Rocket Man - Kommentare
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Alle Kommentare von Rocket Man
Prolog
Sie ist so schön, wie sie daliegt. Dieser kalte, weiße, regungslose Körper, mit den blauen Lippen. Ich habe sie so zurechtgelegt, dass sie gemütlich daliegen und sich nur noch, einzig und allein von meinen Blicken fesseln lassen kann. Vorher habe ich sie mit meinen beiden Händen gewürgt, sie gehörte mir und der letzte Funken Licht aus ihrem Körper wich dem Druck meiner Hände. Dafür wusch ich sie und legte sie mit ihrem wunderschönen Körper auf das Bett, seitlich liegend, mit einem Tuch an ihren intimsten Stellen. Ich bin kein Tier. Es geht nicht um die sexuelle Befriedigung, sondern um die ästhetische Wirkung auf mich, die mich erregt. Befriedigung kann auch ohne körperlichen Kontakt oder Eindringen wirken. Ich bin kein Tier. Wir sind keine Tiere. Andere Tiere leben ihre Dominanz am Partner aus. Sie schlagen, würgen und stoßen zu, aber sie erleben niemals diesen Moment der vollkommenen Macht, der dich um den Verstand bringt, wenn du das letzte warst, was sie sah und wenn ihre letzten Atemzüge alleine dir gewidmet waren und alleine dir gehörten. Es gibt kein vergleichbares Gefühl. Ich widme ihr die intimsten Momente, wenn sie mir ihre letzten Atemzüge schenkt. Ich wasche sie, ihre Wäsche und ich hinterlasse sie in einem Stück, in einer angenehmen, liegenden Stellung auf dem Bett, mit einer Decke über ihren Körper. Ich lasse sie in Frieden dort liegen. Ich bin kein Tier. Wir sind keine Tiere. Ich verachte es ihnen unnötig viel Leid zuzufügen. Sie geben mir etwas, ein Gefühl, eine Sicherheit, ein wenig Schmerz für mich, dem sie danach nicht mehr ausgesetzt sind. Ich helfen ihnen. Ich beschütze sie. Es ist nichts schönes dort draußen für uns alle. Alles ist schwarz. Dunkel. Das Licht ist weit entfernt. Die Menschen sehen und fühlen nichts mehr. Weshalb dann nicht den Schmerz nutzen, um sich selbst etwas Glück zu verschaffen? In einer Welt der Dunkelheit, einer Welt voller Mistgunst und Gier, muss man sich entscheiden, wie viel Leid man ertragen kann, wie viel Leid man zufügen kann und wie viel Leid man für sein eigenes Glück nutzen kann. Wenn das Leben dir Zitronen schenkt, nicht wahr? Dann nimmst du sie und drückst und würgst auch noch das letzte bisschen heraus und machst dir einen süßen Saft daraus. Ich bin kein Tier. Wir sind keine Tiere. Wir wollen uns alle wie Götter fühlen. Nur denke ich nicht darüber nach, sondern tue und fühle es. Sie gehören mir, ganz alleine mir und keinem sonst. Wer kann das schon von sich behaupten? ....
The Past Therapy
Ich stehe hoch oben auf einem Berg. Unter mir der Abgrund. Unendlich tief. So tief, dass man das innere des Abgrunds nicht mehr sehen kann. Unendlich weit. So tief, dass es nicht möglich scheint, dass dort unten ein Boden wartet, auf den wir fallen, wenn wir fallen. Ich wache auf.
Während ich jedoch auf dem Berg stand, sah ich mit meinem Blick nach oben und sah eine dem Abgrund ähnliche, unendlich weite Tiefe. Als würde ich auf einem Berg stehen, der sowohl nach oben wie nach unten unendlich weit in die Tiefe führt. Nach dem Aufwachen sah ich mein Zimmer. Geborgenheit, eine Welt mit ihren eigenen Abgründen. Im Traum war es mir nicht möglich alles zu sehen, mich an die Details des Berges zu erinnern. Der Bergtraum ist uns allen ein Begriff. Wir fallen, wachen plötzlich auf und können für wenige Sekunden nicht einordnen, was Realität und was Fiktion ist.
Leben wir in der Zeit zwischen Traum und Fiktion? Dazwischen, wo wir während des Fallens im Traum, den Alltag der Realität bestimmen können?
Manche Träume sind so real, dass man ihre Farben und ihre Luft beinahe schmecken kann. Man kann nicht anders, als die darauffolgenden Stunden dazu zu nutzen, den Traum zu verstehen und seine Wahrhaftigkeit in die Realität einzuschließen.
Aber was ist passiert? Ich fiel. Ich fiel nach unten. Kann man auch nach oben fallen?
Warum muss ein Traum fiktiv sein?
Kann ein Traum real sein?
Was muss ein Traum erfüllen, um Wahrheit und Wahrhaftigkeit zu bedeuten?
Warum scheinen manche Träume kein Ende zu haben, in Wahrheit jedoch nur Sekunden dauern? Tauchen wir während des Traums in ein anderes Universum ein, in dem es unendlich viel Zeit gibt?
Ein kurzer Traum kann lang sein, eine Sekunde kann sich wie eine Stunde anfühlen und ein Moment kann ein Leben lang überdauern. Wir träumen vom Fall, von Monstern, von Helden, von Höhen und von Tiefen. Wir träumen von Schicksal, nie endenden Momenten, Angst und Verschulden. Wie kann ein Traum, der aus den tiefsten Abgründen unserer Erinnerungen herrührt nicht real sein? Während des Traums leben wir in einer Parallelwelt, in der die Zeit uns keine reale Geschichte erzählt. Sie möchte uns für sich gewinnen, nicht vergessen werden. Wir tauchen ein, wir bleiben, wir träumen.
In Zack Snyders Sucker Punch vergeht zwischen Traum und Realität unterschiedlich viel Zeit. Er lässt die Realität nur eine Randnotiz sein. Hier hat der Traum die Vorherrschaft, weil er realer sein möchte, als die Realität. Dieser Glaube macht uns aus. Wir träumen, was wir uns am meisten Wünschen, was wir wieder gut machen und wen wir vergessen wollen. Wir träumen, was uns fehlt, was uns innerlich zerreißt und wen wir wahrhaftig lieben. Wir träumen, wen wir retten wollen, wen wir zurückhaben und wen wir beschützen wollen.
Wir träumen, was wir leben.
Leben wir in der Zeit zwischen Traum und Fiktion? Dazwischen, wo wir während des Fallens im Traum, den Alltag der Realität bestimmen können?
Die Linie
Ist niemals gerade. Die Linie ist nur in ihren Windungen und Ausschlägen gerade. Geradezu eine optische Täuschung. Wo der eine an den Rand der Linie tritt, um den Ball in den Korb zu werfen, sehe ich den Weg dorthin, durch die Mitte, die Abwehr und die Überwindung der eigenen Angst. Keine gerade Linie, viel mehr eine unterbrochene Linie, mit verschiedenen Abständen, die erst auf dem letzten Meter zu einer geraden Linie verschmilzt. Wo ist der letzte Meter? Ist er vor dem Korb, hinter dem Korb oder ist es der ganze Weg von einem Ende des Spielfeldes bis zum anderen? Ist dieser Meter lang oder kurz? Kann ich gerade auf ihn zulaufen oder muss ich mich ducken, winden, springen, drängeln und schlagen?
Besteht nicht aus einem Meter. Ein Meter ist nur das Maß, dass in verschiedenen Größen gemessen werden kann. Nicht 100 cm, nicht 10 dm. Der Meter ist die Entfernung, die zum Ziel führen kann. Das Ziel ist die Linie. Die Linie ist das Ziel. Die Linie ist nicht schwarz. Sie ist nicht rot. Die Linie besitzt die Farbe, die sich aus unseren Entscheidungen zusammensetzt. Schwarz, Blau, Rot, Lila, Pink, Grün, Gelb… Farben haben eine Bedeutung. Die Linie ist schon fast ein Regenbogen.
Besteht nicht aus einem Strich. Sie ist niemals gerade, besteht nicht aus einem Meter und hat keine bestimmte Farbe. Die Linie ist mit Worten nicht zu beschreiben. Es reicht auch nicht, sie Überwindung zu nennen. Sie ist viel mehr als das. Sie ist Verzweiflung, Trauer, Glück, Liebe und noch viel mehr. Sie ist niemals gerade, besteht nicht aus einem Meter und hat keine bestimmte Farbe.
Zeichnet sich auch nicht durch einen Abstand von 6-7 Meter zum Korb aus. Die Kurve des Wurfes ist ebenfalls nicht gerade und braucht von Spieler zu Spieler eine vollkommen andere Länge. Sie braucht einen eigenen Antrieb, Kraft, Überwindung und Mut. Jeder Wurf ist eine Einzelleistung.
Der Film
Besteht nicht aus dem perfekten Ensemble. Das Ensemble kann auch ein Mann alleine sein. Die Leistung kann ihm zugesprochen werden. Sie kann dem Regisseur zugesprochen werden. Wer ist das größere Talent? Der Schauspieler, der den Film alleine tragen kann oder der Regisseur und Drehbuchautor, der die Figur gezeichnet hat? Ein Ensemble ist nur die Summe seiner besten Elemente.
Besteht nicht aus einem perfekten Element. Er besteht auch nicht aus einer perfekten Minute. Wohl aber kann er mit seinen Gefühlen in wenigen seiner Minuten die komplette Laufzeit des Films überwiegen.
Besteht aus Einzelteilen. Er ist niemals gerade. Er besteht nicht aus einem Meter. Er besteht nicht aus einem Strich und er hat keine bestimmte Farbe. Auch sein Abstand zum Ziel kann nicht gemessen werden. Wohl aber wirken die Einzelteile auf die Summe. Wie die Musik. Für manche nur am Rande hörbar, war sie für mich schon immer ein zentrales Element. Sie kann selbst aus bereits bekannten Geschichten, eine vollkommen neue zaubern und somit den Verlauf der Geschichte auf uns verändern. Eine neue Geschichte.
Der Film und die Linie ist die Summe derer Entscheidungen, die zum Ende führen und vereinen können. Sie laufen zusammen, auch wenn sie den Weg zur gemeinsamen Linie erst finden mussten. Diese Entwicklung ist Kunst. In Out of Play geht Jack Cunningham an seine Linie und kann das Ende durch die Summe seiner Entscheidungen, der Entscheidungen der Menschen, die ihm nahestehen und die Summe der Entscheidungen seiner Eltern, nicht sehen. Selten treffen wir im Leben unsere eigenen Entscheidungen. Viel öfter haben wir das Gefühl, dass diese Entscheidungen bereits weit in der Vergangenheit von unseren Eltern und anderen Erfahrungen getroffen worden sind.
