SKURRIL - Kommentare

Alle Kommentare von SKURRIL

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    Breaking Bad. "Breaking good" trifft es wohl eher, da ich die ersten beiden Staffeln im Vergleich zu den letzten als schwach empfand. Außerdem gibt es trotz der positiven Argumente, zu denen ich gleich etwas sage, einige, sehr krasse Schwachstellen, weshalb ich den Ausdruck "beste Serie" komplett verwerfe.

    Doch wie kommt das denn? Zusammengefasst gesagt gibt es zu viele Längen, zu wenig Dynamik in den Figuren und einen überaus penetranten Hang zur repetitiven Irrelevanz. Allen voran nervt mich tatsächlich Walter White am meisten, wegen seiner unglaubwürdigen Art, alles verlogen runterzuspielen - ich konnte es irgendwann einfach nicht mehr hören/sehen: Nervfaktor 9/10. Zweitens, Skyler, seine unerträgliche Frau, die von Anfang an aufgrund ihres Charakters ein Dorn im Auge ist. Sie und ihre Schwester produzieren unter anderem die langweiligsten und schwächsten Stellen der Serie, die mich wirklich zu keiner Sekunde interessierten und mich fast dazu gebracht hätten, nicht weiterzusehen. Ich habe es erst beim 3. Versuch geschafft, Breaking Bad abzuschließen - entgegen all diesem Euphorie-Sturm der Begeisterung nach dem Motto "was, wie konntest du denn da eine Pause machen?" Trotz der zahlreichen Wenden, die teilweise ziemlich random sind, gibt es eigentlich nur zwei Charaktere, die tatsächlich durchwegs spannend sind: Jesse und Hank. Ein weiterer Gesichtspunkt, der mich wohl mehr beschäftigt hat als Vince Gilligan, ist die fehlende Entwicklung von Walter Junior - was für eine verschenkte Chance, was für eine langweilige Herangehensweise... Versteht mich nicht falsch, natürlich ist die Beziehung innerhalb der Familie ein großes Thema, doch eher schlecht umgesetzt in meinen Augen und für mein Empfinden schlicht und einfach zu zäh und unbedeutend.

    So, neben diesen Bedenken erwartet den Zuschauer rund herum ein ziemlich großartiges Machwerk, das mit spannenden (Neben-)Plots, interessanten (Neben-)Charakteren und Handlungen auftrumpfen kann. Mit Witz gefüllt wird hier Action mit Hirn großgeschrieben, Saul Goodman ist ein alleinstehendes Qualitätsmerkmal und herrliche Figuren wie Mike helfen der Kontinuität der Geschichte enorm. Hank ist für mich das absolute Highlight, seine Entwicklung ist beeindruckend und mit die spannendste Komponente von Breaking Bad. Auch Jesses Weg, geprägt von herzzerreissenden Verlusten und der Frage nach Sinn und Akzeptanz, hat mich bewegt. Handwerklich ist die Serie top, gerade die sehr gute Kameraarbeit sticht aufgrund der sehenswerten Spots heraus. Auch die Musikauswahl ist herausragend, das Feeling mitbestimmend. Insgesamt ist BB eine viel versprechende, am Ende saturierende Serie, die ich mir trotzdem kein zweites Mal ansehen werde.

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    • 7
      SKURRIL: CEREALITY 06.06.2019, 15:36 Geändert 06.06.2019, 16:08

      Viel wichtiger als man vielleicht denken würde, da der eingefangene Zeitgeist temporär bedingt ist und sich umso radikaler ändert/weiterentwickelt. Das Technologiebewusstsein und die Skills junger Menschen werden hier durch sehenswerte Animationen und Einblendungen demonstriert. Im Gegensatz dazu porträtiert "How to Sell Drugs Online (Fast)" anhand verschiedener Situationen auch soziale Schwächen - beispielsweise das Entschuldigen per Whatsapp während die Angesprochene 15 Meter weiter steht. Sehr interessant, gerade in Zeiten eines massiven Generationskonflikts, der auf eine subtil angenehme Art und Weise eingebaut wird. Getragen von der wahren Geschichte des Maximilian S., der wohl ähnlich wie der Protagonist den Leitsatz "Vom Nerd zum Boss" verfolgte, taucht man in eine allzu gewöhnliche Welt ein, die einem bewusst macht, welche Tore einem zu jeder Sekunde offen stehen - mit ein paar Clicks und einem funktionierenden Gehirn. Neben diesen positiven Eindrücken gibt es leider schauspielerische Schwächen (Tendenz steigend im Laufe der paar Folgen) - lediglich der Tatortreiniger macht das wirklich gut.

