Patrick Reinbott - Kommentare
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Alle Kommentare von Patrick Reinbott
Roman Polanskis aktuelles Werk "La Vénus à la fourrure" ist wie auch sein letzter Film "Carnage" ein minimalistisches Kammerspiel, bei dem er diesmal sogar nur mit zwei Darstellern auskommt.
Der Film dreht sich um Thomas, der als Autor und Regisseur im Theater tätig ist. Für sein neuestes Stück scheint er die passende Darstellerin nicht zu finden, bis auf einmal Vanda im Theater auftaucht. Sie erscheint zwar zunächst etwas chaotisch, offenbart aber bereits nach kurzer Zeit erstaunliche Schauspielqualitäten.
Zugegeben, der Streifen läuft zunächst ein wenig langsam und schleppend an. Die beiden Darsteller, Mathieu Amalric und Emmanuelle Seigner, spielen sehr gut in ihren Rollen und man fragt sich, was Polanski mit dem Szenario denn nun anfängt.
Mit fortschreitender Laufzeit wird der Film aber dann besser und besser. Thomas und Vanda proben das Stück gemeinsam auf der Bühne, wobei es zunehmend undeutlicher wird, was hier nur gespielt und was ernst gemeint ist. Nach und nach entsteht ein sinnlich-erotisch aufgeladenes "Duell" zwischen den beiden Figuren, bei denen die Machtverhältnisse und Motive immer wieder verändert werden.
Absolut grandios ist dann das letzte Drittel. Was ist Realität, was Fiktion? Was stammt aus dem Theaterstück, was aus dem echten Leben der beiden? Was ist Wahrheit, was ist Lüge? Polanski steigert die Ausgangslage schlussendlich zu einem zynisch-bissigen, fast schon verstörenden Finale, durch das der Film zu einem großartigen Schlusspunkt findet.
"La Vénus à la fourrure" hat zwar Anlaufschwierigkeiten, steigert sich dann aber Stück für Stück zu einem intensiven Kammerspiel, in dem sich die beiden Hauptdarsteller ein furioses Dialogfeuerwerk liefern, während Realität und Fiktion gemeinsam mit verschiedenen Erzählebenen zu einem erotischen, befremdlichen Geflecht verschmelzen.
Daenerys Targaryen
"Berberian Sound Studio" ist ein absolutes Lehrstück in Sachen Atmosphäre und handwerklicher Finesse.
Die Geschichte eines Toningenieurs, der sich in den nervenzehrenden Klangaufnahmen eines Horrorfilms verliert, wurde von Regisseur Strickland extrem effektiv inszeniert. Dadurch, dass sich der gesamte Film fast ausschließlich in und außerhalb des titelgebenden Tonstudios abspielt, entsteht schon mal eine äußerst dichte, kammerspielartige Kulisse. Zudem beweist der Streifen, dass die Soundkulisse bei einem Horrorfilm immer noch mit das wichtigste ist. Deshalb funktioniert er einerseits als Hommage an große italienische Klassiker aus den 70ern , gleichzeitig regt er aber auch das Kopfkino des Zuschauers extrem an, da nie wirklich Szenen aus dem Film im Film zu sehen sind, sondern nur das Entstehen der Geräusche.
Über 2/3 der Laufzeit hinweg ensteht hierdurch eine bedrückende Stimmung, in die man sich nach und nach hineinzufinden scheint, bis der Film im letzten Drittel dann schließlich vollständig in surreale, bizarre Gefilde kippt. Realität und Wahnvorstellungen der Hauptfigur scheinen sich zu vermischen und der Film verwandelt sich in einen Trip á la David Lynch, der einen wohlig mindfucked in den Abspann entlässt.
Durch das konzentrierte Spiel des Hauptdarstellers, die reduzierte Kulisse und die unglaublich dichte, bedrückende Inszenierung des Regisseurs ist "Berberian Sound Studio" ein atmosphärisches Highlight sowie eine tolle Hommage an hoffentlich nicht längst vergessene Klassiker.
Hinter dem nicht sonderlich spektakulären Titel "Cheap Thrills" verbirgt sich einer der überzeugendsten Geheimtipps der letzten Zeit.
Die Handlung ist so simpel wie clever. Ein Mann mit Frau und Kind, der seinen Job verliert und Rechnungen bezahlen muss, um das Haus nicht zu verlieren. Gemeinsam mit einem alten Kumpel trifft er in einer Bar auf ein reiches Ehepaar, das die beiden für Geld Aufgaben erfüllen lässt.
Gedreht mit kaum Budget und in einem extrem knappen Zeitraum (12 Drehtage) steckt in diesem schwarzhumorigen, extrem fiesen Thriller so einiges. Tatsächlich funktioniert der Film auf verschiedenen Ebenen. Schonungslos und heftig wird aufgezeigt, zu was Menschen fähig sind, sobald das gute Geld ins Spiel kommt. Man kennt sicherlich selbst genügend Situationen, in denen man sich denkt: "Für so und so viel Euro würde ich sicherlich dies und das machen". Genau diese Prämisse steigert der Streifen ins Extreme und man wird mit Szenen konfrontiert, die einen aufgrund ihrer überspitzten Momente teilweise zum Lachen bringen, während man sich im nächsten Augenblick beinahe schon daran verschluckt. Spätestens gegen Ende erreicht der Film in dieser Hinsicht seine grotesken Höhepunkte, um mit einem bitterbösen Schlusspunkt zu enden.
