roderic92 - Kommentare
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Alle Kommentare von roderic92
Adrian Goiginger ist mit “Rickerl“ erneut ein wunderbarer Film gelungen, der einen erfolglosen Musiker zwischen Gelegenheitsjobs, persönlichen Problemen und dem Versuch, eine Beziehung zu seinem Sohn aufzubauen, in allen Facetten zeigt. Dabei wird ein Milieu beleuchtet, dass es sonst kaum auf die große Leinwand schafft – die alten Wiener Kaffeehäuser und „Beisln“. Diese von den meisten für längst tot gehaltene Subkultur und deren regelmäßige Besucher können auch nur deshalb so überzeugen, weil größtenteils Laiendarsteller eingesetzt wurden, die diese Etablissements dementsprechend gut kennen. Doch abgesehen davon weiß auch Voodoo Jürgens als titelgebender Hauptdarsteller „Rickerl“ zu glänzen, was neben seinem authentischen Auftreten vor allem an den Liedern liegt, die allesamt aus seiner eigenen Feder stammen. Und wenn am Ende sein Sohn „Du bist mein bester Hawara“ singt, findet die Odyssee des Protagonisten eines der wohl schönsten und emotionalsten Enden im österreichischen Film.
Nach "Force Majeure" und "The Square" der nächste große Schritt im Schaffen von Ruben Östlund. Eine bitterböse Satire über eine Reihe von Themen, die derzeit in unserer Gesellschaft im Argen liegen. Begonnen bei der Oberflächlichkeit und Abgehobenheit der Schönen und Reichen auf Kosten aller Anderen bis hin zum beinharten Klassenkampf liefert Östlund mit "Triangle of Sadnesse" die perfekte Antwort. Technisch gewohnt stark inszeniert schafft es der Schwede einen äußerst überraschenden Cast durch drei Teile des eskalierenden Chaos zu schicken und weiß dabei nicht mit Humor zu geizen. Auch wenn für meinen Geschmack der dritte Part etwas nachlässt, überzeugen die ersten beiden umso mehr. Alleine der Schlagabtausch zwischen Zlatko Buric und Woody Harrelson über Kommunismus und Kapitalismus wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Alles in allem ein großartiger Film, der es versteht dem Zuschauer vor Lachen Tränen in die Augen zu treiben und diesen im nächsten Moment zu schockieren beziehungsweise mit gewissen Ekelszenen an den Rande des Erträglichen zu bringen. Für mich persönlich definitiv der bisher beste Film von Ruben Östlund, der auf weitere Glanztaten hoffen lässt!
Man kann von Baz Luhrmann halten was man will, aber eines ist nicht zu leugnen - er kann richtig "große" Filme machen. Auch ich kann nicht mit allen Werken von ihm etwas anfangen, aber "Elvis" konnte mich voll und ganz überzeugen. Das liegt zum einen an der (im positiven Sinn) übertriebenen und fast schon manischen Inszenierung, mit der die einzelnen Stationen im Leben der Musiklegende beleuchtet werden, zum anderen an der unglaublichen schauspielerischen Leistung von Austin Butler. Während ich zu Beginn noch dachte, dass ich ihm den Elvis nie abnehmen werde, ließ er mich am Ende komplett erstaunt zurück. Jede Bewegung, jede Mimik, einfach alles ist bis ins kleinste Detail so gut nachgestellt, dass man glauben könnte, man sieht den echten "King". Kombiniert mit dem überaus authentischen Look, den Luhrmann erzeugt, wird somit die Täuschung perfekt und man findet sich in einer Art Zeitkapsel wieder. Und auch wenn Tom Hanks etwas übertrieben agiert und fast schon zur Karikatur wird, tut dies dem Erlebnis keinen Abbruch. "Elvis" ist wahrlich ein großer Film, der unbedingt auf der goßen Leinwand gesehen werden muss!
Ohne im Detail zu wiederholen, was ohnehin schon jeder weiß, nämlich dass „Top Gun - Maverick“ einfach ein großartiger Film ist, möchte ich nur eines hervorheben: wo gibt es heute noch echte Filmstars wie Tom Cruise, die tatsächlich Einfluss auf die Produktionen nehmen können? Wenn man bedenkt, dass fast alle großen Studios und Franchises nur mehr nach Diversity-Regeln und unsäglichen Richtlinien produzieren, die vermeiden sollen ja niemandem auf die Füße zu treten und dabei viel zu oft auf die tatsächliche Handlung vergessen, ist es erfrischend, dass es anders auch noch geht. So ist dieser Film nicht nur hervorragend gemacht und glänzt durch tolle Kameraarbeit und Performances, sondern schafft es auch richtig gut zu unterhalten (auch ohne „woke“ zu sein). Ein Kinoerlebnis, wie man es sich öfter wünscht - Tom Cruise sei Dank!
