pabloundtrish - Kommentare

Alle Kommentare von pabloundtrish

  • 10

    Erstmal hat der Film so ein bisschen Zeit gebraucht, war zunächst zwar auch schon spannend und mit gelungenen Charakteren, wie etwa dem Stasi-Typ. War gut was los.

    Auch die einfachen Verhältnisse schön dargestellt, sie läuft bisschen schlampig rum, hat sich ihr Baumhaus gebaut und so. Aber ohne es dass das thematisiert wird. Auch mal cool, wenn man einfach so Teil dieser Welt ist, da einfach reingeworfen wird.

    Aber zwischendrin geht manchmal auch wieder weniger und man merkt recht schnell, es ist ein Kinderfilm. Will etwas vermitteln, hält sich damit aber im Rahmen. Sehr brav erstmal, zumindest innerhalb der eigenen Kreise.

    Und auch mit der steifen Synchro, den sehr höflichen und förmlichen Dialogen und dem nicht so runden Zeichenstil hatte ich erst mal meine Probleme. Politisch und philosophisch hier und da recht klug, aber erst mal war es mehr so ne 6-7.

    Kam teilweise etwas Lehrfilm mäßig rüber, wie so ne Doku oder ein Hörspiel oder so. Sie sieht ja recht Bibi Blocksberg orientiert aus und etwa so guckt sich das auch zunächst.

    Aber dann kommt der Film eben richtig in Schwung. Spätestens die letzte halbe Stunde ist richtig episch, man hat ja sicher Einiges schon um das Thema gesehen und gehört, aber ich so noch nicht. Hat mich bewegt, wie schon sehr lange kein Film mehr.

    Und es ist alles superdetailliert, die Musik, die Mode, die Plakate im Hintergrund, alles so Ostalgie mäßig. Bin nicht mal Ossi, aber ich mag es sowieso, wenn etwas so liebevoll gemacht ist und quasi ne Liebeserklärung an etwas. Sogar im Abspann dann noch mal die Szenen so skizziert, dass es einen noch mal so voll berührt. Einfach großartig.

    Auf Amazon haben ihn 27 Leute schon gesehen, also 1/3 mehr, als hier und mit 4,9, also auf die MP Skala umgerechnet 9,8 bewertet. Und ja, dem kann ich mich nur anschließen. Ganz großes Werk. Grade bei Prime mit drin.

    Gut, dass Amazon keine Ahnung hat, was Anime ist, da war das gleich auf Seite 1 mit dabei.

    6
    • 5
      pabloundtrish 27.07.2020, 05:43 Geändert 27.07.2020, 05:44

      Das Kind ist eine höchstinteressante Figur, dazu noch toll gespielt und eine prima Idee an sich. Die Atmosphäre des Films gefiel mir auch. Da hört das aber auch langsam schon wieder auf. An sich ein eher langweiliger bis anstrengender Film und außerdem furchtbar vorhersehbar. Prima Idee, aus der man gerne mehr hätte rausholen können. Wer mehr Argumente sucht, als einfach nur Sci-Fi Action, wird vermutlich bei dem Film zu kurz kommen. Mir ging es so. Schlecht ist vielleicht ein starkes Wort, aber sehr dünn auf jeden Fall.

      5
      • 7
        pabloundtrish 27.07.2020, 05:24 Geändert 27.07.2020, 20:43

        Hatte ich lange aufgeschoben, weil ich oft hörte, er sei langweilig und überbewertet und so. Fand ich jetzt gar nicht und auch, dass er hier 134 mal Hass-Film ist, kann ich nicht ganz verstehen. Die dritte Stunde hätte man sich schon fast sparen können, zumindest sehr verkürzen, da wird der Film durchaus zäh, aber das tat ihm jetzt keinen wirklichen Abbruch. Er hat ja noch zwei weitere.

        Hier und da wirkt er etwas kulissenhaft, aber das wird gut kompensiert, zum Beispiel durch das Bildgewaltige zwischendrin und die vielen aufwendigen und liebevollen Szenen. Für einen Film der Zeit ganz großes Kino. Außerdem mag ich das Kulissenhafte, auch bei alten Abenteuerfilmen und so. Gibt dem noch mal so was Organisches und Persönliches, auch wenn es nicht gewollt ist.

        Verglichen mit anderen Mafia-Filmen kommt das böse Blut zwischen den Familien leider nicht so spürbar rüber, was zwar an der Gemütsruhe des Paten liegen könnte und das muss entsprechend wohl auch irgendwie so sein, lässt sich zumindest so interpretieren. Hätte mir den Aspekt aber tiefgreifender gewünscht, auch nicht zuletzt die Tode in den eigenen Reihen und so, das ist für mich die Schwäche des Films, wirkt alles so ein bisschen der Reihe nach abgehakt. Aber noch nicht mal stumpf, sondern halt irgendwie skizzenhaft, mit ungewöhnlichen Prioritäten. So ein bisschen kaltblütig, nen Tick aufkochend, bisschen sachlich / strategisch auch, irgendwie alles und nichts auf halber Flamme. Dafür viel geschildert mit den ganzen Namen und Zusammenhängen. Kannte ich so noch nicht, hat mich aber auch nicht überzeugt. Hier und da zündet auch das, zum Beispiel, mag da jetzt nicht zuviel verraten, das mit dem Anwalt zum Schluss kommt mir da gerade in den Sinn. Im Allgemeinen finde ich aber das altbewährte mehr Linie und mehr Substanz besser. Wie gesagt, jetzt nur auf den Vendetta und Hierarchie Kram bezogen, quasi das Grundpolitische, alles andere stimmt soweit.

        Der Pate ist wunderbar gespielt, macht auch viel Sinn und die Idee ist ganz großartig, einen Gangster-Film um so einen alten Mann zu drehen. Geht voll unter die Haut. Und es dreht sich auch alles um ihn, sowohl im Plot, als auch filmtechnisch, diese ganze Rige guter Schauspieler nimmt sich irgendwie zurück für die Brando-Auftritte, Kamera, Musik, Licht, alles dreht in den Momenten dann immer voll auf und es funktioniert. Sehr.

        Na ja die Gimmicks, diverse Kameraperspektiven und so, fand ich insgesamt teilweise nicht so neu oder weltbewegend, aber so was werte ich nicht oder werte das halt per se positiv, weil´s so oder so Spaß macht, solange auf nem gewissen Level.

        Und irgendwo hat der Film offenbar auch nen leicht feministischen Touch, fand ich sehr mutig, wie Coppola Anfang der 70er mal eben diesen italienischen Macho-Typ infrage stellt und ihm mächtig aufs Maul gibt. Zwar wegen Verwandtschaft, frei ist sie auch nicht, sondern gehört ihrem Bruder, aber der Subtext wird so gemeint gewesen sein und es ging explizit um ihre Sicherheit. Doch ziemlich klare Botschaft und das ist sicher eine mutige Geste gewesen damals.

        Und wer sein Nachfolger wird und wie, kam auch überraschend.

        Also man findet gegen fast jede Kritik immer von sich aus schon Gegenargumente. Ein wirklich guter Film. Nur eben zu lang. Vielleicht auch insgesamt so nen Tick pathetisch, es fallen viele Namen, bei denen man nicht so mitkommt.. muss man in Stimmung für sein. Ich mag die Vielseitigkeit, verschiedene Szenarien, Dynamiken und so, viel Überraschendes. Schöner Kontrast zum Paten, welcher eher ein Ruhepol ist, und echt hoher Unterhaltungswert, können viele sicher noch was von lernen. Sogar die vorhersehbaren Sachen werden irgendwie unvorhersehbar umgesetzt. Das schätze ich sehr.

        Also auch wenn er nicht mein Lieblingsfilm ist, kann ich eine solche Bewertung besser verstehen, als Hass-Film. Lege auch jedem nahe, den mal zu gucken. Bei guten alten Filmen darf der eigentlich nicht fehlen. Für mich hat er sich gelohnt.

        2
        • 8
          pabloundtrish 27.07.2020, 04:55 Geändert 27.07.2020, 22:06

          American Mary setzt auf jeden Fall interessante Details. Einerseits zum Teil ganz grobe unnötige Fehler, wie etwa ein Polizist, der seiner Verdächtigen erstmal die sexuellen Vorlieben des Vermissten erzählt. Wie er genau auf die Frau kommt und warum er denkt, sie hätte was damit zu tun und so, wird wiederum übersprungen. Dass mit beiden linken Armen auch das Gesagte gemeint war, statt einmal links, einmal rechts, ist im Kontext ebenso unwahrscheinlich. Oder dass seine Narben auf der Stirn so schnell wieder verheilt sind. Und einiges mehr. Immer so in dem Maß, nichts allzu Bananiges, aber schon auffällig gepfuscht. Das wird aber mit eigenen Details aufgefüllt, z.B. dass ihr ein Vanille Milchshake vermutlich zu langweilig wär, also eine Anspielung auf ihre wilde dunkle Seite, Vanilla bezeichnet ja gewöhnlichen Sex im Einzelnen, kann aber auch allgemeiner angewendet werden und hier passt das beides. Und besonders prima fand ich, dass Bachs Ave Maria das Theme ist, sie heißt ja Mary und ihre Persönlichkeit ist aber eher nicht so unschuldig, hadert aber auch mit sich und das ist halt ein wunderschöner Kontrast, mindestens drei mal dieses Präludium im Film.

          Sie ist zwar echt sympathisch und passt typmäßig gut, aber eine gute Schauspielerin ist sie leider so gar nicht. Was wirklich schade ist, da die Handlung das ganz klar abverlangt. Es geht, sie ist auch nicht miserabel, aber irgendwie läuft das nicht so rund. An der Stelle fehlt was. Oft wirkt sie wie ne schlechte Domina, tut oft sehr krass und cool und was nicht alles, dass man sich quasi fragt, was hat die eigentlich für ein Problem. Andererseits kennt man ihre Probleme, die leichten, die schweren und die dazwischen, man war überall dabei, wunderbar profiliert, ihr Charakter. Sehr vielseitig ist Mary zudem auch, man könnte denken, das Manko wär vielleicht auch bei Drehbuch oder Regie gewesen. Oder dass es vielleicht sogar zu ihrer Zerrissenheit passt; man soll sich so was fragen, weil sie sich das selber auch fragt. Aber es ist ne grenzwertige Frequenz. Wirklich funktionieren tut eher, wenn entweder der Hass so richtig aus tiefster Seele kommt und keine Gefangenen macht oder es nur dieses Stumpfe Abgeklärte ist. Alles dazwischen wirkt doch recht Seifenopern mäßig. Und wo sie Anderes spielt, etwa selber was abbekommt und Ähnliches, wird das noch mal bestätigt. Diese Rolle ist ihr einfach zu groß. Nicht viel zu groß, aber deutlich zu groß. Bringt einen nicht wirklich raus, gibt dem Film jedoch noch mal so nen zusätzlichen Trash-Charakter, der nicht hätte sein müssen. Sie selber kann da höchstens bedingt was für, was sie da grade hatte, hat sie ja auch zweifelsohne gegeben. Ich hätte sie nur entsprechend noch mal üben lassen, gegebenenfalls auch umbesetzt. Vermutlich Vitamin B, dass sie das spielt. Na ja, sei ihr gegönnt, gibt viele große Schauspieler, die am Anfang nichts Besonderes abgeliefert haben, Jack Nicholson in Kleiner Laden voller Schrecken und so, irgendwo muss man ja anfangen.

          Gut, über die Musik muss man auch noch mal kurz reden, Bach ist prima, hätte man womöglich variieren können, gibt sicher tausend Interpretationen / Versionen von Ave Maria, aber na ja, das wäre vielleicht nicht besser gewesen. Vielleicht ganz gut, dass das hier eher dezent ist, zumal das auch nicht das Rad neu erfunden hätte. Hat Vor- und Nachteile. Aber die anderen Songs na ja. Alles so dran vorbei, der Rock so Highschool mäßig, Hauptsache brachial, zwischendrin Fahrstuhl-Jazz und derlei. Immer wieder so komische House Pop Partymucke. Also der Soundtrack ist nur was für Klassik-Fans, respektive Fans dieser einen Ave Maria Version (die durchaus legitim ist). Film ab 18, Soundtrack bis zirka 6. Passt nicht so. Erst recht nicht in so ein Party / Szene Ding, da muss eigentlich bessere Musik stattfinden.

          Aber das ist eigentlich schon genug gemeckert. Man hat irrsinnig viel optische Stimulanz, die aber nie zuviel wird, jede Menge Drehorte und modifizierte Leute, viel Blut und sonstwas. Bisschen wie so ein Märchen oder Abenteuer-Film, denkbar lebendig. Es gibt Erotik, es gibt Gangster, eine Universität, verschiedene Studios / Kliniken. Insgesamt echt viel fürs Auge. Und dabei schafft es der Film, trotzdem in dem Kontext authentisch zu bleiben und sich sogar mehr so im Kleinen abzuspielen. Ganz große Stärke.