Lobenswert sind die Darsteller, von denen jeder seine Rolle optimal ausfüllt. Auch ist es schön, Pat Healy und Sara Paxton nach Ti West´s großartigem "The Innkeepers" mal wieder gemeinsam vor der Kamera zu sehen. Auch der Soundtrack ist mir äußerst positiv aufgefallen und passt in allen Szenen perfekt.
"Cheap Thrills" ist ein richtiger Geheimtipp, der mich seit längerem mal wieder überraschen und fesseln konnte, trotz der simplen Ausgangslage. Für einen Budget-Streifen kann man kaum mehr verlangen und man darf gespannt sein, was Regisseur E.L. Katz noch drehen wird.
In "Dom Hemingway" bekommt man einen Jude Law zu sehen, der so wohl noch nie gespielt hat.
In manchen Momenten erinnert der Film ein wenig an "Filth" aus dem vergangenen Jahr. Mit typisch britisch-schwarzem Humor, niveauloser Fäkalsprache und dreckigem Gangster-Flair versehen ist Regisseur Richard Shepard ein stimmiger Film gelungen. In erster Linie lebt der Streifen von Jude Law in der Hauptrolle. Mit Gelfrisur, markantem Bart und einigen Kilos zuviel auf den Rippen gibt er seinen Dom Hemingway als absolut zügellose, unkontrollierbare Zeitbombe, die immer wieder austickt. Meiner Meinung nach gelingt Law hier mit seine beste Leistung überhaupt bisher und nur allein durch ihn lohnt sich eine Sichtung des Streifens schon.
Der Rest ist eine Mischung aus Thriller und Drama und bietet gelegentliche Momente, die durchaus für Lacher sorgen. Der Humor trifft dabei allerdings nicht immer voll ins Schwarze. Ein wenig negativ ist auch, dass Shepard die Gratwanderung zwischen groteskem Humor und ernsthaftem Einschlag manchmal nicht so richtig gelingen will, sodass dem Film ab und an ein wenig die Stringenz oder ein Spannungsbogen fehlt. Allerdings muss man hier Jude Law selbst auch wieder ausklammern, denn ihm gelingt der Spagat zwischen witzig, abgefuckt und ernst stets perfekt.
"Dom Hemingway" ist eine typisch britische Mischung aus schwarzer Komödie, Gangster-Thriller und Drama, die zwar inhaltlich hier und da ein wenig unausgegoren wirkt, dafür aber einen Jude Law in absoluter Höchstform bietet.
War für mich die bisher beste Folge der eh schon überragenden 2. Season. Ist eig. noch jemandem aufgefallen, dass der Bacon, den Hannibal zu Beginn der Folge Jack Crawford auftischt, von der Form her ein wenig wie ein abgetrenntes Ohr aussieht? Oder hat mir da meine morbide Fantasie einen Streich gespielt? :D
"L'Eden et après" ist ein abstraktes, bizarres, surreales Werk, bei dem man auf herkömmliche Erzählstrukturen verzichten muss.
Grob geht es um eine Gruppe Studenten, die sich regelmäßig in einem Café treffen. Dort spielen sie abgründige Rollenspiele, um ihrem tristen, eintönigen Alltag zu entfliehen. Eines Tages tritt ein Fremder in das Café, durch den sich einiges verändern wird.
Alain Robbe-Grillet´s Film lässt sich nur schwer beschreiben oder die Handlung gar nacherzählen. Viel mehr werden hier seltsame Szenen aneinandergereiht, die mit merkwürdigen, elliptischen Schnittfolgen und einem beunruhigenden Score verbunden werden. Diese Art von Film wirkt rein über Empfindungen und wie jeder das Gesehene für sich selbst auffasst, ein allgemeingültiges Fazit kann man eigentlich kaum fällen.
Ich persönlich fand einige Szenen wirklich extrem schön gefilmt, sehr mysteriös und faszinierend. Realität und Traum mischen sich mit bizarren Fantasien, die sich um Sex und/oder Gewalt drehen, was teilweise eine enorme Sogwirkung auf mich ausgestrahlt hat. Oftmals war mir der Streifen dann aber wieder viel zu langsam und sperrig, so dass mir ein richtiger Zugang nie wirklich möglich wurde. So hatte der Film über seine knappen 93 Minuten Laufzeit hinweg einige Längen, bei denen ich mich nur schwer auf das Geschehen konzentrieren konnte.
Eine Bewertung oder ein Fazit zu "L'Eden et après" fällt mir enorm schwer. Die einen werden ihn als mysteriöses, hypnotisches Kunstwerk lieben, die anderen als prätentiösen, sperrigen und verkopften Kunstquark verteufeln. Ich würde mich in der Mitte einordnen, denn der Film hat mich gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen.
"Open Grave" von Gonzalo López-Gallego ist ein Mystery-Thriller mit einem Schuss Horror, der vor allem durch die rätselhafte Geschichte lebt.
Eine Gruppe von Leuten trifft in einer wäldlichen Gegend aufeinander und alle haben ihr Gedächtnis verloren. Einer von ihnen ist in einer Grube voller Leichen aufgewacht. Schnell macht sich Misstrauen unter ihnen breit und merkwürdige Ereignisse häufen sich.
Der Film überzeugt vor allem durch die Geschichte, die sich wie ein Puzzle erst nach und nach zusammensetzt. Als Zuschauer ist man die meiste Zeit über genauso ratlos wie die Protagonisten, was in solchen Arten von Filmen meistens schon für Spannung sorgt.
Zudem ist der Streifen handwerklich sehr gut gemacht und kann sowohl kameratechnisch sowie durch den Soundtrack punkten. Auch der kleine Cast spielt wirklich gelungen und fügt sich gut in den Film ein.