Jack sieht sich mit Verlust und Sucht konfrontiert, bekommt die Chance an seiner alten Schule einer untalentierten Mannschaft Basketball beizubringen. Früher war er einer der besten an der Schule. Bis er erkannt hat, dass seine Karriere nur an falschen Vorstellungen und Entscheidungen seiner Eltern hing. Je mehr Erfolg er hatte, desto glücklicher war sein Vater. Andersherum stand er nicht auf der Linie, sondern unmittelbar neben ihr. Keine Chance den Wurf weiter zu vollenden und zu siegen.
Der Mensch, wie das Leben, besteht nicht aus einem Meter, einem Strich, dem Abstand zwischen Misserfolg und Erfolg und auch nicht aus einer perfekten Entscheidung. Er ist die Summe seiner Entscheidungen, seiner Fehler und seiner Überwindung zur Selbsterkenntnis. Er ist der Mut, gewohnten Grenzen, die Abwehr des Lebens, zu überwinden und seine Entscheidungen nicht an die seiner Vergangenheit zu messen. Nach der Gegenwart kommt die Zukunft. Vor der Gegenwart, war die Vergangenheit. Nach der Vergangenheit ist die Gegenwart. Nach der Gegenwart kommt die Zukunft. Der Mensch ist die Reihenfolge dieser Zeit, die er bestimmen und selbst steuern kann. Möchte ich besser als meine Eltern sein? Möchte ich besser als meine Geschwister sein? Möchte ich besser als alle Basketballspieler vor mir zusammen sein? Möchte ich jemand sein? Jemand eigenes? Ich?
Wie die Götter in Vikings ist doch auch das Herz bloß eine mythische Sage. Ein mystifiziertes Organ, dass sowohl für Liebe, als auch für Wärme steht. Doch strenggenommen ist es bloß ein Organ. Ein Organ, dass unseren Körper am Leben hält. Es ist kein heiliger Mythos, der über unser Leben bestimmt oder uns vorschreibt oder vorhersagt, was zu tun ist. Nicht selten wird auch gesagt, dass das Herz entscheide, den einen oder den anderen Weg einzuschlagen. Dabei ist es der Kopf, der Verstand, der uns von Tieren unterscheidet, der diese Entscheidung trifft. Das Herz ist lediglich ein Symbol, an das unser Verstand gerne gebunden sein möchte. Genauso wie der einzige Gott und andere Götter, Götzen oder Bilder, die unserem Dasein Sinn verleihen. Mythen, Sagen, Geschichten oder doch die Wahrheit? Niemand wird wohl Gott, Odin, Odysseus oder Frey jemals vollkommen vor sich gesehen oder ihnen gegenübergestanden haben und sie wahrnehmen können. Selbst ich als gottesfürchtiger Mann, aber auch großer Zweifler, vermag mir dieses Wissen nicht vollkommen und sicher zu erschließen. Gewiss, es muss etwas vor uns gegeben haben, dass uns erschaffen hat. Dessen bin ich mir gewiss und ich glaube. Und deshalb ist er ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Nicht jeder glaubt, nicht jeder kann glauben. Trost spenden kann er dennoch, denn er verschafft uns Gewissheit über unsere Herkunft und uns selbst.
Und so scheinen auch die Macher von Vikings zu glauben bzw. eine Sicht auf die Dinge durch Geschichten, Sagen und Götter zu erzählen. Dabei sind sowohl Gebräuche, Ansichten und die schiere und ungeschönte Brutalität der Wikinger authentisch, die Rolle der Frau hingegen überraschend modern. Hier kann jeder herrschen, wenn er/sie die Fähigkeit besitzt, über Leichen zu gehen. Diese Umsetzung ist wahrlich zu begrüßen und verleiht der Serie bisweilen eine aktuelle Note, auch wenn ich es nicht vermag zu sagen, ob es in der Geschichte nun so war ohne nicht. Aber was macht das schon?
*der Song aus dem Intro (If I Had A Heart ist der absolute Wahnsinn und an Stimmung kaum zu übertreffen)...
-Spoiler Alert- !!!
Prinzipiell entspricht dieser Beitrag all dem, dass ich nach der ersten Sichtung noch nicht verinnerlichen wollte. Nach der zweiten Sichtung fällt mir aber tatsächlich auf, das vor allem emotional starke Momente aufgebaut wurden, nur um sie direkt im Anschluss wieder rückgängig zu machen und die zuvor erzeugte Wirkung verflüchtigen zu lassen. Die letzten Jedi empfand ich auch als wesentlich eigenständiger, weil er den Mythos entmystifiziert hat und z.B. aus Luke zwar einen Jedi, aber auch einen Zweifler, einen einfachen Menschen gemacht hat. Er hat sich zurück gezogen, gezweifelt, die Hoffnung aufgegeben und in seinem alten Schüler Kylo Ren all das Böse erlebt, dass er schwor zu bekämpfen. Alles ohne Erfolg, weswegen er dem Jeditum entsagt und sich einem Leben abseits hingegeben hat. Was den endgültigen Endgegener angeht, so hatte ich bereits in Episode 7 klar das Gefühl, dass Snoke dieser nicht sein kann. Das hätte die Trilogie lächerlich gemacht, weil auch er nicht böse genug , geschweigedenn richtig diabolisch in die Geschichte eingewoben wurde. Episode 7 ist in allen Belangen ein guter Film, der sich auch die in wesentlichen Punkten Wiederinterpretation der alten Geschichte bedienen durfte, weil er dabei auch neue und innovative Charaktere in den Auftakt eingebunden hat. Die letzten Jedi hat den beiden Hauptcharaktere Rey und Kylo dann erstmals richtig fassbar und emotional greifbar gemacht. Einige der stärksten Momente der gesammten neuen Trilogie sind diese, in der Rey und Kylo via Macht miteinander in Kontakt treten und die Zeit, sowohl in den Filmen, als auch in der Realität bzw im Kinosaal tatsächlich still stand. Ruhe kehrte ein und offenbarte zwei Charaktere, die nicht wissen, wer sie sind, was ihr Ziel und wer ihre richtige Familie ist. Hier war Die letzten Jedi mutiger, als alle Versuche davor. Rian Johnson wird zwar aber das oft angelastet, aber er hat eine eigenständige Geschichte vom Zerfall des Heldentums durch das Böse und das erneute Erlangen der Hoffnung, durch neue hin- und hergerissene Charaktere inszeniert. Dazu war auch Luke Skywalkers letzter Auftritt und seine letzte Szenen in Die letzten Jedi ein Momentum und die größtmögliche Ehrung seines Charakters. Viele Fans hätten gerne Han Solo, Luke und Leia nochmal in einer kompletten Trilogie gesehen und ich denke, jeder von uns hat sich mit dem Ableben seiner Lieblingscharakter schwer getan. Aber es sind eben jene Momente in Star Wars, die wir lieben, die unerwartet und durchzogen von der Macht ihre Wirkung entfalten. So war der Moment, indem Leia in die letzten Jedi erstmals das zeigen durfte, worüber die Original-Trilogie immer nur sprach, einer der stärksten und wahrer Gänsehaut Moment. Nämlich dieser, in der sie im Weltraum schwebt, nachdem Kylo ihrem Leben einen Schlusstrich setzen wollte, und sie durch die Macht aus dem Weltraum wieder in das Schiff gleitet und überlebt. Das ist Mut und hier hat man die Liebe von Rian Johnson gegenüber Star Wars gemerkt. Er wird sich gedacht haben, dass jeder Fan gerne das sehen möchte, was die Original-Trilogie bereits vorgegeben hat. Genauso stark und mutig war die Entscheidung, einen nicht allzu konsequent anmutenden Gegner wie Snoke kurzerhand den Gar auszumachen. Was für ein moment im Kino, als binnen weniger Sekunden plötzlich der bis Dato große Endgegener und Fädenzieher ins Gras beißt. Der erste Gedanke, der mir damals im Kino kam --> "Verfluchte Scheiße, der hat das echt gemacht. WOW". An Star Wars 9 gefiel mr die Idee, dass Palpatine zurückkehrt, da von jener Fähigkeit aus Episode 3 gebrauch gemacht wird. Da geht es um diese Szene aus Die Rache der Sith, in der Palpatine Anakin erklärt, dass man die Fähigkeit erlangen kann, Leben zu heilen, zu retten und selbst ewig zu leben. Im Film selbst, zitiert Palpatine sogar Wort um Wort einen Satz des Dialogs aus Episode 3. Trotzdem fiel es mir auch schwer, diese Entwicklung bereits nach 5 Minuten erlebt zu haben. Hier liegt das Problem aber nicht an an Teil 7 oder 8, sondern wohl tatsächlich daran, dass man zum Start von Teil 7 noch nicht wusste bzw, nicht plante, dass es eine weitere Trilogie werden würde. So hat der nun letzte Teil viel Mühe, die Entwicklungen zu erklären, viel mehr aber, sie zu rechtfertigen. Hier hätte eine Entschlossenheit wie von Rian Johnson durchaus viel gebracht, wenn es darum geht, entschlossen Momente auf die Leinwand zu zaubern, die nicht nur vorgeben, emotional mitnehmen zu wollen, sondern es auch wirklich tun. Kurz gesagt, hätte es mich emotional mitgenommen, wenn Rey Chewie tatsächlich durch die erste Begegnung mit ihrer Herkunft durch Machtblitze, aus dem Kanon gestrichen hätte. Natürlich geht es hier um einen liebgewonnen Charakter, aber auch um einen Film, der abschließen soll. Da ist es immer durchaus angebracht, wenn man einige geliebte Charaktere gehen lässt, um zu emotionalisieren. Das hätte bewirkt, dass man mit allen anderen noch sehr viel mehr mitgefiebert hätte. Was dem ganz klar auf der Haben-Seite steht, ist die Entwicklung von Rey und Kylo. Neben alerhand Fanservice und zu viel Vorsicht, machen zumindest diese beiden eine starke Entwicklung und tragen damit die Emotionalität des gesamten Filmes. Alles andere ist mehr oder weniger nebensächlich, da es diese beiden sind, die das Ende bestimmen. Das soll von meiner Seite aus nicht heißen, dass ich Teil 9 nicht liebgewonnen habe, dafür bin ich ehrlich gesagt zu schwach und selbst inkonsequent und er hat mich dennoch begeistert. Aber bei einem Film wie Star Wars ist es eben das, was dne Spaß ausmacht. Die Diskussion, die Meinung und die Erwartungshaltung, die schier immer zu hoch ist, als sie Star Wars oder irgendein anderer Film jemals stand halten könnte. Denonch verlässt mich das Gefühl nicht, dass eine ausführlichere Erklärung zur Rückkehr Palpatines dem Film gut getan hätte und Konsequenz bei der Verabschiedung einiger Charaktere dem Film Momente bereitet hätte, die in die Star Wars Geschichte ewig eingegangen wären. Star Wars ist einzigartig. So einzigartig, dass ich mir bei diesem langen Kommentar nicht mal vollkommen sicher bin, ob ich alles wirklich so empfinde, oder ob ich das nie richtig wissen werde. Vielleicht ist das Empfinden in 1,2 Jahren auch wieder ein vollkommen anderes. Aber über viele Kernpunkte musste ich mir in dieser Form Gedanken machen. Auch finde ich, dass J.J . in neuesten Teil was de dunkle Seite angeht, schon deutlich düsterer geworden ist, aber auch da noch ein Schippchen mehr, noch mehr Ernsthaftigkeit dem ganzen noch mehr Farbe gegeben hätte. Und generell hätte ich auch gerne mehr von Reys Training gesehen. Aber das ist ein Kommentar eines Fans. So viel, wie sich ein Star Wars Fan von den Filmen wünscht und erhofft, wird kein Regisseur dieser Welt jemals genauso zufriedenstellend umsetzen können. So bin ich dennoch mit der gesamten Trilogie zufrieden. Sie haben alle ihre Momente. Teil 7 war ein fulminanter und herzlicher EInstieg, mit viel Fanservice und der Einleitung einer neuen Geschichte. Teil 8 war dann in seiner Erzählweise und seinen Ideen revolutionär für das Franchise und setzte komplett seinen eigenen Stempel auf die Geschichte. So viel Mut bereitete mir nahezu ohne Pause Gänsehaut im Kino und mehrfach natürlich Zuhause. Star Wars 9 tat es sich in Punkto Entschlossenheit und Mut ziemlich schwer, hat die Geschichte dennoch zu Ende erzählt und die Handlungsbögen, wenn auch teilweise etwas konstruiert, zusammengeschlossen. Vielleicht nicht die rundeste der insgesamt drei Trilogien, aber dennoch überragend und ich sage dennoch. ICH LIEBE SIE ♥ Und am allermeisten Rey. Ihre Figur hat mich von Sekunde eins mitgenommen und gefesselt. Das liegt aber auch einfach an Daisy Ridley, die eine Ausstrahung besitzt, wie sie keine andere in diese Rolle hätte einbringen können....♥
Ab Einbruch der Nacht ist mit zunehmender Dunkelheit zu rechnen.
