shortybuster - Kommentare
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Alle Kommentare von shortybuster
Kompromisslos-blutiger Terror-Film mit Minimalexposition, der sich eifrig vor den Trademarks der Reihe verbeugt, aber in seiner überbordenden Effektschlacht auch etwas zu wenig Interesse für seine Figuren zeigt.
Paranormal Activity für die Generation Z(oom)
„[…] Mit dem Thema Mobbing und Bodyshaming ist Piggy in jedem Fall zeitlos wie aktuell. In der Hartnäckigkeit und Bösartigkeit von Saras Peinigerinnen werden Erinnerungen an Brian De Palmas Verfilmung von Carrie wach. Doch genau hier schiebt sich direkt zu Anfang des Films ein kluger Twist dazwischen.
Denn der geheimnisvolle Fremde, der auch vor Mord nicht zurückschreckt, bietet Sara gewissermaßen die Möglichkeit, sich ohne eigenes Zutun zu rächen. Rächen heißt hier, es geschehen zu lassen.
Leider verläuft das Thema Mobbing nach der starken Eröffnung im Sande, da die entführten Mädchen von der Bildfläche verschwinden. Eine tiefere Charakterisierung der Mobberinnen? Fehlanzeige. Ein nachforschender Blick in die Elternhäuser der Kinder? Fehlanzeige.
Sara als Protagonistin bleibt ebenso blass und weitestgehend auf ihre Rolle als übergewichtiges Mobbingopfer reduziert. Zudem wirkt sie in vielen Szenen leider etwas dümmlich und ungewollt lethargisch. So möchte Piggy eigentlich eine Geschichte von Empowerment erzählen, stellt sich mit seiner zweifelhaft inszenierten Hauptfigur aber selbst ein Bein. […]“
„[…] Lucky erschien zwar offiziell bereits Anfang 2021 auf dem US-amerikanischen VOD-Service Shudder, einem breiteren Publikum wird er aber hierzulande erst durch den Heimkino-Release über Tiberius Film bekannt werden. Und der Zeitpunkt könnte je nach Blickwinkel kaum passender oder unpassender sein, denkt man an den ähnlich gelagerten Men von Alex Garland, der seit Ende Juli im Kino läuft. Dort wird die von Jessie Buckley gespielte Hauptfigur nach und nach von einer ganzen Reihe an männlichen Figuren in ihrem Ferienhaus terrorisiert. Das Besondere: Alle Männer werden von ein und demselben Schauspieler dargestellt!
Die Parallelen zu Lucky, der mit seiner ähnlichen Thematik, das sei noch einmal erwähnt, deutlich früher dran war, sind deutlich zu greifen. Hier ist es ein durch die Maske sozusagen entindividualisierter Mann, der May unablässig töten will. Die Polizei nimmt zwar nach mehrmaligen Notrufen die Ermittlungen auf. Die Gelassenheit der Beamten ist aber erschreckend – und das mit Absicht für die Botschaft des Films. Auch Schwägerin Sarah ist erst einmal skeptisch und ungläubig, als sich May auf der Suche nach ihrem Ehemann verzweifelt an sie wendet und von den Angriffen erzählt.
Ganz wichtig ist es daher auch, nicht die Logikkeule zu schwingen, sondern das rätselhafte Geschehen als surreal-fiebrigen Alptraum einzuordnen, der seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt und dadurch den einen oder anderen WTF-Moment erzeugt. Seinen Höhepunkt findet der Film in einer wunderbar intensiv inszenierten Verfolgungsjagd zwischen May und dem Killer in einem Parkhaus. Hier wird Mays Einzelschicksal eindrucksvoll zur übergreifenden Gesellschaftskritik erhoben. Je nachdem wie früh man diese erkennt und den Film dadurch entschlüsselt, lohnt sich auch eine zweite Sichtung, um alle Details mit dieser neuen Wahrnehmung auszukosten. […]“
Lieber den Kurzfilm schauen. Die Spielfilmversion ist dagegen Zeitverschwendung.
"In Lucky steckt eine Bestsellerautorin in einer Zeitschleife fest" - das müsste mal angepasst werden. Das ist kein Zeitschleifenfilm, nur weil etwas jede Nacht wieder passiert.