          Die Handlung ist großartig, viele schöne Ideen und auch der Plot an sich ist superspannend und neuartig. Überhaupt, eine Bodymod Psychopathin ist einfach mal ne legendäre Idee, erst recht, wenn´s inhaltlich so glaubwürdig umgesetzt ist. Die zweite Hälfte ist bis gegen Ende etwas ruhig, der Schluss dann aber wieder toll und recht ausführlich. Hätte es passender gefunden, wenn der Film an gar keiner Stelle versackt, aber es ist schon im Rahmen. Manches passt zur richtigen Fetischszene und Bodymod-Szene und da, wo nicht, ist es zumindest nicht beleidigend, sondern macht eigentlich alles Spaß. Keine Klischees, kein Pathos, auch kein Fokus auf Satanismus, Vampirismus oder irgendwelche Klischees halt. Nicht, dass mich so was stören würde, aber oft sind so Szene-Filme halt wie so ein steifer Rundgang bzw. Lehrstunde durch die Szene oder wie sie da interpretiert wird und das ist hier mal ganz erfrischend gar nicht der Fall. Man ist ganz selbstverständlich mittendrin. Alles humorvoll und wunderbar leichtfüßig, was das betrifft.

          Auch schön, dass zwischendrin so richtig geprügelt und gemetzelt wird, so ein frischer Adrenalin-Sadismus, angenehmer Bruch in der Dynamik. Der Torture Porn ist auch gelungen. Anfang und Schluss mehr so artsy, gefiel mir auch. Vor allem der Schluss, ganz intensiv. Und es passiert echt viel, sowohl im harmloseren Party-Kontext, als auch allgemein und in den Dialogen und überhaupt. Wer so was mag oder jetzt während der Krise zum Beispiel so ein bisschen das Kitty oder Berghain vermisst, kann da gut abtauchen. Aber es ist echt mehr als das, der Film hat gleich mehrere Haupthandlungen und das auf ziemlich hohem Niveau.

          Er ist, wie ich hier grade gesehen habe, von den beiden Zwillingsschwestern gemacht, die in dem Film auch eine Nebenrolle haben und die scheinen ja selber aus der Szene zu sein. So kommt der Film auch an. Inhaltlich rund, filmtechnisch gutes Mittelmaß, paar Stärken, paar Schwächen. Gute Unterhaltung. Im Endeffekt gibt´s ja nur ein Kriterium beim Film, was wirklich zählt. Zumindest bei Filmen dieser Art. Quasi den Spaßfaktor im weiteren Sinn. Was löst das aus, wie ist man drin usw. Das war hier locker ne 8. Hat sehr gut funktioniert für mich und könnte ich mir irgendwann auch mal wieder anschauen. Man sollte nur selber so ein bisschen gestört sein und bestenfalls auch mit dieser Welt so ein bisschen was anfangen können. Sonst ist er auch ok, er kann so oder so einiges, aber für Leute, die das bis zu so ner gesunden Grenze fühlen, ist das natürlich noch mal ein schöner Trip. Egal, einfach anschauen. Gibt so oder so Schlechteres.

          5
          • 6
            pabloundtrish 25.07.2020, 02:25 Geändert 27.07.2020, 05:31

            Ist ein spannender Film und bietet gute interessante Einfälle. Vor allem alles in Echtzeit, es spricht zumindest nichts dagegen, dass es in Echtzeit ist. So was eignet sich gut für diese Art Film, man ist die ganze Zeit mittendrin. Mir waren Musik, Kamera, Bildeffekte und so oft bisschen viel oder unpassend. Mit Logik hat´s der Film auch nicht; der Schurke hört und sieht nur, was er hören und sehen soll und wer wann wo in welche Falle tappt, respektive, wie viele Fallen wo verteilt sind, spielt auch stets allzu sehr der Handlung zu. Und auch Weiteres wirkt hier und da etwas konstruiert. Aber der Film hat mich dennoch abgesehen von ein paar Strecken in der zweiten Hälfte gehabt. Der Torture Porn ist hervorragend, die Schauspieler sind auch gut, Schurke ist ein cooler Character mit seinen Katzenaugen und so. Sehr liebevoll und aufwendig gestaltet alles, sowohl die Maskeneffekte, als auch die Fallen. Ferner wirkt der Film trotz seiner Dummheit teilweise recht intelligent auf mich. Ist so ne Unterhaltungsrichtung und in dem Rahmen ein ziemlich schönes Werk, was nicht viele Vergleiche zu scheuen braucht. Ich weiß nicht, ob das was zum immer wieder gucken ist, aber es ist allemal groß genug, um mal gut gefesselt und unterhalten zu werden. Klare Empfehlung.

            3
            • 3
              pabloundtrish 20.07.2020, 19:17 Geändert 21.07.2020, 19:54

              (Spoilert)

              Der Film ist zwar nicht per se miserabel, man ist schon relativ gut drin, wenn man will, identifiziert sich mit den Leuten, fiebert ein bisschen mit. Einer meiner Freunde hier schrieb "unterhaltsam", ist er gewiss. Auch sehr gute Schauspieler. Hab aus Prinzip jetzt mal der Hauptdarstellerin einen ersten Like gegeben, kann doch nicht sein, dass sie hier noch keinen einzigen Fan hat. Aber gelungen ist der Film meiner Meinung nach dennoch nicht.

              Erstmal ist die Fallhöhe furchtbar anstrengend und das ohne Abspann zirka den halben Film. Im Wesentlichen bestehen die ersten 50 Minuten daraus, dass die Beschuldigte erzählt, wie glücklich sie war, dann, wie toll ihr Typ war, dann wieder, wie glücklich sie und wieder, wie toll er, in so ner penetranten Endlosschleife.

              Ich weiß, wie schwierig Fallhöhe ist, ich schreibe selbst, sie ist definitiv mit das Schwierigste. Und für Filmemacher ist es vielleicht noch schwieriger, sofern es da ne Deadline oder andere Vorgaben geben sollte, alles soweit verständlich. Aber es ist möglich, wenn man 50 Minuten Nichts haben will, dieses Nichts irgendwie zu gestalten. Mit ner zweiten, vielleicht auch zwölften Nebengeschichte, Leidenschaft, Humor, Romantik, was auch immer, irgendwie so ein bisschen Substanz und Neuwert. Etwas, das wach hält, einen vielleicht sogar irgendwie kickt. Und gerne auf Späteres hinweist, alles irgendwie stimmig verknüpft. Als Highlight sollten wohl die schlecht animierten Glühwürmchen dienen und dass sie ihn am Anfang misgendered hat, so ein kleiner Fauxpas, immer gut, aber mehr kommt da irgendwie nicht rum. Nichts gegen obligatorische Klischees, vieles ist ja zurecht altbewährt. Aber da gilt´s, sie umzusetzen zu wissen. Nicht alles so auf halber Flamme und nicht so dünn gesät.

              Zudem gerne nicht nur die ganze Zeit ausschließlich dazu zu nutzen, darauf hinzudeuten, dass er sich irgendwann als der Böse rausstellen wird. Auch das geht dezenter. Oder meinetwegen durchaus als lauten Aha-Effekt, aber dann bloß einen, gut platziert. Oder ein paar grundverschiedene, ebenfalls gut verteilt. Nicht nur zwei Informationen wieder und erneut wiederholen und das als halben Film. Das fand ich richtig plump, hat mich total unterfordert. Und freilich für blöd verkauft, man wird an sich nicht gerne für blöd verkauft, indem einem etwas hundert mal erklärt wird, woran es schon beim ersten mal keinen Raum für Unklarheiten gab. Würde ich mal von ausgehen.

              Und ganz besonders handlungsbezogen ist das sehr unfreiwillig aberwitzig. Also die Mandantin erzählt ihrer Verteidigung etwa zwei Wochen lang nur, dass sie glücklich und er toll war. Als Antwort auf alle Fragen der super-engagierten Löwin unter den Verteidigerinnen. Um einen Prozess, bei dem lebenslänglich droht und für dessen Vorbereitung nur noch drei Wochen Zeit sind. Locker zwei der drei Wochen, da der Schlussteil ja nicht mehr in der Vorbereitung ist, also weit über die Hälfte der Vorbereitungszeit, bei der es um alles geht, wird einfach nur für ich habe eine Wassermelone getragen ohne Wassermelone genutzt. Hätten Monty Python und co. nicht besser hinbekommen, musste da richtig schmunzeln. War aber leider nicht Ziel des Films.

              Ich hätte es ganz anders gemacht. Angenommen, man will unbedingt 50 Minuten Fallhöhe, da hätte ich erstmal quasi ihre Beziehung liebevoll aufgepäppelt, dass man sich richtig mit der Grace identifiziert. Gerne auch ein neutraleres Filmplakat, damit viele bei der Erstsichtung denken, es sei eine leichte Rom Com.

              Eventuell auch hier und da zur Anwältin und ihrem Beziehungsleben switchen, das ist zwar reichlich Klischee, aber hat dann den Effekt, dass von etwas Gleichgeschaltetem dann irgendwann die eine Seite abstürzt, fände ich vielleicht ganz nett als Effekt. Und man hätte immerhin schon mal er ist toll ich bin glücklich mal zwei, also schon mal den Schauwert verdoppelt. Wenn dann noch hier und da irgendwas los ist, funktioniert´s. Plus, es würde der Anwältin Profil geben, das fände ich auch prima, wenn sie so ne Art Vorgeschichte hätte, schließlich ist sie die Heldin, also eigentlich braucht sie so ein Profil sogar. Sprich, ja, Episodendings. Ist gekauft.

              Vor allem erstmal eine Romanze zeigen, so eine richtige Romanze, mit der sich jeder identifiziert, wo einem voll das Herz aufgeht. Etwa Drew Berrymore mäßig, vielleicht nicht herausragend, aber auch nicht zu schlecht, gerne bisschen mehr Profil. Schon hätte man tatsächlich Fallhöhe und eine entsprechende Dramaturgie. Schon würde alleine der Anfang den Film auf locker 5-6 Punkte retten, fast schon egal, was noch folgt.

              Und entweder so ab Minute 45 ein zwei merkwürdige Sachen in Graces Beziehung streuen, bei denen man sich vielleicht nichts denkt, so ganz kurz vor knapp, einfach ein Blick, einen etwas strengeren Streicher in der Filmmusik, er macht einen Fehler, den man aber verzeihen kann, reagiert bisschen komisch.. irgendwie so was. Am besten die goldene Geste, irgendwas ganz krasses, wovon man noch nicht weiß, dass es krass ist, oder einen richtigen mittleren Schocker, jedenfalls minimalistisch, eine einzige Geste reicht, dafür goldrichtig.

              Oder einfach Indiana Jones 2, die Szene, wo Indy verhext wird. Reicht auch völlig. Gut gespielt, gut ausgeleuchtet, man fragt sich, ist das überhaupt derselbe Typ, eiskalter Schauer durch Mark und Bein. So was geht immer. Also auch Indiana Jones hat das ja von unzähligen Klassikern, das ist ein alter Hut, aber da ist es halt zumindest von den "neueren" Filmen wirklich gut gelungen. Hätte ich keine Lust, mir selbst was einfallen lassen, würde ich einfach zur Recherche noch mal diese Szene studieren. Norton in Zwielicht auch, fand den Film an sich relativ austauschbar, auch wenn er ein relativ früher seiner Art war, aber recht intensive Verwandlung. Einfach mal so ne Szenen schauen und auf sich wirken lassen. Gerne auch ins Tierreich, das Dunkle hat ja was Animalisches. Fauchen wär sicher übertrieben, aber halt irgendwie so, nur passender. Oder extreme Machiavellisten an sich, es ist ja schon psychisch gestört, was er da macht und wie er drauf ist. Sich anschauen, was für körperliche Ticks oder Gesten oft mit einem Verhaltensmuster wie seinem einhergehen, respektive, wie man die Richtung optisch andeutet. Man braucht an der Stelle bei einem solchen Stoff also nicht einmal Einfälle. Einfach quer durch die Botanik recherchieren / analysieren, sich das Highlight-Ergebnis rauspicken oder die paar besten zusammenbasteln, schwupps, schon hat man den perfekten filmischen Schlüsselmoment.

              Beansprucht nur einen Abend, wenige Stunden, und erfordert halt echt keine Mitarbeit, einfach nur so entspannt durchs Internet stöbern, vielleicht noch nebenbei andere Sachen machen. Schon hast du garantiert etwas im Sack, wovon die Leute auch noch in hundert Jahren reden werden. Als Entwurf, muss dann natürlich noch gelingen, aber der Entwurf ist eigentlich alles. Sobald man weiß, was man will, ist es ja schon in Arbeit. Verstehe ich nicht, warum da dieser einzige Abend schon zuviel verlangt war. Wo ein solcher Hauptgewinn einen schier schon zu überfahren versucht, wie man es da noch schafft, ihm auszuweichen.

