smartbo - Kommentare

Alle Kommentare von smartbo

  • Mit Deinem Engagement sorgst Du wieder mal für Abwechslung und für eine gute Würze hier auf MP. Danke dafür, kidhan. So los geht’s.

    Beste Filme:
    28 Day later · 2002
    Krieg der Welten USA · 2005
    Butterfly Effect USA/Kanada · 2004
    Almost Famous - Fast berühmt USA · 2000
    Der Herr der Ringe: Die Gefährten · Neuseeland/USA · 2003
    No Country for old man USA · 2007
    The Dark Knight USA/Großbritannien · 2008
    Blow USA · 2001
    Prestige - Die Meister der Magie USA/Großbritannien · 2006
    There Will Be Blood USA · 2007

    Animationsfilme:
    Shrek - Der tollkühne Held USA · 2001
    Findet Nemo USA · 2003
    Waltz with Bashir · 2001
    Chihiros Reise ins Zauberland Japan · 2001
    Death Note Japan · 2006

    Serien:
    Breaking Bad USA · 2008
    Die Tudors USA/Kanada/Irland · 2007
    Dexter USA · 2006
    Planet Erde Großbritannien · 2006
    Death Note Japan · 2006

    Schauspieler:
    Heath Ledger, The Dark Knight
    Daniel Day-Lewis, There will be blood
    Ethan Hawke, Training Day
    Johnny Depp, Blow
    Christian Bale, Prestige - Die Meister der Magie

    Schauspielerin:
    Hilary Swank, Million Dollar Baby
    Kate Hudson, Almost Famous
    Naomi Watts, King Kong 2005
    Nicole Kidman,The others
    Kathy Bates, About Schmidt

    Bester Soundtrack:
    Der Herr der Ringe: Die Gefährten
    Requiem for a Dream
    8 Mile
    28 Days later

    20
    • 7
      smartbo 30.10.2022, 09:14 Geändert 13.03.2023, 11:26

      *** Mein Beitrag zum anstehenden Halloween in diesem Jahr ***

      Wir sind im Jahr 1978 in einem Vorort von Denver in Colorado. Ein sadistischer Serienkiller (Ethan Hawke) geht um, und entführt immer wieder Kinder. Finney (Mason Thames) ist ein dreizehnjähriger Junge, der von ihm gekidnappt wird. Er ist in einem schalldichten Keller eingesperrt, also hat es keinen Sinn, um Hilfe zu rufen. Im Keller hängt ein Telefon, das nicht angeschlossen ist, aber anfängt zu klingeln. Frühere Opfer kontaktieren Finney. Gelingt es Finneys Schwester Gwen (Madeleine McGraw) ihren Bruder aufzuspüren ? …

      „The Black Phone“ ist ein Horrorfilm mit mystischen und auch mit realen Elementen. Vor allem, weil er – abgesehen von den Visionen verstorbener Kinder und den Träumen – recht realistisch inszeniert ist. Der Film zeigt nicht nur die schrecklichen und hoffnungslosen Momente einer Kindesentführung, sondern behandelt auch traumatische Themen, wie Mobbing und Kindesmissbrauch.

      Dem Zuschauer werden die beiden jungen Protagonisten vorgestellt: Finney und Gwen Shaw. Die enge Bruder-Schwester-Beziehung ist ein starkes Element des Filmes. Finney ist ein eher ruhiger und in sich gekehrter Junge, der Konflikte lieber vermeidet, während Gwen ein extrovertiertes und aufgeschlossenes Mädchen ist. Es macht Spaß, diesem Kontrast zu folgen, vor allem, weil er ihrer Bindung überhaupt nicht im Wege steht, sondern sie gar verstärkt. Sie ergänzen sich, stehen füreinander ein, weshalb es sich für den Zuschauer wie ein Tritt in die Magengrube anfühlt, als Finney zum Opfer des Killers wird, der im Film auch Grabber (=Greifer) genannt wird.

      Viele Horrorfilme zeichnen sich durch ihre ikonischen Masken oder Gesichter des Bösewichts aus. Und auch das Design der Maske in diesem Film ist auffallend und großartig ausgearbeitet. Sie sieht aus wie eine graue Pantomime-Maske mit einem starken Kinn und Teufelshörnern. Man sieht Gebrauchsspuren, wodurch der Zuschauer erfährt, dass der Killer schon lange aktiv ist. Das verstärkt ihre morbide Wirkung zusätzlich. Sie zeigt ein lächelndes Gesicht, wenn er die Kinder hetzen will, ein trauriges Gesicht, wenn er wütend ist und ein ausdrucksloses Gesicht, das unheimlich rüberkommt und nichts von dem verrät, was der Killer in diesem Moment denkt. Ohne etwas zu sagen oder zu tun, erzeugt diese Maske eine gruselige und unheimliche Atmosphäre rund um Ethan Hawkes Charakter.

      Es ist ein insgesamt guter Mix aus Horror, Mystery und Thriller, auch wenn die Geschichte nicht gerade etwas Besonderes darstellt. Die Plotausarbeitung könnte etwas besser sein. So ist die Geschichte zweifellos gruselig, aber die Handlung hätte stärker zur Geltung kommen können, wenn der Film etwas mehr Hintergrundinfos beleuchten würde. Der Spannungsaufbau ist gut ausgearbeitet und auch die düstere Atmosphäre ist überzeugend und zeigt ihre morbide Wirkung. Ebenso positiv kann das gelungene 70er-Jahre-Setting gewertet werden. Der Film ist partiell etwas vorhersehbar und es fehlt an überraschenden Wendungen. Auch ein nervenaufreibendes Ende habe ich vermisst, was sich regelrecht anbieten würde. Unter dem Strich hat der Film jedoch bei mir insgesamt einen guten Eindruck hinterlassen.

      Fazit: Alles in allem ist es ist kein Horrorfilm, der einen vom Hocker haut, aber es ist ein ohne weiteres unterhaltsamer Film, der es schafft, zu fesseln und gut zu unterhalten. Triefendes Blut, furchterregenden Nervenkitzel und morbide Bilder wird man hier vergebens suchen. Für ein sehenswert reicht es aus meiner Sicht aber in jedem Fall aus.

      *** In Gedenken an die über 150 Toten bei Halloween-Feiern in Seoul. Eine Tragödie. Ruhet in Frieden ***

      13
      • 7 .5
        smartbo 26.10.2022, 10:27 Geändert 26.10.2022, 11:44

        Die Handlung ist in den USA in der Gegenwart angesiedelt. Eine Freundschaft zwischen zwei Nachbarn wird zu einer unerwarteten emotionalen Erfahrung, als bei einem von ihnen Krebs im Endstadium diagnostiziert wird. Ihre Freizeit verbringen sie damit, ein Spiel zu spielen, das sie Paddleton nennen. Plötzlich mit ihrer Sterblichkeit konfrontiert, beschließen die beiden, auf eine Reise zu gehen …

        Ein Film, der sich mit dem Thema Sterbehilfe auseinandersetzt. Ein Film, der ruhig und ohne viel Theater eine Geschichte erzählt, die sich sehr ehrlich anfühlt und schmerzhafte, lustige und traurige Momente hat. Im Mittelpunkt des Films steht die Freundschaft zwischen den Nachbarn Michael (Mark Duplass) und Andy (Ray Romano). Beide sind Einzelgänger und stehen außerhalb der Gesellschaft, die den Menschen Leistungs- und Sozialdruck auferlegt. Das Leben der beiden Nachbarn macht einen fast surrealen Eindruck. Es ist weit entfernt von der Hektik der normalen Gesellschaft und eine Aneinanderreihung von Routinehandlungen und eigenwilligem Zeitvertreib.

        Obwohl Michaels bevorstehender Tod einen Schatten auf ihr Leben wirft, nimmt der Zuschauer nur unterschwellig etwas wahr. Beide Männer schenken diesem nervigen Phänomen in ihren Dialogen kaum Beachtung. Auf dramatische Inszenierungen und emotionale Äußerungen verzichtet der Film komplett. Stattdessen folgt er rigide und trocken den Alltagsbegebenheiten von Michael und Andy. Und eben gerade dadurch, dass Michaels bevorstehender Tod nicht überbetont wird, ist die emotionale Wirkung so groß. Der Weg in den Tod gehört zur Routine. Der Tod wird ein Teil des Tagesablaufs und erfordert nur hier und da und nebenbei ein wenig Aufmerksamkeit. Und so hält „Paddleton“ durchgehend eine überzeugende Balance aus Leichtigkeit und schwerer Verdaulichkeit aufrecht, ohne dass irgendwelche Szenen übertrieben werden. Tatsächlich passiert nicht viel in dem Film. Der Zuschauer wird nicht mit Bildern und Tönen überreizt. Der Alltag ist wunderbar tragikomisch dargestellt.

        Der Film verzichtet auf dramatische Stilmittel. Er erzählt eine nüchterne und eintönige Geschichte. Die Nüchternheit spiegelt sich auch in der sehr spärlichen Verwendung einer musikalischen Untermalung wider. Und es ist sehr effektiv. Der Verzicht auf anregende Stilmittel fördert die Authentizität der Geschichte. Eine solche Geschichte braucht keine Tränen und kein Lachen. Es genügen das starke Drehbuch, eine gut Inszenierung und das super Schauspiel von Mark Duplass und Ray Romano.

        Fazit: Schöner, warmherziger und menschlicher Film, der emotional zu berühren weiß und weit von Mainstream-Filmen entfernt ist. Wer filmische Vielfalt schätzt und nicht auf bestimmte Genres festgelegt ist, dem kann ich den Film empfehlen. Mir hat er gut gefallen.

