roderic92 - Kommentare
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Alle Kommentare von roderic92
Für mich eigentlich unbewertbar, da ich die gesamte Laufzeit hindurch nicht entscheiden konnte, ob ich gerade ein Meisterwerk des modernen Kinos oder einen der schlechtesten Filme des Jahres sehe. Vielleicht war das ja auch die Absicht von Ari Aster, da es sich bei "Midsommar" in jedem Fall um ein Werk handelt, das Emotionen hervorruft. Ob die nun positiv oder negativ sind, liegt im Auge des Betrachters. Da ich aber trotzdem irgendwie zwischendrin bin, fällt auch die Bewertung entsprechend aus!
Was gab es im Vorfeld zu diesem Film nicht alles zu hören? Von den höchsten Lobpreisungen beim Festival in Venedig samt Goldenem Löwen bis hin zu den vernichtendsten Kritiken, die den Film als hetzerisch und manipulativ bezeichneten, war so ziemlich alles dabei. Nun konnte ich mir selbst ein Bild von „Joker“ machen und muss sagen, dass definitiv Ersteres zutrifft, wenn auch nicht in so übertriebenem Maß wie an manchen Stellen zu vernehmen war. Todd Philipps schafft es einen untypischen „Comicfilm“ zu kreieren, der zwar nicht ohne Makel ist und oft zu sehr Referenzen zu „Taxi Driver“ und „King of Comedy“ sucht, insgesamt aber doch überzeugen kann. Das hat aber vor allem einen Grund und der heißt Joaquin Phoenix. Wäre dieser nicht in der Hauptrolle zu sehen gewesen, wäre der Film höchstwahrscheinlich nur Mittelmaß geworden. So wird der Joker aber auf eine vollkommen andere Ebene gehoben und Phoenix versteht es, diesen geplagten, misshandelten und letzten Endes kranken Charakter mit solch einer Wucht auf die Leinwand zu bringen, dass es einem wirklich die Sprache verschlägt. Selten habe ich in den letzten Jahren solch eine brachiale Performance gesehen, weshalb es einmal mehr gilt, den Hut vor einem der vermeintlich größten Darsteller unserer Zeit zu ziehen!
Es gibt sie also doch noch - jene Filme, die mich total überraschen können und das im positiven Sinn. Meine Erwartungen an "Ad Astra" waren nicht allzu groß, hatte ich doch im Vorfeld sowohl gute als auch einige weniger schmeichelnde Kritiken gelesen. Was ich dann aber im Kino zu sehen bekam, ließ mich schlichtweg sprachlos zurück. Ein Meisterwerk des Science Fiction-Kinos, das zum einen durch einen großartigen Brad Pitt in der Hauptrolle als auch durch die hervorragende Regie von James Gray besticht. Die Story an sich ist nichts Neues und wurde in ähnlicher Form schon zahlreich auf Film gebannt, manchmal mehr, manchmal weniger erfolgreich. Natürlich drängen sich dabei Verbindungen zu "Apocalypse Now" und "2001" auf und ohne diese zeitlosen Klassiker nur einfach zu zitieren, schafft es "Ad Astra" doch auf eigenen Beinen zu stehen. Durch die Reise in die endlosen Weiten des Universums als Parabel für das Innenleben des Protagonisten wird hierbei eine atmosphärische Dichte geschaffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Und Brad Pitt tut das Übrige und trägt den Film aus schauspielerischer Sicht mehr oder weniger alleine auf seinen Schultern. Für mich persönlich einer der besten Filme des Jahres, der mir einmal mehr gezeigt hat, wozu Filme fähig sein können. Ein Tipp zum Schluss: schaut euch "Ad Astra" unbedingt im Kino an, denn wenn ein Film die große Leinwand verdient, dann dieser!
Der wohl schlechteste Film, den ich seit langer Zeit gesehen habe und das hat mich nur wenig überrascht. Was soll man auch erwarten von einem weiteren Beitrag zur „Feiertags-Reihe“, der einem bald beinahe alle Feiertage filmisch ruinieren wird? Jeder einzelne Darsteller scheint sich auch voll und ganz darüber im Klaren zu sein, dass es hier einmal mehr um einen großen Scheck geht, der sich mit nur geringstem Aufwand einholen lässt. So verwundert es auch kaum, dass jede/r Einzelne nicht den mindesten Funken Engagement zeigt. Zudem erschreckend, dass der Regisseur dieses filmischen Debakels einst „Pretty Woman“ gemacht hat.
Diese Woche hatte ich endlich die Chance, "Leave No Trace" mit etwas Verspätung auf der großen Leinwand zu sehen und wie froh ich doch bin, diese Möglichkeit wahrgenommen zu haben. Ben Foster und Thomasin McKenzie glänzen in den Hauptrollen als Vater-Tochter-Gespann, das in der Wildnis lebt und schließlich gezwungen wird, sich anzupassen. Hinzu kommen noch die hervorragende Kameraarbeit von Michael McDonough und selbstverständlich die gewohnt starke Regie von Debra Granik. Für mich persönlich definitiv einer der besseren Filme des Vorjahres, den leider wie so oft zu wenige Leute gesehen haben!
