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Alle Kommentare von shortybuster
Irgendwo zwischen "Das Omen" und "Der Babadook" positioniert Lee Cronin sein Langfilmdebüt, um eine zerrüttete Mutter-Sohn-Beziehung in der Abgeschiedenheit der irischen Wälder zu erzählen. In bedächtigem Tempo und mit unheilvollem Score unterlegt tröpfelt der Wahnsinn in den Kopf der liebenden Mutter, bis aus Verunsicherung existenzielle Panik erwächst. Die doppelte Lesart, ob dämonisches Kind oder psychotische Mutter, wird reichlich befeuert und letztlich so widersprüchlich gegenübergestellt, dass Cronin nicht mehr einfällt, als sich im Finale in eine phantastische Metaphorik zu retten, die mehr Hilflosigkeit als schlüssiges Gesamtkonzept vermuten lässt.
So glänzt "The Hole in the Ground" weder mit einer übermäßig originellen Ausgangsidee noch mit einer schlüssigen Zusammenführung der ausgelegten Fäden, aber dafür mit einer prickelnden Atmosphäre, interessantem Setting sowie mitreißenden Darstellerleistungen von Groß und Klein.
"[...] Die Theorie von “Chekhov’s Gun” (zu dt. “Tschechows Waffe”) besagt, dass jedes Element einer Geschichte notwendig sein muss. Für den Handlungsverlauf irrelevante Teile sollen also ausgeschlossen werden. Erfahren wir beispielsweise zu Beginn einer Story, dass eine Waffe an der Wand hängt, so muss diese später auch abgefeuert werden. Sonst ist sie sinnlos.
Ebenso verhält es sich mit Unterrichtsszenen in Filmen, die immer auch Hinweise darauf geben, wie die Handlung zu interpretieren ist beziehungsweise was die Botschaft des Gezeigten sein soll. Dans Lehrkonzept über Gegensätze, die eine Veränderung in Gang setzen, ist damit das Leitmotiv in Half Nelson. Die Freundschaft von Dan und Drey ist, wenn man so will, voller Gegensätze: Lehrer – Schüler; schwarz – weiß; Erwachsener – Kind. Zudem ist sich Dan sicher, dass man nur wirklich einen Einzelnen retten kann und nicht sofort eine ganze Klasse.
So ergibt sich eine seltsame, schwer zu greifende Beziehung, aus der sowohl Dan als auch Drey etwas für sich ziehen können. Das junge Mädchen wächst ohne Vater und mehr oder weniger auch ohne Mutter auf, die Doppelschichten bei der Polizei schieben muss. Diese Leerstelle soll unbewusst Dan füllen, dabei ist dieser nicht mal wirklich Herr über sein eigenes Leben. Er wiederum sieht in Drey die Chance, eine Schülerin vor Unheil bewahren zu können. Vor allem als der Drogendealer Frank beginnt, sie für seine Geschäfte einzuspannen, ist Dans Beschützerinstinkt geweckt. [...]"
"[...] Mit 3 Tage in Quiberon ist Emily Atef ein ungemein faszinierender, echt wirkender und emotional berührender Film gelungen. Dieser verzichtet in seiner Inszenierung fast völlig auf große Gesten und stellt das Ensemble um und mit der großartigen Marie Bäumer als Romy Schneider vollkommen in den Mittelpunkt. Auch weitestgehend uninformierte Zuschauer werden in diesem Film dem Mythos Romy Schneider näherkommen. Sie verlieren sich womöglich sogar über den Film hinaus darin. Allerdings nagt die üppige Spielzeit von fast zwei Stunden doch stark am Gesamteindruck und der Wirkmacht mancher Einzelszenen. 3 Tage in Quiberon stellt daher kein vollumfängliches Glanzstück dar und kann durch seine Schlichtheit sicherlich nicht jeden gut unterhalten. [...]"