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        • smartbo 23.10.2022, 09:38 Geändert 23.10.2022, 15:27
          über Forum

          Als ich die neue Startseite erstmals gesehen habe, die nunmehr eine reine Werbeseite ist, war meine erste Reaktion ein kräftiges „Ähhhh???“, stellt die Änderung doch für uns User ein Nachteil dar und für MP eine Schwächung des Portalauftritts. Rein juristisch haben wir aber eh nichts zu sagen, denn wir User haben ja keinen Vertrag mit MP. Aber auch die MP-Redaktion oder die Geschäftsführung haben die Änderung nicht zu verantworten. Es sind die Anteilseigner, die das diktieren und denen es nur um die schnelle Kohle geht. Ich bin der Ansicht, dass früher oder später der Kommentar-Teil hier ohnehin eingestampft wird, ist er doch mit Aufwand verbunden und bringt direkt kein schnelles Geld. Dabei wird von den Initiatoren wissentlich ignoriert, dass die User-Kommentare das Herzstück von MP sind. Auf die Dauer sägt man doch am eigenen Ast. Denn kein Mensch wird sich über Filme/Serien auf einer Internet-Seite informieren wollen, von der man weiß, dass sie eine bezahlte Propaganda für Disney, Netfix & Co ist. Aber das ist den Anteilseignern egal. Es geht darum, kurzfristig schnelles Geld zu machen. Ich habe auf die Änderung reagiert, indem ich in meinen Favoriten als Startseite die Dashboard-Adresse hinterlegt habe. D.h. ich bekomme die offizielle Starseite=Werbeseite von MP gar nicht zu sehen. Kritisch und sehr bedenklich sehe ich die ständigen Löschereien von Beiträgen seitens MP, was für mich die reine Zensur ist. Aber solange es noch einigermaßen geht und es mir Spaß und Freude macht, bleibe ich mit kritischen Augen und Ohren hier auf MP aktiv.

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          • 9
            smartbo 23.10.2022, 09:33 Geändert 23.10.2022, 15:26

            *** Vorab kurz meine Meinung zu der Änderung des Designs hier auf MP ***

            Als ich die neue Startseite erstmals gesehen habe, die nunmehr eine reine Werbeseite ist, war meine erste Reaktion ein kräftiges „Ähhhh???“, stellt die Änderung doch für uns User ein Nachteil dar und für MP eine Schwächung des Portalauftritts. Rein juristisch haben wir aber eh nichts zu sagen, denn wir User haben ja keinen Vertrag mit MP. Aber auch die MP-Redaktion oder die Geschäftsführung haben die Änderung nicht zu verantworten. Es sind die Anteilseigner, die das diktieren und denen es nur um die schnelle Kohle geht. Ich bin der Ansicht, dass früher oder später der Kommentar-Teil hier ohnehin eingestampft wird, ist er doch mit Aufwand verbunden und bringt direkt kein schnelles Geld. Dabei wird von den Initiatoren wissentlich ignoriert, dass die User-Kommentare das Herzstück von MP sind. Auf die Dauer sägt man doch am eigenen Ast. Denn kein Mensch wird sich über Filme/Serien auf einer Internet-Seite informieren wollen, von der man weiß, dass sie eine bezahlte Propaganda für Disney, Netfix & Co ist. Aber das ist den Anteilseignern egal. Es geht darum, kurzfristig schnelles Geld zu machen. Ich habe auf die Änderung reagiert, indem ich in meinen Favoriten als Startseite die Dashboard-Adresse hinterlegt habe. D.h. ich bekommen die offizielle Starseite=Werbeseite von MP gar nicht zu sehen. Kritisch und sehr bedenklich sehe ich die ständigen Löschereien von Beiträgen seitens MP, was für mich die reine Zensur ist. Aber solange es noch einigermaßen geht und es mir Spaß und Freude macht, bleibe ich mit kritischen Augen und Ohren hier auf MP aktiv.

            *** Kommentar zum Film ***

            Die Handlung ist in Los Angeles in den 1950er Jahren angesiedelt. Ed Exley, (Guy Pearce), ist Lieutenant bei der Polizei und tut alles, um aufzusteigen. Dabei achtet er stets penibel darauf, dass die geltenden Polizei-Regeln eingehalten werden. Der impulsive Officer Bud White ( Russell Crowe) hat seine eigenen Regeln und Probleme, seine Wutausbrüche zu kontrollieren. Für den Cop Jack Vincennes (Kevin Spacey) ist neben der Polizeiarbeit ebenso wichtig die Pflege seiner Kontakte zu der Klatschpresse. Nach einer brutalen Schießerei in einem Restaurant, bei der sechs Menschen getötet werden, ermitteln diese so unterschiedlichen Cops gemeinsam, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen ….

            Was für ein super Film. Ich habe L.A. Confidential schon paar Mal gesehen, aber ich bin immer noch erstaunt, wie gut der Film funktioniert. Der Cast ist top, das Drehbuch hervorragend, das Film-Handwerk großartig, die Atmosphäre der 50er Jahre mehr als überzeugend. Aber es ist zuvorderst die Handlung und ihre Inszenierung die hervorstechen. Zu bedenken ist, dass ein solcher Film mit so unterschiedlichen Charakteren und Handlungssträngen schnell zu einem unzugänglichen und undurchschaubaren Mischmasch werden kann, der den ganzen Film vermurkst. Davon kann aber keine Rede sein.

            "L.A. Confidential" ist inszenatorisch ein Meisterwerk, und nirgendwo sind Logiklöcher oder Holprigkeiten zu sehen. Der Film ist ein Drama und ein rasanter Actionfilm gleichzeitig. Die authentische 50er-Jahre-Atmosphäre wird von Anfang an auf großartige Weise zum Leben erweckt. Russell Crowe, Guy Pearce und Kevin Spacey spielen brillant und jeder Charakter ist perfekt ausgearbeitet. Aber auch Danny DeVito, der den windigen Herausgeber des Skandalblattes Hush-Hush spielt, zeigt eine super Leistung,

            Ab dem Massaker in dem Cafe „The Nite Owl“ nimmt der Film richtig Fahrt auf und wird zu einem großartigen Menü aus Korruption, Drogen, Sex und exzessiver Gewalt als Hauptzutaten. Verschiedene Handlungsstränge fließen im Verlauf des Films nahtlos ineinander und es fühlt sich nie konstruiert an. Auch James Cromwell, Kim Basinger, Ron Rifkin und David Strathairn sind gut in Form und spielen ihre Charaktere mit jeweils eigenen Motiven ausgezeichnet. L.A. Confidential zeigt, wie gut ein Film gelingen kann: das Drehbuch, die Schauspieler, die Musik, die Dialoge, die Kamera, die Inszenierung, die Atmosphäre, das Setting, alles ist hier tipp top.

            Fazit: Alles in allem ein Meisterwerk mit Starbesetzung unter den Cop-Filmen aus den 1990er Jahren. Kein Schnickschnack, keine computergesteuerten Spezial-Effekte, kein ohrenbetäubendes Halligalli, kein optisches Spektakel, kein Blendwerk, keine Anbiederung an die „Political Correctness“. Dafür aber ein grundehrlicher, gradliniger, rasanter und spannende Film, der von Anfang bis zum Ende fesselt. Top. Beide Daumen hoch.

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            • 8 .5
              smartbo 16.10.2022, 09:17 Geändert 16.10.2022, 10:20

              Die Balletttänzerin Nina (Natalie Portman) tanzt in einem Ballettensemble, in dem ein harter Wettbewerb herrscht. Sie ist schüchtern, unsicher, hat kein Selbstbewusstsein. Sie ist aber enorm ehrgeizig und möchte Kariere machen. Die alternde Primaballerina Beth (Winona Ryder) steht kurz vor dem Abschied und alle wollen ihren Platz einnehmen. Der Choreograf, Thomas Leroy (Vincent Cassel), hält viel von Nina, aber er sagt ihr auch, dass ihr auf mentaler Ebene einiges fehle. Sie muss sich auch mit ihrer verspielten Rivalin Lily (Mila Kunis) auseinandersetzen, wenn sie die Chance haben will, die Primaballerina zu spielen. Wie geht der Konkurrenzkampf aus ? …

              Der Film bietet einen tiefen Einblick in die hart umkämpfte Welt des Balletts. Diese ist voller Hass, Eifersucht, Streit, Intrigen und Boshaftigkeit. Ballett mag hier das Thema sein. Der Film ist aber eher ein Mix aus Psychothriller und einem starken Drama und steht unter dem Motto „Survival of the fittest“. Es geht nicht nur um Ballett, sondern um Perfektionswahn, eine tyrannische Mutter und Psychosen. Der Film schildert in beeindruckender Art und Weise , wie aus Leidenschaft Besessenheit und Sucht werden, die einen körperlich, aber vor allem geistig zerstören. „Black Swan“ bietet eine gut ausgearbeitete und intensive Dramaturgie, und verwendet vor allem Symbolik. Tschaikowskys „Schwanensee“, die Geschichte vom weißen und vom schwarzen Schwan, ist perfekt mit Ninas realen Leben verbunden. Tschaikowskys Ballett-Märchen stellt im Film eine gelungene Metapher dar.

              „Black Swan“ ist audio-visuell ein top Film mit viel Liebe zum Detail. Die schauspielerische Leistung ist auf einem brillanten Niveau. Es zeigt sich einmal mehr, dass Natalie Portman eine top Charakterdarstellerin ist. Sie beeindruckt in diesem Film enorm. Die Scheinwelt und die Halluzinationen sind im Handlungsverlauf nicht immer von der Realität zu unterscheiden. Ninas paranoiden Wahnvorstellungen wechseln mit der Wirklichkeit. Aber was ist real, was nicht ? Das ist dem Zuschauer oft nicht klar. Die Inszenierung dieser Atmosphäre ist dem Film vorzüglich gelungen und macht die Handlung so intensiv und mysteriös. Daran ist Natalie Portman maßgeblich beteiligt. Ein tolles Schauspiel.

              Die stark psychologisch akzentuierte Schilderung der Wandlung von Nina wurde von dem Regisseur des Filmes, Darren Aronofsky, ganz offensichtlich mit viel Leidenschaft und beeindruckendem Flair inszeniert. Die Charakterentwicklung der Protagonistin ist eine Achterbahnfahrt von Anfang bis Ende, der Bogen wird immer gespannter und enger, bis er reißt. All dies wird optisch perfekt unterstützt von dem gelungenen Setting und dem auffälligen Einsatz von Spiegeln und den Farben Schwarz, Weiß und Grau.

              Fazit: Der packende Psychothriller ist nicht einen Moment langweilig. Es ist aus meiner Sicht ein dramaturgisches Meisterwerk mit einer exzellenten Natalie Portman, das man als Filmfreak gesehen haben sollte. Daumen hoch. Top.

