Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 8 .5
    Kenduskeag 07.01.2020, 15:42 Geändert 07.01.2020, 15:51

    Anders als Titel und Plakat vermuten lassen, handelt es sich beim Weihnachtsklassiker "Ist das Leben nicht schön?" nicht um ein vor Schmalz triefendes Melodram, sondern um ein zwar nicht gänzlich kitschfreies, aber doch gleichsam augenzwinkerndes Loblied auf Freundschaft und Solidarität. Frank Capras Tragikomödie ist visuell hervorragend gealtert und vermag durch Witz und Charme auch ein modernes Publikum noch bestens zu unterhalten.

    Es ist Heiligabend in der Kleinstadt Bedford Falls und in wenigen Stunden will George Bailey (James Stewart) seinem Leben durch einen Sprung von einer Brücke ein Ende setzen. Um dies zu verhindern, wird der flügellose Engel Clarence (Henry Travers) auf die Erde gesandt, der den verzweifelten George vor dem Tod bewahren soll. Zur Vorbereitung auf seine Rettungsmission lässt sich Clarence die Lebensgeschichte seines neuen Schützlings erzählen...

    Über weite Strecken fühlt sich Capras Film an wie ein Biopic, begleiten wir doch den Lebensweg des von James Stewart hingebungsvoll verkörperten Protagonisten von dessen Geburt bis zu jenem schicksalhaften Abend auf der Brücke. Erst im letzten Drittel schließlich dominieren die übernatürlichen Elemente, die aber aufgrund der ausführlichen Vorarbeit umso besser zur Geltung kommen.

    "Ist das Leben nicht schön?" enthält dabei einige Parallelen zu Dickens' Weihnachtsgeschichte - angefangen beim an Ebenezer Scrooge erinnernden Geizhals Mr. Potter (Lionel Barrymore) - ist aber gleichzeitig eigenständig genug, um auch andere Wege einzuschlagen. Neben der ebenso anrührenden wie mit amüsanten Dialogen angereicherten Liebesgeschichte zwischen George und seiner Jugendliebe Mary (Donna Reed) überzeugen indes auch die vielen gelungenen Details - wie etwa der sich öffnende Boden in einer Tanzszene, der die Tanzenden in ein darunter befindliches Schwimmbecken plumpsen lässt.

    So plädiert Capras Film auf warmherzige Weise dafür, die Menschen wertzuschätzen, die unseren Alltag lebenswert machen, statt andere um ihr Geld oder ihren Besitz zu beneiden. Und mehr als das braucht es doch gar nicht für perfekte Weihnachtsunterhaltung.

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    • 9

      "Sunset Boulevard" unter der Regie Billy Wilders (Manche mögen's heiß, Zeugin der Anklage) blickt auf ebenso zynische wie selbstkritische Weise hinter die glänzende Fassade Hollywoods und beleuchtet die Abgründe, die sich hinter dieser auftun. Das mit zahllosen Anspielungen auf die frühen Tage der Traumfabrik gespickte Werk funktioniert sowohl als Metafilm über den einsamen Lebensabend einstiger Stars wie auch als packendes Charakterdrama.

      Auf der Flucht vor seinen Gläubigern gerät der mittellose Drehbuchautor Joe Gillis (William Holden) zufällig auf das Anwesen von Norma Desmond (Gloria Swanson), einer der größten Diven der Stummfilm-Ära. Die zurückgezogen lebende Norma bietet Joe an, ein von ihr verfasstes Drehbuch Korrektur zu lesen, welches ihr zu einem triumphalen Comeback verhelfen soll. Was zunächst wie eine kurzzeitige Bekanntschaft anmutet, entwickelt sich jedoch schon bald zu einem unheilvollen Abhängigkeitsverhältnis...

      "Sunset Boulevard" beginnt im Stile eines Horrorfilms - inklusive einer schaurigen Villa, einem schweigsamen Butler und einem mysteriösen Begräbnis. Erst nach und nach lernt den Zuschauer die Geheimnisse der handelnden Figuren kennen und steigt mit ihnen immer tiefer in Hollywoods Höllensumpf. Auf diese Weise hält Wilders von der Stimme des aus dem Jenseits sprechenden Ich-Erzählers begleiteter Film stets eine gewisse Grundspannung aufrecht, obgleich "Sunset Boulevard" eher weniger auf Thrill und überhaupt nicht auf Action ausgelegt ist, sondern in erster Linie von der Interaktion seiner Charaktere lebt.

      Zwar strotzt "Sunset Boulevard" nur so vor beißendem Sarkasmus, doch ist Wilder offensichtlich nicht an einer bloßen Abrechnung mit alternden Stars gelegen, die im unerschütterlichen Glauben leben, dass sich die Welt allein um sie drehen müsse. Vielmehr erregt die einst gefeierte Diva sogar Mitleid, wie sie dort allein in ihrer prunkvollen Villa hockt und verzweifelt auf einen Anruf der Filmstudios wartet. So sind es vielmehr die raffgierigen Bosse, die hier ihr Fett wegkriegen. Die Harvey Weinsteins dieser Welt, denen nur am größtmöglichen Profit gelegen ist und die mit einem Fingerzeig über Aufstieg und Fall eines Stars entscheiden.

      Ein nach wie vor höchst aktuelles Werk über die unmenschlichen Mechanismen der Filmbranche mit einer groß aufspielenden Gloria Swanson in einer für sie maßgeschneiderten Rolle sowie an ihrer Seite weitere berühmte Persönlichkeiten der Stummfilmzeit wie etwa Buster Keaton, Hedda Hopper und Cecil B. DeMille, die sich hier allesamt selbst verkörpern.

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      • 6

        Der auf Donna Tartts Bestseller basierende "Der Distelfink" ist ein ruhig erzähltes Coming of Age Drama, das zwar visuell zu begeistern weiß, den Zuschauer jedoch größtenteils auf Distanz hält und so seine emotionale Wirkkraft nur in Ansätzen entfalten kann.

        Der junge Theo Decker (Oakes Fegley) überlebt als einer der wenigen Besucher einen Terroranschlag auf das New Yorker Metropolitan Museum of Art, bei dem auch seine Mutter zu Tode kommt. Von diesem tragischen Verlust schwer traumatisiert, entwendet Theo das Gemälde 'Der Distelfink' und hütet es fortan im Gedenken an seine Mutter wie einen Schatz. Als Erwachsener kämpft Theo (nun gespielt von Ansel Elgort) mit Drogenproblemen und begegnet abermals den Menschen, die seine Kindheit prägten...

