RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

  • 7
    über Flow

    Die Academy hat ein wunderbares Signal gesendet, in dem sie diesem kleinen, mit viel Herzblut realisierten Projekt den Oscar verliehen hat. Nur selten durchbricht mal ein Film das bisweilen ermüdende Quasi-Monopol von Disney/Pixar in der Kategorie. Darauf darf man sich durchaus etwas einbilden. "Flow" ist in jederlei Hinsicht ein wenig speziell, doch genau das macht ihn so reizvoll.

    In dieser malerisch anmutenden Postapokalypse, in der aus unerfindlichen Gründen das Wasser immer höher steigt, wird kein einziges Wort gesprochen. Das ist aber auch gar nicht nötig, Dramaturgie und Gruppendynamik entfalten sich auch so. Die possierlichen Tierchen, die eine höchst eigenwillige Interessensgemeinschaft bilden, sind zweifelsfrei schlauer als der Durchschnitt, werden aber längst nicht komplett vermenschlicht. Man hat hier einen guten Mittelweg gefunden. Über das große Ganze erfährt der Zuschauer nichts, der Film beschränkt sich ausschließlich auf den Überlebenskampf der "Bootsbesatzung", alles andere wird nicht thematisiert. Zugegeben, das ist nicht immer ganz spannend und die Szene auf dem Berg gegen Ende lässt ein paar Fragezeichen zurück, doch die Atmosphäre ist grandios.

    Die eigenwillige Optik mit ihren bisweilen schwammigen Texturen und schwankendem Detailgrad wirkt zunächst gewöhnungsbedürftig, hat aber durchaus Charme. (Erinnert fast ein wenig an die beiden "Zelda"-Spiele "Breath of the Wild" und "Tears of the Kingdom" für Nintendo Switch.) Besonders die Vegetation und die Lichteffekte genügen auch höheren Ansprüchen. Man darf nicht vergessen, dass die Animationen mit der Open-Source-Software Blender erstellt wurden und nicht mit sündhaft teurer Spezialsoftware.

    Ein sympathischer Film mit Seele, der nicht immer jeden Ton genau treffen mag, allerdings die um ein vielfaches höher budgetierte Konkurrenz aus Hollywood nicht fürchten muss.

    2
    • 5

      Alieninvasion aus interessantem Blickwinkel. Wäre man gegen Ende nicht übermütig geworden und die Logiklöcher nicht so groß, hätte aus "Control Room" trotz geringem Budget richtig etwas werden können. So bleibt eine spannende Prämisse, aber auch viele merkwürdige Entscheidungen.
      Die größten Stärken entfaltet der Film in den Momenten, wenn er als Kammerspiel auftritt. Wenn nur Punkte auf der Karte verfolgt werden (was wie ein Computerspiel aus den 80ern aussieht) und im Kontrollraum schwere, fast schon unmenschliche Entscheidungen getroffen werden müssen, dann wird durchaus Spannung aufgebaut. Vorschriften kollidieren mit Gewissensentscheidungen, unterschiedliche Meinungen prallen aufeinander, das Konfliktpotenzial steigt minütlich, die Lage ist ernst und wird zunehmend hoffnungslos. Trotz der sehr beschränkten Mittel ist das bis dahin gut gemacht. Je mehr man aber den Aktionsradios erweitert, desto schwächer wird der Film. Die Aliens - meist nur Silhouetten aufgrund eines Tarnmodus - sind lächerlich und von den Kampfszenen und Effekten sollte man gar nicht erst reden. Mit unübersichtlicher Kamera und Dunkelheit wird versucht das mangelnde Budget in den Actionszenen etwas zu kaschieren, es gelingt aber nicht wirklich. Die größte Frage dürfte sein, wieso in der Kolonie keinerlei Sicherheitspersonal und nicht eine einzige Waffe vorhanden ist. Das ist ja quasi eine Einladung zum Überfall. Ergibt null Sinn. Hauptdarstellerin Loreto Mauleón als Verantwortliche Olivia, die furchtbare Entscheidungen treffen muss, um noch größeres Unheil abzuwenden und dabei längst nicht so kalt ist, wie sie anfangs scheint, spielt gar nicht übel. Der restliche Cast reiht sich im Mittelfeld ein.
      Viel verschenktes Potenzial. Besonders die letzte halbe Stunde ist phasenweise peinlich.

      3
      • 6

        Disneys filmische Interpretation zweier (zumindest im englischsprachigen Raum) sehr bekannter Geschichten ist charmant gezeichnet und wird meist von einer fast schon liebenswerten Naivität getragen. Sonderlich spektakulär ist sie aber nicht und abgesehen von den letzten Minuten in Sleepy Hollow auch eher zahnlos.

        Part 1 ist eine Version von "Der Wind in den Weiden", bei der sich der verantwortungslose Luftikus Taddäus Kröte von einem Schlammassel ins nächste begibt und stets von seinen treuen (man könnte auch sagen treudoofen) Freunden gerettet werden muss. Diese unverbesserliche Figur ist einigermaßen unerträglich und macht es schwer wirklich mitzufiebern, ein paar nette Ideen und Gags sind aber vorhanden, eine brauchbare Moral eher nicht.

        Part 2 handelt vom eigenwilligen Lehrer Ichabod Crane in Sleepy Hollow und hat oft eher etwas von einem Musical. Eine scheinbar harmlose und tendenziell eher lahme Anekdote, die am Ende aber erstaunlich Fahrt aufnimmt. Die Darstellung des Kopflosen Reiters im dunklen Wald hat durchaus Stil und ist überraschend düster. Damals hat man Kindern mehr zugetraut als heute.

        Alles nett gemacht und für die damaliger auch Zeit auch sehr hochwertig, aber im internen Disney-Ranking der Klassiker sicher nicht unter den Top 10 zu finden.

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        • 6 .5
          RaZer 26.07.2025, 10:20 Geändert 26.07.2025, 10:23

          Nette 90er-Komödie, die noch so ein wenig das Flair der 80er versprüht und insgesamt wunderbar unbeschwert daherkommt. Für Chris Farley gilt dasselbe wie beispielsweise für John Belushi: Was hätte da noch kommen können, wenn er sein Leben etwas besser im Griff gehabt hätte. Farley war kein genialer Schauspieler, aber er hatte diese natürlich witzige Ausstrahlung. Seine Faxen und Blödeleien wirkten nie künstlich oder überdreht, man nahm ihm immer ab, dass er wirklich so ist.