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              • 7
                smartbo 14.10.2022, 11:18 Geändert 14.10.2022, 12:27

                Alan und Jill nehmen ihre Söhne im Teenageralter mit auf eine Wanderung durch die raue Landschaft Neuseelands. Unterwegs halten sie für ein Picknick an einer Lichtung, wo sie plötzlich von zwei finsteren Typen aufgesucht werden. Sie bedrohen die Familie, die der Gewalt der skrupellosen Psychopathen schutzlos ausgeliefert ist. Doch was wollen sie? Erst nach und nach wird der wahre Grund für die nachfolgende Gewaltorgie offenbart …

                Der Film erzählt die Geschichte von physischer und psychischer Gewalt und ihren Folgen. Der Tenor des Films ist gruselig, roh, böse und hart. Dies wird dem Zuschauer schon früh im Film in einer brutalen Szene deutlich. Die Gewalt geschieht ohne Vorwarnung und ist unerbittlich. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass die Gewalt in diesem Film nicht als Selbstzweck im Dienst der Unterhaltung steht. Es ist keine unrealistische Gewalt, die mit Popcorn und Unterhaltung verbunden ist. Sie ist düster, brutal, authentisch und verursacht ein ungutes Gefühl.

                Ein Großteil des Films spielt sich in kleinen Räumen ab. Die Atmosphäre ist bedrückend. Die Spannung zwischen Tätern und Opfern ist groß. In dieser verstörenden Atmosphäre erfährt der Zuschauer immer mehr über die Charaktere und ihre Motive sowie Geheimnisse. Und das in einer unglaublich dichten, emotional angespannten Atmosphäre.

                Die ausgezeichnete Kamera sorgt zusammen mit dem minimalistischen Schauspiel der Darsteller dafür, dass die beängstigende Atmosphäre im Film nie an Intensität verliert. Die schauspielerische Leistung ist sehr gut. Besonders Matthias Luafutu als rücksichtsloser Bösewicht versteht es, mit wenigen Gesten und Worten ein sehr unbehagliches Gefühl hervorzurufen. Die minimalistisch gestalteten Charaktere passen perfekt in einen Film, der zutiefst verstört, indem er auf dreckig-schroffe Weise viele finstere Dinge suggeriert, vor sich hin brodelt und explizit nicht viel sagt. „Coming Home in the Dark“ ist kein Horrorfilm, als welcher er auf Amazon bezeichnet wird, sondern ein intensiver Psychothriller. Die Inszenierung ist nüchtern gestaltet. Sie konzentriert sich hauptsächlich darauf, subtil große Spannung aufzubauen, was ihr auch vorzüglich gelingt.

                Fazit: der Film ist ein höllischer und verstörender Roadtrip durch die abgelegenen nächtlichen Naturkulissen Neuseelands, der von Anfang an Spannung bietet. Die dreckige, brutale und unbarmherzige Atmosphäre ist nichts für schwache Nerven. Der Film punktet vor allem mit einer starken schauspielerischen Performance, einer intensiven düsteren Atmosphäre und einer spannend inszenierten Story. Einer Empfehlung als sehenswert ist der Film aus meiner Sicht wert.

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                • 7
                  smartbo 12.10.2022, 10:37 Geändert 12.10.2022, 10:39

                  Der siebenjährige David hat koreanisch-amerikanische Wurzeln. Sein Leben wird in den 1980er Jahren auf den Kopf gestellt, als sein Vater Jacob die Entscheidung trifft, mit der Familie ins ländliche Arkansas umzuziehen. Dort verfolgt er den amerikanischen Traum, auf der eigenen Farm wohlhabend zu werden. Jedoch als die eigensinnige und skurrile Großmutter aus Korea nachkommt, stellt sie das Familienleben auf den Kopf …

                  Minari ist ein robustes koreanisches Gewürz, das auch als koreanische Petersilie genannt wird und dort in der einheimischen Küche breite Verwendung findet. Es ist ein zähes Kraut, das mit fast jedem Boden zurechtkommt und in unmittelbarer Nähe von Wasser leicht gedeiht. Im Film pflanzt die Großmutter der Familie das Kraut an einem schönen Bach. Metaphorisch repräsentiert das Kraut die Verwurzelung koreanischer Einwanderer im Ausland. Arkansas in diesem Fall. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die Großmutter. Auf ihre eigenwillige und exzentrische Art versteht sie es, die Familienmitglieder zu berühren, zu bewegen und zu verändern. Besonders der Umgang mit ihrem Enkel ist hier schön gezeichnet. Sie ist unbequem, aber auch sehr lustig, und ihr skurriles Verhalten zieht sich wie ein amüsanter Faden durch den ganzen Film. Großartiges Schauspiel.

                  Der Film zeigt seine Figuren bei ihrem Streben nach Verwurzelung, bei ihrem Streben nach Glück. Ein Streben, das manchmal von Widerständen und Schwierigkeiten begleitet wird. Es entsteht ein emotionaler Film. Aber schön emotional, ohne Übertreibungen und ohne kitschige Überzeichnungen. Der Film fühlt sich realistisch an. Die Charaktere wirken wie reale Personen und sie verhalten sich wie echte Menschen. Das, was ihnen im Film passiert, ist etwas, was man sich selbst vorstellen kann. Der Film stellt das authentischen Leben mit Momenten der Tragödie und des Glücks dar. Minari ist ein Film mit Herz, viel Gefühl und einer gehörigen Prise Humor.

                  Fazit: Der Film wurde 2020 auf dem Sundance-Festival ausgezeichnet und 2021 für den Oscar nominiert. Ein Drama aus der Kategorie anspruchsvolles Kino, das mit schönen Bilder und einer einfühlsamer Familiengeschichte glänzt. Sicherlich wird der Film nicht jedermann Geschmack treffen, aber für alle, die filmisch nach allen Seiten offen sind, ist er sicherlich einer Empfehlung wert. Mir hat er jedenfalls gut gefallen.

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                  • 4 .5
                    smartbo 09.10.2022, 09:35 Geändert 09.10.2022, 19:41

                    Der Horror-Thriller basiert auf einer Geschichte von Stephen King. In dem Film übernimmt der Schuljunge Craig einen Job bei dem zurückgezogen lebenden skrupellosen Milliardär John Harrigan. Der Job besteht darin, jede Woche zu Harrigans Haus zu fahren und ihm Geschichten aus seiner Bibliothek vorzulesen. Harrigan ist alt, und seine Augen sind zum Lesen zu schwach. Seit fünf Jahren besucht Craig Mr. Harrigan. In dieser Zeit bilden die beiden ein starkes Band gegenseitigen Respekts und entwickeln eine Freundschaft. Eines Tages schenkt Craig Harrigan aus Verbundenheit ein iPhone. Das ist der Beginn von unerklärlichen und mysteriösen Ereignissen, in deren Mittelpunkt das Smartphone steht, das Craig dem alten Mann geschenkt hat …

                    Der Film hat eine sehr interessante und vielversprechende Prämisse, ist gut gedreht, hat eine überzeugende Besetzung und all die Zutaten, um ein gruseliger Film zu werden. Auf dem Papier müsste also alles okay sein. Ist es aber nicht. Einer der Probleme ist, dass die Handlung viel zu langsam voranschreitet und zu lange braucht, um wirklich in die Gänge zu kommen. Und wenn es dann losgeht, ist alles viel zu schnell vorbei. Der Film wirkt viel zu langgezogen. Der gesamte Plot, so wie er sich im Film darbietet, hätte gut und gerne in eine 45-minütige Folge einer Anthologie-Serie gepackt werden können, anstatt sich auf Spielfilmlänge auszudehnen.

                    „Mr. Harrigan's Phone“ präsentiert sich in der Verpackung eines Horrorfilmes. Es ist aber eine Mogelpackung, denn von Horrorelementen habe ich viel zu wenig gesehen. Der Film ist eher ein Mix aus Drama und Coming-of-Age-Geschichte über Moral und Freundschaft eines naiven Jungen mit einem bösartigen, verbitterten, alten Mann. Aber auch diese Akzentuierung ist nur schwach ausgeprägt. Die etwas mystisch angehauchte Atmosphäre ist gut aufgebaut, aber insgesamt alles andere als gruselig. Ständig hat man das Gefühl, dass etwas passieren müsste. Aber es passiert zu wenig. Und das Endergebnis ist etwas, was sich wie eine verpasste Gelegenheit anfühlt. Der Film hat das Potenzial, eine beängstigende, gruselige Geschichte zu sein. Das Potenzial bleibt jedoch auf der Strecke. Der Film endet nicht, sondern verpufft einfach. All die interessanten Ideen, die sich in der Story verbergen, werden viel zu wenig genutzt.

                    Fazit: diese Geschichte könnte als Film in Spielfilmlänge gut funktionieren, aber dazu gehört dieser Film nicht. Ihm fehlt der nötige Biss, und es hätte härter, dunkler und gruseliger sein müssen. Von einer guten Wertung und Empfehlung als sehenswert ist er aus meiner Sicht weit entfernt.

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                    • 6 .5
                      smartbo 07.10.2022, 09:32 Geändert 07.10.2022, 14:22

                      Der Film spielt In einer postapokalyptischen Zukunft in Australien. Zwei Männer fahren mit einem Jeep durch die Wüste und finden einen riesigen Goldklumpen. Das Duo hat jedoch nicht die richtigen Werkzeuge, um den Goldbrocken mitzunehmen, da er viel zu schwer ist. Sie schmieden einen Plan: einer der Männer, Man Two (Anthony Hayes, auch Regisseur des Filmes), fährt in die Zivilisation, um die Werkzeuge und einen Bagger zu holen, während der andere Mann, Man One (Zac Efron), bei dem Goldstück bleibt, um ihn zu bewachen. Man One, der zurückbleibt, bekommt jedoch alle Probleme der Wüste und einer menschenfeindlichen Natur mit und kämpft ums Überleben…

                      Die Handlung ist ziemlich simpel aufgebaut, und wer einen actiongeladenen Thrillerfilm erwartet, der wird enttäuscht sein. Dies ist ein ziemlich minimalistischer Survival-Thriller über Gier und die Frage, wie weit jemand zu gehen bereit ist, um sein Gold zu beschützen. Die Atmosphäre ist düster, dreckig, subtil brutal und gut inszeniert. Das Gefühl der Isolation und der Hitze sind spürbar. Die Handlung braucht etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen. Und da es sehr wenige Dialoge gibt -und manchmal überhaupt keinen Dialog- , liegt es an Efrons Fähigkeiten als Schauspieler, den Zuschauer mit der Geschichte und seinem Charakter zu fesseln. Erfreulicherweise ist das etwas, was er gut kann. Unterstützt wird er von der guten Regie und der ebenfalls beeindruckenden Kamera.

