sushi97 - Kommentare
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Alle Kommentare von sushi97
Mensch, da war ich aber doch ziemlich enttäuscht. Ich bin mir bewusst, dass David Lynch-Filme immer etwas ganz Besonderes und Eigenartiges sind, aber hier habe ich einfach mehr erwartet. Mit "Eraserhead" konnte ich zwar gar nichts anfangen, trotzdem konnte auch ich mich dort der einzigartig bedrückenden Stimmung nicht entziehen und brachte durchaus Verständnis für den oft zitierten Kunstfaktor auf. Hier erschließt sich mir dieser aber nicht so ganz. Ich bin auch zu keiner Sekunde ins Nachdenken und Grübeln bekommen wie bei "Mulholland Drive" oder "Lost Highway". Die ersten 30 bis 45 Minuten fand ich noch recht spannend, die Story hatte etwas sehr geheimnisvolles und die Nachforschungen wurden entsprechend gelungen inszeniert.
Aber im Folgenden nahm mein Interesse beinahe minütlich ab. Die Handlungen und Dialoge wurden immer skurriler, schafften für die Story in meinen Augen aber nunmehr keinen Mehrwert . Am meisten hat mich zu diesem Zeitpunkt Dennis Hopper mit seiner F-Wort-Sucht amüsiert. Praktisch kein Satz funktionierte ohne dieses magische Wort.
Vermutlich bin ich an dieser Stelle der Spielverderber und Filmbanause, weil ich z.B. die Bedeutung der sadomasochistischen Szenen nicht verstehe oder der besonderen Beziehung zwischen Jeffrey und Dorothy nichts abgewinnen kann. Manchmal werden aufgrund eines Namens aber auch bestimmte Komponenten eines Films ein Stück weit überbewertet... zumindest kam hier dieses Gefühl auf - anders als bei den bisher von mir gesichteten Lynch-Werken.
Mich konnte der Film in seiner Entwicklung und Art und Weise jedenfalls nicht weiter unterhalten. Um ehrlich zu sein, finde ich die Handlung insgesamt gesehen sogar recht dünn. Die Charaktere sind zwar einzigartig und keineswegs gewöhnlich, aber angesprochen haben sie mich deshalb noch lange nicht.
Vielleicht ist der nächste Lynch ja wieder einer für mich...
Ich kann die Begeisterung für "The Wrestler" durchaus verstehen. So überzeugt er durch seine knallharte, triste und nicht beschönigende Atmosphäre komplett. Leider konnte mich aber die Geschichte des Legendenwrestlers "Randy" mit seinen persönlichen Problemen nicht wirklich berühren. In meinen Augen hat er sich seine Lage nämlich hauptsächlich selbst zuzuschreiben. Es ist klar, dass ihn seine Wrestlingkarriere nicht endlos tragen kann. Die Kosten für Mittel, um in Form bleiben zu können, nehmen zu, ebenso die körperlichen Beschwerden, während das Preisgeld sinkt. Für die Wohnung reicht es nicht, für einen Lapdance allerdings sehr wohl... Dazu hat er es versäumt, der familiären und freundschaftlichen Ebene eine angemessene Bedeutung beizumessen und dort verlässlich zu sein. Auch sich neu bietende Chancen lässt er ungenutzt.
Die Zeichnung des Milieus mag zwar recht zutreffend sein und mit Sicherheit ist er vom Typ her nicht in der Lage und hat es ebenso nie gelernt, die sich bietenden Möglichkeiten in seinem Leben (außerhalb des Sports) zu greifen und zu nutzen. Trotzdem habe ich wenig Verständnis für viele seiner Handlungen und folgerichtig ließ mich der Film auf emotionaler Eben recht kalt. Hinzu kommt der doch ziemlich vorhersehbare Verlauf der Handlung - insbesondere hinsichtlich seiner Wrestlingkarriere bzw. seines alternativen beruflichen Weges und der Beziehung zu seiner Tochter.
Die Wrestlingszenen sind aber gut inszeniert und wirken realistisch. Dazu überzeugt Mickey Rourke in seiner Rolle; sie wirkt fast wie auf ihn zugeschnitten.
Die erste halbe bis dreiviertel Stunde empfand ich als recht spannend. Die Kriegsatmosphäre war sofort zu spüren und die Protagonisten haben sehr überzeugend über Ihren aussichtslos wirkenden Befehl debattiert. Natürlich spielten da auch die visuellen Komponenten eine große Rolle. Der Form des One-Cut-Films begegnet man nicht alle Tage und sie sorgte klar für eine höhere Authentizität.
Während man zu Beginn noch weitestgehend darauf verzichtete, irgendwelche actionreichen und spektakulären Szenen einzubauen, nahmen diese Richtung Ende immer mehr zu. Zudem wird es mir dann eindeutig wieder zu heldenhaft und glorifizierend. Damit wird auch klar, dass es sich um einen Kriegs- und keinen Anti-Kriegsfilm handelt. Selbst wenn ich dem nicht ganz so kritisch gegenüber stehe, wie mach anderer User hier, so hätte ich mir schon eine Botschaft in diese Richtung gewünscht.
