao Okamoto (war im zweiten "Wolverine"-Film dabei) und Holly Hunter in kleineren Nebenrollen. Beide verschwinden jedoch ziemlich schnell auch wieder aus dem Film. Und ganz zu Anfang des Films sind noch die vor allem aus Serien bekannte Lauren Cohan (welche ich tatsächlich erst nach dem Film erkannt habe) und Jeffrey Dean Morgan, mit dem Zack Snyder ja schon ein andermal zusammenarbeitete, als Batmans Eltern zu sehen.
Daneben kommt es noch zu einigen Cameos anderer Darsteller, welche ich hier nicht verraten werde, die vor allem auch dazu da sind, auf den "Justice League"-Film vorzubereiten, ganz nett gemacht sind, aber irgendwie nicht so recht in den Film reinzupassen scheinen. Tatsächlich sind diese erzwungen wirkenden Anspielungen eine weitere Schwäche des Films, lassen sie doch deutlich die hauptsächlich marktwirtschaftliche Motivation hinter dem Film hervortreten. DC bzw. Warner will eben auch sein eigenes Superhelden-Kino-Universum, stellt die Weichen dafür allerdings weitaus ungeschickter als Marvel.
Womit der Film dann aber trotzdem noch positiv im Gedächtnis bleibt, ist seine Inszenierung. Zack Snyder ist schon ein Ausnahmetalent, was Blockbuster betrifft und schafft es auch, diesem Film seinen Stempel aufzudrücken. Vor allem beim Vorspann merkt man dies, der stark an seinen "Watchmen" erinnert (und das nicht nur, weil Jeffrey Dean Morgan wieder mitspielt). Und wie bei diesem betreibt Snyder hier eine Dekonstruktion des Superheldenkinos, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt. Nachdem man in "Man Of Steel" noch eher unreflektiert der Zerstörungslust nachging, wird man hier nun mit den Konsequenzen dieser konfrontiert. Die Idee, den Showdown des Superman-Films hier zu Beginn noch einmal aus Batmans Perspektive zu zeigen, ist auf jeden Fall eine der besten der Macher. Zudem kommen beide Helden im Grunde kaum wirklich sympathisch rüber. Superman bemüht sich zwar redlich, den Menschen zu helfen, scheint sich über die Konsequenzen seiner Taten und seiner Macht aber nach wie vor nicht wirklich bewusst zu sein. Batman hingegen ist ein Vigilant, dessen brutales Vorgehen hier mehr an Marvels Punisher erinnert. Erst zum Schluss finden beide ihre Menschlichkeit wieder.
Interessant ist auch, dass der schon im Titel groß angekündigte Kampf der beiden Protagonisten tatsächlich nur einen kleinen Teil des Films einnimmt. Und schon im Vorspann eigentlich kaum betont wird. Ganz offensichtlich ein bewusstes Spiel mit der Erwartungshaltung des Publikums. Und ein Hinweis, dass es eigentlich garnicht darum geht. Obwohl der Showdown (bei dem die Helden offensichtlich dazugelernt haben, denn diesmal tragen sie den Kampf außerhalb der Großstädte aus und versuchen, Kollateralschäden bei der Zivilbevölkerung zu vermeiden) natürlich wieder ziemlich over the top geriet, konzentriert sich der Film doch über weite Strecken mehr auf seine Charaktere als auf die Action. Er ist fast schon mehr Drama als Superheldenfilm. Und trotz des löchrigen Plots und nicht ganz zufriedenstellender Charakterisierung ist es doch dieser Teil, der am stärksten überzeugt.
Visuell ist hier natürlich trotzdem fast alles eine Wucht, auch wenn Snyder es mit seinen Zeitlupen dann doch etwas übertreibt. Aber vor allem die Kameraarbeit kann sich sehen lassen und so manches Bild bleibt einem im Gedächtnis. Die Effekte können natürlich auch überzeugen.
Und vor allem der bombastische Score von Hans Zimmer und Junkie XL, welcher teils orchestral, teils elektronisch (nicht schwer zu erraten, wer für was verantwortlich war) aufgenommen wurde, ist einer der größten Pluspunkte. Vor allem die dröhnenden, tiefen Klavierakkorde sorgen für Gänsehaut.
Letztlich bleibt ein vor allem optisch und inszenatorisch überzeugendes Werk, das jedoch vor allem an seinem unausgereiften Drehbuch und wohl auch einigen Kürzungen zu leiden hat. Bleibt zu hoffen, das die angekündigte erweiterte Fassung die gröbsten Schnitzer ausbessern und einen stimmigeren Eindruck hinterlassen wird. Insgesamt finde ich den Film bisher weder besser noch schlechter als das Vorgängerwerk, aber wie dieses wirkt es für einen Film von Snyder doch ziemlich konventionell. Abseits der Franchiseproduktionen ist er mir lieber.
Abschließend noch eine Anmerkung zum 3D: das war die bisher mit Abstand dreisteste Abzocke überhaupt! Von räumlichen Effekten war NICHTS zu spüren! Null! Nada! Niente! Schämen die sich nicht dafür?!
Mein Ranking:
1: Teil 7
2: Teil 2
3: Teil 1
4: Teil 6
5: Teil 5
6: Teil 3
7: Teil 4
Und abgesehen vom 4. fand ich jetzt auch keinen so richtig schlecht. Ist eben stumpfes Actionkino mit dummen Sprüchen, übertriebener Action und überdeutlicher Sexualisierung. Filmisches Fastfood, aber es macht Spaß. Wohl eine Art Guilty Pleasure von mir. Und vor allem die Action war in den letzten Teilen immer besser inszeniert. James Wan zeigte zum Schluss, dass er auch das richtig gut beherrscht.
Aber ich finde, sieben Filme sind genug. Nachdem der letzte einen würdigen Abschied für Paul Walker bereitete, hat mein Interesse daran stark nachgelassen. Es läuft sich halt einfach tot. Es wird sicher noch so einige Filme geben (die Cash-Cow wird eben bis zum Umfallen gemolken), aber die werde ich mir nicht mehr anschauen.
Meisterwerk! Eine der Säulen des Actionkinos!
Eine der Fortsetzungen, die tatsächlich viel besser als ihr Vorgänger ist! Ein Minimum an Handlung, dafür aber charismatische Darsteller, ein tolles Szenenbild, unverwechselbare und schräge Charaktere, eine richtig düstere Endzeit-Atmosphäre und natürlich toll gemachte Actionszenen, die in der wohl beeindruckendsten Auto-Verfolgungsjagd der Filmgeschichte gipfeln. Muss man gesehen haben!