Rohrschachs Tagebuch
14.12.2019
Fremde Menschen in der Stadt. Flucht vor dem Gestank der Bomben und Schwarzpulver. Flucht vor dem Gestank der Regierung, die sich in blutroten Fützen und Triumph suhlt.. Trennung der Gesellschaft. Trennung der Traditionen. Misskultur. Unverständnis. Kalter Krieg. Die Tage sind kühl und düster. Alles wird neu, und doch bleibt alles beim Alten. Dasselbe Spiel. Derselbe Witz. Das eigentliche Problem ist, dass es gar nicht das eigentliche Problem ist. Die Bomben fallen, die Fetzen der zersprengten Körper fliegen durch die Luft, auf den Boden, bleiben der Geschichte treu. Dasselbe Bild. Dieselbe Geschichte. Derselbe Witz.
Hab mal einen Witz gehört. Pass auf. Geht ein Mann zum Arzt. Kam nie lebend an. War auf dem Weg in eine Fütze getreten und ist eine lange Treppe heruntergefallen. Diagnose war nun auch ohne Arzt klar. Alles lacht. Vorhang. Applaus.
Ein schlechter Witz, ist immer noch besser, als gar kein Witz. Hab schon so viele gute gehört, dass kein guter mehr übriggeblieben ist. Alle versunken in einem Sumpf aus Gleichgültigkeit, immer bedacht, der beste zu sein. Schlechte Witze bleiben besser hängen als Gute. Ein schlechter Witz ist, wie Krieg und Verderben. Bleibt im Gedächtnis.
Neulich. Missbrauchsfall. Ein Mann. Heruntergekommen. Hab ihm seinen Kopf mit einem Beil eingeschlagen. Zu dunkel, um alleine Helligkeit zu sein. Die anderen verstecken sich. Haben ihre Masken in die Fütze geworfen. Mit der Fütze, in den nächsten Gulli. Etwas ist im Gange. Dasselbe Spiel. Derselbe Witz.
Eine dunkle Geschichte drängt sich auf. Unklar, wie ein Bild ohne Farben.
Heute Abend ist der Comedian gestorben. Resignation konnte ihn nicht retten. Der letzte Witz. Wir sind in Gefahr. Ich muss alle warnen. Jemand macht jagt auf maskierte.
Ab Einbruch der Nacht ist mit zunehmender Dunkelheit zu rechnen. Dasselbe Spiel. Derselbe Witz.
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Selten verschmolz Realität und Fiktion so flüssig, wie in Zack Snyders Watchmen. Durch den Hang zur Geschichte und der Resignation der Charaktere durch ihr altes Leben als Superhelden, Krieg und Verbrechen, zeichnet Snyder eine düstere Geschichte über den Zerfall der Menschheit, des Heldentums und des Menschen unbedingten Hang, immer das mächtigste Individuum von allen zu sein. Watchmen sagt dem Zuschauer vor allem eines: Es ist immer dieselbe Geschichte. Dasselbe Bild. Dasselbe Spiel. Derselbe Witz.
Put on a happy Face
Wir sind nicht selbst schuld. Wir sind alle Schuld. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass die Welt ein Stück schlechter wird.
Jeder kümmert sich um sich selbst, keiner sieht den anderen und jeder setzt trotzdem ein lächelndes Gesicht auf.
Jede Woche fragst du mich dasselbe. Wo nimmst du dir die Kraft her morgens aufzustehen, abends ins Bett zu wandern und am nächsten Tag wieder nach draußen zu gehen? Hast du negative Gedanken? Du hast ausschließlich negative Gedanken.
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Smile
though your heart is aching
Smile
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Die anderen sind verrückt. Die Welt befindet sich im Chaos. Regeln, Normen, Sitten existieren nicht mehr. Es hat lange gedauert, bis ich erkenne konnte, dass mein Leben keine Tragödie ist. Es ist eine Komödie.
Jedes Mal, wenn etwas schiefläuft, ist es im Grunde urkomisch. Wenn sich jemand auf die Fresse legt, über seine Schnürsenkel stolpert oder aus dem Fenster springt. Unsere Gesellschaft gibt nur den Reichen das Wort. Wer von den kleinen, stolpernden Gestalten da draußen auf den Straßen hat denn etwas zu sagen? Die großen und mächtigen kümmern sich nur um ihr Vermögen und geben sich große Mühe, dass kein anderer diesen Wohlstand ergattert. Denkt ihr, diese Leute denken auch nur einen Moment darüber nach, wie ihr euch fühlt? Worüber soll man denn noch lachen? Manchmal legen sie Brotkrümel auf den Boden und du schmeißt dich drauf, wie ein Hund, der nichts mehr zu fressen kriegt.
Warum solltest du dir das gefallen lassen? Zaubern wir wieder ein Lächeln auf dieses Gesicht!
Zaubern wir ein Lächeln auf dieses Gesicht und schreien es raus. Dein Leben ist eine Komödie. Nimm den Brotkrümel und stopf ihn dem mächtigen, dem großen und reichen in seinen Rachen.
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Smile
what's the use of crying?
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Nimm den Krümel, die Schere und den Kopf und stoß ihn in Richtung Gosse. Da, wo du herkommst, soll auch der Abschaum dieser kranken Gesellschaft landen.
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You'll find that life is still worthwhile
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Eine Komödie. So lustig wie es nur das Leben sein kann.
Diese kranke Welt da draußen ist es nicht wert, sich den Spaß nehmen zu lassen.
Zusammen können wir die Welt noch ein wenig schlechter machen. So schlecht, dass sie selbst zur Komödie wird. Wir müssen mehr lachen. Setzen wir endlich wieder ein Lächeln auf. Anders können wir diese Gesellschaft nicht davor bewahren, sich selbst irgendwann in den Wahnsinn zu stürzen.
Put on a happy Face und gib zurück, was du bekommst.
Das Dunkel, der Rauch da draußen und die Wolken stehen still, bis du deine eigene Komödie schreibst. Nimm dir die korrupte Gesellschaft und gib ihr, was sie verdient. Häng sie an ihren eigenen goldenen Seilen auf.
Sie lachen sowieso über dich. Sie lachen, weil du zu laut bist. Sie lachen, weil du zu ruhig bist. Sie lachen, weil du dich zurückziehst und sie lachen, weil du existierst. Wenn du stolperst, steigen sie über dich drüber. Sie treten nach. Wenn sie stolpern, kommt ein Engel höchst persönlich und hebt sie mit Samthandschuhen auf. Setz dein Lächeln auf und gib zurück, was du bekommst.
Warum weinen, schreien, hauen und treten, wenn du einen Witz reißen und lachen kannst?
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If you just smile
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P.S. Dieser Kommentar ist der Atmosphäre des Films entsprungen. Just Smile.
Auf den Straßen von Philadelphia
“Er war niedergeschlagen und kaputt
Er konnte nicht mehr sagen, was er fühlte
Er konnte sich selbst nicht mehr erkennen
Er sah sein Spiegelbild in einem Fenster
Er erkannte sein eigenes Gesicht nicht
Oh Bruder, wirst Du mich dahinsiechen lassen
Auf den Straßen von Philadelphia
Er ist die Avenue entlanggegangen
Bis sich seine Beine wie Steine anfühlten
Er hörte die Stimmen von Freunden
Die verschwunden und gegangen waren.
Nachts konnte er das Blut in seinen Adern hören
Schwarz und flüsternd, wie der Regen
Auf den Straßen von Philadelphia
Kein Engel grüßt ihn mehr
Es bleiben nur Du und Er, mein Freund
Seine Kleidung passt ihm nicht mehr
Er ist tausend Meilen gelaufen
Nur um diese Haut abzustreifen
Die Nacht ist angebrochen
Er liegt wach
Er kann fühlen, wie er dahinschwinded
So empfängt ihn sein Bruder mit Deinem ungläubigen Kuss
Oder werden wir uns aus dem Weg gehen
Wie wir es jetzt schon tun“
Auf den Strassen von Philadelphia
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Die Liebe zu Worten und das liebevolle einhüllen, einhauchen und intensivieren von Gefühlen, durch Buchstaben auf Papier, Bildschirm oder fetzen eines Notizbuchs, all das ist nichts anderes, als die Liebe dazu, sich selbst zu verwirklichen, sich selbst in Form von Wörtern zu charakterisieren. Oder jemand anderes selbst zu nachzuzeichnen und zu malen, ohne reale Farben. Nur mit der Farbe der Wörter, die dir in den Sinn kommen. Eine Krankheit zu zeichnen und in einen Charakter einzutauchen ist ebenso möglich, wie mit sanfter Stimme, einer Stimme, wie eingehüllt in einer weichen Decke, davon zu singen und dem zu lauschen, was der Kehlkopf dir erzählen möchte.
