Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 8

    Mit der fein ausbalancierten Tragikomödie „Lichter der Großstadt“ feierte Charlie Chaplin (Moderne Zeiten, Der große Diktator) einen seiner größten Publikumserfolge und schuf einen zeitlos begeisternden Stummfilmklassiker.

    Zufällig wird der Tramp (Charlie Chaplin) Zeuge, wie sich ein alkoholkranker Millionär (Harry Myers) selbst im Fluss ertränken will und rettet ihm kurzerhand das Leben. Der Millionär ernennt den Tramp daraufhin zu seinem besten Freund, lässt ihn bei sich wohnen und geht mit ihm feiern. Die Freundschaft besteht jedoch nur solange der Millionär betrunken ist, kann er sich im nüchternen Zustand doch nicht mehr an den Tramp erinnern. Dieser hat sich unterdessen in ein blindes Blumenmädchen (Virginia Cherrill) verguckt und lässt trotz seiner Mittellosigkeit nichts unversucht, um das Herz seiner Angebeteten zu gewinnen…

    Obgleich der Tonfilm 1931 bereits etabliert war, hielt Chaplin dennoch an den Mechanismen des Stummfilms fest und setzte weiterhin auf jenen Pantomime-Stil, der ihn zum größten Filmstar seiner Zeit hatte werden lassen. Indem er nur wenige Tonelemente verwendete, ging er bei der Produktion von „Lichter der Großstadt“ somit ein enormes Risiko ein, welches sich jedoch letztlich auszahlen sollte, da der Film zu seinem bisher größten finanziellen Erfolg wurde und Publikum wie Kritiker auf seine Seite zog.

    So steckt Chaplins Tragikomödie voller Tempo und Witz, erzählt eine anrührende Geschichte über unerfüllte Liebe, Durchhaltevermögen und finanzielle Sorgen und Nöte und nimmt zugleich die Eigenheiten des Tonfilms genüsslich auf die Schippe. Auf gekonnte Weise verbindet Chaplin dabei Slapstick-Ulk mit feiner Ironie, eingehüllt in stilsichere Schwarzweiß-Bilder und erstmals mit Chaplins eigenen musikalischen Kompositionen unterlegt.

    Ein besonderes Highlight dieser rasant erzählten Tragikomödie stellt zweifellos der furios inszenierte Boxkampf dar, welcher mit seiner aberwitzigen Kombination aus perfekter Choreografie und Montage einen Frontalangriff auf das Zwerchfell fährt.
    So steht am Ende ein Filmerlebnis voller Menschlichkeit und Herzenswärme, das bis zur ergreifenden Schlussszene ausgezeichnet zu unterhalten versteht.

    23
    • 6
      über Manon

      „Manon“ ist ein Liebesdrama von Henri-Georges Clouzot (Lohn der Angst, Die Teuflischen), welches lose auf einem Roman von Abbé Prévost basiert und dessen Handlung in die Zeit des Zweiten Weltkriegs verlegt.

      Der wegen Mordes gesuchte Widerstandskämpfer Robert Dégrieux (Michel Auclair) versteckt sich zusammen mit seiner Geliebten Manon (Cécile Aubry) auf einem Schlepperboot, das jüdische Flüchtlinge nach Alexandrien bringt. Als die blinden Passagiere entdeckt werden, bitten sie den gutherzigen Kapitän (Henri Vilbert), Robert nicht der Polizei auszuliefern und sich ihre Geschichte anzuhören…

      Clouzots in stilsicheren Schwarzweiß-Bildern gehaltenes Drama erzählt von einer ‚Amour fou‘, einer obsessiven Liebesbeziehung, die insbesondere Robert dazu bringt, alles dafür zu tun, um die nach einem Leben in Wohlstand und Luxus gierende Manon nicht zu verlieren. Entsprechend fokussiert sich Clouzots Werk ganz auf das junge Paar und seine immer wieder neu aufflammenden Konflikte, die vorwiegend mit Manons promiskuitivem Lebensstil zusammenhängen, während der Schrecken des Zweiten Weltkriegs und die Sehnsucht der jüdischen Flüchtlinge nach einem Neuanfang im ‚Heiligen Land‘ kaum mehr als ein Hintergrundrauschen für die toxische Liebesbeziehung bilden.

      Zwar gestalten sich die Auseinandersetzungen zwischen Robert und Manon auch für den Zuschauer aufwühlend und emotional, kreisen jedoch stets um die gleichen Themen, sodass zwischendurch eine gewisse Monotonie einkehrt und sich einige Längen ergeben. Clouzots elegante Inszenierung inklusive einiger ungewöhnlicher Kameraperspektiven dagegen ist jederzeit über jeden Zweifel erhaben.

      Im letzten Drittel ändert sich die Richtung der Erzählung dann unerwartet doch noch, wenn Robert und Manon sich den jüdischen Flüchtlingen anschließen und mit ihnen zu einer kräftezehrenden Odyssee durch die Wüste aufbrechen. Gegen Ende nimmt Clouzots Drama dann beinahe surrealistische Züge an, wenn aus Roberts Obsession für seine Geliebte endgültig krankhafter Wahn wird.

      18
      • 7 .5

        In seinem tragikomischen Langfilm „Der Zirkus“ bringt Charlie Chaplin in seiner Paraderolle als Tramp die fantastische Zirkuswelt durcheinander.

        Fälschlicherweise des Taschendiebstahls bezichtigt, flieht ein Landstreicher (Charlie Chaplin) vor dem Zugriff der Polizei in eine Zirkusmanege, wo er mit seinem überraschenden Auftritt für viel Gelächter und Begeisterungsstürme beim Publikum sorgt. Der Zirkusdirektor (Allan Garcia) erkennt das komödiantische Potenzial des Tramps und möchte ihn sogleich unter Vertrag nehmen. Bei den Proben zeigt sich jedoch, dass der Tramp nicht auf Kommando witzig sein kann, sodass er mit einem schlecht bezahlten Job als Requisiteur abgespeist wird. Durch seine zahlreichen Missgeschicke steigt der Tramp alsbald dennoch zur Hauptattraktion in der Manege auf. Er selbst ist jedoch weniger an Ruhm und Erfolg, als vielmehr an der hübschen Kunstreiterin Merna (Merna Kennedy) interessiert…

        Verglichen mit anderen Chaplin Werken der 20er und 30er Jahre spielen die sozialkritischen Elemente in „Der Zirkus“ eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen stehen groteske Gags und eine große Portion Slapstick im Vordergrund, und damit jene Mischung, die Chaplin seinerzeit zum Weltstar aufsteigen ließ. Hinzu kommen einige spektakuläre Stunts, wozu etwa ein halsbrecherischer Hochseilakt mit Pavianen gehört.