Hat mich ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. Lässt sich viel zu viel Zeit, bietet zu wenig Action, ziemlich schlechtes Schauspiel, nur wenig Spannung und als Endzeitfilm kann man den eigentlich auch nicht bezeichnen.
Für das geringe Budget, mit welchem er damals gedreht wurde, ist das Ergebnis dennoch beachtlich.
Aber trotzdem hat mir ausnahmslos jede Fortsetzung besser gefallen; vor allem Teil 2 und 4, die zu den besten Actionfilmen überhaupt zählen!
Übrigens ist das glücklicherweise keine gekürzte Fassung, die heute ausgestrahlt wird (und wie mein Vorposter fälschlicherweise annimmt), denn letztes Jahr wurde der Film endlich vom Index gestrichen (was hatte der da überhaupt zu suchen? Ist im Grunde ziemlich harmlos!) und uncut ab 16 freigegeben!
Also, wer ihn noch nicht kennt, kann ruhig einen Blick riskieren. Wobei ich nicht zu viel erwarten würde.
Der beste Teil einer Reihe, die generell zu den besten Comicverfilmungen gehört! Pflichtprogramm!
Na, dann mal herzlich willkommen!
Deine Vorlieben sind meinen recht ähnlich. Und von Filmgeschichte hast du offensichtlich richtig Ahnung. Sehr sympathisch und interessant.
Freue mich auf deine Artikel! :)
"Harry Potter"-Fan? Sehr sympathisch!
Und du schreibst selbst Drehbücher? Noch interessanter! Können uns vielleicht mal austauschen. Selbst im Filmgeschäft tätig zu werden ist auch mein großer Traum.
Wünsche dir jedenfalls viel Spaß beim Praktikum! :)
Mit "Lady Vengeance" brachte Park Chan-Wook seine Rache-Trilogie 2005 zu einem surrealen Abschluss. Surreal, weil dieser Film noch stilisierter hinsichtlich der Charaktere und Inszenierung als sein Vorgänger "Oldboy" daherkommt (dies zeigt sich schon beim computeranimierten Vorspann) und viele ungewöhnliche visuelle Einfälle auf den Zuschauer loslässt.
So wird beispielsweise der Hauptfigur in manchen Rückblenden sprichwörtlich ein Heiligenschein aufgesetzt, auf einem Foto ihrer Tochter ändert sich deren Gesichtsausdruck und denjenigen, an dem sie sich rächen will, stellt sie sich als einen an einen Schlitten gebundenen Hund vor.
Trotz der düsteren Thematik (hier geht es diesmal um eine Frau, die sich an ihrem ehemaligen Lehrer, der sie bei sich aufnahm, rächen will, weil er ihr die Tochter wegnahm und sie dazu zwang, für eine andere Kindesentführung, die er beging, an seiner Stelle ins Gefängnis zu gehen) kommt der Film so, vor allem in der ersten Hälfte, eher beschwingt und humorvoll daher, was sich besonders im Szenenbild zeigt, das vor leuchtenden Farben nur so überquillt. Interessant ist dabei, dass es vor allem die im Gefängnis spielenden Rückblenden sind, die besonders farbenfroh und fröhlich wirken, wogegen die Szenen in der Gegenwart eher eine reduzierte Farbpalette, in der vor allem Weiß vorherrscht, zeigen. Weiß in Form von Schnee ist tatsächlich sehr präsent im Film; war bei "Oldboy" nur der Epilog in einer Schneelandschaft angesiedelt, zieht sich die Schneesymbolik hier durch den ganzen Film, was wohl u.a. die vorgebliche "Reinheit" der Hauptfigur widerspiegeln soll, worauf ja auch der Originaltitel verweist (der bedeutet ja übersetzt so viel wie "Gutherzige Geum-Ja", wie sie auch im Film von ihren Zellengenossinnen genannt wird).
"Lady Vengeance" gleicht tatsächlich mehr einem Märchen als einem Rachethriller, so entrückt und grotesk präsentiert sich hier teilweise das Geschehen. Dazu tragen auch die skurrilen Charaktere wie die übergewichtige Gefangene, welche ihren Mann und dessen Geliebte verspeiste, oder die nordkoreanische Spionin, welche durch eine ziemlich abstruse Geschichte im Gefängnis landete, bei. Diese immer wieder auftauchenden schrägen Elemente sind es, die einen hier trotz der eigentlich ernsten Geschichte immer wieder zum Lachen bringen. Beispielsweise schon in der Anfangsszene, in der Hauptfigur Geum-Ja aus dem Gefängnis entlassen und von einem Willkommenskomitee begrüßt wird, dessen Mitglieder sich fast allesamt als Weihnachtsmänner verkleidet haben. Ihre steinerne Miene, die sie, ganz im Gegensatz zu den Rückblenden, wo sie meist fröhlich lächelnd auftritt, aufgesetzt hat, steigert noch die Absurdität der Szene.
Interessant ist, dass sich der Film, trotz keinerlei inhaltlicher Überschneidungen mit seinen beiden Vorgängern, abgesehen von der Rachethematik, stark auf diese bezieht. Sei es durch Zitate (so taucht die Phrase von "guten und schlechten Entführungen", welche in Sympathy For Mr. Vengeance" von Doona Baes Charakter geäußert wurde, hier wortgetreu wieder auf - mit dem Unterschied, dass die Protagonisten in dem Film tatsächlich aus Geldnot handelten und sich nur mangels Alternativen eher widerwillig zu diesem Mittel gezwungen sahen; hier dagegen äußert diesen Satz der "Bösewicht" des Films, dessen Beweggrund reine Gier ist und bei dem, vor allem im Kontext seiner verabscheuungswürdigen Taten, das Zitat geradezu höhnisch wirkt) oder durch die erneute Besetzung bestimmter Schauspieler.
Park Chan-Wook ist offensichtlich einer der Regisseure, der bevorzugt mit demselben Team vor und hinter der Kamera arbeitet, hier fällt jedoch besonders auf, wie viele Darsteller aus den beiden Vorgängerwerken erneut auftauchen, sei es in Nebenrollen oder nur Cameos. Oft in Form von Charakteren, die denen, die sie zuvor verkörperten, krass entgegengesetzt sind.