Sogleich traurig, niederschmetternd und auf’s tiefste verletzend ist das Eingangslied von Bruce Springsteen, wenngleich es nur mit einem einfachen Schlagzeug Takt beginnt. Aber mit fortlaufender Zeit fragte ich mich beim Hören, ob ich eine traurige Botschaft darin auch erkannt hätte, wüsste ich nicht, zu welchem Film dieser Takt, diese Stimme und dieser Text gehört? Nach Philadelphia würde man es fest behaupten und auch ich kann nicht mehr davon abweichen. Es ist ganz klar. Worte für die Ewigkeit und ein Film, der hoffentlich noch die nächsten Generationen überdauern wird. Nie war ein Film so nah am Thema dran, ohne die Botschaft hinter dem Hass auf Homosexualität auf den Zuschauer zu projizieren, sondern diesem einfach seinen Platz im Film und in der Welt einzuräumen, die diesen Stuhl mit einem ungebetenen Gast immer in die hinterste Ecke des Raumes zu schieben wagen.
Philadelphia zeigt nicht mit dem Zeigefinger und auch nicht mit dem Stinkefinger auf uns alle, sondern fordert Kraft und Nachhaltigkeit in unserem täglichen tun. Was du nicht willst, dass man dir tut, dass tu auch keinem anderem an. Und die Vorurteile existieren bei uns allen. Selbst derjenige, der das Gegenteil von sich behauptet, hegt Vorurteile gegen Homosexualität. Und es ist das natürlichste der Welt, denn diese, die Heterosexuell sind, haben nicht dasselbe Empfinden und dieselben Neigungen, die diese haben, die Homosexuell sind. Das gilt für Männer, wie für Frauen. Das lässt sich vermutlich auch auf die Hautfarbe beziehen. Vielleicht auch auf den Gegenüber, der sich schicker anzieht als du. Es ist etwas anders, etwas, dass du an dir nicht siehst. Etwas, auf das du vielleicht neidisch bist, vielleicht Gräuel hegst. Es fällt dem Menschen schlicht schwer, für Neigungen und Empfindungen Verständnis aufzubauen, die er selbst nicht empfinden kann. Dennoch unterscheiden wir uns gegenüber allen anderen Tieren in unserer Fähigkeit zur Selbstreflexion und Verständnis. Und diese Fähigkeiten sind es, die es uns ermöglichen, alle gleich zu behandeln, zu lieben und zu integrieren. Verständnis für Empfindungen und Neigungen zu haben, die wir vielleicht ganz anders empfinden. Diese zu integrieren und zu akzeptieren. Denn zwischen Homo- und Heterosexualität besteht kein Unterschied. Lediglich die Neigung des einen Geschlechts (M/W) zum anderen (M/W) bildet den Unterschied, der aber keiner sein muss, wenn wir uns gegenseitig Liebe zugestehen, ohne mehr Bedeutung als relevant in einen Unterschied zu investieren, der nur existiert, weil wir der Neigung verfallen, Unterschiede zum Selbstschutz einzusetzen. Denn nichts anderes tun wir in unserem Denken oft. “Der ist anders,. Der ist schlecht. Der gefährdet meinen Lebensstil. Der gefährdet die Gesellschaft“. Wenn wir jedem solcher Unterschiede genügend Platz in unserem Denken einräumen, dann verlieren vielleicht diese zwei Wörter ihre Bedeutung und werden eins. Nun, könnte man alle diese Aussagen auch umdrehen, anders argumentieren und zerpflücken. Das schürt dann wieder einen Unterschied, den jemand im Unverständnis schürt, mich vielleicht nicht verstanden hat und so nährt der erste Unterschied den nächsten und nächsten… Unterschiede, wohin man schaut.
Aber:
Fakt Nr.1 im Saal des Lebens ist nunmal, dass wir alle nicht perfekt sind.
Fakt Nr.2: Wir alle Vorurteile haben, auch wenn wir im Grunde dagegen ankämpfen.
Fakt Nr.3: Wir alle unterschiedlich sind und uns das nicht selten große Angst macht.
Fakt Nr.4: Wir alle Autonomität anstreben und uns durch andere hierin gefährdet sehen.
Fakt Nr.5: Wir alle auf der Erde leben und es uns egal sein muss und kann, wer wie und wen liebt, Hauptsache jeder liebt jemanden und man steht gemeinsam füreinander ein.
“Dies sind die Fakten des Falles. Und sie sind unwidersprochen!“
„Andrew ist ein seltsamer Mann
wie ein Waldläufer
Er ist unsichtbar
wie ein Monster
Er ist der Sprecher
der Stille
Er ist jetzt die Frage
auf deine Antwort“
Und nicht nur in den Straßen von Philadelphia.
© Streets of Philadelphia von Bruce Springsteen (Übersetzung Deutsch)
© Zitat Kevin Bacon aus “Eine Frage der Ehre"
© “Meaning“ Songtext von Cascadeur (Übersetzung Deutsch)
© Rocket Man: Kommentar und textliche Abänderungen in den übersetzten Songtexten
© Jonathan Demme: Inspiration für den Kommentar
© Tom Hanks: Inspiration für den Kommentar
© Denzel Washington: Inspiration für den Kommentar
Enjoy the Show
Wenn die Mittel begrenzt sind und die Ressourcen trotzdem zum bestmöglichen
Ergebnis führen sollen, dann ist eine neue Strategie unumgänglich. Eine neue Strategie half auch mir in den letzten Wochen zu einer Verbesserung meiner Lage. Meine eigenen Ressourcen, die da z.B. wären: Fachwissen, Opferbereitschaft, Loyalität, Neugier, Menschlichkeit und die Fähigkeit alles zu geben, haben ihren Zweck neu entfaltet. So auch in Moneyball. Ein Film, der durchaus als Metapher für den Mut steht, neues zu wagen und neue Schritte außerhalb seiner Gewohnheit zu gehen. Wer rastet, der rostet, sagt man. Was der Bauer frisst, dass kennt er nicht, ist keine Option. Der Mut und Drang nach Erfolg sind zwei Charaktereigenschaften, die man stets neu erfinden muss. Wer auf der Stelle tritt, hinterlässt zwar eine einzelne Spur, aber keine Spuren zum Erfolg. Keine erkennbare Straße. Die weißen Linien ziehen sich aber durch jede Straße. Im besten Fall weist uns die Straße und ihre Linien den Weg und zeigt auf, wo man fahren kann, soll oder darf. Auch, wo man schneller fahren darf, um das Ziel schneller zu erreichen und umgekehrt. Aber jeden Streifen müssen wir erschaffen, ihn auftragen und malen, uns ständig neu erfinden und tun, was vor uns noch keiner getan hat. Und selbst, wenn wir nur glauben, wir wären der erste, der etwas vollkommen Neues wagt, ist es der Gedanke der zählt. Es ist immer der Gedanke. Den Ball werfen, mit dem Schläger zuschlagen und ihn direkt in Richtung Nachthimmel schießen. Wumms in die Höhe und direkt zum Ziel. Schlag auf Schlag, Schritt für Schritt und Meter für Meter. Der Marathon des Lebens. Vielleicht manchmal a little bit caught in the middle, aber I know I've got to let it go and just enjoy the show.
@Jenny von T: Hervorragender Artikel zum Film. Ich hab die letzten Tage sehr mit mir gehadert, denn ich hatte oft versucht die passende Worte für dieses Fimlerlebnis zu finden. Nun gibt es einen informativen Artikel und die ganu richtigen Worte zu Rocketman von dir. Was den Film, die Geschichte von Musiklegende Elton John und den Unterhaltungswert angeht, halte ich deinen Artikel ebenfalls für "Sehr akkurat" ^^. Wunderbar geschrieben!
Hach, Francis... Herzlichen Glückwunsch zum verdienten Kommentar der Woche :-) Ob ich mich demnächst mal diesem #Bratfettwunder widmen werde, steht zwar noch in den Sternen, aber nach so einen apettitanregendem Kommentar dürfte das nicht mehr allzu lange dauern... Serviert man den Film denn auch am besten mit frittiertem Fast Food oder wäre das womöglich zu viel des Guten...?
Plötzlich Gefängnis
Wer hätte das gedacht?
Der rollende, blutige und modrige Kopf der Vergangenheit holt mich doch noch ein. Und das kurz bevor die Vergangenheit selbst damit abschließen wollte. Für die Vergangenheit gibt es scheinbar keine Verjährungsfrist. Schließt die Vergangenheit überhaupt ab?
So plötzlich nochmal in den Knast aus Mörtel und Stein oder Haut und Knochen zu müssen, das stellt das “Ich“ erst auf die Probe. Grüppchen, Sex, Drogen, schlechtes Essen, Gefühle, Intrigen, Regeln und die schwindende Autonomie des eigenen Charakters. So geht es Piper in OITNB, die für die Naivität der Jugend, ein ungewöhnliches Verbrechen, 10 Jahre später noch einsitzen muss. Gleichwohl, was sie getan hat, liegt hier das eigentliche Verbrechen nicht in der Tat selbst, sondern in der eigenen Selbstfindung in jungem Alter, dass sie veranlasste etwas wahrlich Dummes zu tun.
Niemand ist von Sünden frei und jeder hat schonmal etwas annähernd Kriminelles getan. Ob es nun ein Joint war, ein Bier, bevor man 18 wurde oder etwas weißes Pulver, um länger durchhalten zu können. Hat man es nun getan, weil man sich selbst geil finden wollte, oder weil man verleitet wurde? Selbst muss man sich erst finden und seinen Charakter greifen, bevor man weiß, dass Feuer heiß ist, das Drogen verboten sind oder Mord doch nicht mehr die Lösung ist.
Schuldig sind wir alle. Jeden Tag. Piper, Ich und Du. Betrachtet man die Verbrechen, die außerhalb des Gesetzes, viel mehr in moralischen Gründen verborgen liegen, sind wir alle Wiederholungstäter, verdammt dazu, mehrmals lebenslänglich abzusitzen.
Wer möchte Ich im Gefängnis sein?
Der gute Freund?
Der gute Feind?