"Der Mauretanier" ist ein wichtiger Film. Viel zu selten wurde bisher mit einer solchen Intensität auf die erschreckenden Methoden der Amerikaner in Guantanamo eingegangen, die unter dem Banner der "Terrorismusbekämpfung" gerechtfertigt werden. Wenn man zusätzlich bedenkt, dass die große Mehrheit der Inhaftierten nie offiziell verurteilt wurde und nur in den wenigsten Fällen tatsächliche Verbrechen nachgewiesen werden konnten, wirft dies ein um einiges haarsträubenderes Licht auf die USA. Das Beispiel von Mohamedou Slahi dient in diesem Fall als Exempel, in dem zwar die Gerechtigkeit gesiegt hat, tatsächliche Veränderungen im System haben sich aber daraus nicht ergeben. Und auch hier muss man sich vor Augen halten, dass Slahi unzählige Jahre ungerechtfertigterweise in Haft bleiben musste, wobei die ach so liberale Obama-Regierung eine entscheidende Rolle spielte. Filme wie "Der Mauretanier" öffnen hoffentlich mehr Menschen die Augen und sollten meiner Meinung nach in der Schule gezeigt werden, anstatt der so häufig auf Film festgehaltenen US-Propaganda.
Auch wenn "The Batman" erwartungsgemäß nicht an die Höhen von "The Dark Knight" herankommt, muss man zugestehen, dass er trotzdem zu den besten "Superhelden-Filmen" der letzten Jahre zählt. Ganz anders als die mittlerweile obligaten Marvel-Filme, die von Inszenierung und Machart immer homogener werden, hebt sich die neueste Version von Batman eindeutig von der Masse ab. Matt Reeves inszeniert eine vollkommen neue Version des titelgebenden Hauptcharakters, der wiederum von Robert Pattinson hervorragend verkörpert wird. Es ist erfrischend einen Superhelden zu sehen, der nicht unbesiegbar scheint und mit seinen eigenen Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen hat. Hinzu kommt ein solide besetzter Cast, der auch die Nebenrollen facettenreich gestaltet sowie einige stilistische Entscheidungen, die "The Batman" vom Rest abheben. Trotz der beachtlichen Laufzeit von fast drei Stunden also eine kurzweilige Story, die zwar an manchen Stellen etwas vorhersehbar wird, alles in allem aber auf voller Linie überzeugen kann!
Eines vorweg: ich bin kein großer Kanye West - Fan und habe in den letzten Jahren auch nur sehr peripher von seiner Karriere und den diversen Eskapaden gehört. Dennoch muss ich sagen, dass "Jeen-Yuhs" eine eindrucksvolle Dokumentation ist. Begleitet über einen Zeitraum von 20 Jahren wirkt dieses dreiteilige Werk wie ein epochales Zeitdokument. Auch wenn die Voice-Over Erzählung vom Regisseur an manchen Stellen etwas zu theatralisch wirkt, unterhält "Jeen-Yuhs" ohne Zweifel und lässt die Laufzeit wie im Flug vergehen. Und das liegt zu einem großen Teil auch daran, dass Kanye West eine faszinierende Persönlichkeit ist. Man kann von ihm halten was man möchte, aber dieser Mann kann definitiv unterhalten und hat musikalisch viel mehr auf dem Kasten, als die meisten Leute wahrscheinlich annehmen. Die Dokumentation liefert zudem einen Blick hinter die Kulissen und den kreativen Prozess hinter einem Großteil seiner bekanntesten Songs. Auch sein Innenleben wird dabei immer wieder thematisiert und es wird gezeigt, wie Kanye West tickt. Manche mögen ihn nach der Dokumentation vermutlich noch weniger mögen als zuvor und für andere ist er wahrscheinlich ohnehin schon längst abgeschrieben. Bei mir hinterließ "Jeen-Yuhs" aber den Wunsch, mich mehr mit seiner Musik und seinen diversen Projekten zu beschäftigen und das sollte wohl auch das Ziel einer Musik-Doku sein, also alle Achtung!
