TheRambostar007 - Kommentare

Alle Kommentare von TheRambostar007

  • Alter, wann kommt dieser Film endlich in Deutschland raus? Ich will den sehen und werde so langsam wirklich hibbelig.

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      TheRambostar007 12.10.2018, 16:34 Geändert 12.10.2018, 16:34

      Nach unzähligen gescheiterten Versuchen an den Erfolg des legendären Erstlings anzuknüpfen, ist Shane Blacks "Predator -Upgrade" nun wahrscheinlich der letzte und endgültige Sargnagel für das Franchise. Die Kritiken kann man wohlwollend noch als durchwachsen bezeichnen, obwohl die Tendenz eher in Richtung vernichtend geht und auch aus kommerzieller Sicht sieht das Ganze nicht grade rosig aus. Nein, "The Predator" hat(te) es wirklich nicht leicht und ja, man merkt dem Film die vielen Nachdrehs und die chaotische Produktion im Minutentakt an.
      Auch wenn es wirklich leicht ist, die offensichtlichen Schwächen in Shane Blacks Film ausfindig zu machen, halte ich ihn dennoch für einen der besseren Beiträge des Franchises und einen der unterhaltsamsten Blockbuster dieses Kino-Sommers.
      Bevor man an diesen Film heran geht, sollte man sich über einige Dinge bewusst sein. Die wichtigste Tatsache: Er ist ein Shane Black-Film durch und durch. Hier stehen böser Humor und vor allem Männerfreundschaften im Mittelpunkt. Im Zentrum der Geschichte steht eine Gruppe aus psychisch angeknacksten, ziemlich irren Ex-Soldaten, gespielt von einem wunderbaren Emsamble. Black hatte schon immer ein Herz für Außenseiter, was diesem Film sehr zu Gute kommt. Auch wenn er mit den vielen Figuren immer mal wieder überfordert wirkt und deren Entwicklung nicht selten von der Inkohärenz der Geschichte überrumpelt wird, ist die Gruppe dennoch die größte Stärke des Films. Die Tatsache, dass diese Männer eigentlich ein Fall für die Klapse sind, sich aber zusammenraufen müssen und letztlich in ihrem Wahnsinn zueinander finde, gibt dem Geschehen eine sehr schöne Dynamik. Black liebt jede dieser Figuren, was man auch daran merkt, dass nicht die erste schon nach 20 Minuten weggekillt wird. Der Film hat teilweise kruden, aber immer wieder netten Humor, macht keinen Hehl aus seiner grenzüberschreitenden Dummheit, nimmt die Figuren aber immer ernst genug.
      "Predator - Upgrade" ist kein runder Film, er ist voller Übergangsfehlern und Ungereimtheiten. Dennoch besteht er aus vielen Segmenten, die für sich trotzdem gut funktionieren. Es ist ein sehr unberechenbarer, ungemein unterhaltsamer Film, der alle 10 Minuten zu vergessen scheint, was er eigentlich sein will. Der Humor ist teilweise derartig aus der Zeit gefallen, die Oneliner und Gewaltausbrüche so drüber, dass man beinahe denken könnte, Leute sollten hier mit Absicht vor den Kopf gestoßen werden. Ich sehe darin einen Triumph. Wann gab es das letzte Mal einen Film, der sich so viele Freiheiten innerhalb seines Franchises erlaubte? Ich sehe "The Predator" als einen mutigen Versuch, einer toten Reihe neues Leben einzuhauchen, indem mal was Neues versucht.
      Letztlich muss man ehrlicherweise zugeben, dass dieser Versuch eher gescheitert, als gelungen ist. Das liegt besonders daran, dass der Film sich wie ein Flickenteppich anschaut. Vieles wirkt weder rund noch stimmig. Irgendwann zwischen Testscreenings, Re-Shoots und Interventionen des Studios hat Shane Black (und das kann man durchaus nachvollziehen) offenbar die Übersicht verloren.

      Fazit: Shane Blacks „Predator: Upgrade“ ist in gewisser Weise einzigartig: Zur Hälfte der Versuch eines wie aus der Zeit gefallenen Films, das Achtzigerjahre Actionkino wieder aufleben zu lassen , zur anderen Hälfte der Versuch die Filmreihe auf radikale Weise zu modernisieren. Zwar scheitert dieses ambitionierte Projekt an einem teilweise haarsträubenden Script, jedoch lässt sich zwischen tollen Einzelmomenten immer wieder erahnen, was der Film hätte werden können. Das macht am Ende zwar mit Sicherheit keinen guten, aber immerhin unterhaltsamen und charakterstarken Film.