Bei solch einem Film steht und fällt natürlich alles mit der Auflösung. In diesem Fall fand ich sie nicht sonderlich überraschend oder wirklich gelungen, gestört hat sie allerdings auch keineswegs und somit das Vorangegangene nicht zerstört oder ähnliches. Trotzdem ist dies eben ein Faktor, weshalb der Film eher zur einmaligen Sichtung als zu facettenreichen, mehrfachen Sichtungen taugt.
"Open Grave" ist ein atmosphärischer, rätselhafter und gut gespielter Thriller, den man sich durchaus mal ansehen kann. Ob man ihn öfters als einmal schauen wird, ist allerdings fraglich.
Bisher waren alle Filme, die ich von Sion Sono gesehen hab, gespickt mit Überraschungen und verstörenden Passagen. Auch "Jigoku de naze warui" beinhaltet wieder all seine Markenzeichen, sogar noch extremer als für mich bisher gewohnt.
Nach einer furiosen Exposition entfaltet sich eine extrem abgedrehte, Sono-typische Handlung, bei der er wie gewohnt verschiedene Genres kombiniert. So bekommt man hier gleichzeitig einen Yakuza-Thriller, ein Familiendrama, eine Lovestory, eine Art Reflexion über das Filmemachen selbst und ein ultra-blutiges Schlachtfest zu sehen.
Der Streifen ist wieder mal eine ziemliche Achterbahnfahrt, die definitiv ihre Höhen und Tiefen hat. Exzellent gefilmte Szenen, tolle Musikuntermalung, geniale Einfälle und Überraschungen wechseln sich deshalb mit sehr albernen Einlagen, extremen Overacting, billigen Effekten und einigen Längen ab. Wer die Filme des Regisseurs kennt und schätzt, kann sich schon einigermaßen denken, was ihn erwartet. Sono-Neulinge werden allerdings ziemlich radikal vor den Kopf gestoßen.
"Jigoku de naze warui" ist erneut ein typisches Werk von einem der momentan innovativsten Regisseure aus Japan. Sehr abgedreht, eigensinnig, brutal und kreativ bekommt man hier ein Filmerlebnis, das sicher nicht jedem schmecken wird. Aufgrund der diesmal auffälligen Mängel ist der Streifen allerdings bisher das für mich schwächste Werk von Sono, was bei der hohen Qualitätsdichte aber immer noch zu einem mehr als anständigen Film führt.
Nachdem mir "Balada triste de trompeta" von Álex de la Iglesia sehr gut gefallen hat, hab ich mir seinen aktuellen Film "Las brujas de Zugarramurdi" auch angesehen.
Der Film beginnt zunächst wie eine Art Thriller, bei dem eine Bande von Verbrechern eine Bank ausrauben. Schon von Beginn an wird klar, dass der Film nicht allzu ernst gemeint sein kann, da hier während dem Raub schon absurde Dialoge geführt werden und die Verbrecher selbst abgedrehte Kostüme tragen.
Auf der Flucht vor der Polizei kommt die Bande dann in ein Dorf, das von einem Hexenkult beherrscht wird. Mit fortschreitender Laufzeit wird der Film dann immer skurriler, was in diesem Fall für mich leider nicht so positiv war. Mit knapp 2 Stunden ist der Streifen ein ganzes Stück zu lang geworden, so dass sich immer wieder Längen einschleichen. Neben einigen netten Szenen, die durchaus für Schmunzler sorgen, sind viele andere Szenen wiederum sehr albern geraten. Die schlechten Effekte tragen ihren Teil dazu bei, dass der Streifen eher was für Trash-Fans geworden ist, die hier vielleicht besser unterhalten werden.
Es wird schnell klar, dass sich Regisseur Álex de la Iglesia wohl einfach mal wieder austoben wollte und alle Erwartungen oder Sehgewohnheiten umschiffen wollte. Teilweise führt dies in seinem aktuellen Werk "Las brujas de Zugarramurdi" zu einigen gelungenen Szenen, leider aber auch zu vielen misslungenen. Man sollte den Streifen einfach von Anfang an nicht wirklich ernst nehmen, dann könnte man auf seine Kosten kommen.
Was Bong Joon-ho mit seinem englischsprachigen Debüt "Snowpiercer" abliefert, ist für mich nichts anderes als beeindruckende Genre-Perfektion, die meine hohen Erwartungen locker erfüllt hat.
Sein Werk ist eine düstere Endzeit-Dystopie, in der eine neue Eiszeit ausbricht, durch die ein Großteil der Menschteil ausgelöscht wird. Der kleine Rest der Menschheit ist in einem großen Zug untergebracht, der ununterbrochen um die Erde fährt.
Den Anfangsteil seines Streifens nutzt Joon-ho dazu, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu schildern. Während die Menschen im vorderen Teil des Zugs im Wohlstand leben, leben die im hinteren Teil in Armut und werden von den mächtigeren unterdrückt. Alles läuft auf einen Aufstand hinaus, bei dem sich eine Gruppe Rebellen bis ganz nach vorne durchkämpfen will, um die Führung des Zugs zu übernehmen.