So nimmt "1917" in meinen Augen im Laufe der Spielzeit - trotz der gewaltigen Bildeindrücke - die Entwicklung von einem innovativen & ansprechenden Film zu einem im Grunde doch beliebigen Kriegsfilm ohne wirklichen Tiefgang.
In Episode II bin ich - wie auch bei den anderen Prequels - immer emotional ein wenig hin- und hergerissen. Das Star Wars-Feeling wird zwar eindeutig übertragen, aber an einigen Stellen habe ich das Gefühl, dass man mehr hätte herausholen können.
Positiv empfinde ich in dem Teil definitiv die Schauplätze. Sowohl der Wasserplanet Kamino als auch das krasse Gegenteil, der Wüstenfelsplanet Geonosis, sehen sehr gut aus. Die Seenlandschaft in Naboo und auch die bekannten Bilder von der Farm in Tatooine gefallen mir.
Erfreulich finde ich auch, dass der Jedi-Orden und dessen Mitglieder mehr im Fokus stehen als in Episode I, nicht zuletzt dank der toll inszenierten Schlacht auf Geonosis, wo man sie sogar im Einsatz sieht. Die intime Szene mit Mace Windu und Yoda, als Anakin die Tuskenräuber tötet, gehört für mich zu den stärksten und wirksamsten des Films.
Die Liebesgeschichte zwischen Anakin und Padme nimmt sehr viel Raum ein - für die Story und Charakterzeichnung von Anakin ist das auch durchaus wichtig. Leider sind die Dialoge teilweise sehr hölzern und manchmal sogar nahezu amateurhaft. Das tritt insbesondere dann ein, wenn die Gesprächsthematik ernsthafter wird. Auf der lockeren Ebene kann man die Verbindung und Harmonie zwischen den Beiden dagegen durchaus spüren.
Die Storyline mit der Jagd auf den Kopfgeldjäger Jango Fett ist auch nicht uninteressant - verbunden mit dem Mysterium der Klonarmee, wo man durchaus rätseln muss, wer sie denn jetzt in Auftrag gegeben hat und aus welchem Grund. Der Kampf zwischen Jango und Obi-Wan ist auch ganz nett.
Hayden Christensen wird ja sehr gehated (und auf den Zug bin ich hier früher auch mal aufgesprungen), aber ganz so grauenvoll finde ich ihn jetzt nicht. Auch wenn mich seine Schauspielkünste an der ein oder anderen Stelle nicht vollends überzeugen, so nehme ich ihm die Rolle des jungen, verliebten, arroganten und innerlich zerrissenen Padawan durchaus ab. Anakins Charakterzeichnung und die Heranführung an seine dunkle Seite gelingt in meinen Augen durchaus. Sein Machtstreben, seine Ungeduld und seine Arroganz scheinen immer wieder durch. Dazu kommt das gut dargestellte und für ihn extrem prägende negative Erlebnis mit dem Tod seiner Mutter. Der Grundstein für Anakins Seitenwechsel wurde hier also bereits gelegt.
Trotzdem muss ich sagen, dass der Film doch recht deutlich von seiner letzten halben Stunde gerettet wird. Dooku hat eine klasse Ausstrahlung, was auch an der überzeugenden Leistung von Christopher Lee liegt. Das Gespräch mit Obi-Wan genieße ich auch stets - da gibt es sehr viel Interpretationsspielraum und bis heute sind mir seine wahren Intentionen nicht so recht klar. Das Lichtschwertduell gegen Obi-Wan und Anakin ist leider sehr kurz, demonstriert aber durchaus gelungen die Überlegenheit von Dooku. Das Duell mit Yoda finde ich dann große Klasse. Sowohl bei ihrem Wettstreit um die Macht als auch bei dem Lichtschwertduell haben beide eine ganz besondere Präsenz. Mich stört es auch nicht im Geringsten, dass Yoda hier so agil im Lichtschwertkampf daherkommt.
Eine kleine Enttäuschung gibt es für mich noch in der Musik. Die neu komponierten Soundtracks zu dieser Episode reißen mich nicht so vom Hocker und erzeugen nicht die Star Wars-typische Gänsehaut - so wie es in Episode I noch der Fall war. Aber Ausfälle waren sie keine.