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      • 7 .5

        In „While the Women Are Sleeping“ machen der Schriftsteller Kenji (Hidetoshi Nishijima) und seine Frau Aya (Sayuri Oyamada) Urlaub in einem Hotel am Meer. Aya fällt am Pool ein anderes Gästepaar auf: Ein alter Mann namens Sahara (Takeshi Kitano) cremt gerade seine junge Frau Miki (Shiori Kutsuna) ein. Kenji, der in einer sinnlichen und beruflichen Krise feststeckt und nach neuen inspirativen Motiven sucht, hat beim ersten Anblick einen Crush auf die zierliche Schönheit, der er im Verlauf des Films zumindest gedanklich zunehmend nachstellt. Wayne Wangs clever inszenierter Mystery-Thriller gibt als Struktur chronologische Tageskapitel vor, behandelt jedoch mindestens drei verschiedene Ebenen. So bleibt zunächst unklar, welche Teile der Handlung von Kenji für seinen neuen Roman erfunden werden, was das dubiose Paar in Wirklichkeit macht und inwiefern Kenji von einer Mischung aus neugierigem Enthusiasmus und hysterischer Panik getrieben ist. Während nämlich die Frauen schlafen, schweben den involvierten Männern die abartigen, gruseligen Abgründe vor, die Kenji wahrzunehmen glaubt. Er beobachtet Sahara dabei, wie er Miki nachts im Zimmer beim Schlafen filmt und findet heraus, dass er dies täglich macht. Die spannende Prämisse ist gesetzt, was geht hier vor?

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        • 7 .5
          SKURRIL: CEREALITY 21.05.2019, 13:19 Geändert 22.05.2019, 00:30

          Da ist es also, das Ende von "Game of Thrones", die Serie mit einem der größten Medienhypes unserer Zeit. Versprochen wurde viel, die Anspannung vor der finalen, achten Staffel war kaum auszuhalten - so viele interessante Plots und offene Fragen, zu deren Aufklärung/Vertiefung ich mir gefühlt 3.000 Fan-Videos angesehen habe. Ich habe gespannt über all diese Hypothesen sinniert und lange an der Magie festgehalten, die GoT evoziert. Aber man kann als ernsthafter Serien- oder Filmfan nicht abstreiten, dass das mit Abstand die schlechteste Staffel war, sozusagen als würde man mit dem Megaphon "style over substance" schreien und der eigenen, elaborierten Persönlichkeit trotzen. So fühlt sich das nämlich an. Die Serie stand unter anderem für bittersüße Twists, die selbst die härtesten Thesen-Freaks-Thesen in den Schatten stellten. Aber hier ist was passiert, das an Langeweile kaum zu überbieten ist. Plötzlich waren die Fan-Theorien einfach besser, einleuchtender und vor allem spannender als das Dargebotene. Ich bin nichtmal einer derer, die die Storyline des Night Kings verurteilen - ich stimme auch rein garnicht mit den meisten Meinungen über Daenerys überein. Mich nervt sie seit der ersten Folge, in der sie auftaucht - ihr kühler, arroganter Charakter und Emilia Clarkes mäßiges Schauspiel haben mich von Anfang an eher zur Antipathie geführt, als zur von allen Seiten übertriebenen Hochjubelei. Daher waren für mich Jons Entscheidungen ab dem Zeitpunkt, an dem er ihr verfällt, absolut untragbar, geradezu ein Witz, dass dieser Mensch mit solchen Fähigkeiten nicht das Übel erkennt, in das er hineinrennt. Das ist mein größtes Problem, denn diese "Entwicklung" ist für mich gar keine, sondern eine einfache Steigerung. Daenerys Machtbesessenheit und äußerst fragliche Rechtschaffenheit blitzt immer wieder durch, ich habe ihr keine Sekunde lang getraut und ich verstehe keinen einzigen Fan, der durch ihre vermeintliche Schönheit geblendet wurde. Spätestens als sie Sam von der Abschlachtung seiner Familie erzählt, konnte ich keine einzige Szene mehr ernst nehmen, in der sie zu den Guten zählt.