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      • TheRambostar007 21.09.2018, 11:08 Geändert 21.09.2018, 11:09

        Popcorn und Nachos schmecken mir persönlich zwar gut, aber im Kino nervt der Verzehr ungemein. Grade bei Nachos hört man das Rascheln der Plastikteller echt aus der letzten Reihe. Da bin ich immer froh, wenn der Film anfängt und die Geräusche überdeckt. Das funktioniert natürlich nicht bei jedem Film, man denke nur an No Country for Old Men, A Quiet Place oder ähnlich ruhige Filme :)

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          TheRambostar007 20.09.2018, 10:36 Geändert 20.09.2018, 10:41
          über Mandy

          Der langerwartete Film „Mandy“ von Regisseur Panos Cosmatos ist eine positive Überraschung in diesem ansonsten inspirationslosen und schlichtweg schlechten Filmejahr. Nicht nur stellt er eine künstlerische Wiederbelebung für Nicolas Cage da (der zwar immer genial war, aber sein Talent oft an falscher Stelle investiert hat), sondern ist er eine der wahrscheinlich kreativsten Visionen, die in der letzten Zeit auf die Leinwand gebannt wurde.
          Dieser psychedelische Rachethriller spielt in einer feindseligen, mystischen Welt, in der die Beziehung zwischen Nic Cages „Red“ und Andrea Riseboroughs titelgebender „Mandy“ der einzige Anker an Normalität zu seien scheint. Dieses Idyll wird jedoch von monströsen Bikern und religiösen Fanatikern heimgesucht und verwandelt sich fortan in einen immer grotesker werdenden Albtraum aus Drogen, Sex und Gewalt.
          Gleich vorweg; dieser Film ist ein visueller und auditiver Hochgenuss. Hier werden wirklich alle Register gezogen. Das erinnert nicht selten an Filme von Dario Argento, Nic Winding Refn oder Gaspar Noe. Der Soundtrack vom leider verstorbenen Johann Johannsson dröhnt über die im tiefen Rot versunkene Waldlandschaft. Das erzeugt jäh eine sehr bedrohliche, fiebertraumartige Stimmung. Da ist kein Licht mehr, nur noch Gewalt und Tot.
          Inhaltlich ist „Mandy“ schwer zu beurteilen. Der Film ist wenig am „Warum?“ interessiert. Die Handlung ist kohärent genug, dass man ihr folgen kann, dennoch ist das Ganze ziemlich bare bones und es scheint ihm kein wirklicher Subtext zugrunde zu liegen. Dafür sollte man den Film aber nicht kritisieren. Er ist weniger style over substance, denn art for art’s sake.
          Hier ist alles aufs Extrem ausgerichtet: Die Bilder, die krassen Gewaltexzesse und natürlich Cages Performance. Für die Hauptrolle durfte wirklich kein Zweiter in Frage kommen. Wenn er sich in einem der vorerst ruhigeren Momente auf seine Trauer konzentriert und diese in einer wahnsinnig intensiven Szene wortwörtlich aus sich heraus brüllt, dann ist das ganz großes Kino. Er spielt die Rolle wie eine Bombe, die längst explodiert ist und in diesem Zustand seither verweilt. Was sich in dem Gesicht abspielt, lässt sich kaum beschreiben.
          Nach klassischen Bewertungsmaßstäben ist „Mandy“ etwas zäh, hat aber Szenen auf die es sich lohnt zu warten. Die Actionmomente sind hervorragend inszeniert und sogar wirklich spannend. Ansonsten passiert vornehmlich ziemlich weirdes Zeug. Meines Empfindens nach versetzt der Film den Zuschauer in einen halbtraumartigen Zustand (bzw. einen Leichtschlaf), was aber gut ist. Dadurch verstärkt sich der psychedelische Sog nur noch. Grob gesagt: der Film ist ein ziemlich krasser Trip.

          Fazit: Aufs Maximum hochstilisierte Horror-Hommage, die inhaltlich rudimentär bleibt und so der audiovisuellen Ebene größtmögliche Freiheit einräumt. Cosmatos zitiert das Genre hin und wieder, versetzt das Ganze aber in eine ganz eigene Welt, zu großartigem Effekt. Sein zweiter Spielfilm kann sich mehr als sehen lassen: Ein hypnotischer, ultrabrutaler Albtraum mit einer entfesselten Performance von Nicolas Cage.