"[...] Lassen wir mal die häufig zu beobachtende Steif- und Hölzernheit deutscher Komödien außer Acht, so ist Der Vorname ein durchaus kurzweiliger Film mit gut sitzenden Pointen. Genussvoll darf der Zuschauer verfolgen, wie ein geselliger Abend unter Freunden immer mehr aus dem Ruder läuft und sich tiefe Gräben zwischen den Charakteren auftun. Und letztlich hinterlässt Sönke Wortmann hier auch einen bissigen Kommentar zum deutschen Spießbürger in seinem heimeligen Wohnzimmer, der sein Ansehen und seine moralischen Werte in Gefahr sieht. [...]"
"[...] Mit Upgrade beweist Leigh Whannell als Regisseur und Drehbuchautor, dass er mehr kann, als nur bestehende Horrorfilm-Reihen weiterführen. Sein SciFi-Thriller punktet in vielen Bereichen. Die Action ist unterhaltsam in Szene gesetzt, die entwickelte Zukunftswelt faszinierend und die Figuren sind glaubhaft. Lediglich der ziemlich geradlinige und vorhersehbare Plot nagt an der Punkteausbeute und dürfte gerade Genrekenner doch etwas enttäuschen. [...]"
"[...] Jaume Balagueró präsentiert mit Muse einen düsteren Thriller, der weniger mit blutigen Schauwerten wie einst [REC] überzeugen möchte. Vielmehr setzt er wie bei seinen frühen Gruselfilmen Fragile oder Darkness auf eine unheimliche Grundstimmung. Hier erzählt er, der Buchvorlage folgend, von der Legende der Musen, die die Schriftsteller dieser Welt inspirieren und sprichwörtlich küssen. Dies tun sie aber letztlich, um Macht über die Autoren und schließlich ihre Welt zu gewinnen. Insgesamt gibt es sieben von ihnen. Jede mit eigenem Charakter wie zum Beispiel die, die sich im Verborgenen hält, oder jene Muse, die lügt und betrügt.
Zwar erscheint das Konzept der geheimnisvollen und bösartigen Musen als durchaus reizvoll, um daraus einen Horrorfilm zu stricken, aber das Drehbuch von Muse wirkt leider zu jeder Zeit wie eine schlecht und willkürlich heruntergebrochene Fassung des Buches, die die komplexere Geschichte notdürftig in gut 100 Minuten abhandeln möchte. Während der Film mit dem Tod Beatriz’ und dem morbiden Alptraum von Samuel noch packend startet, verläuft der Film im Mittelteil in eine kaum nachvollziehbare Ermittlungsarbeit, in der langweilige, weil nichtssagende Settings abgeklappert werden, um weitere Informationshäppchen freizulegen. So erschließt sich zudem nur unzureichend und sprunghaft, wer genau diese Musen sind und wie sie sich aufhalten lassen. Zumindest hält der Film im weiteren Verlauf ein bis zwei Überraschungen bereit, die das bisherige Geschehen noch einmal umwälzen und so zumindest die Qualität des Stoffes aufblitzen lassen. [...]"
"[...] Das etruskische Lächeln ist ein sehr formelhaftes, kleines Drama, das neben seinem großartigen Hauptdarsteller kaum etwas Spannendes zu bieten hat. Trotz des offensichtlichen Tränendrüsen-Potentials verzichten die jungen israelischen Regisseure in ihrem Debütfilm zumindest auf unnötig große Gesten und schmalzige Höhepunkte. Denn auch so berührt der Film auf emotionaler Ebene, allein wegen seiner so existenziellen Problematik. Wer ein paar Klischees nicht scheut und sich auf die Geschichte einlassen möchte, erhält zudem schöne Landschaftsbilder Schottlands und einen gefühlvollen Streicher-Score. [...]"
Gerade Tickets für die Vorpremiere bestellt. Ist ja nur der Nachfolger von einem der besten deutschen Filme.
"[...] Der österreichische Regisseur Wolfgang Fischer zeigt uns seine Protagonistin lange Zeit in vielen Einstellungen als starke unabhängige Frau. Im Berufsalltag Notärztin, im Urlaub geübte Seglerin, die alleine auf den Atlantik hinausfährt. Tagelang hat sie nichts um sich als blaue Weiten, so weit das Auge reicht. Ihre Handgriffe an Deck sind koordiniert und auf den Punkt genau. Zu keiner Zeit scheint sie in Gefahr. Selbst bei einem Sturm vermittelt uns die zu jeder Zeit voll fokussierte Susanne Wolff in der Hauptrolle, dass Rike alles im Griff hat, während sie Wind und Regen nur so durchpeitschen.