          Jetzt kommen wir mal bisschen allgemeiner auf den Inhalt der letzten Staffel zu sprechen: Wurde uns nicht gesagt, dass die extra langen Folgen mit einem nochmal vergrößerten Budget dazu dienen sollen, eben genau das, was letztendlich eingetroffen ist, zu verhindern? Eine dramaturgisch schwache Leistung zieht sich durch alle 6 Folgen: Ellipsen zu den unmöglichsten Zeitpunkten (gerade in der letzten Folge nach Daenerys Tod... WTF!?), nicht nachvollziehbare Handlungen, versäumte Gelegenheiten (zu Charakter-Erlösungen), Logikfehler, und so weiter und so fort. Sogar der Vikings-Fehler wurde begangen: Slow Motion zur Kaschierung fehlenden Inhalts, siehe Folge 7 Arya während der Schlacht. Viel zu oft musste ich mich fragen: Wozu diese Szene, seriously? Natürlich ist das Spektakel aus audiovisueller Sicht gelungen - kaum ein Shot war nicht schön anzusehen - aber eigentlich hatte ich mir erhofft, durch die erweiterte Länge auch gleichzeitig mehr Tiefe zu gewinnen. Und genau das ist einer der schwerwiegendsten Gründe, wieso Staffel 8 ein Witz ist: Pseudo-künstlerische Inszenierung mit LÄNGEN statt Tiefe - das ist so schwach gelöst, dass es einem vorkommt, als hätte man teilweise die extra minutes einfach mit dialoglosen Sequenzen überbrückt, in der die Figuren starren & schweigen. Abschließend, Brans Story ist und bleibt die interessanteste von allen - da war ich sogar glücklich, dass er noch einen One-Liner der allerfeinsten Sorte von sich geben durfte: "Why do you think I came all this way?" Letztendlich eine gute Frage.

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          • 7 .5

            Erfrischend und spektakulär, großartig bebildert und immer wieder für einen Lacher gut. Guy Ritchie schafft es erneut, seinen eigenwilligen Genremix mit einer ebenso eigenwilligen Handschrift zu versehen. Gute Schauspieler, rasante Schnitte und ein traumhaftes Setting (Mix aus Herr der Ringe, God of War, Game of Thrones und gefühlt tausend anderen Vorlagen), bieten fantastische Abendunterhaltung. SPOILER:

            Bedenkenswert, wie oft ich während des Filmes an GOT Staffel 8 denken musste. Irgendwie weird, diese ganzen Überschneidungen.

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            • 9
              SKURRIL: CEREALITY 21.03.2019, 16:13 Geändert 21.03.2019, 16:54

              Nochmal angesehen... mein lieber Schwan, was für ein einmaliges Erlebnis! Zur herausragenden Kameraarbeit Sturla Brandth Grovlens muss man nichts mehr sagen und Laia Costas schauspielerische Leistung ist wegweisend. Ich sehe in "Victoria" die Zukunft des deutschen Filmes. Von wegen an den Haaren herbeigezogen, für mich macht der Plot komplett Sinn, auch jede einzelne Minientscheidung, die wir in Echtzeit miterleben dürfen/müssen. Wer hier nicht ganz folgen kann, sollte simpel gesagt besser aufpassen. Hier wird eben nicht nur oberflächlich konstruiert, wie man das so oft im deutschen Film sehen kann, nein, hier wird man durch eine berauschende Mischung aus Naivität und charakteristischen Tiefgängen überrascht. Dabei kann der fehlende Schnitt den wahren Kern der einzelnen Figuren einfangen und die Darsteller in natürlichen Dialogen (, die nicht verfasst wurden) aufeinander prallen lassen. Des Weiteren trägt dieser massive One-Shot dazu bei, dass es zu keiner SEKUNDE zu einer Pause kommt, in der der Zuschauer eine Distanz zum Geschehen aufbauen könnte. Wir sitzen mittendrin und manchmal ist das unangenehmer und vor allem realer wie bei weitaus "härteren" Genrevertretern. Spannender kann man Filme nicht inszenieren, ein Höhepunkt der neueren, deutschen Filmgeschichte.