          „Tommy Boy“ ist insgesamt eine softe, manchmal etwas naive, aber stets liebenswerte Mischung aus Comedy und Road Trip, bei der vorschriftmäßig alles schief geht, was schief gehen kann. Einige Gags sind vorhersehbar, andere sind wirklich gut. Was sie alle eint, ist das Fehlen jeglicher Boshaftigkeit dabei. Es ist Familienunterhaltung, aber sie ist nicht so kitschig und schwülstig, als dass man das hier nicht ertragen könnte. Farley als dämlicher, aber gutmütiger Unternehmersohn und David Spade als biederer Erbsenzähler sind ein amüsantes Gespann.

          Als Ablenkung für einen grauen Regentag bis heute problemlos geeignet.

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          • 7 .5

            Eindeutig der bislang beste "F4"-Film, was allein erstmal keine Kunst darstellt, wenn man die Konkurrenz bedenkt. "The Fantastic Four: First Steps" ist ein wenig anders, als die meisten anderen MCU-Filme, allein der 60er-Jahre-Nostalgiefaktor dieser alternativen Erde sorgt für ein besonderes Feeling. Das ist durchaus angenehm und hat Charme. Stilistisch bleibt es aber eine lupenreine Comicverfilmung, die leider nicht immer ganz glückliche Entscheidungen trifft.

            Sehr positiv ist hervorzuheben, dass es kein Origin-Film ist. Nur ein kurzer Rückblick in Form eines Fernsehbeitrags erzählt schnell die Entstehungsgeschichte, die Gruppe ist längst in den Alltag der Menschen integriert. Alltag ist ein gutes Stichwort, denn gerne hält sich der Film damit auf. Besonders Sues Schwangerschaft nimmt zu Beginn einigen Raum ein. Ob das eine clevere Entscheidung war, darüber lässt sich sicher streiten. Eigentlich gibt es in Filmen nichts schlimmeres als schwangere Frauen und neugeborene Babys, weil damit stets viel Kitsch, Pathos und Klischees einhergehen, das ist hier leider nicht anders. Sues Wehen kommen beispielsweise an einem höchst ungünstigen Zeitpunkt, aber wer Hochschwanger ins All fliegt... Die Gruppendynamik ist dafür angenehm intakt. Es gibt keine künstlichen Konflikte, auch keine essenziellen Existenzkrisen (auch nicht bei Thing, der hat sein Schicksal akzeptiert), die Truppe funktioniert einfach. Einigermaßen gelungen ist Galactus als Gegenspieler. Eindrucksvolle Antagonisten sind im MCU immer noch rar gesät, aber dieser Gigant mit seiner bedrohlichen Aura hat durchaus seinen Reiz. Wenn er am Ende durch die Häuserschluchten spaziert, habe ich ehrlich gesagt auf die Power Rangers mit einem Megazord gewartet. Das zerstört zwar etwas die Atmosphäre, ist aber durchaus amüsant. Der Silver Surfer als rechte Hand macht sich auch ganz solide.

            Beim Cast kann man Marvel nur gratulieren, das sind absolute Volltreffer. Keine komischen Ideen oder absurde Konstruktionen um irgendeine Quote zu erfüllen, einfach nur Comicnähe und Sympathie. Pedro Pascal und Vanessa Kirby werten ohnehin jeden Film auf, doch auch der Rest schlägt sich wacker. Es könnte ein großer Schritt sein das MCU wieder in die Spur zu bringen.

            Der Film ist nicht perfekt, manchmal sogar etwas zäh, doch Atmosphäre, Cast und Optik sind grandios und retten das manchmal etwas merkwürde Script. Fakt ist, dass diese Fantastic Four sehr gerne wiederkommen dürfen, ganz im Gegensatz zu den früheren Varianten.

            4
            • 6 .5

              Zunächst mal ist es positiv zu bewerten, dass James Gunn hier nicht wieder beim Urschleim anfängt, sondern Superman in der Welt längst etabliert ist. Jeder kennt inzwischen die Anfänge der Figur. "Superman" von 2025 ist kein komplett typischer Vertreter der Filmreihe, denn das vermeintlich stärkste Metawesen der Erde präsentiert sich hier doch erstaunlich verletzlich und angreifbar (auch ohne Kryptonit).

              Um es ehrlich zu sagen, Kal-El kommt hier wir eine ziemliche Pussy rüber. In jedem Kampf bekommt er derb auf die Fresse und benötigt Unterstützung, das ist auf Dauer etwas lächerlich. Schön und gut die Figur vielleicht etwas zugänglicher und nicht hoffnungslos overpowered darzustellen, aber seine Gegner sind jetzt auch nicht der Knüller, sondern nur Spielzeuge von Lex Luthor. Die Intrige und Rufmordkampagne des gleichermaßen brillanten, wie verblendeten und besessenen Superman-Erzfeindes hat Dramaserien-Niveau und strotzt vor Bosheit und Kalkül. Die durchgeplante Zerstörung des Mythos "Superman" auf allen Ebenen soll nichts dem Zufall überlassen. Leider sorgt das auch dafür, dass in der ersten Filmhälfte recht wenig passiert, außer dass die Stimmung immer weiter in den Keller rutscht. In der zweiten Hälfte ist dann mehr los, dann beginnt auch die obligatorische Zerstörungsorgie, doch so richtig grandios ist das alles nicht. Hin und wieder blitzen ein wenig Humor und Selbstironie auf, was der oft lächerlichen Story massiv hilft. Ein echtes Highlight wird aus dem Film aber dennoch selten, dazu wirkt er bisweilen zu unrund. Daran ändert auch Krypto nichts, obwohl er es versucht. Manchmal ist auch zu viel Pathos und Melodramatik drin, wenn ich da beispielsweise an die Kinder mit der selbstgebastelten Superman-Flagge denke. Das verursacht eher Fremdschämen als Gänsehaut.

              Der Cast macht einen guten Job. David Corenswet mimt einen mustergültigen Superman mit all seinen Idealen, Stärken und Schwächen. Nur Schade, dass sich etwas zu sehr auf seine Schwächen gestürzt wird. Auch Rachel Brosnahan in der Rolle einer ziemlich toughen und schlagfertigen Lois Lane ist nicht übel. Ob man diese Frau unbedingt zuhause haben will, steht auf einem anderen Blatt. Der obsessive, dem Wahnsinn nahe Technokrat Lex Luthor bekommt von Nicholas Hoult durchaus Leben eingehaucht. Manchmal etwas nah am Overacting, aber sehr leidenschaftlich. Hoults Problem ist nur, dass er eigentlich zu nett wirkt für so eine Rolle. Ein kleines Highlight ist ansonsten noch der kurze Auftritt von Milly Alcock, der Lust auf mehr macht.