Dass Glenn Close in "Die Frau des Nobelpreisträgers" großartig ist, wissen wohl schon die meisten. Zahllose Nominierungen, so auch als "Beste Hauptdarstellerin" für den Oscar, unterstreichen dies eindeutig. Weniger wird dabei über den Film selbst gesprochen, der aber definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Björn Runge inszeniert eine tragische Geschichte rund um die beiden Hauptcharaktere, deren Beziehung von Misstrauen, Neid und Enttäuschung geprägt ist, was die beiden aber nicht davon abhält seit bereits mehr als 30 Jahren verheiratet zu sein. Nach und nach stellen sich Fragen über das "Warum?", die zunächst unbeantwortet bleiben. Erst als ein neugieriger Journalist, der eine Biografie über den Hauptcharakter Joe Castleman schreiben möchte, einige Dinge aus der Vergangenheit aufwirbelt, gerät der Schein mehr und mehr ins Wanken. Die Fassade beginnt zu bröckeln und so auch die Beziehungen innerhalb der Familie Castleman, bis schließlich am Ende das Unausweichliche bevorsteht.
Auf diesem Weg kann man jede einzelne Nuance der Gefühlswelt auf dem Gesicht der Hauptdarstellerin ablesen, was aber nicht über die Leistung von Jonathan Pryce hinwegtäuschen darf. Er spielt den von sich selbst besessenen Schriftsteller, der aber ebenso unter seinen eigenen Unsicherheiten leidet, bis ins kleinste Detail hervorragend und steht seiner Kollegin um Nichts nach.
Alles in allem eine grundsolide Geschichte, die zu überraschen weiß und auch auf der Leinwand funktioniert, was zu einem großen Teil der Verdienst der beiden einzigartigen Darsteller Pryce und Close ist.
8/10
"The Death Of Stalin" ist eine jener Komödien, bei der dem Publikum das Lachen mehrere Male im Hals stecken bleibt - und das vollkommen zurecht. Nicht viele würden es nämlich wie Armando Iannucci und die gesamte Besetzung schaffen ein solch ernsthaftes Thema wie die Verbrechen in der Sowjetunion unter Stalin, die ständige Paranoia und die Wirren um seine Nachfolge so hervorragend in eine Satire umzuwandeln, ohne dabei komplett in einen 0815-Schenkelklopfer abzuschweifen. Wenn man dann noch hört, dass der Film über weite Teile improvisiert wurde, unterstreicht das zusätzlich die Leistung der wunderbaren Schauspieler rund um Steve Buscemi, Jeffrey Tambor und Konsorten. Wenn auch nicht in einer der Hauptrollen sei hier Jason Isaacs besonders hervorgehoben, der als General Zhukov in seinen wenigen Szenen alles in den Schatten stellt. Kurzum ist "The Death Of Stalin" meiner Meinung nach die beste (schwarze) Komödie des Jahres und ein Beispiel dafür, wie man mit einer solchen Thematik humoristisch umgehen kann.
8/10
An kaum einen Film in der zweiten Jahreshälfte 2018 hatte ich so große Erwartungen wie an „Widows“ - umso erfreulicher ist es, dass diese auch voll und ganz erfüllt wurden. Schon als ich vor einigen Monaten den ersten Trailer sah und nicht ganz wusste, in welche Richtung sich das neueste Werk von Steve McQueen thematisch bewegen würde, war mir bereits klar, dass es sich um etwas Besonderes handeln würde. Ein interessanter Cast, eine spannende Prämisse und die technische Finesse eines Steve McQueen hatten in jedem Fall meine Aufmerksamkeit geweckt. Allen voran der Regisseur, der mit allen seinen bisherigen Werken beginnend bei „Hunger“ über „Shame“ bis hin zu dem allseits bekannten „12 Years A Slave“ überzeugen konnte, machte mich mehr als nur neugierig. Und das zu Recht: Widows erzählt eine Geschichte, die es in ähnlicher Form zur Genüge gibt, weiß aber dennoch immer wieder zu überraschen. Kaum ist man der Meinung zu wissen, wohin sich die Story bewegt, wird man im nächsten Moment schon wieder überrascht. Das soll nicht heißen, dass der Film nur aus einer Aneinanderreihung von Twists besteht, vielmehr geht es McQueen darum Altbekanntes frisch aufzubereiten und dabei eine Reihe verschiedener Themen gekonnt in Szene zu setzen. Kritiker des Films mögen vielleicht hervorbringen, dass „Widows“ zu viele Aspekte aufgreifen möchte und sich auf keinen so richtig fokussiert, mir persönlich hat gerade diese Distanz aber zugesagt. Würde es in vielen Filmen bloß um Veronica (übrigens hervorragend von Viola Davis verkörpert) und ihren Kampf für „Gerechtigkeit“ gehen, stellt McQueen auch andere Charaktere in den Vordergrund. Und wenn am Ende, nach knapp über zwei Stunden die Würfel gefallen sind, fügt sich das Gesamtbild auch aus jeder Perspektive zusammen. Aus meiner Sicht ist „Widows“ definitiv zu den besten Filmen des Jahres zu zählen, weil er es versteht sich als Actionfilm nicht bloß in den Genregrenzen zu bewegen, sondern gleichzeitig eine wichtige Message zu den aktuellen Themen unserer Zeit zu vermitteln, ohne dabei auf den Zuschauer einzupredigen. Am Ende ist es jedem selbst überlassen, sich ein Bild zu machen – in meinen Augen hat Steve McQueen aber erneut sein enormes Können unterstrichen!
8/10
Gute Bücher auch in gute Filme umzusetzen ist alles Andere als eine leichte Aufgabe. Es gibt genügend Beispiele, die dies unterstreichen. Nichtsdestotrotz hofft man doch jedes Mal aufs Neue, dass dieser Drahtseilakt zwischen Werktreue und filmischer Umsetzung gelingt, vor allem wenn es um Bücher geht, die einem besonders gut gefallen. So auch bei "Der Trafikant" von Robert Seethaler, einem österreichischen Autor, der zu unterhalten weiß.