Sie repräsentiert beispielhaft ein souveränes und gut organisiertes Europa vor dem geschichtsträchtigen Jahr 2015, also bevor die Einwanderungszahlen in die Millionenhöhe schnellten und der Blick der Medien sich auf die Balkanroute sowie das Mittelmeer richtete. Doch plötzlich steht der mit Flüchtlingen völlig überfüllte Fischkutter vor Rikes Segelboot, so wie die Immigranten insgesamt in einer schier astronomischen Zahl vor den “Toren” Europas stehen und Rettung beziehungsweise ein besseres Leben für sich erflehen.
In Styx wird für die Protagonistin und uns als Zuschauer quasi schlagartig real, was wir selbst nur aus den Medien und damit aus großer Entfernung kennen. Die Berichterstattung spricht von den einwandernden Menschen als Flüchtlings-Welle oder -Strom und lässt diese damit wie eine unpersönliche Naturkatastrophe erscheinen. Die Stärke von Styx ist es, uns wieder das eigentliche Drama der Menschenwanderung eindringlich vor Augen zu führen, nämlich die Lebensgefahr, in die sich alle begeben, um Europa und quasi das Paradies zu erreichen. Rike wiederum ist auf dem Weg nach Ascension Island, das Charles Darwin nach seinen Vorstellungen zu einem Garten Eden umwandelte. Doch die Flüchtenden sind wie Rike nicht am Ziel, sondern in einer Art Zwischenwelt. Und dafür steht der Titel Styx, der in der griechischen Mythologie den Fluss bezeichnet, welcher das Reich der Lebenden mit dem der Toten im Hades verbindet.
Gleichermaßen zeigt uns das Einzelschicksal von Rike auch das moralische Dilemma, das Styx im Wesentlichen zum Ausdruck bringen möchte. Wie verhältst Du Dich, wenn Du Not und Elend direkt vor Deinen Augen siehst? Was kannst Du überhaupt tun und was sagen schließlich Deine Taten über Dich als Person aus? Diese Problematik spitzt Fischer zu, da seine Hauptfigur Ärztin ist und dementsprechend den hippokratischen Eid geleistet hat. Sofort fordert Rike per Funk Hilfe an, sie darf aber ausdrücklich nicht eingreifen, obwohl das Schiff sinkt und damit jede Sekunde zählt. [...]"
"[...] Mit Am Strand verfilmt Theaterregisseur Dominic Cooke die Novelle On Chesil Beach des renommierten britischen Schriftstellers Ian McEwan. Die Handlung des Films entfaltet sich dabei ähnlich sprunghaft und gleichzeitig schleppend wie in der Buchvorlage. Über nahezu eine Stunde erleben wir als Zuschauer den Hochzeitstag von Florence und Edward, die vom titelgebenden Strand ins Hotel wandern, um dort zu essen und die Nacht miteinander zu verbringen. Dies ist jedoch deutlich zu wenig Stoff, sodass Cooke ebenso wie McEwan unzählige Flashbacks in die gegenwärtige Hotelszene integriert.
So hüpft Am Strand mal hier mal dort durch die Anfangszeit von Florence und Edward. Es ist Liebe auf den ersten Blick, auch wenn die unterschiedlichen Elternhäuser nicht für eine gemeinsame Zukunft der beiden zu sprechen scheinen. In der Gegenwart der Hochzeitsnacht sind die beiden dagegen geradezu steif und verstockt. Ihr seltsames Verhalten sorgt schnell für unfreiwillige Komik. Lange wirkt das Geschehen für den Zuschauer sehr distanziert und in seiner unterschwelligen Problematik kaum greifbar. So ist es schwer, einen Zugang zu den Figuren zu finden.