Der ruhige, der gefickt wird?
Der Laute, der fickt?
Der Mittläufer?
Der Auferstandene?
…?
Wie viel von meinem Charakter weiß ich zu schätzen? Wie viel davon kann ich aufgeben? Wie viel Ich möchte Ich behalten?
Gewiss ist nur, dass Piper und Ich ihren/meinen Charakter und ihre/meine besten Eigenschaften innerhalb von Mauer und Gestein spalten, zerteilen, ausspucken, wiederkäuen und neu einsetzen müssen. Inneres Recycling könnte man meinen. Man muss es an der richtigen Stelle verlieren, um es später neu einsetzen zu können. Einige Eigenschaften müssen womöglich sogar ganz weg…
Das Aufrichtig-Sein müsste gar in die Bio Tonne, damit die Welt noch etwas von der Energie hat, die in der Verbrennungsanlage entsteht. Oder vielleicht kann sie auch überleben.
Aufjedenfall aber ist das Gefangen-Sein nur eine weitere Rolle. Genauso wie die Rolle innerhalb der Familie, der Arbeit, den Freunden und dem Alleinsein. Viele Rollen, die wir täglich meistern müssen. Als existierten X weitere Personen in uns. Als wären wir alle gespaltene Persönlichkeiten. Letzteres, das Alleinsein, wird unter Zusatz von Mauern, kahlem Boden und Gestein, erst kurz vor dem Tod oder gar nicht Halt machen. Wenn die kalten Wände dich erstmal haben, ist der Wind in den Gräsern und der Geruch von blühendem Geäst in Sommer, nur noch eine fantasievolle Idylle. Ein Bild. Eine Erinnerung.
Aber eigentlich erkennen ich und Piper mit fortlaufender Zeit, dass es gar nicht das Gefängnis ist, dass die meiste Angst entfacht, denn viel mehr die eigenen Verfehlungen. Verpasste Chancen, moderndes Geäst, missbrauchte Liebe und die mangelnde Fähigkeit, über das eigene “Ich“ und “Sein“ so zu reflektieren, dass man das eigene “Ich“ nicht nur findet, sondern auch akzeptiert. Vielleicht ist der Begriff “Resozialisierung“ in vielerlei Hinsicht logisch. Nach dem Gefangen-Sein hat man sich anders neu gefunden und Eigenschaften des Selbstschutzes entwickelt, die schwere Situationen der Zukunft überdauern werden, als da draußen in der Welt, in der man sich frei und unbesorgt bewegen kann. Wie jede Erfahrung, muss man ihr etwas abgewinnen können. Ansonsten ist Erfahrung irgendwann nicht mehr Erfahrung. Und Piper macht in OITNB eine starke Entwicklung durch, wie auch alle anderen Figuren. “Draußen“ ist eine Welt und “Drinnen“ ist eine Welt. Ob nun Zuhause, im Gefängnis oder in sich selbst… “Drinnen“ ist ein “Raum“1, der uns allen mal zu eng werden kann. Der Weg aus “Raum“ liegt in der Akzeptanz unserer Verfehlungen und dem Frieden mit uns selbst. Ein immerwährender Kreislauf, keine anhaltenden Lösungen. Eine nachhaltige Entwicklung, viele Wege.
Und so sitzen Piper und ich inmitten aller anderen und müssen erkennen, dass wir nicht weniger verrückt sind, als die anderen. Normal verrückt.
Und... „Ich schreibe anders als ich rede, ich rede anders als ich denke, ich denke anders als ich denken soll […]2 und „Der wahre Weg geht über ein Seil, das nicht in der Höhe gespannt ist, sondern knapp über dem Boden. Es scheint mehr bestimmt stolpern zu machen, als begangen zu werden.“3 Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden.
1 Eine nette, kleine Anspielung.
2-3 Zitat von Franz Kafka
Geht nicht, gibt's nicht
Die erste Stunde plätschert "Der Fall Collini" langatmig vor sich hin und vergisst dabei streckenweise das Wichtigste, was ein (Gerichts-) Drama ausmacht. Nämlich Dialoge. Der Charakter des Collini, der in dem bislang ersten richtigen Prozess von Caspar Leinen als Schuldiger angeklagt wird, spricht in der ersten Stunde, bis auf wenige Worte, einfach gar nicht. Was erst geheimnissvoll anmutet, bricht schnell in pseudo-faszination aus und verliert in der zweiten Hälfte des Films leider sehr deutlich an Authentizität.
Ein Tropfen nach dem anderen, und das beinahe wortwörtlich, fällt auf die Straße, fließt streckenweise direkt in den Abfluss, bis sich dann in den letzten 40 Minuten eine nachhaltige Fütze bildet, die zu bewundern, mich in diesen Minuten faszinierte und dem Drama in einem leider viel zu späten Zeitpunkt, Tragik, Verzweiflung und Konsequenz hineinbrachte.
Gewiss aber ist, dass Elyas M'Barek, Heiner Lauterbach und Franco Nero gewohnt stark spielen und ihren Figuren genügend Farbe geben.
Das ändert aber leider nichts an einer ersten Stunde, in der viel zu wenig passiert, in der der Angeklagte geheimnisvoll nichts sagt, ohne das dies im Nachhinein gerechtfertigt wird oder im Prozess besonders clever erscheint, und in der unwichtige Handlungsstränge die Überhand gewinnen. An wundervollen Drehorten, sympatischen Schauspielern und einer wunderbar spannenden Geschichte mangelt es nun wirklich nicht, allerdings scheint dies das Drehbuch nicht ganz aufgefangen zu haben. Bei so viel Potential hätte ich mich auf das Prinzip Geht nicht, gibt's nicht verlassen, denn da wäre viel mehr drin gewesen. Sehr schade. Dafür werden wir aber gewiss mit starken 40 Minuten gen Ende überrascht, dass über die Vergangenheit der deutschen Geschichte einiges zu sagen vermag. Und darüber lohnt es noch immer zu diskutieren.
@Robo HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM KDW. Auch, wenn ich dem Film vor 1,2 Jahren viel abgewinnen konnte, verstehe ich trzd. sehr gut, wie dieser Film die Sehgewohnheiten auf die Probe stellt und verstört.... "kafkaesk" trifft das Seherlebnis von The Fountain wohl sehr gut... und tatsächlich sollte man vorher gründlich die Packungsbeilage lesen. Denn Nebenwirkungen hinterlässt The Fountain ganz sicher ^^
She’s the One und die Fähigkeit kindlicher Naivität
Die Vergangenheit lässt einen nie los, gerade wenn es darum geht erwachsen werden zu müssen. Bah. Viel besser würde es mir wohl gefallen, wenn ich auch auf der Arbeit noch reden könnte, wie mein Kindheitsidol Winnie Puh. “Denken, denken, denken“ und den ganzen Tag Honig essen. Honig im Kopf. Oder wie andere Kindheitsidole… Wenn man nur nicht irgendwann realisieren müsste, dass man das in der Welt da draußen nicht machen darf. Nicht, dass ich es mal ausprobiert hätte. Naja, früher hab ich mir auch oft gewünscht, eine echte und reale Carrera Bahn zu bekommen. Nicht nur so ein kleines Teil auf meinem Kinderzimmer Boden, mit einem Looping, der sowieso nie richtig gefunzt hat, sondern eine große, fette Carrera Bahn, so groß wie der Nürnburgring bei der Formel Eins. Der Zeitpunkt, an dem mir, uns, allen klar wurde, dass das Kosten in Höhe von Millionen, Milliarden kosten würde, was Geld ist, dass alles irgendwie voll viel kostet und man dafür einen Esel bräuchte, der Gold scheißen kann, war der Moment, indem man schöne Träume, kindliche Naivität und etwas von dem Glück, dass man niemals ersetzen könnte, aufgeben musste. Kein schöner Gedanke, aber dennoch mit der Gewissheit, die Momente auch danach noch gedanklich aufleben lassen zu können.
Bis dahin hat es Kit, gespielt von Brie Larson, in Unicorn Store noch weit. Auch sie ist nicht bereit die Kindheit, junge Träume und die gesunde Naivität gehen zu lassen, von der man ewig leben könnte. Sie möchte sie sich noch ein wenig behalten, träumen, rumtollen und sie noch nicht gänzlich aufgeben. Und dabei beweist Brie Larson, meine verehrte Brie Larson, dass sie nicht nur vor der Kamera genau das tun kann, was sie am besten kann, nein, auch hinter der Kamera vermag sie Unicorn Store ihre ganz eigenen Akzente zu geben, vor allem was die Farbgebung angeht, die genauso verspielt, kindlich naiv und wunderschön ist, wie die einfache Tatsache, dass ihr Charakter selbst noch in diesen Farben lebt, die grauen Töne und das blasse Arbeitsleben noch nicht akzeptieren möchte. Ein Gefühl, dass man mich ab und an auch noch verfolgt und dass mich gewissermaßen am leben hält. Ein bisschen Kind müssen wir in uns behalten…
Etwas, mit dem sich jeder identifizieren können sollte. Ich habe es, wie bei jedem Film mit Brie Larson, genossen ihre Ideen und ihre Entwicklung, vor der Kamera, hinter der Kamera und in ihrer eigenständigen Gewagtheit zu beobachten. Wie immer, bin ich gespannt, welches der nächste Sprung sein mag, welche Geschichte als nächstes kommen wird und wie lange ich warten muss, bis sie mich das nächste Mal überrascht…
Auf der Haben Seite steht freilich eine nüchterne, simple und in weiten Teilen bekannte Superhelden Geschichte, die sich nicht zu ernst nimmt, aber auch in den richtigen Momenten Emotionalität und Ernsthaftigkeit aufblitzen lässt. Alle aus meiner FL werden es schon wissen… freilich tut die pure Tatsache, dass Brie Larson in dem Film mitspielt (zunächst der einzige Grund, weshalb ich den Film sehen musste), einen maßgeblichen Teil an Begeisterung meinerseits dazu. Bevor ich meine Karriere hier auf MP als Kommentator alias Geschwaller-Texter alias Ich-Schreibs-mir-einfach-mal-von-der-Seele-Texter begann, war sie der Grund schlechthin, mit dem ganzen Getexte anzufangen. Und entwickelt haben sich daraus durchaus manchmal langgezogene, spaßige und vor experimentelle und persönliche Texte entstanden.