Zudem sah auch der Film vielversprechend aus, zumindest was die Besetzung betrifft: Bruno Ganz als Siegmund Freud und Johannes Krisch als mürrischer Trafikant ließen auf ein ansprechendes Werk hoffen.
Daher war die Ernüchterung umso größer als ich dann das Resultat sah. Auslassungen gegenüber der Vorlage, die für die Charakterentwicklung wichtig gewesen wären sowie Ergänzungen, die keinen Sinn ergeben und zu großen Teilen am Ende nicht einmal aufgelöst werden, lassen die Laufzeit von 114 Minuten unglaublich lang wirken. Auch wenn die Akteure versuchen, das Beste aus ihren Rollen herauszuholen, gelingt dies nur bis zu einem gewissen Grad.
Nichtsdestotrotz retten die oben schon erwähnten Herren Ganz und Krisch den Film vor einem totalen Zusammenbruch und sorgen zumindest für eine Reihe von unterhaltsamen Momenten.
Alles in allem also ein weiteres Beispiel für eine Literaturverfilmung, die dem Original nicht gerecht wird und Freunde des Buches wahrscheinlich enttäuschen wird.
5/10
Auch wenn der Trailer durchaus ansprechend wirkt und eine Mischung aus Krimi, Familiendrama und Sozialsatire a la Coen-Brüder vermuten lässt, enttäuscht "Suburbicon" schlussendlich auf ganzer Linie. Clooney scheint sich bei seinem neuesten Machwerk nicht entscheiden zu können, welchen Film er eigentlich inszenieren möchte und erzählt stattdessen zwei Geschichten, die nie so wirklich zusammen kommen. Generell wirkt es, als ob die "wichtigere" Story rund um die schwarze Familie in der rein weißen Vorstadt viel zu kurz kommt und die beteiligten Personen keine Charaktere sondern bloß leere Hüllen sind. Tiefgang bietet der Film sowieso kaum bis gar nicht und trotz der hervorragenden Besetzung kann "Suburbicon" nicht überzeugen. Schade, denn eigentlich hätten die Zutaten für einen wirklich hochklassigen Film, der noch dazu einiges über unsere Gesellschaft zu sagen hat gestimmt - das Endresultat ist aber alles andere als das.
4/10
Nach langem Warten nun der erste Film von Steven Soderbergh nach dessen vermeintlichem Ruhestand als Regisseur (zumindest was Spielfilme betrifft) und das wie gewohnt mit einer Top-Besetzung rund um Channing Tatum, Adam Driver und Daniel Craig. Auch die bereits aus den Ocean-Filmen bekannte Heist-Thematik ließ auf Gutes hoffen, kombiniert mit der technischen Finesse eines Steven Soderbergh stand einem großartigen Film also nichts im Weg.
Und dennoch schaffte es "Logan Lucky" nicht mich voll und ganz zu überzeugen.
Trotz des (versuchten) Humors und den zahlreichen Wendungen sprang der Funke nie so wirklich über und die Freude über das neue Werk von Soderbergh war schnell vergangen. Zugegeben: man merkt den Darstellern durchaus den Spaß am Spiel an (vor allem Daniel Craig überrascht) und es wird auch versucht, das Beste aus dem Stoff herauszuholen, aber schlussendlich glückt dieses Unterfangen nur an manchen Stellen. Zu lange dauert es bis tatsächlich etwas "passiert", geschweige denn die Dramaturgie fruchtet.
Alles in allem also ein technisch versierter Film mit einem guten Cast, der auf Dauer aber etwas langatmig und einsilbig wirkt. Soderbergh ist und bleibt Geschmacksache, für mich persönlich gehört er nach wie vor zu jener Kategorie von Filmemachern, die zwar konstant durchschnittliche bis gute Filme machen, aber eben auch nicht mehr als das.
6/10
http://www.moviepilot.de/liste/top-10-2016-roderic92
Toll auf den Punkt gebracht, sowohl auf der positiven als auch auf der negativen Seite. Gerade bei den Top 10 habe ich viele Überschneidungen mit meiner eigenen Liste gesehen, was mich natürlich besonders freut. Alles in allem mit Sicherheit eine der Jahreslisten, der ich am meisten zustimmen kann. Top!
Zum Abschluss des Filmjahres 2016 noch einmal eine wirklich positive Überraschung- wer hätte sich das gedacht? Andrea Arnold schafft mit ihrem erst vierten Spielfilm etwas, das viele Beiträge aus diesem Jahr nicht erreichen konnten, nämlich eine neuartige und mitreißende Geschichte zu erzählen, die trotz einer Laufzeit von über 2,5 Stunden nie langweilig wird: American Honey!
Im Mittelpunkt steht die junge Star, die aus den ärmlichen Verhältnissen ihrer Heimat ausbrechen möchte und sich deshalb kurzerhand einer Gruppe von Jugendlichen anschließt, die quer durchs Land zieht und Magazine verkauft. Auf der Suche nach Freiheit und Spaß erleben sie gemeinsam allerhand und schrecken dabei auch vor dubiosen Aktivitäten nicht zurück. So lernt Star im Laufe der Reise viele neue Leute, aber allen voran sich selbst besser kennen und wird gleichzeitig mit der harten Realität des Lebens in den USA konfrontiert.
Was American Honey aber schließlich von der breiten Masse der Road Movies abgrenzt ist die fast schon dokumentationsähnliche Art, in der die Zuseher das Geschehen präsentiert bekommen. Dies ist zum einen der durchgehenden Handkamera geschuldet, welche die Protagonistin stets unmittelbar begleitet und zudem auch noch imposante Aufnahmen von den unterschiedlichen Gegenden einfängt. Zum anderen wurden für den Film fast ausschließlich Personen gecastet, die zum ersten Mal vor der Kamera standen und dem Ganzen folglich noch mehr Dokumentationsnähe geben.