Abseits der ohnehin schon äußerst interessanten Grundprämisse ist der Film vor allem ein hochspannendes, mit zahlreichen genialen Einfällen ausgestattes Action-Drama. Wenn sich die Rebellen-Gruppe Abteil für Abteil durch den Zug kämpft, nutzt Joon-ho die enge Räumlichkeit, um ultra konzentrierte, packende Actionmomente zu präsentieren, wie ich sie seit "The Raid" nicht mehr erlebt hab. Dazu kommt noch, dass man als Zuschauer ebenso ahnungslos ist wie die Protagonisten, was hinter der nächsten Sicherheitstür wartet. Diesen Faktor nutzt Joon-ho, um sich in Sachen Setdesign ebenfalls mächtig auszutoben und einige brillante Momente zu bieten, in denen der Film auch mal von bitterer Härte in groteske Komik kippt. Die dargebotenen Bilder sind fantastisch, der Score unglaublich intensiv und es ist beeindruckend, wie oft Joon-ho die Atmosphäre und den Tonfall ändert. Von ruhigen, nachdenklichen Dialogszenen über flott geschnittene Actionszenen bis hin zu intensiven Zeitlupenaufnahmen bekommt man hier stilistisch die gesamte Bandbreite geboten.
Schauspielerisch ist der Film durchwegs fantastisch besetzt. Vor allem Chris Evans als Rebellen-Anführer Curtis ist kaum wiederzuerkennen und liefert einfach mal seine beste Leistung bisher ab. Richtig abgedreht und genial ist auch Tilda Swinton, die sich genüsslich dem Overacting hingibt und in ihrer Bösewicht-Rolle vollständig glänzt.
Nach praktisch einem Höhepunkt nach dem anderen, bei dem man teilweise aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt, nimmt Joon-ho das Tempo gegen Ende etwas raus und führt seine Geschichte erzählerisch zu einem faszinierenden Abschluss, bei dem die intelligenten Ansätze der Handlung perfekt und konsequent ausformuliert werden. Der Science-Fiction-Aspekt tritt auf einmal in den Hintergrund und man wird mit Fragen konfrontiert, die sich auch auf unsere heutige Zeit übertragen lassen und die einem schwer zu denken geben.
"Snowpiercer" ist eine anspruchsvolle, grandios gespielte und virtuos durchkomponierte Genre-Mischung aus Science-Fiction, Action, Thriller, Drama und Satire. Bong Joon-ho nimmt sein Publikum ernst und mutet ihm einiges zu, doch man kann es ihm nicht genug danken, wenn man dadurch mit einem solch beeindruckenden Werk belohnt wird. Für mich ist "Snowpiercer" bisher der beste Film, den ich 2014 gesehen hab und ein absolutes Meisterwerk.
Mit "The Secret Life of Walter Mitty" beweist Ben Stiller mal wieder, dass er auch abseits von flachhumorigen Komödien durchaus ein ernstzunehmender Schauspieler ist.
Neben seiner tollen Peformance als Hauptdarsteller ist Stiller aber vor allem die Regiearbeit extrem anzurechnen, denn der Streifen ist optisch wie akustisch fantastisch gut gelungen. Die Geschichte des schüchternen Tagträumers Walter Mitty, der sich immer wieder in seinen Fantasien verliert und in seine Arbeitskollegin verliebt, wird von Stiller mit viel inszenatorischer Liebe umgesetzt. Vor allem die Tagtraum-Szenen sind wirklich kreativ und mit einigen gelungenen Ideen ausgestattet.
Ein wenig problematisch war für mich persönlich, dass sich der Film in der zweiten Hälfte von diesen surrealen Szenen abwendet und stattdessen mehr eine geradlinige Abenteuergeschichte erzählt, die zwar mit malerischen Landschaftspanoramen daherkommt, mich aber nicht so ganz berührt oder gepackt hat.
Letztendlich kann ich es durchaus verstehen, dass der Film nicht bei jedem gut ankommt. Stiller hat durchaus einige kitschige Momente in seinen Film eingebaut und die Grundhandlung abseits der fantasievollen Geschichte ist die altbekannte Erzählung von einem Verlierertypen, der über sich hinauswachsen muss, um sein Leben in eine positive Richtung zu lenken.
Trotzdem: Ich bin froh, dass Stiller hier einen ruhigeren, teilweise melancholischen Film abgeliefert hat, der praktisch vollständig auf platten Humor verzichtet, dafür mit kreativen Ideen und einer wirklich tollen Inszenierung daher kommt. Da verzeihe ich ihm seine Schwächen gerne und kann sagen, dass "The Secret Life of Walter Mitty" ein sehenswerter, schöner Film geworden ist.
Mit "Night of the Living Dead" legte George A. Romero 1968 einen Grundstein für das Zombie-Genre.
Die Untoten wirken hier noch merklich menschenähnlicher als in späteren Zombie-Filmen. Romero inszeniert sie als unbekannten Schrecken, vor dem sich eine Gruppe von Leuten in einem Haus verschanzen. Die tristen Schwarz-Weiß-Bilder in Kombination mit dem stimmigen Score von William Loose ergeben eine trostlose Atmosphäre.
Insgesamt kommt der Streifen für mich trotzdem nicht an andere Genre-Klassiker ran. Er ist zwar durchaus in gewisser Weise ein Meilenstein, doch über weite Strecken kommt er etwas zäh daher. Einen Teil der Laufzeit verbringen die Überlebenden nur damit, sich über einen Fernseher von Außenberichten über die Lage zu informieren. Einige der Figuren wirken nicht sonderlich sympathisch oder handeln nachvollziehbar und hier und da hätte dem Streifen mehr Spannung gut getan, wie sie z.B. in den letzten 15 Minuten aufkommt. Auch das Ende selbst ist nochmal ein kleiner Geniestreich.
"Night of the Living Dead" ist ein Meilenstein innerhalb des Zombie-Genres, da er dieses maßgeblich definierte. Einige nicht zu kaschierende Mängel verhindern für mich aber, dass er mit den ganz Großen des Horror-Genres mithalten kann.