Aber genug davon. Captain Marvel hält sich m.A.n. mit ausuferndem Effektgeballer zurück, hält es sich gerade zu Anfang und zum Ende hin offen, auf visueller Basis alle Effekte auf uns loszulassen und durch bunte Farben und rauschende Explosionen zu überzeugen. Das mag nicht viel bedeuten, steht die Action, die Effekte und die coolen Sprüche in Marvel-Filmen zu den Erkennungsmerkmale schlechthin. Umso schöner, wenn es mal anders kommt und gerade die Sequenzen außerhalb der Galaxie machen großen Spaß. Insgesamt ist in Captain Marvel ein guter, dezenter Humor eingebaut, der nicht in unnötigen Klamauk verfällt und von ebenso engagierten Schauspielern vorgetragen wird. Die Story ist nachvollziehbar und im gesamten recht simpel, auch wenn mehrere Zeitebenen von Belang sind. Hier schafft es das Drehbuch vor allem, sich einzelne Personen aus Carol Denvers Vergangenheit rauszupicken, sie zu beleuchten und sich storytechnisch an ihnen entlang zu hangeln.
Mir hat Captain Marvel viel Spaß gemacht. Und ich kann mich noch immer in Brie Larsons braunen Augen verlieren. Für mich gehört sie nach wie vor zur größten aller Zeiten. ♥ Auch, wenn sie ihre gesamte Bandbreite an schauspielerischem Können in Captain Marvel nicht ganz ausleben durfte.
More than a feeling
In schwerer Not, in kalter Nacht, mit aller Macht und aller Kraft, gehen wir dem Ziel entgegen. Manchmal klar, manchmal nicht. Mit gutem Glauben, den wir uns erhalten oder schlechtem Glauben, weil wir die Chancen nicht nutzen, die man uns bringt. Vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Nichts zum Jemand. Wer niemand sein will, war noch nie Jemand und niemand kann Jemand sein, ohne jemals die Chancen genutzt zu haben, wenn sie sich ihm offenbaren. Das Spiel mit Worten, aneinandergereihte Buchstaben, die durch Geschichte zu Sinnhaftigkeit wurden, ist jeher die aussagekräftigste Ausdrucksform, die es gibt. Die Buchstaben, die zu Worten wurden, Worte, die zu Sätzen wurden, wurden zu Dialogen, Dialoge zu Drehbüchern, Drehbücher zu Geschichten, Geschichten zu unsterblicher Weisheit auf Film, Buch und Ton. Eine Ode an die Freude, eine Liebschaft zur Geschichte der Wörter, die beschlagene Scheiben trocknen und den Blick aus dem Fenster klar werden lassen.
Rocky, der Niederlage und Verzweiflung Opfer, griff die Chance, ließ aus sich, dem Niemanden, Jemanden werden. Als Jemand ist er nicht Niemand mehr und mit Tat und Kraft, Wort und Schlag, Brot und Spiel, wie damals Gladiatoren im Kolosseum, kämpft er sich mit niederen Mitteln an die Spitze und steht für den amerikanischen Traum, der nicht amerikanisch, denn einfach nur ein Traum ist, nicht Niemand zu sein, sondern Jemand zu werden. Wir alle wollen Jemand sein, das Niemand-Sein vergessen, Thröne besteigen und Ruhm erleben. Als Kämpfer, Arbeiter, Bäcker oder alles andere, kämpfen wir darum, gesehen zu werden, nicht unsichtbar zu sein. Autonomie ist es. Unabhängigkeit, weniger Einschränkungen, Liebe und Respekt. Rocky ist die Geschichte eines Traumes, der nicht inmitten seiner selbst abbrach, sondern Ewigkeit wurde und somit mehr als nur ein Gefühl ist. Eine Melodie aus Wort, G’schicht, Dialog, Film und Ton. Mehr als ein Gefühl. Ein Klassiker, der Generationen überdauert und bis heute nichts von seiner Kraft verloren hat.
Fernab von allem, was ich für möglich hielt.... aber hat noch geklappt ^^. Ich denke, es ist in Ordnung, wenn ich schreibe, dass sich wirklich niemand schämen muss, ist er nicht drauf gekommen... eine harte Nuss! :-)
„Zuhause.
Ich dachte, Ich bin Zuhause… und erstaunte, ob des Gedankens.
Ich bin Zuhause.“
Ich tappte in Gedanken und Vorstellungen schon immer bei Nacht, Dunkelheit, Regen und Gewitter. Auch im Traum. Die Angst, die schon damals an den Zügeln meiner Selbst nagte. Das Alter änderte daran nichts. Die Gedanken, Erinnerungen und Vorstellungen wuchsen. Hin- und wieder wucherten sie andere Erinnerungen zu, die aber nie ganz verschwanden. Die Geister blieben dieselben. Schatten bei Nacht, Gestalten über dem Bett, beschlagene Scheiben und unvollständige Gesichter in den Spiegeln und Fenstern des Hauses, die darüber hinwegtrügten, bloß Wünsche zu sein und die niemals aufhören werden, an sich zu erinnern. Damit ich mich an sie erinnere. Ich wandelte schon früher trabend und träge durch die Gänge meines Elternhauses, die Farben der Treppen und des Bodens so dunkel und dumpf, wie die Geräusche innerhalb der Gänge, der Dielen, des Holzes, der Türen. Ein Knirschen durch die Tür, weil ich mich als Kind über diese gruselige Art des Horrors lustig machte und meine Geschwister damit aufzog, ein lautes Knallen, dass früher für Aufruhr sorgte, aber viel eher für lustige Momente während der geschwisterlichen Keilereien gesorgt hatte, denn einer unbeschreiblichen Angst, die mich heimsucht. Nichts, wovor man sich fürchten müsste. Aber auch kein Humbug. Ein Knirschen und ein Knallen, eine beinahe vergessene Gestalt, die mich so erinnern lassen, wie der Traum über jemand fortgegangenen, der nicht mehr da ist, aber das eigene Leben geprägt und die Erfahrungen mit dem Dünger der Weisheit und des Lichts gegossen und geformt hat. Erinnerungen, Wünsche, Geister, Angst und Wut. Angst vor Nähe, Liebe, Tod und Dunkelheit, die eigentlich der Wunsch nach Nähe, Liebe, Leben und Helligkeit ist. Man muss sie nicht fürchten, diese Gestalten der Angst. Man muss sie hineinlassen und ihnen einen Platz und eine Stimme geben. Ohne sie sind wir unvollkommen.
„Liebe ist der Verzicht auf Logik.
Der gewollte Verzicht auf vernünftige Gedanken. Wir geben ihr nach oder wir bekämpfen sie.
Eines geht nur voll und ganz. Ohne sie, sind wir außer Stande, über einen längeren Zeitraum in einer nackten Realität zu existieren, ohne verrückt zu werden.“
Welch wunderschöne Vorstellung, sehe man auch im Alleinsein und in der Ruine des Elternhauses, in dem man Aufwuchs, hinaufstieg und gedeihte, alle bereits fortgegangenen, geliebten Menschen wieder, als wären sie nie gegangen. Das laute Knallen, das gruselige Knirschen, diese armen, zerkratzten, unvollständigen Gesichter, die mich jagten, die mich nicht in Ruhe ließen, nur damit ich sie nicht vergesse und die mich riefen, diese Geister, die mich riefen, damit ich nach Hause komme. Und eines Tages wird es so sein. Eines Tages wird es bei uns allen so sein. Eines Tages sind wir da. Angekommen. Ich bin Zuhause.
So ist ein Haus nicht nur eine Ansammlung von Steinen, Treppen und Böden. Sondern eine Gestalt mit einem Gesicht, Haut und Knochen, dass nur ganz vollkommen glücklich ist. Ein Haus voller Leben, mit Menschen, dass es füllt und den Steinen ihre Farbe gibt. Ein wunderschönes Märchen.
„Hill House. Dieses sonderbare Gemäuer trotzt den nahegelegenen Hügeln und behält seine Finsternis in sich. So stand es schon vor hundert Jahren und so wird es wohl weitere hundert Jahre dort stehen. Die Wände im Inneren sind gerade, die Backsteine solide verbaut, der Fußboden fest und die Türen vernünftigerweise verriegelt. Eine bleierne Stille liegt über den Gesteinen und dem Gebälk von Hill House. Und wer immer dort umhergeht… Ist nicht allein.“
„Ich dachte, Ich bin Zuhause… und erstaunte, ob des Gedankens.
Eine bleierne Stille liegt über den Gesteinen und dem Gebälk von Hill House.“
Ich bin Zuhause.
„Welcher Tag ist Heute? Heute. Das ist mein Lieblingstag.“
Heute kann jetzt, Gegenwart, auf der Stelle, gerade, augenblicklich und so vieles mehr bedeuten. Heute kann auch gestern sein, oder Jahre zurückliegen. Erinnerungen haben kein Datum. Sie entstehen und wenn sie schön sind, dann bleiben sie auch. Deswegen kann Heute unser Lieblingstag sein, auch wenn Heute gestern, vorgestern oder vor ein paar Jahren gewesen ist. Vielleicht ist Heute für mich der Tag, an dem ich mit meinen Actionfiguren gespielt habe. Manchmal ist auch Heute eine Nacht, in der ich Albträume von Victor Tooms aus Akte X habe, weil es mich damals als Kind sehr erschrocken hat, ihn und seine gelben Augen zu sehen, weil ich bei meinen Eltern mitgeschaut habe. Heute ist aufjedenfall viele Tage vor langer Zeit, an denen ich als Kind Winnie Puh vor der Flimmerkiste geschaut habe und als ich in meiner Kindheit von Stofftieren Werte für’s Leben gelernt habe, die in Christopher Robin noch immer dieselbe Kraft besitzen. Man darf auch Heute, als Erwachsener einen Winnie Puh bei sich im Zimmer haben, wenn er einen daran erinnert, wie die schönste Zeit unseres Lebens gewesen ist. Als Nichtstun noch zu irgendwas geführt hat, Honig und Denken noch den Magen und den Kopf gefüllt hat, ohne Nebel, beschlagene Fenster und die Probleme der Welt. Abschied ist oft, vor allem Heute. Heute kann jeden Tag bedeuten. Es kommt nur darauf an, an welches Heute wir denken und wann der Gedanke präsent ist, aus der er kommt. Ist er heute besonders präsent, dann ist Heute der Tag, an den wir in diesem Moment denken. Abschied. Heute vor vielen Jahren, als Plüschtiere nicht mehr Hipp waren, irgendwelche Kartenspiele plötzlich neue Werte vermittelt haben, PC Spiele, Playstation, XBOX, Filme, Schulkram und Arbeit der Kindheit und den Träumen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Ich habe Winnie Puh, ähnlich wie Ewan McGregor in Christopher Robin schon ewig nicht mehr gesehen und mich auf dieselbe Weise gefreut, wie er, Winnie Puh und seine Freunde nochmal wiederzusehen.
Heute. Heute ist mein Lieblingstag.