Dadurch erhält der Film eine solche Kraft, dass man sich bald selbst als Teil der Jugendlichen fühlt und mit ihnen mitreisen möchte. Allen voran die großartige Sasha Lane, die Star verkörpert, steigert ebengenannte Energie und schafft es mit ihrer unbeschwerten Darstellung den Spirit von „American Honey“ noch besser auf das Publikum überschwappen zu lassen. Gerade in Zeiten, in denen sich eine Vielzahl von Filmen nur mehr artifiziell anfühlt (was an sich nicht zwingend negativ sein muss) ist es umso erfrischender eine so „reale“ Story mitverfolgen zu können.
Hinzu kommt noch ein außergewöhnlicher Soundtrack, zusammengesetzt aus Hip-Hop, Trap und Country-Musik, der das Erlebte ideal unterstreicht und ebenso unbeschwert wie amerikanisch wirkt. Wenn man schließlich gegen Ende den titelgebenden Song von Lady Antebellum hört, fühlt man sich, als ob man gerade selbst eine Reise durch Amerika hinter sich hätte und mit den anderen Jugendlichen im Bus sitzen würde. Vollkommen zu Recht mit dem Preis der Jury in Cannes ausgezeichnet und definitiv eine der positivsten Überraschungen für mich persönlich.
8/10
Mit Frances Ha schafft Noah Baumbach etwas, wozu in meinen Augen nur mehr die wenigsten Filme in den letzten Jahren im Stande waren: nämlich mit einer simplen Handlung in weniger als 1,5 Stunden eine Geschichte zu erzählen, die glücklich macht. Auch wenn manche diese Meinung nicht teilen, so ist dieses Werk für mich persönlich der Beweis, dass kaum ein anderes Medium so viel Freude machen kann wie Film. Egal in welcher Gemütsverfassung man sich befindet, Frances Ha lässt einen mit einem Lächeln zurück (zumindest geht es mir jedes Mal so).
Generell ist es schwierig den Film zu beschreiben und dabei den eigentlichen Kern zu treffen. Und tatsächlich würde sich eine Inhaltsangabe nicht sonderlich interessant anhören. Aber gerade das Alltägliche, die vielen Konversationen sowie die kleinen Nuancen im Leben der Protagonisten sind es, die Noah Baumbach so überzeugend vermitteln kann. Alles scheint aus dem echten Leben gegriffen und schon nach kurzer Zeit hat man das Gefühl nicht Schauspieler, sondern ganz normale Menschen in ihrem Leben zu beobachten.
Zudem lebt der Film von einer großartigen Greta Gerwig, die die titelgebende Protagonistin hervorragend verkörpert und in allen ihren Facetten darstellt. Auch wenn Frances manchmal (wortwörtlich) hinfällt, steht sie doch jedes Mal wieder auf und geht ihren Weg. Gerwig vereint in ihrer Person die Sorgen, Ängste und Probleme der Mitte/Ende Zwanzigjährigen und vermittelt dies so glaubwürdig, dass man jede Sekunde mit ihr mitfühlt und ihr wünscht endlich ihre Ziele zu erreichen.
Bedenkt man zusätzlich noch den verspielten Soundtrack und die wunderschönen Schwarz-Weiß-Bilder, die dem Ganzen einen Hauch von französischen Klassikern à la Godard verleihen, muss man den Film einfach mögen. Alles in allem schlicht und ergreifend ein toller Wohlfühlfilm, der am besten mit einer Zeile aus der Filmmusik zusammenzufassen ist: „Everyone’s a winner, baby, that’s the truth“.
8/10
Nur wenige heute noch aktive Regisseure nehmen ihren Beruf so ernst wie Michael Haneke. Trotz häufiger Kritik und Vorwürfen, in seinen Filmen Gewalt zu verherrlichen, kann er nun doch schon auf ein umfassendes Werk zurückblicken und gilt vollkommen zurecht als einer der letzten großen europäischen Autorenfilmemacher. Haneke nimmt sein Publikum ernst und bleibt seinen Prinzipien treu. Anstatt Wohlfühlfilme für jedermann zu machen, widmet er sich vielmehr den ernsteren Themen des Lebens und zeigt ohne große Umschweife die harte Realität. So auch in „Das Weiße Band“.
An Hand eines rückblickenden Voice-Overs wird die Geschichte eines deutschen Dorfes kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges erzählt, in dem sich seltsame Unfälle zu häufen beginnen. Nach und nach erfährt der Zuschauer mehr über die Geheimnisse innerhalb der einzelnen Familien, die mit allen Mitteln vertuscht werden sollen. Schnell wird deutlich wie zerrüttet die dörfliche Gemeinschaft eigentlich ist, einzig die häusliche Gewalt und allgemeine Rohheit scheint gemeinsamer Nenner zu sein. Dies hinterlässt natürlich auch an den Kindern deutliche Spuren, was sich wiederum in Form von weiteren Gewalttaten äußert. Die große Frage: sind die Kinder wirklich schon so emotional abgestumpft, dass sie womöglich selbst für die begangenen Grausamkeiten verantwortlich sind?