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          • Das war doch eh klar... Ich hoffe wirklich, dass Tom Hardy jetzt nicht auch noch fortlaufend im unsäglichen MCU verbraten wird. Robert Downey Jr. hatte früher zum Beispiel eine hervorragende, mutige Rollenwahl. Jetzt gibt er seit Jahren fast ausschließlich den Iron Man und daran geht sein Talent nun wirklich verloren.

            • Ich glaube das Konzept hinter der Schauspielerei haben viele Leute noch nicht kapiert.

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              • TheRambostar007 14.08.2018, 10:47 Geändert 14.08.2018, 10:52

                Die geht einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Ihre bisherige Rollenwahl ist zwar, durchwachsen, aber Ruby Rose hat auf jeden Fall ein gewisses Etwas. Ist mir bislang grundsympathisch. Achja und nebenbei: Egal ob sie sich jetzt nun mehr als Mann oder als Frau fühlt, optisch ist sie auf jeden Fall eine Wucht!

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                  „The 3 Faces of Terror“ ist ein auf den ersten Blick ziemlich uninteressant anmutender italienischer B-Horrorfilm von 2004. Wer sich etwas mit dem italienischen Kino auskennt, kann aus diesen Merkmalen wahrscheinlich schon auf die Qualität des Films schließen. Zu der Zeit waren die Zeiten der Altmeister Fulci, Argento, Soavi oder Bava längst vorbei und der italienische Horrorfilm befand sich praktisch am Boden.
                  Was mein Interesse an diesem Machwerk dennoch irgendwie weckte, waren die Tatsachen, dass es sich erstens um einen Episodenhorrorfilm handelt und dass er zweitens von Special-Effects-Designer Sergio Stivaletti inszeniert wurde. Dessen bisheriges Schaffen kann sich durchaus sehen lassen. Er war langjähriger Wegbegleiter von Dario Argento und Michele Soavi und ist für die großartigen Effekte in Klassikern wie „Opera“ oder „Dellamorte Dellamore“ hauptverantwortlich. Dass hervorragende Effekt-Künstler den Aufgaben eines Regisseurs nicht immer gewachsen sind, hat sich in der Vergangenheit jedoch des Öfteren bewiesen. Jeder hat eben seine Profession. Aber immerhin hatte der Film mit Stivaletti jemanden hinter der Kamera, dem man zumindest ein gewisses Verständnis für Horror zutrauen könnte.
                  Der Film beginnt mit drei Menschen in einem Zug, die von einem alten Mann hypnotisiert und auf diesem Wege, einer nach dem anderen, in die insgesamt drei Episoden befördert werden. An sich eine ordentliche, wenn auch zweckmäßige Rahmenhandlung, die aber gegen Ende immerhin noch ein relativ annehmbares Payoff spendiert bekommt.
                  Die drei Episoden sind inhaltlich ziemlich unspektakulär und berufen sich auf ursprünglichste Horrortropen, denen im Laufe der Geschichten auch nicht viel Neues hinzugefügt wird. Da geht es um Werwolf-Flüche, Seeungeheuer und groteske plastische Chirurgie. Insgesamt lässt sich das alles gut mit durchschittlichen bis schwachen “Tales from the Crypt”-Episoden vergleichen. Im Vergleich fehlen dann aber dennoch der gallige Humor und der Einfallsreichtum.
                  Wenn das italienische Horrorkino während seiner Hochphase jedoch eines bewiesen hat dann, dass Inszenierung den Inhalt stets relativieren kann. Mit etwas Wohlwollen kann man in einigen Setpieces von Stivalettis Film zumindest den Versuch beobachten, die Vorbilder Bava und Argento zu zitieren. Letztlich scheitert das alles jedoch am Budget und wahrscheinlich auch am Können. Zu Gute halten muss man, dass der Regisseur fast ausschließlich auf praktische Effekte vertraut, anstatt auf schlechtes CGI zu setzen. Zur damaligen Zeit auf jeden Fall die bessere Wahl. Das Problem ist, dass der billige Look des Filmes sich nicht mit Werwolfkostümen und dergleichen verträgt und die Illusion dadurch ständig zerstört wird. Exemplarisch dafür ist, dass die Werwolf-Transformation die gelungensten Szene des ganzen Films ist - gut geschnitten, tolle Effekte und schön nuanciert. Wenn man dann jedoch den Werwolf in seiner zweifelhaften Pracht präsentiert bekommt, sieht man einen Typen in einem Bodysuit rumrennen, der scheinbar vom Set einer beliebigen Fortsetzung von “The Howling” stibitzt wurde. Dieses Phänomen zieht sich durch alle drei Episoden.
                  An sich kann man sich als Zuschauer glückliches schätzen, dass es sich um einen Episodenfilm handelt. Dieser Umstand gestaltet das Geschehen nämlich immerhin halbwegs abwechslungsreich und leidlich unterhaltsam. Mit 85 Minuten Laufzeit hält sich das Ausmaß dieser mehr oder weniger gescheiterten Hommage in Grenzen. Es gibt sehr viel schlechtere Streifen, aber “The 3 Faces of Terror” ist selbst für Hardcore-Jünger italienischer Horrorfilme nur in absoluten Notfällen zu empfehlen.