        "Der Distelfink" weiß mit erlesenen Bildern von Kamera-Ikone Roger Deakins, einem angenehm unaufdringlichen Score und einer Riege starker Darsteller, zu denen u.a. noch Nicole Kidman, Finn Wolfhard und Jeffrey Wright zählen, durchaus zu gefallen. Und auch die ungewöhnliche Kombination aus poetisch angehauchtem Drama und Kunstraub-Thriller fühlt sich frisch und unverbraucht an. Gleichzeitig jedoch lässt John Crowleys Romanverfilmung sehr viel emotionales Potential ungenutzt, was auch an der achronologischen Erzählweise liegen dürfte, welche dafür sorgt, dass die Handlung ständig zwischen Kindheit und Erwachsenenalter Theos hin und her springt.

        Auf diese Art entsteht ein eigentümlicher Kontrast: Einerseits ist "Der Distelfink" mit seiner stolzen Laufzeit von 150 Minuten phasenweise recht langatmig, andererseits wirkt Crowleys Film jedoch auch überfrachtet und schneidet viele Themen nur kurz an. Besonders deutlich wird Letzteres anhand der Vielzahl an Charakteren, die oftmals nur für wenige Minuten eine Rolle spielen, um dann schon wieder aus der Geschichte zu verschwinden. So nimmt sich der Film weder die nötige Zeit, um Theos großer Liebe, noch seiner Pflegefamilie, seinem Vater und dessen neuer Lebensgefährtin oder seinem Arbeitskollegen und Mentor genug Profil zu geben, obwohl all diese Figuren eigentlich eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen.

        So fühlt man sich als Zuschauer über weite Strecken wie ein Museumsbesucher, der teilnahmslos durch die Räume wandelt, die Schönheit der präsentierten Bilder zwar anzuerkennen weiß, jedoch keinen emotionalen Zugang zu ihnen findet.

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        • 7

          "Der zerrissene Vorhang" gilt unter Kritikern häufig als einer der schwächsten Filme des Master of Suspense. Bemängelt wird u.a. die fehlerhafte Darstellung der DDR, die altmodische Inszenierung sowie die mittelmäßige Leistung der beiden Hauptdarsteller. Beim Kinopublikum fand Hitchcocks Spionagethriller seinerzeit hingegen durchaus Anklang - wohl auch, weil er in einer Zeit, in der die James Bond Reihe einen erfolgreichen Start hingelegt hatte, den richtigen Nerv traf.

          Um an entscheidende Informationen zum Bau eines Raketen Abwehrsystems zu gelangen, fliegt der Wissenschaftler Michael Armstrong (Paul Newman) nach Ost-Berlin und arbeitet zum Schein mit dem Stasi zusammen. Durcheinandergebracht werden seine Pläne dabei ausgerechnet von seiner Verlobten Sarah (Julie Andrews), die von der ganzen Charade keine Ahnung hat und ihrem Zukünftigen in der Annahme, dieser sei ein Landesverräter, gefolgt ist...

          In der Tat glänzt "Der zerrissene Vorhang" nicht unbedingt mit einem hohen Maß an Authentizität, ist in diesem Film doch beinahe jeder entweder ein Stasi Mitarbeiter oder aber ein Mitglied des Widerstands. Auch dürften schießwütige Polizisten und russische Räuberbanden nicht unbedingt zum Alltagsbild hinter dem Eisernen Vorhang gehört haben. Zweckdienlich sind die Freiheiten, die sich Hitchcock hier nimmt, jedoch allemal, bringen sie doch reichlich Dynamik in den Spionageplot, für dessen Vorantreiben auch auf eine tiefergehende Charakterisierung der Figuren verzichtet wird.

          Neben einer guten Portion Action (ein Highlight ist etwa der Kampf im Bauernhaus) enthält "Der zerrissene Vorhang" außerdem auch einige schöne Momente augenzwinkernden Humors. Allein schon die präzise Darstellung deutschen Bürokratiewahnsinns im Postamt oder die Szene, in der eine alte Frau von allen Insassen eines Busses zum Einstieg gedrängt wird, sorgen für manch starken Lacher. Aus deutscher Sicht ist dieses Spätwerk des Altmeisters, in dem u.a. Günter Strack, Hansjörg Felmy und Wolfgang Kieling in Nebenrollen zu sehen sind, derweil allein schon wegen seiner Ost-West Thematik reizvoll.

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          • 8 .5

            It's the time of the season
            When love runs high
            In this time, give it to me easy
            And let me try with pleasured hands
            To take you in the sun to promised lands
            To show you every one
            It's the time of the season for loving

            Der auf den autobiografischen Berichten des britischen Neurologen Oliver Sacks beruhende "Zeit des Erwachens" ist ein einfühlsam erzähltes Werk mit humanistischer Botschaft. Das Drama unter der Regie Penny Marshalls (Big, Unterwegs mit Jungs) ruft dazu auf, dem eigenen Dasein mehr Wertschätzung entgegen zu bringen und Gesundheit nicht als Selbstverständlichkeit anzusehen.

            1969: Der schüchterne Arzt Dr. Malcolm Sayer (Robin Williams) behandelt in einem Krankenhaus in der Bronx mehrere Patienten, die unter einer mysteriösen Schlafkrankheit leiden und in Folge dieser kaum eine Reaktion auf ihre Umwelt zeigen. Einer dieser Patienten ist Leonard Lowe (Robert De Niro), der sich bereits seit Kindertagen in diesem Dämmerzustand befindet. Als Sayer erkennt, dass in seinen Patienten ein wacher Geist schlummert, versucht er sie mittels eines unerprobten Medikaments aufzuwecken...

            "Zeit des Erwachens" ist ein lebensbejaender Film mit einigen lustigen Momenten, den aber gleichzeitig auch eine große Melancholie umgibt. Robin Williams gibt den zurückgezogen lebenden Arzt, der nach anfänglicher Scheu ganz im Umgang mit seinen Patienten aufgeht, dabei mit dem ihm eigenen Charisma sowie einer tiefen Sehnsucht hinter der stets fröhlichen Fassade. An seiner Seite steht ein nicht minder starker Robert De Niro, der mit seiner Darstellung der unterschiedlichen Phasen der tückischen Krankheit mal so ganz abseits seiner üblichen Rollen agiert. Ideal ergänzt wird dieser hochklassige Cast derweil u.a. von Julie Kavner, Penelope Ann Miller und John Heard.