„[…] Über die stolze Laufzeit von 130 Minuten führen Banjong Pisanthanakun und Na Hong-jin die Zuschauer:innen sehr behutsam und ausführlich in die Region, den Aberglauben und die betroffene Familie ein. Wir sehen, wie Menschen zur Heiligenstätte von Bayan im Wald pilgern, lauschen zahlreichen Interviews mit Nim über die Aufgaben und Fähigkeiten einer Schamanin und tauchen in den Alltag der Familie, speziell von Mutter Noi und Tochter Mink ein, als sie Anzeichen von Besessenheit zeigt. Es entsteht der typische Nervenkitzel durch das Gefühl der Echtheit und des Mittendrinseins, weil die Kameraleute mit schwankender Handkamera im Geschehen stehen.
Gleichzeitig löst auch The Medium das größte Problem des Genres nicht, sondern schlägt auch noch voll in diese Kerbe: Warum sollten Kameraleute im Augenblick größter Gefahr für sich selbst noch filmen? Zusätzlich befeuert wird diese haarsträubende Unglaubwürdigkeit dadurch, dass die Filmcrew selbst bei offensichtlichem Leid und Schmerzen nicht helfend einschreitet, sondern voyeuristisch draufhält. Das Ethos einer Dokumentation mag es zwar verbieten, aber je mehr Mink die Kontrolle über sich und ihren Körpern verliert und sich alle ernsthaft die Frage stellen (sollten), von was sie da eigentlich beseelt ist, desto unverständlicher wird das Handeln der Filmcrew.
Ab dann, das heißt in der zweiten Stunde des Films, verlässt The Medium den Pfad einer glaubhaften Mockumentary, stellt die Weichen klar auf Horrorfilm und heizt dem Horrorfan ungewohnt spät aber noch rechtzeitig mit allen Mitteln des Exorzismus-, Geister- und Found Footage-Genres gehörig ein. Das Finale ist, abgesehen von der Grundproblematik des Genres, über jeden Zweifel erhaben und entfesselt einen schonungslosen Gewaltreigen, der je nach Geschmack der Zuschauerschaft entweder den perfekten Höhepunkt darstellt oder zumindest gut für die bis dato aufgebrachte Geduld entschädigt. […]“
„[…] Hunter Hunter beginnt als glaubhafte Aussteigergeschichte, in der die Ankunft eines Wolfes das Leben der dreiköpfigen Familie in Gefahr bringt. Mit unheilvollem Score und wunderbarer Naturoptik zieht Shawn Lindens dritter Film die Zuschauerschaft immer tiefer in die Wälder Kanadas. Die Daumen für die gut aufspielenden Darsteller:innen sind definitiv gedrückt, während die Erwartung auf überraschende Wendungen und ein mitreißendes Finale mächtig angeheizt wird.
Letztlich scheint das Drehbuch aber gar keine Asse im Ärmel zu haben, sondern kommt ein Stück weit als Luftnummer daher. Die unnötig durch eine Nebenhandlung aufgeblasene Geschichte verliert zu oft ihren Fokus und hätte mehr als Kurzfilm getaugt. Wer hier eigentlich wen jagt oder bedroht, wird mit einer mehr als altbekannten Botschaft und plumper Wolf-Metaphorik überraschend simpel aufgelöst. Statt zu verblüffen, nimmt Hunter Hunter am Ende reichlich überhastet die Ausfahrt Richtung Gore und Härte. Bei eingefleischten Genre-Fans dürfte dieser Knalleffekt aber sicherlich sehr gut zünden, weswegen Hunter Hunter gerade diesen wärmstens empfohlen sei. […]“
„[…] Kinderspielzeug ist in Horrorfilmen ein gern genutztes Gimmick. Wie kein zweiter hat dies James Wan in seinen vielen selbst gedrehten und mitproduzierten Filmen arrangiert, die mittlerweile als Conjuring-Universum zusammengefasst werden. Während Wan eher den klassischen Built-up eines Jump Scares bevorzugt, in dem ein Spielzeug präsentiert, benutzt und dann mit einem überraschenden Knalleffekt verabschiedet wird, spielt Caveat die Suspense-Karte voll aus. Keine plötzlich auftretenden Fratzen in Spiegeln oder im Rücken der Figuren, stattdessen verwendet McCarthy einen Spielzeughasen, der mit starrem, fast schon menschlich-lebendigem Blick eine kleine Trommel spielt.