                  Edit zur DVD: Auf dem Cover wird natürlich fleißig mit dem Namen Dario Argento geworben, wie sich das für eine handelsübliche 1€-Grabbeltisch-DVD gehört, jedoch ist nichteinmal die auf dem Backcover versprochene Einleitung des Maestros in den Extras aufzufinden. Stattdessen gibt es die obligatorische Bildergalerie und ein Making of in italienischer Sprache und ohne Untertitel.

                  Fazit: Leidlich unterhaltende, in letzter Konsequenz jedoch missratene Horror-Hommage, die sich durch das Episodenformat grade so über die knappe Laufzeit rettet. Dennoch lassen die Geschichten inhaltlich Einfallsreichtum zu wünschen übrig. Dem Regisseur gelingt es zwar hin und wieder das geringe Budget durch die Inszenierung zu verschleichern, kann jedoch den billigen Look und die schlechten Schauspieler nicht zu Genüge ausgleichen.

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                  • Lasst euch nichts vormachen. Das ist alles nur Marketing. Tom Holland ist seit Spiderman Homecoming praktisch die Galionsfigur des MCU und seine "Spoiler" sind absolut durchkalkuliert. So ein Zirkus findet nur statt, um die Fans in den Monaten (oder gefühlt eher Wochen) zwischen den Filmen bei der Stange zu halten.

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                      • Momentaner Stand bei IMDb: 3,8
                        Damit hätte man eigentlich rechnen müssen. Eine chinesische Koproduktion mit einigen amerikanischen B-Stars (bei Dave Bautista kann man sich da sicher streiten) und Sylvester Stallone, die quasi zeitgleich mit der zweiten Fortsetzungen gedreht wurde. Dazu noch unter der Regie von C-Movie-Vielfilmer Steven C. Miller, der sich in der Vergangenheit eher durch Direct to Video Produktionen mit Nic Cage und Bruce Willis einen Namen gemacht hat. Klingt nach einem reinen Kommerzprodukt, das ordentlich auf dem asiatischen Markt absahnen möchte (wahrscheinlich mit Erfolg). Solche Filme stehen aus künstlerischer Sicht selten unter einem guten Stern und sind für mich eine der schlimmsten Plagen des momentanen Filmmarkts. Viele Hollywood-Stars lassen sich aber aus offensichtlichen Gründen darauf ein, spielen in diesen filmischen Totalausfällen mit und machen einen fetten Haufen Kohle.

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                        • TheRambostar007 21.06.2018, 12:43 Geändert 21.06.2018, 12:52

                          Ich hoffe der Film leidet nicht allzu sehr darunter. Das Mel Gibson jetzt die Rechte am Final Cut verloren hat ist natürlich mies, besonders wenn man sich anguckt, wie lange er das Projekt schon geplant hatte.

                          Achja und was sollen eigentlich immer diese Suggestiv-Überschriften? Ich verstehe ja, dass man damit Clicks generieren will, aber in diesem Fall macht das eigentlich kaum Sinn. Wäre die Meldung "Mel Gibson verliert Rechtsstreit um The Professor and the Madman" würde das doch wahrscheinlich genauso viele Klicks bekommen. Dann weiß man als Leser um welchen Film es geht und möchte wissen worum es in dem Rechtsstreit überhaupt ging.

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                          • 12/15, richtig toll gemachtes Quiz! Danke an MP. Oft sind solche Rätselspiele viel zu leicht, aber hier müsste man teilweise echt genau hinschauen.