              Sonderlich schlecht ist hier eigentlich nichts, aber vieles auch nicht gut genug. Die Story scheitert ein wenig an ihrem Anspruch Superman weniger super wirken zu lassen. Das ist oft zu verkrampft vorgetragen und gipfelt schlussendlich in einem mittelmäßigen Showdown, in dem Kal-El abermals jede Hilfe braucht, die er kriegen kann. Aber die Justice Gang hat was...

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              • 5
                über Darlin'

                Auch der dritte Teil der "Dead River"-Filmreihe um einen Kannibalenstamm schlägt einen anderen Weg ein und platziert sich irgendwo zwischen Drama, Coming-Of-Age-Film und Thriller, die etwas abgefuckte Note bleibt aber auch hier erhalten. Sonderlich spannend ist "Darlin'" leider nicht geraten.
                Darlin‘ wurde von dem Stamm, von dem eigentlich nur noch die namenlose Frau (erneut gespielt von Pollyanna McIntosh) übrig ist, am Ende von Teil 2 gewissermaßen "adoptiert", als sie bereits sprechen konnte und im Prinzip in der normalen Gesellschaft bereits sozialisiert war. Dementsprechend ist sie nicht ganz so abgefuckt drauf, wie ihre Adoptivmutter. Nun sucht sie als Teenagerin ihren eigenen Weg und landet verwildert und geistig unterentwickelt in den Händen der Kirche. Leider ist die Einrichtung ebenso fragwürdig wie ihr Leiter und natürlich hat die liebe Kannibalenmama kein Interesse das Töchterchen einfach so ziehen zu lassen. Der Grund dafür wird bald offensichtlich, ist aber nicht besonders originell. Es fehlt insgesamt ziemlich an Drive, die meiste Zeit plätschert alles vor sich hin. Etwas Kirchenkritik hier, ein kurzer Gewaltausbruch da und viele Szenen über Darlin‘s Weg zurück in die Gesellschaft. Der niedliche Wildfang wird von Lauryn Canny gut gespielt und kann nach einiger Zeit durchaus Sympathien beim Zuschauer wecken. Trotzdem erscheint es weitgehend belanglos und das Ende mutet mal wieder seltsam an.
                Zahnloser Abschluss einer Reihe, die mal ziemlich krass Begann.

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                • 5 .5

                  Besser inszeniert als der teils laienhafte Vorgänger "Beutegier", allerdings geht "The Woman" auch in eine andere Richtung. Hier sind nicht mehr die Kannibalen das Problem, sondern die "zivilisierten" Menschen.
                  Hinter der schillernden Fassade dieser vermeintlich perfekten Familie lauert ein verstörendes Klima der Angst und Unterdrückung. Vater Chris Cleek, ein Narzisst, Chauvinist und Fanatiker zwängt alles und jedem in sein abstruses Weltbild und macht so seinen Angehörigen das Leben zur Hölle. Die Atmosphäre auf dem Grundstück ist gruselig und gezeichnet von jahrelanger, psychischer und physischer Gewalt. Bisweilen trägt der Film leider zu dick auf und macht sich teils ein wenig lächerlich. Gerade Teile des Endes sind sehr abenteuerlich und übermütig. Trotzdem ist es interessant zu sehen, wie die brutale Kannibalin aus Teil 1 plötzlich in gewisser Weise zur Sympathieträgerin wird. Die Frau will sich nicht zähmen lassen, das wird allzu bald klar. Abseits von Pollyanna McIntosh ist der Cast leider höchst mittelmäßig, was den Film oft eher auf Soap-Niveau runterzieht.
                  Interessanter Ansatz für die Fortsetzung eines Kannibalenfilms, die handwerkliche Umsetzung ist trotz deutlicher Steigerung zum oft lausigen ersten Teil dennoch höchst mittelmäßig.

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                  • 4

                    Wäre „Beutegier“ ein italienischer Horrorfilm aus den Siebzigern, denn exakt so sieht er aus, könnte er vermutlich einen gewissen Kultstatus für sich beanspruchen. Für einen Film aus dem Jahr 2009 bleibt da aber nur Mitleid und unfreiwillige Komik übrig.

                    Der Kannibalenstamm erinnert äußerlich an eine nervig witzige Großfamilie, die zum Fasching gemeinschaftlich als Gruppe Höhlenmenschen auftritt und jedem stolz erzählt, dass sie die Kostüme selbst entworfen hat. Die ganze Nummer wirkt völlig absurd. Trotz drastischer Szenen und der Abwesenheit von Humor ist das Ganze irgendwie schlichtweg lustig. Die Szenen in der Höhle beispielsweise haben eher etwas von einem mittelmäßig budgetierten Theaterstück. Alles sehr unbeholfen.

                    Eindeutig nicht der abgefuckte Horror, der er gerne wäre. Verbissene Ernsthaftigkeit gepaart mit kompletter Inkompetenz, das reicht zumindest für soliden Thrash.

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                    • 3

                      Was ein abgründiger Thriller sein soll, ist in erster Linie mal wieder eine Abhandlung über menschliche Blödheit im Medium Film. So nihilistisch und fies die Story auch sein möge, durch absurde, unglaubwürdige Handlungsweisen und geradezu böswillig dämliche Idiotie sämtlicher Protagonisten kommt da keine Spannung zusammen. Und es ist auch nicht so, dass der Cast hier aus dem obersten Regal kommt.

                      „Shuttle“ beginnt als vermeintlich simple Entführung und enthüllt nach einem lächerlichen Twist seine wahren Absichten. Es ist schon erkennbar, dass der Film gerne unangenehmes Terrorkino wäre, er tut viel dafür und schont seine Figuren nicht, leider ist praktisch jede Aktion im gesamten Verlauf unglaubwürdig und die Inszenierung erreicht dabei allenfalls das Niveau einer TV-Produktion. Peyton List kann man noch am wenigstens vorwerfen, bei ihrer Figur schaltet sich zumindest ab und an mal eine zweite Synapse zu, dennoch ist das von der Regie über das Drehbuch bis zum Cast eine ziemliche Bankrotterklärung.

                      Verschwendete Lebenszeit, in der man etwas Sinnvolleres hätte machen können wie Dodos schnitzen oder einem Bonobo beibringen Tuba zu spielen.

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                      • 5 .5

                        Das Klischee vom anmutigen Einhorn, das auf dem Regenbogen herbeireitet und Freude verbreitet, bekommt hier dezent ein paar Risse. Leider ist „Death of a Unicorn“ längst nicht die selbstironische Trashperle, die es hätte sein können. Der Film will eher als Fantasyhorror mit ein paar Comedyelementen und Kapitalismuskritik wahrgenommen werden. Das funktioniert eher leidlich und der wohlklingende Cast wird gleich komplett verschwendet.