            Stehen vordergründig die Bekämpfung der Schlafkrankheit sowie die Schicksale der einzelnen Charaktere im Mittelpunkt, lässt sich Marshalls Film zugleich auch als Kommentar auf diesen legendären Sommer '69 verstehen, der mit u.a. dem Woodstock Festival, den Manson Morden und der Mondlandung sehr ereignisreich ausfiel. So passt es dann auch ganz wunderbar in diese Zeit, da die Hippie Ära ihren Höhepunkt fand, dass Leonard, sobald er aus seinem langen Schlaf erwacht ist, gleich damit beginnt, gegen das System aufzubegehren.

            Ein fantastisches Filmerlebnis über ein Wunder auf Zeit; von großartigen Darstellern getragen und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl inszeniert.

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            • 6 .5

              Bei "Der Schakal" handelt es sich um eine Neuverfilmung des Fred Zinnemann Klassikers von 1973, welche das Geschehen von Frankreich in die USA verlegt und sich nicht mehr an realen Ereignissen orientiert. Der schnörkellos inszenierte Actionthriller unter der Regie von Michael Caton-Jones bietet zwar keine sonderlich originelle Handlung, dafür aber ein gutes Maß an Spannung und Tempo.

              Das FBI erhält Information über einen skrupellosen Auftragskiller (Bruce Willis), der sich selbst 'Schakal' nennt und von der Mafia angeheuert wurde, um ein Attentat auf eine hochgestellte Persönlichkeit der US-Politik zu begehen. Der extra aus dem Gefängnis entlassene ehemalige IRA Scharfschütze Declan Mulqueen (Richard Gere) kennt als einer der wenigen das Gesicht des Killers und soll nun helfen, den Mord zu verhindern...

              "Der Schakal" startet eher gemächlich und nimmt sich zunächst ausgiebig Zeit zur Einführung der Charaktere. Mit zunehmender Laufzeit jedoch zieht Caton-Jones die Spannungsschrauben deutlich an und liefert packende Thrillerkost. Ungewöhnlich dabei ist, wieviel Screentime der von Willis mit diabolischer Kälte verkörperte Bösewicht erhält und auf diese Weise sogar Richard Geres eher schablonenhaft angelegten Helden in den Schatten stellt. Dieses zentrale Duell wird indes von starken Nebendarstellern wie Diane Venora, J. K. Simmons und Sidney Poitier ideal ergänzt.

              Negativ fällt dagegen nur das Strapazieren diverser Hollywood Klischees auf. So müssen die Russen in diesem Film wieder einmal als Feindbild herhalten, der homosexuelle Anwalt kann vor lauter Schwärmerei für den verkleideten Killer überhaupt nicht mehr klar denken und der von Jack Black gespielte Tüftler ist natürlich ein ungewaschener Nerd, der sich quasi widerstandslos abknallen lässt. Unbeantwortet bleibt derweil auch die Frage, warum der Schakal für sein Attentat ausgerechnet eine riesige Mega-Wumme benötigt, statt einfach eine kleinere und somit viel unauffälligere Waffe zu benutzen.

              Dem Unterhaltungswert dieses geradlinigen Actionthrillers schaden diese Klischees und Ungereimtheiten insgesamt jedoch kaum.

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              • 7
                Kenduskeag 13.12.2019, 20:40 Geändert 13.12.2019, 20:45

                "I.Q. - Liebe ist relativ" ist charmantes Gefühlskino fürs Herz, das mit einer ungewöhnlichen Prämisse, bestens aufgelegten Darstellern und so manchem gelungenen Seitenhieb auf arrogante Akademikerkreise punktet.

                Als der Automechaniker Ed (Tim Robbins) die attraktive Catherine (Meg Ryan) zum ersten Mal sieht, ist es gleich um ihn geschehen. Unglücklicherweise ist die Mathematikerin jedoch bereits dem snobistischen Professor Moreland (Stephen Fry) versprochen. Unterstützung beim Versuch, seine Herzensdame dennoch zu erobern, erhält Ed derweil ausgerechnet von Catherines Onkel, der sich als der weltberühmte Physiker Albert Einstein (Walter Matthau) entpuppt...

                Fred Schepisis RomCom erfindet das Rad nicht neu, überzeugt aber mit liebenswürdigen Figuren sowie vielen treffsicheren Pointen abseits stumpfen Fäkalhumors. Hinzu kommt eine nette Lovestory, die zwar nicht ohne Kitsch auskommt, in diesem aber auch nicht zu versinken droht. Wenn dann auch noch ein vor Freude jubelnder Albert Einstein auf einem Motorrad durchs Bild braust, ist gute Laune absolut garantiert.

                Herzlich, bewegend, witzig - rundum sehenswerte Unterhaltung der leichten Art.

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                • 7 .5
                  Kenduskeag 12.12.2019, 15:47 Geändert 12.12.2019, 17:25

                  Das oscarprämierte Drama "Verbotene Spiele" erzählt von zwei Kindern, die durch ein als verwerflich angesehenes Spiel das Grauen des Krieges zu verarbeiten versuchen. Regisseur René Clément stellt eindrücklich heraus, was Kindsein in von Leiden und Tod geprägten Zeiten bedeutet.

                  1940: Nachdem sie ihre Eltern bei einem Tieffliegerangriff verloren hat, irrt die fünfjährige Paulette (Brigitte Fossey) allein durch die französische Provinz. In Bauernsohn Michel (Georges Poujouly) findet das kleine Mädchen einen Freund, der sie auf den Hof seiner Familie mitnimmt. Als Reaktion auf den Schrecken, der ihr Leben bestimmt, entwickeln die beiden Kinder eine ungewöhnliche Methode: Mit gestohlenen Kreuzen errichten sie unbemerkt von den Erwachsenen einen Tierfriedhof...

                  "Verbotene Spiele" besticht durch eine unaufgeregte Erzählweise in Verbindung mit einer beinahe zärtlichen Sicht auf seine zwei jungen Protagonisten. Trotz seiner ernsten Thematik enthält Clements Film auch einige humorvolle Szenen, in denen vor allem das pseudoreligiöse Gebaren der Landbevölkerung auf die Schippe genommen wird. Auf diese Weise sorgt die Geschichte der Kinderfreundschaft für gleichsam anrührende wie heitere Momente.

                  Ein wundervolles Kleinod von einem Film, von großartigen Darstellern getragen und mit sehr viel Feingefühl inszeniert. Bestens geeignet für all jene, denen die kleinen Nuancen mehr am Herzen liegen, als das große Brimborium.