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              • 6 .5

                Akin à la Seidl. Das schoss mir bei dieser Milieu-Studie sofort durch den Kopf, was auf jeden Fall eine sehr positive Assoziation ist. Nun gibt es das kleine Problem, dass zwar die Menschen und ihre Handlungen gräßlich sind, der Inszenierungsstil jedoch nicht immer punkten kann, gerade wegen einer dramaturgischen Inkonsequenz. Einige holprige, aber auch monotone und gleichzeitig uncharakteristische Szenen können die Spannungslöcher nicht vermeiden - der Schrecken ist bekannt, Alkohol sein größter Auslöser. „Der goldene Handschuh“ will auch per se kein Schocker sein, zu dem er deutschlandweit gemacht wird, vielmehr eben eine nüchterne Studie über besoffene Welten und Kohärenzen inmitten Hamburgs dreckigster Bühne. Im Grunde ist keine der Figuren außer Honka zwingend notwendig für den Fortgang der Geschichte. Das verrät viel über die gewahrte Distanz Akins, der sich hier einiges für deutsche „Mainstream“-Verhältnisse traut und versucht, in gewisse Fußstapfen zu treten. Es ist jedoch der durchschimmernde Funken Mittelmaß, der mich bei diesem ambitionierten Werk nicht zu einer höheren Wertung greifen lässt.

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                • 8
                  SKURRIL: CEREALITY 11.03.2019, 02:45 Geändert 11.03.2019, 02:45

                  Ästhetischer, beeindruckender Film von Robert Schwentke, der immer wieder mit genialen Momenten auftrumpfen kann. Oft erfrischend eigenwillig inszeniert und mit famoser Kameraarbeit bebildert, schwimmt „Der Hauptmann“ in immer tiefere Gewässer. Die Ironie des Schicksals kann hier in Grausamkeit umgewandelt werden, Max Hubacher wird als Hauptmann Herold unheimlicher und unheimlicher. Eine Geschichte, die wohl noch lange im Kopf bleibt, samt den Bildern, seien es die dunklen oder hellen, die grauen oder grausamen.

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                  • 8

                    Sehr interessant! Wieder mal ein Beispiel dafür, dass ungeahnte Riesen schon die ganze Zeit unter uns leben. Habe zuvor noch nie etwas von "Copykill" gehört und das komplett zu Unrecht. Tatsächlich gehört der Streifen zu den spannendsten und rasantesten Psychothrillern, die ich je gesehen habe.

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                    • 7
                      über Beat

                      Ich traue niemanden mehr. Wieder muss ich feststellen, dass der Film- bzw. Seriengeschmack zu den subjektivsten Wahrnehmungen gehört, die uns voneinander unterscheiden. Diese Serie als schwach zu beschreiben geht mir nicht in den Kopf. Amazon kauft Ratings?? Lächerlich. ABER: Verzettelt? Ja. Großes Potential teilweise schwach ausgenutzt? Ja. Liegt es nicht meistens an plakativen, generalisierten Vorwürfen, die nicht genau genug ausdrücken, was sie eigentlich kritisieren, dass bestimmte "Meinungen" bzw. vielleicht besser Eindrücke von sich gegeben werden, die andere entscheidend beeinflussen? "Beat" ist in meinen Augen eine ambitionierte Serie, die einen großen Fehler macht: Zu viele Ideen auf einmal. Dass diese Ideen an sich nicht schlecht sind, ist der Grund, dass ich weitergeschaut habe. Trotzdem ist die Anzahl an Subplots geradezu unüberschaubar und Prioritäten werden teilweise ignoriert. Andererseits gibt es so viele Dinge, die hier richtig gemacht werden: Spannungsintensive Thriller-Elemente, sehr passende Musik und ein authentisches Setting, gute Hauptdarsteller mit interessanten Plots und einer Prise Hochschulfilm-Flair, der mir persönlich angenehm ist. "Beat" geht in die richtige Richtung - vermutlich haben Marco Kreuzpaintner & Co. aber zu viel gewollt, was nicht heißt, dass der Wille gut war.