Dies zeigt sich besonders bei Choi Min-Sik, der in "Oldboy" den Hauptcharakter verkörperte, da jedoch noch Sympathieträger war, wogegen er hier den Antagonisten Mr. Baek darstellt und dabei wie eine auf die Spitze getriebene Version des unauffälligen Mörders daherkommt, da er einerseits als liebevoller Grundschullehrer auftritt, andererseits aber ein grausamer Sadist ist, der ohne jedes Mitleid Kinder entführt und ermordet. Auch wenn seine Screentime hier wesentlich geringer ist, zeigt er doch erneut sein überragendes Schauspieltalent, denn auch diese völlig gegensätzliche Rolle kauft man ihm auf der Stelle ab.
Weitere Schauspieler in solchen Rollen sind Oh Dal-Su (der in "Oldboy" einen schmierigen Geschäftsmann verkörperte, dessen Firma Leute gegen Geld einsperrt, und hier einen gutherzigen Konditoreibesitzer darstellt), Kim Byeong-Ok (der schweigsame, ernste Bodyguard aus "Oldboy" und hier ein naiver Priester; in beiden Rollen übrigens mit auffälligen, aber eben auch gegensätzlichen Frisuren), Oh Kwang-Rok (der einzige Darsteller, welcher in allen drei Filmen auftritt und in den letzten beiden sehr emotionale Rollen verkörpert; in "Sympathy For Mr. Vengeance" war er ein Mitglied des am Ende auftretenden Killerkommandos, in "Oldboy" der Selbstmörder vom Anfang und hier ist er eines der Familienmitglieder von Mr. Baeks Opfern) und die beiden Hauptdarsteller aus "Sympathy For Mr. Vengeance", Song Kang-Ho und Shin Ha-Kyun, welche in selbigem noch Gegenspieler waren und hier nun zwei von Mr. Baek angeheuerte Auftragskiller sind, die der Protagonistin gefährlich werden (und deren Part hier so kurz ausfällt, dass ich sie beim ersten Mal garnicht erkannt habe). Weitere, kleine Cameos absolvieren auch Yoo Ji-Tae, der Antagonist aus "Oldboy", und Kang Hye-Jeong, die Helferin und Geliebte des Protagonisten aus diesem Film.
Somit kann "Lady Vengeance" auch von der Besetzung her als Antithese zu den Vorgängern verstanden werden.
Die Hauptrolle gehört nun Lee Young-Ae, die in selbigen Filmen nicht auftrat, allerdings bereits bei dem vor diesen gedrehten, immens erfolgreichen "Joint Security Area" mit Park Chan-Wook zusammenarbeitete und wohl nicht zuletzt durch diese Rolle mit die - zumindest in Südkorea - populärste Darstellerin dieses Films ist. Hier stellt sie als getriebene Rächerin, die im Gefängnis als selbstloser Engel auftritt, um danach ihren Rachefeldzug eiskalt und gnadenlos zu verfolgen, aber gleichzeitig versucht, eine liebevolle Beziehung zu ihrer Tochter, die sie nach deren Geburt dreizehn Jahre nicht mehr sah, aufzubauen, ebenfalls ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis. Auch hier also wieder eine hervorragende Wahl für die Hauptrolle, wobei wirklich kein einziger der Akteure schlecht spielt.
Wie schon erwähnt, versteht sich "Lady Vengeance" eher als Antithese zu den beiden Vorgängern. War in selbigen die Charakterzeichnung sehr ambivalent und es gab kein richtiges "Gut" und "Böse", sind die Sympathien hier klar umrissen. Es scheint praktisch nur Schwarz und Weiß zu geben, Grautöne sind kaum vorhanden - was wieder zum märchenhaften Gestus des Films passt. Die Charaktere wirken tatsächlich ziemlich überspitzt, eher wie Typen als richtige Figuren. Mr. Baek ist praktisch nichts anderes als das personifizierte Böse und Geum-Ja die edle Rächerin, deren Äußeres (sie tritt vor allem in der zweiten Filmhälfte mit schwarzem Ledermantel und rotem Lidschatten auf) sie eher entrückt und wie den Stereotyp der Heldin eines Rape-and-Revenge-Streifens wirken lässt.
Der Rachethematik wird sich diesmal auf eine ganz andere, aber erneut, wie in den Vorgängern, differenzierte Weise genähert.
[SPOILER: In diesem Fall lässt die Protagonistin, nachdem sie herausfindet, dass der Mörder nicht nur ihr, sondern auch vielen anderen Menschen entsetzliches Leid zugefügt hat, indem er ihnen die Kinder nahm, diese zusammenrufen und es ihm gemeinsam heimzahlen.]
Und dieser Part, der im letzten Drittel des Films stattfindet, hat dann auch nichts mehr von der verträumten Inszenierung davor, sondern kommt düster und brutal daher. Es werden wieder wichtige Fragen aufgeworfen, in dem Fall: ist es richtig, einen grausamen Verbrecher als Bestrafung seinen überlebenden Opfern oder deren Angehörigen vorzusetzen? Wäre das ein angemessener Ausgleich für seine Taten und das von den Opfern erlittene Unrecht? Und ist das überhaupt noch mit unserer modernen Gesellschaft vereinbar?
Die in diesem Fall kollektive Vergeltung wird hier jedenfalls wie in den Vorgängern weder verurteilt noch glorifiziert, aber man merkt danach doch deutlich, dass die Rächer sich nicht wirklich besser fühlen und auch die Protagonistin scheint ihre Erlösung nicht gefunden zu haben. Es ist natürlich immer die Frage, was Rache mit einem selbst anstellt und ob man danach sein Leben überhaupt noch wie davor weiterleben kann, auch wenn man so Genugtuung erhielt. Das offene Ende verweigert sich einer klaren Antwort. Die muss letztlich jeder selber für sich finden.
Im Grunde ist das hier also ein zweigeteilter Film, der irreal beginnt und dann mit einem sehr realistisch inszenierten Gewaltexzess (welcher allerdings wie in "Oldboy" größtenteils nur angedeutet wird) endet. Diese Mischung funktioniert allerdings.
"Lady Vengeance" ist vor allem ein optischer Rausch, ein beeindruckendes Farbenspiel mit vielen surrealen Momenten, der auch sehr oft zwischen den Zeitebenen hin- und herspringt. Auf den ersten Blick erschließt sich einem hier nicht alles, man entdeckt vieles erst beim zweiten Mal. Der poetisch wirkende, klassische Score, erneut von Jo Yeong-Wook, untermalt das Geschehen dazu perfekt, auch wenn er sich nicht so stark im Gehör festsetzt wie noch der zu "Oldboy".