              Aber gut, hätte ich nicht mal darauf Lust, Unfug, Recherche ist eine der großen Freuden des Lebens, aber nur angenommen, ich hätte mal partout sogar darauf keinen Bock, würde ich das komplett alles weglassen. Einfach nur 50 Minuten ganz annehmbaren Kitsch, ist ungefähr genauso gut. Passt. Das heißt, dann vielleicht guten Kitsch. Entweder annehmbaren plus Schlüsselmoment oder guten. Mindestens einen der Ansprüche würde ich wohl erfüllen wollen.

              Hauptsache dann erst der radikale Cut zur Szene, wo sie so struppig und geknickt am Tisch sitzt, in Handschellen und Gefängniskluft. Abrupter Wolkenbruch über den Sugarhill Mountains. Verstörend. Da sollte die Befragung erst anfangen, denn erst ab da macht sie Sinn. Ab wo die Antworten kommen. Da kann man ganz entspannt entweder die 50 Minuten noch mal in ich war glücklich, er war toll ein mal kurz zusammenfassen, um mit einem direkten "aber dann" fortzufahren, oder braucht nicht mal das, sondern kommt locker sogar ohne das zur Sache. Letzteres fast noch besser.

              Und zum Beispiel könnte sich dann zeigen, was die Verteidigerin beruflich macht. Man weiß bis dahin gar nicht, dass sie Anwältin ist, aber es erklärt umso mehr, was man in der Nebengeschichte um sie so von ihrem Leben und ihrem Beziehungsleben und so alles mitbekommen hat. Etwas in der Art hätte ich gut gefunden.

              Oder man lässt oder kürzt die Fallhöhe und zieht alles ganz anders auf, auch eine Möglichkeit.

              Dann hat die Haupthandlung an sich auch einen Haken: Die Frau ist so was von schuldig. Infolgedessen sie seinen Kopf zu Mus gehauen hat, müsste er tot sein. Gut, wie sie sagt, ist er ein Dämon, also wohl ne Art Zauberwesen und hat dann folglich plötzlich wieder doch nur eine Schramme, soweit verständlich. Versucht hat sie es aber wohl, wenn auch quasi im Laufe eines Schubs, eine Verzweiflungstat, nicht zwingend ganz zurechnungsfähig. Und ja, sie hat erst anderes versucht und ja, er hat sie reichlich provoziert und nicht erst seitdem. Aber versucht hat sie es.

              In Anbetracht dessen nicht grade üblich, dass sich "die Stadt Oregon bei ihr entschuldigen muss" oder was es da am Ende hieß. Eher reichlich sonderlich. Da hat der Richter wohl in der Verhandlungspause doch noch sein Stück Crack in der Sofaritze gefunden oder ist jetzt die Schabe im Richter-Kostüm. Bis dahin nur brummig und harsch, plötzlich so mega gechillt. Na ja am Wahrscheinlichsten ist wohl, dass es ihm retrospektiv dann doch noch imponiert hat, dass die Strafverteidigerin durch den Saal brüllt und ihre Faxen macht, macht jetzt halt auch, wonach ihm ist. Wird man wohl nie erfahren.

              Ferner ahnt jedenfalls niemand, dass das Opfer noch lebt, sogar die Angeklagte selbst ist überzeugt, sie hätte ihn getötet. Nur mit Ausnahme der Anwältin, welche fest an ihre Unschuld glaubt. Aber vollkommen grundlos. Nicht mal persönlicher Basis, setzt eher ihre Karriere aufs Spiel, als damit Karriere zu machen. Interessant in dem Kontext, dass sie keine Indizien findet und dann stattdessen alles Mögliche zusammenbasteln will. Was ihr Team mit "wir mögen dein Feuer" lobt. Also die Stadt Oregon, oder welche Stadt das war, allen voran die Anwältin, hat spontan prinzipielles Interesse, zur Abwechslung mal spaßeshalber einen Mordversuch, der höchstwahrscheinlich erfolgreich war, zu decken. Das ist so ein Stück weit durchleuchtet die ungewollte Haupthandlung.

              Und eine schwere Körperverletzung, vermutlich noch in Tateinheit mit diesem und jenem, ist es ohnehin, auch wenn das Opfer lebt. Bei Unschuld sind wir sehr im Philosophischen, respektive überall, nur eben nicht in einem juristischen Kontext, wie dem der Verteidigerin. Das heißt, wirklich ihr Kontext ist das nicht, sie hat da ihre eigenen Methoden vor Gericht, aber der Film steht halt darin, sie wägt sich immerhin darin. Ist übrigens nicht meine Meinung, ich persönlich habe, während ich den Kommentar hier schrieb, freilich mit meiner anderen Hand schon wieder fünf von seiner Sorte kaltblütig abgeschlachtet, ganz wunderbare Sache. Gar keine Frage, genau das ist ja, was an solchen Filmen zündet. Appellieren an den Robin Hood in uns. Und dann, wie Sheldon etwa sagen würde, nach dem alles ist möglich Gerichtstermin gleich genauso gut sich allesamt die Kleider vom Leib reißen und nackt in den See springen. Bestreite ich gar nicht, funktioniert. Passt hier nur leider nicht recht zusammen.

              Handwerklich fand ich ihn alles in allem ganz gut, aber bei ein paar wichtigen Aspekten hat er sich ebenso da keine Mühe gegeben. Die Musik ist zu dick aufgetragen, macht halt extrem dramatische oder extrem heitere Stimmung etc., quasi wie bei Seifenopern, Kinderfernsehen und so. Das wirkt billig und wäre leicht vermeidbar gewesen. Die deutsche Synchro ist ein 90er Jahre Softporno Revival. Und die Statisten und Komparsen sind allesamt grottenschlecht. Natürlich auf Regieanweisung, man findet nirgendwo so viele Leute auf einmal, die von sich aus so schlecht spielen. Zwar alles keine Hauptsache, die handwerklichen Hauptkriterien sind gut erfüllt, aber auch so was bringt einen Film ja irgendwie schon spürbar aus dem Fluss.

              Die Auflösung ist inhaltlich ziemlich genial, es ist ein wirklich überraschendes Ende, wie man es selten hat. Das heißt, dass zum Schluss noch mal dick aufgetragen wird und quasi so ein kleiner Schockeffekt platziert wird, hat Tradition, aber inhaltlich war das wirklich sehr gut. Gibt wohl wenige so unvorhersehbare Plot-Twists. Fand ich prima.

              Vielleicht noch mal schauen, ob sie seine Kette auch schon irgendwann vorher trägt bzw. die Handberührung schon zu sehen war, das könnte vielleicht noch nen vierten Punkt wert sein. Wohl eher unwahrscheinlich, alles andere ist ja auch nicht so engmaschig und stimmig komponiert, aber nicht ausgeschlossen.

              Dies hat aber auch zur Folge, dass man in letzter Sekunde ein komplett neues Thema hat. Als bekäme man so ganz zum Schluss noch einen Keks angeboten und dann ist die Chance aber schon wieder weg, bevor man überhaupt richtig realisieren kann, dass die Leckerei greifbar war.

              Mutter-Sohn-Team, was organisiert reiche ältere Frauen ausnimmt und sie zwecks irgendeiner Witwenrente oder so dann noch einsperrt, den Teil hab ich nicht ganz verstanden, vielleicht was amerikanisches. Hätte ich rasch googlen können, war mir aber unwichtig. Ein höchstinteressantes Thema jedenfalls, wie für das Medium Film gemacht, wird einem dann einfach so auf den letzten Drücker um die Ohren gehauen. Recht unkommode Reibung.

              Also bei bedeutenden Filmen hat man das in der Regel nicht, dass sich etwa Jigsaw am Ende aus den Leichenteilen erhebt, um Hakuna Matata zu singen oder derlei. Der Film will auf was Wichtiges hinweisen, aber lässt es auf halbem Weg abstürzen. Wäre die Idee selbst nicht so gut, könnte man denken, dass sie auch erst zum Schluss geschrieben wurde. Auch so was ist toll, wenn, und da sind wir wieder, es eine Art Grund dafür gibt. Einen Sinn, einen Effekt, einen Gegensatz, einen Kontext, irgendwie so was.

              Das beschreibt irgendwie den ganzen Film sehr gut, die Werkzeuge an sich sind alle gar nicht schlecht, nur eben alles mit dem Hammer geschraubt und mit dem Schraubendreher gehämmert. Kann mir gut vorstellen, dass der Regisseur anderen Stoff irgendwie kann oder noch lernt oder so. Eigentlich ist es nur dieser Griff zum falschen Werkzeug und die zu niedrige oder zu hohe Dosierung von irgendwie allem. Nur die zwei Mankos überwinden, schon wär das was.

              Und im Detail ist selbst der Schluss, dieses Beste am Film, gravierend sonderlich. Erst hört die Anwältin der ausgerissenen alten Frau nicht zu. Sie die ganze Zeit so "bitte nicht wieder in dieses böse Haus", die Anwältin nur quasi so "ja gut, lass uns dann halt ins böse Haus zurück du verrückte Alte, mit etwas Glück frisst es dich auf". Locker zwei Minuten lang dieses Gespräch, man möchte sie einfach nur amtlich packen und kräftig durchschütteln. Irgendwann glaubt sie ihr doch, aber dann wird sie selbst gefangen, also quasi eine Art Anti-James Bond. Sie schindet keine Zeit, um welche zu gewinnen, sondern, um welche zu verlieren. Interessanter Trick.

              Dann kommt ihr Mann, der Polizist, und kämpft erst mal einen epischen Bossfight mit der vielleicht sechzigjährigen, vielleicht auch siebzigjährigen Schurkin, irgendwann stellt sich überraschender Weise aber raus, die vielen Kniebeugen haben sich doch gelohnt und er gewinnt sogar gegen sie. Dann geht er einfach so mit freiem Rücken durch den Gang, man sieht also bereits, er wird gleich easy von hinten besiegt. Man kann auch aufpassen und trotzdem besiegt werden. Überhaupt nicht handlungsrelevant, dass der Mann sich so blödsinnig anstellt, obwohl er ein gelernter Polizist ist.

              Also ganz stimmige Lovestory, unbeschwerter Polizist und begriffsstutzige Anwältin. An der Stelle wär doch zum Beispiel Selbstironie voll geil gewesen. Während dem Schreiben fällt einem auf, ok, meine zwei Schnuckis erweisen sich als wirklich unterqualifiziert.. hätte man soviel draus machen, diese Schwäche so leicht zur Stärke machen, selbst ohne dass es lustig wird, einfach im Dramakontext. Wenn man nur einfach nicht dauerhaft seine beiden Augen bis zum Kopfbrummen zusammengekniffen hätte.

              Den Rest habe ich schon verdrängt und möchte da auch gar nicht weiter drüber nachdenken, gefühlt die Hälfte der Schwächen, vielleicht auch ein paar mehr, haben in diese Warnung immerhin gefunden. Der Film ist schon ärgerlich, vielleicht, weil er klug sein will und es ihm hier und da auch ansatzweise gelingt oder fast gelingt und dieses knapp vorbei ist ja noch deutlich unangenehmer, als gänzlich falsch. Zumindest, wenn sich solche Erlebnisse häufen.

              Ja, Netflix ist nicht Arthaus oder Störkanal und eigentlich schön, dass auch Netflix und co. inzwischen wissen, dass nicht jeder Film ein Zombiefilm oder Actionfilm sein muss, oder Rom Com, FSK 12 Geisterhorror Gedöns und halt so flach, dass es sich schier von selbst abstempelt und entwertet. Wobei die Frauen am Ende unverkennbar Zombies sind, sie sehen plötzlich alle gleich aus, tragen plötzlich alle das Gleiche und taumeln mit gesenktem Kopf und struppigen Haaren auf dich zu, also ganz offensichtlich hat sie zwischen da, wo sie noch im Haus waren und ihrer Befreiung, ein Zombievirus befallen. Aber gut, bei den handwerklichen Mankos, zu dick auftragen und so, waren wir ja schon.

              Ich mag das Genre. Ich finde Hochglanz Weichspüler Geplätscher und Gepfusch einfach nicht kompatibel dazu. Nicht das erste mal, dass Netflix mir so was auftischt und auf die Dauer bin ich das leid und sehe es auch nicht mehr als einen gutgemeinten holprigen Anfang, denn diese Linie zieht sich ja bereits seit Jahren. Das ist, was ich so negativ am Film bewerte, irgendwann schuldet man so halben Sachen auch einfach kein Wohlwollen mehr. Es wär mehr drin gewesen, man sieht, die Macher sind nicht dumm, sie haben einfach keine Lust gehabt, das fertigzustellen. Entsprechend habe ich auch keine Lust, das vollwertig anzunehmen.