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                  • 6 .5

                    "Don't Breathe" unter der Regie von Fede Alvarez kehrt die Konventionen des Home Invasion Thrillers um und lässt ausnahmsweise einmal die Eindringlinge zu Gejagten werden. Damit gelingt ihm ein weitgehend spannungsreicher Horrorschocker, dem gegen Ende jedoch merklich die Puste ausgeht.

                    Die drei Jugendlichen Rocky (Jane Levy), Money (Daniel Zovatto) und Alex (Dylan Minnette) brechen in das Haus eines blinden Kriegsveteranen (Stephen Lang) ein, der seit dem Tod seiner Tochter kaum noch Kontakt zur Außenwelt hat. Glauben die Jugendlichen anfangs noch, schnell mit der Beute aus dem Tresor verschwinden zu können, müssen sie bald feststellen, dass der Alte äußerst widerstandsfähig ist...

                    In handwerklicher Hinsicht ist Alvarez kaum ein Vorwurf zu machen, hebt sich sein Werk doch allein schon durch die starke Kameraführung vom Einheitsbrei des Genres ab. Als Pluspunkt erweist sich zudem der kontinuierliche Spannungsaufbau, der "Don't Breathe" im Mittelteil trotz einiger kleinerer Unglaubwürdigkeiten zu einem echten Nägelkauer werden lässt. Dies gilt umso mehr, da es lange Zeit über genügend Argumente gibt, beiden Parteien gleichermaßen die Daumen zu drücken.

                    Dann aber möchte Alvarez plötzlich zu viel und baut eine Wendung ein, welche zum einen die Frage auflöst, wer hier nun der Gute und wer der Böse ist und die zum anderen der fesselnden Jagd durch das abgelegene Haus enorm viel an Dynamik nimmt. Was dann folgt, ist zwar immer noch halbwegs glaubhaft dargestellt, erreicht aber längst nicht mehr die vorherige Intensität. Sobald die Handlung im Finale dann sogar noch nach draußen verlagert wird, mutiert "Don't Breathe" nach kurzzeitigem Höhenflug endgültig zur Standardware.

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                    • 6
                      über Django

                      Sergio Corbuccis nihilistischer Italowestern "Django" ist eine Gewaltoper in postapokalyptischen Bildern. Die Geschichte des zynischen Antihelden zog eine Reihe von Nachfolgern und -ahmern nach sich und verhalf seinem Hauptdarsteller zum Durchbruch.

                      In einem einsamen Kaff an der mexikanischen Grenze taucht ein Mann namens Django (Franco Nero) auf, der einen an Seilen befestigten Sarg hinter sich herzieht und Gerechtigkeit für seine ermordete Frau fordert. Als Major Jackson (Eduardo Fajardo) mit seinen Leuten in die Stadt kommt, liegt Django bereits auf der Lauer...

                      Corbuccis Western lebt vor allem von seiner trostlos-dreckigen Atmosphäre sowie der kompromisslosen Härte. Die Geschichte an sich fällt hingegen recht simpel aus, besteht hauptsächlich aus dem Wechselspiel von Gewalt und Gegengewalt. So ist die mit Abstand spannendste Szene des Films dann bezeichnenderweise auch jene, in der Django im Schutz der Dunkelheit das Gold der Mexikaner stiehlt und ausnahmsweise einmal keine Schießerei stattfindet.

                      Zwar scheint Corbucci durchaus gewillt, dem Geschehen eine politische Note mitzugeben (nicht von ungefähr erinnern die Männer des Majors an Mitglieder des Ku Klux Klan), doch gehen diese Ansätze alsbald im Donnern des Kugelhagels unter. So bleibt am Ende nur eine zwar kurzweilige, aber auch recht inhaltsarme Ballade in Blei.

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                      • Meine Tante schenkt mir zu Weihnachten ein Instrument. Das sorgt für Konflikte mit meinen Eltern.

                        Wer bin ich? Wie heißt der gesuchte Film?

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                        • 7 .5
                          Kenduskeag 09.12.2019, 16:20 Geändert 10.12.2019, 12:14

                          "Stalingrad" unter der Regie Joseph Vilsmaiers (Schlafes Bruder, Nanga Parbat) erzählt von der wohl bekanntesten Schlacht des Zweiten Weltkriegs, die heute als psychologisch entscheidender Wendepunkt auf dem Weg zur Niederlage Nazi-Deutschlands gilt. Ebenso aufwendig wie mit ungeschönter Härte inszeniert, zeigt Vilsmaiers Kriegsfilm das volle Ausmaß der schrecklichen Gefechte im russischen Winter.

                          Ein deutsches Bataillon unter der Leitung des unerfahrenen Leutnants Hans von Witzland (Thomas Kretschmann) wird aus dem Fronturlaub in Italien direkt zu den blutigen Häuserschlachten an der Wolgafront versetzt. Glauben die Männer um Landser Fritz (Dominique Horwitz) anfangs noch an einen raschen Sieg, wendet sich das Blatt spätestens mit der Einkesselung durch die Rote Armee...

                          "Stalingrad" ist von Beginn an anzusehen, dass hier keine Kosten und Mühen gescheut wurden, um die erbitterten Kämpfe in der zerbombten Stadt sowie die Weite der russischen Schneelandschaft auf die Leinwand zu bringen. In ausgiebigen Plansequenzen fliegt die Kamera über Panzer, Flugzeuge und Unterkünfte hinweg und verleiht Vilsmaiers Film so eine für deutsche Produktionen ungewohnte Bildgewalt. Um die enorme Zerstörungskraft der beiden aufeinandertreffenden Rüstungsapparate zu präsentieren, stellt "Stalingrad" sogar die zwischenmenschlichen Momente hinten an, gleichwohl der Film auch einige in dieser Hinsicht spannende Szenen zu bieten hat. So gelingt es Vilsmaier besonders gut herauszustellen, wie sich die zermürbenden Gefechte in Kombination mit der Eiseskälte auf die Moral der deutschen Soldaten auswirken und viele von ihnen in Wahnsinn und Verzweiflung treiben.

                          Eine insgesamt absolut überzeugende Geschichtsstunde, die keinen inhaltlichen Leerlauf kennt und nur dann und wann unter den etwas theatralischen Darbietungen der Darsteller leidet.