"Lost Translation" ist ein ganz einzigartiger Film. Er spielt so weit weg vom Alltag des gewöhnlichen Menschen und trotzdem wirkte er auf mich in keiner Weise übertrieben. Der Film lässt sich sehr viel Zeit und fokussiert sich auf seine melancholische Atmosphäre. Obwohl sich die zwei Hauptdarsteller in ganz verschiedenen Lebensabschnitten befinden, verbindet sie doch ungemein viel: Die Einsamkeit und scheinbar fehlende Sinnhaftigkeit in ihrem Leben. Sowohl Bill Murray und Scarlett Johansson harmonieren wunderbar miteinander und liefern herausragende Leistungen ab. Die Entwicklung ihrer Beziehung wirkt einhundertprozentig realistisch und ist völlig befreit vom filmtypischen Kitsch. Was mir besonders imponiert hat, war die subtile Darstellung. Das ist für Filme insgesamt eine sehr untypische Eigenschaft. Oft werden die Emotionen und Gefühle der Protagonisten auf dem Silbertablett präsentiert, damit sie auch wirklich jeder versteht. Hier erfolgt dies nicht, stattdessen muss der Zuschauer die Situationen förmlich spüren. Aber dann kann man eine ganze Menge empfinden...
Über weite Strecken war "Jagd auf Roter Oktober" eine sehr spannende Angelegenheit. Die Grundthematik des Überlaufens zum Gegner finde ich ansprechend und wurde ordentlich umgesetzt, auch wenn die Beweggründe nur rudimentär beleuchtet wurden. Da hätte ich mir vielleicht ein klein bisschen mehr Input gewünscht.
Sean Connery ist eine tolle Besetzung. Er spielt gewohnt ausdrucksstark und ist mit Sicherheit das Aushängeschild des Films.
Der letzte Part des Films hat mich allerdings nicht mehr wirklich überzeugen können - die Handlung wirkte mir zu konstruiert und hatte zu viele "knappe" Momente. Da hat man den Bogen mMn deutlich überspannt, wodurch die Glaubwürdigkeit bei mir gelitten.
Insgesamt trotzdem eine Sichtung wert.
Grundsätzlich ist "Adaptation" schon mal sehr lobenswert, da er doch sehr originell und einzigartig ist. Insgesamt ist er sehr tiefgründig und viele Szenen wirken subtil - und werden nicht mit dem Vorschlaghammer präsentiert. Dazu steckt - insbesondere im Umgang der zwei Brüder miteinander - auch durchaus eine Prise Humor im Film. Nicholas Cage finde ich in seinen Rollen definitiv überzeugend, besonders die Gefühle und Gedanken von Charlie Kaufman werden super transportiert. Trotzdem wird er klar von Chris Cooper ausgestochen. Der lebt praktisch seinen höchst ungewöhnlichen und vielschichtigen Charakter. Eigentlich war jede Szene mit "John Laroche" sehenswert, weil so unvorhersehbar. Und irgendwo passte der eine Charakterzug nicht zu dem anderen. Das Bild der Orchidee... tolle Idee.
Es gibt für mich aber leider ein entscheidendes Problem: Der Film driftet mir in der letzten halben Stunde etwas zu sehr ab - auch wenn ich dort die Message dahinter zu verstehen glaube. Vielleicht weiß ich das, mit etwas Abstand, mehr zu schätzen und gehe mit meiner Bewertung noch ein Stück nach oben.
Insgesamt ist das aber in jedem Fall ein guter Film, der es lohnt, angesehen zu werden.
Lawrence oder später in der Wüste dann "El 'Awrence" genannt ist schon ein spannender Charakter. Die Charakterzeichnung war in jedem Fall gelungen - und damit verbunden seine Entwicklung. Er hatte in der Zeit seine Einsatzes sowohl Höhen als auch Tiefen. Phasen, in denen er umsichtig und rücksichtsvoll war und Phasen, in denen er blutrünstig war und sich für übermächtig hielt. Insgesamt war das mit Sicherheit für die Dramaturgie des Films aufgepeppt, aber ein wahrer Kern wird schon dahinter stecken.
Die Bilder der Wüste waren natürlich überzeugend - ebenso wie in weiten Teilen die Darsteller auch. Wobei mir Peter O'Toole tlw. zu "drüber" war.
Aber: Monumentalfilm hin oder her - Mensch, war das zäh! Ich habe ihn nicht am Stück geschaut, sondern ungefähr halbiert. Und auch da hatte er mir noch zu viele Längen, daher auch nur die recht durchschnittliche Bewertung.
Atmosphärisch sehr stark. Alles wirkt so heruntergekommen, trist und schwer (be)greifbar. Dazu ist die Thematik und die Recherche von Mr. Angel insbesondere in der ersten Stunde sehr spannend und gelungen aufgebaut. Aber dann verlor der Film in meinen Augen an Schwung und fiel in ein kleines Loch. Das Ende und die Auflösung war für mich überraschend, konnte mich aber auch nicht so recht zufriedenstellen. Letztlich hatte ich das Gefühl, dass man aus der vielversprechenden Basis drehbuchtechnisch nicht alles herausgeholt hat und sich zu sehr auf die mysteriöse Atmosphäre und die Art der Inszenierung verlassen hat. An dem Eindruck konnte auch die sehr überzeugende Leistung von Mickey Rourke nichts ändern. Daher komme ich hier nicht in den Bereich einer sehr guten Wertung.