              Bessere patriarchalthematische Dramen im afroamerikanischen Kulturkreis wären z.B. Precious oder auch Die Farbe Lila. Da hat man was richtig Rundes und Bewegendes. Ersterer hat meine 7.5 (was mich grad überrascht, dachte, es seien mindestens 8 gewesen), letzterer sogar meine 10. Also mein Tipp, auch wenn A Fall from Grace an sich nicht weh tun muss, besser einen der anderen beiden gucken, falls ihr die noch nicht kennt.

              Den noch fürs Durchlesen, das ist ja jetzt doch wieder relativ ausführlich geraten 🍪

              2
              • 8 .5
                pabloundtrish 25.03.2020, 16:22 Geändert 25.03.2020, 16:23

                Wird irgendwann doch so n bisschen verwirrend, wer da an wem vorbeizappelt und wem was auf die Nuss gibt und bla. Stunt mäßig aber natürlich top. Die Tanzeinlagen und die eine Verfolgungsszene mit dem Hund waren toll. Und der Anfang da im Haus ist sowieso großartig, für den nichts als Liebe an dieser Stelle. Armut fast noch erfinderischer umgesetzt, als es die armen Leute selbst müssen, unvergesslich. Alles in allem alte Kinomagie. Funktioniert soweit immer.

                2
                • 9

                  Bin großer Fan dieses Werks, weil es wirklich süß und wirklich witzig ist und nicht zuletzt konsequent. Die engmaschige Gagdichte wie auch die mittelalterliche Sprache und irgendwie alles ums Thema Zeitclash ist top recherchiert und geistreich umgesetzt. Teilweise auch etwas schwarzhumorig. Im Mittel ein doch sehr authentischer Film. Und recht vielseitig, geht halt um Weihnachten, Liebe, Familie, vor allem aber darum, wie Sir Cole so gar nicht in der wundersamen Neuzeit klarkommt. Auch relativ viel Handlung für diese Art von Film. Und viel Charisma versprüht der Film auch. Sehe da eigentlich soweit keinen Haken, also 5.1 im Durchschnitt ist dafür schon hart. So wie ich den Film gesehen hab.

                  3
                  • 6
                    pabloundtrish 25.03.2020, 15:43 Geändert 25.03.2020, 18:19

                    Steifer Brei, respektive whack shit. Wir sehen da eine Elfe leichtfüßig durchs Ghetto-Wunderland tanzen, ihren "Homie Shakespeare" zitierend alles mit Glitzerstaub zu Blumenfeldern mit Zwitschervögeln verzückend. Einziger Frauenversteher, einziger Friedensbote, einziger Nicht-Drogenkonsument, einziger weit und breit, der schnulzige Musik versteht und was nicht. Immer rechts und links sein Hab und Gut aufopfernd vom Rentierschlitten werfend. Zwischendrin begegnet er auf seiner abenteuerlichen Reise mal plötzlich einem steifen Löwen, mal plötzlich einer steifen Vogelscheuche und der Schluss ist dann aber sehr traurig und doch schockierend grausam für die Zielgruppe. So ungerne ich das sage: die gute Elfe stirbt.

                    Ich schätze Tupac, hatte vor seinem Tod auch mal sein Poster an der Wand und so; viel seine Musik gehört und seine Videoclips geschaut. Und auch die Doku über ihn damals ein paar mal. Dieses Debüt der Oaklander Puppenkiste gestaltet sich für meinen Geschmack wiederum recht schwierig. Tupac war ganz unstreitig eine besondere Persönlichkeit und ein großer Künstler und seine guten Seiten liegen auf der Hand, aber ihn fünf mal mehr zu predigen und huldigen, als ein Pastor in seinem missionierendsten Moment, erblüht dann als Film halt irgendwie nicht so richtig und macht es auch weniger spannend und reizvoll an sich. Ich mag so was nicht, das ist gewissermaßen meine Definition von schlechtem Kitsch.

                    Inhaltlich war´s schon recht informativ, alles in allem relativ reichhaltig. Fand´s beispielsweise gut, dass der Aspekt mit Rassismus, Polizeibrutalität und so da auch nicht zu kurz kam. Aber nur dafür hätte auch ne weitere Doku getaugt, vielleicht sogar ein einziger Kurzbericht oder Zeitungsartikel. Und ja, dieser ambivalente Mix aus Ghetto und Luxus macht was her und ist ganz interessant. Und Tupac selbst spricht mich sowieso an, dazu die teils sehr gelungenen Bemühungen des Hauptdarstellers. Ganz unterhaltsam dieser Trashfaktor in der unfreiwilligen Komik, wie konsequent sie jedes Albumcover und Musikvideo noch mal mit dem Schauspieler nachstellen. Ist mir alles in allem 6 Punkte wert, aber ohne Empfehlung. Hätte man sich im Prinzip auch schenken können, war jedoch immerhin auszuhalten. Leichte Unterhaltung.

                    2
                    • 7

                      Erfordert schon so n bisschen Aufmerksamkeit und Kopf anschalten. Der halbe Film ist dreifacher Axel, die andere Hälfte wiederum so ziemlich das Gegenteil von dreifacher Axel; jemand der von jemandem Ungefragten beauftragt ebenso ungefragt was macht und wie sich Tonyas privates wie berufliches Umfeld gegen sie stellt.

                      Die Dramatik dabei ist recht zufällig verteilt, man kann das aber, wenn man will, so für sich übersetzen und sich mit etwas Wohlwollen in sie hineinversetzen.

                      Es gibt viele Wiederholungen und hin- und hergeswitche in Hochglanz mit allen möglichen Kamera-Gimmicks, passt nicht wirklich zum Drama und es konzentriert sich irgendwie auch auf so ne Art überzeichneten klugen Sadismus, der so was wie etwa Suicide Squad sogar noch aufgewertet hätte, hier aber einen auch eher rausreißt.

                      Soweit eins dieser vielen Biopics der Tradition, die Kunst, mehr Film als Berichterstattung zu sein, nicht wirklich hinzubekommen. Bisschen so angestaubte mittlerer Politthriller Ästhetik, Erklärbär Bossfight.

                      Aber umso überzeugender ist der tiefere Inhalt, von der Themenwahl bis zu den Details in den Übergängen, Dialogen und so. So für sich zünden viele Momente. Und auch der Cast, allen voran die Hauptdarstellerin, spielt wirklich top. Die Musik ist auch nicht schlecht.

                      Habe im Laufe dieses Films durchaus beschlossen, dass es ein besonderer Film mit verschiedenen Eigenarten ist, den man mal sehen sollte. Vielleicht auch irgendwann mal wieder ein zweites mal. Kein Überwerk, aber ein guter Film. Hat mich auf manchen Ebenen so im Zwischenbewusstsein berührt.

                      4
                      • 6 .5
                        pabloundtrish 14.03.2020, 17:34 Geändert 15.03.2020, 08:52

                        Ist alles so Ritchie / Tarantino mäßig strukturiert, aber in so ner eher kulissenhaften minimalistischen Stimmung wie bei Demolition Man, nur dass hier nicht so viel draus gemacht wurde, mehr so ewig kämpfen, ewig tanzen, ewig labern. Und es passt halt auch nicht zusammen.

                        Außerdem wird viel zwischen den Zeiten und Dimensionen geswitcht, was mal sehr spannend ist und dann aber teilweise auch eher verwirrend. Und Trash und Kunst und irgendwie alles wird auch noch versucht, mit reinzupacken. Kommt nicht so in die Gänge, es fehlt irgendwie an Feuer.

                        Dass es Berlin ist, spielt keine Rolle, von der dort ausgebrochenen Anarchie merkt man auch nichts, sind immer nur dieselben paar Leute, die sich jagen. Und irgendwie versuchen weder der Drehbuchautor noch die beiden Jungs wirklich, was an der Geschichte zu beeinflussen. Es kommt zwar ständig zu Streits um das Thema, aber keiner nutzt mal wirklich eine der vielen Gelegenheiten. Also sehr hölzern und teilweise auch langweilig. Tiefgründiger Stoff etwas zu oberflächlich umgesetzt.

                        Und auch so manche Logikfehler, zum Beispiel, dass die anderen beiden immer miteinander englisch sprechen, obwohl sie beide deutsch verstehen.

                        Es hat auch einige Ideen und Momente, die aber ab der zweiten Hälfte in dem dann doch deutlich gedrosselteren Tempo untergehen. Die Grundidee ist prima und in diesem Kontext auch noch relativ frisch, aber der Film schafft´s halt in der zweiten Hälfte nicht mehr, so sein Niveau zu halten.

                        Ich weiß nicht, ob er mir gefallen hat. Ist vielleicht kein schlechter Film, aber halt nur ein Film. Reißt einen nicht wirklich mit. Aber ich bin auch nicht aus Prinzip affin für so trockenen dialoglastigen Gangster Episoden-Kultfilm Kram, wenn es nur das hergibt. Für Leute, deren genaue Frequenz das ist, mag der sicher gut funktionieren.

                        Wobei es halt schon viel Wiedererkennungswert gibt, der Anfang ist so Pulp Fiction / From Dusk Til Dawn mäßig, die Kettensägenszene hat was von Sin City oder Django Unchained und bei den Nazis ist man irgendwie so zwischen Hostel und diverser Superheldensatire wie etwa Super shut up crime oder Scott Pilgrim. Grundwesen vielleicht an Stephen King oder ähnlichem orientiert, den ganzen Dystopie Kram vielleicht aus 60er-80er Jahre Klassikern. So ein Engelskostüm gibt´s in einigen Kunstfilmen oder z.B. in American Horrorstory. Ist hier nur eben alles nicht ganz so gut, mehr so die Light-Version. Tarantino, Rodriguez und co. kupfern ja auch viel ab und würfeln zusammen, aber stimmig und mit viel eigener Note und vor allem nicht so ultrabekannte Sachen. Also bei ihnen wirkt das gebend, halt so wiederbeleben und zugänglich machen, wofür ihr Herz so schlägt. Und hier eher andersrum, tendenziell mehr so selbstbereichernd einsetzen, was zünden könnte. Sicher aber nicht mal mit dieser Absicht, sondern eher zu oberflächlich gedacht, sich einfach nicht ausgiebig genug vertieft.

                        Dumm ist der Film nicht, nur halt irgendwie unfertig. Man hätte sich entweder richtig viel Mühe geben oder es sich leicht machen können. Wenn es mal so mal so ist, kommt man irgendwie schwer rein, es ist dann irgendwie nicht so stimmig. Man versteht aber sehr gut, wie alles gemeint ist, worauf der Film hinaus will. Die Besetzung ist interessant, der eine aus 4 Blocks gegen den einen aus Switch Reloaded. Kostüme und so auch recht aufwendig. Abspann sowieso perfekt, wenn man gute Abspanne zu schätzen weiß. Für mich das absolute Highlight der Schweinemann, der war ein richtiger Film-Moment. Also ja, kann man gucken. Wär jetzt aber nicht meine erste Empfehlung. Ganz netter Film.

                        1
                        • 8 .5
                          pabloundtrish 05.03.2020, 01:05 Geändert 05.03.2020, 02:35

                          Eine der ersten Szenen ist, wie er sich bei einem Bekannten für tausend Dollar illegale Medikamente für alles Mögliche kauft, die Hälfte auf Pump, und dafür auf die Miete verzichten muss und in seinem Auto schläft. Und das beschreibt auch eigentlich schon den Film. Er ist sehr alt, kaputt, krank, einsam und es wird irgendwie auch nicht besser und das ist ziemlich bewegend. Vielleicht gerade, weil er an allem selbst schuld ist, das macht´s ja immer besonders schwierig. Und er spielt´s auch grandios und ist perfekt besetzt. Aus seinen Mustern kommt er nicht raus, manövriert sich weiter in Schwierigkeiten. Alles sehr realitätsnah, auch in den inhaltlichen Details. Und inwieweit die sich verkloppen, wusste ich auch nicht, mit Tackernadeln in die Stirn und so was. Sehr rauh, dieser Film. Man fühlt sich irgendwie selber alt, wenn man den guckt, ist halt voll gruselig gelungen irgendwie. Ich liebe so was. Gibt ja viele inhaltlich bewegende Filme, aber dieser Film ist sehr lebendig, sehr bildhaft und so. Und auch eher ruhig, fast wie in Echtzeit. Wohl innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten spielt er sich ab. Man ist so voll mittendrin. Ganz großes Werk, kann ich nur sehr empfehlen.

                          4
                          • 9
                            pabloundtrish 04.03.2020, 18:50 Geändert 04.03.2020, 20:24

                            Batman ist nicht zuletzt deshalb ein so faszinierendes Prinzip, weil daran im Gegensatz zu etwa Jesus, Carrie, Harry Potter uvm. soweit gar nichts dem Prinzip des Superwesens entspricht. Bei ihm selbst geht das so weit, dass er sogar sehr Weltliches und häufig geradezu Obligatorisches, wie etwa Schusswaffen oder Mord vermeidet. Er richtet sich nach vielen selbsterdachten Dogmen, zu seinem eigenen Nachteil, also ideologisch. Auch wenn er mit den technischen Spielereien vergleichbar dick aufträgt, wie James Bond.