Zu kritisieren wäre das teils nicht ganz nachvollziehbare Verhalten mancher Charaktere [SPOILER: wie beispielsweise, dass der Priester Geum-Ja an Mr. Baek verrät und auch, dass selbiger dann, nachdem Geum-Ja ihn in ihre Gewalt brachte, so bereitwillig für sie dolmetscht - da sie kaum Englisch versteht, könnte er ihrer Tochter auch Lügen erzählen, um ihr doch noch eins auszuwischen. Das zumindest würde besser zu seinem Charakter passen. Er hätte es zumindest anfangs tun können. So wirkt er in der Szene irgendwie nur wie eine emotionslose Marionette.], aber das Meiste ist hier doch glaubwürdig.
Trotz der fast zwei Stunden Lauflänge wird der Film dank seiner originellen Regieeinfälle nie langweilig. Sehr stilisiert, visuell und akustisch beeindruckend und dazu auch oft emotional und zum Nachdenken anregend. Interessant ist zudem auch, dass er sich dazu teils der Glaubenssituation in Südkorea, vor allem der christlichen Religion widmet, eine Thematik, mit der sich der Regisseur - bei seinem nachfolgenden Film "Durst" - später noch ausführlicher beschäftigen sollte.
Trotz der zahlreichen Verweise auf die Vorgänger ist das hier doch ein ebenso eigenständiges Werk wie diese und bietet erneut eine andere Sichtweise auf das Konzept der Rache. Sehr empfehlenswert.
Tatsächlich habe ich schon lange die Idee zu einem Film, der größtenteils aus Zitaten und Anspielungen auf andere Filme besteht. Er selbst wäre eine Komödie.
Besetzen würde ich bestimmte Schauspieler/innen, die ich gerne sehe, welche andauernd Bemerkungen über frühere Filmrollen machen, über die Filme abfällig reden oder sie in den Himmel loben, sich mit den anderen darüber austauschen und vielleicht auch die allgemeine Rezeption davon - positiv oder negativ - in Frage stellen.
Auch würde ich versuchen, ein paar Internet-Memes direkt umzusetzen, beispielsweise würde jemand einen Flachwitz machen, worauf dieses Geräusch ertönt: https://www.youtube.com/watch?v=6zXDo4dL7SU Er dreht sich verwundert zu einem Schlagzeuger um (die beiden spielen in einer Band und sind dabei, zu proben), der ihn angrinst und meint: "Das wollte ich schon immer mal machen!"
Oder auch andere wie das: http://s.quickmeme.com/img/54/541bef93fa1617e93ef182e42f2a42073910e765c647f2a92abb7a8b95827fad.jpg
Außerdem würde ich meine eigenen (teils früheren) Vorlieben referenzieren: beispielsweise ein "Magic - The Gathering"-Poster im Hintergrund (gab's ja bisher nur beim Remake von "Fright Night" - das Spiel hat eine größere Medienpräsenz verdient!) oder eine Gruppe, die das spielt. Oder jemand, der Tabletop-Figuren von Games-Workshop (egal ob "Warhammer", "Warhammer 40.000" oder "Herr Der Ringe") bemalt und das vielleicht mit anderen spielt. Oder ein Metaller, der ein Patch in seine Kutte näht.
Sowie natürlich verschiedene Film- und Bandposter im Hintergrund oder Charaktere, die Bandshirts tragen. Von solchen, die ich sehr schätze. :D
Auch würde ich ein paar frühere eigene - schöne - Erlebnisse darin verarbeiten. Aber die verrate ich hier nicht.
Jedenfalls hätte ich auch Ideen für andere Filme, hauptsächlich im Actiongenre, und würde da vor allem Anspielungen auf ältere Rollen bestimmter Schauspieler einbauen.
Außerdem will ich definitiv auch Zitate aus Filmsynchros einbauen, die mich in meiner Jugend zum Lachen gebracht haben, wie beispielsweise: "Ja, Leute, ich trinke auf die fiesesten Wichser!" oder "Weißt du, was ich echt von dir halte? Du hast 'nen Intelligenzquotient von 3 und 'ne tote Ratte hat einen von zehn!" oder "Oder wie oder wer oder was..." xDDD Einige werden schon wissen, worauf sich das bezieht.
Ein Meisterwerk!
Wie bei meiner 100. und 200. Bewertung habe ich mir für den 300. Film, den ich hier rezensiere, einen ganz besonderen ausgesucht (bei der Bewertung unmittelbar davor konnten sich die meisten sicher schon denken, welcher es sein würde ^^).
Meine Wahl fiel diesmal auf den zweiten Teil von Park Chan-Wooks Rache-Trilogie, welcher der bekannteste der drei Filme und ebenso auch der bekannteste Film des Regisseurs allgemein ist und ihm zu seinem internationalen Durchbruch verhalf (nicht zuletzt dank der Auszeichnung mit dem Großen Preis der Jury in Cannes im Jahr 2004).
Auch ohne den ganzen Rummel, der um den Film gemacht wurde, bleibt er eines der außergewöhnichsten und herausragendsten Werke, die je gemacht wurden. Die Auszeichnung damals war definitiv verdient, aber auch ohne sie ist er mehr als nur einen Blick wert.
"Oldboy", die Verfilmung eines eher unbekannten japanischen Mangas, von dem er in einigen Aspekten abweicht, sich aber größtenteils an dessen Handlung hält, mag anfangs wie ein geradliniger Rachethriller erscheinen, wie es unzählige gibt, ist aber viel mehr als das. Hauptfigur ist ein Mann, dem entsetzliches Unrecht angetan wurde (seine Frau wurde ermordet, er selbst entführt und ganze 15 Jahre in einem isolierten Appartement festgehalten) und dessen einziger Daseinszweck nach seiner unerwarteten Freilassung nur noch seine Rache an dem ist, der sein Leben zerstörte. Dieser gibt sich ihm jedoch überraschend schnell zu erkennen und zwingt ihn zu einem Detektivspiel, um herauszufinden, warum er ihn einsperren ließ. Wie sich im weiteren Verlauf herausstellt, geht es hier letztlich - wie auch in Park Chan-Wooks Vorgängerwerk "Sympathy For Mr. Vengeance" - nicht nur um einen, sondern zwei Rachefeldzüge. Wobei der zweite aber äußerst raffiniert gemacht, von sehr langer Hand geplant und fast bis ins letzte Detail hinein sorgältig ausgetüftelt ist. Mehr soll hier nicht verraten werden. Die Wirkung des Films entfaltet sich am besten, wenn man so wenig wie möglich über ihn weiß.