Wie bei allen seinen Filmen gibt Michael Haneke keine direkten Antworten auf die auftretenden Fragen. Vielmehr lässt er den Zuschauer selbst entscheiden und regt auch noch lange Zeit nach Sehen des Werkes zum Nachdenken an. Im Fall von „Das Weiße Band“ verdichtet sich die Handlung mehr und mehr und es scheint, als ob fast alle Protagonisten Grund dazu hätten sich an der Gemeinschaft rächen zu wollen. Abgesehen von der Frage nach dem „Wer?“ stellt der österreichische Filmemacher aber eine Reihe weiterer Überlegungen in den Raum. Da wäre zum einen das zentrale Thema der Erziehung, das in vielen Formen sichtbar wird. Kann man die autoritäre und kalte Umgangsweise mit den Kindern als Ursache für die weiteren Entwicklungen festmachen? Führt dies zur Radikalisierung und zum Entstehen jener Generation, die anschließend voller Begeisterung in den Krieg zieht?
Doch abgesehen von der inhaltlichen Wucht des Filmes, unterstreicht Haneke einmal mehr seine immense Fähigkeit als Regisseur in allen Bereichen. Begonnen beim Casting der Schauspieler, der bis in kleinste Detail nachempfundenen historischen Genauigkeit in Sachen Kostüm- und Setdesign bis hin zur makellosen Umsetzung jeder einzelnen Einstellung in starken Schwarz-Weiß-Bildern, das Gesamtpaket stimmt einfach. Hinzu kommen noch die hervorragenden Performances (allen voran der Kinderschauspieler), die zeigen, was ein guter Regisseur aus seiner Besetzung herausholen kann. Womit wir wieder beim anfänglichen Thema wären: Michael Haneke nimmt seinen Beruf ernst und das wird auch bei diesem Film deutlich.
9/10
Horror und gerade jener Bereich des Filmgenres, der in den letzten Jahren entstanden ist, konnte nie einen besonderen Eindruck auf mich machen. Natürlich gab es da die eine oder andere Ausnahme á la „It Follows“ oder „Ich seh, ich seh“, im Großen und Ganzen war für mich aber nur selten ein Film dabei, der mich richtig überzeugen konnte. Mit „The House Of The Devil“ kann ich nun getrost ein weiteres Werk zu dieser Liste hinzufügen, wobei ich sogar noch weiter gehen und ihn auch allgemein zu den einzigartigsten Filmen der letzten Jahre zählen würde.
Das liegt vor allem am 80er-Jahre-Look und dem starken Fokus auf die Stimmung. Ti West verlässt sich nicht wie so viele andere Horrorregisseure auf Jump-Scares im Minutentakt oder literweises Blutvergießen, sondern erzählt die Geschichte viel ruhiger und schafft dabei eine umso bedrohlichere Atmosphäre, die ihresgleichen sucht. Der Zuschauer wird lange Zeit im Dunkeln gelassen, was es mit dem ominösen Haus beziehungsweise deren Bewohnern auf sich hat, nur um dann im letzten Akt umso härter getroffen zu werden. Schlussendlich werden die Befürchtungen, die man im Laufe des Films aufgebaut hat, sogar noch übertroffen (zumindest in meinem Fall), was einen mit jenem unguten Gefühl zurücklässt, das man sich von guten Horrorfilmen wünscht.
Wenn man die vielen Kommentare liest, in denen sich Leute darüber beschweren, dass der Film langweilig sei oder nichts passiere, muss ich mich schon wundern, ob diese den selben Film wie ich gesehen haben. Wie kaum ein Genrefilm der letzten Jahre hat mich die Stimmung von „The House Of The Devil“ von Beginn an in ihren Bann gezogen und bis zur letzten Minute nicht mehr losgelassen. Wer also Filme mag, die sich zwar langsam, aber stetig entwickeln und ihren Schwerpunkt auf die Atmosphäre legen, denen sei Ti Wests Film wärmstens empfohlen. Auch Liebhaber der klassischen Horrorfilme aus den 80er-Jahren werden ihre Freude haben, was neben dem Look und den zahlreichen Referenzen ebenfalls mit der Besetzung der Charaktere zu tun hat. Wer allerdings den gewohnten Horror-Einheitsbrei bejubelt und sich nichts weiter als billige Effekthascherei erhofft, wird mit Sicherheit enttäuscht werden und sollte besser auf das nächste Prequel, Sequel oder Remake eines billigen Franchises hoffen.
8/10
Es gibt sie also doch noch: Filme, die auf Moviepilot weniger als 10 Bewertungen haben und auch sonst so unbekannt sind, dass sie nur die Wenigsten kennen, dennoch aber so gut gemacht sind, dass sie definitiv mehr Aufmerksamkeit verdienen. „Magical Girl“ von Carlos Vermut ist genau dieser Kategorie zuzuordnen.
In seinem erst zweiten Spielfilm erzählt der Spanier die Geschichte dreier Personen, die alle miteinander verbunden sind und auf die kuriosesten Weisen in Kontakt kommen. Da wäre zunächst Luis, ein arbeitsloser Literaturprofessor, der seiner schwerkranken Tochter ihren letzten Wunsch erfüllen möchte, wozu er jedoch Geld benötigt. Ohne zu viel verraten zu wollen, trifft er dadurch auf Barbara, eine junge Frau mit dubioser Vergangenheit, die an bipolarer Störung leidet sowie auf deren ehemaligen Lehrer, der dank Barbara einen Großteil seines Lebens im Gefängnis verbringen musste.
Was sich auf den ersten Blick nicht besonders vielversprechend anhört, entwickelt sich durch die verschiedensten Wendungen zu einem mitreißenden Mix aus Schwarzer Komödie, Drama und Thriller, der mit großer Beständigkeit zu überraschen weiß. Vermut versteht es zudem gewisse Passagen vollkommen frei zur Interpretation zu lassen, was dem Ganzen noch eine Extranote an Spannung verleiht. Generell werden manche Punkte in der Geschichte bewusst ausgelassen, wodurch der Zuschauer auch gefordert ist, die Leerstellen selbst auszufüllen.