Der Clou dabei: Der Hase scheint wie eine Art Peilsender zu funktionieren. Jedes plötzliche Trommelspiel scheint etwas anzukündigen und wird stärker, je nachdem zu welchem Ort die Figuren ihn tragen. So setzt Caveat jederzeit auf seinen einen großen Trumpf, die schiere Ungewissheit, die sich nur sehr langsam durch fragmentarische Informationen und ein paar Rückblenden gegen Ende verflüchtigt. […]“
„[…] Tarantino hatte ihn mit Once upon a Time in Hollywood, jetzt hat auch Paul Thomas Anderson seinen 70er-Jahre-Nostalgie-Film, der mit seinen körnigen, sonnendurchtränkten Bildern, talentierten Jungdarsteller:innen und einer Atmosphäre zu begeistern weiß, die ein ganzes Lebensgefühl versprüht. Was vermeintlich als anrüchige Beziehung zweier rechtlich nicht gleichgestellter Personen beginnt, sagt so viel mehr über die Unbekümmertheit der Jugend und die Irrpfade junger Erwachsener aus, die ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben. Licorice Pizza ist ein gut zwei Stunden langes Stimmungsbild, bei dem es darauf ankommt, sich mit den Figuren treiben zu lassen und keinen Gedanken an das große Ganze zu verlieren. Sonst könnte sich der eine oder andere doch etwas langweilen. […]“
Wie Webedia-Portale mir immer einreden wollen, was ich denke.
„[…] Nicht unerwähnt bleiben darf, dass Nomadland strenggenommen kein originärer Stoff ist, sondern auf dem Buch Nomadland – Surviving America in the Twenty-First Century von Jessica Bruder basiert. In diesem zeichnet die angesehene Journalistin anhand des auch im Film gezeigten Nomadenlebens ein erhellendes Bild von der Schattenseite der amerikanischen Wirtschaft. Denn erschreckend viele Amerikaner:innen im Rentenalter, egal ob sie in ihrem Berufsleben in Politik, Lehramt oder im Gastgewerbe tätig waren, müssen ihren Lebensabend durch Saisonarbeit finanzieren. So bildet sich ein riesiger Pool an Wanderarbeiter:innen, den ganz prominent auch Amazon für logistische Tätigkeiten in den riesigen Lagern nutzt.
Dass Zhao in ihren Filmen gerne Außenseiter:innen, Randgruppen oder gesellschaftlich Benachteiligte in den Fokus stellt und damit in der breiten Öffentlichkeit sichtbar macht, erscheint vor diesem realen Hintergrund deutlich problematischer als bisher. Denn so stolz, widerstandsfähig und sympathisch die Nomaden in ihrem anspruchsvollen Leben dargestellt werden, so hallt doch die systemkritische Frage im Hinterkopf, wer von diesen älteren Menschen dieses Leben führen muss, sich dazu genötigt oder zumindest durch Umstände dazu gedrängt sieht. Gerade Amazon bleibt hier – trotz der erschreckenden Einblicke in die Arbeitsbedingungen in Bruders Buch – vollkommen kritikfrei.