Obwohl ich Wes Anderson als Regisseur schätze und die meisten seiner Filme großartig finde, gibt es doch auch gewisse Werke von ihm, die mich nicht ganz überzeugen konnten. Mit „The French Dispatch“ erhoffte ich mir einen Film, der mir erneut sehr gut gefallen würde, da ich den Trailer und die Story an sich äußerst ansprechend gefunden habe. Leider war das Kinoerlebnis an sich dann nicht ganz so toll wie erwartet. Wes Anderson hat mittlerweile einen ganz eigenen Stil, der ihn auszeichnet, ihm meiner Meinung nach aber auch im Weg steht. „The French Dispatch“ ist auch das beste Beispiel dafür – der Stil ist einzigartig, die Kameraarbeit hervorragend und auch der Cast ist bis in die letzte Nebenrolle perfekt besetzt. Jedoch bleibt von der Geschichte an sich nur mehr so wenig über, dass die Begeisterung nie so wirklich auf mich überschwappen konnte. Ich wollte den Film mögen und habe auch mein Bestes getan, um in die Welt von Anderson einzutauchen, in diesem Fall hat es leider nicht funktioniert. Das soll in keinem Fall heißen, dass „The French Dispatch“ ein schlechter Film ist – ganz im Gegenteil. Aber auch wenn Film ein audiovisuelles Medium ist und Bild und Ton viel ausmachen, so sollte doch die Geschichte der eigentliche Kern sein und der geht meines Erachtens nach viel zu sehr unter. Zusammengefasst würde ich das neueste Werk von Wes Anderson mit „style over substance“ resümieren, 7 Punkte gibt es aber trotzdem für den unglaublichen Cast, das bis in kleinste Detail ausgearbeitete Szenenbild und die einfallsreiche Inszenierung!
Als riesengroßer Fan von Denis Villeneuve und der Dokumentation "Jodorowsky's Dune" war meine Erwartungshaltung an dieses Remake im Vorfeld schon entsprechend hoch. Auf der einen Seite ein als unverfilmbar geltender Roman, der in seiner epochalen Dimension Wegbereiter für zahllose Science Fiction Filme war und auf der anderen Seite ein Regisseur, der meiner Meinung nach bisher nur großartige Filme abgeliefert hat. Diese Konstellation konnte entweder bedeuten, dass sich selbst Villeneuve seine Zähne an der Buchvorlage ausbeißt oder aber, dass endlich eine tatsächlich gute Version von "Dune" auf der Leinwand zu sehen sein würde. Nachdem ich den Film nun im Kino gesehen habe, freut es mich umso mehr, dass Zweiteres eingetreten ist. Ein wahrhaft episches Kinoerlebnis mit fantastischen Hauptdarstellern, gewohnt hervorragender Regie von Denis Villeneuve und einer Story, die über die gesamte Laufzeit fesselt und diese nicht wie 2,5 Stunden erscheinen lässt. Eine Wohltat für das Kinoherz, das in den letzten 1,5 Jahren über weite Strecken so sehr leiden musste!
Nach langer Zeit auf meiner Watchlist, nun endlich gesehen - mein Fazit: "The Vanishing" hält definitiv was er verspricht. Geht man zu Beginn noch von einem klassischen Thriller aus, bei dem eine Frau verschwindet und ihr Partner sie zu finden versucht, werden genau diese Erwartungen sehr bald komplett auf den Kopf gestellt. Stattdessen wird dem Zuseher ein erschreckendes Psychogramm eines Soziopathen geliefert, das schließlich in einem Ende kulminiert, mit dem man wohl kaum gerechnet hat. Hinzu kommen tolle Darsteller, die hervorragende Regie von George Sluizer und eine Filmmusik, die die bedrohliche Stimmung noch zusätzlich unterstreicht. Alles in allem ein ausgezeichneter und in meinen Augen unterschätzter europäischer Film, bei dem wie so oft gilt: je weniger man im Vorfeld weiß, desto besser!