        Ohnehin zählen die Auftritte der Zirkustiere zu den Highlights in Chaplins Film. So findet sich der Protagonist in einer Szene etwa eingesperrt in einem Löwenkäfig wieder und setzt auf sehr amüsante Weise alles daran, um sich aus der heiklen Situation zu befreien.

        In Verbindung mit der bittersüßen Liebesgeschichte ergibt sich somit ein ebenso kurzweiliges wie charmantes Filmerlebnis, dessen anrührendes Finale auch fast 100 Jahre später noch zu Herzen geht.

        20
        • 1. Königreich der Himmel (2005)
          2. The Mission (1986)
          3. Ben Hur (1959)
          4. Die 10 Gebote (1956)
          5. Troja (2004)
          6. Gladiator (2000)
          7. Die Päpstin (2009)
          8. Spartacus (1960)
          9. 1492 – Die Eroberung des Paradieses (1992)
          10. Black Robe (1991)

          23
          • Diesmal machen wir eine Reise in die Vergangenheit und beschäftigen uns mit Geschichten aus längst vergangenen Jahrhunderten. Eure Top 10 Historienfilme sind an der Reihe.
            Fehlende Akkuratesse ist dabei kein Ausschlusskriterium. Frei erfundene Geschichten sind ebenso gerne gesehen wie jene, die dicht an den realen Ereignissen bleiben.

            19
            • 7

              Der sich an einer Kurzgeschichte von H.P. Lovecraft orientierende „Re-Animator“ ist ein saftiger Splatterspaß unter der Regie von Stuart Gordon (From Beyond, Stuck), der mit stimmungsvollen Set-Arrangements, einer großen Portion makabren Humors sowie vielen praktischen Ekeleffekten aufzutrumpfen versteht.

              Der Medizinstudent Daniel Cain (Bruce Abbott) nimmt seinen neuen Kommilitonen, den verschlossenen Sonderling Herbert West (Jeffrey Combs) als Untermieter bei sich auf, welcher in der Schweiz detaillierte Kenntnisse in der Gehirnmedizin erworben hat. Daniel ahnt zunächst nicht, dass Herbert in einem provisorisch eingerichteten Laboratorium im Keller des Hauses heimlich Experimente an toten Lebewesen durchführt, die er dank eines von ihm entwickelten Serums zu neuem Leben erwecken will. Als Daniel mitbekommt, wie Herbert seine tote Katze kurzzeitig wiederbelebt, ist er trotz aller moralischer Bedenken von den Forschungen seines Untermieters derart fasziniert, dass er das Serum mit ihm nun an weiteren Toten ausprobieren will…

              „Re-Animator“ startet mit einem schön designten Vorspann, der an den Stil von Saul Bass (Vertigo, GoodFellas) erinnert.

              Anschließend wird das klassische „Frankenstein“-Motiv auf erfrischende Art und Weise in ein modernes Setting übersetzt und mit allerlei grotesken Ideen angereichert. Anders als etwa der thematisch ähnlich angelegte „Friedhof der Kuscheltiere“ (1989) setzt Gordon dabei weniger auf Grusel und Melancholie, sondern zelebriert die reine Freude an blutigen Sauereien. Trotz seiner brachialen Scherze und den bewusst überzeichneten Charakteren bewahrt sich Gordons Werk jedoch eine gewisse Ernsthaftigkeit, die dafür sorgt, dass die unheilvollen Experimente der beiden Studenten nicht zum bloßen Slapstick verkommen.

              Zwar merkt man den Darbietungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Barbara Crampton (The Last Stop in Yuma County) und David Gale (Das Gehirn) gehören, durchaus an, dass man es hier mit Mimen aus der zweiten Reihe zu tun hat, doch harmoniert das Ensemble derart gut miteinander, dass dieser kleine Makel mehr als ausgeglichen wird.

              Speziell im letzten Drittel dreht Gordons bitterböse Splatterkomödie nochmal so richtig auf und mündet schließlich in einem aberwitzigen Finale in der Leichenhalle.

              22
              • 6

                Der auf einer urbanen Legende basierende „Der Horror-Alligator“ ist ein unterhaltsamer, mit einigen saftigen Splatter-Effekten ausgestatteter Tierhorrorfilm unter der Regie von Lewis Teague (Cujo, Katzenauge).

                Detective David Madison (Robert Forster) untersucht eine Reihe mysteriöser Leichenteilfunde in Chicago. Was anfangs noch wie das Werk eines Serienkillers anmutet, lässt sich bald auf einen zu gigantischer Größe angewachsenen Alligator zurückführen, der in den Abwasserkanälen der Stadt sein Unwesen treibt. Gemeinsam mit der Reptilienexpertin Marisa Kendall (Robin Riker) will der Ermittler dem Ungetüm den Garaus machen. Marisa ahnt nicht, dass es sich bei der gefräßigen Bestie um ihr einstiges Haustier handelt, welches ihr Vater vor vielen Jahren die Toilette hinuntergespült hatte…

                Teagues Tierhorror erfindet das Rad zwar nicht neu, spielt jedoch gekonnt mit den Mechanismen des Subgenres und weiß das gut zwölf Meter lange Reptil mit seinen gefährlichen Zahnreihen und dem um sich schlagenden Schwanz effektvoll in Szene zu setzen. Punkten kann „Der Horror-Alligator“ zudem mit seinem klaustrophobisch-düsteren Kanalisationssetting sowie dem durchweg solide agierenden Cast.

                Trotz eines gewissen Augenzwinkerns und einiger flapsiger Dialoge ist der Tonfall des Films dabei deutlich ernster als etwa im amüsanten „Lake Placid“ (1999). Dies liegt schon allein darin begründet, dass die Todesszenen mitunter recht explizit ausfallen und sogar ein kleiner Junge dem Alligator zum Opfer fällt.