Diese Diskrepanz, ein solches ungewöhnliches Leben zu würdigen und es eigentlich gleichzeitig in Frage stellen zu müssen, umschifft Nomadland weitestgehend durch seinen Überhang an atemberaubenden Landschaftsaufnahmen, die das schillernde Freiheitsgefühl „on the road“ untermalen. Am Ende war es Zhaos persönliche Entscheidung, ihren Film nicht zu politisch zu machen. In einer Zeit, in der die USA in tiefen politischen Grabenkämpfen steckt, wollte die Immigrantin lieber existenzielle Themen ansprechen, die uns alle als Menschen miteinander verbinden. […]“
„[…] Wie tief aus der Klischeekiste und dem kleinen Horror-Ein-mal-Eins wirkt der Einstieg in den Film, wenn die Freunde vor ihrer Wanderung in der letzten nahegelegenen Stadt absteigen. Junge, gutaussehende, erfolgreiche Hipster treffen auf sozial benachteiligte Menschen aus dem Hinterland, die sich schweigsam bis feindselig verhalten. Dass hier etwas im Busch ist, ist keine große Überraschung. Und auch die Tatsache, dass die Gruppe auch nach kurzer Zeit schon den sicheren Wanderpfad verlässt, was sich als kapitaler Fehler rausstellt, ist im Jahr 2021 fast schon peinlich platt. Bis hierhin schaut sich Wrong Turn – The Foundation wie ein reines Update an die heutigen Sehgewohnheiten.
Doch wenn plötzlich Fallen die orientierungslos gewordene Clique traktieren, wird der Film mit jeder Minute besser. Dann ist Wrong Turn auffallend schnell geschnitten, konfrontiert den Zuschauer überfallartig mit knackiger Härte und generiert dadurch ein überraschend gutes Survival-Feeling. Die Figuren wecken wegen ihrer schematisch angelegten Rollen zwar kaum Sympathie oder Neugier, der Tempowechsel durch die schwer zu greifende Bedrohung zeigt dennoch Wirkung. Die Verwirrung der Hauptfiguren überträgt sich erfolgreich auf das Publikum. […]“
„[…] In der irischen Horrorkomödie Grabbers landen seltsame Tentakelwesen auf der Erde, um deren Bewohner zu verspeisen. Die Lösung? Jede Menge Alkohol, denn die Aliens reagieren allergisch auf Alkohol im Blut ihrer Opfer. Ähnlich klamaukig klingt zunächst die Prämisse von Der Rausch, die reale Grundlage schlägt aber in eine andere Richtung. Denn in keinem anderen Land Europas trinken Jugendliche so viel Alkohol wie in Dänemark. Dass Vinterberg, der auch am Drehbuch mitschrieb, die ausschweifende Trinkkultur seines Heimatlandes einmal genauer unter die Lupe nimmt, ist also naheliegend. Zumal ihn seine Tochter Ida, deren Tod den Film überschattete, zusätzlich darauf aufmerksam machte.
Dabei wird das Trinken in Der Rausch zunächst als halbwegs ernsthaftes Selbstexperiment der vier Lehrer dargestellt: Steigert ein Alkoholwert von 0,5 Promille die soziale Leistungsfähigkeit, ohne dabei Körper und Geist zu sehr zu beeinträchtigen? Parallel kann jeder Zuschauer die Gelegenheit nutzen, seine eigenen Erfahrungen mit Alkohol zu reflektieren. Eine gelöste Zunge und mehr Mut, sich etwas zutrauen, können positive Auswirkungen sein, die auch der Film dementsprechend darstellt. Während Musiklehrer Peter sich endlich traut, den Gesang seiner Schüler durch harsche, aber konstruktive Kritik zu verbessern, macht Sportlehrer Tommy einen Außenseiter zum Leistungsträger seiner Fußballmannschaft. Auch Martin schafft es, seine Geschichtsstunden deutlich unterhaltsamer und vor allem verständlicher für seine Klasse zu gestalten.
In dieser Phase des Films scheinen Nikolaj, Tommy, Peter und Martin ihre individuell geprägte Form von Midlife-Crisis zu überwinden. Doch wenig überraschend steuert Vinterberg seine gesitteten Protagonisten nach einer Feel-Good-Phase ins Drama, was reichlich schematisch wirkt. Wenn die Freunde plötzlich das Trinken bis zum absoluten Limit als neues Experiment ausrufen, ist dem Zuschauer das Ergebnis sonnenklar. Genauso klar sollte es diesen erwachsenen Männern um die 40 sein, die schließlich keine Teenager mehr sind und ihre ersten Erfahrungen mit Bier und Schnaps machen. […]“
„[…] She Dies Tomorrow ist über weite Strecken auch eine Projektionsfläche für den Zuschauer, sich selbst mit dem Thema Tod in all seinen Facetten auseinanderzusetzen. Zwar hören wir ständig in den Nachrichten von Toten in unterschiedlichen Zusammenhängen. Gleichzeitig leben wir in einer Gesellschaft, die den Tod in Form von Leichen im Keller von Krankenhäusern oder Särgen und Urnen versteckt. Die eigene Sterblichkeit ist grundsätzlich bekannt, doch für uns in weite Ferne gerückt. Amy Seimetz katapultiert dieses entrückte Thema nun mit zwiespältiger Wirkung ins Hier und Jetzt – Schock, Angst und Depression mischt sich mit Befreiung, Klarheit und Erkenntnis.