                      Das minimalistische Setting unter der unbarmherzig brennenden Sonne im australischen Outback ist in der abgelegenen und einsamen Wüste karg und es gibt nur wenige Requisiten. Gedeckte Farben, die vorwiegend aus grau, dunkelgelb und braun bestehen, tragen zu einer finsteren und gruseligen Stimmung und zum Gefühl von Hitze und Entbehrung bei. Die Nacht wird von einer selbstgemachten Fackel oder einem Lagerfeuer beleuchtet. Das Heulen hungriger Wildhunde verursacht Schüttelfrost. Das ist atmosphärisch prima inszeniert und verursacht Gänsehaut beim Zuschauen. Und last but not least: das Filmende ist zwar vorhersehbar, aber das tut der insgesamt guten Qualität des Filmes keinen Abbruch.

                      Fazit: Der Film wird sicherlich nicht jeden ansprechen und er ist auch kein Überflieger. Aber alleine wegen der starken düsteren Atmosphäre und der schauspielerisch beeindruckenden One-Man-Show von Zak Efron ist er sicherlich eines Blickes wert. Wem dieses Genre und ein bedrückendes und morbide anmutendes Setting zusagen, für den ist hier eine kurzweilige Unterhaltung angesagt.

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                      • 5
                        smartbo 04.10.2022, 10:32 Geändert 04.10.2022, 15:31

                        Nachdem die wahre Identität von Spider-Man enthüllt wurde, kann Peter Parker (Tom Holland) sein normales Leben nicht mehr von seiner Rolle als Superheld trennen. Deshalb holt er sich die Hilfe von Dr. Strange (Benedict Cumberbatch), um das Geheimnis widerherzustellen. Dies hat jedoch schlimme Auswirkungen auf das Multiuniversum und setzt mächtige Bösewichte frei, gegen die Spider-Man kämpfen muss …

                        Was an der Figur Spiderman als Superman auffällt, ist, dass er nicht nur ein abstrakter Superheld ist. Vielmehr bietet er als Superheld und auch als Mensch einen interessanten Charakter. Inhaltlich bietet der Film kaum etwas, und man bekommt genau das, was man erwartet. Auch in diesem Film wird Peter Parker mit den Schwierigkeiten konfrontiert, die das Leben als Superheld mit sich bringt. Wieder einmal muss ein böser Gegner neutralisiert werden. Der Film könnte leicht als eine Screwball-Komödie durchgehen. Viele Actionszenen sind eher lustig als spannend. Auch an slapstickartigen Elementen mangelt es in den Actionszenen nicht. So lustig und unbeschwert es auch ist, ich denke, die Atmosphäre hätte etwas bedrohlicher und mysteriöser ausfallen können.

                        Für mich ist der Film zu sehr mit Effekten und Spektakel überladen. Bestückt mit unzähligen CGI-Effekten, fällt ganz besonders die optische Opulenz des Filmes auf. Halt etwas, was in vielen Filmen, die heute als Blockbuster auf den Markt mit viel TamTam rausgehauen werden, typisch ist. Das lenkt jedoch davon ab, dass die Story wahrlich zu wünschen übrig lässt: keine Tiefe, kaum Neugier erzeugend, kein Handlungsaufbau, kaum Wendungen, keine Ups und Downs im Handlungsverlauf. Ganz nett anzuschauen, aber meines Erachtens nicht genug, um eine Spielzeit von 148 Minuten zu rechtfertigen. Dafür hat die Geschichte einfach zu wenig Inhalt. Alles in allem ist er nach meiner Einschätzung ein typischer Style-over-Substance-Film, eben so, wie viele gehypte Mega-Filme und Serien, die heute produziert werden: audiovisuell top, super Optik, es gibt viel Halligalli, es steckt aber kaum etwas dahinter. Handlung, Qualität der Darsteller, Charaktere, Dialoge oder Atmosphäre, das alles scheint sekundär zu sein.

                        Fazit: Kommt an die Top-Qualität der Batman-Trilogie von Nolan nicht annähernd heran. An den Kinokassen brachte der Film rund 2 Milliarden US-Dollar ein. Das heißt bei mir aber noch lange nicht, dass ich ihn gut finden muss. Die Geschmäcker und Ansichten sind ja so verschieden.
                        Wem er gefällt, prima, aber mich hat der Film nicht gänzlich abgeholt.

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                          smartbo 02.10.2022, 09:24 Geändert 02.10.2022, 09:41

                          *** Der Kommentar enthält SPOILER ***

                          Dezember 1944, die USA sind im Krieg gegen Japan. Das amerikanische Minensuchboot Caine wurde im Pazifischen Ozean von einem Tornado getroffen und steckt in ernsthaften Schwierigkeiten. Um zu entkommen, steuert das Schiff nach Süden. In den Augen von Leutnant Stephen Maryk ist der Kommandant Queeg (Humphrey Bogart) psychisch krank und daher nicht in der Lage, das Schiff zu retten. Der Leutnant übernimmt das Kommando und muss sich nach dem Krieg einem Standgericht stellen, das ihn der Meuterei beschuldigt. Im Standgericht werden die Ereignisse auf der Caine anhand verschiedener Zeugenaussagen rekonstruiert. Den Meuterern droht die Todesstrafe. Wie entscheidet das Kriegsgericht ?

                          Um das schon mal vorwegzunehmen: Der Star des Filmes ist Humphrey Bogart, der fast im Alleingang den Film trägt. Er spielt den psychotischen Major Queeg, einen Offizier mit einer undurchsichtigen Vergangenheit, dem die Disziplinlosigkeit auf dem Minensucher Caine ein Dorn im Auge ist, als er seinen Dienst antritt. Die Crew der Caine hat ihre eigene Arbeitsweise. Dann kommt Queeg und ändert alles. Disziplin wird groß geschrieben. Die Art und Weise, wie er mit dem Diebstahl der Erdbeeren umgeht oder wie hilflos und ängstlich er in der Situation bei dem Wirbelsturm agiert, zählen meiner Meinung mit zu den besten schauspielerischen Leistungen seiner Karriere. Die Matrosen und Offiziere sind nicht wirklich begeistert von Queegs strenger Art. Hinzu kommt, dass der neue Captain auch einige eigenartige Charakterzüge hat. Was macht man mit einem solch unbeliebten Captain ?

                          Der Film macht alleine schon mit den stark ausgearbeiteten Charakteren, den Ereignissen auf dem Schiff, den gegenseitigen Intrigen und den schönen See- sowie Schiffsaufnahmen Eindruck. Doch dann nimmt er vor Gericht so richtig Fahrt auf. Und es ist vor allem José Ferrer, der dort als Lieutenant Barney Greenwald, Maryks Anwalt, glänzt. Er spielt seine Rolle bravourös: subtil und gleichsam selbstbewusst. Dass Queeg zerbrechen wird, ist sicher. Doch die Art und Weise, wie Greenwald ihn aus der Defensive lockt, ist meisterhaft. Ein top inszeniertes Schauspiel.

                          Weniger positiv sehe ich, dass ein Teil des Films aus der Sicht des Marinesoldaten Willis Keith erzählt wird, der eigentlich relativ wenig zu bieten hatte. Und die romantische Nebenhandlung mit May Wynn lenkt mehr ab, als dass sie etwas zu dem Kern des Filmes beiträgt. Aber das sei nur am Rande erwähnt, denn dieser Aspekt hatte bei meiner Gesamtwertung keinen Einfluss.

                          Wie lässt sich der Film am besten charakterisieren? Der Film ist eine dramaturgische Meisterleistung und eine feinfühlige psychologische Studie über einen mit seiner Führungsrolle überforderten Mann und über die Abgründe des menschlichen Charakters. Er spielt zwar im Krieg, ein Kriegsfilm ist es jedoch nicht. Militärische Fragen spielen hier nur am Rande eine Rolle. So ist von Kriegsaction kaum etwas zu sehen. Und bei den paar Szenen mit Kriegsaction geht es nicht um die Kampfhandlung, sondern darum, aufzuzeigen, wie sich die einzelnen Männer verhalten. Nach meiner Einschätzung ist es eher ein Antikriegsfilm, der den Unfug der militärischen Hackordnung und den Schwachsinn des blinden Gehorsames aufzeigt.

                          Fazit: die fesselnde Inszenierung, die vorzügliche Charakterzeichnung und das starke Schauspiel sind nur paar Kriterien, die den Film zu einem der besten Klassiker in der Filmgeschichte machen. Ein starker Film, der einer Empfehlung als sehenswert absolut wert ist.

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                            smartbo 30.09.2022, 10:17 Geändert 30.09.2022, 19:19

                            Es gibt ja schon so viele True-Crime-Dokus, in denen das US-Justizsystem kritisch unter die Lupe genommen wird. Und jetzt schon wieder eine ? Nun, ich war etwas skeptisch. Ein Fall, der nicht gerade spannend und interessant scheint. Dann die Hauptdarsteller, die mir unbekannt waren. Letztendlich hat mich aber das Gütesiegel HBO neugierig gemacht. Am Ende war ich von der guten Qualität der Serie angetan.

                            Worum geht es? Wir sind in USA in Durham / North Carolina. Das Leben der Familie Peterson änderte sich am 9. Dezember 2001 für immer. In dieser Nacht findet der Schriftsteller und angehende Politiker Michael Peterson (Colin Firth) seine Frau Kathleen (Toni Colette) blutend am Fuß der Treppe und ruft die Polizei. Der herbeigerufene Krankenwagen traf zu spät ein, und so wurde sie auf der Stelle für tot erklärt. Peterson behauptete, dass sie betrunken die Treppe heruntergefallen war. Aufgrund der auffälligen Umstände wird der Fall von der Justiz jedoch bald als Mordfall behandelt. Der Staatsanwalt verdächtigt Kathleens Ehemann Michael Peterson, am Tod seiner Frau schuld zu sein. Wurde sie ermordet oder war es ein tödlicher Unfall? Diese Frage hat Amerika fasziniert. Das Ergebnis ist einer der berühmtesten Prozesse des Jahrhunderts. Die 8-teilige Dramaserie „The Staircase“ basiert großteils auf dieser Geschichte. Einige fiktionale Handlungsstränge wurden jedoch aus dramaturgischen Gründen in den Handlungsablauf eingeflochten.