                Während sich über die Spannungsdurchhänger im Mittelteil hinwegsehen lässt, fallen lediglich einige nervige Nebenfiguren negativ ins Gewicht, wozu etwa ein aufdringlicher Reporter und ein überheblicher Großwildjäger gehören. Dass auch sie alsbald zum Futter für die Riesenechse werden, lässt den Zuschauer dann auch mit einer gewissen Genugtuung zurück.

                Als charmantes Easter Egg erweist sich zudem die Anspielung auf die wohl berühmteste Kanalisationsszene der Filmgeschichte: Die Verfolgungsjagd in „Der dritte Mann“ (1949).

                27
                • 1. Stand by Me (1986)
                  2. Paris, Texas (1984)
                  3. Paper Moon (1973)
                  4. Rain Man (1988)
                  5. Die Karte meiner Träume (2013)
                  6. Badlands (1973)
                  7. Perfect World (1993)
                  8. Kalifornia (1993)
                  9. The Straight Story (1999)
                  10. Midnight Run (1988)

                  23
                  • Diesmal geht's hinaus in die Freiheit: Eure Top Roadmovies stehen an!
                    Also packt eure Rucksäcke, macht euer Fahrzeug startklar und los geht's auf Tour!

                    21
                    • 6 .5

                      Der in der Blütezeit des Subgenres entstandene „The House on Sorority Row“ ist ein stilvoll gefilmter, mit bekannten Versatzstücken operierender Slasher, mit dem Regisseur Mark Rosman (Cinderella Story, Der perfekte Mann) sein Debüt vorlegte.

                      Katey (Kathryn McNeil) lebt mit sechs anderen Studentinnen in einem Wohnheim und plant die bevorstehende Abschlussfeier. Ihre strenge Hausmutter Mrs. Slater (Lois Kelso Hunt) ist jedoch alles andere als angetan von den Plänen der jungen Frauen und will die Feierlichkeiten unterbinden. Angeführt von der rebellischen Vicki (Eileen Davidson) spielen die Studentinnen ihrer Hausmutter daraufhin einen Streich mit einer Pistole, in deren Besitz Vicki durch ihren Freund gekommen ist. Aus dem Streich wird jedoch tödlicher Ernst, als Mrs. Slater versehentlich von einer Kugel in die Brust getroffen wird. Da noch am selben Abend die Partygäste erwartet werden, beschließen die Studentinnen kurzerhand, die Leiche ihrer Hausmutter im Gartenpool zu versenken. Als während der Feier jedoch immer mehr Leute spurlos verschwinden, beschleicht Katey das ungute Gefühl, dass Mrs. Slater doch noch lebt und sich nun auf einem Rachefeldzug befindet…

                      Dass die Studentinnen gleich eine Waffe auf ihre Hausmutter richten, nur weil diese von ihrem Hausrecht Gebrauch macht und sich von der Feier gestört fühlt, erscheint als Ausgangslage zwar recht weit hergeholt, doch fällt es angesichts der nach Genremaßstäben überdurchschnittlichen Charakterzeichnung und den überzeugenden Performances der Castmitglieder leicht, über derartige Ungereimtheiten hinwegzusehen.

                      Nach einem eher schleppenden Auftakt versteht es Rosman, die Spannungsschrauben kontinuierlich anzuziehen und für packende Horrorunterhaltung zu sorgen. Im Vergleich mit anderen 80er Slashern zählt „The House on Sorority Row“ dabei zu den gruseligsten und stimmungsvollsten Beiträgen des Subgenres. So erinnert etwa das farbenfrohe Dekor und die zuweilen geradezu traumwandlerische Atmosphäre in vielen Momenten an die klassischen Giallo-Vertreter.

                      Die Story dagegen bietet keine besonderen Überraschungen (ist allerdings auch nicht ganz so vorhersehbar wie man zunächst annehmen könnte) und variiert bekannte Elemente aus Klassikern wie „Die Teuflischen“ (1955), „Psycho“ (1960) und „Black Christmas“ (1974) – ohne allerdings zur bloßen Kopie zu verkommen.

                      Die Morde fallen derweil bis auf wenige Ausnahmen nicht besonders explizit aus und laufen zumeist nach dem gleichen Muster ab. Stören tut dies in diesem Fall jedoch kaum, da „The House on Sorority Row“ ohnehin keine blutige Schlachtplatte sein will, sondern in der Tradition von Carpenters „Halloween“ (1978) vornehmlich auf Figurendynamik und den Aufbau einer dichten Gruselatmosphäre setzt.

                      Als Wermutstropfen erweist sich indes, dass Rosmans Slasher – trotz seines Erfolgs an den Kinokassen – bis heute nicht in Deutschland veröffentlicht und somit nie synchronisiert wurde.

                      23
                      • 6

                        Nach dem enormen Erfolg von Spielbergs „Der weiße Hai“ (1975) entstanden in den darauffolgenden Jahren zahlreiche Nachahmer über gefährliche Meerestiere. Zu den bekanntesten dieser Epigonen zählt der von Michael Anderson (In 80 Tagen um die Welt, Flucht ins 23. Jahrhundert) inszenierte „Orca - Der Killerwal“ nach einem Roman von Arthur Herzog.

                        Der raubeinige Nolan (Richard Harris) ist Kapitän eines Walfängers und hat es sich zum Ziel gesetzt, einen großen Orca zu fangen, wovon er sich eine hohe Belohnung verspricht. Die Warnungen der Meeresbiologin Rachel Bedford (Charlotte Rampling) ignorierend, fährt Nolan mit seiner Besatzung hinaus aufs Meer, wo er versehentlich ein trächtiges Orca-Weibchen harpuniert. Als der Wal an Bord gehievt wird, verenden sowohl das Muttertier als auch das ungeborene Kalb qualvoll. Der überaus intelligente Orca-Bulle schwört den Walfängern daraufhin grausame Rache…

                        Zwar liefert Andersons Werk durchaus ein paar Ansätze für ökologische Diskussionen, doch ist „Orca – Der Killerwal“ in erster Linie ein Genrefilm, der spannende Auseinandersetzungen zwischen Mensch und Tier bieten will, was ihm auch relativ gut gelingt.