In erster Linie erscheint der Film als ein Drama, das seinen Figuren sehr naherückt. Phasenweise legt sich aber eine drückend-düstere Stimmung über das Geschehen, sodass sich zumindest eine Prise Mysteryhorror und Psychothriller nicht absprechen lässt. Wenn Jane plötzlich einen Arzt im Behandlungszimmer weinend im Arm hält und ihm ein Kinderlied aus seiner Kindheit vorsummen soll, schmeckt diese entwaffnende Skurrilität auch nach schwarzer Komödie. So unterschiedlich und gegensätzlich, wenig geschlossen, sondern ständig offen und wuchernd ist She Dies Tomorrow in allen Bereichen von der Handlung über die Inszenierung bis hin zu seiner Bedeutung. […]“
"[...] Ein stürmischer, düsterer Planet namens Gigax, ein intergalaktischer Rat unterschiedlichster Rassen, ein mächtiges Monster auf Rachefeldzug und eine Portion Splatter und Gore – Psycho Gorman ist für Freunde handgemachter Spezialeffekte und fantasievoller Kostüme eine wahre Freude. Gerade in einer Zeit, in der computergenerierte Effekte dieses so kreative Kunsthandwerk immer mehr ins Abseits drängen, erscheint Kostanskis Herzenprojekt als nostalgische Reise in die guten alten Zeiten der 80er- und 90er-Jahre.
So funktionierte Kostanski die eigene Garage zur Werkstatt für Kulissen und Requisiten sowie zum Aufnahmestudio um. Gemeinsam mit seinem Team stellte er aufwendige Masken und Kostüme her, rührte Blut an und erschuf den Planeten Gigax per Miniaturmodell. Weil Miniaturmodelle wohl am plastischsten und damit realistischsten wirken, wenn sie nass sind, sorgte das Team mit Sprühflaschen und Ventilatoren für eine stürmische Wetterlage auf dem Planeten. Es sind diese und viele weitere großartige Anfertigungen wie die detailreichen Kostüme aller Fantasy-Kreaturen, die es sich im Film zu entdecken lohnt.
Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Drehorte selbst nicht der Rede wert sind. Vor allem der ziemlich amüsant inszenierte Kampf zwischen Psycho Goreman und seinen abtrünnigen Gefolgsleuten wurde in einem Wald im tristen Herbstlook abgefilmt. Gerade dieser Mix aus fantastischen Elementen mit alltäglichen Settings soll zumindest für einen eigenwillig Trashcharme sorgen, der auch die Power Rangers in den 90er-Jahren umwehte. Es liegt am Ende beim jeweiligen Zuschauer, wie sehr er sich auf den gezeigten Mumpitz einlassen kann und möchte. [...]"
Das ist wirklich, was du mit deinem Schreibtalent anfangen willst, Hendrik Busch?
„[...] Candyman 2 lässt die Ereignisse aus dem Vorgänger hinter sich und verlagert die Geschichte von Chicago nach New Orleans, was ebenso stimmig wirkt. Während die Cabrini-Green-Sozialbauten aus Teil 1 eine mehrheitlich afroamerikanische Parallelwelt in der Windy City präsentierten, spielt der Nachfolger in der Südstaaten-Metropole, in der rund 70 % der Bewohner Afroamerikaner sind. Wieder ist der Candyman in dieser Bevölkerungsgruppe eine gefürchtete, nur hinter vorgehaltener Hand thematisierte Legende. Statt Virginia Madsen steht nun mit Kelly Rowan als Annie Tarrant ein neuer Blondschopf im Mittelpunkt, der Tony Todds Mordwerkzeug zu nah kommt.