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                          • 7

                            Am 28. Dezember 1895 kam es in Paris zu einem bahnbrechenden Ereignis. Erstmals wurde einem zahlenden Publikum eine Reihe von Kurzfilmen vorgeführt. Verantwortlich hierfür waren die Brüder Lumière, die zuvor schon einige ihrer Werke in kleinerem Rahmen in ihrer Firma präsentiert hatten. Nun aber wollten die Brüder noch eine Schippe drauflegen und ihre Filme auch der Öffentlichkeit zugänglich machen.

                            Natürlich standen die Brüder dabei ein wenig unter Zugzwang, wussten sie doch nicht, wie das Publikum reagieren würde. Einige meinten wohl, es sei allerhöchste Eisenbahn, dass das neue Medium endlich Licht am Ende des Tunnels sehe. Andere nutzten die Gelegenheit, um Dampf abzulassen, mussten von den Brüdern in die Schranken gewiesen werden oder traten vorzeitig den Rückzug an. Und wieder andere verstanden einfach nur Bahnhof.

                            Die Befürchtungen, das neue Medium könne alsbald aufs Abstellgleis geraten, bewahrheiteten sich jedoch glücklicherweise nicht. Vielmehr kann dieser Winterabend in Paris heute als entscheidende Weichenstellung in der Geschichte des Films gesehen werden und die Lumière Brüder genossen ihren Erfolg in vollen...na ihr wisst schon.

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                            • 8 .5
                              Kenduskeag 05.12.2019, 17:18 Geändert 12.12.2019, 12:05
                              über Mission

                              Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.

                              1 Kor 13

                              "Mission" ist ein in atemberaubende Bilder gehülltes Historiendrama vor dem Hintergrund des 1750 geschlossenen Vertrags von Madrid sowie den darauf folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Regisseur Roland Joffé gelang ein epochales Plädoyer für Völkerverständigung, das sich eingehend mit ambivalenten Themen wie der Verbreitung des Glaubens und dem Sühnebegriff auseinandersetzt.

                              Der Jesuitenpater Gabriel (Jeremy Irons) hat nahe den gigantischen Ignazú Wasserfällen im argentinisch-brasilianischen Grenzgebiet eine Mission errichtet. Gemeinsam mit dem geläuterten Sklavenhändler Rodrigo (Robert De Niro) will er dort dem indigenen Volk der Guarani den christlichen Glauben näherbringen. Unterdessen tobt ein Machtkampf zwischen Abgesandten des Vatikans und den Kolonialherren aus Spanien und Portugal, welche durch die Bekehrungsversuche der Jesuiten ihre Interessen gefährdet sehen...

                              In Joffés Film dominiert vor allem der starke Kontrast zwischen der wilden Schönheit der Natur einerseits und dem ebenso unbändigen menschlichen Zerstörungswillen andererseits. So gehen die Bildpanoramen vom Dschungel und den riesigen Wasserfällen alsbald in ein nicht minder intensiv dargestelltes Blutbad über. Dabei verzichtet "Mission" auf eine eindeutige Positierung und zeigt sowohl die Grausamkeiten der Kolonialisten als auch den kritisch zu hinterfragenden Weg Gabriels, dessen gewaltfreier Ansatz leicht als Naivität ausgelegt werden kann.

                              Mit einem majestätischen Ennio Morricone Score unterlegt und mit einem fantastischen Cast, zu dem u.a. noch Ray McAnally und Liam Neeson zählen, besetzt, wird die Erzählung von den Jesuiten und den Guarani zu einem gleichermaßen fesselnden wie schmerzlichen Werk über die hellen wie dunklen Seiten religiösen Eifers.

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                              • 6

                                Basierend auf der populären Kinderbuchreihe schuf Regisseur Brad Silberling (Casper, Stadt der Engel) mit "Lemony Snicket" ein bizarres Fantasyabenteuer, welches sich dank seiner bemerkenswert düsteren Atmosphäre sowie diversen Anflügen abgründig schwarzen Humors vom Genreeinheitsbrei abzuheben versteht. Während die Präsentation der grotesken Welt mit ihren skurrilen Charakteren vollauf zu unterhalten weiß, gerät die eigentliche Handlung jedoch allzu schablonenhaft und überraschungsarm.

                                Nachdem ihre Eltern bei einem Hausbrand ums Leben gekommen sind, werden die drei Baudelaire Kinder zum heimtückischen Grafen Olaf (Jim Carrey) gebracht, der fortan als ihr Vormund fungieren soll. Olaf ist jedoch keineswegs am Wohlergehen der Waisen interessiert, sondern hat es allein auf ihr kostbares Erbe abgesehen...

                                Die Geschichte, die "Lemony Snicket" erzählt, ist selbst für ein Jugendabenteuer sehr simpel und mit einem ganz klaren Gut/Böse Schema versehen. Wie die Geschwister von einem Vormund zum nächsten abgeschoben werden und dort immer wieder auf den verkleideten Olaf treffen, verleiht Silberlings Film darüber hinaus etwas sehr episodisches. Umso erstaunlicher, dass hierfür sogar drei Bände der Reihe zusammengefasst werden mussten.

                                So gefällt "Lemony Snicket" dann auch nur, wenn man den vielen eigentümlichen Figuren und ihren absonderlichen Marotten etwas abzugewinnen weiß, erwächst daraus doch auch ein Großteil des grotesken Humors. Spannung kommt derweil nur auf, wenn der mit diebischer Freude agierende Jim Carrey in dieser für ihn geradezu prädestinierten Rolle auf der Bildfläche erscheint, während die Phasen seiner Abwesenheit zwar durch ein prominentes Ensemble um Meryl Streep, Timothy Spall, Billy Connolly und Jude Law bereichert werden, gleichzeitig jedoch auch recht ereignisarm ausfallen. Indes weiß der an die Werke Tim Burtons angelehnte visuelle Stil durchaus zu begeistern, gleichwohl "Lemony Snicket" die Klasse seiner Vorbilder nie wirklich erreicht.

                                Im Unterschied zu anderen Fantasyfilmen dieser Zeit - wie etwa "Eragon" (2006) oder "Der goldene Kompass" (2007) - kann man den rätselhaften Ereignissen zudem zu Gute halten, dass hier nicht allzu sehr auf eine Fortsetzung spekuliert wurde und die Handlung in sich abgeschlossen ist.

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                                  Robert Zemeckis' "The Walk" erzählt die auf wahren Begebenheiten basierende Geschichte des Hochseilartisten Philippe Petit (Joseph Gordon-Levitt), der kurz vor Eröffnung des World Trade Centers 1974 ein Seil zwischen den Türmen spannte, um darüber zu balancieren. Was als eher gemächliches Schelmenstück beginnt, wird im Finale doch noch zum faszinierenden Drahtseilakt.