                        Dass man über die fehlerhafte Darstellung des Tierverhaltens sowie einige unsinnige Entscheidungen von Nolan und seinen Mitstreitern einigermaßen hinwegsehen kann, liegt dabei neben Harris‘ charismatischer Performance als moderner Kapitän Ahab vornehmlich an den stimmigen Setpieces, den überwiegend gelungenen Spezialeffekten sowie dem eingängigen Ennio Morricone Score, die in Kombination ein Gefühl von Fernweh und Abenteuerlust heraufbeschwören.

                        Den Orca dabei nicht bloß als dämonische Bestie, sondern zugleich als mitfühlendes Wesen mit differenziertem Sozialverhalten zu präsentieren, ist sicherlich aller Ehren wert, doch erweist sich die anthropomorphe Darstellung des Wals, der es ganz gezielt auf die Mörder seiner Familie abgesehen hat, dennoch als gewöhnungsbedürftig. Wer sich daran jedoch nicht stört, bekommt mit Andersons Film kurzweiligen Tierhorror mit clever getricksten Unterwasseraufnahmen geboten.

                        23
                        • 4 .5

                          Seit der Fall des Pädokriminellen Marc Dutroux in den 90ern das ganze Land erschütterte, bekommen Verbrechen an Kindern in Belgien besonders viel Aufmerksamkeit und sind häufig Gegenstand medialer Aufbereitung. Und so widmet sich auch das von Nicolas Boukhrief (Cash Truck, Comme un fils) inszenierte Drama „Drei Tage und ein Leben“ dem sensiblen Thema, beleuchtet dieses jedoch aus einer ungewohnten Perspektive.

                          Dezember 1999: Der 12-jährige Antoine (Jérémie Senez) lebt mit seiner Mutter (Sandrine Bonnaire) in einem kleinen Dorf in den belgischen Ardennen. Er ist heimlich in seine Mitschülerin Émilie (Pauline Sakellaridis) verliebt, die mit ihrer Familie gleich nebenan wohnt. Antoines bester Freund ist Émilies 6-jähriger Bruder Remi (Léo Lévy), mit dem er sich ein Versteck im Wald gebaut hat, von dem niemand weiß. Émilie und ihr kleiner Bruder haben außerdem einen Hund, um den sich auch Antoine gerne kümmert. Als Antoine eines Tages sieht, wie Émilie einen anderen Jungen küsst, wirft er aus Wut und Frustration darüber einen Ball auf die Straße, dem der Hund seiner Freunde nachjagt und dabei von einem Auto angefahren wird. Bald darauf hat Antoine in Remis Anwesenheit einen weiteren Gefühlsausbruch, bei dem er seinem Freund unabsichtlich mit einem Stein am Kopf trifft, woraufhin dieser hart auf den Boden aufschlägt und verstirbt. Statt den tragischen Vorfall zu melden, versteckt Antoine die Leiche seines Freundes in einer Felsspalte im Wald…

                          Schon die Ausgangslage von Boukhriefs Drama ist schwer zu akzeptieren, fühlen sich die Umstände, die zum Tod des Hundes sowie des kleinen Jungen führen doch für sich genommen schon sehr forciert an, erscheinen in diesem kurzen Zeitabstand jedoch fast absurd. Zumal Antoine und dem kleinen Dorf kurz danach noch eine weitere Tragödie bevorsteht.

                          Leider nimmt sich Boukhrief dabei keine Zeit, um die einzelnen Schicksalsschläge wirken zu lassen und den Emotionen Raum zu geben. So spielt etwa der Tod des Hundes schon in der nächsten Szene keine Rolle mehr und auch die Beweggründe für Antoines Handeln werden kaum herausgearbeitet, sodass es sehr schwerfällt, einen Zugang zu dem jungen Protagonisten zu finden, der uns einerseits als der liebe Junge von nebenan präsentiert wird, dessen Handeln jedoch eher dem eines Soziopathen gleicht.

                          Kann die erste Filmhälfte dennoch eine gewisse Spannung und Neugier auf das Kommende generieren, geht mit dem ersten großen Zeitsprung ein regelrechter Bruch durch den Film. Fortan scheint es, als wolle Boukhrief nur noch rasch die wichtigsten Stationen der Buchvorlage abklappern und hangele sich notdürftig von einem Plot Point zum nächsten. So birgt etwa allein schon die Diskussion um Émilies Schwangerschaft genug Potenzial für einen eigenen Film, wird hier jedoch in nur einer Szene ausgefochten und anschließend nicht weiter thematisiert.

                          Aufgrund mehrerer weiterer Zeitsprünge kommt gegen Ende daher fast gar kein Erzählfluss mehr Zustande und auch die Entscheidungen der Charaktere lassen sich kaum mehr nachvollziehen. Darüber hinaus lässt die Häufung von Zufällen das Geschehen schon beinahe grotesk erscheinen.

                          Trotz ansprechender Bilder und guter Kameraführung stellt „Drei Tage und ein Leben“ somit eine herbe Enttäuschung dar, zumal die brisante Thematik zweifellos großes Potenzial besitzt. Möglicherweise wäre eine Aufbereitung in Serienform dem interessanten Stoff eher gerecht geworden.

                          24
                          • Ob ich echte Guilty Pleasure habe, weiß ich gar nicht. Aber es gibt einige Filme, die bei mir besser abschneiden als bei der Allgemeinheit.

                            1. Oxford Murders (2008)
                            2. Das Siebte Zeichen (1988)
                            3. Jack Frost (1998)
                            4. Das Bourne Vermächtnis (2012)
                            5. Freitag der 13. (2009)
                            6. The Glass House (2001)
                            7. Der Goldene Kompass (2007)
                            8. 7 Zwerge – Männer allein im Wald (2004)
                            9. Unbekannter Anrufer (2006)
                            10. House at the End of the Street (2012)

                            20
                            • 7

                              „Todesschlaf“, das Regiedebüt des Norwegers Erik Skjoldbjærg (Prozac Nation, Narvik) ist ein düsterer, gänzlich unprätentiöser Thriller, in dem ein an Schlaflosigkeit leidender Ermittler am Polarkreis einen Mädchenmörder jagt.