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                      • 8

                        Wer hier nicht lachen kann, mit dem will ich kein Bier trinken gehen.
                        Herrlich abgefuckter Science-Fiction-Quatsch, der nicht so blöd ist, wie man vielleicht zuerst meint. Der Mensch der Zukunft sieht die Verblödung vor lauter Blöden nicht und ein 500 Jahre lang eingefrorener Otto findet sich auf einmal inmitten dieser Dystopie. Catch a buzz!

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                        • 8

                          Schon wieder muss ich mich fragen, was manche Menschen im Hirn haben, die sich Filmkritiker nennen. Überall les ich was von Langeweile. Langeweile? Wow. Dass Menschen deswegen eingeschlafen sind. Wie bitte? Bitte schaut einfach gar keine Filme dieser Art mehr an und verschont mich mit eurer "Ich finds langweilig"-Attitüde... Wie kommt man bitte darauf (ich muss jetzt schon lachen), dass Farhadi den ersten Wandel im Plot überdramatisiert oder wie das Langeweile auslösen soll? Meine Güte echt... Nur weil der Teilinhalt eines Filmes für den Zuschauer vorhersehbar wird, bezieht sich das doch nicht auf die Figuren im Film... Langweilig seid ihr, die sich hier langweilen... Für mich ein extrem sehenswerter, intensiver Film vom Verflechtungskünstler Farhadi. Langeweile? zero seconds.

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                            Ich kann del Toro-Fans nichtmal ansatzweise verstehen.
                            Wieder so ein belangloser Film, dessen Atem gerade mal 10 Minuten reicht.

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                            • Schöner Text! Finde gerade deinen letzten Satz bemerkenswert gut und treffend.

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                                Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten, extrem erheiternde Passagen wie schockierende Wendungen stehen auf einer Stufe. Vordergründig geht es dabei um die Suche nach Liebe und Glück. Aufgrund von Sabus kunstvoller Inszenierung, des selbst geschriebenen Drehbuchs und der starken Bilder ist „Mr. Long“ ein weiterer Film aus Asien, den man auch Nichtkennern und Filmmuffeln zum Einstieg empfehlen kann. Kenner sollten aber ebenso keinen Bogen um Long machen: Selbst der allseits beliebte Schauwert des Gemetzels, das von avantgardistischen Musikeinlagen unterstützt wird, serviert Sabu in raren Portionen, die brutalen Szenen sind wie gewohnt nicht gerade Well done gebraten. Das Endprodukt hingegen ist mehr als Well done, ein potenzielles Leibgericht für den cinephilen Bärenhunger auch jenseits der Berlinale.

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                                  Frankreichs Protestunruhen sind von einem diffusen Chaos bestimmt. Rauch, Nebel, Sprays und Feuerwerkskörper: Im Zwei-Sterne-Hotel „Occidental“ wird der Zuschauer Zeuge eines ebenso chaotischen Kammerspiel-Szenarios. Die Voice-over-Stimme gehört der vollbusigen Rezeptionistin Romy (Louise Orry-Diquéro), die mit großer Liebe die absteigenden Gäste empfängt. Außerdem ist sie zusammen mit der strikten Managerin Diana (Anna Ivacheff) und dem kollapsgefährdeten Khaled (Hamza Meziani) Teil eines mehr oder weniger kompetenten Trios. Besoffene Briten, Hard Try Art People, schwule Italiener? Halt, das geht nicht. Genauso wenig kann es sein, dass Italiener Cola trinken. Mit solch absurden Einfällen durchzieht Neïl Beloufa sein 73-minütiges Debüt, das in der Sektion Forum auf der 67. Berlinale seine Weltpremiere feiert. Der stylische Retro-Look-Film wurde in einem extravaganten Set gedreht und bildet eine abgetrennte Dimension, welche die Situation vor der Tür widerspiegelt. Von draußen kommen die Agierenden herein – möglicherweise verwirrt, mit Sicherheit aber in der Erkenntnis von Zuständen, die ganz Frankreich aufwühlen. Durch die Fenster könn(t)en sie die Proteste der Demonstranten und die polizeiliche Abwehr dazu beobachten, der innere Kessel fängt jedoch auch so zu kochen an, und umso mehr wird die Realität des Konflikts von außen reflektiert.