                                  Lange Zeit über wirkt es so, als ob Zemeckis nicht recht wisse, was er mit dem zweifellos brisanten Stoff anfangen solle. So startet "The Walk" als komödienhafter Wohlfühlfilm, schlägt später um in einen Heist-Krimi und findet schließlich erst in der letzten halben Stunde zum großen Emotionskino - und damit zu sich selbst.

                                  Mag die Vorgeschichte des berühmten Balancekünstlers auch nett anzusehen sein, wirklich fesselnd sind Petits erste Gehversuche, das Zusammenstellen seines Teams sowie die minutiöse Vorbereitung auf seinen großen Coup nun wirklich nicht. Einige unglückliche Entscheidungen, wie etwa das regelmäßige Auftreten des Erzähler-Petits, der die nicht sonderlich komplexe Handlung teils allzu ausführlich vorkaut, trüben den Eindruck auf dem Weg zum großen Finale dabei zusätzlich.

                                  Was dann allerdings im Schlussakt passiert und wie es Altmeister Zemeckis in Szene zu setzen versteht, zählt zweifellos zu den magischen Momenten des Kinos und bietet zahlreiche schwindelerregende Aufnahmen in luftiger Höhe. So entschädigt "The Walk" letztlich ein gutes Stück für einige eher zähe Passagen und eine allzu oberflächliche Figurenzeichnung, setzt Petit und den Zwillingstürmen ein würdiges Denkmal und weiß auf den letzten Metern des Balanceaktes doch noch zu erfreuen.

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                                    Kenduskeag 03.12.2019, 16:13 Geändert 03.12.2019, 20:03

                                    Bei manchen Filmen fragt man sich zwangsläufig, welchen Stellenwert diese ohne ihre prominente Besetzung hätten. Der Heist-Krimi "The Score" unter der Regie von Puppenexperte Frank Oz (Der dunkle Kristall, Der kleine Horrorladen) erscheint wie ein regelrechtes Paradebeispiel für solch ein Werk, welches ohne seine namhaften Darsteller wohl längst in der Versenkung verschwunden wäre.

                                    Meisterdieb Nick Wells (Robert De Niro) möchte sich eigentlich zur Ruhe setzen und seinen Lebensabend mit seiner Freundin Diane (Angela Bassett) genießen. Sein Auftraggeber Max (Marlon Brando) überredet ihn jedoch zu einem letzten Coup, bei dem ein 30 Mio. Dollar schweres Königszepter den Besitzer wechseln soll. Dafür muss Nick allerdings mit dem zwielichtigen Jungspund Jack (Edward Norton) zusammenarbeiten...

                                    "The Score" fühlt sich aufgrund der wenig originellen Handlung und des betulichen Erzähltempos so klassisch an, dass er wohl selbst unter den Spionagethrillern der 70er wie ein alter Hut erschienen wäre. Schließlich ist die Geschichte vom alten Gauner, der einen letzten Auftrag annimmt, in ähnlicher Form schon tausendfach erzählt worden. So lebt dieser Heistfilm, der weitgehend auf Gewalt und Action verzichtet, dann auch hauptsächlich von den verbalen Scharmützeln seiner Hauptfiguren. Während De Niro, Bassett und ein extrem aufgedunsener Brando in seiner letzten Rolle ihr Programm routiniert herunterspulen, weiß vor allem Norton als vermeintlich Behinderter ein paar Akzente zu setzen.

                                    Der filmische Inbegriff soliden Mittelmaßes.

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                                      Kenduskeag 01.12.2019, 14:25 Geändert 02.12.2019, 11:27

                                      "Ausnahmezustand" unter der Regie Edward Zwicks (Last Samurai, Blood Diamond) muss bei Erscheinen noch wie eine schreckliche Dystopie gewirkt haben, wurde inzwischen jedoch längst von der grausamen Wirklichkeit überholt. Trotz seines nicht unbedingt realistisch erscheinenden Szenarios einer Außerkraftsetzung der Bürgerrechte muss ihm somit eine gewisse prophetische Leistung attestiert werden.

                                      Die FBI Agenten Anthony Hubbard (Denzel Washington) und Frank Haddad (Tony Shalhoub) sehen sich einer Serie terroristischer Selbstmordattentate gegenüber, die New York in Angst und Schrecken versetzen. Mit Unterstützung der CIA Agentin Elise Kraft (Annette Bening) versuchen sie, den Terroristen Einhalt zu gebieten. Derweil greift das Militär unter der Führung von General Devereaux (Bruce Willis) zu drastischeren Maßnahmen, die sich als folgenschwer für alle arabischstämmigen Einwohner der Stadt erweisen...

                                      "Ausnahmezustand" verzichtet auf eine mehrdimensionale Ausarbeitung der Figuren und bedient so manche Stereotypen, weiß dafür aber politische Zusammenhänge durchaus gewinnbringend in seinen mitreißenden Actionplot einfließen zu lassen. So spricht dieser immerhin noch vor 9/11 entstandene Thriller bereits Themen wie Folter und Menschenrechtsverletzungen im Angesicht der akuten Terrorbedrohung an, geht auf das sogenannte Blowback Phänomen ein, wonach außenpolitische Operationen häufig negative Auswirkungen auf das Ursprungsland haben und setzt sich kritisch mit der Rolle von V-Männern auseinander. Da lässt es sich auch verschmerzen, dass einzelne Aktionen wie etwa Hubbards Alleingang bei einer Geiselnahme in einer Schule nicht sonderlich glaubwürdig präsentiert werden.

                                      Mit einem starken Cast rund um den wie stets überzeugenden Denzel Washington besetzt und von Zwick mit großartigem urbanen Flair inszeniert, ergibt sich so ein weitgehend packender Actionthriller, der bei Verzicht auf allzu klischeehafte Darstellungen sogar überragend hätte werden können.

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                                        Kenduskeag 01.12.2019, 13:51 Geändert 01.12.2019, 14:40

                                        "Red Lights" generiert durch seine Auseinandersetzung mit paranormalen Phänomenen zunächst ein gewisses Grundinteresse, krankt jedoch an fehlendem Tiefgang und Spannungsaufbau. Statt eines fesselnden Thrillers bekommt der Zuschauer somit nur viel pathetisches Gerede und einige billige Schockeffekte geboten.