                              Kommissar Jonas Engström (Stellan Skarsgård) soll gemeinsam mit seinem Kollegen Erik Vik (Sverre Anker Ousdal) den Mord an einer 17-jährigen Schülerin untersuchen, deren Leiche auf einer Mülldeponie von Tromsø gefunden wurde, wo die Sonne in den Sommermonaten nicht vollständig untergeht. Als die Kommissare dem Mörder am Ort des Verbrechens eine Falle stellen wollen, kommt es zu einer Verfolgungsjagd, bei der Engström im dichten Nebel seine Waffe zieht und versehentlich Vik erschießt. Der nunmehr von Schuldgefühlen geplagte Kommissar setzt fortan alles daran, um den Tod seines Kollegen wie die Tat des Flüchtigen aussehen zu lassen…

                              Skjoldbjærgs Regiedebüt ist ein nüchternes, unaufgeregt erzähltes Werk, welches durch Bilder von rauer Schönheit besticht und neben dem eher simpel gehaltenen Kriminalplot auch als Psychogramm eines dem Abgrund entgegentaumelnden Mordermittlers funktioniert. Dabei lebt „Todesschlaf“ weniger von Action und Knalleffekten als vielmehr von subtiler Spannung und einem permanenten Gefühl der Beklemmung.

                              Zugleich hat der Thriller etwas Rohes, Ungeschliffenes an sich, das in diesem Fall aber keinen Malus darstellt, sondern Skjoldbjærgs Film gut zu Gesicht steht. So zahlen die wackligen Handkameraaufnahmen und abrupten Szenenübergänge auf die unheilvolle Atmosphäre ein und betonen die zunehmende Unruhe und Besessenheit des Protagonisten zusätzlich.

                              Abstriche machen muss derweil in puncto Nachvollziehbarkeit, da das Benehmen des Kommissars an mehreren Stellen doch sehr seltsam anmutet und sein Fehlverhalten – wozu etwa auch die sexuelle Belästigung einer Mitschülerin der Toten zählt – zu oft ohne jede Konsequenz bleibt.

                              Auf den Erfolg des norwegischen Originals aufmerksam geworden, inszenierte Christopher Nolan mit „Insomnia“ (2002) ein ähnlich unterkühltes US-Remake.

                              18
                              • 6
                                über Machete

                                Nachdem er für seinen im Zuge des „Grindhouse“-Projekts entstandenen Fake-Trailer viel Zuspruch ernten konnte, erhielt Regisseur Robert Rodriguez (Desperado, Sin City) grünes Licht für einen Langfilm über den mexikanischen Killer Machete, der wie schon in der Fake-Vorschau von Rodriguez‘ Cousin Danny Trejo verkörpert wird.

                                Der ehemalige mexikanische Bundesagent Machete (Danny Trejo) erhält von dem zwielichtigen Geschäftsmann Michael Booth (Jeff Fahey) ein lukratives Angebot: Für eine Prämie von 150.000 Dollar soll Machete den texanischen Senator McLaughlin (Robert De Niro) töten, welcher sich für den Bau eines Grenzwalls ausspricht und zahlreiche Einwanderer zurück nach Mexiko schicken will. Das Attentat auf den Senator schlägt jedoch fehl, da Booths‘ Gefolgsleute dazwischenfunken, sodass McLaughlin letztlich nur ins Bein getroffen wird. Alsbald findet Machete heraus, dass Booth und der Senator unter einer Decke stecken und das gescheiterte Attentat nur dazu diente, McLaughlins harte Einwanderungspolitik voranzutreiben…

                                Trotz aller Überzeichnung und seines exploitativen Stils birgt die in „Machete“ erzählte Story um Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Korruption durchaus politische Brisanz und ist in Zeiten der Trump-Regierung aktueller denn je. Und so erinnert speziell der von De Niro verkörperte Senator in seinem Gebaren ein ums andere Mal an den derzeitigen US-Präsidenten.

                                Mehr noch denn als bissiger Kommentar auf die amerikanische Einwanderungspolitik versteht sich „Machete“ jedoch als blutig-brachiales Trashfest, in dem der Titelheld reihenweise Köpfe zum Explodieren bringt und seinem gegenüber auch schonmal den Darm herausreißt, um sich daran aus dem Fenster zu schwingen.

                                Wie schon bei „Planet Terror“ (2007) arbeitet Rodriguez indes auch hier mit Verwacklungen, Schrammen und Bildaussetzern, um „Machete“ die Ästhetik eines alten ‚Grindhouse‘-Streifens zu verleihen. Dabei stehen ihm mitunter allerdings der digitale Look des Films sowie einige schwache CGI-Effekte im Wege.

                                Trotz dieser Schwachpunkte bietet „Machete“ jedoch insgesamt kurzweiligen Actionspaß, woran auch der prominente Cast, zu dem u.a. noch Jessica Alba (Into the Blue), Michelle Rodriguez (The Fast and the Furious) und Lindsay Lohan (Freaky Friday) zählen, seinen Anteil hat.

                                17
                                • 1. Die Verurteilten (1994)
                                  2. The Green Mile (1999)
                                  3. King of Devils Island (2010)
                                  4. Gesprengte Ketten (1963)
                                  5. Sleepers (1996)
                                  6. Dead Man Walking (1995)
                                  7. Der Unbeugsame (1967)
                                  8. Papillon (1973)
                                  9. Midnight Express (1978)
                                  10. Rescue Dawn (2006)

                                  24
                                  • Diesmal sitzen wir hinter Schwedischen Gardinen ein, denn eure Top 10 Gefängnisfilme stehen an. Gefangenenlager und -transporte sind ebenso erlaubt wie die klassische Zelle bei Wasser und Brot.

                                    20
                                    • 7

                                      Mit dem auf einem realen Kriegsverbrechen basierenden „Die Verdammten des Krieges“ kehrte Regisseur Brian De Palma (Carrie, The Untouchables) in gewisser Weise zu seinen Wurzeln zurück, stellte die Auseinandersetzung mit dem Schrecken des Vietnamkriegs doch ein zentrales Thema in seinen Frühwerken wie „Greetings“ (1968) und „Hi, Mom“ (1970) dar.