Über die Aufmachung als "Fernsehevent" lässt sich natürlich streiten. Nichtsdestotrotz hat mir die Idee dahinter gefallen und mit der Besetzung Klaus Maria Brandauers als Anwalt war mein Interesse geweckt. Was dann aber insgesamt herausgekommen ist, war eher nur Durchschnitt. Vor allem die Message, dass in gewissen Fällen, sprich wenn ein ach so freundlicher Polizist ein "Bauchgefühl" hat, die Anwendung von Gewalt und sogar Folter erlaubt sein sollte, finde ich äußerst bedenklich. Hier wird trotz der Darstellung aus beiden Perspektiven versucht, dem Zuseher nur eine bestimmte "richtige" Sicht auf die Dinge aufzuerlegen und das sollte ein solcher Film definitiv nicht machen. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen Andersdenkende prinzipiell angefeindet werden und nur die eigene Meinung zählt, hätte ich mir im Jahr 2021 etwas mehr erwartet. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Feinde" technisch gut gemacht ist und allen voran Klaus Maria Brandauer in einer der Hauptrollen glänzen kann.
Das neueste Machwerk aus dem Hause Pixar ist der wohl beste Film, um das doch sehr durchwachsene (Film)Jahr 2020 abzuschließen. Auf der einen Seite fasziniert die wunderschöne Animation, die in diesem Ausmaß auch neue Wege eingeschlagen hat, auf der anderen Seite berührt die Geschichte rund um den Musiker Joe Gardner zutiefst. Zudem stellt "Soul" einige tiefgründige Fragen zum Leben an sich und schafft es gleichzeitig auch das jüngere Publikum mit der herzergreifenden Story in den Bann zu ziehen. Am Ende steht eine wunderbare Message, die gerade auf die aktuelle Situation bezogen umso treffender wirkt - lebe dein Leben und genieße jeden Augenblick, auch wenn nicht immer alles nach Plan läuft. Also Hut ab vor Pete Docter und der gesamten Crew, die einen zeitlosen Film geschaffen haben, der in dieser schwierigen Zeit umso mehr Balsam für die geschundene Filmseele ist!
Lukas Dhont ist mit seinem Erstlingswerk "Girl" wahrlich ein kleines Wunder gelungen. Nicht nur feierte der belgische Regisseur mit diesem Film sein äußerst beachtliches Regiedebüt, sondern räumte auch gleich einige Preise bei den Filmfestspielen von Cannes ab, was definitiv nicht viele schaffen. Doch auch abgesehen vom großen Lob der Kritiker, das diesen Film schon vor dem tatsächlichen Erscheinen begleitet hat, muss man festhalten, dass der Belgier einen wirklich tollen Film vorgelegt hat. Erzählerisches Gespür, gepaart mit einer unglaublichen Kameraarbeit und einer hervorragenden Hauptdarstellerin lassen "Girl" tatsächlich zu einem Highlight des europäischen Independent-Kinos werden. Und generell fesselt die Geschichte rund um die Ballerina Lara, die durch eine Geschlechtsumwandlung nun endgültig eine Frau werden möchte, die gesamte Laufzeit hindurch. Auch wenn das Ende umstritten sein mag und bei vielen für Unmut gesorgt hat, kann ich diesen Film nur in höchsten Tönen loben. Natürlich bleibt so manches offen und auch der eine oder andere Nebenerzählstrang wird nicht weiter vertieft - fest steht aber, dass man Lukas Dhont für die Zukunft auf dem Radar haben sollte, denn dieser Film geht unter die Haut!
Auch wenn "Vox Lux" bei weitem kein perfekter Film ist, so schafft es Brady Corbet mit seinem neuesten Werk doch aus dem Einheitsbrei des aktuellen Musikfilm-Trends herauszustechen. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber allen voran sicher in der Erzählweise zu finden, die zwar etwas gewöhnungsbedürftig wirkt, sich schlussendlich aber doch als einfallsreich und zum Sujet passend erweist. Corbet möchte nicht die klassische Aufstiegsgeschichte der Protagonistin erzählen, sondern präsentiert "Vox Lux" vielmehr als Geschichtsfilm über das 21.Jahrhundert. Prägende Ereignisse passieren (großenteils nebenbei), tragen aber trotzdem zur Stimmung des Films und der Entwicklung der Charaktere bei.
Diese werden entsprechend von hervorragenden Schauspielern verkörpert, die ohne Zweifel dazu beitragen, den Film zusätzlich auf eine höhere Stufe zu heben. Natalie Portman und Jude Law sind ohnehin Größen, die verlässlich ihre Leistung bringen und gerade in kleineren Projekten wie "Vox Lux" die nötige Starpower liefern. Besonders hervorzuheben ist aber Raffey Cassidy, die (umstrittenerweise) doppelt besetzt ist, was von vielen stark kritisiert wurde, für mich persönlich aber ein weiterer Kunstgriff von Brady Corbet war.