Zwar entpuppt sich Annies Suche nach dem Candyman auch als Entdeckungsreise in die eigene Familiengeschichte. Den Fokus legen die Autoren Barker und Rand Ravich diesmal aber deutlich auf den titelgebenden Killer. So präsentiert Candyman 2 eine vollständig ausbuchstabierte Originstory, die alles Nebulöse dieser untoten und per Spiegel herbeirufbaren Schreckensgestalt bis ins Kleinste aufdeckt. Aus Candyman wird Daniel Robitaille, mit dem jeder Zuschauer am Ende reichlich Mitleid haben darf.
Nicht nur ist diese Hintergrundgeschichte mehr als überflüssig und dem Gruselfaktor allgemein abträglich. Sie ist bereits aus Teil 1 ausreichend bekannt und bekommt hier eine unnötig umfangreiche Bebilderung mit historischen Kostümen, um die Tragik und Ungerechtigkeit noch einmal aufzuwärmen. Auch dass der Candyman wieder von einer blonden Frau gerufen wird und mit ihr eine Liebesbeziehung im Jenseits führen möchte, ist eine plumpe Wiederholung. [...]“
„[...] Was Hunter zunächst selbst noch nicht begreift, ist, dass sie ihre Essstörung als stille Rebellion gegen dieses primär patriarchale System entwickelt. Mit dem Bekanntwerden der Schwangerschaft zeigt sich vollends, wie fremdbestimmt die junge Frau ist. Das Schlucken, Ausscheiden und Aufbewahren von Gegenständen soll ihr auf groteske Weise die Kontrolle über ihren eigenen Körper zurückgeben, der nur dafür da zu sein scheint, der Familie einen Erben zu schenken.
Zwar spielt der Film in der Gegenwart und die moderne Villa versprüht den entsprechenden Zeitgeist. Dennoch wirken gerade Kostüme und Make-up von Hunter wie aus beziehungsweise in eine Zeit gefallen, in der das sprichwörtliche Heimchen am Herd, das brav auf ihren geldverdienenden Mann wartet, noch den gesellschaftlichen Normalzustand bildete. So grenzt sich Hunter von ihrem Mann und dessen Eltern ab, ihre Gefangenschaft in eigentlich überholten, aber leider noch nicht überwundenen Zuständen wird auch visuell angedeutet. [...]“
Man muss nicht jedes Videospiel schlecht verfilmen. Bitte einfach in Ruhe lassen. Und wenn allerhöchstens mit Kojima als Berater am Set.
„[...] Söhne, die unter dem Einfluss ihrer Väter stehen, das (genetische) Erbe, die vermittelten Werte und das Bild vom Erzeuger in Frage stellen: Hollywood hat die Vater-Sohn-Beziehung als eine gewissermaßen uramerikanische Problemgeschichte bereits vielfach und facettenreich dargestellt. Egal ob die Väter im Leben ihrer Söhne omnipräsent waren, ganz fehlten oder lange Zeit abwesend waren, in allen Fällen musste sich die nachfolgende Generation mehr oder weniger schmerzhaft an ihren männlichen Vorgängern abarbeiten.
Besonders tiefgründig und weitreichend verhandelte dieses Thema zuletzt The Place Beyond The Pines von Derek Cianfrance. Hier trafen erst die Väter, gespielt von Ryan Gosling und Bradley Cooper, aufeinander, um dann nach kurzer Zeit überraschend Platz für die Söhne zu machen. Diese haben für den Rest des Films schwer am Erbe der Väter, speziell an ihren Versäumnissen und Verfehlungen, zu tragen.