                        Es passiert ja nun nicht alles Tage, dass man ein Einhorn überfährt, aber wie es der Zufall so will, bekommt die versnobte Familie eines Pharmakonzerns das Vieh in die Hände und will natürlich prompt den großen Reibach machen. Klar, selbst Lord Voldemort wusste die heilende Wirkung von Einhornblut zu schätzen. Der sich ergebende Konflikt zwischen den mustergültigen Kapitalisten und der einsamen Rebellin, die die Ausbeutung für falsch hält, wirkt viel zu aufgesetzt und verkrampft. Das Problem schleppt der Film generell mit sich herum. Die Gags sind meist eher Müde, allzu blutig wird es auch nicht und das Level an Sarkasmus und Selbstironie ist längst nicht hoch genug.

                        Die größte Enttäuschung dürfte Paul Rudd sein, der als unterwürfiger Arschkriecher seinen Charme niemals ausspielen kann, doch auch Jenna Ortega erscheint heillos unterfordert als Tochter mit leichter Punk-Neigung und idealistischer Weltvorstellung. Von den beiden Namen erwartet man mehr, aber sie dürfen augenscheinlich nicht mehr zeigen. Will Poulter ist der Einzige, der wenigstens ein Bisschen Spaß haben darf. Der einzig tatsächlich Zurechnungsfähige in dem Haus ist eigentlich Anthony Carrigan als Hausangestellter Griff.

                        Da bleibt nicht viel hängen, was bei dem Plot wirklich eine Schande darstellt. Hätte ironischer Trash vom Feinsten werden können, aber man hat sich sauber im Anspruch verrannt irgendwie mehr sein zu wollen. Hat nicht funktioniert.

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                        • 7

                          Den eigenen Sinnen nicht mehr vertrauen zu können, muss die Hölle sein. Was ist real? Was ist Einbildung? Spielt die Psyche einen Streich oder passiert das gerade wirklich? „Fear of Rain“ erfindet das Genre das Psychodramas/-thrillers nicht neu und arbeitet etwas verkrampft eine „Rear Window“-Adaption ein, die nur wenig Kreativität erkennen lässt, dennoch greifen die Zahnräder insgesamt gut ineinander.

                          Die bedauernswerte Rain hat es wirklich nicht leicht, überall folgt ihr das Unglück und sie kann nicht mal wirklich sagen, was davon echt ist. Der Film versucht mit diesem Stilmittel zu spielen und den Zuschauer selbst miträtseln zu lassen, einige Hinweise sind allerdings nicht sonderlich subtil. Manchmal ist recht schnell klar, wohin die Reise geht. Der große Trumpf des Films ist sein unaufdringlicher Cast, der trotz der fiesen, tragischen Story nicht ins Overacting verfällt. Besonders Madison Iseman spielt den gebeutelten Teenager sehr sympathisch, man wünscht ihr einfach, dass ihr Martyrium endlich ein Ende hat. Bei Katherine Heigl bleibt in erster Linie der Eindruck hängen, dass sie an einen der unbegabteren Beautydocs geraten ist.

                          Keine Revolution und schon viele Klischees, aber letztlich ein grundsolider Genrebeitrag: gut inszeniert und gespielt, auch selten langweilig und vor allem keine arrogante Zuschauerverarsche.

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                          • 5
                            RaZer 09.07.2025, 22:37 Geändert 09.07.2025, 23:55

                            Der mittlerweile siebte Teil der Reihe versucht sich etwas gesund zu schrumpfen, nachdem man sich zuletzt doch etwas verhoben hat mit der sich immer mehr ausweitenden Geschichte. Besser ist dadurch aber nichts geworden, „Jurassic World 4: Die Wiedergeburt“ ist ein weiteres müdes, einfallsloses Sequel, das fröhlich die Copy-Paste-Taste drückt und wie in jedem Vorgängerfilm eine Gruppe Menschen sehenden Auges ins Verderben rennen lässt. Immer dieselben Fehler, immer dieselben Szenen, es ist einfach ermüdend.

                            Eine weitere Insel mit ominöser Dinoforschung wird aus dem Hut gezaubert, ein weiterer (absurder) Grund konstruiert, warum man unbedingt eben genau dorthin muss und jede Klischee-Figur, die so ein Projekt laut Hollywood beinhalten muss, ist ebenfalls vertreten. Dass man gänzlich auf Charaktere aus den Vorgängern verzichtet, um hier gefühlt eine Art Neustart zu wagen, erweist sich als Eigentor. Der direkte Vorgänger wurde hauptsächlich von dem Gefühl der Nostalgie gerettet, den Bonus gibt es hier nicht. Und weil man in den vorhergehenden Teilen offenbar noch nicht genug mit DNA-Experimenten herumhantiert hat, treibt man es hier vollends auf die Spitze. Da gibt es dann halt irgendwie fliegende Raptoren und ein bizarres Riesenvieh, dass eher ins Monsterverse passen würde. Wenn hier am Ende noch King Kong oder Godzilla vorbeigeschaut hätten, wäre wohl niemand überrascht gewesen. Generell ist hier keinerlei Liebe mehr zu den Sauriern zu spüren.

                            Die Story läuft komplett nach Schema F, schon nach kurzer Zeit lässt sich praktisch jede Szene vorhersehen. Ja, natürlich gibt es einige nette Actionszenen, aber da steckt kaum Seele drin, geschweige denn Kreativität. Das merkt man auch dem Cast an, der bei seinen Klischee-Charakteren einfach Dienst nach Vorschrift macht und die Gage einstreicht. Es wird sehr offensiv mit Scarlett Johansson geworben, kein Poster kommt ohne sie aus, ehrlicherweise kann (oder darf) sie den Film aber nicht an sich reißen. Sie ist eine Mittläuferin mit durchschnittlicher Screentime wie die anderen Beteiligten auch, eine echte Hauptfigur gibt es eigentlich nicht. Den Handlungsstrang mit der Familie, die unfreiwillig Teil des Geschehens wird, hätte man komplett weglassen können. Er bietet keinerlei Mehrwert, dafür nervige Figuren und zieht die Handlung in die Länge. Und dann kommt auch noch ein tierischer Sidekick dazu, sind wir hier bei Pixar oder was? Das Drehbuch ist erbärmlich, wer die sechs Vorgänger gesehen hat, kann sich den Teil hier einfach selbst zusammenpuzzeln.

                            Es überrascht mich, dass Steven Spielberg bei der Franchise noch immer an Bord ist. Eigentlich müsste er sich zu Dreck ärgern, wie diese ursprünglich so großartige Idee inzwischen ausgeschlachtet wird. „Jurassic World 4: Die Wiedergeburt“ beweist endgültig, dass man keinerlei Ideen hat was man noch erzählen soll und sich offenbar auch gar nicht die Mühe machen will. Es ist ein 08/15-Monsterfilm, der nett aussieht, aber weder Respekt vor dem Original zeigt, noch den Eindruck erweckt, als wäre ihm das wichtig. Fünf Punkte für die Optik und den Cast, da bin ich echt großzügig.