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                                    Jakob Lass’ nächster Film wurde sehnsüchtig erwartet. Nicht nur, weil der in Berlin lebende Münchner einer der wenigen Hoffnungsträger des derzeitigen deutschen Films ist, sondern weil seine Produktionsfirma FOGMA wohl eines der interessantesten Gespanne der letzten Jahre bildet. Mit „Love Steaks“ gewannen Ines Schiller, Golo Schultz und Lass beim Filmfest München 2013 alle Preise der Sektion Neues Deutsches Kino. Der einstimmige Applaus von Kritikern und Publikum setzte ein wichtiges Zeichen für die sich neu findende deutsche Kinolandschaft. Es ist wieder an der Zeit, Konventionen zu brechen und sich optimale Bedingungen einfach selbst zu generieren. Weg von absoluten Normen, weg von kollektiver Überarbeitung, die jegliche Atmosphäre zerstört. Der Großteil des Stabes von „Love Steaks“ ist nun bei „Tiger Girl“ wiederzufinden – never change a winning team. Das besondere an der FOGMA-Aufteilung ist, dass sie multifunktional wirkt: Schiller als Autorin und Produzentin, Schultz als Produzent sowie Komponist und Lass als Autor und Regisseur.

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                                      über Django

                                      Im Großen und Ganzen ist Comers Debüt auf filmischer Ebene nichts Herausragendes – dennoch leistet er mit „Django“ einen wichtigen Beitrag zum allumfassenden Porträt von Persönlichkeiten aus der Geschichte der Menschheit, hier spezifischer der Musik. Django Reinhardts Erbe sowie Werk ist bis heute von enormer Bedeutung, er gilt als der Begründer des europäischen Jazz – und nicht ohne Grund wurde die mittlerweile viel bekanntere Westernfigur Django aus Sergio Corbuccis Filmen nach ihm benannt. Die lebensfrohe Art der Gypsies beziehungsweise deren einzigartige Fähigkeit zum Überleben wird zwar nur oberflächlich thematisiert, doch viele interessante Darstellungen (wie beispielsweise die grandiosen Konzerte oder die Mut machende Beziehung zwischen Reinhardt und seiner Mutter) machen diesen Eröffnungsfilm sehenswert.

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                                        Jetzt schreibe ich tatsächlich mal wieder einen Kommentar. Danke Sebastian Marka für den größten Scheißdreck, den ich je gesehen habe. Vergesst die Ultimative à la "Hai-Alarm auf Mallorca", "Der scheidende Schupo" setzt neue Maßstäbe. Unglaublich, ich kann es wirklich nicht fassen. Das ist eine Zumutung. Schauspiel (ausgenommen Christian Ulmen) durch die Bank desaströs; Story beschissen, die Inszenierung lässt darauf schließen, dass man versucht hat, durch groteske Elemente Witz ins Geschehen zu bringen - das Gegenteil von einer Homage an den Trash. Ich könnte jetzt auf jedes weitere Department eingehen... witzlos. Gegen Ende habe ich dieses Machwerk nicht mehr als Film wahrgenommen, schäbig montierte Szenen, die so lächerlich sind, dass man die komplette Crew beneiden muss, in einer derartigen Scheinwelt zu leben. Weil anders kann ich mir nicht erklären, wie sowas den Weg ins so wählerische Deutsche Fernsehen findet. Ach halt...

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                                          über Suburra

                                          Ein Mann in Rom dient als Vermittler zwischen den mafiösen Strukturen aus dem Süden und der Hauptstadt: der „Samurai“ (Claudio Amendola). Er ist wie eine Mischung aus allen Spielfiguren eines Schachbretts, er weiß alles, er kann alles, er macht alles. Seine Fäden sollen in Ostia ein italienisches Las Vegas erschaffen. Die Mafia forciert die Verabschiedung eines Gesetzes, das den Bau begünstigt, was sie durch Verbindungen zur Politik und den mächtigen Clans erreichen will. Doch „Suburra“ wäre nicht spannend, wenn diese Pläne nicht durch Einzelentscheidungen wichtiger Stützpunkte für das Projekt durchkreuzt werden würden. Sollima generiert einen fantastischen Sog aus persönlichen Konflikten: Machtansprüche, Rache, Drogenabhängigkeit, Geldnot, Suizid und Verrat. Auch die Sorge um die eigene Familie lässt Zwickmühlen entstehen; immer sind es zwei bewaffnete Seiten, die miteinander konkurrieren. Häufig haben sie aber einen gemeinsamen Freund – den Samurai. Er scheint unantastbar zu sein, seine Entscheidungen prägen die kriminelle, aber auch geistliche Welt Roms. Wer sich gegen ihn stellt, wird ermordet. Und das gilt nicht nur für Freunde der Mafia, sondern auch für den Vatikan.