Und die erwähnte Wirkung kommt vor allem durch die herausragende Inszenierung zustande. In jeder Szene überrascht einen Park Chan-Wook mit einem neuen genialen Regieeinfall. Sei es der abrupte Einstieg, bei dem sich der Hauptcharakter Oh Dae-Su - der einen Großteil der Handlung mittels Voice-Over kommentiert und dabei sein Innenleben dem Zuschauer vermittelt - über einem Selbstmörder auf einem Dach vorstellt und wo mitten in seinem Satz zu einer Rückblende geschnitten wird, welche in der Nacht seiner Entführung spielt und er angetrunken auf einem Polizeirevier ausharren musste und man mitbekommt, was für ein schlechter Familienvater er war. Oder die, in welcher das Verstreichen der 15 Jahre mittels eines Split-Screens, der auf der einen Seite Oh Dae-Sus Bemühungen, sich freizugraben, im Zeitraffer und auf der anderen die Jahreszahlen und bedeutende geschichtliche Ereignisse zeigt, visualisiert wird. Oder die, in welcher seine Bekanntschaft, das Mädchen Mi-Do, zu ihm meint, einsame Menschen würden immer von Ameisen halluzinieren, um sich weniger einsam zu fühlen,worauf man nun eine Rückblende gezeigt bekommt, in der sie mit verweinten Augen in der U-Bahn sitzt und in ihrem Abteil eine menschengroße Ameise sitzen sieht, wodurch man erfährt, dass sie selbst ein sehr einsamer Mensch ist. Oder natürlich die beeindruckende Kampfszene, in der Oh Dae-Su in einem engen Gang ganz allein gegen zwanzig Gegner antritt und sie der Reihe nach besiegt, welche in einer einzigen Einstellung gedreht wurde und wohl zu den kompliziertesten und aufwändigsten Plansequenzen der Filmgeschichte gehört.
Ganz im Gegensatz zum eher minimalistisch inszenierten "Sympathy For Mr. Vengeance" ist "Oldboy" extrem stilisiert und verweist durch seinen Einsatz der verschiedensten Schnitt- und Kameratechniken praktisch andauernd auf die Filmgeschichte an sich (was bezeichnend ist, da Park Chan-Wook selbst großer Filmfan ist). Die Charaktere sind dazu so extrem gestaltet, dass sie fast wie Karikaturen wirken; sie bleiben dennoch die ganze Zeit über glaubhaft.
Und werden zudem von fantastischen Schauspielern verkörpert! Choi Min-Sik zeigt in der Hauptrolle als Oh Dae-Su eine beeindruckende Leinwandpräsenz, die einen unweigerlich in den Bann zieht und schafft es perfekt, den Schmerz, die Wut und die Verbitterung seines Charakters rüberzubringen - das auf so überzeugende Weise, dass man am Ende fast glaubt, er hätte sich in eben diesen verwandelt und würde garnicht mehr spielen. Zumal er im Finale viele seine Zeilen improvisierte und in einer anderen Szene zu Beginn bis an seine Grenzen gehen musste - denn in dieser verspeist er einen lebenden Kalmar, was für ihn als Vegetarier wohl ziemlich unangenehm war, vor allem, da für die Szene letztlich vier Tiere dran glauben mussten, bis der Regisseur zufrieden war (weswegen sich Choi Min-Sik bei seiner Dankesrede in Cannes auch bei ihnen bedankte).
Die wunderschöne Kang Hye-Jeong als Mido bringt die Neugier und Verletzlichkeit ihrer Rolle sehr gut rüber. Und Yoo Ji-Tae als geheimnisvoller Antagonist Woo-Jin mag vielleicht aufgrund seines Altersunterschieds zu Choi Min-Sik nicht ganz glaubwürdig sein (die Charaktere der beiden sollen ja in derselben Schulklasse gewesen sein), besitzt aber ein einnehmendes Charisma, mit dem er den Zuschauer sofort für sich einnimmt und das diesen kleinen Makel vergessen macht.
Auch die Nebendarsteller erbringen ausnahmslos gute Leistungen und so bleiben einem selbst Figuren mit kleinen Parts wie der erwähnte Selbstmörder am Anfang, der schmierige Geschäftsmann, welcher aus temporärer Freiheitsberaubung ein Geschäft gemacht hat, der schweigsame Bodyguard mit den blondierten Haaren und die an eine Femme Fatale erinnernde Hypnotiseurin im Gedächtnis.
"Oldboy" ist eine Film, der in die Magengrube trifft und von erschütternder physischer und psychischer Gewalt handelt. Diese Gewalt kommt jedoch nie selbstzweckhaft daher, sondern dient immer der Handlung und dazu, den köperlichen und emotionalen Schmerz der Charaktere zu verdeutlichen. Zudem werden sie nicht in aller Konsequenz ausgespielt, sondern lediglich angedeutet - und wirken gerade deshalb nur umso verstörender. Wenn beispielsweise Zähne mit einem Hammer gezogen oder eine Zunge mit einer Schere abgetrennt wird, nimmt einen das Gezeigte gerade deswegen mit, weil einem die grausigsten Details erspart bleiben. Denn die schlimmste Gewalt ist immer die, welche sich im eigenen Kopf abspielt. Durch die Fokussierung der Kamera auf andere Elemente (wie bei letzterem die weit aufgerissenen Augen des Leidenden) und die dazu von Gestöhne und Geschrei geprägte Geräuschkulisse wird der Schmerz der Charaktere für den Zuschauer fast schon selbst fühlbar. Im Zusammenhang damit ist es irgendwie schon erstaunlich, dass der Film hierzulande schon ab 16 durchging. Meiner Meinung nach ist er dafür schon ziemlich grenzwertig. Es wird offensichtlich bei der Beurteilung von Altersfreigaben immer noch zu viel Wert auf die bloße optische Zurschaustellung von Gewalt und die nicht die Art ihrer Darstellung gelegt. Filme wie "Oldboy" finde ich tatsächlich weitaus heftiger als solche, in denen bis zum Gehtnichtmehr gesplattert wird (und von denen viele noch auf dem Index stehen). Denn selbige zeichnen sich auch meist durch comichafte Überzeichnung aus, die das Geschehen weitaus weniger glaubhaft macht oder rufen außer Ekel nichts weiter beim Betrachter hervor.