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                                TheRambostar007 08.05.2018, 17:26 Geändert 08.05.2018, 17:27

                                Auf den darf man gespannt sein. "Masters of Horror"-Creator Mick Garris vereint Joe Dante ("The Howling"), Ryûhei Kitamura ("The Midnight Meat Train"), David Slade ("30 Days of Night") und Alejandro Brugués ("Juan of the Dead") für einen Episodenfilm in dem Mickey Rourke wahrscheinlich die Rolle des Cryptkeepers übernimmt. Nachdem ich eine große Vorliebe für Episodenhorror habe und allen Beteiligten etwas abgewinnen kann, freue ich mich schon sehr.

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                                • Dann bekommen wir nochmal einen geilen Soundtrack vom kürzlich verstorbenen Johann Johansson zu hören. Auf den Film freue ich mich ungemein.

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                                  • Cage ist einer der großartigsten Schauspieler überhaupt, in meinen Augen. Das beweist er sogar in seinem Spätwerk. Während andere Schauspieler ihre, sagen wir mal "Präsenz", in B-Movies verramschen, gibt Cage fast immer 110% Dafür und natürlich für so viele, wirklich tolle Filme, hat der Mann meinen Respekt.
                                    Achja und nebenbei: Ich liebe Drive Angry sehr.

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                                      TheRambostar007 04.04.2018, 18:02 Geändert 04.04.2018, 18:09

                                      Rückblickend betrachtet kann man beobachten, dass Filme rund Cyber-Terrorismus oftmals an der Visualisierung oder gar Erklärung dieser unglaublich komplexen Mechanismen scheiterten. Michael Manns Großstadtwestern ("Heat", "Collateral", "Miami Vice") zeichnen sich dagegen eher durch simple Vorgänge ausgeführt von komplexen Charakteren aus. Die Themen unserer Zeit werden dabei eher im Subtext behandelt. Man kann also sagen, dass er sich mit "Blackhat" durchaus in neue Bereiche gewagt hat.
                                      Ab der Jahrtausendwende wandte sich Mann immer mehr dem digitalen Filmformat zu und kann in gewisser Weise als ein Pionier auf dem Gebiet bezeichnet werden. Während er damit in seinem vorherigen Film "Public Enemys" leider ziemlich daneben gegriffen hat, ist die digitale Ästhetik in "Blackhat" genau die richtige Wahl.
                                      Gleich zu Beginn gibt es eine beeindruckende Visualisierung, wie gigantische Datenströme leuchtend über den Globus wabern und sich dann immer tiefer in das Netzwerk eines Kernkraftwerks fressen. Leider ist der Versuch der Materie etwas Greifbares zu geben, hier an seinem Ende angelangt. Mann versucht zwar immer wieder zu erklären, wie und warum bestimmte Vorgänge funktionieren, aber es fehlen ihm häufig die Bilder dazu. Mit der Zeit wird die losgetretene Schnitzeljagd nach dem verborgenen Hacker dadurch etwas mühselig. In der zweiten Hälfte brechen dann immer wieder spektakuläre Schießereien in das Geschehen ein. Es ist nicht überraschend, dass sich der Film hier dann so richtig entfaltet. In diesem Bereich ist der Regisseur einfach daheim. Auch die Aufnahmen bei Nacht sind, wie zu erwarten, berauschend und sehr gelungen.
                                      Woran "Blackhat" jedoch letztlich scheitert, sind die Figuren. Manns Filme handelten immer in erster Linie von ihren Charakteren. Grade das machte die plötzlichen Gewaltexplosionen so spannend. Die Figuren machen in diesem Film jedoch einen sehr blassen Eindruck. Das liegt nicht ausschließlich an der Besetzung von Chris Hemsworth als Beachmodel und Hacker-Genie, sondern an den uninteressanten Beziehungen unter den Charakteren. Man erinnere sich dabei an Robert De Niro und Al Pacino in "Heat", oder an Jamie Foxx und Tom Cruise in "Collateral". Während sich dort mehrdimensionale Charaktere gegenüberstanden, sind die Figuren in "Blackhat" äußerst platt. Da wird hin und wieder mal erwähnt, dass Hemsworth eigentlich nur ein ehrenhafter Dieb ist, oder das der Bösewicht für Geld über Leichen geht und nebenbei gibt's noch eine schnöde Romanze ohne jegliche Emotionen. Zusätzlich hilft es auch nichts, wenn Rollen dann mit irgendwelchen asiatischen Pop-Stars besetzt werden. Das ist das Casting ohnehin eher fragwürdig.