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                                            In einem Haushalt der nahen Zukunft spielen Strom und Gas eine selbstverständliche Rolle – noch selbstverständlicher als heute, da beides von der Zufuhr eines zentralen Generators abhängt. Amerika gehen jedoch die Ressourcen aus und eine dreiköpfige Familie verweilt in ihrem technologischen Zuhause, das abgeschottet von jeglicher Zivilisation inmitten nordkalifornischer Wälder liegt. Patricia Rozemas „Into the Forest“ erzählt eine Survival-Geschichte, die dem konventionellen Muster dieses Genres folgt; mit Kapiteleinblendungen, die zeitliche Abschnitte betiteln („nach drei Monaten ohne Strom“). Leider liegt darin das erste Problem dieses Films, der nicht viele Trümpfe in der Hand hält. Beinahe willkürlich werden Zeitsprünge unternommen, die Figuren und die Situation haben sich jedoch kaum verändert. Unsinnig ist, dass der Winter übersprungen wird, der sicherlich die größte Herausforderung für die Protagonisten darstellen müsste. Ein schwacher dramaturgischer Aufbau führt neben anderen Problemen zu keinem guten Ergebnis.

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                                                Afrikanische, tanzende „Täter“ in französischen Banlieues, deren Reigen die anrückenden Polizisten sprachlos macht. Ein reales Kontrastbild, in dem die Menschlichkeit im Kampf gegen die Staatsgewalt überwiegt und Mittel ergreift, die die künstliche Disparität zwischen Arm und Reich überwinden kann. Houda Benyamina hatte diese Szene aus einer Dokumentation so inspiriert, dass sie einen eigenen Film über die Thematik machen wollte. „Divines“ erzählt von der jugendlichen Reise der fünfzehnjährigen, vaterlosen Dounia (Oulaya Amamra), die von ihrem Umfeld „Bastard“ genannt wird. Sie wächst in einem Netzwerk Kleinkrimineller auf und beschließt, sich diesem anzuschließen; gemeinsam mit ihrer Freundin Maimouna (Déborah Lukumuena) und ihrem anfänglichen Vorbild Rebecca (Jisca Kalvanda), die als einzige, dealende Frau eine gewisse Machtstellung inne hat. Doch Benyamina beschäftigt sich im Gegensatz zu vielen Genre-Filmen weniger mit Gras, dem Verticken oder längst reizlosen Klischees, sondern richtet ihr Augenmerk auf Dounias Gefühlswelt, die innige Freundschaft zwischen den beiden Protagonistinnen und deren Platz auf dieser Erde. Dabei erzeugt sie ein unglaublich energetisches Feuerwerk an Emotionen und Expressionen, für das sie in Cannes mit der Goldenen Kamera für den Besten Debütfilm ausgezeichnet wurde.

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                                                    Meine Empfehlung: Traut nicht allen Kritikern. Dieser hier ist super!

                                                    "Boris’ Charakter bietet nicht nur viel Raum für Interpretation, er ist auch mit mehr oder weniger subtilen Mitteln gezeichnet. Da jede andere relevante Figur in „Boris Without Béatrice“ auf ihn ausgerichtet ist, entsteht durch die Beziehungen untereinander ein sehr aussagekräftiges Bild über ihn. Wichtig für seine Darstellung ist das Verhältnis zu Mutter und Tochter, das Boris letztendlich auf die Sprünge hilft. Côté erklärt gezielt Hintergründe und lässt dabei trotzdem so viel offen, dass man tausende Antworten finden könnte. Sein Interesse für die Hauptfigur trägt den Film ebenso wie die grandiose Darstellung von James Hyndman."

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