Der fehlende Vater ist die stärkste Verbindung zwischen Pete Davidson und seiner Filmfigur. Beiden haben sich dazu entschieden, den Verlust nicht unter den Tisch zu kehren, sondern sogar auf humorvolle Weise anzusprechen. Doch trotz dieser selbstbewussten Haltung enthüllt The King of Staten Island schrittweise, wie sehr Scotts Leben ohne Vater in Schieflage geraten ist. So stark Margie als alleinerziehende Mutter präsentiert wird, so eklatant ist doch, wie wenig Einfluss sie auf ihren Sohn hat. Es ist diese entscheidende väterliche Führung und Anleitung, die Scott erst über Ray und dessen Kollegen auf der Feuerwache erfährt. Dabei ist es ebenso wichtig, überhaupt zu erfahren, wie der eigene Vater als Mensch so war. Dass er wie alle anderen ein fehlbarer, aber zumindest aufrichtiger Mensch und natürlich kein Heiliger war, wie die schreinartige Gedenkstätte im Wohnzimmer der Familie Carlin andeutet. [...]“
Bitte noch Andrea verlinken, danke!
"[...] Perfetti Sconusciuti fühlt sich lange Zeit so an, als würde man beim abendlichen Spaziergang durch das Fenster in das hell erleuchtete Wohnzimmer eines Hauses schauen. Die seit Kindheitstagen befreundete Clique und die hinzugekommenen Partner unterhalten sich angeregt und temporeich über alle möglichen Themen. Diese decken die komplette Bandbreite zwischen belanglosen Kleinigkeiten und bedeutungsvolleren Lebensplänen und -entscheidungen ab. Durch die Vielfalt an Gesprächsthemen, das starke Schauspiel der italienischen Darstellerriege und den knackigen Schnitt entsteht so schnell eine gewisse Kurzweiligkeit. Diese lässt den Zuschauer als sozusagen unsichtbaren Tischnachbarn immer mehr in das Ambiente und Leben der Figuren eintauchen.
Dennoch dürfte sich der ein oder andere Zuschauer bei dem Gedanken ertappen, dass dieses einführende Geplänkel endlich der eigentlichen Attraktion, dem Spiel mit den Handys, weichen möge. Auch dann dauert es eine Weile, bis sich alle Beteiligten wirklich an die Grundregel, alles offenzulegen, halten und die ersten belastenden Geheimnisse ans Tageslicht treten. Ähnlich wie Gott des Gemetzels oder Der Vorname konzentriert sich Perfetti Sconusciuti also auf ein kammerspielartiges Setting und zieht seinen Unterhaltungswert aus den unzähligen kleineren und größeren Wortgefechten.
Während Perfetti Sconusciuti bis hierin noch enorm authentisch und ungestellt erscheint, wendet sich das Ganze anschließend hin zum flotteren Unterhaltungsfilm, der reichlich Zündstoff präsentiert. Die Prämisse, dass mit der offengelegten Handykommunikation ungeahnte Geheimnisse zutage treten können, wird dann reichlich überspitzt ausgespielt. So melden sich Freunde, Familienmitglieder und sogar Geschäftskontakte allesamt zu fortgeschrittener Uhrzeit, um wichtige oder brisante Themen zu besprechen.
So setzt sich mit der Zeit ein Mosaik aus unmoralischen Taten zusammen. Nahezu alle Figuren bekommen dabei gleichermaßen ihr Fett weg und müssen daraufhin vom Zuschauer ganz neu bewertet werden. Das mag eben zum Teil in seiner Drastik überzogen sein. Gleichzeitig darf man den Autoren zumindest zugutehalten, dass sie gelegentliche Hinweise und Andeutungen in die Szenen streuen und tatsächlich alles nach und nach zur Auflösung bringen. Es lohnt sich also durchaus für den Zuschauer, am Ball zu bleiben, wichtige Infos von weniger wichtigen Infos zu trennen und so aktiv an der Entlarvung und Offenlegung mitzuwirken. [...]"
„[...] Die Hauptrolle der Privatlehrerin und Nanny, altertümlich Gouvernante genannt, spielt Mackenzie Davis, die bereits 2018 in Tully als gutmütiges Kindermädchen in Erscheinung trat. Mit ihrem neuen Job trifft sie auf ein ihr gänzlich unvertrautes Milieu. So weißt sie die bissige Haushältern Mrs. Grose ein ums andere Mal daraufhin, dass Miles und Flora wohlbehütet sind und aus gutem Hause kommen. Das wecke zwangsläufig Neid und Missgunst, weil den Sprösslingen ein ganz anderes Leben zuteil wird als vielen anderen Menschen.