Hier zeigt sich ganz klar, dass der stark zerhackstückte Plot im Film nicht funktioniert, um einen für das Liebesdrama zu gewinnen. Eine chronologische Reihenfolge mit einer behutsamen Einführung beider Figuren wäre hier deutlich besser gewesen. So liegt bereits am Anfang des Films zu viel Ballast auf den beiden Figuren, sodass sie mit ihrem befremdlich wirkenden Umgang miteinander eher abschrecken als in den Bann ziehen. Zu allem Übel erhält die begabte Saoirse Ronan in der deutschen Fassung eine andere, unpassende Synchronstimme. [...]"
"[...] The Rider erzählt darüber hinaus eine Geschichte, wie sie Darren Aronofsky bereits in The Wrestler und Black Swan in sehr ähnlicher, dort allerdings frei erfundener Form erzählt hat. Bradys Leben ist vollkommen kompromisslos auf das Pferdetraining sowie den Rodeosport ausgerichtet. Denn in seiner Heimat ist dies das Normalste der Welt und er ist in beiden Bereichen zweifellos besonders talentiert. Nicht zuletzt bringt es ihm einen Lebensunterhalt sowie Respekt und Anerkennung ein. Bradys Vernarrtheit zeigt sich auch darin, dass er keinen Schulabschluss erworben hat und er nach seinem Unfall von der Arbeitsvermittlung nur in einen tristen Job im Supermarkt gesteckt wird.
Genau auf dieses Dilemma möchte The Rider erzählerisch hinaus. Denn ein Plan B zum Reitsport ist für Brady nicht wirklich existent. Zusätzlich drängt ihn auch seine Umwelt in die Rolle des Cowboys. So wird er häufig im Supermarkt auf seine Rodeo-Karriere angesprochen, die ihm viel Respekt und eine relative Bekanntheit einbringt. Dadurch bedeutet aber jede weitere Frage eines Fans, wann er denn endlich wieder aufs Pferd steigt, einen Nadelstich in die angekratzte Seele des jungen Mannes. Soll Brady seinen großen Traum weiterleben, obwohl er seiner Gesundheit damit immer weiter schadet? Diese Frage behandelt The Rider so eindringlich und unnachgiebig, dass der Zuschauer selbst zur Stellungnahme gedrängt wird. Das Finale fällt weitaus weniger pathetisch als bei einem Aronofsky aus. Nichtsdestotrotz ist es sehr ergreifend, weil es den Konflikt um den sprichwörtlichen Scheideweg absolut nachvollziehbar auf den Höhepunkt treibt. [...]"
"[...] Eine wichtige Botschaft ummantelt in rosarotem Zuckerguss – Love, Simon erzählt das Coming-out seiner Hauptfigur leider mit angestaubten Versatzstücken des Coming-of-Age-/Teenie-Genres und auf letztlich seichte Popcorn-Weise. Insgesamt betrachtet ist dieser Film zwar ein weiterer wichtiger, weil reichweitenstarker Beitrag zur öffentlichen Anerkennung und Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Liebe. Dennoch behandelt er sein Thema im Vergleich zu kleineren und intimeren Genrefilmen zu unreflektiert. Hollywood schafft sich sozusagen sein eigenes Schwulen-Märchen. [...]"
"[...] Suspiria (2018) verhandelt die Mythologie der Tanzschule als Hexenhaus umso tiefgreifender, indem er sie in die historisch-politische Situation des Deutschen Herbstes 1977 einbettet. Über Radio-, Fernseh- und Polizeiberichte erfährt der Zuschauer von den terroristischen Taten der Roten Armee Fraktion (RAF), mit denen diese die Freilassung ihrer inhaftierten Mitglieder aus der JVA in Stuttgart erzwingen wollten. So entführten in diesem Zusammenhang palästinensische Terroristen die Boeing “Landshut” mit 91 Passagieren und die RAF hielt den Arbeitergeberpräsidenten und ehemaligen SS-Offizier Hanns Martin Schleyer gefangen.