Regisseur Sebastián Silva empfiehlt sich durch seinen neuesten Film "Magic, Magic" direkt mal als neue Hoffnung im Thriller-Fach.
Sein Psychothriller ist ein extrem ungemütliches, beklemmendes Stück Filmkunst. Der Beginn ist zunächst recht unscheinbar, doch Silva dreht die Spannungsschraube unentwegt an. Sein Können besteht darin, den Horror und die bittere Atmosphäre allein durch Andeutungen und Eventualitäten in den Kopf des Zuschauers zu projezieren. Ähnlich wie die letzten Filme eines gewissen Ti West wird hier nichts konkret ausformuliert, man bekommt lediglich aus verschiedenen Richtungen Ansätze, aus denen man sich Erklärungen formen darf.
Die Hauptrolle spielt Juno Temple, die nach ihrer tollen Leistung in "Killer Joe" erneut beweist, dass sie momentan eine der besten Jungdarstellerinnen ist, wenn es darum geht, eine zerbrechliche, verschüchterte junge Frau zu spielen, die immer mehr dem Wahnsinn zu verfallen droht. Extrem creepy ist auch mal wieder Michael Cera, der hier eine richtig merkwürdige Figur spielt.
Zum Gesamteindruck trägt neben der Schauspielleistung hauptsächlich auch die punktgenaue Inszenierung bei. Silva arbeitet mit Bild und Ton beinahe perfekt und kreiert äußerst unbequeme Szenen, die komplett ohne Gewalt oder Schockeffekte sehr an den Nerven zehren. Man wartet im letzten Drittel schon fast darauf, durch den Abspann erlöst zu werden. Das Ende kommt allerdings nochmal einem Schlag gleich, sodass einen der Film beim Abspann noch keineswegs loslässt, sondern sich eher noch an einen klammert und dazu zwingt, sich nun eine eigene Meinung zu bilden.
"Magic, Magic" ist ein kleines Independent-Juwel, das den Zuschauer mit seiner psychisch belastenden Atmosphäre gefangen nimmt, den Horror im Kopf entstehen lässt und inszenatorisch unglaublich gut komponiert daher kommt. Für viele könnte der Film eventuell zu unspektakulär und höhepunktarm wirken, daher wird der Film wohl eher ein Geheimtipp bleiben.
Nach dem eher enttäuschenderen "Unknown Identity" hat sich Regisseur Jaume Collet-Serra erneut mit Liam Neeson zusammengetan, um "Non-Stop" zu drehen.
Ein Air-Marshal wird an Bord eines Flugzeugs per Text-Messages bedroht, dass alle 20 Minuten ein Passagier sterben wird, falls keine 150 Millionen Dollar auf ein Konto transferiert werden.
Das Konzept des Films hat mich vorab bereits angesprochen und der fertige Film löst seine Prämisse auch voll ein. "Non-Stop" ist ein geradliniger, reduzierter Thriller, der durch das Flugzeug-Setting zu einer Art dichtem Kammerspiel wird, bei dem die meiste Zeit erfreulicherweise auf übertriebene Effekte und Spektakel verzichtet wird.
Im Gegenteil, dies ist klar ein Film der stillen Gesten, der ruhigen Momente. Auf klassische Weise, wie es schon ein Hitchcock mit seinem "Rear Window" vormachte, ist man die ganze Zeit über genauso ahnungslos wie Hauptfigur Neeson. Wenn er angespannt und konzentriert durch das Flugzeug läuft, um den Drahtzieher ausfindig zu machen, schweifen unsere Augen genauso aufgerissen und gespannt durch die Sitzreihen und über die Passagiere, wie die von Neeson. Die hierdurch erzeugte Spannung ist stellenweise erfreulich hoch, kleine Actioneinlagen in Form von hauptsächlich physischen Auseinandersetzungen sind kurz und schmerzhaft und falsche Fährten werden genug gelegt.
Natürlich wird die Logik in manchen Momenten ein wenig gedehnt und Regisseur Collet-Serra kann es nicht lassen, gegen Ende doch noch auf großes Effekt-Spektakel zu setzen. Dies sind aber nur leichte Wehrmutstropfen, denen ansonsten eine hübsche Kameraarbeit und ein überzeugender Cast, allen voran natürlich Liam Neeson, entgegenwirken.
"Non-Stop" ist ein kurzweiliger Thriller mit gelungenem Konzept, der mit einem guten Cast, schicker Inszenierung und klassisch aufgebauten Spannungsmethoden zu fesseln vermag. Die Logiklücken sowie das etwas ungeschickte Endmotiv mitsamt überzogenem Effektgewitter fallen da glücklicherweise nur geringfügig negativ ins Gewicht.
Lucio Fulci zeigt mal wieder, dass ihm Horror einfach extrem gut liegt. Neben dem mir bekannten "Zombi 2", der für mich auch schon ein Highlight innerhalb des Genres darstellt, ist auch "E tu vivrai nel terrore - L'aldilà" ein absolutes Prunkstück, das mehr erfahren als gesehen werden will.
Eine wirklich logisch nachvollziehbare Handlung über Bord geworfen konzentriert sich Fulci lieber darauf, dem Zuschauer schaurig-schöne Albtraum-Tableaus zu präsentieren, die atmosphärisch voll einschlagen. Typisch für den späteren Fulci gibt es zwar auch hier einige deftige Splatter-Einlagen, die effekttechnisch sehr gut umgesetzt wurden, aber die Atmosphäre steht hier jederzeit im Vordergrund.