                                      Fazit: "Blackhat" ist ein durchwachsener aber ambitionierter Film. Michael Mann gelingen beeindruckende Aufnahmen und auch viele seiner sonstigen Tugenden (Shootouts, harter Realismus und tolle Kamera) sind immer wieder spürbar. Leider überhebt er sich in dennoch etwas an dem komplexen Thema und lässt über die zu langen 133 Minuten viel Zeit in Exposition verstreichen. Die Charaktere und die Spannung bleiben dabei immer wieder auf der Strecke, sodass sich das Ganze selten zu völliger Zufriedenheit entfalten kann.

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                                        TheRambostar007 19.03.2018, 13:35 Geändert 19.03.2018, 13:39

                                        "Cannibal Holocaust" gilt als eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte. Entstanden auf dem Gipfel der Mondo- und Kannibalenfilmwelle, löste der italienischen Regisseur Ruggero Deodato ("Mondo Cannibale 2") hier eine beachtliche Kontroverse aus. Allein die Veröffentlichung des Films erzeugte 1980 ein heftiges Medienecho, welches seinen Gipfel gar in einer Gerichtsverhandlungen fand. In dieser sollte geklärt werden, ob während des Drehs Menschenleichen geschändet, oder gar echte Darsteller ermordet wurden (Vermutungen die später wiederlegt werden konnten). Die Tötung von echten Tieren hingegen wurde vom Regisseur selbst belegt, wofür der Film bis heute kritisiert wird.
                                        Dazu muss man sagen, dass der ganze Tumult rund um "Cannibal Holocaust" durchaus von den Machern des Films einkalkuliert worden war. So hatten die Schauspieler beispielsweise eine Vertragsklausel, in welcher sie angewiesen wurden, sich ein Jahr lang von der Öffentlichkeit fern zu halten, um den Anschein ihres Todes zu erwecken. Das diese klevere PR-Strategie dem Film große Beachtung einräumte, ist retrospektiv gesehen durchaus interessant. So versuchte sich "The Blair Witch Project" 1999 an einem ähnlichen Ansatz. Das gewaltige Einspielergebnis belegt dessen Erfolg zweifellos.
                                        Wirklich interessant ist jedoch, dass "Cannibal Holocaust" auch als Film seine deutlichen Spuren hinterlassen hat. Während andere Vertreter des Kannibalenfilm-Genres (z.B. "Eaten Alive" oder "Cannibal Ferox") heute eher albern und banal wirken, kann man Deodatos Projekt durchaus als künstlerisch gelungen bezeichnen. Insbesondere die Authentizität und Atmosphäre sind auch heute noch ungemein greifbar. Das Setting wirkt echt und die Gewalt ist roh und dreckig. Die Splatter- und Goreeffekte sind professionell gemacht und tragen wunderbar zur Illusion bei. Der größte Kniff gelang jedoch mit dem Found Footage-Stil. Man kann den Film in diesem Bereich durchaus als bahnbrechend und einen Meilenstein bezeichnen. Sowas gab es zuvor einfach nicht. Großartig ist, wie konsequent dieser Stil durch den Film gezogen wird. Besonders in der zweiten Hälfte, wenn die "echten" Bänder endlich über die Leinwand rollen, entfaltet sich das Ganze wunderbar. Hier präsentieren sich Szenen, die zurecht in die Filmgeschichte eingingen.
                                        Abseits dessen hat "Nackt und zerfleischt" (dt. Originaltitel) durchaus noch andere Tugenden. So ist die Auseinandersetzung mit Sensations- bzw. Kriegsjournalismus zentraler Bestandteil der Handlung und tatsächlich fällt die Kritik an diesem Thema klever aus. Wirft man einen Blick auf die zuvor erwähnte PR.Kampagne, ist interessant zu beobachten, wie sehr diese Themen Bestandteil der Entstehung und Veröffentlichung dieses Films waren. Was das angeht, ist er in vielerlei Hinsicht ambivalent, vor allem hinsichtlich der Tiertötungen. Man kann durchaus vermuten, dass auch hier ein ziemliches Kalkül im Spiel war. Das sich die Medien auf solche Themen stürzen würden, war immerhin abzusehen. So ist "Cannibal Holocaust" in gewisser Weise Teil seiner eigenen, zugrundelegenden Themen und grade deswegen so interessant. Oliver Stone behandelte dieses Thema 1995 in "Natural Born Killers" auf eine vergleichbare Weise.
                                        Der starke syntheciser Soundtrack von Riz Ortolani unterlegt das Geschehen eindrucksvoll und trägt dazu bei, dass hier welche der beklemmensten und unangenehmsten Szenen der Filmgeschichte entstanden.