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                            • 5

                              Eine Kajaktour in ein Gebiet zu unternehmen, das nachweislich von Kannibalen bevölkert wird, ist die ideale Aktivität für Touristen, die richtig was erleben wollen. Und die Jury für die Verleihung des Darwin Awards kann sich ganz nebenbei auf neue Kandidaten freuen. „River of Blood“ bietet Standardkost im Bereich der Backwood-Slasher, aber immerhin ist das Ambiente sehr ansprechend. Hätte eine nette Naturdoku werden können mit all den schönen Landschaftsaufnahmen, wenn nicht zwischendurch ein paar Menschen abgeschlachtet werden würden, aber die Natur ist ja bekanntlich auch grausam.
                              Die vier Touristen, die scharf auf etwas Nervenkitzel sind und nebenbei natürlich Soap-mäßig Probleme (inklusive Dreiecksbeziehung) mit sich herumschleppen, sind wirklich beeindruckend gut ausgerüstet für eine Übernachtung tief im Dschungel. Am besten ist Jasmines lila Kleidchen, das selbst nach der ein oder anderen Jagd durch den Dschungel noch tiptop aussieht, immerzu perfekt sitzt und schön die prallen Möpse zur Geltung bringt. Muss aus Mythril sein. Die Figuren sind nicht komplett unerträglich, der Cast gibt sein Bestes, aber viel ist hier nicht rauszuholen, es ist mal wieder ein Klischeefestival. Und natürlich ist eine von den Weibern schwanger, sonst fehlt ja die Dramaturgie. *augenroll* Neue Maßstäbe in Sachen Gewalt setzt der Film übrigens nicht, manches passiert im Off und auch sonst ist die Nummer weitgehend gemäßigt unterwegs.
                              Neben den netten Naturbildern ist es am ehesten die unfreiwillige Komik, die den Film hier rettet. Im Gedächtnis wird er nicht bleiben.

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                              • 4 .5

                                Ich bin weder mit der kasachischen Kultur, noch mit der dortigen Filmbranche vertraut, aber „Steppenwolf“ ist ganz unabhängig davon eine seltsame Angelegenheit. Mit stoischer Gelassenheit führt der Film seine beiden kaputten Protagonisten durch eine karge, postapokalyptisch anmutende Umgebung voller Gewalt und menschliche Abgründe und mischt dabei Drama, Thriller und Neo-Western. Klingt erstmal gar nicht übel, ist stilistisch aber höchst eigenwillig erzählt und hinterlässt insgesamt mehr Fragen als Antworten.

                                Die verzweifelte Mutter, die geistig offenbar selbst noch auf dem Stand eines Kindes ist und stets nur schwach vor sich hinmurmelt, ist eine ebenso sonderbar anmutende Figur, wie der undurchsichtige Folterknecht der hiesigen Polizei, der sich aus irgendwelchen Gründen dazu entschließt bei der Suche nach dem Sohn zu helfen. Der gesamte Film ist kalt, sowohl menschlich, als auch atmosphärisch. Es ist fast so, als würde er in einer tristen Parallelwelt spielen. Leider ist trotz ordentlichem Handwerk praktisch alles an der Inszenierung anstrengend, sowohl die quälend langsame Erzwählweise, als auch das oft kaum nachvollziehbare Verhalten der Figuren laden nicht gerade zur Unterhaltung ein.

                                Vermutlich kann man hier munter über Metaphern und Symboliken philosophieren, besonders über die Bedeutung des Titels und die offen vorgetragenen Referenzen zu Hermann Hesses Werk. Mir ist das aber zu mühsam an der Stelle, dafür haben mich die Figuren und der Erzählstil nicht genug abgeholt, um da noch Zeit reinzustecken.

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                                • 6
                                  über Guns Up

                                  Ist nicht das erste Mal, dass Kevin James versucht von seinem charmanten Teddybär-Image loszukommen, schon in „Becky“ 2014 wollte er als brutaler Anführer einer Nazi-Gang eine andere Seite von sich zeigen und sah gar nicht schlecht dabei aus. Hier führt er nun ein Doppelleben als spießiger Familienvater und Schuldeneintreiber für eine Gangsterbande. Er macht’s auch hier gut, für seine Statur ist er wirklich erstaunlich fit. Ansonsten ist „Guns Up“ ein 08/15-Actionfilm, der fröhlich von Klischee zu Klischee hüpft, sich aber dank schwarzem Humor und einer soliden Inszenierung am Leben hält.

                                  Die Vita von Regisseur Edward Drake liest sich bislang einigermaßen gruselig, außer den kranken Bruce Willis auszubeuten, ist ihm bislang nicht viel gelungen, insofern ist „Guns Up“ doch überraschend vorzeigbar. Mit viel ironischer Doppelmoral und einem charmanten Twist um Rays Frau Alice kommt im Verlauf richtig Leben in die Bude. Während Ray seine Kinder auf eine katholische Schule schickt, ihnen das Fluchen verbietet und mit einem Minivan (die schlimmste jemals erfundene Fahrzeugklasse) durch die Gegend fährt, also einen Spießervater direkt aus der amerikanischen Vorstadthölle darstellt, führt er als Ex-Cop ein dubioses Gangsterleben voller Gewalt und dunkler Geschäfte, weil man ja mit ehrlicher Arbeit kein Geld verdient und seine Kinder nur das Beste verdient haben. Buhu. Moralisch ist das Ganze immer wieder fragwürdig, aber das juckt in dem Genre niemanden, Hauptsache es knallt und der Unterhaltungswert stimmt und da steht der Film definitiv nicht mit leeren Händen da. Es wird ein Bisschen viel über den Wert der Familie gequatscht, hätte mich nicht gewundert, wenn Dominic Toretto kurz im Dodge Challenger vorbeigefahren wäre und anerkennend genickt hätte.

                                  Kevin James ist wie schon erwähnt gut dabei, Christina Ricci stielt ihm hier aber unerwartet die Show. Ein superlässiger Auftritt. Und weil man noch einen Sympathieträger nebenbei gebraucht hat, gibt sich Luis Guzmán die Ehre. Das funktioniert soweit.

                                  Wenn man als Zuschauer nicht zu viel darüber nachdenkt, ist diese rustikale Actionkomödie ganz in Ordnung. Der Cast arbeitet gut, der bissige Humor entlarvt die absurde Story bisweilen selbst und die Kampfszenen sind solide.