                            Und so sieht auch der Rest Gothams aus. Die meisten Gegenspieler und Kollegen (und Leute dazwischen, wovon es interessanter Weise einige gibt; auch nicht selbstverständlich) sind einfach nur Personen, zum Teil leicht überzeichnet. Killer Croc und Bane sind aufgepumpt, wie viele Kraftsportler, Zuchtbullen und so ja auch, der Anstaltsleiter und Poison Ivy, die selber von Viren, Bakterien oder so befallen ist, arbeiten mit Giften. Okay, ersterer führt immer zu so ner Halluzination namens Scare Crow, dass dieser durch das Gas gezielt entstehen kann, ist aber soweit das einzige an dem ganzen Universum, was supernatural ist. Und theoretisch könnte man vielleicht selbst ihn mit Batmans Kopf, statt mit dem Gas in Verbindung bringen. Na ja, in dieser Trilogie ist er ne reale Person oder zumindest so halb. Aber es ist nur dieser eine Aspekt.

                            Ist also alles zwar sehr drastisch, aber eindeutig von dieser Welt, nur eben comichaft dargestellt. Nachvollziehbar plus. Im Prinzip wie eine leicht subjektive Meinung oder Sichtweise aus irgendeinem Kopf. Wie wenn man sich an etwas erinnert und da fließen unwillkürlich ein zwei Übertreibungen mit ein oder etwas, das von mal zu mal so ein bisschen wächst, je mehr Leute es weitererzählen. Gefällt mir sehr gut.
                            Das Superwesen-Prinzip findet null statt, übernatürlich ist eigentlich nichts. Zumindest in den Filmen, ich meine mich an so ein Orakel in manchen Comicheften zu erinnern, ist schon ne Weile her. Aber auch das war eher beiläufig, quasi ein zweiter Gordon, wenn überhaupt.

                            Sie laufen oberflächlich aber dennoch so rum. Superheld / Superschurke ist in gewissen Kreisen Gothams ewiger Modetrend. Obwohl es dort weit und breit kein solches Supervolk gibt. Und das aber nicht als Witz und Parodie, sondern mit Selbstverständnis. Das macht es zu so einer Art Fabel, gibt dem Ganzen nen gewissen Fantasy-Touch. Und das überzeichnet es noch umso mehr, also verdeutlicht in dem Sinn, wie ernst es quasi jeder meint und wie nah jeder sich selbst ist. Gibt so ne Tension. Da gefällt mir hier sehr gut, wie der Joker es noch weiter treibt, aus seinen geschminkten Narben da noch so Legenden strickt, dazu noch seine Leichen als sich selbst schminkt, Joker-Karten dazulegt und so. Jeder will sein Rampenlicht und mit seiner Selbstdarstellung alles überschatten. Ein lautes Statement, wenn nicht sogar eine Art Kriegsbeil. Ich denke, Batman ist das vielleicht einzige so erfolgreiche Prinzip, was sehr Antiheld, aber nicht Slapstick ist. Sonst hat man Deadpool, Hancock und so Überzuckertes, Batman ist voll das Gegenteil. Sogar noch deutlich ernsthafter gehalten, als viele klassische Heldengeschichten. Immer so stumpf und trocken, im besten Sinn. Düstere Ästhetik. Ja, es gibt unsagbar viel, was an Batman einzigartig ist.

                            Joker ist von einem Viktor Hugo Roman bzw. 20er Jahre Film übernommen, Batman von den ersten Flugversuchen DaVincis, Catwoman wird öfter mit altägyptischen Symbolen, Artefakten und so in Verbindung gebracht, Katzenfrauen haben außerdem ja auch an sich ne lange Geschichte, Two-Face ist Janus, Poison Ivy einer viktorianischen Kurzgeschichte entnommen. Im Kern ein denkbar altertümlich inspiriertes Design und dazu passt für mich entsprechend das alte Gotham perfekt. Das passend zu seinem Namen recht gotisch gebaute. Hier diese Metropole ist ein wenig gewöhnungsbedürftig und in dem Kontext / Verlauf auch nicht unbedingt wichtig. Hat man wohl so gemacht, weil es im ersten und dritten Teil schon eher eine Rolle spielt. Muss ja dasselbe Gotham sein, bei einer Trilogie. Bei den PlayStation-Spielen passt das, aber es sind ja Spiele, keine Filme und Arkham City ist auch nicht Gotham.

                            Und Batman ist ein Original, das ist immer prima. Er jagt Verbrecher, weil das seine Macke ist, ist auf dem Mord an seinen Eltern klatschengeblieben und kann nicht anders, als so triebhaft Verbrecher zu jagen. Ein Teil von ihm glaubt, auf die Weise irgendwann seinen Frieden zu finden, was aber natürlich nicht wirkt oder funktioniert. Aber sonst würde er noch mehr durchdrehen, er braucht das halt. Dementsprechend radikal ist er, auch sich selbst gegenüber, geht in diese Fledermaushöhle, wird selbst zur Fledermaus, weil das seine Phobie ist, der er sich dann stellt. Aber irgendwie ist er alles satt und sehr grumpy und unmanierlich und so, so ein Asi. Schert sich irgendwie um nichts, rasiert sich nicht, schläft beim Meeting, verschwindet wortlos und so. Und er prahlt immer rum wie ne Tüte Mücken, mit irgendwie allem, hat also auch ne Menge Komplexe. Entsprechend kommt auch keiner mit ihm zurecht und er wird regelmäßig selber zur Zielscheibe, auch für das Volk. Und wird auch gerne mal ausgenutzt und so. Aber er muss halt auf Gedeih und Verderb aktiv sein, sobald irgendwas ist, auch an Weihnachten und immer. Sowieso, so ganz zwanghaft und konsequent kompromisslos, allem und jedem und auch sich selbst gegenüber. Und so jemand ist natürlich für niemanden verzichtbar. Er ist so ein Elite-Einzelkämpfer durch und durch, quasi das Exponat eines Wachhunds. Alternativlos für die Stadt.

                            Und deshalb mag ich das. Es ist mal durchweg tiefgründig und wohldurchdacht und so. Eine Art gesellschaftskritischer satirisch angehauchter Dramastoff mit viel Unterhaltungsfaktor, auch Thriller / Noir Elementen und so. Prima Mischung. Wenn man die Charaktere sie selbst sein lässt und nicht so austauschbar skizziert einfach nur ihre Hülle aufstellt, um an ihnen zu verdienen. Ist hier meiner Meinung nach noch sehr ordentlich gelungen, also ich kann der Kontroverse da nur herzlich widersprechen. Die Leute sind allesamt so, wie sie sind, es hat Tiefe, Spannung, Tragik und ganz viel Plot mit neuen Ideen und so. Auch ein paar Schockmomente oder zumindest sehr intensive. Jeder hat seine Schattenseiten, das System bricht irgendwie ein und so, man hadert mal mit den Helden, identifiziert sich und fühlt mit den Bösewichten hier und da, alles erfrischend nicht-schwarzweiß und abgesehen davon, dass solche Filme natürlich gut ausgehen, sehr spannend. Viel Wumms hat´s auch, aber nicht zu viel. Von A-Z gut gemacht. Ein sehr stimmiger und auch atmosphärisch sehr dichter Batman, neben Batman Returns wohl mein Favorit.

                            4
                            • 6 .5
                              pabloundtrish 02.03.2020, 17:27 Geändert 02.03.2020, 23:24

                              Erst mal ist es ein mächtig verstaubter Film, vom Wesen her. Ziemlich respektlos gegenüber der Unterschicht, ob Sexarbeiter, Harzer oder auch diesem Konsumentenklischee. Denke mal 90% der Junkies sind morgens um fünf geschniegelt und gestriegelt in ihrem Fliegercockpit, OP-Saal oder so, aber hier liegt der natürlich so sabbernd auf der Matte und Nazis sind arbeitslos und Arbeitslose Nazis und bla. Die Sexarbeiterin sagt dann noch so, sie wäre zu schlecht für ihn. Viel Fremdscham.

                              Dieser Lehrer ist auch von der Figur her sehr gefährlich gegenüber Frauen, Kindern und irgendwie jedem. Kommt halt so aus dem Knast gegockelt mit seinem From Dusk Til Dawn Tattoo, wird dann nicht nur gezähmt, sondern gleich automatisch so ein überspießiger Unsympath, der die Artikel seiner Freunde korrigiert. Behält sich aber den ganzen Pathos und sein unkontrolliertes Aggressionspotenzial natürlich bei. Man ist da voll in den Fünfzigern, fehlt nur noch, dass der Film mit einer zwanzigminütigen Tischrede endet. Also kurz gesagt, sehr elitär und autoritär, auf ne recht cringy Art. Relativ patriarchal auch. So ein Held, wie man ihn einfach nicht braucht. Irgendwie tut einem sein Umfeld leid, auch nicht zuletzt seine Flamme. Was ja ein bisschen auch gewollt ist, aber sicher nicht so.

                              Passt aber irgendwie, da Goethe selbst ja auch für seine Spießigkeit bekannt ist und das Stilmittel ist auch sehr vintage, halt Screwball. Und irgendwie liebt man ja Filme, Bücher und so dafür, dass da viel möglich ist, worüber man im wahren Leben nur den Kopf schütteln könnte. In der Hinsicht feier ich das, es gibt viel zu viel Zensur in diesem Land und da ist es auf ne unschöne Art auch schön zu sehen, dass selbst ein so dubioses und in falschen Händen vielleicht gefährliches Werk wie dieses heutzutage noch zünden und sich verbreiten kann. Ein schönes Beispiel dafür, dass alles besser, als Zensur und ähnliche Sabotage ist. Für die künstlerische Freiheit. Gewissermaßen rebelliert der Film also durch seinen Konservatismus und solche Phänomene sind natürlich immer enorm faszinierend.

                              Diese Gesamteskalation von Aushilfslehrer kommt nur leider mit zu viel Selbstverständlichkeit daher. Ist halt so null gekennzeichnet, nicht mal durch maßlose Übertreibung, wie etwa bei Sacha Baron Cohen, dafür aber kontinuierlich gelobt von den ganzen Kiddies, der Rektorin und diesem ganzen Schuluniversum. So wirkt das durchaus gut möglich, dass die Macher quasi ... sind und da viel Wahres / Ideologisches in dieser Fragwürdigkeit drinsteckt. Natürlich nicht in jedem Detail, aber im Subtext. Das kann man, wenn man will, aber gut ausblenden und so sehr das an irgendwie allem vorbeigeht, ist das ja trotzdem auch, was viele Kinder und Jugendliche glauben, sich als Vorbild zu wünschen, bis sie dann tatsächlich mal mit so welchen zu tun haben. Und sie sind ja anscheinend Zielgruppe. Es ist erwartungsgemäß etwas zum ohne Kopf gucken.

                              An sich sind so flache Komödien eher selten meins, hier finden aber viele Ideen statt und der Film ist sehr engmaschig und vielseitig. Man wird bei Laune gehalten. Im Prinzip ist das wie YouTube gucken, so ne bessere deutsche Sketch-Serie. So hohl, dass es schon wieder gut ist. Erreicht nicht wirklich das Niveau von Giermann, Kebekus und co., ist dafür aber halt ein ganz anderes Format, ein abendfüllender stimmiger Spielfilm und so was muss einem mit einer vergleichbaren Gagdichte erst mal gelingen. In der Hinsicht sehr ausgereift. An einen Lacher kann ich mich jetzt konkret nicht erinnern, aber doch so einige Schmunzler und halt diesen Unterhaltungsflash, gutes Tempo, bunte Farben und solcherlei. Diese Pro Sieben Ästhetik, die manchmal ja ein ganz guter Trip ist, wenn man gerade in der Stimmung für so was ist.

                              Etwas überbewertet ist der Film sicher, ich komm nun aber auch nicht umhin, den ganz gut zu bewerten. Er funktioniert halt auf seiner Ebene. Und so einen Hampelmann wie M´Barek mit einer Koriphäe wie Herfurth zu verkuppeln ist ja an sich schon ein reichlich komisches Bild. Man könnte ebenso gut die beiden Hauptrollen mit Jack Nicholson und Sabine von Circus Halligalli oder so besetzen, echt köstlich. Katja Riemann ist relativ furchtbar, spielt da auch jemand furchtbares, das kam bei mir also auch gut an. Jella Haase ist toll, wie man an meinem Profilbild sieht, und spielt auch hier wieder so grandios, dass viele sie sogar auf diese Rolle reduzieren oder sie mit der Rolle verwechseln. Uschi Glas mag ich, ich mag ja 70s Filme. Die Tänzerin und diesen Prolo-Jungen kannte ich noch nicht, haben mir aber auch gefallen. Sehr adäquates Chaos, diese Besetzung. Passt alles. Und dann so Highlights wie z.B. den Wholetrain oder überhaupt, warum er zur Schule kommt. Ein fragwürdiger, nicht in jeder Hinsicht sonderlich sympathischer Film, für dieses Genre aber kein schlechter. Irgendwo zwischen komisch, unfreiwillig komisch und traurig. Zum ein mal oder hier und da nebenbei gucken jedenfalls in Ordnung, solange man dabei nicht vergisst, dass es nur ein Film ist.