Alles in allem konnte mich "Vox Lux" überzeugen, auch wenn manche Teile dramaturgisch besser gestaltet werden hätten können und der Film mit Sicherheit nicht den Geschmack der Mehrheit treffen wird. Am Ende stellt Brady Corbet aber die richtigen Fragen zum Thema Popularität und der Musikbranche an sich und zeichnet nebenbei ein bemerkenswertes Porträt des 21.Jahrhunderts.
Auch wenn mich persönlich "I, Daniel Blake" noch mehr überzeugen konnte bzw. mich die Geschichte noch mehr getroffen hat, besteht kein Zweifel, dass auch das neueste Werk von Ken Loach auf unglaublich überzeugende Weise einige der aktuell größten Probleme der Arbeiterklasse thematisiert. Der für den Regisseur bereits übliche Realismus versetzt den Zuschauer dabei für die Laufzeit direkt in die Lebenswelt der Protagonisten und lässt einen umso mehr mit dem Schicksal der Familie Turner mitfühlen. Wer aber denkt, dass es dabei bleibt, kennt Loach schlecht - die täglichen Probleme, die bei Kleinigkeiten beginnen, sich dann aber als umso schwerwiegender herausstellen, steigern sich schließlich bis zum (doch abrupten) Ende ins Unermessliche und stellen die Protagonisten vor schier unmögliche Entscheidungen. Denn wie soll die im Grunde doch glückliche Familie bestehen, wenn wegen "Knebelverträgen" als "freie" Mitarbeiter sowie Pflegehilfen, die stets bereit sein müssen, keine Zeit bleibt sich um die Kinder zu kümmern, die wiederum in ihr eigenes Unglück steuern. Für Loach zentral bleibt dabei trotz allem stets der Zusammenhalt der Menschen, die schlussendlich nur durch das korrupte System unglücklich werden. Ein Aufstieg aus der Arbeiterklasse ist den Charakteren von Ken Loach dabei nicht vergönnt und so wird man einmal mehr mit einem metaphorischen Schlag in die Magengrube zurückgelassen, wenn man erkennen muss, dass sich doch nichts am Status Quo ändern kann. Alles in allem kann man vor dem scharfen Auge des Regisseurs nur den Hut ziehen und anerkennen, dass er einer der wenigen ist, der aktuell solche Arbeiten vorlegt und dabei einen solchen Humanismus an den Tag legt!
Nach einigen Monaten konnte ich nun endlich diese große Lücke in den doch sehr überschaubaren Neuerscheinungen aus dem Kinojahr 2020 schließen und obwohl ich im Vorfeld sowohl positive als auch negative Kritiken gelesen habe, muss ich sagen, dass mich Sam Mendes mit seinem neuesten Werk voll und ganz überzeugen konnte. Eines vorweg: ich bin zum einen ein großer Fan von ansprechenden geschichtlichen Filmen zum anderen habe ich eine Schwäche für lange Einstellungen. Und wer "1917" gesehen hat, weiß dass dieser Film auf beiden Ebenen voll punkten kann. Die Kameraarbeit von Roger Deakins ist gewohnt hochklassig und die Regie von Sam Mendes glänzt ebenso. Auch wenn die Handlung in gewissen Zügen an einige namhafte Vorgänger erinnert, hat mich dies nicht wirklich gestört. Ganz im Gegenteil - durch die simple Story und den direkten Einstieg fiebert man umso mehr von der ersten Minute an mit dem Protagonisten mit. Dieser wird übrigens beeindruckend von George McKay gespielt, der die Rolle des unscheinbaren, mit der ihm übertragenen Aufgabe und den Gräuel des Krieges vollkommen überforderten Soldaten perfekt auf die Leinwand bringt. Zudem tauchen einige Schauspielgrößen des englischen Kinos in recht kurzen Auftritten auf (man denke an die Herren Firth, Strong und Cumberbatch), was dem Ganzen noch zusätzliches Gewicht verleiht. Alles in allem ist "1917" ein großartig gemachter, optisch herausstechender Kriegsfilm mit einem tollen Hauptdarsteller, der für mich persönlich kaum Schwächen aufweist - im wahrsten Sinne des Wortes also ganz großes Kino!