Gerade die Entführung Schleyers zeigt, dass die RAF die verdrängte Schuld der Nazi-Zeit und ihrer Gräuel wieder ins Bewusstsein der Gesellschaft rufen wollte. In der von Helena Markos gegründeten Tanzschule wiederum, die der Regisseur zudem unmittelbar vor die Berliner Mauer, einem weiteren historischen Mahnmal, platziert, lässt Madame Blanc einen Tanz namens “Volk” aus dem Jahr 1944 wieder aufführen. Dieser hypnotische, marionettenhafte Tanz steht metaphorisch für die Verführung und Fremdbestimmtheit der Gesellschaft im Dritten Reich. Mit diesem Verständnis ist unmittelbar einleuchtend, dass die große Aufführung des Stücks misslungen muss. Denn Suzy als Kopf des Ensembles nimmt sich zu viel individuelle Freiheit heraus und durchbricht damit den hexenhaften Bann der Gruppe.
Mit solch einer politischen Ebene stellt der Regisseur die eigentlich kleinen intimen Geschichten seiner Filme immer wieder in einen größeren Bedeutungszusammenhang. Bereits in A Bigger Splash stranden unerwartet Bootsflüchtlinge im italienischen Liebesidyll der Figuren und in Call Me By Your Name sind ebenso Diskussionen über das Zeitgeschehen zu finden. In Suspiria (2018) erscheint Guadagninos Verwebung der Fiktion mit politischer Wirklichkeit bisher am rundesten. Die angedeuteten Zusammenhänge setzen aber etwas Geschichtswissen und Interpretationsbereitschaft voraus. “Wir brauchen Schuld und Scham” aus dem Munde einer Hexe ist dahingehend allerdings ein klarer Hinweis, den Guadagnino zudem an besonders aussagekräftiger Stelle einstreut. [...]"
"[...] Panos Cosmatos gelingt mit seinem erst zweiten Film eine wiederum außergewöhnliche und bereichernde Seherfahrung. Leider zerfällt sein Film doch deutlich in zwei Teile. Vor allem die Rachehandlung der von Nic Cage verkörperten Hauptfigur verwandelt die künstlerische Exposition in ein visuell weniger ausgefallenes, blutiges Trashfest. So taumelt Mandy etwas unentschlossen zwischen einem optisch berauschenden Fiebertraum und einer stylisch-aufgepeppten Metzelei. Nichtsdestotrotz ist dieser Film dank der mutig umgesetzten Vision seines Schöpfers absolut empfehlenswert. Fast jede Szene ist ein wirkungsvolles Stimmungsbild mit Postercharakter, das Johann Johannsson ein letztes Mal mit erschütternder akustischer Düsternis untermalt. [...]"
"[...] Susanna Whites Die Frau, die vorausgeht ist ein ruhiges Westerndrama, das vor dem Hintergrund realhistorischer Ereignisse eine recht oberflächliche, unfokussierte Geschichte über weibliche Selbstverwirklichung, Freundschaft und politische Selbstbestimmung erzählt. So tragen vor allem die guten Darstellerleistungen das etwas zu handelsübliche Biopic über die gesamte Spielzeit und sorgen insgesamt für einen soliden Historienfilm. [...]"
https://youtu.be/Cnen7_qc7Co
"[...] Vollblüter widmet sich der wohlhabenden Oberschicht, die in riesigen Villen außerhalb der Stadt residiert und zur Unterhaltung Tennis auf dem eigenen Court spielt. Der bitterböse und konsequente Handlungsverlauf macht dabei klar, dass die Schönen und Reichen sich fast völlig von jeglicher Moral gelöst haben. Sie erscheinen als so abgestumpft, dass sie nur noch extreme Taten innerlich berühren können. Dabei zeigt uns Finley nicht diejenigen, die sich diesen Wohlstand erarbeitet haben, sondern die nachfolgende Kindergeneration, die in dieses glamouröse Leben ohne eigenes Zutun hineingeboren wurde.