                              Und ja, es gibt auch sonst viel Staub, Romeo und Julia Aufführung, ein Gastauftritt von Haftbefehl oder so jemandem und der obligatorische Nazi darf beim deutschen Film auch nicht fehlen, dachte man so. Ich feier wirklich nur, dass der Film zündet, das kann, was er versucht. Das hat für mich bereits nen gewissen Wert, weil´s vielen anderen nicht so gelingt. Das war mal erfrischend positiv.

                              5
                              • 8 .5
                                pabloundtrish 02.03.2020, 16:39 Geändert 02.03.2020, 23:09

                                Grandioses Werk, wie soweit alles, was ich von Arild Fröhlich kenne. Er hat einen Blick für sehr bildhafte und wirksame Details, was er auch immer transportieren will. Mal subtil, mal voll auf die 12, so wie es eben passt. Ein unterschätzter Künstler.

                                Fatso fängt sehr klischeehaft an, hatte so in den ersten 10-20 min überlegt, ihn auch wieder auszumachen, aber dann entwickelt er sich doch recht rasch zu etwas ganz neuem.

                                Im Prinzip eine Anti Rom Com, so was können die Skandinavier ja gut. Der Junge ist verliebt und wird von ihr aber nur heißgemacht und in den Wahnsinn getrieben und hat noch so nen "besten Freund", der ihn null respektiert und eben pures Gift ist. Sein Vater ist auch komisch und seine ganze Welt, auch die Wohnungseinrichtung, in der er da wohnen muss. Und die Freunde seines Schwarms und irgendwie alle. Auch so manche fremde Leute, wie da beim Date-Szenario. Eine sehr drastische Tragödie, aber mit einem ebenfalls recht konsequenten satirischen Unterton. Was ja ein sehr heißes Eisen ist, etwas trauriges lustig zu verpacken und andersrum, da gilt viel Feinfühligkeit damit das klappt und die hat man hier.

                                Im Prinzip ein Freiheitskampf. Er ringt mit seinen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen, bemüht sich, die Welt zu verstehen und sich einzufügen. Und kanalisiert die Rückschläge mit viel Masturbation, seinem nerdigen Beruf (von zu Hause aus Bedienungsanleitungen übersetzen), aber auch einem sehr künstlerischen Output; seinen Cartoons. Die übertrieben horrormäßig und sexuell sind. Schön dargestellt, sehr fantasie- und kunstvoll. Ist ja ein schwieriges Feld, aber hier sehr gelungen. Sehr sinnbildlich mit ihm als großem Hecht, der aber immer von der Sittenpolizei gestoppt wird, man ist in diesen Sequenzen so voll in seinem Kopf.

                                Und er entwickelt sich tatsächlich, das ist halt auch mega. Zwar sehr schleichend und in seinem Rahmen, aber er macht sich. Auch wenn´s bis zum Filmende noch nicht vollendet ist, da ist Bewegung und Entwicklung drin.

                                Und der Film hat irgendwie auch keinen Zeigefinger, man wird einfach Zeuge des Geschehens. Bisschen so was zum selber nachdenken, sofern man sich mit einem der Personen identifizieren kann oder jemanden kennt, der so ist. Gibt keine Richtung, keine Lösung und genau so muss das da halt auch sein. Es passt einfach.

                                Sehr artsy ist es außerdem, seine nicht-animierten Träumereien und auch die Stilleben, Close-Ups, Dynamiken und so. Das ganze Design auch. Und die Charaktere, dass sein Kumpel so ein 70er Jahre Macker mit Schnauzbart ist und sie halt quasi die Verführung selbst, hält so sein Ohr auf, flüstert rein und halt so unzählige Einfälle. Aber halt alles in nem noch glaubwürdigen Rahmen. Und diese Tristheit auch so wunderbar eingefangen. Oder sein Absturz, wie er da versucht, auf der Party anzubändeln, so voll happy, aber irgendwie auch total verloren xD Man ist voll drin, ahnt aber gleichzeitig auch schon, dass da bald was passiert, wie so zwei Filme gleichzeitig. Alles perfekt. Einfach wieder mal ein Gesamtkunstwerk.

                                Viel Handlung, viel Spannung und Unterhaltung, dann auch noch so ne verstörende Wendung zum Schluss. Muss man unbedingt gucken. So ganz gelingt ihm der Spagat vielleicht nicht, der Film bedient sich ja teilweise auch selber an Klischees. Aber im Wesentlichen demaskiert und kritisiert er sie eher. Ein ziemlich unbequemer Film. Ich liebe so was.

                                1
                                • 5
                                  pabloundtrish 02.03.2020, 15:58 Geändert 02.03.2020, 23:05

                                  Recht langatmig und teilweise langweilig bis nervig, für mich die schwierigste Sichtung bisher in diesem Jahr. War schon froh, als das Geplätscher vorbei war. Aber durchgequält hab ich mich nicht, so was mache ich ja nur selten und nicht ohne guten Grund. Hat irgendwie was Seifenopern mäßiges, so GZSZ der Film. Gucke keine Seifenopern, aber so ist da mein Vorurteil. Und er ist auch in nem sehr deutschen Stil und das nicht unbedingt im besten Sinn. Alles so dumpfbackig und so ein ganz typischer Musikgeschmack und so xD

                                  Aber durchaus sehr authentisch, man ist gut drin und hat ja vielleicht auch schon öfter mal so Leute wie sie oder ihr Umfeld kennengelernt und sich mit denen für eine Weile ganz gut verstanden. Macht Lust auf Liebe, Sex und Berlin. Party, rumalbern und so was halt. Ganz gut transportiert. Auch technisch einfach gehalten, das passt, gibt soweit ein authentisches Feeling. Zumal ich die Orte auch alle kenne.

                                  Die Streits kommen immer ganz plötzlich und penetrant, da fehlt ein Spannungsbogen. So was gibt´s zwar, möchte man nur nicht unbedingt als Film.

                                  Und sie ist halt recht kindisch und hat ne Macke, was ja ganz knuffig ist und halt so halbsympathisch, aber auch da wurde nichts draus gemacht. Ihr erster Anfall ist mega, einer der paar Momente, mit denen mich der Film sehr gekriegt hat, als so aus dem Nichts der Laptop durch die Scheibe flog. Die weiteren Anfälle sind eigentlich soweit in nem normalen gesunden Rahmen und immer dasselbe. Da verspricht die Filmbeschreibung zu viel. Was schade ist, weil das sehr guter Stoff an sich ist. Eine Frau, die ihre Gefühle nicht im Griff hat, im Filmdrama-Kontext, hätte man sehr viel draus machen können.

                                  Sie braucht und sucht auch keine Liebe und hat nicht wirklich Probleme oder so, sondern hat´s eigentlich voll gut von allen Seiten, es fehlt soweit an nichts und sie weiß das im großen Ganzen auch. Ist mehr so Alltägliches, was sie hier und da reizt. Sehr seicht alles, aber dadurch auch leichtfüßig, auch Feelgood im guten Sinn, wenn man so will.

                                  Und die "Handlung" ist ne wilde Ansammlung sämtlicher Berlin-Klischees, allem voran Wohnungssuche und komplizierte Beziehungen und dann alles mit Drogen und Sex betäuben, viel U-Bahn fahren und dabei nachdenken, Grafikdesign, Flyer verteilen, ne Gallerie gibt´s auch und so Touris oder Zugezogene. Den Co-Workingspace für Jungunternehmer haben sie weggelassen, vermutlich, weil der Film selber in so was entstanden ist:D Aber sonst alles vollständig. Die Macher scheinen also Münchner oder so zu sein. Hab auch schon so manche nicht-deutsche Filme gesehen, die das Berlinflair etwas tiefgründiger und interessanter vermitteln, ein paar Details recherchieren oder so. Vermisst man hier.

                                  Im Abspann steht so was wie "nach dem sehr guter Film Prinzip gemacht", scheint was Dogma 95 artiges zu sein, irgendein Schema. Und so guckt sich das auch, etwas konstruiert, man spürt so Algorhitmen raus und so, was man vermutlich nicht sollte. Und dann immer ihre Gedanken aus dem Off, sollte wohl so nen Arthaus Touch kriegen, vielleicht am Himmel über Berlin orientiert. Bisschen Erotik, bisschen Herzschmerz und Hysterie. Zündet nicht.

                                  Man weiß irgendwie auch nicht, ob sie 15 oder 25 ist, ist schon sehr Jugendfilm aber trotzdem auch so komisch mitten im Leben. Ganz weirde Mischung.

                                  Ich denke, das ist so als Kultfilm für Leute angesetzt, die genau wie sie sind und dafür ist der Film auch sicher gut, vielleicht auch wichtig. Als Identifikationsding für ebensolche Gemüter, dass sie so wissen, sie sind auch wertvoll, besonders, nicht allein auf der Welt und bla.

                                  Darüber hinaus hat der Film aber leider keinen Tiefgang. War aber irgendwie durchaus sehenswert auf irgendeiner Ebene. Man begibt sich in so ne Welt, in die man sich auch live begeben könnte, die schon Spaß macht, aber nicht unbedingt was Dauerhaftes ist. Was aber natürlich nicht bedeuten soll, dass ich sie weniger liebe, nein, das natürlich nicht *Laptop festhalt* 👀💁‍♀

                                  2
                                  • 8 .5
                                    pabloundtrish 01.03.2020, 03:16 Geändert 01.03.2020, 14:57

                                    Insgesamt ein sehr gelungenes Werk. Schöne Idee, prima umgesetzt. Die Schauspieler gehen so, aber da gewöhnt man sich nach ein paar Minuten dran, zu schlecht sind sie ja nicht. Und sonst auch unterm Strich eigentlich soweit alles top.

                                    Nur die letzten zehn Minuten ruinieren im Prinzip alles. Mal so leicht gespoilert, er bereitet ein perfektes erstes Date vor, um ihr hysterisch fünfzig Arten von Spießigkeit aufzuzählen, die sie seiner Meinung nach besser gebrauchen könnte. Sie stoppt ihn irgendwann endlich, kurz bevor man selbst noch hysterisch wird und man denkt so ja geil, jetzt gibt sie ihm endlich ne Schelle und er wird wieder normal. Stattdessen gibt sie ihm direkt auf ganzer Linie recht, sie können natürlich mit einem mal nicht mal mehr befreundet sein und er muss gleich weit aus der Stadt.

                                    Und auch der Kerl, den er für sie ausgesucht hat, ist sofort gekauft, sie lässt sich direkt verkuppeln und es funkt auch. Gar keine Frage, der Funke springt einfach von hier nach da, sie schuldet es ihm, sich in den nächstbesten zu verlieben, er hat da ja so geheult beim Zwiebeln schneiden und dann muss sie auch heulen und so geht das natürlich nicht.

                                    Mächtig unglaubwürdig, der ganze Schluss. So bemüht dramatisch. Zumal sie eigentlich bis dahin immer eher die skeptische und kluge war, sehr entschlossen, selbstbewusst und halt mit so nem gewissen Profil. Wirkt so, als wär sie dann zum Schluss die, die ausgetauscht ist. Was ja wiederum cool wär, aber ich denke, so ist das leider nicht gemeint. Man wird es mit der Wendung versehentlich übertrieben haben, wie so versalzen gewissermaßen. Deckel hat sich gelöst, ups, Kilo Salz rein, egal, man kann ja eh nichts mehr machen und vielleicht fällt´s nicht auf.

                                    Und ihr Neuer ist dann voll der Sprüche-King, statt Bandpostern hat er Sprüche von diversen Sprücheklopfern an der Wand. So was wie Ende gut alles gut oder gut Ding will Weile haben, nicht genau das, aber so vom Prinzip und alle so boah was ist der klug vom Sprüche sammeln her. Dann kriegt er sie aber mit "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du schöne Augen hast?" und "Ich bin nur ehrlich" xD
                                    Und indem er groß und schlank ist und breite Schultern hat. Was ja irgendwie dem Prinzip des Films widerspricht.

                                    Bin kein großer Experte dafür, was durchschnittliche Teenie-Mädchen heutzutage an Handlung so kickt, vielleicht war das für die Zielgruppe auch genau so, wie es sein musste. Auf mich hat der Schluss eher komisch gewirkt.