Neben den eben angesprochenen Punkten spielen auch die drei Hauptcharaktere groß auf, was zusätzlich dadurch unterstützt wird, dass die Protagonisten alle eine unglaubliche Charaktertiefe haben und (fast) alle Entscheidungen nachvollzogen werden können. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen bei Aspekten wie der Entwicklung der Charaktere oft versagt wird, sticht „Magical Girl“ besonders hervor.
Wer sich also von erfrischendem europäischem Independent-Kino überraschen lassen will und gleichzeitig nicht davor zurückschreckt Untertitel zu lesen (sofern man nicht der spanischen Sprache mächtig ist), dem sei dieser Film voll und ganz ans Herz gelegt!
8,5/10
Was konnte man im Vorfeld nicht alles zu "Toni Erdmann" hören. Minutenlange Standing-Ovations in Cannes und Vorschusslorbeeren von allen Seiten, manchmal wurde sogar von einer Revolution für das deutsche Kino gesprochen. Meine Erwartungshaltung war dementsprechend nicht gerade niedrig, was bei den bisherigen Kritiken auch wenig verwundert. War der Film nun die versprochene Offenbarung, die die gesamte Branche für immer verändern wird? In meinen Augen nicht. Ist "Toni Erdmann" dennoch ein sehr guter Film? Definitiv!
Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass das neueste Werk von Maren Ade zu den besten deutschen Filmen der vergangenen zehn Jahre zu zählen ist. In 162 Minuten wird das Verhältnis zwischen Ines und Winfried Conradi (oder besser gesagt Toni Erdmann) in allen Facetten beleuchtet und selbst in seinen bizarrsten Formen dargestellt. Folglich tragen die beiden Hauptdarsteller Sandra Hüller und Peter Simonischek den Film beinahe ausschließlich alleine und können durchgehend überzeugen. Selten habe ich im Kino bei so banalen Szenen so sehr gelacht, was schlicht und ergreifend durch das hervorragende Zusammenspiel der beiden Protagonisten möglich wird. Dieses Lachen bleibt einem zwar mehrmals im Hals stecken, da "Toni Erdmann" so gut wie kaum ein anderer Film Komik mit Tragik mischt und nahtlos ineinander übergehen lässt, doch gerade diese Mischung zeichnet das Werk von Maren Ade aus.
Alles in allem ein toller Film mit großartigen Hauptdarstellern, der seine Laufzeit von über 2,5 Stunden wie im Flug vergehen lässt, dennoch- zumindest für mich persönlich- nicht das alles übertreffende Meisterwerk ist, als das er mancherorts gepriesen wird.
P.S. Alleine die Performance von "The Greatest Love Of All" in voller Länge macht den Film zu einer absoluten Empfehlung!
8/10
Was konnte man im Vorfeld zu Nicolas Winding Refns neuestem Werk „The Neon Demon“ nicht schon alles lesen. In Cannes von den Kritikern gleichermaßen bejubelt und ausgebuht, wusste der dänische Regisseur erneut zu polarisieren, was in Anbetracht seines bisherigen Schaffens wenig überrascht. Wenn man noch dazu die Trailer gesehen beziehungsweise die vagen Inhaltsangaben gelesen hat, konnte man schon erahnen, dass Refn sich auch dieses Mal wieder so richtig ausgetobt hat und das im bestmöglichen Sinn. Das Ergebnis? Ein Wahnsinnstrip durch die Scheinwelt der Modebranche von L.A., der mich wie (fast) alle seine Filme voll und ganz überzeugen konnte.
„The Neon Demon“ erzählt die Geschichte der jungen Jesse (großartig verkörpert von Elle Fanning), die nach Los Angeles zieht, um sich dort als Model zu versuchen. Durch ihre außergewöhnliche Schönheit zieht sie alle in ihren Bann, was die Eifersucht ihrer Modelkolleginnen hervorruft. Diese greifen in der Folge auch zu immer drastischeren Mitteln, um Jesse zu schaden und selbst wieder auf die Erfolgsspur zu kommen.
Es wäre erwartungsgemäß kein Refn-Film, wenn sich das Ganze in einem „normalen“ Rahmen abspielen würde. Folglich wird die doch sehr simple Handlung von Wildkatzen in einem Hotelzimmer, jeder Menge Blut und einer Nekrophilie-Szene aufgepeppt, wobei der Regisseur zur Gänze in seinem Element aufgeht. Hinzu kommen noch ein hervorragender, pumpender Soundtrack, eine perfekte Besetzung in allen Rollen sowie das gewohnt einmalige Auge des Dänen, das „The Neon Demon“ zu einem wahren Erlebnis macht.
Eines ist klar: der Film wird auch beim Publikum die Meinungen spalten, Fans der bisherigen Filme von Nicolas Winding Refn werden aber definitiv begeistert sein. Fazit: eine eiskalte Abrechnung mit dem Schönheitswahn der Gegenwart und der dazugehörigen Modebranche, die am laufenden Band zwischen Horrofilm, Melodrama und Schwarzer Komödie hin- und herwechselt und mit einigen grandios-bizarren Szenen überzeugen kann. Für mich persönlich einer der erfrischendsten Filme des Jahres!
8/10
Als Verehrer von David Lynch habe ich mittlerweile schon fast alle seine Filme mehrmals gesehen, mit der Ausnahme von „Der Elefantenmensch“. Nun konnte ich diese Bildungslücke endlich schließen und muss sagen, dass dieser- obwohl äußerst untypisch für das Schaffen von Lynch- wohl zu meinen absoluten Lieblingsfilmen von ihm gehört. Nicht nur das, selten hat mich ein Film so sehr berührt wie dieser!