Ich würde mich aus den Fenster lehnen und behaupten, dass "Das Leben der Anderen" zu den allerbesten Werken der deutschen Filmgeschichte zählt.
Bereits die Anfangsszene wirkt derart authentisch und die Brisanz und Wichtigkeit des Verhörs ist mit fast allen Sinnen spürbar. Der Film bleibt dem treu und hält stets eine gewisse Grundspannung aufrecht. Es gibt etliche Szenen, die sich regelrecht einbrennen und ganz viel Raum einnehmen. Insgesamt ist das Drehbuch sehr gut ausgefeilt, bewegt sich an der Grenze der zu starken Konstruktion, überschreitet diese jedoch nicht.
Die Darsteller haben auch einen entscheidenden Anteil für die stake Atmosphäre, sie machen durchweg einen guten Job. Besonders überzeugend fand ich die zwei "Genossen" der Stasi Ulrich Mühe und Ulrich Tukur. Dessen Szene in der Cafeteria werde ich so schnell nicht vergessen.
Ich denke hier hat man ein höchst kritisches historisches deutsches Thema sehr gut in Form eines Spielfilms umgesetzt. Er schafft einen tollen Mix aus Ernsthaftigkeit und Unterhaltung.
Insgesamt hatten das Setting und die Bilder von "Hurt Locker" schon ein hohes Niveau, aber es gab für mich doch zu viele negative Komponenten in diesem Film.
Zum einen wären da die hier häufig zitierte Wackelkamera und die vielen Schnitte. Dadurch war das Verfolgen der Szenen recht anstrengend. Besonders enttäuscht hat mich aber das Drehbuch. Gefühlt waren das nur aneinandergereihte Einsatzszenen, die nahezu stets nach dem selben Muster abliefen. Dadurch kam das Gefühl auf, dass gar keine echte Handlung existiert. Ein bisschen plakativ formuliert war das eher eine Call of Duty-Kampagne, wo sich von einer todesgefährlichen Quest in die nächste gestürzt wurde. Das führt natürlich auch dazu, dass nicht alles einhundertprozentig realistisch wirkt. Ich hätte mir hier mehr ruhigere, tiefgehende Szenen außerhalb der Einsätze gewünscht. Szenen, die für die Charakterzeichnung sehr wichtig gewesen wären. So war mir das Schicksal der Protagonisten, um ehrlich zu sein, relativ egal.
Ich kann aber verstehen, wenn einige Sequenzen durch die Darstellung Spannung erzeugt haben. Auch die Leistungen der Schauspieler waren nicht übel, sie konnten durchaus ihre Emotionen anschaulich transportieren.
Unterm Strich denke ich aber, dass bei dem Angebot eine Laufzeit von ca. 90 Minuten zielführender gewesen wäre - wie schon erwähnt hatte es in dieser Form mir einen zu starken repetitiven Charakter.
Nun habe ich auch "The Irishman" gesehen, der vermutlich letzte Film, in dem die drei Mafiagrößen der Schauspielkunst noch einmal zusammenkommen. Grundsätzlich eine schöne Sache, das Resultat ist für mich aber eher durchwachsen.
Zuallererst muss ich ganz klar festhalten, dass die drei Meister für ihre Rollen einfach zu alt waren, das wurde einem immer wieder vor Augen gehalten. Insbesondere zeigte sich das bei De Niro. Ihm fehlte es absolut an Beweglichkeit und Dynamik in entsprechenden Szenen. Das ist in seinem Alter ja auch absolut normal, leider passt es nicht zu der Rolle und den Aufgaben, die Frank Sheeran innehatte - das wirkte auf mich wenig glaubwürdig. Diese Rolle hätte De Niro vor 30 Jahren ganz anders verkörpern können, da fehlen ihm auch in der Mimik und Gestik insgesamt ein paar Prozentpunkte im Vergleich zu früheren Zeiten. Al Pacino hat mich allerdings sehr überzeugt in seiner Ausstrahlung als explosiver Gewerkschaftsführer.
Die Story hat ein paar interessante Eckpfeiler und ist im Grunde auch in der meisterhaften Mafia-Art von Scorsese umgesetzt mit dem Sinn fürs Detail und einiger gelungener Dialoge. Trotzdem hatte ich mehrfach das Gefühl, dass die Story zu sehr gestreckt wurde und zu wenig Tempo besaß. Für die Laufzeit fehlte es zudem an echtem Tiefgang. Das wurde v.a. am Schluss deutlich, der auf der emotionalen Schiene gefahren wurde und die Wichtigkeit der Familie für Sheeran hervorhob. Der Faktor Familie hat während des Films aber nahezu keine Rolle gespielt. Stattdessen wurden Szenen gewählt, die irgendwann fast schon einen repetitiven Charakter hatten, da man sie so ähnlich schon etwa eine halbe Stunde zuvor gesehen hatte.
"The Irishman" lebt letztlich mehr von seinem Nostalgie-Charakter, als es Scorsese wahrscheinlich lieb gewesen ist...