                                        Die Parapsychologen Matheson (Sigourney Weaver) und Buckley (Cillian Murphy) entlarven Scharlatane, die ihrem zahlungswilligen Publikum übernatürliche Fähigkeiten vorgaukeln. Als der blinde Mentalist Simon Silver (Robert De Niro) ein umjubeltes Comeback feiert, möchte Buckley auch dessen Tricks auffliegen lassen...

                                        "Red Lights" setzt von Beginn an auf eine bedeutungsschwangere Atmosphäre und bedient sich dazu einer aschgrauen Farbpalette sowie vieler im Halbdunkel stattfindender Szenen. Die Handlung, welche fast ausschließlich um die Frage kreist, ob Silver denn nun ein Betrüger ist oder vielleicht doch übersinnliche Kräfte besitzt, kommt derweil nur sehr langsam voran und lässt ihr Spannungspotenzial zumeist ungenutzt. Hinzu kommt, dass immer wieder neue Nebenhandlungsstränge eröffnet werden, die für den Fortgang der Haupthandlung keinerlei Relevanz haben. So beginnt Buckley etwa eine Beziehung mit einer Studentin (Elizabeth Olsen), während Matheson ihren im Koma liegenden Sohn besucht und Konflikte mit einem ihrer Universitätskollegen (Toby Jones) austrägt. Gestandene Mimen wie Weaver und De Niro wirken beim Vortrag ihrer platten Dialoge heillos unterfordert, indes Cillian Murphy die undankbare Aufgabe zufällt, bei diesem Schmierentheater als Ankerpunkt für den Zuschauer dienen zu müssen.

                                        Ein an Peinlichkeit kaum noch zu überbietendes Finale setzt dem abstrusen Treiben dann schließlich die Krone auf, sodass der Druck auf den Ausschalter einer Erlösung gleichkommt.

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                                          "Don't be afraid of the dark" ist ein recht uninspierter Gruselstreifen ohne nennenswerte Vorzüge, der Freunden des Horrorgenres kaum mehr als ein müdes Lächeln entlocken dürfte. Die dröge Geschichte von unheimlichen Kreaturen in einem alten Keller beginnt schon nach kurzer Zeit zu langweilen und hält sich nur dank der ansprechenden Performance ihrer jungen Hauptdarstellerin halbwegs über Wasser.

                                          Die kleine Sally (Bailee Madison) bezieht mit ihrem Vater (Guy Pearce) und dessen neuer Freundin (Katie Holmes) ein altes, renovierungsbedürftiges Anwesen. Als das Mädchen zufällig auf ein versperrtes Kellergewölbe stößt und darin seltsame Stimmen vernimmt, wird eine bösartige Macht freigesetzt...

                                          Die erschütternde Eröffnungsszene des von Comiczeichner Troy Nixey inszenierten Films, bei der einer jungen Frau mit einem Meißel die Zähne ausgeschlagen werden, lässt einen Horrorschocker der heftigsten Sorte vermuten, doch "Don't be afraid of the dark" flaut stattdessen alsbald zu einem lauen Fantasygrusler ab, in dem eher billig aussehende CGI Monster im Stile von "Gremlins" (1984) ihr Unwesen treiben. Unterbrochen werden die absolut vorhersehbaren Attacken der kleinen Ungeheuer dabei nur von einigen Familienstreitigkeiten, da die Erwachsenen Sallys Erzählungen zunächst keinen Glauben schenken wollen.

                                          Eine überzeugende Bailee Madison, die dem Zuschauer durchaus ein paar Emotionen zu entlocken weiß, stellt somit den einzigen kleinen Lichtblick in dieser lahmen Gruselstory dar, die wohl besser erst gar nicht aus dem Keller hervorgeholt worden wäre.

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                                            Kenduskeag 29.11.2019, 18:31 Geändert 29.11.2019, 18:34

                                            "Der Flug des Phönix" unter der Regie Robert Aldrichs bedient sich eines klassischen Abenteuersettings, um den in den 60er Jahren so prägenden Konflikt der Generationen aufzuzeigen. Tradition trifft auf Moderne, konservative Werte auf neuartige Ideen und eines der letzten Fliegerasse auf die ersten Auswüchse einer digitalen Zukunft.

                                            Die Piloten Frank (James Stewart) und Lew (Richard Attenborough) geraten mit ihrer Transportmaschine unversehens in einen Sandsturm und sind so zu einer Notlandung mitten in der Sahara gezwungen. Als die überlebenden Passagiere schon glauben, nun elendig verdursten zu müssen, fasst der Konstrukteur Heinrich (Hardy Krüger sen.) einen waghalsigen Plan...

                                            "Der Flug des Phönix" funktioniert zum Großteil wie ein Kammerspiel, welches von den Auseinandersetzungen seiner so unterschiedlichen Charaktere lebt. Der wichtigste Konflikt wird dabei zwischen dem alternden Piloten Frank und dem jungen Konstrukteur Heinrich ausgetragen. Während Frank aus einer Zeit stammt, in der Männer sich vor allem über ihre Tatkraft definierten, steht Heinrich für eine moderne Entwicklung, bei der Maschinen die Arbeit des Menschen unterstützen. Darüber hinaus ist der Amerikaner Frank stets auf das Wohlergehen seiner Mitmenschen bedacht, indes der Deutsche Heinrich ganz dem Klischee entsprechend als kühl und berechnend dargestellt wird.

                                            Dieser Konflikt zwischen Jung und Alt und ihren jeweiligen Sichtweisen ist einerseits sehr interessant anzusehen, wirkt über die doch recht lange Laufzeit allerdings auch ein wenig repetitiv und lässt den Abenteueraspekt bisweilen vollständig in den Hintergrund treten. Zudem zeichnet sich der Verlauf der Geschichte schon recht früh ab und bietet keine größeren Überraschungen. So ist es in erster Linie dem internationalen Starensemble, zu dem u.a. noch Peter Finch, Christian Marquand und Ernest Borgnine zählen, zu verdanken, dass der Überlebenskampf in der Wüste dennoch insgesamt recht gut unterhält.

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                                              Kenduskeag 27.11.2019, 18:05 Geändert 27.11.2019, 20:40

                                              "Der Hofnarr" ist eine absurd komische Parodie auf die seinerzeit so beliebten Mantel-und-Degen-Filme, in welcher Blödelbarde Danny Kaye in der Rolle des Titelhelden zur Höchstform aufläuft.