Amanda und Lily können sich alles Materielle leisten, das ihr Herz begehrt, und trotzdem sind sie arm dran. Denn ihre emotionalen Bedürfnisse erfüllen ihre Eltern ihnen nicht, da sie keine oder zu wenig Zeit für sie haben. Im Fall von Lily fehlt sogar der Vater, der durch Mark, den neuen Freund ihrer Mutter, nicht nur nicht ersetzt wird. Er ist sogar die größte Belastung für die Teenagerin. So leiden die jungen Frauen unter einer Verwahrlosung, die sich vor allem auf psychischer Ebene abspielt.
Während Amanda sich daher als Gefühlslose präsentiert und für sich einen Schutzpanzer schafft, ist Lily seelisch leicht verwundbar. Finley arbeitet bei den Hauptfiguren offensichtlich mit Gegensätzen, deren Konfrontation zum blutigen Höhepunkt führt. Amanda hat bereits ihr verletztes Pferd kaltblütig erstochen, nachdem sie sich vorher über Hinrichtungensformen informiert hat. Lily findet nun in ihr eine erfahrene Komplizin, die die Spinnerei, den Stiefvater zu töten, Realität werden lassen könnte.
Dabei ist Vollblüter kein geradliniger Thriller, sondern vor allem ein subtiles Charakterdrama, das sich langsam entfaltet und von mitunter belanglosen Alltagsgesprächen sowie Gedankenspielereien durchzogen ist. Der große satirische Rundumschlag gelingt Foley mit dieser Geschichte zudem nicht, da er zu wenig in psychologische Tiefen vorstößt und die Oberschicht nur an der Oberfläche des Offensichtlichen betrachtet. [...]"
"[...] BlacKkKlansman ist als reiner Unterhaltungsfilm, als Feel-Good-Movie, das den Zuschauer stets auf der richtigen Seite hält, eine durchaus erfüllende Abendunterhaltung. Denn er punktet mit charmanten, gut aufgelegten Darstellern, einer großartigen Ausstattung und dem besonderen Flair der 1970er-Jahre. Der etwas wankelmütige Ton des Drehbuchs, bei dem sich ambitionierter Agitprop und Krimi mit komödiantischen Anteilen vermischen, und der generelle Hang zur Überlänge knabbern leider ein Stück weit am Punktekonto.
Als politischer Film betrachtet verschenkt BlacKkKlansman ein enormes Potential für eine tiefgründigere Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Phänomen Rassismus. In seiner einseitigen, weitestgehend unreflektierten Botschaft rangiert der Film sogar nahe am Totalausfall. Warum Rassismus heute immer noch oder wieder da ist, dazu äußert sich der Film ziemlich populistisch und übernimmt damit eine Haltung, die er eigentlich bei seinen politischen Gegner, dem KKK, der ALT-Right-Bewegung und der Trump-Regierung verteufeln dürfte. Nach BlacKkKlansman fragt man sich leider mehr denn je, warum diese Kräfte und Gruppierungen überhaupt so stark werden und aktuell sein können. [...]"
Ich bin fassungslos. Das hab ich nicht erwartet.
"[...] Der erste große Auftritt auf der westlichen Filmbühne gelang dem Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Ryûhei Kitamura mit dem Film The Midnight Meat Train, der Verfilmung einer Clive-Barker-Geschichte. Während Bradley Cooper in der Hauptrolle eine erzählerisch interessante Reise in tiefschwarze, morbide Abgründe machte, war der Nachfolgefilm des Regisseurs No One Lives bereits ein aufs Wesentliche reduzierter, enorm brutaler Slasher mit Luke Evans. Downrange schlägt nun genau in diese Kerbe.
Neben der erzählerischen Armut weiß zudem auch die visuelle Gestaltung nicht zu gefallen. Die knalligen Farben und der pralle Sonnenschein sorgen für eine oberflächliche Musikvideo-Ästhetik. Zusammen mit dem bunt zusammengewürfelten Cast nach dem gängigen Motto “jung und attraktiv” entsteht so eher eine unpassende Feel-Good-Atmosphäre. Diese steht dem grimmigen Ernst des Kammerspiels leider diametral entgegen. So schafft Downrange es nicht, wirklich in den Bann zu ziehen und zu schocken – nimmt man mal die handgemachten und recht ansehnlichen Spezialeffekte weg. Diese scheinen im Endeffekt der einzige Grund zu sein, warum dieser Film gedreht wurde, nämlich als kurzweiliger Gore-Service ohne jede weitere Substanz.