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                                  • 5
                                    RaZer 06.07.2025, 15:39 Geändert 06.07.2025, 19:56

                                    In der Welt würden vermutlich einige Dinge besser laufen, wenn Jungs wie diese tatsächlich an der Macht wären. „Heads of State“ hat als Buddy-Movie viel Potenzial, trifft aber leider zu viele falsche Entscheidungen um nur von der guten Chemie zwischen Cena und Elba Leben zu können.

                                    Die traurig schlechte Story mit den übermächtigen Gegenspielern und der lächerlichen Verschwörung sorgt hauptsächlich für genervtes Augenrollen. Unbegrenzte Ressourcen, überzogener Technikfirlefanz aus Tony Starks Werkstatt, ein globales Überwachungssystem, das von einem einzigen Hacker vollends übernommen werden kann und natürlich sind die Bösen auch zu jeder Zeit einen Schritt voraus. Immerhin verzichtet man dabei nicht völlig auf einen gewissen ironischen Unterton, dennoch ist das Drehbuch ein einziges, peinliches Ärgernis. Damit könnte man in dem Genre leben, wenn außenrum alles passen würde, doch da hapert es leider ebenfalls. Die meist künstlich wirkende Hochglanzoptik und das allenfalls mäßige CGI der Actionszenen sorgen dafür, dass hier das Gefühl einer lieblosen Comicverfilmung vermittelt wird. Das gesamte Projekt wirkt zu steril und KI-generiert.

                                    Idris Elba und John Cena als höchst unterschiedliche Staatmänner geben ein grandioses Gespann ab, keine Frage, so richtig austoben dürfen sie sich aber nur selten. Es dauert nicht lange und sie müssen ihre Kompetenzen an die obligatorische Badass-Bitch abgeben, ohne die so ein Film heute nicht mehr auskommen darf. Priyanka Chopra Jonas hat als toughe MI6-Agentin die Hosen an, wirkt aber die meiste Zeit wie ein lästiger Fremdkörper. Aus Paddy Considine als fieser Oberboss der Gegenseite holt man auch zu wenig raus.

                                    Ein Film ohne eigene Ideen, der sich verzweifelt von Klischee zu Klischee hangelt und darauf vertraut, dass seine beiden Hauptakteure schon irgendwie alles retten werden. Hätten sie vermutlich sogar gekonnt, wenn man ihnen mehr Platz gelassen hätte und die Inszenierung nicht allzu oft einem billigen TV-Film ähneln würde.

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                                    • 6 .5

                                      Für eine britische Komödie ist etwas zu wenig Biss und etwas zu viel glattgebügeltes Hollywood enthalten, aber nach einem etwas zähen, unbeholfenen Beginn kann „Deep Cover“ dennoch gut unterhalten.
                                      Die Story ist vom Start weg lächerlich und reitet durch absurde Zufälle seine verpeilten Protagonisten immer weiter ins Elend. Eigentlich sehr amüsant, aber oft doch etwas zu brav. Trotz netter Ansätze, Sprüche und Ideen ist man von den Briten eigentlich noch etwas mehr schwarzen Humor gewohnt, aber Amazon stand da mangels Mutes gewiss ein wenig auf der Bremse. So bleiben viele Szenen hinter ihren Möglichkeiten. Wenn man die Besetzungsliste liest, ist das verschenkte Potenzial geradezu absurd.
                                      Man konnte hier Leute wie Bloom, Bean, Considine und McShane gewinnen, dazu zeigt sich Bryce Dallas Howard nach ihrem irritierenden Auftritt im ohnehin katastrophal schlechten „Argyle“ wieder in Form, aber es wird kaum jemand wirklich von der Kette gelassen. Am ehesten darf Orlando Bloom sich ein wenig austoben. Als erfolgloser Schauspieler, der mittels Method-Acting den harten Hund mimt, hat er noch die größten Freiheiten. Das Ensemble macht Spaß, aber die angezogene Handbremse ist deutlich zu spüren.
                                      Gut, aber nicht so gut, wie er hätte sein können, wenn sich der britische Stil hier vollends hätte entfalten dürfen.

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                                      • 6 .5

                                        „The Amateur“ ist so ein wenig die Nerd-Version von „Jason Bourne“. Die hochintelligente Hauptfigur kann nicht wirklich mit Waffen umgehen, aber ein IQ von 170 ist durchaus ein scharfes Schwert. Ein netter Ansatz, aber es fehlt ein wenig die Dynamik um zwei Stunden Laufzeit zu füllen.

                                        Sobald es um Geheimdienst-Geschichten geht, überdreht Hollywood in aller Regel komplett, hier versucht man das Ganze allerdings halbwegs ironiefrei am Boden zu halten. Das gelingt ganz solide, auf überzogene Hackerskills und sonstige Technikspielereien kann man aber nicht gänzlich verzichten. Die Story rund um überschrittene Kompetenzen, Machtmissbrauch und illegale Operationen ist ein alter Hut, aber immer gerne genommen, wenn man sonst keine Ideen hat. Charles Heller, der geniale Analyst, wird nach dem Tod seiner Frau ganz bewusst zum Störfaktor im System und muss sich auf seine Art durch die Abgründe der CIA kämpfen. Einige Ideen sind dabei ganz nett, dennoch plätschert der Film oft nur so dahin und natürlich kommt man nicht ohne Logiklöcher aus.

                                        Rami Malek spielt meistens solche etwas verschrobenen Figuren, das steht ihm auch gut, mehr als eine Standardperformance liefert er hier aber nicht ab. Die Auftritte von Laurence Fishburne und Jon Bernthal zeigen die andere, rustikalere Seite der Agency, allerdings muss man sich die Frage stellen, wie sinnvoll ihr Erscheinen hier ist. Besonders Bernthal ist allenfalls schmückendes Beiwerk und kann absolut nichts zur Handlung beitragen. Was für eine Verschwendung.

                                        Ein Agententhriller nach Maß, der lediglich durch seine vergleichsweise untypische Hauptfigur etwas aus der Masse heraussticht. Solide inszeniert, handwerklich gut, doch nichts, was längere Zeit im Gedächtnis bleibt.

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                                        • 5 .5

                                          Allmählich müsste sich die Filmbranche mal ein neues Horrormotiv einfallen lassen, die Nummer mit den Clowns ist einfach durch. "Clown in A Cornfield" ist ein Slasher nach Vorschrift, ganz dem Geist der Achtziger und Neunziger entsprechend, die das Genre maßgeblich geprägt haben. Ale hätte man die Uhren einige Jahre zurückgedreht. Das bedeutet viele Klischees, aber durchaus auch etwas Selbstironie.