In "Oldboy" hingegen wird die Gewalt emotionalisiert, was sie für den Zuschauer weit weniger erträglich macht. Wobei Park Chan-Wook durchaus versucht, auch diesen Szenen ein wenig ihrer Schockwirkung zu nehmen, indem er sie mit völlig gegensätzlicher Musik untermalen lässt. Bei der erwähnten Hammerszene hört man beispielsweise eine wunderschöne, sehr gefühlvolle Aufnahme von Vivaldis "Winter" aus seinen "Vier Jahreszeiten". Diese Kontrastierung von brutalen Geschehnissen mit ruhiger klassischer Musik mindert ein wenig den Schrecken, lässt die Szenen aber gleichzeitig fast schon zynisch wirken. Zudem ruft sie Erinnerungen an ein weiteres bahnbrechendes Werk der Filmgeschichte wach: nämlich Kubricks "Clockwork Orange", in dem ebenfalls Darstellungen schlimmster physischer und psychischer Gewalt virtuoser, dazu eigentlich überhaupt nicht passender, klassischer Musik, in dem Fall hauptsächlich von Beethoven, gegenübergestellt wurde. Mit diesem Film ist "Oldboy", meiner Meinung nach, auch generell am ehesten vergleichbar.
Auf den Score des Films muss natürlich auch nochmal gesondert eingegangen werden. Jo Yeong-Wook hat hier nämlich einige der schönsten und memorabelsten Kompositionen überhaupt verfasst. Die teils mit klassichen Instrumenten, teils elektronisch mit Keyboard interpretierten Stücke (welche übrigens fast ausnahmslos nach verschiedenen westlichen Filmklassikern benannt sind, was noch einmal Park Chan-Wooks Leidenschaft für das Kino verdeutlicht) entwickeln von Anfang an einen rauschartigen Sog und passen perfekt zum Geschehen, obwohl sie, wie erwähnt, eigentlich vollkommen gegensätzlich zu diesem stehen (so ist die Kampfszene im Gang beispielsweise mit einem elektronischen Beat, zu dem ein Saxophon ein Jazz-Thema spielt - was laut Park Chan-Wook eine Hommage zu den Film-Noirs der 40er darstellen sollte - unterlegt).
[SPOILER: Und wenn Oh Dae-Su kurz nach Enthüllung des Schlusstwists gegen Woo-Jins Bodyguard kämpft und dabei durch und gegen mehrere Glasscheiben geworfen wird, bis er von zahlreichen winzigen Scherben bedeckt ist - was sich auch metaphorisch lesen lässt, nämlich dass sein Leben jetzt zu einem Scherbenhaufen geworden ist - hört man dazu resignativ wirkende, lang gezogene Keyboardklänge, welche wohl die Ausweglosigkeit seiner Situation verdeutlichen sollen.]
Dazu gibt es auch sich wiederholende Themen, die als Leitmotive für die Charaktere stehen und im Verlauf des Films mehrmals variiert werden. Zwei davon bleiben einem besonders deutlich im Gedächtnis: die zu Woo-Jin und Mido, welche im Walzerrhythmus gehalten sind und sich gegen Ende in ihrer emotionalen Wirkung durch immer stärkeren Streichereinsatz steigern. In Verbindung mit den immer niederschmetternderen Enthüllungen auf Leinwand oder Bildschirm sind sie wirklich dazu geeignet, einem die Tränen in die Augen zu treiben, haben jedoch auch ohne zugehörige Bilder eine große Wirkung auf den Zuhörer. Der Score von "Oldboy" gehört zu denen, die auch völlig unabhängig vom Film bestehen können und somit zu den besten Filmkompositionen überhaupt.
Wie schon erwähnt, hält der Film gegen Ende eine erschütternde Enthüllung bereit, welche zwar schon recht früh vorauszuahnen ist, allerdings durch die Art der Inszenierung (hier eine Abfolge von Bildern in Verbindung mit sich stetig in Lautstärke, Instrumentierung - zu Keyboard und Streichern kommen im weiteren Verlauf dröhnende Bläser hinzu - und Tempo steigernder Musik, welche mit dem letzten Bild abrupt verstummt) dennoch eine sehr starke Wirkung auf den Betrachter hat. Die letzten zwanzig Minuten sind eine wahre Tour de Force der Emotionen, welche an keinem der Akteure spurlos vorübergeht und in welcher der bis dahin ohnehin schon herausragende Film nochmal so richtig Fahrt aufnimmt. Es endet schließlich mit einem als Gegensatz dazu verträumt wirkenden Epilog in einer Schneelandschaft - übrigens gedreht in Neuseeland - und hält im letzten Bild vor dem Abspann eine Entwicklung parat, die einen bitteren Schlussakkord setzt.
Ja, "Oldboy" ist wirklich mehr als ein gewöhnlicher Selbstjustiz-Thriller. Wie schon in "Sympathy For Mr. Vengeance" liefert die Vergeltung hier keine Erlösung (und wenn, dann nur eine kurzzeitige), sondern verschlimmert die eigene Situation nur noch. Das Handeln der Hauptfiguren wird zwar nicht direkt verurteilt, da man mit ihnen stark mitfühlen kann, erscheint aber auch kein bisschen heldenhaft. Die Handlung ist zudem nicht geradlinig inszeniert, sondern springt mehrmals zwischen den Zeitebenen hin und her (besonders brillant gemacht ist der "Blick" Oh Dae-Sus in seine Vergangenheit, in der Szene, in welcher er seine alte Schule besucht, einen entscheidenden Tag in seinem Gedächtnis zu rekonstruieren versucht und dabei quasi seinem jüngeren Ich hinterherjagt). Und in den Szenen mit Oh Dae-Su und Mido begibt sich der Film fast in ein anderes Genre und wird zu einem gefühlvollen Liebesdrama.
Park Chan-Wook ist hiermit eines der raren Werke gelungen, bei dem wirklich alles perfekt ineinandergreift: Drehbuch, Schauspieler, Schnitt, Kamera, Szenenbild (das von Rot-, Blau- und Violetttönen dominiert ist und in dem oft abstrakte Muster auftauchen), Beleuchtung, Kostüme, Make-Up, Effekte (tatsächlich kamen davon nicht wenige zum Einsatz - vor allem bei den Ameisen und dem Messer in Oh Dae-Sus Rücken in der Kampfszene -, fallen jedoch kaum auf) und Musik bewegen sich hier allesamt auf einem extrem hohem Niveau und passen sich, überraschenderweise gerade durch ihre Gegensätzlichkeit, hervorragend aneinander an. Diese Gegensätzlichkeit prägt den Film insgesamt: Schrecken und Schönheit, Grausamkeit und Liebe, Wut und Melancholie liegen hier oft nah beieinander und gehen fast nahtlos ineinander über.