                                    Aber das habe ich jetzt nicht gewertet, weil´s ja objektiv gesehen nur zehn Minuten sind und es immerhin auch eine Art von Aussage darstellt, wenn auch eine denkbar bananige. Es gibt sowieso eine gute Bewertung, weil unterm Strich ist er ja ein echt prima Film, der das so verdient. Sehr stimmig und unterhaltsam, auch ganz spannend und mal was anderes :-) Und auch echt süß gemacht. Man kann ihn ja kurz vor Ende ausmachen.

                                    Habe den Tipp aus einem dieser YouTube-Kanäle, Frau um die 30 getarnt als Teenagerin macht Buchreklame für Bestsellerliste A-Z, getarnt als Buchtipps, redet aber erst mal fünf Minuten überdreht und durcheinander, warum sie im Urlaub war oder ähnliches, schwer zu verstehen. Halt so ein ganz normaler Trendkanal mit achtzig trilliarden Klicks und neunzig trilliarden Kommentaren wie krass allen dieses Video aus der Seele spricht. Da hieß es, der Film könne mit dem Buch mithalten. Und dann war er noch in so ner Liste mit Romanzen drin. Nicht zu viel versprochen. Schön zu sehen, dass heutzutage beim Film auch noch so ganz eigene Ideen umgesetzt werden.

                                    3
                                    • Klingt echt extrem und radikal, bin dabei 👌

                                      3
                                      • pabloundtrish 21.02.2020, 17:08 Geändert 21.02.2020, 17:17

                                        Ein Kinn ist halt ein Kinn, aber die neue Rüstung sieht sehr apart aus. Sehr altertümlich mit den vielen Schrauben und Nähten, dieser Art Kapuze und der besonders überraschenden Zorro-Schnabelmaske. Wie ein mittelalterlicher Spion oder so. Und dazu passend die pathetische Zweitonmusik, die man ebenso wohl eher bei Historienkram, als bei Batman vermuten würde. Inwiefern das dann begeistern wird oder nicht, hängt vom Gesamtkontext ab. Es ist wieder ein ganz neuer Batman. Besser als dieser Robocop aus Superman v Batman jedenfalls. Wohl recht classy, ein überzeugender erster Eindruck. Das muss dann halt nur auch so in den Plot und ins Setting passen. Bin mal gespannt :-)

                                        1
                                        • 7
                                          pabloundtrish 21.02.2020, 15:58 Geändert 21.02.2020, 16:03

                                          Oberflächlich auch nur ein ganz klassisches Klamauk-Musical, wie sie damals beliebt waren.
                                          Inhaltlich etwas orientierungs- und handlungslos. In der ersten Hälfte sehr 08/15, dafür die zweite dann enorm überfüllt mit allerlei Gimmicks, Twists und Zufallsaction.
                                          Zu viele Musikeinlagen, dafür, dass man auch da sehr beliebig vorging. Zahlreiche Interpreten und Stile, mal gut, mal weniger gut.
                                          Und ja, auch handwerklich ganz schöner Trash.
                                          Unter der Oberfläche aber lebt der Film sehr von seinem Charme und seinen Ideen und Momenten. Die mal gelungen unterhalten, mal sogar so auf halber Flamme recht authentisch zünden. Teilweise sind´s echt gute Ideen, die aber nicht so gut präsentiert sind.
                                          Außerdem wird häufig so etwas gezeigt, wie beispielsweise wie Gangsta er sich dabei fühlt, ein wenig plakatieren zu gehen. Dieses "Was bin ich nur wieder für ein Schelm" Ding. Dann tatsächlich in Konflikt, mit was auch immer nicht legal Punk ist, Polizei, Verwandtschaft, Chef und derlei, ist aber wiederum gewöhnlicher Alltag. Bei so was kommt hingegen null Dramatik auf, alles stumpf abgefertigt.
                                          Und wenn sie improvisieren, improvisieren sie wie schlecht gescripted, gibt einem aber trotzdem ziemlich dieses Jam Session Gefühl.
                                          Sehr random alles. Es ist ein heiterer harmloser Jugendfilm, der wohl vor allem Spaß machen will und das kann er.
                                          Gerade durch die Ecken und Kanten ist es umso mehr ein Blick in einen fremden Kopf und eine andere Zeit. Es gibt echt schlechtere Werke. Persönlich mag ich Richy Guitar, so zum ein mal gesehen haben.
                                          Kein Film, aber ein guter.

                                          2
                                          • 10
                                            pabloundtrish 13.02.2020, 02:29 Geändert 27.07.2020, 06:13

                                            (Spoilert)

                                            Bin gerade bei der dritten Staffel, die ist mir nen Tick zu flach. Weil der Zirkel an vielen Enden so gar nicht authentisch ist, in ganz vielen Details, bis hin zu so was, wie Hexen, die Hexen verbrennen und lauter so Quatsch. Mehr wie eine Sekte, als ein Zirkel strukturiert und gehext wird auch meistens mehr so Marvel / DC mäßig. Was umso mehr reizt, da die Sumpfhexe und die Voodoopriesterin, also die Nebencharaktere, wiederum sehr authentisch sind. Man kennt sich also aus und zieht die Hauptgeschichte trotzdem so auf. Außerdem gibt's verglichen mit den bisherigen Staffeln mehr Logikfehler an sich. Alle sind sehr mächtig, mindestens zwei können auch Gedanken lesen und so, alle wollen die Oberste loswerden, aber durschauen sie nicht, unternehmen auch nichts, ganze 8-9 Folgen lang. Oder wie der Schütze erstmal mehrfach auf eine Nebenfigur schießt, damit sein eigentliches Ziel in Deckung gehen kann. Und insgesamt ist die Staffel sehr dick aufgetragen, viele Morde, viele Auferstehungen, Hexen reichen auch nicht, müssen noch Zombies her. Und jede Folge gefühlt 20 neue Episodengeschichten, man wird immer so in ne ganz andere Zeit und Handlung geworfen. Hier und da etwas schwierig. Aber dennoch sehr spannend und unterhaltsam. Das mit dem Jungen und seiner Mutter war natürlich sehr intensiv und überhaupt so seine Geschichte / Entwicklung. Und die neuen Charaktere gefallen mir auch sehr. Und einige echt coole Einfälle, z.B. die menschliche Voodoopuppe.

                                            Staffel 2 hat mir am besten gefallen, die war sehr authentisch und stimmig und mega spannend. Viele große Momente. Als er mit dem Teufel in den Ofen ist. Seine Experimente. Der Moment, wo und wie sich der Serienmörder zeigt, also man ihn selber mit ihren Augen erkennt und das dann plötzlich so ne Dynamik kriegt. Das Name Game. Der Todesengel. Alles ganz großes Kino. Zum Ende hin etwas ruhig, was aber gut ist, das verstärkt dieses Gefühl nach dem Sturm, macht es umso authentischer. Wie sie mit der Kamera in den Keller geht etc. Und immer dieses Dominique-nique-nique. Ah ich liebe die Staffel, schaue sie bestimmt noch öfter.

                                            Und die erste Staffel war so ne Art Einleitung, im Prinzip ein Kammerspiel in einem viktorianischen Spukhaus. Hat mir auch gut gefallen, das zankende Pärchen, die Rabenmutter mit ihrem Kind mit Down Syndrom, noch so ne Lovestory nebenbei und so. Vor allem eine erfrischend eigene Definition von Geistern, was mich hier gar nicht stört. Anscheinend besser umgesetzt, als beim Thema Hexen. Und es spitzt sich so dramatisch zu im Verlauf, so was mag ich auch.

                                            Insgesamt ist die Serie prima gemacht. Alles grandiose Schauspieler, tolle Musik, viele kluge und formschöne Dialoge. Einige Klischees bzw. Hommagen an diverse Klassiker gemischt mit vielen eigenen Einfällen und recherchierten Details. Also im Prinzip alles inklusive, was man sich halt so von einer guten Serie wünschen kann. Horror ist vielleicht viel gesagt, würde es bisher eher als Drama einstufen und relativ jugendfrei ab 12 oder 16 könnte es von mir aus auch sein. Wobei ein paar der späteren Staffeln, wie ich gehört habe, dann doch recht splatterig sein sollen. Merkt man hier aber noch nichts von. Auf jeden Fall ist AHS mal was anderes und ich bin sehr überzeugt davon. Verschlinge das richtig.

                                            Ich seh schon, ihr seid alle bereits in den 80ern, wollte das trotzdem mal loswerden^^ Und komm da ja auch noch hin.

                                            3
                                            • Ich find´s gerade überraschend anspruchsarm, dafür, was das für ein Werk sein soll. Nach Fingerabdrücken auf dem großen Stein braucht man nicht zu gucken, weil ist einfach so. Lieber stattdessen das angebliche überlebende Opfer nicht mal direkt zum Tatort zwecks Sachverhalt, sondern einfach völlig grundlos in unmittelbare Nähe des Tatorts bestellen. Halt so ein bisschen das Opfer ärgern, damit auch alles ins Bild passt. Der angebliche Täter konnte ihren Freund mal eben überwältigen, sie aber musste er laufen lassen. Fällt keinem Ermittler auf, ist auch einfach so. Aber dass sein Vater gefasst wirkt, das ist sehr verdächtig. So viel zur ersten Minute der Ermittlungen. Aber Nastassja Kinski spielt prima und ich steh drauf, wie die Leute damals geredet haben, echt hübsche Worte benutzt. Fashion und so passt auch, insgesamt eine schöne Zeitaufnahme. Deswegen gucke ich mal weiter und vielleicht wird´s ja noch besser. Falls nicht, ist es schwierig. Ich mag auch Unterhaltung und kenn mich null mit Krimis oder Polizeiarbeit aus, aber selbst mich erschlägt diese herbeikonstruierte Ernüchterung schon vom ersten Moment an. Ein bisschen so, als hätte das ein Kind geschrieben. Also die Ermittlung, bis dahin war es ja spannend. Jetzt muss der Film nach dem ungünstigen Start die Kurve kriegen und einiges wieder rausreißen, damit man irgendwie wieder reinkommt.

                                              1
                                              • 7 .5

                                                Berlin ´36 ist zwar nicht so mega unterhaltsam, aber hat mich trotzdem gut abgeholt. Er ist sehr stilecht und hübsch, wie man schon am Cover sieht, also alles so classy 30er. Wüsste nicht, bei welchem Film über das dritte Reich darauf noch so geachtet wurde. Hochsprung ist auch mal was anderes. Die Story ist wie gesagt eher entschleunigt, aber man ist mittendrin. Quasi so ne Art Kammerspiel, überwiegend in diesem Sporthaus, was zum kennenlernen und näher kennenlernen der Charaktere und einige Wendungen und so genutzt wird. Spitzt sich trotzdem noch ziemlich dramatisch zu, dass sie dabei ist und ihren eigenen Kopf hat, ist ein ziemliches Pulverfass mit großen Auswirkungen. Also auf seine Art ist der Film echt sehr spannend. Und mit so ner ganz klugen Symbolik, sie merkt selber, dass sie verlieren soll, statt dass es ihr gesagt wird, es wird sein Oberkörper gezeigt, dass man weiß, er ist ein Junge oder die Kamera filmt ein paar Sekunden so dran vorbei, wie ein Ladenbesitzer für die Touris den Judenstern vom Schaufenster wischt mit so Nazis drumrum postiert. Man merkt die Bedeutung von Fotos und wie da kommuniziert wurde, dass er zum Beispiel noch nicht weiß, wer die Meisterschaft gewonnen hat usw. Finde ich prima, dass der Film auf so was setzt, das entfaltet noch mal ne gewisse Echtheit. Ist auf jeden Fall ein Geheimtipp, vor allem auf objektiver Ebene. Ich denke, warum er sich nach "nur" 6 Punkten angefühlt hat, hat der letzte Kommentar gut auf den Punkt gebracht. Er ist wohl wirklich etwas konventionell gestrickt. Hat aber auf jeden Fall einiges richtig gemacht und man ist gut mit dabei.

                                                3
                                                • 7 .5
                                                  pabloundtrish 20.02.2019, 13:32 Geändert 20.02.2019, 15:16

                                                  Erst mal fand ich Masucci sehr schlecht besetzt, weil er im Vergleich zu anderen Hitler-Darstellern nicht wirklich so aussieht und auch nicht wirklich so redet. Aber da kommt man schnell rein, weil er nen relativ guten Job macht und vor allem ist das prima gescripted, die Denk- und Redensart bekommt hier viel Tiefgang und Authentizität, wie man es sonst wohl nirgendwo findet. Und er ist vom Vokabular und Wissensstand und so relativ stilecht noch in den 40ern. Also es ist mal ein anderer, aber kein schlechter Hitler. So nach 20 Minuten ist man voll drin und kauft ihm das alles ab.