Ich hatte lange Zeit keinen Tarantino-Film mehr gesehen und war mir recht sicher, dass mir seine Machart mittlerweile nicht mehr sonderlich gefällt. Wirklich schön, mal wieder positiv überrascht zu werden und mit seiner eigenen Vorhersage daneben zu liegen!
In Jackie Brown gelingt es Tarantino in meinen Augen den richtigen Mix zu finden aus eigenwilligen Dialogen, interessanter Story und der Darbietung seiner extravaganten Charaktere. Der Film nimmt sich nicht zu 100 Prozent ernst, ohne dabei aber lächerlich zu werden. Für mich wird in "Jackie Brown" die Story auch immer zur richtigen Zeit vorangetragen, sodass der Film nicht in einer selbstgefälligen Dialogorgie erstickt.
Ich fühlte mich die 2,5 Stunden gut unterhalten und bin mir ganz sicher, dass er nicht zu den schwächsten Tarantino-Filmen zählt.
Wie man es von den Coen-Brüdern gewohnt ist, hat auch "Miller's Crossing" einen ganz eigenen Stil. Die Geschichte ist grundsätzlich interessant und hat einige gelungene Verflechtungen. Allerdings wurde ich mit den recht skurrilen Charakteren nicht warm und einige Szenen waren mir schlicht zu komisch. Daher konnte ich ein paar Charaktere leider nicht ganz für voll nehmen, was der Authentizität des Films durchaus geschadet hat. Ein paar Mal hat mich der Humor zwar mitnehmen können, aber im Großen und Ganzen war es mir eine Spur zu viel.
Dem Film möchte ich seine Besonderheit keineswegs absprechen, aber ich persönlich ziehe den Stil anderer bekannter Mafiafilme vor.
Roman Polanski hat in Rosemary's Baby mit ganz viel Feingefühl langsam und behutsam eine verstörende und belastende Atmosphäre aufgebaut. Dieser subtile Horror wirkt viel tiefer als die meisten heutigen auf Jump Scares und Effekten ausgelegten Horrorfilme. Ein künstlerisch sehr ansprechendes Werk, in dem der Wortstamm "Psycho" absolut seine Berechtigung erhält. Rosemarys psychischen Probleme sind so greifbar und real, dass ein echt mulmiges Gefühl entsteht. Die starken schauspielerischen Leistungen unterstützen dieses Gefühl. Mittlerweile ganze 54 Jahre alt, aber offensichtlich ohne nachlassende Wirkung... Großartig!
Der Film wird für mich lange Zeit von der interessanten ambivalenten Persönlichkeit des Ben Wade getragen. Russell Crowe hat ihn hervorragend verkörpert und Christian Bale mMn klar in den Schatten gestellt. Dieser hat es leider nie so wirklich geschafft, mich mit seinem heroischen Charakter abzuholen. Die übrigen Charaktere sind für mich ziemlich austauschbar und haben keinen Wiedererkennungswert.
Der wirkliche Dorn in meinem Auge stellte für mich allerdings die vielen nicht nachvollziehbaren Handlungen bzw. unlogischen Vorkommnisse dar, über die ich einfach nicht hinwegsehen konnte.
SPOILER:
Das beginnt schon nach wenigen Minuten, als der Schütze des MGs der Kutsche auf den weit entfernten Scharfschützen schießt, anstatt die vier Reiter direkt vor seiner Nase zu erledigen. Im Verlauf häufen sich derartige Szenen. Warum lässt sich Wade bspw. so billig schnappen? Seine rechte Hand Charlie beobachtet im Anschluss, wie die Crew des Gefangenentransports in Dans Haus geht und verfolgt im Anschluss trotzdem erstmal die falsche Kutsche? Das Ganze gipfelt dann nach etlichen weiteren Szenen im Schlussteil, der für mich völlig hanebüchen ist. Die emotionale Verbundenheit der zwei Hauptcharaktere, die die Basis für Wades Handlungen darstellt, wirkt für mich eher wie ein Märchen.
SPOILER ENDE
Zudem fehlt mir unterwegs auf der Reise etwas die Spannung; so weiß man doch recht genau, wo diese Art der Geschichte hinführen wird - auch wenn man das Ende in der Form nicht vorhersagen kann.
Die Kostüme und das Setting stimmen, trotzdem erreicht der Film für mich nicht das Niveau, was die Durchschnittsbewertung hier suggeriert. Die vielen Logiklöcher lassen den Film auf mich nicht authentisch wirken - und das wirkt sich bei einem Film, der in einer anderen Zeit spielt, immer besonders negativ aus.
Ich als riesen Fan der brasilianischen Mannschaft von 1970 war natürlich total begeistert, als Netflix eine Doku über deren wichtigsten und dazu vielleicht besten Spieler aller Zeiten Pelé gedreht hat. Allein bei diesem Turnier hat er neben 4 Treffern sensationelle 8 Vorlagen gegeben und für einige legendäre Momente gesorgt. Beispielsweise hat er von der Mittellinie fast ein Tor erzielt oder den Torwart ohne Ballberührung aussteigen lassen - für den damaligen konservativen Fußball unglaubliche Aktionen.