Richtig ungemütlich wurde es dann, als es mich als regelrechten Spinnen-Hasser bei einer speziellen Szene regelrecht geschüttelt hat und der Streifen in unendlich wirkenden 4 Minuten für mich blanken Horror aufgefahren hat.
Regelrecht brillant ist wieder mal der Score von Fabrio Fizzi, der zwar nicht ganz so mind-blowing wie bei "Zombi 2" ist, aber trotzdem für einen grauenvoll-schönen Klangteppich sorgt. Zusammen mit der erstklassigen Kameraarbeit von Sergio Salvati wird der Streifen zu einem absoluten Horror-Gourmethappen, der wieder einmal zeigt, dass es bei dem Genre nicht auf exzellente Schauspielleistungen oder ausgefeilte Dialoge ankommt, sondern auf Atmosphäre und Ideen. Die beiden letzteren Attribute erhält man hier im Übermaß und daher ist ""E tu vivrai nel terrore - L'aldilà" auch wieder ein Horror-Trip von Lucio Fulci, den man sich als Genre-Fan nicht entgehen lassen sollte.
Für "Sette note in nero" vereint Lucio Fulci Motive des Giallo mit übernatürlichen Anleihen.
Im Prinzip bekommt man wieder das, was Fulci auch in seinen vorherigen Werken geboten hat. Die Geschichte rund um eine Frau mit merkwürdigen Visionen, die wohl eine Art Mord beinhalten, ist visuell gut umgesetzt. Zudem bekommt man mit Jennifer O'Neill in der Hauptrolle eine sympathische Protagonistin, mit der man zusammen ebenso die meiste Zeit des Streifens über die wahren Motive und Ereignisse im Unklaren bleibt. Weiterhin erwähnenswert ist der gelungene Score, vor allem die titelgebende Melodie ist extrem einprägsam sowie eine längere Verfolgungssequenz, wie sie Fulci ähnlich schon in seinem vorherigen Film inszenierte.
Trotzdem hat der Film auch wieder seine üblichen Schattenseiten, die das Genre nun mal öfters mit sich bringt. An einigen Stellen ist er schlicht zu langsam, einige Nebenplots fühlen sich überflüssig oder nicht stimmig an und wie gewohnt wird in der allerletzten Minute noch schnell irgendein Ende hingeklatscht.
Dies trübt den Gesamteindruck zwar nicht so wirklich stark, da man mit diesen Dingen vor der Sichtung des Streifens meist schon rechnet, aber verhindert für mich ingesamt schon, dass der Film das von vielen angepriesene Highlight ist.
"Una Lucertola con la pelle di donna" ist ein weiterer Giallo von Lucio Fulci.
Bestechend ist der Streifen vor allem durch die Wechselwirkung von Traum und Realität, die von Fulci absolut großartig inszeniert wurde. Immer dann, wenn Hauptfigur Carol und ihr zerrüttetes Innenleben im Vordergrund stehen, entwickelt das Werk durch die unruhige, fast schon nervöse Kameraführung und den hypnotischen, grandiosen Score von Ennio Morricone eine beunruhigende, fiebrige Wirkung.
Gerade diese Einzelmomente sind toll umgesetzt, wobei der Film in den Szenen, in denen die Polizei der Ermittlungsarbeit im Mordfall nachgeht, leider ein wenig durchhängt und die formelle Brillanz der Szenen mit Carol nicht erreicht wird. Auch die finale Auflösung ist zwar an sich nicht schlecht, hat mich aber irgendwie ein wenig enttäuscht und konnte die vorherigen Handlungsfäden nur bedingt zufriedenstellend zusammenbringen.
"Una Lucertola con la pelle di donna" ist trotz einiger Längen ein wirklich gelungener Giallo von Lucio Fulci, der vor allem durch die exzellent gestalteten Szenen begeistert, in denen das Spiel zwischen Traum und Realität im Fokus ist und in denen der Zuschauer durch die famose Inszenierung in eine Art Rausch versetzt wird.
Mit "Una sull'altra" lieferte Lucio Fulci lange vor seinen berüchtigten Horror-Gore-Filmen einen geradlinigen Thriller ab.
Deutlich inspiriert von Hitchcock´s Meisterwerk "Vertigo" inszeniert Fulci ein sinnliches Verwirrspiel, bei dem statt blutiger Morde eher schöne Frauen, nackte Tatsachen und Plottwists im Vordergrund stehen. Für Kenner von "Vertigo" bleibt der Streifen weitesgehend überraschungsfrei und Fulci zündet den Höhepunkt ein wenig zu früh.
Dies gleicht er aber durch die tolle Inszenierung wieder aus, denn die Kamerafahrten und Bildkompositionen mitsamt technischen Spielereien sowie der fantastische, jazzige Soundtrack von Riz Ortolani hüllen den Film in ein betörendes Gewand, durch das der Sehgenuss gesichert ist.
"Una sull'altra" tänzelt auf Giallo-Spuren, kommt aber praktisch komplett ohne blutige Morde und allgemein die genre-typischen Merkmale aus. Stattdessen bekommt man ein zwar nicht durchgängig packendes, aber hervorragend in Szene gesetztes Verwirrspiel geboten, bei dem vor allem die Regiefertigkeiten von Lucio Fulci extrem gut zur Geltung kommen.
"Nymphomaniac 2" zeigt dann auch endgültig, dass man Teil 1 und 2 unbedingt zeitnah schauen sollte, da es einfach ein Gesamtwerk ist, das auch so wirken sollte.