Wenn plötzlich Bässe laut wummern oder die Kamera über den Köpfen der Figuren wild rotiert, dann sind dies Versuche, die eintönige Situation mit den hinter dem Auto verschanzten Opfern etwas aufzulockern. Statt diese homogen einzustreuen, fallen diese Spielereien jedoch aus dem Rahmen. Sie unterscheiden sich zu sehr vom starren Geschehen und wirken sehr bemüht. Erst mit der einsetzenden Dunkelheit bietet sich ein augenzwinkerndes Finale, das nochmals unterstreicht, dass Downrange nicht ganz so ernst gemeint ist und auf blutige Unterhaltung setzt. So verwundert es letztlich nicht, dass auch der Killer wenig Profil bekommt und eine tiefere, durchaus denkbare Botschaft glatt liegen gelassen wird. [...]"
"[...] Die Bürger der DDR waren nicht nur ausnahmslos verführte oder gegängelte Schafe, die von den Machthabenden zu Handlungen gedrängt wurden, die sie selbst nicht befürworteten. Eine solche Sicht der Dinge findet auch Andreas Dresen zu pauschal. Sein Gerhard Gundermann ist für die Frage, wie Menschen für den Staat arbeiten und gleichzeitig gegen ihre eigenen Volksgenossen vorgehen konnten, ein wunderbar differenziertes Beispiel.
Voller Tatendrang, aber auch reichlich naiv verpflichtet er sich 1976 der Stasi, die ihn damit beauftragt, Freunde und Bekannte auszuspionieren. Zudem schließt er sich ein Jahr später der SED an. In beiden Organisationen möchte Gundermann vor allem eins: sein Land voranbringen und damit den Alltag seiner Mitbürger verbessern. Er ist überzeugter Kommunist und hätte nach eigener Aussage selbst dessen Ideale erfunden, wenn es sie nicht schon geben würde. Mit seinen lautstarken Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen sowie unverblümter Kritik an bestehenden Abläufen stellt er sich allerdings schnell als Querkopf heraus, sodass er weder für die Stasi noch die SED tragbar ist.
Als nach der Wende alle Akten offen gelegt werden, schämt sich Gundermann. Er möchte jedem persönlich gestehen, dass er ihn oder sie bespitzelt hat. Dass er selbst, wie sich herausstellt, gleichzeitig Täter und Opfer von Abhörmaßnahmen wurde, ist die Ironie dieses Films. Auch dem großartigen Drehbuch von Laila Stieler gelingt es im Endeffekt nicht ganz, den eklatanten Widerspruch zwischen den hoffnungsvollen Idealen Gundermanns und seinen gewählten politischen Mitteln begreifbar zu machen. Dies befeuert letztlich aber nur die Faszination, wie es auch dieses Originalzitat tut: „Ich sehe mich nicht als Opfer und auch nicht als Täter. Ich habe mich mit der DDR eingelassen – mit wem sonst? – und ich habe ausgeteilt und eingesteckt. Und ich habe gelernt. Deswegen bin ich auf der Welt.“ [...]"
"[...] Bad Times at the El Royale ist keineswegs ein schlechter, aber leider ein ziemlich belangloser Film. Die allzu formelhafte Räuberpistole von Handlung bauscht Goddard über eine eklatante Überlänge von 2 Stunden 21 Minuten künstlich auf. Während er in Cabin in the Woods noch vollkommen bewusst alle erdenklichen Horrorfilm-Klischees bediente, um sie dann mit einer cleveren Metaebene zu kommentieren, so verliert er sich hier offensichtlich in einer handwerklich guten Nachbetung seiner Vorbilder, ohne gleichwohl deren Klasse zu erreichen. So will der Funke letztlich nicht überspringen, und es bleibt schließlich viel Stückwerk übrig. [...]"