                                          Die verschlafene Kleinstadt mitten im Nirgendwo der USA ist eine gewohnte Location für das Genre: kaum Handyempfang, schräge Vögel, gelangweilte Teenager, unfähiger Sheriff und sonderbare Traditionen. Da fallen ein paar Killerclowns erstmal gar nicht weiter auf. Die Dynamik ist okay, es wird nichts unnötig in die Länge gezogen und Nebenhandlungen beschränken sich ebenfalls auf ein Minimum, das hat man schon wesentlich schlechter gesehen. Natürlich kommt der Film nicht ohne unfreiwillige Komik in Form von dämlichen Entscheidungen aus. Sich vor bewaffneten Verfolgern, die u.a. eine Kettensäge dabeihaben, in einem Holzschuppen verschanzen zu wollen, ist eindeutig nicht clever. (Nebenbei irritierend, dass die Clowns trotzdem so lange brauchen um reinzukommen...) Und wenn man dann noch in der Lage wäre mit einer Gangschaltung umzugehen, tja... Das Motiv und die Auflösung des Ganzen sind eher billig, aber immerhin irdischen Ursprungs. Handwerklich ist die Inszenierung okay, auch der Cast erscheint erträglich. Besonders Quinn wird von Katie Douglas einigermaßen sympathisch dargestellt und mimt nicht die zickige, herablassende Teenie-Tochter, obwohl sie unfreiwillig in dem Kaff gelandet ist.

                                          Solide Arbeit, nicht mehr. Die Nähe zu Eli Roths "Thanksgiving" lässt sich kaum leugnen, aber der gehört ja überraschenderweise auch zu den besseren Vertretern des Genres.

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                                          • 5 .5

                                            "Echo Valley" ist mehr robustes Drama als prickelnder Thriller, mit ein paar kleine Überraschungen hinten raus. Leider ist die Story etwas zu konstruiert und überzogen, um vollends überzeugen und unterhalten zu können.

                                            Das Leben von Kate Garrett auf einem abgeschiedenen Pferdehof ist nicht leicht: schwierige Finanzlage, geschiedener Mann, tote Lebensgefährtin, psychische Belastung und dazu auch noch eine drogenabhängige Versagerin als Tochter. Das ist ein bisschen zu viel um noch glaubwürdig zu sein, die Gemengelage strotzt vor Klischees und übertriebenem Schwermut. Und die gnadenlose Verblendung ihrer Tochter gegenüber zieht Kate noch tiefer in den Abgrund. Atmosphärisch ist die Inszenierung nicht übel und die ein oder andere fiese Wendung kann zumindest dafür sorgen, dass das Interesse beim Zuschauer nicht vollends abhandenkommt. Doch je länger man darüber nachdenkt, desto mehr Lücken ergeben sich hier. Gerade der (immerhin dramaturgisch nette) Twist am Schluss lebt schon sehr von Zufällen und absurd zusammenpassenden Zahnrädern. Am Ende bleiben Zweifel, ob die Beteiligten hier ihre Lektion gelernt haben. Die letzte Szene deutet eher nicht darauf hin.

                                            Julianne Moore agiert definitiv besser, als es das Drehbuch hergibt. Die hart schuftende, verzweifelte Mutter, deren Leben in Scherben liegt und die einfach nur versucht weiterzumachen, nimmt man ihr durchaus ab. Dieser Figur wird nichts geschenkt, aber sie weiß sich durchaus zur Wehr zu setzen, obwohl es zunächst nicht danach aussieht. Ihre Tochter ist leider nicht der Anker, den sie sich wünscht. Sydney Sweeney mimt die durchtriebene Junkie-Tochter gar nicht schlecht (bin nicht sicher, ob das ein Komplement ist), ihre Screentime ist aber weitaus geringer, als es der Plot suggeriert. Das meiste muss Moore stemmen, aber das ist gewiss kein Fehler.

                                            Nicht so gut, wie Plot und Cast es ermöglicht hätten. Es gibt charmante Spannungsspitzen, aber auch viele seltsame Entscheidungen.

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                                            • 9

                                              Der bizarre Mikrokosmos, der im Verlauf der "John Wick"-Reihe ans Licht kommt mit seinem weltweit agierenden, wohl organisierten Killernetzwerk, das von diversen Gruppierungen und Organisationen gespeist wird und jede Menge Regeln und Riten mitbringt, bietet auch abseits von Johns Feldzug reichlich Platz. Der erste Versuch in diese Lücke zu stoßen, kann sich absolut sehen lassen. "Ballerina" mag inhaltlich (wenig überraschend) kein großer Wurf sein, doch hinsichtlich Action und Unterhaltungswert läuft die Maschine auf allen Zylindern.

                                              Die Story rund um ein Mädchen, das seine Familie auf brutale Weise verliert und auf Rache sinnt, ist trotz einiger Wendungen oberflächlich und kaum der Rede wert, fügt sich aber gut in das Filmuniversum ein. Stilistisch folgt der Film der Originalreihe mit eher dunklen Schauplätzen, knallharten Kills und astrein durchchoreographierten Actionszenen. An manchen Stellen sind Regisseur Len Wiseman und sein Team bei den Fights sogar kreativer als die Vorbilder, wenn ich da beispielsweise an die Szenen im Waffenladen mit den Granaten oder den grandiosen Showdown mit dem Flammenwerfer denke. Da geht dem geneigten Actionfan das Herz auf, völlig egal wie realitätsfern und überzogen das oft sein mag. Die Dynamik passt, zwischen atemloser Hatz gibt es auch mal Verschnaufpausen, doch selbst die sind nicht langweilig. John tritt natürlich auch irgendwann in Aktion, allerdings lässt sich dabei eine gewisse Verkrampfung nicht leugnen. Man hat schon Mühe ihn sinnvoll in die Geschichte zu integrieren, das ist ein ziemlich steif konstruiertes Gebilde. Dafür darf er Eve einigermaßen lässig ihre Grenzen aufzeigen und sogar aktiv ins Geschehen eingreifen. Die Show stiehlt er ihr aber nicht, er gibt sich mit der Rolle als Sidekick zufrieden. Das ist Eves Kampf.

                                              Bei Ana de Armas gerate ich regelmäßig ins Schwärmen, nicht zum ersten Mal präsentiert sie sich die entzückende Kubanerin als Kampfamazone, aber so sehr austoben wie hier, durfte sie sich nie zuvor. Tolle Vorstellung: stark, aber nicht herablassend, cool, aber nicht arrogant, sexy, aber nicht billig. Woran andere Schauspielerinnen regelmäßig scheitern, wenn sie Actionheldinnen spielen sollen, gelingt ihr spielend. Eve kämpft geschickt, clever und schmutzig, um ihre körperlichen Nachteile auszugleichen und jongliert dabei mit jeder Art von Waffe nicht weniger lässig, als ihre männlichen Gegenstücke. Zugleich bewahrt sie sich einen Funken Menschlichkeit, wenn es die Situation erfordert. Ein paar Veteranen der Reihe schauen zur allgemeinen Freude auch mal vorbei, Ian McShane bringt als Winston sogar den Stein hier erst so richtig ins Rollen. Die Gegenspieler sind leider nicht der Rede wert, Fieslinge vom Reisbrett, hier mit latent faschistischer Note.