„Der Elefantenmensch“ erzählt die Geschichte von John Merrick, einem von Geburt an entstellten Mann, der auf Jahrmärkten ob seines Aussehens vorgeführt wird. Sein „Besitzer“ behandelt ihn zudem äußerst schlecht und lässt ihn ein tristes Dasein fristen. Eines Tages wird der Arzt Frederick Treves auf ihn aufmerksam und beschließt ihn im Krankenhaus zu behandeln, da sein körperlicher Zustand zunehmend schlechter wird. Doch nicht nur das, er setzt sich mit John auch menschlich auseinander und möchte ihm helfen ein möglichst normales Leben führen zu können.
Es fällt äußerst schwer diesen Film rein objektiv zu betrachten, ist er doch sehr emotional und bewegend. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass er ein Plädoyer für die Menschlichkeit ist. Ganz ohne die sonst üblichen Merkmale eines David Lynch wird hier ohne viel Schnick-Schnack die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines Menschen erzählt, der seinen Platz in der Gesellschaft sucht. Dabei steht über weite Teile die Hoffnungslosigkeit im Vordergrund, wird Merrick von den meisten als Ungeheuer betrachtet, nicht aber als menschliches Wesen. Sein Kampf ist aber inspirierend und wenn er am Ende sagt „Ich habe es geschafft“ ist es schier unmöglich nicht mit ihm mitzufühlen.
Abgesehen von dieser Seite des Films, können auch die Darsteller durch und durch überzeugen, allen voran natürlich John Hurt als „Elefantenmensch“. Auch Anthony Hopkins ist prädestiniert für die Rolle des Arztes und das Zusammenspiel der beiden umso bewegender. Zudem ist die Regiearbeit von David Lynch einmal mehr hervorragend und zeigt, dass er auch außerhalb seiner „Wohlfühlzone“ ein großartiger Filmemacher ist. Das alles kombiniert mit den eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Bildern macht „Der Elefantenmensch“ zu einem wahrhaftigen Erlebnis.
Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Oberflächlichkeit und Sensationsgeilheit auf einem beunruhigenden Höhepunkt zu sein scheinen, wirkt ein Film wie dieser auch Jahrzehnte nach seinem Erscheinen umso stärker in seinen Aussagen. „Der Elefantenmensch“ regt zum Nachdenken an und gerade darum ist er für mich persönlich einer der wichtigsten Filme, den ich in den letzten Jahren sehen durfte.
9/10
Nachdem ich kein besonders großer Fan der deutschsprachigen Filmlandschaft der letzten Jahre bin, ist meine Grundhaltung was Produktionen aus diesem Bereich betrifft eher kritisch. In jüngster Vergangenheit konnten mich nur „Ich seh, ich seh“ sowie „Victoria“ wirklich positiv überraschen und meine Meinung überdenken lassen.
Nun habe ich einen weiteren Film entdeckt, der in diese Kategorie der Ausnahmen fällt, nämlich „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck aus dem Jahr 2006.
Natürlich war mir der vielfach ausgezeichnete Film schon länger bekannt, bis auf eine flüchtige Schulaufführung vor einigen Jahren hatte ich ihn aber noch nie vollständig gesehen und verspürte auch kein sonderliches Bedürfnis dies nachzuholen. Nun fand ich aber Zeit diesen schwarzen Fleck in meiner Filmliste auszumerzen und rückblickend kann ich nur sagen, dass es definitiv die richtige Entscheidung war. „Das Leben der Anderen“ weiß auf beinahe allen Ebenen zu überzeugen und schaffte es mich von den ersten Minuten an zu fesseln- und das bis zum Schluss.
Kurz zur Handlung: der in der DDR beliebte Theaterschriftsteller Georg Dreyman lebt zusammen mit der Schauspielerin Christa-Maria Sieland ein den Umständen entsprechend unbeschwertes Leben in Ost-Berlin. Beide sind erfolgreich und können sich der Unterstützung einflussreicher Politiker erfreuen, während viele befreundete Künstler unter Berufsverbot stehen. Dies ändert sich jedoch schlagartig als durch eine Reihe von Umständen deren Wohnung überwacht werden soll und der Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (großartig dargestellt von Ulrich Mühe) belastendes Material zu sammeln beginnt. Doch der systemtreue Wiesler wird nach und nach vom Leben der Künstler vereinnahmt und weiß bald selbst nicht mehr, auf welcher Seite er steht.
In eindrucksvoller Manier schafft es von Donnersmarck in seinem Regiedebüt einen ausgezeichneten Film zu inszenieren, der sich zwischen Thriller und Drama bewegt, gleichzeitig aber ein historisch akkurates Bild der DDR liefert. Bis ins kleinste Detail werden die Überwachungsmethoden der Stasi nachgestellt und in die Handlung integriert, was die beklemmende und erschreckende Realität der damaligen Zeit unterstreicht. Hinzu kommen noch die herausragenden schauspielerischen Leistungen- allen voran von Ulrich Mühe und Sebastian Koch- die in jeder Szene zu überzeugen wissen und voll und ganz in ihren Charakteren aufgehen.
Alles in allem ohne Zweifel einer der besten deutschsprachigen Filme der letzten Jahrzehnte, der es schafft die oft so schwierige Abstimmung zwischen historischer Genauigkeit und filmischer Inszenierung vorzüglich zu treffen und damit für ein tolles Filmerlebnis zu sorgen. Auch wenn es das bisher einzige gelungene Werk von Florian Henckel von Donnersmarck ist (ich kann noch immer nicht glauben, dass er für das Debakel mit dem Titel „The Tourist“ verantwortlich war), so bleibt doch zu hoffen, dass er an diese Leistung anschließen kann und bald wieder einen solchen Meilenstein liefern wird- das deutschsprachige Kino bräuchte ihn nämlich.