Löcher und ihre Tiefe
Ein guter Freund hier auf Moviepilot hat es bereits vor ein paar Tagen sehr passend geschrieben. Je mehr Zeit verrinnt, je mehr Stationen wir erreichen, je mehr wir in Löcher fallen, in ihnen versinken und uns verlieren, desto schneller stumpfen wir im Leben ab. Vor zwei Jahren war diese Erkenntnis noch weit weg. Heute realisiere ich, dass Löcher tief sind und man vor dem Abhang entscheiden muss, ob man fallen, gleiten oder sich einen Schritt zurücktreten bewegen möchte.
Grund dafür ist das Leben, nicht zuletzt der Hauptbestandteil des Lebens. Arbeit. Abgesehen von der Zeit, die wir schlafen, ist die Zeit auf der Arbeit die meiste, die wir in unserem Leben geben, um später im Alter, wenn wir alt, klapprig und verbraucht sind, eventuell noch etwas von uns selbst übrig geblieben ist, wir vielleicht noch etwas angespart haben, um wahrhaftig zu leben. Bis dahin sind wir der Nutzen der Gesellschaft, der auf Macht, Kontrolle und Geld fokussiert ist, dass zu nahe 95 % nur virtuell und völlig unsichtbar existiert. Quasi nichts weiter als dicke Luft.
Als ich mir heute Der Nussknacker und die vier Reiche ansah, wohlwissend der eher durchschnittlichen bis miesen Kritik, realisierte ich in einem Märchen die echte Welt und war, wie so oft, den Träne nahe. Ich versank in einem hellen Loch und ließ mich fallen. Was ich sah war wunderschön. Schönheit.
Ins Kino fliehen. Im Kino fliehen. Im Kino in ein Märchen fliehen. Im Kino in ein Märchen fliehen und die Realität erkennen. Im Kino in ein Märchen fliehen und die Realität anerkennen, sie akzeptieren und neue Ziele setzen. Manch einer würde sagen: Gott, wie traurig, dass du ins Kino und in Filme fliehen musst, um den Löchern des Lebens noch einen Augenblick länger zu entkommen. Aber warum nicht mal fliehen, gleiten, fliegen, lachen und staunen, wenn eine wunderbare Geschichte erzählt wird?
Jeder von uns kennt es. Wenn es in der Familie, auf der Arbeit oder im Freundeskreis heißt, dass alles zu geben manchmal nicht genug ist. Sich bis zur Grenze ins Zeug zu legen ist heutzutage noch lange keine Garantie für Anerkennung, sondern eher für Selbstlob. Gut gemacht großer. Weiter machen. Ich stehe noch nicht so lange im in dem Mäuserad, wie wahrscheinlich viele andere von euch, nehme aber deutlich wahr, wie ich selbst abstumpfe und meine Werte immer öfter für einige Momente über Bord werfe, mich im Ton vergreife, der mir eigentlich wichtig ist. Vielleicht ist es auch nicht allzu falsch zu sagen, für was ich arbeite.
Denn viele Bildungsträger kümmern sich nicht um das, was eigentlich in ihrem Namen geschrieben steht. Genauso wenig wie die Arbeitsagentur nicht immer etwas mit Arbeit und Hilfe zu tun hat. Zahlen, Listen, Budget und Statistiken. Wie überall sind die Menschen, die dort Hilfe bekommen Zahlen in Listen unter Listen über Listen. Wie in beinahe allen Unternehmen. Zahlen und Listen. Menschen sind Zahlen in Listen und Statistiken, auch wenn sie es selbst nicht wissen. Wir haben diese Erfahrung natürlich schon alle gemacht und wissen alle darum. Wo läuft es heute nicht so? Ich ertappe mich aber gleichzeitig auch immer dabei, wie ich unaufhörlich auf diese Tatsache antworte: Mag sein, dass das so ist. Dass heißt aber trotzdem nicht, dass mir das gefallen muss. Es widerstrebt mir und ist im tiefsten Grunde abscheulich. Schön, wenn diese Erkenntnis noch lange anhält, denn wenn sie verschwindet, dann bin ich, dann sind wir alle keinen Schritt zurückgegangen oder geglitten, sondern in das unendliche schwarze Loch gefallen, dass uns auch in ein anderes Universum katapultiert, aus dem man nicht mehr entkommen kann.
Umso wichtiger, dass man sich für falsches und schlechtes Verhalten schämt.
Denn eigentlich sind wir ganz anders. Im Kern. Und jedes schlechte oder böse Wort von mir, tut mir schon in dem Moment weh, indem es aus meinem Mund kommt. Werte und Überzeugungen. Aber Werte wie Ehrlichkeit, Einfühlvermögen, Vertrauen und Loyalität altern ebenfalls, wie unsere Knochen. Sie werden brüchig. Wenn wir uns Mühe geben und fleißig Fitness betreiben, bleiben die Knochen vielleicht ganz, bis sie in der Erde zersetzt werden. Sonst ist im Alter nichts mehr von uns übrig.
Die Nussknacker und die vier Reiche ist für manche vielleicht ein Disney-Märchen nach gewohnten Zügen und Linien, aber es ist ein wunderbares Märchen. Und von Märchen kann es nie genug geben. Weil sie schöner sind, als die Realität. Die Nussknacker und die vier Reiche ist wunderschön, opulent ausgestattet, mit wundervollen Klängen untermalt und mit Schauspielern garniert, die ihre Rollen voll ausfüllen und sichtlich einen heiden Spaß daran haben, allen voran MacKenzie Foy!
Weil Märchen manchmal die ganze Magie bedeuten, die in ihrem Namen stehen.
Another One Bites the Dust
Bohemian Rhapsody ist schwer in Worte zu fassen. Es ist ein Denkmal für einen Sänger, der großartiges geschafft, sich selbst in der Gesellschaft verloren und selbst nie richtig akzeptiert hat. Freddie Mercury, Roger Taylor, Brian May und John Deacon bilden die Band Queen, die um 1970 rum die wohl experimentellste und intuitivste Band der Welt geschaffen haben. Mit Musikelementen aus Pop, Rock, Oper, Klassik, Chorgesang, Techno-Elementen und stimmungsvollen Elementen für das Publikum selbst, haben Queen es in die Ohren und Köpfe der ganze Welt geschafft. Allen voran Freddie Mercury, der bunte Vogel der Band, stach mit seiner Stimme, aus sanften, lauten und vor allem immer zu hohen und schrillen Gesangselementen über die Bandbreite alles bis dato Bekanntem heraus.
In Bohemian Rhapsody schlüpft nun Rami Malek in die Rolle des Freddie Mercury und man kann es nicht anders sagen: Er ist Freddie Mercury. Er verhält sich wie er, bewegt sich wie er und gibt ein stimmiges Bild der Legende. Auch die dunkle Seite von Freddie Mercury kostet Malek in seinem Spiel voll aus und ist sich der Tragweite der damaligen Ansicht zur Sexualität bewusst.
Um Gerüchte soll es hier aber nicht gehen, denn Kenner und Fans der Band werden darum wissen. Dennoch muss gesagt werden, dass Mercury sich mit seiner eigenen Sexualität nie wirklich arrangieren konnte. Kontroversen, Kritiken und sein gelegentliches Verhalten, Drogenrausche, Party’s und Alkohol wirkten dem Sumpf, in dem er sich befinden musste, natürlich nicht entgegen. Aber wie meistert man ein Leben im Rampenlicht, wenn man ganz oben steht und der Homosexualität in einer Zeit, in der die Akzeptanz noch nicht so groß war, wie heute?
Da holt Bohemian Rhapsody auf alle Fälle genug Konflikte raus, hält sich aber nicht zu lange damit auf, um mit ausgewählten und perfekt choreographierten “Entstehungsszenen“ einige der wohl berühmtesten Hits der Weltgeschichte in Momentaufnahmen zu erzeugen und dabei auch den Humor und die Interaktionen der Badnmitglieder nicht außer Acht zu lassen. Hinter jedem Lied steht ein Beweggrund, Gefühl, Überzeugungskraft und Tatendrang. Etwas, dass mir in der heutigen Zeit, wo sich die Charts immer zu gleich anhören und der Elektro Sound die Überhand über alles gewinnt, ans Herz geht und die Musik nochmal in ein anderes Licht hebt. Nämlich in den Himmel, wo das Licht eines Tages unendlich sein wird.
Hier steht die Musik im Vordergrund, die Band selbst, die Harmonie in allem und natürlich auch die Probleme einer so erfolgreichen Band. Vor diesem Hintergrund darf man sich gerne fragen, inwieweit der Spruch “Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“ für den einzelnen Sinn ergibt. Denn töten kann Liebe, Schuld, Vertrauen, Zusammenhalt, Freundschaft, Hingebung und so vieles andere. Im Falle von Freddie Mercury waren es Probleme der Selbstoffenbarung, seine sexuelle Orientierung und die aus fehlender Liebe und Akzeptanz resultierenden Fehler und Entscheidungen, die zu Leid und einem viel zu frühem Ende geführt haben.
Bohemian Rhapsody ist ein authentisches, spaßiges, ernstes, buntes, intuitives und buntes Spektakel zu Ehren von Freddie Mercury, Roger Taylor, Brian May und John Deacon.
"Didn't mean to make you cry
If I'm not back again this time tomorrow
Carry on, carry on, as if nothing really matters" -Bohemian Rhapsody/Queen-
*Dieser Text entstand zu Ehren von Freddie Mercury.*
40
Unknown Doctor: Es ist jetzt 40 Jahre her. 40 Jahre Michael. Seitdem sitzt du nun schon hier und sprichst seither kein Wort. Dein mystisches Schweigen hat eine Bedeutung. Welche? Warum schweigst du?
Michael:
Unknown Doctor: Möchtest du nicht gehört werden? Was treibt dich an, Michael? Hat der Mord an deinen Eltern dich zum Monster gemacht oder hast du dich selbst zu einem Monster auserkoren? Die Blätter fallen wieder von den Bäumen, Michael. Was fühlst du?
Michael:
Unknown Doctor: Was fühlst du, wenn du mordest? Gehst du von Haus zu Haus, mordest, stichst und würgst, zufällig Michael? Siehst du diese Kette? Die Fotos an ihr sind mein Laub, dass niemals versiegt, niemals verwest. Manche Dinge sind für immer. Wünschst du dir vielleicht so eine Kette? Möchtest du deine Familie wiedersehen? Sehnst du dich nicht nach ihr?
Michael:
Unknown Doctor: Die Menschen fürchten sich vor dir, auch wenn du hier hinter Gittern ausharrst, atmest und vegetierst. Sammelst du deine Kräfte für den nächsten Herbst? Wie die Bäume im Frühling?