„Wild Rose“ zählt für mich persönlich definitiv zu den am meisten unterschätzten Filmen der letzten Jahre. Während größere Produktionen mit ähnlichen Themen – siehe „A Star Is Born“ – unzählige Besucher in die Kinos lockten und auch bei den großen Preisverleihungen vertreten waren, ging das neueste Werk von Tom Harper im deutschsprachigen Raum sang- und klanglos unter. Und das obwohl mit Schauspielerinnen wie Jessie Buckley und Julie Walters durchaus bekannte Gesichter der englischen Schauspielriege zu sehen sind. Dennoch war es in Österreich weder möglich den Film im Kino zu sehen geschweige denn ihn anschließend auf DVD oder Bluray zu kaufen. Netflix sei Dank ist dem nun nicht mehr so und ich konnte mich endlich selbst davon überzeugen, wie großartig „Wild Rose“ tatsächlich ist. Die Performances von den beiden oben genannten Hauptdarstellerinnen, allen voran natürlich Jessie Buckley sind eine Wucht und auch die Regiearbeit von Tom Harper kann sich sehen lassen. Was aber diesen Film von der breiten Masse abhebt, ist der unglaubliche Country- Soundtrack, der uns auf der Reise von Rose-Lynn begleitet und die Handlung nicht nur umrahmt, sondern dem Sichtbaren noch mehr Tiefe gibt. Wer also Musikfilme mag oder generell ein wunderbar inszeniertes Drama sehen möchte, dem sei „Wild Rose“ wärmstens empfohlen. Auch wenn der Film nicht ohne Makel ist, schafft er es dennoch von der ersten bis zur letzten Minute zu überzeugen, einen mit dem schwierigen Leben der Protagonistin mitfühlen zu lassen und schließlich voll und ganz in der Musik aufzugehen!
Dass Gaspar Noé mit seinen Filmen polarisiert, ist hinlänglich bekannt. Oft heißt es auch, dass man seine Werke entweder liebt oder hasst und es nur wenig Raum dazwischen gibt. "Climax" kann durchaus in dieses Schema eingeordnet werden, wenn man sich einige der Kritiken durchliest. Ich persönlich bin mit meiner Meinung aber irgendwo in der Mitte. Während ich "Enter The Void" als höchstgelungen empfunden habe, beispielsweise "Love" aber nicht viel abgewinnen konnte, ist "Climax" definitiv auf der positiven Seite einzuordnen, wobei man auch dieses Werk mit Vorsicht genießen muss. Die Tanzszenen sowie die Kameraführung sind erstklassig und auch die Performance von Sofia Boutella ist eine Wucht. Wenn man davon absieht, gibt es aber auch einiges, das nicht ganz stimmig ist. Die Dialoge sind teilweise fragwürdig und auch manche Entwicklungen im Film haben für meinen Geschmack nicht ins Gesamtbild gepasst. Wenn man zusätzlich hört, dass der Regisseur selbst fast ausschließlich improvisieren ließ und keine tiefere Bedeutung hinter der ganzen Story steckt, hebt dies "Climax" nicht unbedingt hervor. Insgesamt also ein über weite Teile gelungener Film, der durch seine Einzigartigkeit und Kreativität überzeugen kann, schlussendlich aber nicht viel auszusagen hat und zu gezwungen schockieren möchte.
Obwohl die meisten ohnehin schon zusammengefasst haben, was ich hier wiederholen werde, kann ich einfach nicht anders: abgesehen von der mehr als fragwürdigen Idee den Hitchcock-Klassiker schlechthin beinahe Einstellung für Einstellung noch einmal in Farbe zu drehen, muss man einfach die Performance von Vince Vaughn als eine der wohl schlechtesten der letzten Jahrzehnte einordnen. Jede einzelne Minute ist es fast qualvoll ihm zuzusehen, was wiederum äußerst schade ist, da der restliche Cast doch auch seine Stärken hat. Vaughn überschattet im negativen Sinne aber alles, weshalb man dieses Experiment insgesamt doch als gescheitert bezeichnen muss!