                            Die Geschichte von Michael und Kathleen Peterson wurde schon früher mehrfach erzählt. Die bekannteste Schilderung des Falles ist die 13teilige französische Netflix-Dokumentarserie „The Staircase“. Die vorliegende gleichnamige Dramaserie „The Staircase“, inszeniert von Antonio Campos, verfolgt nicht nur den Fall Michael Peterson, sondern auch die Produktion der Netflix-Doku-Reihe und hinterfragt kritisch den True-Crime-Hype. Es entsteht eine Art Meta-Gefühl mit einer Serie in einer Serie. Es ist interessant zu sehen, wie die französischen Macher von Petersons Leben immer mehr vereinnahmt werden.

                            Die Handlung der Serie weist zwei Schwerpunkte auf. Bei dem einen dreht sich alles um Michael Petersons Prozess und seine Verteidigung. Es geht hier um kriminologische Aspekte, um die Frage der Schuld/Unschuld und die juristischen Winkelzüge und Tricks, und zwar auf Seiten der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung. Das amerikanische Rechtssystem wird hier dramatisch auf den Prüfstand gestellt. Der andere Schwerpunkt richtet den Fokus auf das Leben seiner Familie. Die permanenten Verdächtigungen erzeugen massiven Druck und ziehen notwendigerweise Konsequenzen für die Freunde und für die Familie von Michael Peterson nach sich. Und als die Beweise gegen ihn zunehmen – wenn nicht Beweise für einen Mord, dann zumindest für die Tatsache, dass er nicht ganz der Mann ist, für den sie ihn hielten – beginnt die Familie zu zerbrechen. So entstehen zwei Lager: das eine ist von seiner Schuld überzeugt, dass er der Täter ist, während das andere Lager an seine Unschuld glaubt. Es entsteht ein hässlicher Riss durch die bis dahin sehr harmonische Familie. Das macht die Serie auch zu einem fesselnden und faszinierendes Familiendrama.

                            Die Struktur und das Tempo der Geschichte sind partiell sehr chaotisch. Die Serie ist voll von Rückblenden und Zeitsprüngen, die so schnell aufeinander folgen, dass die einzelnen Szenen kaum Wirkung zeigen. Es gibt zu wenig Luft zum Atmen, wodurch die Serie die Gelegenheit verpasst, wichtige Figuren näher vorzustellen und den Zuschauer mit ihnen vertraut zu machen. Ausnahmen sind die Hautprotagonisten Michael und Kathleen, deren Charakterzeichnung vortrefflich gelingt. Und was die Rückblenden angeht: erst in der letzten Folge werden die Zeitsprünge einfallsreicher dargestellt. Dann stellt sich natürlich die Frage, warum nicht schon vorher in der gesamten Serie. Von einem renommierten Regisseur Antonio Campos hätte man schon mehr erwarten können. Des Weiteren hat man das Gefühl, die Länge der Serie hätte ruhig um 2-3 Episoden gekürzt werden können. So tauchen eben in einigen Episoden Längen auf, die die Wertung etwas drücken.

                            Was positiv gewertet werden kann, ist, dass die Serie kein Urteil fällt und sich für keine Seite entscheidet, sondern den Zuschauer sein eigenes Urteil fällen lässt. Der Hauptprotagonist Peterson ist lebensecht dargestellt. Colin Firth in der Rolle von Michael Peterson macht seinen Job super. Es ist eine enorm beeindruckende schauspielerische Leistung, die sein Einfühlungsvermögen und Hingabe in die gespielte Rolle zeigt. An seiner Seite steht Toni Colette als Kathleen mit einer Schauspielkunst, die mich beinahe vom Hocker gehauen hat. Wow, da fehlen einem die Worte, auf welchem unerreichbaren Level sie spielt und in welcher Meisterklasse sie zuhause ist. Top. Die beiden Schauspieler waren mir bisher unbekannt, umso mehr war ich von der brillanten Performance überrascht. Zu sehen ist auch Sophie Turner, die aus GoT bekannt ist, und die auch hier absolut zu gefallen weiß.

                            Die Wertung des Scores spielt normalerweise in Kommentaren eine untergeordnete Rolle. Deshalb gehe ich meistens auf den Soundtrack in meinen Kommentaren auch nicht ein. Diese Serie stellt allerdings eine Ausnahme dar, und ich möchte sie explizit lobend erwähnen. Was mir an dem Soundtrack gefällt, ist seine enorme Vielfalt und die exzentrische Originalität. So findet sich in der Soundliste Musik aus den unterschiedlichsten Genres: klassische Musik, Heavy Metal, Songs aus den 50er bis 90er Jahren, aktuelle Pop-Songs, Soulmusic, Weihnachtssongs, Jazz-Stücke usw. usw. Ich finde es schon mutig, mit einen solchen bunten Musik-Mix eine Serie zu schmücken. Und das ist aus meiner Sicht vortrefflich gelungen und verdient einer ausdrücklichen lobenden Erwähnung. Wer sich ein Bild zu der Song-Liste machen möchte, hier der Link :
                            https://soundtracki.com/shows/the-staircase-season-1-soundtrack#episode7

                            Fazit: "The Staircase" bietet trotz der paar Schwächen nach meiner Einschätzung eine insgesamt spannende Unterhaltung. Die Serie wirft zahlreiche Fragen des Falles auf, ohne jedoch Antworten zu geben. Das Durchspielen aller möglichen Szenarien ist der Serie vorzüglich gelungen. Am Ende ist nichts klar, und es zeigt sich, dass niemand wirklich weiß, was tatsächlich passiert ist, außer Peterson ... Sich eine Meinung zu bilden, das überlässt die Serie dem Zuschauer. Das macht sie zu einem spannenden und fesselnden Filmerlebnis. Einer Empfehlung als sehenswert ist die Serie in jedem Fall wert.

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                              smartbo 27.09.2022, 10:22 Geändert 27.09.2022, 10:43

                              Das Leben der schwangeren Madison wird erschüttert, als ihr Mann auf unerklärliche Weise getötet wird und sie ihr ungeborenes Kind verliert. Sie wird danach ständig mit Visionen von mysteriösen Morden heimgesucht. Panik setzt bei ihr ein, als bei ihr der Verdacht aufkeimt, dass die Morde tatsächlich stattfinden könnten und sie psychisch mit dem Mörder irgendwie verbunden sein könnte. Ist das alles real oder nur Einbildung … ?

                              Malignant ist eine Kombination aus Horror und Mystery. Vermischt wird die Handlung mit fulminanten, teils blutigen Actionsequenzen und Spezial-Effekten, die ihr übriges tun, dem Film einen fesselnden Anstrich zu verleihen. Der Spannungsaufbau erfolgt allmählich und kommt hauptsächlich von subtilem Horror. Der Regisseur James Wan, der auch oft als Meister der Jump-Scares bezeichnet wird, verzichtet auch hier in diesem Film nicht auf diese wirkungsvollen Effekte. Diese dominieren allerdings nicht den Film. Es ist vor allem die mystisch-düstere Atmosphäre, die den Film prägt. Die erste Filmhälfte ist für meine Begriffe insgesamt etwas zäh. Ohne die Atmosphäre zu beeinträchtigen, wirkt der Film in der zweiten Hälfte dynamischer und actionreicher.

                              Der Film nutzt viele Facetten des Horror-Genres. Er ist mal ein regelrechter Slasher, mal ein subtilerer Spukhausfilm, dann wieder ein feinsinniger Psycho-Horror. Die Geschichte hat einige Twists, die den Zuschauer immer wieder in die Irre führen. Nicht alle Wendungen sind aber erfolgreich. Der Anfang des Filmes ist okay, der Mittelteil zeichnet sich durch eine etwas zäh wirkende Schilderung aus, weil es zwar viel zu sehen gibt, aber die Handlung nicht so richtig voran kommt. Da hat man das Gefühl, die Länge des Films hätte ruhig um eine halbe Stunde gekürzt werden können. Das actiongeladene und blutige Finale am Ende bietet dann wieder die willkommene Dynamik.

                              Fazit: „Malignant“ ist meiner Meinung nach nicht gerade der Knüller, aber schlecht ist er keineswegs. Gute Kamera, die interessanten Charaktere, die Spannung, die gelungenen Effekte und ein stimmungsvoller Score tragen zur einer düsteren Atmosphäre und einer passablen Unterhaltung bei. Für ein „Gut“ reicht es bei mir in jedem Fall aus.

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                                smartbo 25.09.2022, 09:22 Geändert 25.09.2022, 09:28
                                über Coco

                                Der 12jährige Miguel lebt mit seiner Familie wohlbehütet in Mexico. Er will nichts sehnlicher als Musiker werden, aber seine Familie ist dagegen. Hector, der Vater seiner noch lebenden Urgroßmutter Coco, hat seine Familie wegen einer Musikkarriere verlassen und seitdem ist Musik in der Familie verboten. Am mexikanischen Feiertag „Dia de Muertos“ (Tag der Toten, das Prozedere beginnt alljährlich am 31.10 und erstreckt sich dann über den 1.11. und 2.11.) landet Miguel auf mysteriöse Weise im Reich der Toten. Zusammen mit seinen verstorbenen Verwandten muss er einen Weg finden, um in das Land der Lebenden zurückzukehren, bevor die Ferien vorbei sind und er nicht mehr zurück kann. Auf seiner Reise durch das Reich der Toten trifft er auf zahlreiche skurrile Gestalten, darunter Hector, der im Land der Lebenden langsam in Vergessenheit gerät …

                                "Coco" ist ein lustiger und origineller Pixar-Animationsfilm. Für "Coco" ließen sich die Macher von der mexikanischen Kultur und dem Feiertag Dia de Muertos inspirieren. Die Animation ist liebevoll inszeniert, die Bilder im Reich der Toten sind atemberaubend. Die Farben springen förmlich aus dem Bildschirm und als Zuschauer vergisst man schnell, dass man einen Großteil des Films sprechenden Skeletten zuschaut. Die Charaktere sind so gut gezeichnet, dass sie sich wie Menschen aus Fleisch und Blut anfühlen. Der Zeichentrickfilm ist eine perfekte Mischung aus Geschichte, Humor und Drama.

                                Clever und skurril ist die Atmosphäre, die zwar vom Tod geprägt ist, aber alles andere als morbide wirkt. Im Film ist der Tod nichts Unheimliches, es ist nur der nächste Schritt im weiteren Leben. Etwas, das wirklich in der mexikanischen Kultur sehr ausgeprägt ist. Der Film ist daher für Kinder nicht gruselig. Weil Miguel Musiker werden will, enthält "Coco" auch einige schöne Musikstücke. Bei sehr kritischem Hinsehen kann man zwar sagen, dass man in manchen Szenen schon weiß, was passieren wird, aber das tut der Qualität des amüsanten Films absolut keinen Abbruch.