Der Regisseur David Tryhorn hat hier mit viel Fingerspitzengefühl gearbeitet und den richtigen Mix aus alten Aufnahmen, erläuternden Erzählungen und aktuellen Stimmen gefunden. Dabei steht stets Pelés Fußballkarriere im Fokus, die aber immer wieder in den damaligen zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext eingebettet wurde. Es wird gelungen dargestellt, in welcher Form und warum Pelé ein Idol für ganz Brasilien wurde und dazugehörend thematisiert, wie er dies empfunden und wahrgenommen hat. Auch die politischen Situationen in Brasilien und Pelés Verhältnis zu den verschiedenen Regierungen wird in einem angemessenen Rahmen beleuchtet.
Wer sich für den damaligen Fußball und/oder Pelé interessiert, dem kann ich diese Doku nur wärmstens ans Herz legen. Die aufbereiteten Bilder sind toll und man lernt eine Menge über einen sehr sympathischen Menschen und unglaublichen Fußballer kennen.
Was soll mir der Film nun sagen? 45 Minuten Bilder, 20 Minuten Dialog, danach wieder nur Bilder. Im ersten Teil wird man als Zuschauer überschwemmt mit ekelhaften und menschenunwürdigen Bildern. Doch wo ist der Bezug zu den Personen? Wer sind die? Was machen die bzw. haben die getan? Warum sind die im Gefängnis? Warum werden die so behandelt? Warum lassen die sich selbst verwahrlosen? Man weiß nichts und deshalb waren diese abartigen Bilder für mich einfach uninteressant. Natürlich haben die ein unangenehmes Gefühl erzeugt - wäre ja merkwürdig wenn nicht. Aber es erschien mir völlig sinnlos, sich das anzuschauen.
Der darauffolgende Gesprächspart erzeugte bei mir dann hingegen Interesse. Man lernt endlich etwas über den Hauptprotagonisten kennen und erfährt etwas über seine Beweggründe und Handlungen. Das Auftreten der beiden Schauspieler wirke dabei sehr authentisch und überzeugend.
Im Anschluss darf man wieder verstörende Bilder begutachten. Dieses Mal hatten sie aber wenigstens etwas mehr Wirkung auf mich, schließlich konnte ich das Ganze nun zumindest rudimentär einordnen.
Am Ende steht für mich aber die Frage, weshalb ich mir das angeschaut habe. Inhaltlich erfährt man über die IRA und das Leben des Bobby Sands praktisch nichts. Auch wofür dieser steht und welchen Stellenwert er für die Bewegung hat, bleibt nahezu komplett im Dunkeln. So habe ich nur 3 Sterne übrig, die ich für den langen Dialog vergebe sowie für die Disziplin von Michael Fassbender, sich derart abmagern zu lassen.
Insgesamt ist "Thief" ein unterhaltsamer Film, der insbesondere von der außergewöhnlichen Persönlichkeit seines Hauptcharakters lebt. Selbstgerecht, arrogant und ehrlich - eine schöne Mischung. Die anderen Charaktere empfand ich (auch in der schauspielerischen Darbietung) aber als recht blass. Dazu sind ein paar Handlungen wenig nachvollziehbar und einige Vorgänge nicht wirklich glaubwürdig (z.B. Beweismaterial am Tatort hinterlassen, Liebesgeschichte, Zivilisten mit Waffe bedrohen ohne anschließende polizeiliche Verfolgung). Nichtsdestotrotz ist dauerhaft Spannung vorhanden und der Film kurzweilig, da die Handlung immer weiter fortschreitet und sich nie zu lange an einem Punkt aufhält, dabei aber trotzdem Abwechslung bietet ("Arbeit" - Privatleben). Den Soundtrack finde ich auch klasse; besonders zu der Szene am Strand oder am Ende sehr einprägsam.
Trotz inhaltlicher Schwächen halte ich "Thief" für einen guten Film, der insbesondere durch seine unkonventionelle Machart auffällt.
"Inside Llewyn Davis" ist ein recht eigenwilliger Film - bei den Coen Brüdern aber nicht sonderlich überraschend. Eine wirkliche Handlung gibt es nicht, der Film lebt von seiner Atmosphäre. Das Leben des Hauptcharakters wird dabei trist dargestellt und es gilt nicht das gewohnte "Alles entwickelt sich gut" - so wie es in der Filmbranche typisch ist. Ohne Frage hat der der Film seine Längen (insbesondere die Fahrt nach Chicago fand ich recht bedeutungslos). Auf der anderen Seite ist die eben schon angesprochene besondere Darstellung des Hauptcharakters. Dessen Leben und Geschichte muss beim Zuschauer aber das Interesse wecken, ansonsten ist der Film verloren. Mir war Llewyn Davis nicht besonders sympathisch, er hat ein paar gewöhnungsbedürftige Verhaltensweisen. Aber genau das hat es für mich so interessant gemacht. Er ist nicht der Gute, der ein ungerechtfertigt schweres Leben hat und für den man Mitleid empfinden muss. Aber genau das erzeugt mit den herausragenden Bildern diese authentische Atmosphäre - trotz des immer wieder auftretenden eigenwilligen Humors.