Seit längerer Zeit wieder einmal ein Film, der mich komplett umgehauen hat. Vorab wusste ich kaum etwas über die Handlung oder die Mischung aus Dokumentation und Spielfilm, aber "American Animals" ist ohnehin ein Beispiel für einen Film, in den man möglichst ohne Vorwissen gehen sollte. Deshalb möchte ich hier auch gar nicht auf die Handlung eingehen, fest steht aber, dass ich selten einen so packenden Heist-Film gesehen habe, der für mich persönlich auf verschiedenen Ebenen funktioniert hat. Angefangen bei der außergewöhnlichen Konstruktion, die die echten Protagonisten mit den Schauspielern mischt, über die großartige Kameraarbeit bis hin zur tollen Musikauswahl - hier stimmt sehr viel zusammen. Auch die Regie von Bart Layton kann sich sehen lassen und wenn man einmal herausgefunden hat, dass er schon vor einigen Jahren mit "The Imposter" einen ganz ähnlichen, wenn auch mehr dokumentarischen Film gedreht hat, wird gleich einiges klarer. Insgesamt ist "American Animals" ein wirklich überraschender und bis zum Schluss spannender Mix, der mich gefesselt und meine Erwartungen bei Weitem übertroffen hat!
Hier kommt so ziemlich alles zusammen, was aktuell am deutschen "Kino" beziehungsweise Netflix-Produktionen nicht stimmt. Charaktere, mit denen man absolut nichts anfangen kann, eine an den Haaren herbeigezogene Liebesgeschichte und allerhand Szenen, die einem vor lauter Fremdschämen jegliche Hoffnung auf einen halbwegs passablen Film nehmen (man denke nur an den Battle-Rap-Großvater). Mehr kann und möchte ich dazu auch gar nicht schreiben, denn das wäre reine Zeitverschwendung!
Eines vorweg: ich habe bei weitem nicht alle Filme von Alfred Hitchcock gesehen und bei dem äußerst umfangreichen Gesamtwerk der Regiegröße mit Sicherheit noch einiges an Nachholbedarf. So ergibt es sich aber immer wieder, dass ich auf Filme von Hitchcock stoße, die ich zwischenzeitlich komplett aus den Augen verloren hatte. Und genau das gilt für "Der Fremde im Zug", der definitiv nicht der bekannteste oder gar der beste Film der renommierten Regielegende ist, einen dennoch aber daran erinnert, was für ein Meister seines Faches Alfred Hitchcock tatsächlich ist. Bedenkt man die doch weitaus begrenzteren technischen und finanziellen Möglichkeiten der damaligen Zeit, unterstreicht dies nur zusätzlich, wie großartig Hitchcock die Mittel einzusetzen wusste, die ihm gegeben waren. Wie in vielen seiner Werke, handelt es sich auch bei "Der Fremde im Zug" um eine relativ einfache Prämisse, die dennoch einen großartigen Spannungsaufbau ermöglicht. Zwei Männer treffen im Zug aufeinander, wobei einer der beiden den anderen mehr oder minder dazu überredet einen Doppelmord zu begehen. Ausgehend davon entwickelt sich eine Geschichte, die immer wieder zu überraschen weiß - also sollte man am besten gar nicht zu viel über die Handlung des Filmes nachlesen. In jedem Fall gelingt Hitchcock auch hier etwas, das sich alle Regisseure als Vorbild nehmen sollten: eine Geschichte erzählen, die sich simpel anhört, aber trotzdem von Anfang bis Ende Spannung garantiert. Es vergeht keine Minute, in der nicht etwas passiert, das von Bedeutung für spätere Ereignisse ist. Nicht umsonst wird Alfred Hitchcock als "Master of Suspense" bezeichnet. Kaum jemand versteht es wie er nichts dem Zufall zu überlassen und dadurch eine Grundspannung zu kreieren, die seines Gleichen sucht. Natürlich hat "Der Fremde im Zug" auch seine kleineren Schwächen, weshalb ich ihn auch nicht zu den absoluten Top-Filmen des Regisseurs zählen würde. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass er wie eingangs erwähnt einen solch umfangreichen Katalog aufweist.