                                Und nicht zu vergessen: Riesenkompliment an die deutsche Synchro. Perfekt gemacht. Das gilt vor allem für Pablo Ribet-Buse als Sprecher für Miguel. Ebenfalls Salvatore Scire, der den deutschen Gesangspart von Miguel übernommen hat, macht seine Sache glänzend. Kaum zu glauben aber wahr: auch Claudio Pizarro, ehemaliger Fußballprofi, ist als Synchronsprecher in einer Nebenrolle dabei.

                                Fazit: "Coco" ist ein herzerwärmendes Meisterwerk von Pixar und ein absolutes Muss für Fans von lustigen Animationsfilmen. Eine tolle Unterhaltung für Jung und Alt. Beide Daumen hoch. Top.

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                                  smartbo 23.09.2022, 11:34 Geändert 23.09.2022, 14:16

                                  Kate und Orla sind zwei beste Freundinnen, die in ihrem Leben schon einige Probleme überwunden haben. Was auch immer das Leben ihnen bringt, sie freuen sich jedes Mal auf die jährlichen Wochenendausflüge. Dieses Jahr reisen sie nach Kroatien. Alles ist perfekt, bis Orla aufwacht und Kate verschwindet. Mit nur einer vagen Erinnerung an die vergangene Nacht und ohne Hilfe der Polizei deckt ihre hektische Suche verheerende Geheimnisse auf …

                                  Der Film greift zurück auf zahlreiche andere Thriller und ist aus meiner Sicht eine Kopie aus Szenen, die man schon x-mal gesehen hat. Wenn es aber wenigstens gut gelungen wäre, dann wäre das okay. Aber die kopierten Tricks funktionieren nicht. Und hier greift The Weekend Away zu kurz. Das Drehbuch bietet verschiedene Wendungen in der Handlung. Die meisten sind aber schlecht inszeniert und gar überflüssig. Der Film ist eigentlich ein Thriller, dessen Handlung bewegend sein müsste, die aber keinerlei Emotionen hervorruft. Weder positive, noch negative. Dazu tragen sicherlich auch die mittelmäßigen Schauspieler bei, die für diesen Film gecastet wurden. Die großteils sinnfreien Dialoge wirken eigenartig steif und gezwungen.

                                  Der Handlungsaufbau ist unzureichend, was die Glaubwürdigkeit der gesamten Story untergräbt. Die Inszenierung wirkt manchmal schon etwas amateurhaft. Partiell hatte ich gar den Eindruck, der Film ist eine Satire. In diesem Fall könnte man wenigsten anfangen, über den Film zu lachen. Das würde das Zuschauen zu einer kleineren Tortur machen. Aber nein, „The Weekend Away“ ist keine Parodie. Und ich kann mir die ironische Anmerkung nicht verkneifen: sogar das Phänomen des unbeabsichtigten Humors, welcher das Zuschauen etwas erträglicher machen könnte, funktioniert hier nicht. Es ist hoffnungslos. Naja, hier sind alle Wege, die etwas mit Unterhaltung zu tun haben könnten, geschlossen.

                                  Es gibt zahlreiche schöne Bilder der kroatischen Landschaft mit dem wunderschönen blauen Meer zu sehen, aus einem Land, das ich schon so oft bereist habe und das ich sehr mag. Das rettet aber bei mir die insgesamt wenig schmeichelhafte Einschätzung natürlich nicht.

                                  Fazit: “The Weekend away“ ist so ein typischer Netflix-Film, der ein großes Publikum ansprechen will, der aber zu wenig bietet und rüberkommt, wie billiger Standard von der Stange. Alles in allem ein Film, der aus meiner Sich kaum etwas Positives bietet und meilenweit von einer Empfehlung als sehenswert entfernt ist.

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                                    smartbo 21.09.2022, 12:44 Geändert 21.09.2022, 19:40

                                    Die Handlung der Dokumentation ist in den USA angesiedelt und beleuchtet einen tragischen Fall, der auf wahren Begebenheiten beruht. Als Lori Vallows Kinder vermisst werden, wird nach ihnen gesucht. Dies führt jedoch zu immer mehr mysteriösen Todesfällen. Loris‘ neuer Ehemann Chad Daybell ist Anhänger einer extremen apokalyptischen christlichen Glaubensgemeinschaft. Die beiden glauben an den Tag des jüngsten Gerichts. In dieser True-Crime-Dokumentation, voller Archivmaterial, treten schwerpunktmäßig die Familie, Freunde sowie Journalisten, Polizisten und Experten auf und äußern ihre Gedanken über den erschütternden Fall. Allein der Titel der Dokumentation ist schon vielsagend. Lori und ihr neuer Ehemann werden wegen mehrfachen Mordes angeklagt. Der Prozess soll im nächsten Jahr 2023 stattfinden …

                                    Im Mittelpunkt dieser dreiteiligen Serie steht die brisante Frage: wie konnte aus Lori, einer fürsorglichen und schönen Frau, für die die Familie sehr wichtig war, eine skrupellose Täterin werden, die von den Medien „The Doomsday Mom“ genannt wurde. Und wo sind ihre Kinder JJ und Tylee? Als Lori im Jahr 2018 Kontakt zu der christlichen Sekte ihres neuen Ehemannes Chad aufnimmt, ist das erst der Anfang einer dramatischen Geschichte. Ihr bizarrer Glaube konzentriert sich letztendlich auf Dämonen, Engel, das Ende der Welt und 144000 Auserwählte, die die Apocalypse überleben werden. Irgendwann kommt sie zu dem Punkt, dass sie die Welt nur noch als einen alttestamentarischen Zombiefilm sieht. Das Ergebnis dieses wahnsinnigen Glaubens sind Tod und Zerstörung, Zerfall der Familie, Lügen und nur Verlierer.

                                    Fazit: Wieder mal eine starke und schockierende True-Crime-Doku von Netflix, die unter die Haut geht. Eine zweifelsohne gute Krimidokumentation, die viel Spannung bietet und die ich als sehenswert empfehlen kann. Daumen hoch.

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                                    • smartbo 20.09.2022, 10:26 Geändert 20.09.2022, 15:02

                                      Ebenfalls von mir großes Kompliment für die gute Idee, die das Leben hier auf MP sicherlich bereichert. Hier nur einige meiner Favoriten in dieser Kategorie:

                                      - Die letzten Glühwürmchen
                                      - Der Verdingbub
                                      - Einer flog über das Kuckucksnest (die Schlussszene)
                                      - Die Asche meiner Mutter
                                      - Das Streben nach Glück
                                      - Million Dollar Baby
                                      - Verschollen in der City
                                      .....

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                                        smartbo 20.09.2022, 09:53 Geändert 20.09.2022, 11:24

                                        Wir schreiben das Jahr 2043. Die Weltbevölkerung hat so stark zugenommen, dass die Regierung nicht mehr als ein Kind erlaubt. Jedes weitere Kind wird in einen sogenannten Kryoschlaf versetzt und darf erst aufwachen, wenn es wieder Platz für neue Menschen gibt. Doch Karen Settman bringt sieben Töchter zur Welt und stirbt kurz daraufhin. Der Großvater ( Willem Dafoe) kümmert sich jedoch um die Mädchen und benennt alle seine Enkelinnen nach einem Wochentag (Montag- Sonntag). Sie dürfen nach draußen, müssen sich aber als eine Person ausgeben. Zeitsprung in das Jahr 2073: auch als sie erwachsen sind, leben sie noch zusammen in einer Wohnung. Obwohl sie jeweils eine andere Persönlichkeit haben, müssen sie sich immer noch als eine Person ausgeben, um zu überleben. Doch eines Tages verschwindet Montag, eine der Schwestern …

                                        Das Intro im Film ist sehr vielversprechend. Man sieht eine Welt, in der zu viele Menschen leben und die Nahrungsmittel zur Neige gehen. Lebensmittel werden gentechnisch verändert und führen zu Anomalien. Schade jedoch, dass diese Prämissen im Film nicht durchgehend weiter verfolgt werden. Man sieht zwar viele Menschen auf der Straße laufen, aber das war es auch schon. Im Vordergrund stehen ausschließlich die Siebenlinge, die den Kern des Filmes darstellen. Die sieben Schwestern werden alle von Noomi Rapace gespielt, die das hervorragend macht. Beeindruckend, wie sie die sieben Charaktere spielt. Sie formt die Figuren mit den unterschiedlichen Charaktereigenschaften, Gesten und Erscheinungen. Natürlich bekommt sie Hilfe seitens des Make-up, und das CGI hat auch seinen Anteil an der Glaubwürdigkeit. Aber Rapaces einnehmendes und überzeugendes Schauspiel ist der größte Beitrag für die vollwertigen Kreation der auftretenden Charaktere.

                                        Das Konzept der sieben Schwestern, die sich als eine Person ausgeben, ist raffiniert und sorgt für fesselnde Unterhaltung. Denn wenn sie Fehler machen, können sie aufgedeckt werden, was zu einer Verhaftung führt. Man fragt sich auch ständig, wie viele der Schwestern den Film am Ende überleben werden. Diese Idee trägt sicherlich zur Spannung bei. Das schnelle Tempo sorgt für eine gute Unterhaltung. Dazu tragen ebenfalls die Actionszenen bei. Es ist eine gut gemachte Action, sowohl die im Großformat angelegten Szenen, die mit SFX beeindrucken, als auch die kleineren Kampfszenen, die ihre intensive Wirkung zeigen.

                                        Der Film hat auch ein paar Schwächen. So ist er nicht frei von Logikfehlern. Aber bitte, es ist ein Sci-Fiction-Film, bei dem man die Maßstäbe nicht allzu streng anlegen und nicht alles auf den Millimeter genau nachmessen sollte. Desweiteren wurden leider, wie von mir oben erwähnt, die vielversprechenden Aspekte der Überbevölkerung, der Nahrungsmittelknappheit und der Gefahren der Gentechnik nicht besser genutzt. Alles dreht sich um die Schwestern, und die Menschen drumherum sowie die Probleme auf der ganzen Welt sind so gut wie ohne Bedeutung und werden nicht ausgearbeitet. Diese Holprigkeiten hatten jedoch nur einen marginalen Einfluss auf die Gesamtwertung. Denn der Film hat ja ansonsten sicherlich noch Einiges für eine gute Wertung zu bieten.