Die Musik rundet das Ganze ab und macht diesen Film für mich durchaus sehenswert. Aber ich kann sehr gut verstehen, wenn er nicht für jeden was ist.
Ein Wunder: Es gibt noch amerikanische Dramen, die nicht völlig überdreht und die Charaktere nicht maßlos überzeichnet sind.
"Marriage Story" ist für mich ein herausragender Film, der sehr viel Tiefgang hat und sehr authentisch wirkt. Das liegt insbesondere daran, dass es bei den Hauptcharakteren nicht den Bösen oder Guten gibt. Beide haben liebevolle Eigenschaften, aber auch Seiten, die für den anderen in ihrer Freiheit und in ihrer Lebensgestaltung einschränkend und dementsprechend störend sein können. Meine Emotionen änderten sich von Szene zu Szene. Ich empfand Mitleid für einen der beiden, dann kam Unverständnis auf, dann konnte ich die Reaktion der einen Seite wieder verstehen. Dann dachte ich: Tu das doch nicht. Dann sah ich entgegenkommendes Verhalten, das nicht angemessen erwidert wurde... Es ging hin und her, denn keiner ist perfekt. Jeder macht Fehler, jeder zeigt Verhalten, das er später bereut. Jeder ist in irgendeiner Hinsicht in seiner Denkweise und in der Betrachtung einer Situation festgefahren und sieht die Bedürfnisse des anderen nicht. Dann zeigen sie aber auch wieder eine ganz andere Seite, in dem sie viel Verständnis für den anderen haben. Insgesamt fand ich die innere Zerrissenheit beider Personen sehr eindrucksvoll. Beide sehen nämlich nach wie vor auch die Vorzüge des anderen und doch entwickelt sich der Sachverhalt in eine unbefriedigende Richtung für beide, die bei beiden Bedauern auslöst, aber trotzdem nicht wirklich gestoppt werden kann.
Auch der Junge setzt einem zu, der plötzlich mit der Trennung seiner Eltern leben muss und vieles nicht versteht. Warum muss ich jetzt mit Papa irgendwelche Sachen machen, auf die ich keine Lust habe. Warum muss ich heute Abend unbedingt noch woanders hin? Von Azhy Robertson ist das eine äußerst überzeugende Schauspielleistung. Es ist in der Hinsicht ein Drahtseilakt für die Protagonisten, denn eigentlich wollen sie den Jungen aus dem Spiel lassen und dann gerät er doch zum Spielball.
Die Schauspielleistungen von Scarlett Johansson und Adam Driver finde ich sensationell, damit hatte ich nicht gerechnet. Sie sorgen maßgeblich dafür, dass man in diese extrem unbefriedigende und belastende Atmosphäre eintauchen kann. Zu der großen Streitszene fehlen mir wirklich die Worte. Es fällt mir schwer, mich daran zu erinnern, wann mich zuletzt eine Szene so gepackt hat. Und das obwohl es nur die Synchronstimmen waren, ich vermute im Original war die Szene noch intensiver.
Stilistisch und von der Idee war der Einstieg in den Film mit den zwei Briefen über die positiven Eigenschaften des anderen eine tolle Idee. Ebenso gelungen ist das Ende, was ich sehr berührend fand.
SPOILER
Die Szene vor Gericht war auch einschneidend. Wie der andere durch den eigenen Anwalt fertiggemacht wurde und jede Eigenschaft und jedes Verhalten versucht wurde ins Negative zu drehen. Teilweise wurden wirklich bösartige Sachen unterstellt. Und dabei die Reaktionen von Johansson und Driver zu beobachten, die diese Schlammschlacht dermaßen bedauern und sich wohl über sich selbst ekeln, während die teuren Anwälte eine Show liefern und offensichtlich sogar Freude dabei empfinden. Diese paar Minuten werden auch noch einige Zeit bei mir hängen bleiben.
SPOILER ENDE
Als Kritikpunkt sehe ich die Mutter von Nicole, die typisch amerikanisch inszeniert ist. Ähnliches gilt für die Freundin Cassie und die Anwältin Nora, wobei dies zu ihrer ganzen Rolle und ihrer gewollten Außendarstellung auch passte.
Unterm Strich steht ein sehr berührender und einfühlsamer Film, der sehr vielschichtig ist und viele verschiedene Emotionen hervorruft. Wirklich ausgezeichnet.