Michael:
Unknown Doctor: Michael, warum faulen die Blätter der Bäume, das Gras der Wiesen, die modrigen Pfähle an den Straßenrändern von Haddonfield? Warum faulst und verwest du nicht?
Michael:
Unknown Doctor: Egal, was man über dich schreibt, du scheinst nichts von deiner Härte zu verlieren. Deine Blätter faulen nicht, verwesen nicht, sondern sprießen seit Anbeginn deiner Zeit. In 40 Jahren hat jeder Baum im Herbst sein Laub verloren. Was ist dein Laub, Michael?
Michael:
Unknown Doctor: Warum schaust du mich nicht an, Michael? Fehlt dir deine Maske? Willst du sie wiederhaben? Wüsstest du gerne, ob Laurie auf dich wartet? Warum siehst du mich nicht an?
Michael:
Unknown Doctor: Bist du seit dem Mord an deinen Eltern ein kleines Kind geblieben? Bist du nicht gealtert? Nein, du bist nicht gealtert. Du bist gewachsen. Nur gewachsen. Was hast du vor, Michael? Wirst du das Laub der Bäume verbrennen? Keiner sieht uns, keiner hört uns zu. Du kannst sprechen. Du kannst dich bewegen, Michael.
Michael: *steht auf, reißt dem Doktor die Kette aus seiner Hand, stülpt sie ihm um seinen Hals und zieht zu. Er zieht sie zu, bis sich der Hals vom restlichen Teil des Körpers getrennt hat. Michael sticht, boxt, schlitzt und rammt sich den Weg zum Ausgang frei. Niemand kann ihn aufhalten. In einer Stunde ist Mitternacht. Die Nacht zum 31 Oktober. Haddonfield und seine Bäume bereiten sich auf Michael, den Schöpfer des Herbstes vor. Die Blätter fallen, verwesen, die Kinder spielen, die Familien amüsieren sich. Michael erhebt sich erneut, geht durch die Straßen von Haddonfield und genießt die aufgeschlitzten Hälse, zertretenen Köpfe, das fließende Blut und den Geruch von Eisen. Bäume sind vergänglich. Michael nicht. Michael ist für immer.*
Halloween 2018 ist gelungen, weil er die Fußstapfen, in die er tritt, anerkennt und erweitert. Wo sich das Original mit expliziter Darstellung gewiss noch zurückhalten musste, lässt Halloween 2018 dahingehend nichts anbrennen und zertrümmert Köpfe, schlägt Messer durch Hälse und rammt Köpfe vor Wände. Die ganzen Fragen hinter Michael rücken indes freilich nach hinten, was den Mythos aber mehr hervorhebt, als eine klare Antwort auf sein Verhalten. Er spricht nicht und erhält so auch weiter den Mythos um sich in mystischer Unklarheit. Er ist und bleibt eine mystische Gestalt, die zu Halloween in Erscheinung tritt, um zu morden. Und warum auch nicht? Zumindest meine niederen Instinkte ergötzten sich an dem rostigen, warmen Blut der Opfer, der Verwesung jeglicher Menschlichkeit durch Michael Myers und dem prägenden Score des Soundtracks.
Michael Myers ist der Herbst. Wenn er kommt, dann steht und fällt, verwest und blutet alles aus. Leiber, Bäume und Menschen. Für mich, der bisher auch nur das Original und die zwei Ableger von Rob Zombie kennt, ist Halloween 2018 Fankost, die überzeugt und mit einer guten Idee aufwarten kann. Allerdings waren Rob Zombies Anläufe auch wunderbar in ihrer Härte, einer gut gestriegelten Hintergrundgeschichte und der Darstellung, die gut mit einem einstechenden, stumpfen, verbogenen Messer verglichen werden kann. Vor allem im zweiten Teil.
Auch meinen Glückwunsch zum KdW, deiner Würdigung eines Meilensteines des Horros und der Würdigung des Herbstes an sich, die in deinem Text mal wieder wunderbar heraussticht! Ja, der Herbst ist schon etwas besonderes... und sonderbares... :-)
Die Geister, die wir rufen
Die Dunkelheit ist unendlich. Dennoch, nichts könnte uns mehr Angst machen, als die Dunkelheit im unbekannten zu wissen. Unsere Gefühle können sich in ihr verirren. In der Nacht. In der Dunkelheit.
Während die Dunkelheit unendlich ist, fernab von Endlichkeit und Liebe, steckt in ihr dieselbe Irrationalität, wie in Liebe, Angst und Wut. Sie hat also ihre Daseinsberechtigung in uns allen. Manche Gefühle verlaufen sich in der Dunkelheit. Sie laufen dann als Schatten neben uns und sind das Einzige, dass neben uns existiert. Die Dunkelheit ist unendlich. Sie ist zugleich ein Labyrinth, dessen Durchquerung immer wieder ins Licht führt. Wie Gestrüpp und Äste, Wurzeln und Bäume, ragt das Licht immer über die Lichtung hinaus. Auch, wenn wir uns verheddern, unsere Geister uns entführen wollen. In der Nacht. In der Dunkelheit.
Des Nachts sollen wir schlafen, des Tags sollen wir wandeln. Sonst holen sie uns ein. Die Geister. Die Schatten. Angst. Wut. Wahnsinn. In der Nacht. In der Dunkelheit.
The Haunting of Hill House ist eine sanfte und schöne Dunkelheit, die sich in seinen 10 Folgen in eine außergewöhnliche, seichte und intensive Erzählweise einhüllt und zugleich das Herz des Zuschauers genauso berührt, wie die Figuren in der Geschichte. Die Magie, die ich sah und fühlte, erinnerte mich fortwährend an Das Geisterschloss von 1999, das schon damals konsequent das Gruseln lehrte, aber ebenso magisch war, dass sogar der Tod als etwas Wunderschönes, ruhiges und friedvolles offenbart werden konnte, von dem wir alle träumen, es eines Tages in uns zu tragen. In The Haunting of Hill House heißt es, ein Haus sei wie ein Körper. Ein Haus braucht Beständigkeit, Menschen, die in ihm leben und leben. Leben, Licht, Liebe. So ergeht der Familie Craine ein grausames Schicksal, als sie in Hill House einziehen und das Haus nach neuem Leben greift. Es greift danach, macht die Familie fortwährend verrückt, obwohl Hill House nur lachende Kinder, liebevolle Familien und Glück in sich einschließen möchte. Die Familie flieht vor dem Gedanken, weil sich der Tod direkt dahinter verbirgt. Hill House möchte ein Palast voller Menschen sein. Voller Seelen. Hill House möchte leben, als stünde in seinem Kern eine Seele, ein Himmel. Bis auf die Mutter flieht die Familie vor Hill House, dem “Für immer Haus ihrer Träume“. Sie fliehen vor sich selbst, dem, was sie gesehen haben und ihren Ängsten. Ängste, die Geister, die wir rufen. Die wir alle rufen.
Zuhause sein, ist wie angekommen sein. Wann ist man angekommen? Wann ist man Zuhause angekommen? Als ich noch klein war, so erinnere ich mich, hallte oft Geschrei, Streitgespräche und Wut durch die Mauern, Gesteine, Türen und das Holz des Hauses, dass mich seither die Angst, die ich fühle, diese lauten Stimmen in Panik versetzen. Das Knallen der Türen, das schnelle und laute Stampfen, dass noch weit bis in die obere Etage des Hauses kam. Wackelnde Böden, Klopfen, schneller Atem. Decken, die man um sich hüllt, die ich um mich hüllte, weil sie uns vor allem beschützen können, was uns Angst macht. Geräusche, Ängste und Geister. Gefühle, deren Bewältigung nicht ewig unter der Decke bleiben kann. Irgendwann nimmt jemand die Decke von unserem Körper und wir wachen auf. Unter der Oberfläche brodelt sie. Die Angst. Unter der Decke ist so viel Wärme, Schutz und Sicherheit. Auch die Monster packen uns nicht, solange unser ganzer Körper unter der Decke eingehüllt ist. Eine Erfahrung, die so ziemlich alle von uns verbindet, nicht? Wer hat sich nicht schon unter einer Decke versteckt, weil in der Dunkelheit ein Geräusch die Ohren erhellte oder ein Knall den Schlaf unterbrach. Die Decke. Sie ist Sicherheit. Sie ummantelt uns und schirmt uns von unseren Geistern ab. Unsere Ängste. Aber sie ist auch Resignation, die nur durch Bewältigung ihren Schritt ins Licht machen kann. Wenn ich die lauten Stimmen heute höre, fühlt sich meine Brust dick an, das Herz schlägt so fest, schnell und wütend, als würde es im nächsten Moment aus der Brust springen. Sich verflüchtigen. Ich verharre unter meiner Decke, weil sie zu entfernen, Mut und Schmerz bedeutet. Ganz besonders in der Nacht. In der Dunkelheit.
In The Haunting of Hill House ist jedes Zimmer jenes mit der roten Tür. Das Zimmer, das nicht geöffnet werden möchte. Bis die Angst überwunden und die Geister nicht mehr ausgesperrt, sondern hineingelassen werden, ist jedes Zimmer ein geschlossenes. Ein Teil, der Überwindung kostet. Man muss mit den Geistern, den eigenen Ängsten tanzen. Sie begrüßen und akzeptieren. Die meisten Geister sind Wünsche. Laute Stimmen, gruselige Gestalten, Monster, Gedanken und Träume. Sie müssen in das Leben einkehren können, damit sie verarbeitet werden und verschwinden. Wir müssen hören, was sie uns zu sagen haben. Sonst bleiben sie auf ewig in unserem Zimmer mit der roten Tür. In der Nacht. In der Dunkelheit. Bis das Licht die Dunkelheit umfasst.
The Haunting of Hill House ist in seiner Erzählweise so perfekt, so vorsichtig und behutsam, wie selten etwas, dass ich vorher sah. Aufmerksame Zuschauer werden für ihre Geduld belohnt, mit gut gezeichneten Charakteren, Magie und auch Verstörung belohnt. Sie werden vor allem mit einer kleinen Studie belohnt, die in Bildern, Worten und Taten tatsächlich von Bewältigung und den eigenen Ängsten erzählen kann. The Haunting of Hill House ist gruselig, ohne auf Jump-Scares oder 08/15 Horror Klischees zurückzugreifen und ist dabei eine Horror-Drama-Magie-Bewältiguns-Serie, die ganz genau weiß, wo sie hinmöchte und dem Zuschauer nichts vormacht.
Ich sehe keine toten Menschen, keine Monster, keine Gestalten. Aber ich sehe Licht und Dunkelheit. Angst und Liebe. Und ich kann sie immer hören. Die Geister, die ich rief.