                                      Während der Fahrt mit der Stadtbahn erinnert sich der junge Eriksson (Michael J. Fox) an das Grauen seines Vietnameinsatzes. 1969 war er einer Patrouille-Einheit unter der Führung von Sergeant Mervente (Sean Penn) zugeteilt, welcher Eriksson das Leben rettet, als dieser in einem Tunnel des Vietcongs feststeckt. Auf ihrem nächsten Erkundungsgang schlägt Mervente vor, zum eigenen Vergnügen eine vietnamesische Frau zu entführen und zu missbrauchen. Eriksson glaubt zunächst an einen schlechten Scherz des Sergeants, doch setzt dieser sein Vorhaben alsbald in die Tat um und entführt gemeinsam mit den anderen Männern der Einheit die Minderjährige Tran Thi Oanh (Thuy Thu Le) aus ihrem Dorf. Eriksson will sich nicht an der Vergewaltigung der Vietnamesin beteiligen, sieht jedoch auch keine Möglichkeit, um den zunehmend dem Wahnsinn verfallenden Sergeant zu stoppen…

                                      De Palma stellt mit seinem erschütternden Antikriegsdrama einmal mehr sein visuelles Talent sowie sein Gespür für Spannung und Intensität unter Beweis. Inmitten der schwülheißen Dschungelatmosphäre entfaltet sich so eine emotional aufrüttelnde Erzählung um Themen wie Feigheit, Gruppenzwang und blinden Gehorsam in der von Irrsinn und Todesangst geprägten Parallelwelt des US-Militärs , in der Recht und Moral außer Kraft gesetzt zu sein scheinen.

                                      Als sehr angenehm erweist sich dabei, dass De Palma auf unnötige Nebenhandlungsstränge verzichtet und sich ganz auf den Kern der Geschichte fokussiert, weshalb „Die Verdammten des Krieges“ mit einer Laufzeit von etwas unter zwei Stunden auch weniger aufgebläht wirkt als manch andere Genrevertreter.

                                      Beanstanden lässt sich derweil lediglich, dass De Palma mitunter recht dick aufträgt und einzelne Szenen sich sehr melodramatisch anfühlen. Zu diesem Eindruck tragen neben Ennio Morricones klagender Panflöten-Musik auch die Performances der Castmitglieder bei, zu denen u.a. noch John C. Reilly (Der Gott des Gemetzels), Ving Rhames (Pulp Fiction) und John Leguizamo (Carlito’s Way) gehören. So neigt speziell Sean Penn in der Rolle des durchgeknallten Sergeants ein wenig zum Overacting, was dem insgesamt sehr positiven Gesamteindruck jedoch keinen Abbruch tut.

                                      26
                                      • 5
                                        über Prey

                                        „Prey“ unter der Regie von Dan Trachtenberg (10 Cloverfield Lane) ist ein souverän inszenierter Beitrag zum populären „Predator“-Franchise, der Fans von SciFi-Action solide Unterhaltung bietet, originelle Ideen und eine authentische Atmosphäre jedoch weitgehend vermissen lässt.

                                        Die nördlichen Great Plains im Jahr 1719: Allen Widerständen und Vorurteilen zum Trotz möchte sich die junge Naru (Amber Midthunder) vom Volk der Comanchen unbedingt als Jägerin beweisen. Während sie gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Taabe (Dakota Beavers) und weiteren Männern durch die Wälder streift, wird Naru auf eine gehäutete Schlange und ungewöhnlich große Prankenspuren aufmerksam und vermutet daher alsbald, dass sich ein gefährliches Unwesen in der Gegend herumtreibt. Die Comanchen ahnen nicht, dass ein außerirdischer Predator die Spuren hinterlassen hat und dieser nun auf der Suche nach einem ebenbürtigen Gegner ist…

                                        Ein für die Reihe noch unverbrauchtes Setting zu wählen, erscheint vollkommen einleuchtend, profitierte doch schon „Predator 2“ (1990) davon, dass er das Geschehen aus dem Regenwald in den Großstadtdschungel verlagerte. Bedauerlicherweise interessiert sich „Prey“ jedoch kaum für Kultur und Lebensweise der amerikanischen Ureinwohner, sodass die Wahl des Settings letztlich relativ beliebig wirkt. Zu sauber ist die Kleidung der Figuren und zu neuzeitlich erscheint ihre Gestik sowie ihr Umgang miteinander, als dass das Eintauchen ins 18. Jahrhundert gelingen könnte.

                                        Dies liegt allerdings weniger an Amber Midthunder, die als Hauptdarstellerin eine ordentliche Performance abliefert und auch die nötige Physis mitbringt, um als Gegnerin des technologisch weit überlegenen Predators glaubhaft zu sein. Leider ist ihre Figur jedoch sehr eindimensional gezeichnet und kann aufgrund ihres Hangs zur Überheblichkeit auch kaum Sympathiepunkte sammeln. Hinzu kommt, dass „Prey“ abseits des Kampfgeschehens kaum etwas zu erzählen hat und sich daher über weite Strecke monoton anfühlt.

                                        Demgegenüber stehen auf der Habenseite einige durchaus ansehnliche Landschaftsbilder sowie vor allem die bedrohliche Präsenz des Predators, welcher das eine oder andere neue oder modifizierte Gadget im Gepäck hat und bei den blutigen Auseinandersetzungen keine Gefangenen macht. Speziell dank der gut choreografierten Kämpfe mit der außerirdischen Bestie reicht es somit insgesamt noch für ein passables Gesamtfazit.

                                        22
                                        • 1. Atemlos vor Angst (1977)
                                          2. The Departed (2006)
                                          3. Ocean’s Eleven (2001)
                                          4. Krieg der Welten (2005)
                                          5. Ring (2002)
                                          6. Ben Hur (1959)
                                          7. Der Mann, der zuviel wusste (1956)
                                          8. Das Ding aus einer anderen Welt (1982)
                                          9. Kap der Angst (1991)
                                          10. ES (2017)

                                          24
                                          • Neuauflagen liegen schwer im Trend und in manchen Fällen sind sie sogar besser als das Original. Also sind diesmal eure Top 10 Remakes an der Reihe.
                                            Erlaubt sind auch Filme, die auf einer Buchvorlage basieren, welche schon vorher mal verfilmt wurde.