Zwei der besten Schauspieler aller Zeiten geben sich die Ehre, um diese schwierige Lebenssituation in besonderer Weise zu meistern. Der Film ist extrem liebevoll und bereichernd. Es ist bei weitem nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen und die Thematik wird auch nicht verherrlicht. Aber gerade diese gefühlvolle Verknüpfung aus Ernsthaftigkeit und Lebensfreude in Verbindung mit der Ausstrahlung von Jack Nicholson und Morgan Freeman machen den Film zu etwas ganz Besonderem. Die Message und auch einzelne Zitate aus "Das Beste kommt zum Schluss" sind sehr wertvoll.
Matrix Revolutions knüpft qualitativ nahtlos an den Vorgänger an. Actionlastig und völlig übertrieben. Vom Charme und Ideenreichtum des ersten Filmes ist nichts mehr vorhanden. Und die Liebesgeschichte zwischen Neo und Trinity wird hier weiterhin komplett ausgeschlachtet... Wirklich dramatisch, wie schlecht diese Trilogie ist - und das nach so einem Start...
"The Mission" ist leider nicht so gut gealtert. Die Bilder sind natürlich auch heute noch stark und verleihen durch den Drehort auch die nötige Authentizität. Beim Ton gab es aber wohl einige Schwierigkeiten. So gibt es einzige Szenen, in denen die Geräusche kaum oder tlw. sogar gar nicht zu hören sind. Da hilft dann auch die grundsätzlich überzeugende Filmmusik von Ennio Morricone nur bedingt. Mir hat auch die durchweg dunkle Optik nicht so sehr zugesagt, wobei ich die Wirkung im Zusammenhang mit dem Setting nicht absprechen möchte.
Mein größtes Problem mit dem Film bestand aber in der zum Teil fehlenden Glaubwürdigkeit. Die Verwandlung von Mendoza vom skrupellosen Sklavenhändler zum barmherzigen Vertreter der Menschlichkeit konnte ich ihm leider überhaupt nicht abnehmen. Ebenso merkwürdig fand ich die Darstellung der Guarani. Sie wurden in meinen Augen mit der Denk- und Sichtweise von Europäern inszeniert. An dieser Stelle verweise ich auf den gelungenen Kommentar von RoboMaus, der darin von eigenen Erfahrungen mit Ureinwohnern berichtet. Hinzu kam, dass man - insbesondere in der ersten Filmhälfte - versucht hat, die Bilder für sich sprechen zu lassen. In Verbindung mit der oben genannten Kritik erzeugte das für mich aber zu viel Leerlauf.
Die schauspielerischen Leistungen der zwei Hauptdarsteller sind gut und überzeugend, allerdings kann ich nicht diese Meisterleistungen erkennen wie viele andere User hier. Dafür war mir insbesondere der Charakter von De Niro zu stereotypisch.
Ich finde aus dieser bedeutenden ethischen Debatte hätte man viel mehr herausholen müssen. Natürlich ist es immer ein kleiner Drahtseilakt zwischen Dokumentation und Spielfilm zur Unterhaltung, bei dem es schwer ist, das richtige Maß zu finden. Trotzdem hätte ich mir hier eine etwas weniger beeinflusste Sichtweise gewünscht - dann hätte der Film bei mir sicher auch eine andere Wirkung gehabt.
Nosferatu hat mich schon immer irgendwie interessiert, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass ein Horrorfilm als Stummfilm funktionieren kann. Am Ende war der Film allerdings viel spannender und kurzweiliger als ich es für möglich gehalten hatte. Abgesehen davon, dass die Story durchaus interessant und der Film atmosphärisch gelungen war, gab es tatsächlich ein paar gruselige Momente. Natürlich sahen diese Szenen anders aus und wirkten auf eine andere Weise als man es von heutigen Horrorfilmen gewohnt ist. Die filmtechnischen Möglichkeiten gingen 1922 nach heutigem Maßstab Richtung null. Trotzdem hatten ein paar Szenen in Verbindung mit der Geschichte und der musikalischen Untermalung eine echt unangenehme Wirkung. Und wie Nosferatu sich durch die Gegend bewegt sieht schon durchaus verstörend aus :D
Mich hat ein bisschen gestört, dass der Film relativ abrupt zum Ende kam. Ein paar Szenen hätte man zuvor etwas kürzen können, um der Geschichte in der Stadt und insbesondere Nosferatu etwas mehr Raum zu geben. Zudem muss man bei den schauspielerischen Leistungen natürlich ein Auge zudrücken, wobei das Overacting im Rahmen eines Stummfilms für mich in Ordnung geht und sogar dabei hilft, die Emotionen deutlicher zu machen.
Unterm Strich bleibt Nosferatu in jedem Fall eine sehr positive Überraschung. Ich bin im Grunde ziemlich sicher davon ausgegangen, dass das eine recht lahme und öde Angelegenheit wird. Aber mit der Reaktion der Gäste in dem Wirtshaus hat man mich irgendwie bekommen und danach hatte der Film eine schöne Eigendynamik. Der Handlungszweig auf dem Schiff bleibt auf jeden Fall hängen. Sich die Tage auf See vorzustellen, fand ich sehr bedrückend.