                                              Der Tyrann Roderick (Cecil Parker) hat die Macht im Königreich an sich gerissen und die königliche Familie ermorden lassen. Der rechtmäßige Thronerbe - ein Baby mit einem purpurnen Erkennungsmal auf dem Gesäß - wird jedoch von einer Gruppe Partisanen im Wald verborgen gehalten. Um nun den Angriff der Widerstandskämpfer vorzubereiten, wird der tölpelhafte Hawkins (Danny Kaye) ins Schloss eingeschleust, wo er als Hofnarr getarnt das Vertrauen des Tyrannen gewinnen soll...

                                              Der heitere Mittelalterklamauk dient in erster Linie als große Bühne für seinen Hauptdarsteller und seine zahlreichen Albernheiten. Kaye, dieser Rächer mit dem Fächer...äh...Stecher mit dem Becher, reiht einen Wortwitz an den nächsten, springt lachend und feixend umher und imitiert fortwährend damalige Genrestars wie Errol Flynn (Robin Hood, König der Vagabunden). Das ulkige Treiben, an dem u.a. auch noch die bestens aufgelegten Glynis Johns, Basil Rathbone, Angela Lansbury und Mildred Natwick teilnehmen, sorgt dabei für einige durchaus starke Lacher (wie etwa den Ritterschlag im Schnelldurchlauf) und wird nur von einigen an die Disney Klassiker erinnernde Musicaleinlagen unterbrochen.

                                              Geeignet etwa für all jene, die bei den Otto Filmen brüllend unterm Tisch liegen oder die Komödien von Zucker-Abraham-Zucker zu ihren Favoriten zählen.

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                                                "Entgleist" unter der Regie Mikael Håfströms ist ein reichlich mauer Thriller, der nach Stotterstart nie so richtig in die Gänge kommt. Hauptursächlich hierfür sind eine biedere Inszenierung sowie ein extrem spannungsarmes Drehbuch.

                                                Der verheiratete Werbefachmann Charles (Clive Owen) begegnet auf dem Weg zur Arbeit zufällig der attraktiven Lucinda (Jennifer Aniston) und beginnt mit ihr eine Affäre. Als die Beiden sich in einem billigen Hotel zum Schäferstündchen verabreden, dringt plötzlich der Gangster Phillippe (Vincent Cassel) in ihr Zimmer ein, schlägt Charles nieder und vergewaltigt Lucinda. Damit jedoch nicht genug: Philippe verlangt nun 20.000 Dollar, andernfalls wird er die Affäre auffliegen lassen...

                                                "Entgleist" schert sich wenig um Logik und reiht eine konstruierte Situation an die nächste. Ohne nennenswerte Höhepunkte plätschert die Handlung vor sich hin, sodass Spannung nur ganz vereinzelt aufkommen will. Überraschungen und unvorhersehbare Wendungen sucht man vergebens, vielmehr dürfte der Ausgang der Geschichte selbst genreunkundigen Zuschauern schon nach wenigen Minuten klar sein. Auch unter den Darstellern scheint einzig Cassel voll bei der Sache zu sein, während Aniston und Owen wie im Stand by Modus agieren.

                                                Fade Durchschnittskost nach Schema F.

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                                                  "Auf Messers Schneide" von Lee Tamahori (Die letzte Kriegerin, Im Netz der Spinne) bietet klassisches Abenteuerkino, das ohne unnötigen Ballast, dafür aber mit einer guten Portion Spannung sowie ausgezeichneten Darstellern daherkommt.

                                                  Der intellektuelle Millionär Charles Morse (Anthony Hopkins) hegt den Verdacht, dass seine Frau ein Verhältnis mit dem Fotografen Robert Green (Alec Baldwin) führt. Die angespannte Situation zwischen den beiden Männern spitzt sich weiter zu, als ihr Flugzeug über der einsamen Wildnis Alaskas mit einem Vogelschwarm kollidiert und abstürzt...

                                                  Begleitet von einigen wunderbaren Landschaftsaufnahmen und einem passenden Jerry Goldsmith Score wird "Auf Messers Schneide" alsbald sowohl zu einem Duell Mann gegen Mann als auch Mensch gegen Natur. Besonders interessant ist dabei etwa zu beobachten, wie der Theoretiker Charles durch die lebensbedrohlichen Umstände dazu genötigt wird, sein angelesenes Wissen praktisch umzusetzen, was zu einigen Fehleinschätzungen und weiteren Reibereien unter den Überlebenden des Absturzes führt.

                                                  Die im Grunde recht konventionelle Geschichte wird neben vereinzelten Exkursen über menschliches Verhalten in Extremsituationen aber auch durch mehrere ebenso packende wie realistisch aussehende Actionszenen aufgewertet. Ein bestens aufgelegter Anthony Hopkins, der seinem Charakter einen grimmigen Charme verleiht, bildet letztlich das i-Tüpfelchen auf diesem absolut sehenswerten Survivalfilm.

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                                                    Aus heutiger Sicht ist es schon bemerkenswert, dass ein Werk wie "The Sixth Sense" bei Erscheinen solch ein großer Kassenerfolg wurde (~ 670 Mio. Dollar weltweites Einspiel).
                                                    Schließlich setzt M. Night Shyamalans Mysterythriller weder auf Schock- noch auf Spezialeffekte und erinnert mit seinem betont langsamen Erzähltempo stark an das Filmemachen der 50er und 60er Jahre.

                                                    So lebt "The Sixth Sense" dann auch konsequenterweise nicht von plumpem Geisterbahnhorror, sondern von der Interaktion seiner beiden Hauptfiguren, was ihm eine mitunter kammerspielartige Atmosphäre verleiht. Das Grauen kommt hier nicht mit der Dampfwalze angerollt, sondern nistet sich ganz allmählich ein, wenn der Kinderpsychologe Dr. Crowe (Bruce Willis) nach und nach hinter das dunkle Geheimnis des jungen Cole (Haley Joel Osment) kommt.

                                                    Mit nur wenigen Schnitten auskommend und mit einer Ausstattung versehen, die ebenfalls wie aus der Zeit gefallen wirkt, entwickelt Shyamalans Therapiesitzung über die stimmige Chemie zwischen dem sich bewusst zurücknehmenden Willis und dem groß auftrumpfenden Osment seine ganz eigene Anziehungskraft. Da schmälern auch einige allzu rührselige Momente den Gesamteindruck nur marginal.

                                                    Mysterykino der leisen Töne, das mit einem der wohl berühmtesten Twists der Filmgeschichte aufgelöst wird.

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