                                        Fazit: "Cannibal Holocaust" ist zurecht prägender Bestandteil des modernen Kinos geworden. Ein garstiger und bedrückender Film, der sowohl inhaltlich als auch insbesondere stilistisch ambitioniert war und auch heute noch überzeugen kann. Es ist die ungemeine Nähe und Rohheit zum Geschehen, welche der Gewalt ihre Kraft und immense Wirkung verleiht.

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                                        • Hui, das freut mich. Nach dem etwas enttäuschenden "31" erhoffe ich mir hier eine gebührende Rückkehr zu alter Form. Meiner Meinung nach ist"Halloween 2" immer noch sein stärkster und mutigster Film, evtl. mit "The Lords of Salem" sein experimentellstes Werk. Hätte ja eigentlich damit gerechnet, dass er nach "31"erstmal ne längere Pause einlegt. Bin trotzdem gespannt. Mal schauen was da noch so kommt.

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                                          • Auf jeden Fall verdient. Freut mich sehr für Rockwell. Der Mann hat's einfach drauf.

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                                              TheRambostar007 28.02.2018, 01:15 Geändert 28.02.2018, 02:35

                                              "Blood Money" ist der neuste Film von Regisseur Lucky McKee, der in Horror-Kreisen wegen kleinen, unkonventionellen Genre-Perlen wie "May" oder "The Woman" zurecht einen ordentlichen Ruf genießt. Nach seinem letzten Projekt, der Neuverfilmung seines Spielfilmdebüts "All Chearleaders die", wagt sich McKee hier in etwas andere Gefilde. Waren seine vorherigen Filme eher ironisch bis schwarzhumorig angelegte Horrorfilme, handeltes sich bei "Blood Money" um einen Backwood-Thriller. Dieses Genre gab es in den letzten Jahren wohl eher im B-Movie-Bereich zu sehen. Wirft man jedoch einen Blick in die vergangenen Jahrzehnte, so lässt sich feststellen, dass daraus auch viele gute Filme ("Am wilden Fluss", "Auf Messers Schneide") und sogar echte Klassiker ("Beim Sterben ist jeder der Erste", "Die letzten Amerikaner") entsprungen sind. Zu Letzteren gehört dieser Film zwar sicher nicht, aber dennoch ist ein durchaus spannender Thriller gelungen, der vielleicht sogar noch etwas mehr unter der Haube hat.
                                              John Cusack spielt hier den zwielichtigen Miller, der einer dreiköpfigen Gruppe von Wildcampern hinterherjagt, weil diese zufällig seine erraubten Taschen voller Geld aus dem wäldlichen Fluss gefischt haben. Die Prämisse ist zugegebenermaßen nicht neu, funktioniert über die Länge des Films aber solide. Die eigentliche Spannung geht aus der Figurenkonstellation hervor. Während Cusack's Miller die Rolle des Jägers einnimmt, handelt es sich bei den Protagonisten um ein recht angespanntes Liebesdreieck. McKees frühere Filme zeichneten sich nicht zuletzt durch ihre weiblichen Figuren aus und wie sie sich in einer Männerwelt behaupten müssen. Das ist hier tatsächlich nicht anders, weicht aber dennoch von der Norm ab. (Hier folgen leichte Spoiler) Willa Fitzgerald spielt nicht die Heldin, sondern eine recht klever abgewandelte Version des Final Girls. Während ihre Begleiter eher nach ihr gieren, möchte sie unbedingt das Geld haben. Sie sieht darin ihre Chance auf Unabhängigkeit, u.a. auch auf Unabhängigkeit von den Männern.
                                              Hin und wieder schimmert in diesem garstigen kleinen Thriller sogar mal etwas galliger Humor hervor, wie man es von McKee durchaus schon kennt. Leider muss man sagen, dass er die unterliegenden Themen in "Blood Money" sehr im Hintergrund verweilen lässt. Würde man den Film nämlich nüchtern und unreflektiert betrachten, so hätte man einen Thrillerplot, den man schon dutzende Male gesehen hat. Die Inszenierung ist dabei routiniert und über weite Strecken passieren auch die Dinge, die man in dieser Art Film erwartet.