                                                  Dadurch kriegt das natürlich auch so ein bisschen Horrorfilm-Charakter, zieht sich so ein cringiger Subtext durch. Zumal offen gelassen wird, ob er es wirklich ist. Und wie man damit überhaupt umgehen soll. Das Thema wird von vielen Seiten beleuchtet und es diskutiert so ein bisschen mit seiner eigenen Moral, ist so semi system-, gesellschafts- und medienkritisch konstruiert. Verhält sich selbst aber halt auch so ähnlich und auch das sehr bewusst.

                                                  Hitler ist hier Witzfigur und Außenseiter, er macht Karriere, aber nicht im politischen Sinn und kriegt auch mal auf die Nuss. Passt halt einfach nicht in die Zeit. Hat man hier quasi wie so einen neuen Daniel Küblböck gezeichnet. An der Stelle wär auch inhaltlicher Tiefgang nicht schlecht gewesen, den dramatischen historischen Aspekt oder auch seinen eigenen Leidensweg nicht so runterzubrechen, wobei das vielleicht besser ist, als damit zu übertreiben, wie Riemann sagt, kommt das ja bereits Schulkindern schon wieder aus den Ohren raus. Und man wollte es ja als Komödie machen. Aber so eine leichtdosierte sporadische Vertiefung hier und da wär vielleicht sinnvoll gewesen. Im Stil des Films, nicht mit der Moralkeule, aber nen Tick schärfer. Wobei das atmosphärisch immerhin sehr gelingt. Masuccis Art als Hitler ist auf jeden Fall ganz schön psycho.

                                                  Er ist wieder da liefert inhaltlich viele Ideen und Details in einem spannenden originellen Plot. Humoristisch eine ziemliche Gag-Dichte, die weder aufdringlich, noch schüchtern noch zu konstruiert wirkt. Teilweise mit etwas Trash-Charakter, aber für eine Komödie ein echt guter Film. Vor allem kam nichts abgedroschenes oder peinliches vor, ein paar Klischees, aber nichts oder verschwindend wenig aus dem Baukasten. Die Musik finde ich auch sehr schön gewählt und gemacht, zwar nichts Besonderes, aber gut durchdacht und eingesetzt. Schauspielerisch so ähnlich, man findet hier keine Meisterleistung, aber auch nichts störendes. Bis auf das häufige "ach er is ja so witzig", wenn er irgendwas macht oder sagt. Das wird hier schon ziemlich affig und hysterisch umgesetzt, aber ist halt nur ein Detail. Und es ist ein sehr aufwendiger Film. Einige, zum Teil auch selbstgebaute Sets, die vielen Gastauftritte und so.

                                                  Es bewegt sich von sehr authentisch gelungener Mockumentary über Sendung im Film, dann Buch im Film, dann Film im Film, zwischendrin noch ne Odyssee durch Deutschland, geht halt ziemlich ab, wird aber nicht zu chaotisch, sondern bleibt stimmig. Das Grundschema erfindet das Rad nicht neu, so vom Handlungsverlauf her eher klassisch, aber in dem Rahmen ist da was sehr originelles entstanden. Die ganzen Fersehfuzzis heißen mit Vornamen wie im richtigen Leben, bekommen aber sehr pathetische Nachnamen wie Bellini und Sensenbrink. Herbst macht dann auch noch mal seinen Stromberg-Hitler. Also irgendwie so ne Parodie auf alles. Vor allem ist Hitler gut eingesetzt, zieht in der türkischen Reinigung blank, wirft die N-Bombe auf so ne Nazi-Kneipe und so. Ziemlich genial alles. Der Schluss und die Szenen in der Redaktion sind ziemlich deutsch, aber das meiste mehr so zwischen Borat und so ein bisschen auf Sparflamme auch Der Diktator. Und so gediegeneren Komödien mit großer Gagdichte, wie man sie aus Skandinavien und Frankreich kennt.

                                                  Und es ist eher für anspruchsvolles Publikum. Denke mal daher das MP Prädikat "Viel diskutiert". Wir leben in so ner Zeit, wo es nie genug über jede Grenze gehen kann, außer es wird kreativ. Kreativität ist inzwischen so das große Minenfeld, was eine Kontroverse erst ausmacht. Kann nie extrem genug sein, außer es ist nicht innerhalb der Standards und schreibt dem mündigen erwachsenen Publikum alle fünf Minuten seine Meinung vor. Brauchen inzwischen wohl viele und sonst erhitzt es sie. Es ist halt eins dieser Werke, was man verstehen oder grade nicht verstehen muss, aber nichts dazwischen. Aber es hält der Gesellschaft auch sehr den Spiegel vor, im Prinzip appelliert es sehr an gewisse Leute, ihr Mindset zu überdenken, zu reflektieren, nicht wie Hitler zu sein. Indem es sie schockt, dass man sich hier mit ihm identifizieren soll. Brauchen sicher auch manche, also gewissermaßen füllt diese Methode ne Sozialisierungslücke. Aufklärung gibt´s längst genug und für die, bei denen sie nicht gereicht hat, gibt´s diesen Film, der mal ohne großen Zeigefinger auf persönliche Ebene geht. Wobei der Film auch sehr antifaschistisch ist, nur halt auf seine Art. Es wird sehr deutlich gemacht, dass einer der Hintergründe für den Film die Problematik des neuen Rechtsrucks ist und die NPDler werden sehr ad absurdum geführt. Es wird halt nur nicht etikettiert, sondern erwartet, ein bisschen selber hinzusehen.

                                                  Er wird wohl vielen zu links und vielen nicht links genug sein, weil es inhaltlich halt authentisch ist. Der Name ist Programm, er ist wieder da. Nicht mehr und nicht weniger.
                                                  Es wird alles in einen Topf geworfen, weil´s halt in dem Kontext, der damit wohl gemeint ist, auch so ist. Jeder war mal klein und harmlos, in allen Ecken kann jemand auf welche Art auch immer amoklaufen, wenn er sich ewig lang missverstanden oder verstoßen fühlt oder so. Außer, jeder achtet auf sich und sein Umfeld, dann muss keiner mehr auf andere achten. Das ist dann halt präventiert.
                                                  So in etwa ist hier die Botschaft. Nichts neues, aber für viele halt nicht so naheliegend oder bequem, also sehr daseinsberechtigt.

                                                  Meine Frequenz war das auf jeden Fall, immer wenn ich einen Aspekt vermisst hab, wie zum Beispiel die jüdische Großmutter, kam der irgendwann noch. Für Leute, die das gerade schätzen, wenn es künstlerisch in den Kaninchenbau geht und die es gerade enttäuscht, wenn man sie unterschätzt und nach dem Baukastenprinzip zu befriedigen versucht, kann ich den Film sehr empfehlen. Ist mal was anderes. Kein cineastisches Meisterwerk, aber ein überaus gelungener und relativ kluger Unterhaltungsfilm.

                                                  4
                                                  • 3
                                                    pabloundtrish 19.02.2019, 00:35 Geändert 19.02.2019, 01:21

                                                    Der Film geht echt prima los, aber sinkt dann im Minutentakt immer mehr ab, bis es ab irgendwann nur noch unangenehm ist.

                                                    Erst mal das schmerzhafteste, er ist wirklich selten spießig. Keine Ahnung, ob ich so was schon mal gesehen hab. Aber zu allem Übel halt noch auf so ne Art, die anscheinend versucht, cool zu sein. Luftgitarre spielen, Oma mit Born to be wild Jacke (er selber "Rock Rules") uvm. bis bin hin dazu, jemanden im Laden darauf hinzuweisen, dass die Tasche ins Schließfach gehört, obwohl man da selber nur einkauft. Frau mit Nippelpiercing, natürlich auch absolutes No-Go für alle. Das reinste Elend, diese übermäßige Spießigkeit.

                                                    Und der Film ist sehr intolerant, auf so ne Art, wie sie schon vor fünfzig Jahren nicht durchkam, aber in dem Kaff wohl noch sehr präsent ist. Italiener heißen Spaghetti, Asiaten Sushi, ist auch voll witzig, dass jemand schwul ist, wieder jemand wird wegen seiner weiblichen Seite verstoßen und so Statements halt. Am krassesten war wohl, wo der Schwarze so geredet hat, wie man es sich halt vor fünfzig Jahren vorgestellt hat. Hat man dann so zu relativieren versucht, indem es genauso lächerlich gemacht wurde, wie der Bayer englisch redet aber meh. Die Frau, die geschlagen wird, wird natürlich von dicken Männern im gerippten Unterhemd geschlagen und es ist so ne Art Messie-Wohnung mit leeren Bierflaschen, soll wohl darauf anspielen, wie man sich dort Unterschicht oder Arbeitslose vorstellt. Also diese ganze cringy Denkweise zieht sich halt auch volle Kanne quer durch den Film. Ist aber offenbar gut gemeint alles, man versucht irgendwie, kein Arsch mehr zu sein, thematisiert so alles, was man im Newsfeed sieht ein mal durch, um auch mal interessiert mit dieser Weltoffenheit zu experimentieren und bewegt sich halt in Babyschritten vom tiefsten Mittelalter Richtung Spätmittelalter. Bleibt aber erstaunlich viel Luft nach oben, also mit so was hätte ich wie gesagt seit etwa den frühen 80ern nicht mehr gerechnet. Nicht in einer Filmproduktion.

                                                    Der Humor an sich ist sporadisch wie gesagt gelungen, der trockene schwarze Humor am Anfang, der sich auch im Handlungsverlauf ein paar mal vereinzelt noch zeigt, gefällt mir sehr gut, die meisten Witze sind aber auch nur peinlich. Man suhlt sich zum Beispiel bei drei verschiedenen Leuten in drei Szenen irgendwie so humoristisch einfach nur darin, dass sie nackt sind. Das ist fast so ein Running Gag und ungefähr so guckt sich das. Puh. Ich merke gerade, ich hab das meiste, vielleicht auch schlimmste, zum Glück schon verdrängt. Aber ich fand den Film echt schwierig. Würden keine Fernseher und Laptops im Film vorkommen, also wenn man nicht sehen würde, dass es da so Fenster zur Welt gibt, würde man die den Machern des Films gerne schenken wollen.

                                                    Auch handwerklich ist alles so Filmhochschule mäßig. Schauspielerisch eher so Klamauk. Soundtrack auf Nummer sicher zwischen Beatles und AC/DC, die eigene Filmmusik dann ziemlich verkackt < ja, man kann auch mit drei Tönen am Synthesizer einiges falsch machen, zumindest hier kann man das. Das Kunstverständnis auch sehr auf Sparflamme, man hat halt Hirschgeweihe, Bronze- und Gipsreplikafiguren und Stühle in verschiedenen Stilen, also im Prinzip genau das, was man auf der ersten Seite beim Requisitenverleih so aufgetischt kriegt. Bis auf das Polizeiauto vielleicht, das war ganz interessant, und dass der Rektor einfach mal so einen Bock aus der Sporthalle mitgehen lassen hat, hatte auch was. Aber so in guten neun von zehn Fällen, nicht so originell.

                                                    Und ansonsten halt saufen, rumballern und bla, aber auch nicht so konsequent oder stilvoll, wie bei manchen anderen Filmen. Eher dünne Story und alles wirkt irgendwie konstruiert. Man will witzig und krass und cool und sonstwas sein, aber das meiste sind trockene Dialoge und so was.

                                                    Und irgendwie ist auch alles so glatt und oberflächlich. Die Charaktere bleiben gleich, es passiert nicht viel, kommt einfach keine wirkliche Spannung auf. Der Film liefert durchaus ein paar gute Ideen und Statements, das mit der häuslichen Gewalt hatte zum Beispiel was oder der BDSM-Keller. Aus dem Mord an sich und seiner Hintergrundgeschichte hätte man auch was machen können. Es gibt auch viele Zankereien, zwischen einer Verdächtigen und dem Mordopfer und so und vor allem zwischen dem Protagonisten und so ziemlich jedem in seiner Familie und seinem privaten und beruflichen Umfeld, da hätte man ganz viel draus machen können, ist aber alles "scho recht". Das wird reihenweise einfach nur so mäßig umgesetzt und gar nicht richtig vertieft, sondern überwiegend halt nur so präsentiert und spätestens, wenn es gerade anfängt zu wirken, schon wieder abgefertigt. Größtenteils war der jetzt einfach nur ermüdend bis unangenehm.

                                                    Man hat sich aber schon ein bisschen Mühe damit gegeben und sich zwischendrin auch immer mal wieder ganz gut selbst auf die Schippe genommen. War keine leichte Entscheidung, aber im Endeffekt gebe ich ihm großzügige drei Punkte.

                                                    Kann aber natürlich auch sein, dass ich den Film zu ernst nehme oder einfach nicht so den Zugang zu hab. Manches war wie gesagt objektiv gut, manches hat mir auch persönlich gefallen. Kann auch nachvollziehen, warum er bei manchen Leuten zündet, aber bei mir jetzt nicht.

                                                    3