                                        Fazit: „Was geschah am Montag“ ist ein spannender und gut gespielter Sci-Fiction-Thriller mit einer sehr guten Hauptdarstellerin, originellen Geschichte, tollen Effekten, super Action und fulminanter Performance. Der Film bietet eine kurzweilige Unterhaltung. Daumen hoch.

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                                        • 7 .5
                                          smartbo 18.09.2022, 09:49 Geändert 18.09.2022, 11:27

                                          Der Geschäftsmann Roger Thornhill (Cary Grant) wird von zwei Männern entführt, die ihn mit George Kaplan ansprechen und ihn in ein verlassenes Herrenhaus bringen. Dort wird er betrunken gemacht und dann in ein Auto gesteckt. Daraufhin wird er von der Polizei festgenommen und verhört. Als er seine Geschichte erzählt, glaubt ihm niemand. Er flieht, woraufhin er sowohl von den Bösewichten als auch von der Polizei gejagt wird. Thornhill hat überhaupt keine Ahnung, was los ist …

                                          Hitchcocks Thriller aus dem Jahr 1959 zeichnet sich durch rätselhafte Ereignisse, Wendungen und Spannung aus. Er beginnt als eine Art kafkaeske Geschichte, in der die Hauptfigur scheinbar in einer fremden Welt landet, in der alles und jeder gegen ihn ist, ohne dass klar wird warum. Genau dieses Mysterium ist so unglaublich spannend. Der Film würzt die Handlung mit Humor, wodurch eine verspielte Atmosphäre entsteht, die sich aber nicht negativ auf die Spannung auswirkt, sondern sie sogar zu nähren scheint.

                                          Alles ist perfekt inszeniert und aufeinander abgestimmt: Musik, Schnitt, Kamera. Der rote Faden ist stets erkennbar. Der Protagonist Roger Thornhill ist der Anker auf den der Zuschauer immer zurückgreifen kann. Die Hauptrolle ist für Cary Grant wie gemacht. Der Film begleitet Thornhill über zwei aufregende Stunden lang, und langsam wird die Geschichte nach und nach klar. Absolutes Highlight ist die legendäre Szene, in der Thornhill auf einer abgelegenen Straße liegt und von flachen und endlosen Feldreihen in Brauntönen umgeben ist. Weit und breit sind keine Gebäude zu sehen. Es gibt nirgendwo eine Bewegung. Nur das Rauschen des Windes ist zu hören. Hin und wieder saust ein Auto vorbei. Es ist sehr spannend, obwohl eigentlich gar nichts passiert. Und dann rauscht es plötzlich herbei. Großartige Action, und was für unglaublich spannende Szenen.

                                          Cary Grant spielt den Thornhill mit einer sympathischen Lässigkeit. Egal wer sein Gegner ist, sein Auftritt ist immer mit einer gewissen Leichtigkeit verbunden. Das ist zweifelsohne vortrefflich von ihm gespielt. Die überzeugende Eva Marie Saint spielt die Rolle der mysteriösen Schönheit. James Mason, ebenfalls mit einer guten Leistung, ist der zwielichtige Antagonist. Immer cool und sichtlich immer mit bösen Plänen beschäftigt. Ohne sehr auffällig zu sein, strahlt Mason eine Bedrohung aus. Eine routinierte, aber perfekte Darstellung des Bösewichts. Die zugrunde liegende Musik ist sehr funktional und schafft es, die Spannung immer weiter zu steigern. Dazu tragen auch die Dialoge bei. Thornhill spricht mit einem spöttischen Unterton, der amüsiert. Die Gespräche sind oft skurril und sie entbehren oft jeder Essenz, dennoch erzeugen sie Spannung und eine gute Unterhaltung. Wahrlich perfekt gemacht.

                                          Fazit: "Der Unsichtbare Dritte“ ist ein guter Film und kann zurecht als All-Time-Klassiker bezeichnet werden. Er bietet eine perfekte Kombination aus Spannung, Humor und Mysterium. Wer viel Spannung und eine gute Unterhaltung sucht, der ist hier goldrichtig. Top. Daumen hoch.

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                                          • 7 .5
                                            smartbo 14.09.2022, 09:54 Geändert 14.09.2022, 10:45

                                            Die Handlung ist in Dänemark angesiedelt. Als die Frau von Marcus, dargestellt von Mads Mikkelsen, bei einem tragischen Zugunglück ums Leben kommt, muss er aus dem Kriegseinsatz im Irak nach Hause zurückkehren, um sich um seine Tochter (Andrea Heick Gadeberg) im Teenageralter zu kümmern. Kurze Zeit später steht ein Mann, der sich als Mathematiker ausgibt und an dem betreffenden Tag auch im Zug war, mit zwei Kumpels vor der Tür. Sie alle sind davon überzeugt, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um einen vorsätzlichen Anschlag gehandelt hat und wollen sich rächen …

                                            In einer Szene sprechen zwei Figuren über ihre kriminellen Aktivitäten. Nur ein Dialog, ohne Bedeutung. Als in dem Gespräch eine Fitnesskette namens „Cross Fit“ erwähnt wird, wechselt die Kamera sofort zu einem Kreuz, das ein Kirchengebäude schmückt. Das ist der subtile und schwarze Humor, der sich durch den gesamten Film zieht. Ein guter Film, der neben Komödie, auch Action und die Emotionen eines Familiendramas zu bieten hat. Ein bunter Mix aus Genres, die scheinbar unvereinbar sind, die jedoch insgesamt gut funktionieren. Der Film ist ein dynamischer Film mit flotten Schnitt und schneller Kamera, die für einen temporeichen Bildwechsel sorgt. Der Film ist teilweise kalt und düster und dann wieder warm und emotional. Die schwarzhumoresken Szenen sorgen dafür, dass der Film, bei dem es sich primär eigentlich um ein Trauma und dessen Verarbeitung handelt, nicht in weinerlicher Trauer und wütender Racheaction versinkt.

                                            Im Mittelpunkt des Films steht der abgeklärte dänischer Star Mads Mikkelsen, der zusammen mit seiner Tochter Mathilde, zu der er ein problematisches Verhältnis hat, den Verlust seiner Frau verkraften muss. Begleitet werden die beiden von sympathischen Nebencharakteren, die ausnahmslos skurrile Verhaltensweisen an den Tag legen, dies aber mit viel Ausdauer und gut gemeinten Absichten kompensieren. Die Nebenfiguren bereichern mit ihren komischen Szenen die traurige Atmosphäre der Geschichte. Auch hier hat der Film eine gegensätzliche Mischung, die aber gut funktioniert. Ein Film voller Widersprüche. Witziger Humor, harte Action und herzzerreißende Szenen gehen Hand in Hand.

                                            Fazit: der Film zeigt, dass verschiedene Elemente aus unterschiedlichen Genres sehr gut miteinander harmonieren können. Das gelingt aufgrund des überzeugenden Schauspiels, der harten Action, der fesselnden, emotional gefärbten Geschichte und des feinen schwarzen Humors. Ein insgesamt gelungener dänischer Film, den ich als gute und sehenswerte Unterhaltung empfehlen kann.


                                            P.S.
                                            1) Ist derzeit (09/2022) im Sky-Abo verfügbar. Diese Info fehlt hier auf MP.
                                            2) Bin paar Tage unterwegs im Ausland und beantworte Feedbacks später.

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                                            • smartbo 12.09.2022, 09:52 Geändert 12.09.2022, 14:17

                                              *** Zwischenstand nach DREI EPISODEN ***

                                              Nach dem Ende von „ Game of Thrones “ vor drei Jahren sind HBO und seine Macher nun mit „ House of the Dragon “ zurückgekehrt , einem Prequel, das etwa 200 Jahre vor der Originalserie spielt. Wie der Titel schon verrät, dreht sich die neue Serie um die Familie von Daenerys Targaryen. Viserys Targaryen wird zum König ernannt. Die sieben Königreiche leben nun friedlich unter dem herrschenden Zepter der Targaryens mit ihren Drachen. Es gibt scheinbar niemanden, der mächtig genug ist, sie zu stürzen …

                                              Schon in den ersten Folgen wird klar, dass Sex und Gewalt in dieser Serie den Ton angeben, was jedoch nicht zu kritisieren ist, weil es derzeit sowieso ein Muss ist. Ohnehin gibt es Filme, die noch brutaler und blutiger sind. Die Serie schafft es, die „Game of Thrones- Atmosphäre“ gut einzufangen. Was hilft, ist natürlich, dass die ersten Episoden in der Hauptstadt Königsmund und im Roten Bergfried spielen. Bei solchen Orten, die stark von den Kulissen geprägt werden, ist es schwierig, nicht die gleiche Stimmung zu vermitteln. Für die Fans ist es natürlich eine Freude.

                                              Aber was „Game of Thrones“ wirklich großartig macht, sind die starken und beliebten Charaktere wie Jon Schnee, Arya Stark, Tyrion und Daenerys. Das Prequel stellt neue Charaktere vor, wie Prinzessin Rhaenyra Targaryen, König Viserys Targaryen, Lord Corlys Velaryon, Prinz Daemon Targaryen und Alicent Hightower. Da stellt sich natürlich die Frage, ob sie beim Zuschauer genauso gut ankommen, wie die Protagonisten in GoT. Und daran hege ich nach den ersten Folgen meine Zweifel. Die Besetzung legt keine sehr gute, aber insgesamt eine recht ordentliche Leistung hin. Noch wichtiger sind jedoch die Charaktere, die bisher wenig überzeugen. Warum?

                                              Nun, König Viserys Targaryen wirkt, wie ein verwirrter, hilfloser, unsicherer Mann, ohne jeglicher Ausstrahlung. Prinzessin Rhaenyra ist arrogant und ihr Charakter zeigt kaum Wirkung. Warum spielt sie ihre Rolle wie eine ungezogene bockige Göre? Und von einer sympathischen Ausstrahlung ist bei ihr im direkten Vergleich mit Daenerys wahrlich so gut wie gar nichts zu sehen. Prinz Daemon Targaryen ist so klischeehaft als Bösewicht gezeichnet, dass er beinahe schon eine Karikatur ist. Jaime ist in GoT auch der Bösewicht, von einem Klischee ist seine Figur jedoch Lichtjahre entfernt. Das ist eben die Stärke von GoT. Sowohl die schauspielerischen Leistungen als auch die Charaktere kommen in House oft he Dragon wenig überzeugend rüber, und es ist nicht ganz leicht, sich mit den Charakteren zu identifizieren, geschweige denn Sympathien für sie zu empfinden. Was die Ausstrahlung und Beliebtheit der Figuren angeht, kommen die Hautprotagonisten des Prequels qualitativ meines Erachtens höchstens an die Nebencharaktere von „Game of Thrones“ heran.