"[...] Mit Frantz legen François Ozon und Autor Philippe Piazzo den Antikriegsfilm Der Mann, den sein Gewissen trieb (1932) des großen Ernst Lubitsch mit anderen Schwerpunkten neu auf. Vor allem der Grund, warum der junge Franzose Adrien bis nach Deutschland reist, um das Grab von Frantz und dessen Eltern zu besuchen, bleibt lange Zeit unklar. Statt offener Aussprache dominiert ein prickelndes Geflecht aus schwerwiegenden Geheimnissen, schützenden Lügen und zögerlichen Andeutungen.
Dass Anna, die in tiefer Trauer ist, sich eine schnelle Erlösung wünscht und sich daher Adrien relativ schnell öffnet, ist zwar moralisch fragwürdig, aber letztlich nur tief menschlich. In dem anständigen, musikalisch begabten Franzosen findet sie vieles, was sie auch an ihrem Verlobten geliebt hat. In manchen Momenten scheint Frantz auf diesen einfachen (Aus-)Weg hinzusteuern. Doch immer dann, wenn das Klischee, der allzu leichte Knotenlöser, in Sichtweite kommt, schlägt das Drehbuch wieder einen Haken oder lässt die Erwartungshaltung schlichtweg ins Leere laufen.
Frantz ist also weit entfernt davon, wohlig wärmende Unterhaltung zu sein, die große tränenreiche Gesten voll auskostet. Gerade die ruhige Inszenierung und das typisch deutsche Schauspiel mag dem einen oder anderen etwas zu unterkühlt und zu steif sein. Ein gewisser Vertrauensvorschuss ist daher wichtig. Dafür begeistert Film nach und nach mit behutsamen ausgearbeiteten, lebensechten Figuren. Sie tragen ihre inneren Konflikte nicht auf der Zunge, sondern führen sie über viele kleinere sowie größere Dialoge ans Licht. [...]"
"[...] Das schönste Mädchen der Welt ist trotz vieler Anzeichen alles andere als eine kitschige deutsche Komödie zum Fremdschämen. Mit unverbrauchten Jungdarstellern und einem starken Hip-Hop-Score erzählt der Film eine alte Geschichte in einem neuem peppigen Gewand. Dabei gelingt es sogar, ganz große Emotionen zu wecken und das Thema Mobbing auf einfache wie authentische Weise zu behandeln. Dass der Film gerade noch mal einige Kinovorstellungen speziell für Schulklassen erhält, ist nur folgerichtig. Ein großartiges Werk über und für die Pubertät. [...]"
"[...] Die Pubertät ist alles andere als eine leichte Zeit für Teenager. Mit den körperlichen Entwicklungen geht auch eine emotionale und charakterliche Unstetigkeit einher. Internationalen Studien zufolge leidet sogar jeder fünfte Jugendliche an einer psychischen Störung. Die Frage nach der eigenen Identität wird zur schweren Bürde, die eben nicht jeder problemlos für sich beantwortet.
Während Lady Bird eine realistisch-alltägliche Auseinandersetzung mit der Entwicklung eines Mädchens zur Frau wählte, arbeitet Blue My Mind ähnlich wie der dänische Arthouse-Horror When Animals Dream mit fantastischen Elementen. Im letztgenannten Film entwickelte die Protagonistin im Zuge ihrer Pubertät werwolfhafte Züge, die blutige Konsequenzen für ihre Umgebung nach sich ziehen. Hier wiederum muss Mia vor allem körperliche Veränderungen über sich ergehen lassen, die sich lange Zeit weder für sie noch für den Zuschauer wirklich erklären lassen.
Dass diese nach ihrer ersten Periode einsetzen, ist dabei ein deutlicher Fingerzeig, was Lisa Brühlmann erzählen möchte. In Ansätzen scheint hier eine Art Body-Horror auf, wie es der Kanadier David Cronenberg in seinen frühen Werken meisterhaft inszenierte. Als Mia feststellt, dass sie plötzlich Schwimmhäute zwischen den Zehen hat, möchte sie selbst noch mit der Schere eingreifen. Später verbreiten sich an ihren Füßen und den Beinen beunruhigende schwarze Flecken, die das junge Mädchen mit Kniestrümpfen zu verstecken versucht. [...]"