Eine Wucht von Film, in mehr als einer Hinsicht. Einfach wunderschön gemacht, dazu aber so niederschmetternd, dass man ihn sich nur in großen Abständen wiederholt anschauen kann.
"Oldboy" handelt nicht nur von Gewalt, er reflektiert auch über diese und dazu über die Filmgeschichte im Allgemeinen. Und ist auch einer der Filme, der bei jeder Sichtung dazugewinnt; wo einem jedes Mal neue Details auffallen, die man zuvor noch übersehen hat und die weitere interessante Aspekte zur Geschichte hinzufügen. Dazu hält er auch gleich einen ganzen Haufen erinnerungswürdiger philosophischer Zitate bereit, die Denkanstöße liefern, wie beispielsweise: "Wäre es mir leichter gefallen, wenn ich gewusst hätte, dass es 15 Jahre werden würden?", "Lache, und die ganze Welt lacht mit dir; weine, und du weinst allein" oder "Ob ein Sandkorn oder ein Stein - im Wasser gehen sie beide unter".
Zuletzt ist auch die deutsche Synchronisation sehr zu loben, die ebenfalls zu den besten überhaupt gehört. Besonders Wolfgang Condrus (Sprecher von u.a. Sam Neill, Ed Harris, Jeff Daniels und Hugo Weaving in "Herr der Ringe" und dem "Hobbit") ist hier hervorzuheben, der Choi Min-Sik seine Stimme leiht und dies unnachahmlich emotional gestaltet. Dafür erhielt er verdient einen Synchronpreis und zählt seither zu meinen Lieblingssprechern. "Oldboy" ist tatsächlich einer der Filme, die mir auf Deutsch sogar besser als im Original gefallen, da er mich so noch stärker berührt.
Park Chan-Wook ist hiermit das gelungen, was viele anstreben, aber nur wenige erreichen: ein bahnbrechendes Werk, das seinen Platz in der Kinogeschichte sicher hat. Einer der besten asiatischen... ach was, einer der besten Filme überhaupt. Mittlerweile hat er auch schon 13 Jahre auf dem Buckel, kann jedoch garantiert schon zu einem der wichtigsten Werke des 21. Jahrhunderts gezählt werden. In weiteren zehn Jahren wird er mit Sicherheit den Klassikerstatus eines "Citizen Kane", "2001", "Apocalypse Now" oder - um darauf nochmal zurückzukommen - "Clockwork Orange" erreicht haben. Dazu ein Film, der uns auch zeigt, dass wir unsere Mitmenschen besser behandeln sollten - und auch, dass wir manche Sachen besser für uns behalten, anstatt sie rumzuerzählen. ;-D
In dem Sinne: Frohe Ostern!
Der erste Teil von Park Chan-Wooks Rachetrilogie, wie sie in den Medien genannt wird, ist harter Tobak. Ein Film wie ein Fausthieb in den Magen. Und das, obwohl er, im Gegensatz zu seinen beiden Nachfolgern, wenn man sie so nennen will (abgesehen von der Grundthematik und einigen Darstellern haben die Filme nämlich überhaupt nichts miteinander zu tun; höchstens in ihrer Inszenierung ähneln sich die beiden nachfolgenden Teile, aber was die Handlung und Stimmungen betrifft, bewegen sich alle drei in völlig unterschiedliche Richtungen), eher unaufgeregt, nüchtern und lakonisch daherkommt.
Mit gut zwei Stunden Lauflänge ist "Sympathy For Mr. Vengeance" ziemlich lang und auch recht langsam inszeniert, deswegen aber noch lange nicht langweilig. ^^
Man wird hier Zeuge einer Tragödie nach der anderen. Den Protagonisten geht es schon von Beginn an schlecht und durch eine Verkettung unglücklicher Umstände nimmt eine zerstörerische Abwärtsspirale ihren Lauf, die nahezu keinen verschont.
Es gibt hier nicht nur einen gnadenlosen Rachefeldzug, sondern gleich zwei [SPOILER: bzw. drei, misst man der Tat der linksradikalen Gruppe in der Schlussszene genauso viel Bedeutung bei wie den Gewaltausbrüchen der beiden Hauptfiguren; allerdings scheint es der Gruppe im Gegensatz zu ihnen eher unangenehm zu sein und sie wirken so als würden sie den Mord eher bedauern, begehen ihn offensichtlich nur aus Pflichtgefühl und nicht aus Hass und Rachsucht].
Dabei gibt es keinen eindeutigen Sympathieträger; sowohl der taubstumme Junge Ryu, der seine todkranke Schwester durch die Schuld gieriger Organhändler verliert, als auch der Familienvater Dong-jin, dessen Tochter durch eine Unachtsamkeit Ryus, der eine Entführung von ihr vorgetäuscht hatte, um an Geld für die Operation zu kommen, ums Leben kommt, handeln brutal, aber nachvollziehbar. Man kann die Beweggründe von beiden verstehen, auch wenn ihre Taten nicht gutzuheißen sind. Die Inszenierung bleibt hier wirklich dauerhaft ambivalent, Gut und Böse gibt es nicht - sogar die Chefin der Organhändler wird als liebende Mutter gezeigt. Den beiden Hauptfiguren ist nichts anderes als Rache in ihrem Leben geblieben, da sie die einzigen Menschen verloren, die ihnen noch wirklich etwas bedeuteten.
Selbstjustiz wird im Film weder direkt verurteilt noch glorifiziert; allerdings wird doch deutlich, dass die Hauptcharaktere ihren Schmerz damit nicht wirklich lindern und sich dazu in einen Teufelskreis begeben, denn ihre eigene Rache zieht erneut Vergeltung nach sich. Die Gewaltspirale dreht sich weiter und weiter.