8/10
Guy Pearce, Joel Edgerton, Ben Mendelsohn, Jacki Weaver- was sich anhört wie der Cast eines hochkarätigen Hollywood-Filmes ist in diesem Fall die Besetzung des australischen Independent-Streifens „Animal Kingdom“ von Regisseur David Michod. Er erzählt die Geschichte des jungen Joshua, der durch den Tod seiner Mutter wieder in Kontakt mit seinen gewalttätigen Verwandten kommt und schon bald in deren gefährliche Machenschaften involviert wird.
Zugegeben, die Story mag nicht unbedingt neu klingen, durch die hervorragende Umsetzung und die starke Besetzung wird aber aus den einfachen Zutaten einer der besten australischen Filme der vergangenen Jahre. Die große Stärke liegt dabei vor allem in der sachlich-ruhigen Erzählweise, durch die der Gegensatz zu den teils brutalen Ereignissen umso stärker zum Vorschein kommt und der Zwiespalt, in dem sich Joshua befindet, auch für den Zuschauer spürbar wird.
Bis zum Ende weiß „Animal Kingdom“ zu überraschen und neue Wendungen in die Handlung zu integrieren, getragen von den schon erwähnten überzeugenden schauspielerischen Leistungen und der tollen Regie von David Michod. Alles in allem ein Film, der zwar das Rad nicht neu erfindet, in seinem Genre aber genau weiß, was er machen muss, um knappe zwei Stunden hindurch die Spannung auf einem Maximum zu halten. Nicht umsonst einer der Lieblingsfilme von Quentin Tarantino aus dem Jahr 2010!
7,5/10
http://www.moviepilot.de/liste/top-10-2015-roderic92
Wie man an meinen bisherigen Bewertungen erkennen kann, bin ich ein wirklich großer Fan von Martin Scorsese und kann jedem seiner Werke eine Menge abgewinnen. Daher dachte ich auch bei meinem ersten Film im neuen Jahr- nämlich Gangs Of New York- dass mich der Regie-Altmeister erneut überzeugen kann. Falsch gedacht- auch wenn der Film kein Reinfall ist, so ist er für mich persönlich doch der schlechteste Scorsese-Streifen, den ich bisher gesehen habe.
„Gangs Of New York“ erzählt die Geschichte zweier verfeindeter Gruppierungen, den Natives und den Dead Rabbits, die immer wieder um die Vormacht im Stadtteil Five Points kämpfen. Bill The Butcher (verkörpert von Daniel Day-Lewis) tötet den Anführer der Dead Rabbits und sorgt damit für die Herrschaft der Natives. Er weiß jedoch nicht, dass der Sohn des Getöteten (Leonardo Di Caprio) ihm Rache geschworen hat und versucht sich in seinen Kreis einzuschleichen. Dies gelingt ihm schließlich auch und es beginnt ein Katz und Maus Spiel zwischen den beiden Protagonisten.
Schon bei dieser kurzen Inhaltsangabe wird klar, dass die Story zwar ein gewisses Potenzial hat, die filmische Umsetzung aber nicht wirklich geglückt ist. Die Gründe dafür sind vielfältig, wenn man jedoch liest, dass der Produzent (Harvey Weinstein) stets versuchte sich in den kreativen Prozess einzumischen und Scorsese eine Reihe von Ideen verwehrte, kann man erahnen, wo die Hauptursache zu finden ist. Hinzu kamen noch zeitliche Probleme und die Überschreitung des Budgets, was die Produktion zu einem wahren Spießrutenlauf für Cast und Crew machte. Doch auch abgesehen von den schwierigen Umständen ist Martin Scorsese hier definitiv nicht in Bestform.
Der vielversprechende Cast rund um Daniel Day-Lewis und Leonardo Di Caprio kann phasenweise zwar überzeugen, wobei Ersterer alle anderen beinahe drei Stunden lang an die Wand spielt. Für mich persönlich ist Day-Lewis auch der einzige Grund, warum „Gangs Of New York“ überhaupt eine positive Bewertung verdient hat. In gewohnter Manier geht er voll und ganz in seiner Rolle auf und war selten bedrohlicher und hinterhältiger auf der Leinwand zu sehen (Ausnahme: „There Will Be Blood“). Di Caprio hingegen kommt bei weitem noch nicht an seine späteren Performances heran und verblasst als Protagonist zunehmend, was zur Folge hat, dass man viel mehr mit dem Bösewicht sympathisiert. Darüber hinaus erkennt man einige Mängel beim Skript, das zu historisch relevant sein möchte, dabei aber auf Charaktertiefe und Spannung beinahe vollkommen vergisst.
Alles in allem ein doch eher enttäuschendes Werk von einem meiner Lieblingsregisseure, das zwar durch die starke Performance von Daniel Day-Lewis und die großteils eindrucksvollen Kulissen punkten kann, im Endeffekt aber an vielen Stellen schwächelt. Hinzu kommt noch die Laufzeit von 160 Minuten, die bei einem wahren Epos angebracht wäre, im Fall von „Gangs Of New York“ aber eine enorme Langatmigkeit hervorruft. Was bleibt ist die Hoffnung, dass es bei diesem einen „Ausrutscher“ bleibt und ich an meiner Begeisterung gegenüber Scorsese weiterhin festhalten kann.
6/10