                                            Viel Vergnügen 😊

                                            21
                                            • 6

                                              (gesehen in der längeren Einzelversion)

                                              Der als Hommage an das ‚Grindhouse‘-Kino vergangener Tage angelegte „Planet Terror“ ist eine wilde Trashsause unter der Regie von Robert Rodriguez (The Faculty, Sin City), welcher eine groteske Mischung aus schwarzem Humor, hartem Splatter und zahlreichen Ekeleffekten auf sein Publikum loslässt.

                                              Die Gogo-Tänzerin Cherry (Rose McGowan) kündigt ihre Stelle in einem texanischen Nachtclub und strebt fortan eine Karriere als Stand-up-Komikerin an. Bei einem Zwischenstopp in einem Imbiss trifft sie ihren Ex-Freund El Wray (Freddy Rodriguez) wieder, mit dem sie zur nächsten Stadt fahren will. Nicht ahnend, dass an einer nahegelegenen Militärbasis ein gefährliches Giftgas freigesetzt wurde, das alle, die es einatmen, in blutrünstige Zombies verwandelt…

                                              Die Handlung von Rodriguez‘ ‚Grindhouse‘-Verbeugung wirkt speziell zu Beginn unzusammenhängend und wirr, da sich der Film zunächst der Einführung der zahlreichen Charaktere widmet, deren Verbindungen für den Zuschauer anfangs überhaupt nicht klar sind. Entsprechend dauert es eine ganze Weile, ehe das Geschehen an Fahrt gewinnt und sich „Planet Terror“ vom erzählerischen Ballast der Anfangsphase befreit.

                                              Sind die letzten Fesseln erstmal abgestreift, entwickelt sich Rodriguez‘ Werk jedoch zu einem spaßig-verrückten B-Movie inklusive wüster Ballereien, durchgeknallter Psychopathen und schmatzender Zombiehorden. Hinzu kommen allerlei Skurrilitäten wie die Maschinengewehr-Prothese der Protagonistin oder eine Hubschrauberszene, die jener aus dem im gleichen Jahr erschienen „28 Weeks later“ ähnelt.

                                              Während die krisseligen Bilder und die bewusst eingebauten Filmfehler sich stimmig in das Gesamtwerk fügen, besitzt „Planet Terror“ zugleich den typischen Look aus der Zeit der Klapphandys und Ed Hardy Shirts, der aus heutiger Sicht bereits wieder veraltet wirkt.

                                              Unter den Castmitglieder, zu denen neben mehreren Gaststars u.a. noch Josh Brolin (Sicario), Jeff Fahey (Der Rasenmähermann) und Michael Biehn (Aliens) gehören, sticht vor allem Rose McGowan als toughe Kampfamazone positiv hervor. Der wenig charismatische Freddy Rodriguez in der Rolle ihres Ex-Freundes fällt dagegen schon deutlich ab.

                                              Trotz so mancher Makel vermag dieses charmante Stück Pulp dennoch insgesamt launige Unterhaltung zu bieten.

                                              23
                                              • 7

                                                Zwar ist es noch nicht ganz 28 Jahre her, seit Regisseur Danny Boyle (Sunshine, Slumdog Millionär) und Drehbuchautor Alex Garland (Ex Machina) erstmals die rasenden Infizierten über die Kinoleinwände wüten ließen, doch scheint inzwischen dennoch genügend Zeit verstrichen, um ein neues Kapitel der Endzeitsaga aufzuschlagen, zumal Kinogänger im Jahr 2025 nicht zuletzt aufgrund der COVID-19 Pandemie eine veränderte Sicht auf das Thema haben.

                                                Mit „28 Years later“ knüpft das Erfolgsduo somit einerseits an die beiden Vorgänger an, richtet seinen Blick aber vornehmlich in die Zukunft und präsentiert uns den Auftakt einer geplanten Trilogie.

                                                28 Jahre nach Ausbruch des Rage-Virus hat eine kleine Gemeinschaft aus Überlebenden auf einer Gezeiteninsel vor der englischen Küste Zuflucht gefunden. Hier ist auch der zwölfjährige Spike (Alfie Williams) aufgewachsen, der das Leben in der Außenwelt nur aus Erzählungen kennt. Trotz des jungen Alters seines Sohnes drängt Spikes Vater Jamie (Aaron Taylor-Johnson) darauf, dass Spike im Zuge eines Initiationsritus mit ihm auf dem Festland auf die Jagd nach Infizierten gehen soll. Dabei begegnet Spike nicht nur erstmals dem Schrecken der Außenwelt und tötet tatsächlich einen der Infizierten, sondern entdeckt schließlich auch eine Möglichkeit, um seiner Mutter Isla (Jodie Comer) zu helfen, die unter einer unbekannten Krankheit leidet, die zunehmend ihr Erinnerungsvermögen beeinträchtigt…

                                                Wie schon seine Vorgänger ist auch „28 Years later“ auf sehr markante, aber gleichsam gewöhnungsbedürftige Art und Weise inszeniert. So wechselt Boyle stetig zwischen matschig-grobkörnigen Kameraaufnahmen und geradezu malerischen Panoramen hin und her, zeigt uns den Einschlag eines Pfeils in einer Art Weiterführung des durch „Matrix“ (1999) berühmt gewordenen ‚Bullet Time‘-Effekts aus drei verschiedenen Perspektiven und baut zwischendurch gar Bildschnipsel aus alten Ritterfilmen ein.

                                                Abseits der ebenso hektischen wie drastischen Zombie-Attacken nimmt sich der Film jedoch ausgiebig Zeit für seine berührende Coming of Age-Story und bringt uns seinen jungen Protagonisten und dessen Sorgen und Ängste näher. Alfie Williams meistert die anspruchsvolle Aufgabe, Boyles Endzeithorror weitgehend auf seinen schmalen Schultern zu tragen, mit Bravour, und bildet mit seiner emotional eindrücklichen Performance das Herzstück des Films. Doch auch die erwachsenen Castmitglieder, zu denen u.a. noch der in einer Nebenrolle auftretende Ralph Fiennes (Konklave) gehört, wissen vollauf zu überzeugen.