                                              Es gibt keinen Grund das Spin-Off nicht zu mögen, wenn einem das Original zusagt. Stylische Action, sympathische (Anti-)Heldin, wenig Leerlauf und hoher Wiedererkennungswert dank bekannter Schauplätze und Cameos. Eve Macarro darf gerne wiederkommen, sie ist eine echte Bereicherung für das Universum.

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                                                RaZer 10.06.2025, 20:46 Geändert 24.06.2025, 17:02

                                                Für eine Alienrasse, die nur fürs Jagen und Kämpfen lebt, verliert sie am Ende ihre Auseinandersetzungen doch erstaunlich oft. "Predator: Killer of Killers" zeigt drei unterschiedliche Szenarien, in denen je ein Predator mit eigener Spezifikation (Berserker, Assassin und Pilot) den Kampf gegen lohnenswerte, menschliche Ziele sucht. Das ist dramaturgisch gar nicht schlecht, die Qualität der Szenen schwankt allerdings.

                                                Die Ausflüge in die Zeit der Wikinger und Samurai sind solide bis gut, die Anekdote mit dem Piloten aus dem Zweiten Weltkrieg fällt dagegen etwas ab. Alle Szenen eint, dass sie ziemlich auf Klischees aufbauen, aber das sei an der der Stelle geschenkt. Das kleine Team-Up am Ende mutet etwas absurd an, ist aber durchaus unterhaltsam. Der Animationsstil ist gewöhnungsbedürftig, besonders den Figuren gehen ein wenig die Details und die Seele ab, doch direkt schlecht ist die Optik nicht, nur eben speziell. Rasant und blutig geht es zur Sache, gerne auch mal sehr übertrieben und unrealistisch, das ist der Luxus, den man sich beim Trickfilm leisten kann. Übrigens erscheint es etwas abenteuerlich, dass die Predator-Spezies ihre schlimmsten Feinde konserviert und damit ihr ganz persönlicher Albtraum nur einen Systemausfall entfernt ist. Könnte in Zukunft noch lustig werden.

                                                Solide Erweiterung des Universums und eindeutig besser als einige der "Predator"-Realfilme.

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                                                • 7 .5

                                                  Nach neun Jahren Pause tritt der autistische Buchhalter wieder in Aktion, mit Zahlen hantiert er diesmal aber noch weitaus weniger, als im ersten Teil. In "The Accountant 2" ist Blei das bevorzugte Arbeitsmaterial und trotz holpriger Story gibt es am Unterhaltungswert wenig auszusetzen.

                                                  Die unnötig verschnörkelte und manchmal etwas konfus anmutende Geschichte gerät recht schnell zur Nebensache, das ist vielleicht auch ganz gut so. Primär dreht sich der Film um die ungleichen Brüder Christian und Braxton Woulff, die nach langer Zeit mal wieder gemeinsam arbeiten und so einige Probleme im zwischenmenschlichen Bereich haben. Die Dynamik dahinter ist gut, es gibt herrlich viel trockenen Humor, Sarkasmus und fiese Sprüche. Beide haben ihren ganz eigenen Vogel und auch die Außenwelt darf bzw. muss daran teilhaben. Das inhaltlich maue Drehbuch kann von den soliden Actionszenen und dem motivierten Cast zwar nicht gerettet werden, doch es zieht den Film damit immerhin nicht runter.

                                                  Ben Affleck tut es außerordentlich gut eine Figur zu spielen, die nicht zu großen Emotionen fähig ist, denn spielen kann er sie ohnehin nicht. Er füllt diese für ihn dankbare Rolle wie schon im Vorgänger gut aus und sorgt für einige nette Gags, die er staubtrocken raushaut. Dass Jon Bernthal diesmal mehr Screentime bekommt, ist eindeutig der größte Gewinn der Fortsetzung. Er nutzt hier stark seine Rolle als Frank Castle und garniert sie mit einer guten Portion Selbstironie. Eine grandiose Vorstellung. Brauchbare Gegenspieler mit Ausstrahlung gibt es leider nicht, der Story fällt recht spät ein, dass der Feind vielleicht ein Gesicht bräuchte. Etwas lächerlich mutet auch Christians Hacker-Truppe an, mehr Klischees kann man nicht komprimiert vortragen.

                                                  Lange nicht perfekt, aber trotz wirrer Story und etwas Überlänge meist ziemlich unterhaltsam, besonders dank des ungenierten Humors und des sympathischen Brüder-Gespanns.

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                                                  • 5

                                                    Diesen Weg ins Nimmerland will definitiv niemand nehmen. "Peter Pan's Neverland Nightmare" hat erstaunlich wenig mit den traurig schlechten Horrorinterpretationen alter Disney-Klassiker wie "Winnie the Pooh: Blood and Honey" oder "The Mouse Trap" zu tun. Der hier gezeigte Peter Pan ist keine billig pervertierte Fantasyfigur in schlechtem Halloween-Kostüm, sondern ein sehr realer Wahnsinniger mit einer nicht weniger verstörenden Tinkerbell an seiner Seite. Daraus ergibt sich ein amtlicher Horrorthriller voller abgefuckter Szenen, irgendwann wird das Rad allerdings etwas überdreht.
                                                    Der psychotische Killer scheint seit Jahrzehnten in der britischen Provinz zu wüten und Jungen für seine irre Weltvorstellung zu entführen, doch die Schwester des neusten Opfers heftet sich an seine Versen und landet in einem Albtraum aus Blut, Dreck und menschlichen Abgründen. Teils ist es echt harter Stoff wie hier das "Peter Pan"-Thema aufgegriffen wird, doch irgendwann verkommt das Ganze zum Selbstzweck. Der Film feiert sich selbst zu sehr dafür, dass er so heftig vorgeht. Der brutale Showdown ist auch ein gutes Stück zu lang, am Ende hat das fast etwas von einer Parodie. Da fehlt ein wenig Augenmaß, die Effekte sind aber schon solide für so eine kleine Produktion, der Cast erscheint zumindest erträglich.
                                                    Besser als befürchtet, aber ein wenig selbstgefällig bei der Präsentation seiner kranken Ideen.

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