Als ernsthafte Auseinandersetzung mit der Thematik funktioniert der Film daher gut. Und wird dazu getragen von hervorragenden Schauspielern. Shin Ha-Kyun mimt den taubstummen, verzweifelten Ryu wirklich überzeugend, die mittlerweile durch "Cloud Atlas" und die Serie "Sense8" international bekannt gewordene Doona Bae als seine toughe, linksradikale Freundin ist auch nicht schlecht. Es ist aber vor allem Song Kang-Ho, der bereits in Chan-Wooks Vorgängerfilm "Joint Security Area" mit Shin Ha-Kyun vor der Kamera stand (da spielten die beiden noch Kameraden) und vier Jahre später gemeinsam mit Doona Bae in Bong Joon-Hos "The Host" zu sehen war, der einen mit seiner Leistung in den Bann zieht. Als zunehmend verbitterter und rücksichtsloser handelnder Familienvater macht er hier die größte Wandlung durch und liefert die mit emotionalste Darbietung ab (übrigens ein krasser Gegensatz zu seiner Rolle in "The Host", die eher komödiantisch angelegt war; besonders in seinen Beziehungen zu Doona Baes Charakteren zeigt sich das: in "The Host" spielt sie seine Schwester, hier haben die beiden nur eine gemeinsame Szene und die ist, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen, ziemlich heftig - da ich "The Host" davor gesehen hatte und die beiden nur in solchen Rollen kannte, wirkte das schon etwas befremdlich).
"Sympathy For Mr. Vengeance" ist, wie erwähnt, eher langsam inszeniert. Man hat hier meist recht lange Einstellungen mit statischer Kamera. Musik - die vor allem aus ruhigen Klavierkompositionen und gelegentlichen Saxophon-Einsätzen besteht - wird zudem recht sparsam eingesetzt. Gesprochen wird auch nicht viel; meist besteht die Tonspur nur aus Natur- oder Stadtgeräuschen. Größtenteils hat man hier also Passagen fast schon poetischer Ruhe, in welchen dann aber unverhofft die recht drastischen Gewaltausbrüche aufblitzen. Der Film ist daher vergleichbar mit den Werken Takeshi Kitanos, vor allem "Hana-Bi" und "Sonatine", die ja sehr ähnlich inszeniert sind. Dazu bringt Park Chan-Wook hier auch einige skurrile Elemente in den Film ein, wie beispielsweise einen offensichtlich geistig Behinderten mit Kinderlähmung, der sich an einem See herumtreibt und Ryus Nachbarn, die in ihrer Wohnung hintereinander sitzend masturbieren.
Was am Film stört, ist, dass manche Szenen gerade aufgrund der sparsamen Kommunikation der Figuren anfangs rätselhaft wirken und man daher nicht sofort versteht, was eigentlich gerade passiert (beispielsweise bei Ryus Entlassung oder als die Polizei die Wohnung von Dong-jins ehemaligem Angestellten stürmt, der sich nach seiner Entlassung vor diesem in den Bauch schnitt - auch so eine eigenartige Szene - und den dieser anfangs der Entführung verdächtigte). Den Schluss hingegen scheint Park Chan-Wook übererklären zu wollen.
[SPOILER: Yeong-Mis Off-Kommentar, in dem sie noch einmal sagt, dass ihr Tod von der Bande gerächt werden würde, hätte nicht sein müssen. Man versteht auch so, wer die sind.]
Trotz dieser Ungereimtheiten aber ein sehr gut gemachter, erschütternder Film über die selbstzerstörerischen Auswirkungen von Rache mit vereinzelter Sozialkritik und einem zynischen, schon richtiggehend nihilistischen Schluss. Einen zweiten "Oldboy" sollte man hier aber nicht erwarten, wie es offensichtlich viele tun, die selbigen als erstes Werk des Regisseurs sahen und schon gar keine Vergleiche anstellen - dann kann der Film nämlich nur enttäuschen (bei einem Bekannten von mir war das der Fall; dass er diesen dann direkt schlecht einstufte, war aber weniger nachvollziehbar - jedenfalls ist er definitiv falsch an den Film herangegangen).
"Sympathy For Mr. Vengeance" ist ein eigenständiges, sehr ruhiges und in seiner Inszenierung geradezu minimalistisches Werk, auf das man sich erst einlassen muss - aber wenn man es tut, wird man mit einem sehr emotionalen und erschütternden Drama belohnt, das lange nachhallt und viel Stoff zum Nachdenken bietet. Sehr empfehlenswert - auch wenn man den Film nicht mehr als einmal sehen will. Einer von der Sorte, nach denen man sich ziemlich schlecht fühlt.
Der beste war ganz klar der Dritte. Am unkonventionellsten, aber auch am besten von allen inszeniert und verdammt spannend.
Danach sähe es bei mir so aus: 7.2 > 2 > 1 > 7.1 > 5 > 6 > 4
Die letzten beiden bewegen sich mit am nächsten an den Büchern, haben die ganze Zeit über eine sehr düstere Atmosphäre und der letzte liefert eine bombastische Endschlacht mit sehr vielen richtig guten Momenten und ein versöhnliches, wenn auch kitschiges Ende. Ein würdiger Abschluss.
Teil 1 und 2 sind Kindheitserinnerungen. Und auch heute noch machen sie viel Spaß, weil sie so kunterbunt und liebevoll gemacht sind.
Bei 4 - 6 war dann aber irgendwie der Wurm drin. Größtenteils alberne Dialoge, klischeehafte Teenieszenen und kaum emotional inszenierte Todesszenen von wichtigen Charakteren. Dafür waren aber bei 5 und 6 die schauspielerischen Leistungen ziemlich gut und ein paar richtig gute Szenen hatten die auch zu bieten. Teil 4 dagegen war ein völliger Reinfall. Vollkommen verschenktes Potenzial.
Rückblickend schade, dass die Reihe so durchwachsen geriet.
Sehr guter Kommentar, auch wenn ich dem Film keine 10 Punkte geben würde.
"Prometheus" hat mir hinsichtlich des Storytellings doch zu viele Ungereimtheiten und die Charaktere sind größtenteils ziemlich flach. Dafür ist er aber, wie du ja auch schreibst, von der Optik und auch von den schauspielerischen Leistungen sehr gut und die philosophischen Überlegungen, die da angerissen werden, durchaus von Interesse. Der Film hätte zwar besser sein können, ist aber immer noch ziemlich gut.
Und es freut mich allgemein, wenn mal allgemein als schlecht angesehene Filme verteidigt werden. Ist immer gut und wichtig, auch mal Gegenstimmen zu lesen. So kommt es auch zum Dialog und man lernt andere Sichtweisen kennen.
Man merkt hier wirklich, dass dir an dem Film sehr was liegt. Schön geschrieben.
Ganz klar - "Der König Der Löwen"!