Leider erweißt sich diese Rolle schnell als unglaubwürdig. Von Unsicherheit zerfressen, strahlt sie zu keiner Zeit eine pädagogische Autorität aus und verzweifelt beim kleinsten Gegenwind durch die Kinder. Wie sie zuvor eine ganze Klasse leiten und unterrichten konnte, bleibt schleierhaft. Offensichtlich bemüht sich das Drehbuch mehr schlecht als recht, die Hauptfigur möglichst fragil darzustellen, um sie langsam dem Wahnsinn anheimfallen zu lassen. So verschwimmt schrittweise die Grenze: Sind Flora und Miles für einige seltsame Vorkommnisse verantwortlich oder treiben Geister ihr grausames Spiel? So drängt sich der jungen Lehrerin alsbald die Vermutung auf, dass ihre Vorgängerin Jessel und der verstorbene Reitlehrer Quint als Spukerscheinungen zurückgekehrt sind.
Auch bei der Inszenierung des nächtlichen Grusels enttäuscht Die Besessenen auf ganzer Linie. Wenn sich ein Schockmoment zum x-ten Mal als Alptraum herausstellt, wird schnell klar, dass Regisseurin Floria Sigismondi die Regeln und Gepflogenheiten des Genrefilms auf biederste und dürftigste Weise bedient. Zudem scheinen sich die Macher auf das pompöse Ambiente des herrschaftlichen Landsitzes verlassen zu haben. Ein riesiges, unübersichtliches Herrenhaus, umgeben von weitläufigen, labyrinthischen Gärten, soll in unzähligen Nachtszenen mit Nebelschwaden alleine schon für ein befriedigendes Gruselerlebnis sorgen. Als Horrorfilm bleibt Die Besessenen erschreckend zahm und spielt selbst die typischen Jump Scares audiovisuell lasch und unmotiviert aus. [...]“
„[...] Wer sich Phantasm zum ersten Mal anschaut, kommt nicht umhin, Geduld und Aufmerksamkeit für das Geschehen aufzubringen. Der Einstieg in das Setting und die Figuren fällt durchaus holprig und sprunghaft aus, was bei einigen Zuschauern schnell die Frage nach einem unfertigen oder unbeholfenen Drehbuch aufwerfen dürfte. Auch der Schlusstwist trifft sein Publikum mit dem Dampfhammer und eröffnet unmittelbar mit den Credits die Diskussion.
Daher empfiehlt es sich hier tatsächlich einmal, vorher Infos einzuholen. Der Trailer offenbart sich schnell als Interpretationshilfe, wenn er wie ein Lexikoneintrag den Titel erklärt: Phantasm = “the delusion of a disordered mind. a phantom. a spirit. a ghost.” Aber wer ist dieser wirre Geist, der dem Wahn verfällt? Zweifellos passt diese Beschreibung auf die Hauptfigur Jody, der erst vor Kurzem beide Elternteile verloren hat. Weil ihm nur noch sein Bruder bleibt, entwickelt er unwillkürlich die Angst, auch sein letztes Familienmitglied zu verlieren. Auf Schritt und Tritt folgt er deshalb Mike, was seinem Verhalten schon pathologische Züge verleiht.
Wenn Coscarelli die Handlung seines Films durch die Augen seiner Hauptfigur erzählt, dann wird Jody für uns zum unzuverlässigen Erzähler. In seinem Kopf mischen sich (Alp-)Träume, Illusionen und wahre Ereignisse zu einem Gewirr, das wir selbst mitsortieren müssen. So erschließt sich Coscarellis eigenwillige Inszenierung. Häufige Voice-Overs erzählen so von Momenten, die sich nicht auf die gerade präsentierten Bilder beziehen.
Abrupt eingeschobene Rückblenden werfen erst einmal die Frage auf, zu welchem Zeitpunkt die Ereignisse spielen. Dass zudem große Teile der Handlung bei Nacht (und Nebel) spielen, unterstreicht die Unwirklichkeit und Unheimlichkeit des Geschehens. Coscarellis Stilwille und Bildsprache ist schlichtweg beeindruckend. [...]“