                                              Jetzt schon eine Wertung zu der gesamten Serie abzugeben macht natürlich wenig Sinn. Es stellt sich aber die große Frage: Ist bisher „House of the Dragon“ ein würdiger Nachfolger von „Game of Thrones“ ? Die ersten Folgen waren mit ihren beeindruckenden CGI-Effekten, der tollen Optik und dem super Setting bisher vielversprechend, doch im weiteren Verlauf der Staffel muss sich die Serie erst beweisen. Fans von Gewalt und Intrigen werden zufrieden sein, aber fliegende Drachen und kämpfende Ritter sind nicht genug. Das Prequel muss die Fans von GoT dazu bringen, die Charaktere zu lieben, mit großen Wendungen zu überraschen und die Qualität konstant hoch zu halten, um den Begriff „würdiger Nachfolger“ zu beanspruchen. Und eben das haben die ersten Episoden aus meiner Sicht noch nicht gänzlich bewiesen.

                                              Ich warte mal aber die restlichen Folgen ab, bleibe trotz der wenig schmeichelhaften Einschätzung am Ball und lasse mich gerne überraschen. Na, schauen wir doch mal, wie es weitergeht.

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                                              • 8 .5
                                                smartbo 11.09.2022, 09:19 Geändert 11.09.2022, 09:24

                                                *** SPOILER Anfang ***

                                                Es hätte der perfekte Coup für den ehemaligen Stuntpiloten Charley Varrick (Walter Matthau) und seine Komplizen werden sollen: eine verschlafene Bank mitten im Nirgendwo in New Mexico, vier waschechte Profis, schnell rein, abkassieren und dann wieder abhauen. Doch schon beim Überfall geht einiges schief: ein Polizist und ein Wachmann werden erschossen und zwei der Räuber, darunter auch Charleys Frau, beißen ebenfalls ins Gras. Beim Zählen der Beute erfolgt dann die nächste böse Überraschung. Statt der geplanten Summe von einigen Zehntausend Dollar hat man eine Dreiviertelmillion erbeutet. Grund zu Freude? Nein. Charley ist schnell klar, dass dies nur eins bedeuten kann: die Bank diente als Versteck der Mafia und nun haben er und sein verbliebener Komplize ein riesiges Problem. Und in der Tat ist die Organisation nicht untätig und setzt den Killer Molly (Joe Don Baker) auf Charley und seinen Kumpel an, um sie aufzuspüren. Das ist der Beginn einer spannenden Verfolgungsjagd …

                                                *** SPOILER Ende ***

                                                Der düstere Thriller versprüht den speziellen Flair der 70iger-Jahre. Es ist ja diese teils rohe Direktheit, in der Art der Erzählung und in den präsentierten Charakteren. Die Geschichte wird dem Zuschauer nicht umständlich ausgewälzt und alles penibel erklärt. Nein. Im Film gibt es immer wieder Szenen, in denen das Handeln der Charaktere nicht erst groß erörtert wird, sondern es einfach geschieht. Und gerade wegen dieser Direktheit wirkt es so glaubhaft.

                                                Letzteres liegt sicherlich auch daran, dass der Film dem Zuschauer ein extrem nüchternes Amerika präsentiert, das seine spießbürgerliche Maske schon nach der tollen Introszene abwirft. Mittendrin Walter Matthau, der in den ersten Momenten vollkommen ungewohnt in einem Thriller wirkt, verbindet man ihn doch eigentlich viel mehr mit seinen komödiantischen Rollen, die ihn so populär gemacht haben. Und doch verkörpert er die Figur des Charley Varricks, die so gleichmütig und emotionslos daherkommt, wirklich gekonnt mit einer beeindruckenden Gelassenheit und Coolness. Auch die anderen Charaktere sind in diesem Film eindrucksvoll. Dazu zählt vor allem auch Joe Don Baker in der Rolle des Molly, der einen eiskalten Psychopathen verkörpert.

                                                In einer Kommentierung zum Film darf selbstverständlich nicht das grandios inszenierte Finale mit der Verfolgungsjagd von Charley und Molly per Flugzeug und Auto fehlen, das auch nach fünfzig Jahren nichts an seiner Faszination verloren hat und das auch heute noch für große Augen und einen offenen Mund sorgt.

                                                Fazit: Ein Juwel unter den Thrillern, der insbesondere für Fans des direkten Kinos der 70er Jahre ein Muss ist. Er bietet von der ersten bis zur letzten Minute Spannung pur und ist alleine schon deshalb immer wieder sehenswert. Top.

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                                                • 6 .5
                                                  smartbo 08.09.2022, 18:37 Geändert 08.09.2022, 23:34

                                                  Der von den Coen-Brüdern inszenierte Film ist in sechs Kapitel unterteilt. Er bietet einen eigenwilligen Genremix aus Western, Komödie und Drama. Jedes Kapitel erzählt seine eigene abgetrennte Geschichte. Die Kapitel sind durch ein vergilbtes Buch voller altmodisch illustrierter Westerngeschichten miteinander verbunden. Der Film beginnt mit Buster Scruggs, der singend umherzieht und ein notorischer Bandit ist. Jede Folge bietet eigene Location und eigene Protagonisten. Was die sechs Geschichten verbindet, ist, dass in jeder Episode jemand stirbt. Ein Leben geht zu Ende, aber die Geschichte geht nach dem Motto des Filmes immer weiter: „Das wird eine andere Geschichte, anders und doch gleich.“

                                                  Es ist ein anthologisch aufgebauter Film, der im Wilden Westen im 19. Jahrhundert spielt. Die sechs Kapitel sind voneinander verschieden, unabhängig und unterschiedlich lang. Von daher ist es nicht ganz leicht, eine allgemeine Beschreibung für den Film zu finden und alles unter einen Hut zu bringen. Eigentlich müsste man jedes einzelne Kapitel kommentieren, aber das würde zu weit führen und den Kommentar immens aufblähen. Insgesamt dürfte jedoch die folgende gemeinsame Charakterisierung passen.

                                                  Auffallend ist die starke Westernatmosphäre, zu der sicherlich die authentische Kleidung, Utensilien und das Setting beitragen. Die einzelnen Episoden pendeln immer wieder unvorhersehbar zwischen komisch, tragisch, romantisch, obskur und bieten jeweils einen breiten Interpretationsraum zu Themen wie Liebe, Leben, Tod, Freundschaft und Verrat. Die Handlung ist mit zahlreichen Klischees bestückt, was allerdings kaum stört. Was besonders zu gefallen weiß, ist der Soundtrack, der aus passenden Westernsongs besteht. Der Film dauert 132 Minuten, aber so fühlt es sich überhaupt nicht an. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und nicht gelangweilt.

                                                  Fazit: "The Ballad of Buster Scruggs" bietet eine witzige Unterhaltung und eine bunte Palette von Geschichten, die alle einen partiell absurden, surrealen und skurrilen Touch haben. Die abwechslungsreichen und clever aufgebauten Geschichten geben dem Film das gewisse Etwas. Kurz gesagt: nicht der Knüller, aber meiner Meinung nach sehenswert. Für Westernfans jedenfalls ein Muss.

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                                                  • 7 .5
                                                    smartbo 07.09.2022, 11:38 Geändert 07.09.2022, 17:31

                                                    Im Jahr 1960 landet Frank Morris, gespielt von Clint Eastwood, unter schwerer Bewachung in Amerikas gefürchtetstem und berüchtigtstem Gefängnis auf der Insel Alcatraz in der Bucht von San Francisco, einer isolierten Festung, in die nur die gefährlichsten Kriminellen gebracht werden und aus der es kein Entkommen zu geben scheint. Getrieben von einem starken Freiheitsdrang und provoziert durch die skrupellosen und willkürlichen Strafen der Gefängnisleitung, schmieden er und ein paar Mitinsassen einen Plan, der noch niemandem gelungen ist: Flucht von Alcatraz …

                                                    Der Film ist geradlinig inszeniert. Dieser direkte Stil wird von der Eröffnung an verwendet und setzt sich im Film fort. Die Eröffnungsszenen zeigen die Hauptfigur Frank Morris, der bei düsterem Wetter in dem Gefängnis ankommt. Nach den üblichen Formalitäten, die emotionslos dargestellt werden, landet er in seiner Einzelzelle. Dort wird er hart damit konfrontiert, dass jeder Gefangene völlig auf sich allein gestellt ist. Die Eröffnung bestimmt die Atmosphäre. Sie ist grau, kalt, emotionslos und bestimmt den ganzen Film.

                                                    Der Film braucht einige Zeit, um den Zuschauer in die Regeln einzuführen, die innerhalb von Alcatraz gelten. Es gibt ein strenges Regime. Wer von den Regeln abweicht, landet im Block D, wo sich die Isolierzellen befinden. Schon das geringste Vergehen reicht, um dort zu landen. Frank kommt allmählich in Kontakt mit anderen Insassen und lernt sie kennen. Die strenge, auf Gewalt ausgerichtete und oft ungerechte Politik, die in Alcatraz verfolgt wird, um die Insassen in Schach zu halten, ist unmenschlich. Der Direktor ist kalt und gefühllos. Das Gefängnisleben ist von einer harschen und grausamen Atmosphäre gekennzeichnet.

                                                    Ein auffälliger menschlicher Aspekt in dieser unmenschlichen Umgebung ist der Freiheitsdrang, der sich in jedem Gefangenen manifestiert. Jeder flüchtet auf seine eigene Art und Weise. So stürzt sich ein Gefangener in die Malerei. Ein anderer, indem er Musik macht. Und wieder ein anderer träumt von einer Flucht. Vor allem die Leidenschaft, die in diese Bemühungen gesteckt wird, lässt den Zuschauer großzügig darüber hinwegsehen, dass es sich hier um Kriminelle handelt. Es sind packende Momente in einem Film, in dem es hauptsächlich um eine spannende Flucht und die Vorbereitungen darauf geht.

                                                    Fazit: Es ist ein spannender Knastfilm mit einem markanten Clint Eastwood in der Hauptrolle. Langeweile kommt hier nicht auf, stattdessen erwartetet den Zuschauer von Anfang bis zum Ende ein kurzweiliges und fesselndes Filmerlebnis. Top.

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