Nach all dem Lob, das diesem Film vorausgeeilt war beziehungsweise den unzähligen Preisen, allen voran natürlich der Goldenen Palme in Cannes sowie den Oscars in der vergangenen Woche, war die Erwartungshaltung an das neueste Werk von Bong Joon Ho mehr als nur groß. Umso erfreulicher war für mich die Tatsache, dass "Parasite" dem enormen Hype gerecht werden konnte. Mehr noch, dieser Film zählt ohne Zweifel zu den größten Werken, die in der jüngsten Vergangenheit zu sehen waren. Eine Story wie sie ihresgleichen sucht voller Wendungen und Überraschungen, die dieses Spiel zwischen Komödie, Drama und Thriller zu einer solch einzigartigen Erfahrung machen, dass man die gesamte Laufzeit hindurch nicht eine Minute gelangweilt wird. Bong Joon Ho schafft es jede Note exakt zu treffen und den Zuschauer so stets aufs Neue zu beeindrucken. Jede einzelne Rolle ist hervorragend besetzt, wobei der Regisseur auch jedes noch so kleine Detail perfekt inszeniert. Hier merkt man, dass ein Meister am Werk ist und obwohl dieser Begriff in der heutigen Zeit oft überstrapaziert wird, trifft er hier voll und ganz zu. Umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass Bong Joon Ho nicht nur Regie geführt hat, sondern ebenso für die Story verantwortlich und am Schreiben des Drehbuchs beteiligt war. Für mich persönlich das Wichtigste aber zum Schluss: abgesehen von den oben genannten Aspekten, die schon einen großartigen Film ausmachen, hat mich der Subtext am allermeisten beeindruckt. "Parasite" behandelt dabei so viele wichtige Themen unserer Zeit, den "Klassenkampf" zwischen Unter - und Oberschicht aber wie nur die allerwenigsten Filme es geschafft hätten. Die wirtschaftlich Schwächeren leben in äußerster Armut und versuchen mit allen Mitteln ihre Lage zu verbessern, während diese Bestrebungen aber nie die Tatsache verändern können, woher sie kommen und dass sie den vermeintlichen "Aufstieg" in der Gesellschaft ohnehin nie schaffen werden. Demgegenüber schwelgen die Reichen im Überfluss und einer solchen Ignoranz, dass sie selbst Katastrophen, die die Existenzen zahlloser Familien auslöschen, nicht im Geringsten berühren.Dies gipfelt in einem Höhepunkt, der einem den Atem stocken lässt und sich wohl für immer ins Gedächtnis einbrennen wird. Ein Meisterwerk des zeitgenössischen Kinos, das zeigt was alles möglich ist, wenn man so talentierten Künstlern wie Bong Joon Ho die Freiheit lässt sich zu entfalten und das zu thematisieren, was ihnen tatsächlich auf der Seele liegt. Bitte auch im Jahr 2020 mehr davon!
Hier meine Variante der Top 10 von 2019!
https://www.moviepilot.de/liste/top-10-2019-roderic92
Was für ein großartiger Abschluss für das Kinojahr 2019! Nachdem ich im (bald) vergangenen Jahr sowohl einige großartige als auch einige eher enttäuschende Filme gesehen habe, bin ich mehr als froh, 2019 mit einem solchen Leckerbissen abgeschlossen zu haben. Nun aber zu "Knives Out" selbst: Rian Johnson in Topform mit einem hervorragenden Cast, der ebenso wie der Regisseur sichtlich Spaß an der Arbeit hatte. Allen voran natürlich Daniel Craig und Ana de Armas, die beinahe jede Szene stehlen, aber auch Chris Evans, Jamie Lee Curtis oder Toni Colette, die durchgehend glänzen können. Eine klassische Murder-Mystery, die es schafft nahezu alle Erwartungen zu widerlegen und den Zuseher mehr als nur einmal an der Nase herumzuführen. Auch die Referenzen sind offensichtlich, wird schließlich der Name "Poirot" sogar einmal von einem der Charaktere erwähnt. Wer also wie ich ein Fan von dem oben genannten Meisterdetektiv ist, wird mit "Knives Out" definitiv seine Freude haben. Doch auch alle Anderen werden den Kinosaal mit einem Lächeln verlassen, kommt trotz dem Mord im Zentrum der Story nämlich vor allem eines nicht zu kurz und zwar der Humor. So schafft es Johnson nicht nur alten Genrefilmen ähnlicher Art seinen Tribut zu zollen, sondern diese zugleich auch gekonnt auf die Schaufel zu nehmen (die große Aufdeckungsszene gegen Ende lässt grüßen) und das mit entsprechender Wirkung. Alles in allem eine absolute Bereicherung für das Filmjahr, die ich guten Gewissens jeder/m weiterempfehlen würde. Spannend, kurzweilig, toll geschrieben und zugleich humorvoll und unterhaltsam - was wünscht man sich da mehr?!