                                                Angesichts der gelungenen Charakterzeichnung und der Faszination, welche von der facettenreichen Endzeitwelt ausgeht, lässt sich dann auch recht leicht darüber hinwegsehen, dass nicht alle der angerissenen Ideen und Themenkomplexe ganz zu Ende gedacht werden und einige der bizarren Einschübe tonal nicht ganz zum übrigen Film passen wollen. So fühlt sich insbesondere die schräge Schlussszene, die wohl in erster Linie dazu dient, die Ereignisse im nächsten Teil vorzubereiten, so an, als würde sie einem gänzlich anderen Film entstammen.

                                                29
                                                • 6

                                                  Nach dem großen Erfolg des ersten Teils wurde die Endzeitreihe um das tückische Rage-Virus mit „28 Weeks later“ fortgesetzt. Anders als beim Vorgänger übernahm diesmal der Spanier Juan Carlos Fresnadillo (Intruders, Damsel) das Regiezepter, welcher statt auf den Aufbau einer unheilvollen Atmosphäre vermehrt auf blutige Zombie-Action setzte.

                                                  Als um sie herum das Rage-Virus ausbricht, verbarrikadieren sich Don Harris (Robert Carlyle) und seine Ehefrau Alice (Catherine McCormack) zusammen mit weiteren Überlebenden in einem Cottage auf dem Land. Als eine Horde Infizierter in das Cottage eindringt, lässt der von Angst und Panik getriebene Don seine Frau zurück, um sein eigenes Leben zu retten. 28 Wochen später gilt das britische Festland als infektionsfrei und eine NATO-Truppe unter Führung der US-Amerikaner beginnt mit der Wiederbevölkerung. Im Zuge dessen kehren auch Dons Kinder Tammy (Imogen Poots) und Andy (Mackintosh Muggleton) nach England zurück und treffen in einer neu errichteten Sicherheitszone ihren Vater wieder, der sie über das genaue Schicksal ihrer Mutter im Unklaren lässt. Als sich die Kinder eines Tages aus der Sicherheitszone schleichen, um in ihrem alten Zuhause nach Erinnerungsstücken zu suchen, machen sie dabei eine ungeheuerliche Entdeckung…

                                                  Wie schon beim Vorgänger ist auch die Optik von „28 Weeks later“ recht speziell, zumal die wacklige Handkamera diesmal noch präsenter ist und die krisseligen Nachtaufnahmen eher an billige Amateurvideos erinnern. Zugleich gelingen Fresnadillo jedoch auch einige stimmungsvolle Bilder des menschenleeren Londons und des ebenso leergefegten Umlands.

                                                  Die Geschichte um das Geschwisterpaar auf der Flucht fühlt sich indes zwar nicht sonderlich originell an, bietet aber zumindest eine recht abwechslungsreiche Mischung aus Anspannung und blankem Horror, die durchgängig bei Laune hält. Dies ist auch dem gut agierenden Cast zu verdanken, dem u.a. auch die damals noch weniger bekannten Rose Byrne (Insidious), Idris Elba (Zwischen zwei Leben) und Jeremy Renner (Wind River) angehören.

                                                  Die Logik des Geschehens sollte man derweil allerdings besser nicht allzu sehr hinterfragen und auch so manche Figurenentscheidungen – wie etwa der Kuss zwischen Don und der infizierten Alice – sind kaum nachvollziehbar, doch wer nicht zu sehr auf diese Ungereimtheiten achtet, bekommt mit Fresnadillos Fortsetzung kurzweilige Endzeitaction geboten.

                                                  24
                                                  • 7

                                                    Mit „28 Days later“ holten Regisseur Danny Boyle (Sunshine, Slumdog Millionär) und Drehbuchautor Alex Garland (Ex Machina) das Zombiegenre zu Beginn des neuen Jahrtausends erfolgreich aus der Schmuddelecke und ebneten den Weg für eine Vielzahl hochbudgetierter Mainstreamproduktionen.

                                                    28 Tage nach Ausbruch einer hochansteckenden Virus-Erkrankung, welche die Betroffenen zur Raserei treibt und ihnen jede Form der Vernunft raubt, erwacht der ahnungslose Fahrradkurier Jim (Cillian Murphy) nach einem Unfall auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses. Auf der Suche nach einer Erklärung läuft Jim durch die verlassene Metropole, verfolgt von einer immer größer werdenden Meute von Infizierten. In der toughen Selena (Naomie Harris), dem gutherzigen Frank (Brendan Gleeson) und dessen Tochter Hannah (Megan Burns) findet Jim schließlich Verbündete, mit denen er der furchtbaren Seuche zu entkommen versucht…

                                                    Die grobkörnige Ästhetik von Boyles mit DV-Kameras gedrehtem Pandemiehorror ist aus heutiger Sicht zwar sehr gewöhnungsbedürftig, erzeugt alsbald jedoch ihre ganz eigene, düster-beklemmende Atmosphäre, die speziell in der einprägsamen Anfangssequenz mit dem aus dem Koma erwachenden Protagonisten sowie dem verregneten Finale in einer abgelegenen Villa hervorragend zur Geltung kommt. So besitzen die verwaschenen Bilder einen semi-dokumentarischen Charakter, der die ganze Drastik und Rohheit des blutigen Geschehens für den Zuschauer regelrecht fühlbar werden lässt.

                                                    Als ebenso überzeugend erweisen sich derweil John Murphys eingängige Musikuntermalung sowie die Performances der Castmitglieder, zu denen u.a. auch Christopher Eccleston (Kleine Morde unter Freunden) als skrupelloser Major einer Militäreinheit gehört. Zudem begehen Boyle und Garland nicht den Fehler, sich allein auf die immergleiche, hektisch geschnittene Zombieaction zu beschränken, sondern stellen vielmehr das zwischenmenschliche Drama in den Mittelpunkt und zeigen auf, zu welchen Schandtaten die Überlebenden im Angesicht der Katastrophe fähig sind.

                                                    Zwar sorgt der leichtfertige Umgang mit den Infizierten und der möglichen Übertragung mitunter für Irritationen, doch steht am Ende dennoch ein packender Pandemiefilm, der abseits seiner brachialen Gewaltmomente durchaus zum Nachdenken anregt.

                                                    24