Hat sich Lars von Trier im ersten Teil stilistisch so richtig ausgetobt, ein recht flottes Erzähltempo vorgelegt und einige Hintergrundinformationen über das Leben von Nymphomanin Joe erzählt, wird das Tempo im zweiten Teil merklich gedrosselt.
Einzelne Sequenzen sind mehr in die Länge gedehnt, alles ist ruhiger gefilmt und der Humor ist fast vollständig einer eher düsteren, bedrückenderen Stimmung gewichen. Der ganze Stil passt natürlich sehr gut, denn nachdem nun die wichtigsten Hintergründe über Joe´s Jugend geklärt sind, dringt von Trier noch tiefer in ihr Innenleben vor. Dabei ist es auch wieder Charlotte Gainsbourg, die hier großartig spielt. Hatte sie im ersten Teil mehr als Erzählerin fungiert und Stacy Martin (fantastisch) ihre jüngere Version gespielt, ist sie im zweiten Teil deutlich im Vordergrund und beweist ihr volles Können.
Mit den visuellen Spielereien hält sich von Trier hier mehr zurück, beeindruckend war allerdings, dass er sich in 2 Szenen selbst zitiert, in denen man sofort an die letzten beide Filme von ihm erinnert wird. Zum Ende des Films will ich nichts verraten, doch genau das hat dann abschließend noch mal so richtig gesessen und den Film brillant und verstörend beendet.
"Nymphomaniac 2" knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Lars von Trier beendet sein Epos mit einem ziemlichen Stilwechsel und führt die tolle Geschichte typisch für ihn sehr düster und bedrückend zu einem rundum fantastischen Abschluss.
Einer der momentan größten Provokateure der Filmlandschaft meldet sich mit einem neuen Werk zurück. In seinem neuesten Film "Nymphomaniac" erzählt Lars von Trier die Geschichte der Nymphomanin Joe, die dem Junggesellen Seligman ihr Leben schildert, nachdem sie von ihm verletzt in einer Gasse gefunden wird und er sie bei sich aufnimmt. Dabei hat von Trier soviel zu erzählen, dass sein 4-stündiges Werk auf 2 Teile aufgeteilt wurde, wobei es hier nur um den ersten Teil gehen soll.
Das Marketing war wieder mal geschickt, die Aufschreie waren groß. Hat von Trier einen exzentrischen Kunst-Porno gedreht und ist endgültig abgehoben? Nein, denn dafür ist er einfach ein viel zu guter Regisseur. Vielmehr ist der Film ein für von Trier typisches Drama, das nunmal aufgrund der Thematik auch mit Sexszenen angereichert wurde, die aber stets sehr unerotisch und eher abstoßend wirken.
Die markanten Zeitlupen seiner letzten Filme sind deutlich weniger geworden, trotzdem feuert von Trier aus allen Rohren. Inszenatorisch ist der Film ein absolutes Inferno. Als Zuschauer wird man mit so vielen visuellen Spielereien, Themenbereichen und atmosphärischen Stimmungswechseln verwöhnt, sodass man bei der ersten Sichtung schlicht weggefegt wird. Auch wenn die Thematik schwer und dramatisch ist, hat von Trier durch einige Einfälle auch für Humor gesorgt.
Der Streifen ist durchgehend eine Gratwanderung zwischen dem altbekannten "Lachen und Weinen". Da wird eine düstere, ruhig gefilmte Einstiegsszene schon mal mit brachialem Rock der Band Rammstein unterlegt oder Seligman vergleicht die sexuellen Vorgänge von Joe mit dem Angeln von Fischen. In einer anderen brillanten Szene geht von Trier sogar so weit, den Wahrheitsgehalt seiner Protagonisten in einem kleinen Moment komplett in Frage zu stellen, was dem Werk erzählerisch direkt weitere Facetten hinzuführt. Dies sind allerdings nur Auszüge aus einem ganzen Pool an genialen Einfällen. Beeindruckt war ich teilweise auch von manchen Dialogen, die wirklich interessante Ideen oder Weisheiten beeinhalten, die mich direkt zum Nachdenken angeregt haben.
Die längere, 140-minütige Fassung? Ich konnte nur die 110-minütige sehen, allerdings hab ich zu keiner Zeit Kürzungen gespürt oder hatte das Gefühl, etwas wichtiges würde fehlen.
"Nymphomaniac 1" ist glücklicherweise ein typischer Lars von Trier geworden, der die provokante Thematik der Geschichte mit einem inszenatorischen Feuerwerk und tollen Schauspielern verbunden auf den Zuschauer loslässt. Dass der Streifen geteilt wurde, ist relativ unglücklich, da er praktisch mittendrin endet und man eigentlich direkt weiterschauen muss. Ob dieser grandiose Einstieg im zweiten Teil genutzt wird, um ein homogenes Gesamtbild zu formen, gehört allerdings nicht mehr in diesen Kommentar. Die kleinen Preview-Szenen vor dem Abspann von Teil 1 kündigen allerdings Großes an...
"After all, you can't make an omelet without breaking a few eggs"
Wer beim nächsten Familientreffen mal wieder keine Lust auf die liebe Verwandtschaft hat (kann ich verstehen), wird seine Meinung sicherlich ändern, sobald man "August: Osage County" gesehen hat.
Als ihr Mann verschwindet, versammelt Familienoberhaupt Violet Weston ihre Verwandschaft in ihrem Haus in Oklahoma. Die alte Frau ist aufgrund ihrer Krebserkrankrung schwer tablettenabhängig und somit unberechenbar. Allerdings hat man bis hierhin den Rest der Familie Weston noch nicht kennengelernt...
Aus der Theatervorlage formt Regisseur John Wells eine bittere, schwarzhumorige Tragikomödie, welche die meiste Zeit über absolut fantastisch gelungen ist. Vor allem in der ersten Hälfte ist der Streifen eine brillante Mischung aus bösen Dialoggefechten und tragischen Momenten, bei der man hin- und hergerissen wird zwischen Lachen und betroffener Stille.
Warum der Film hauptsächlich noch so toll ist, ist der brilliante Cast. Meryl Streep in der Rolle der verbitterten, abgestürzten Matriarchin ist absolut genial, doch allgemein ist der Film durch die Bank weg perfekt besetzt mit Darstellern wie Julia Roberts, Ewan McGregor, Juliette Lewis, Margo Martindale, Abigail Breslin oder Benedict Cumberbatch. Alle Figuren haben ihre Ecken und Kanten, weshalb die großen Geheimnisse und "Skandale" der Familie in der zweiten Hälfte offen gelegt werden und das vorher längst etablierte Konfliktpotential von allen untereinander immer öfter heftigst eskaliert. War die erste Hälfte teilweise noch mit bitterem Witz durchsetzt, ist die zweite dann nur noch bitter. Trotz einiger vielleicht etwas dick aufgetragenen Momente verliert der Streifen dennoch nie seine Linie und bleibt bis zum Abspann absolut großartig.
"August: Osage County" ist für mich ein Überraschungshit und ein absoluter Geheimtipp. Eine der bittersten, witzigsten und zugleich dramatischsten Tragikomödien der letzten Zeit, getragen von einem Cast zum Niederknien und ausgestattet mit perfekt geschliffenen Dialogen.
Regie-Virtuose Johnnie To liefert mit "Drug War" einen Film ab, der sich mal wieder mit dem Thema Polizei vs. Drogenkartell auseinandersetzt.
Auch wenn die Grundgeschichte relativ altbacken und nicht sonderlich innovativ ist, holt To das Maximale aus der Prämisse raus, indem er mit messerscharfer, kühler Inszenierung und trostloser Atmosphäre für mächtig Stimmung sorgt.
Unterstützt von guten Darstellern zeigt To, wie hoffnungslos der Kampf gegen Drogenkriminalität verläuft, weshalb er ein geschickt eingefädeltes Katz-und Mausspiel mit einzelnen Höhepunkten in einem brutalen, knallharten Action-Inferno enden lässt, bei dem die Fetzen nur so fliegen. Emotionen oder tiefgründige Charaktere bleiben deshalb weitesgehend auf der Strecke, Handlung und Gefühle müssen sich jederzeit Stil und Motivation unterordnen. Die einzige Emotion, die auf Seiten der Polizisten auftritt, ist das hysterische Lachen vom Captain der Einheit, der dieses für eine Undercover-Rolle spielt, um nicht aufzufliegen. Am Ende bleiben zahlreiche Leichen und andere Gangster, die weiterhin ihren kriminellen Tätigkeiten nachgehen werden. Keine Sieger, keine Hoffnung, keine Veränderung.
Nachdem ich mit "Pieta" von Kim Ki-duk bereits meine Schwierigkeiten hatte, sollte es mit "Moebius" nicht unbedingt besser werden.
Vollständig ohne Dialoge bekommt man hier einen reichlich merkwürdigen Film, bei dem es schwer fällt etwas vom Inhalt zu berichten, ohne direkt zu spoilern. Schon nach kürzester Laufzeit wird man mit einem regelrechten WTF-Moment überrascht, von dessen Sorte noch einige folgen. Dass der Film ohne Dialoge und größtenteils auch ohne Musikuntermalung auskommt, stört dabei keineswegs, da die Bilder genug erzählen.
Das Dargebotene war mir nur leider viel zu theatralisch inszeniert und das manchmal nicht seltene Overacting im Bereich südkoreanischer Filme war auch mal wieder sehr deutlich. So hab ich zu dem Streifen und vor allem den Figuren trotz interessanter Momente kaum Zugang gefunden, weshalb er für mich trotz der kurzen Laufzeit von 84 Minuten mehr Anstrengung als "Genuss" darstellte.
Wenn du einschläfst, stirbst du.
Wes Craven, Meister des Horrors, hat mit "A Nightmare on Elm Street" einen tollen Film geschaffen, der auf eine kreative, brillante Idee aufbaut. Das Thema ist deshalb so gut, da sich jeder damit identifizieren kann. Albträume sind uns bekannt, doch Craven formuliert diese noch weiter aus und sorgt dafür, dass die Protagonisten in ihren Träumen getötet werden und so auch in der Realität sterben.
In surreal ausgearbeiteten Sequenzen entfaltet Craven ein Abbild der Wirklichkeit, in dem ganz und gar die Regeln von Killer Freddy Krueger herrschen und wo es für die heranwachsenden Teenager, seine Opfer, kein Entkommen gibt außer sie schaffen es aufzuwachen.
Dieses Spiel mit der Angst vor dem Einschlafen und der tödlichen Ausweglosigkeit während des Träumens macht einen großen Reiz des Films aus. Im späteren Verlauf des Streifens fügt Craven seinem Werk noch weitere Facetten hinzu, wenn es darum geht, die Motive und den Charakter von Freddy Krueger aufzudecken und zusätzlich seine Handlungen in Verbindung mit dem passiven Verhalten der Eltern zu setzen.
Fantastisch, neben den schon erwähnten Traumsequenzen, ist außerdem abschließend das Ende. Egal was passiert, (Alb-)träume werden niemals enden. Na dann, gute Nacht...