                                              Fazit: "Blood Money" ist kein herausragender Beitrag in McKee's Filmografie oder für das Genre, aber trotzdem ein gelungen ausgeführter kleiner Reißer, mit ein paar schwarzhumorigen Untertönen.

                                              Nebenbei: McKee und Cusack sind bereits in Vorbereitungen für ihr nächstes Projekt, "Broken Ridge". Darauf darf man gespannt sein. Insbesondere für Cusack dürfte diese Zusammenarbeit eine kleine qualitative Erholung von dem üblen B-Movie-Zeug sein, für das er sich derzeit so her gibt.
                                              Interessant ist auch, dass "Blood Money" einige Parallelen zu "The Contract" (ebenfalls mit Cusack) aufweist, in dem jedoch Morgan Freeman noch den Killer mimte.

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                                                TheRambostar007 19.02.2018, 20:07 Geändert 19.02.2018, 20:29

                                                "You are right, I have always known about man. From the evidence, I believe his wisdom must walk hand and hand with his idiocy. His emotions must rule his brain. He must be a warlike creature who gives battle to everything around him, even himself."
                                                - Da hatte Dr. Zaius in Planet of the Apes wohl Recht, als er Taylor (Charlton Heston) mahnte. Am Ende hat er es verstanden, als er vor der Freiheitsstatue kniete und die Menschheit verfluchte, Charlton Heston jedoch scheinbar nicht.
                                                Michael Moores Dokumentation "Bowling for Columbine" ist himmelschreiend lustig, ironisch und an vielen Stellen auch wirklich rührend. Natürlich steckt hinter der Wahl mancher Interviewpartner schon eine gewisse Raffinesse. So kommen hin und wieder auch mal unverbesserliche Narren und Leute zu Wort, die eventuell nicht unbedingt reflektieren, was sie da grade von sich geben. Dennoch ist es immer wieder lustig zu sehen, wie Moore diese Menschen mit einfachsten Fragen und Thesen bereits austrickst.
                                                Die Doku ist natürlich mehr ein Statement, denn eine objektive Betrachtung. Das muss man sich als Zuschauer immer vor Augen führen. Insgesamt arbeitet Moore jedoch einige sehr interessante Punkte heraus, die seine Thesen bekräftigen. Insbesondere der Vergleich von amerikanischen und kanadischen Medien war für mich sehr einleuchtend.

                                                Das waren jetzt nur ein paar Gedanken zum Film, daher verzichte ich an dieser Stelle mal auf ein Fazit.

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                                                  über Domino

                                                  "Domino" ist (wie schon zu Beginn des Films attestiert) ein mehr oder weniger auf Tatsachen beruhendes Portrait der Kopfgeldjägerin Domino Harvey. Mit Tony Scott ("True Romance", "Man on Fire") stand jemand hinter der Kamera, dem dieses Projekt offensichtlich sehr am Herzen lag. Die Produktionsgeschichte ist dabei höchst interessant. Während dieser lernte Scott die echte Domino Harvey kennen und zwischen beiden entwickelte sich eine Art Vater-Tochter-Beziehung. Während dieser Zeit engagieren der alt eingesessene Regisseur immer wieder neue Drehbuchautoren (u.a. Roger Avary). Zufriedenstellen konnte ihn am Ende "Donnie Darko"- Wunderkind Richard Kelly. Aus heutiger Sicht sollte das jedoch ein frühes Warnsignal sein. Die Produktion wurde von vielen Wegbegleitern Harveys und echten Kautionsjägern begleitet, welche als Berater zur Seite standen.
                                                  Wenn man diese Entstehungsgeschichte als Ausgangssituation betrachtet, ist das Endprodukt doch sehr verwunderlich. Dieses ist nämlich viel mehr eine Interpretation von Domino Harveys Leben. Auf Tatsachen beruhen hier höchstens die wichtigsten Charaktere und die Beweggründe, welche die Hauptfigur letztlich in dieses sonderbare Berufsfeld gelenkt haben. Eine solche Herangehensweise an ein Biopic gab es schon hin und wieder mal und ist in manchen Fällen als Film sogar reiz- und sinnvoller. Wenn die Realität sich nicht zum Film eignet, kann ein gutes, freigeistiges Script schon mal helfen. Leider muss man sagen, dass Richard Kellys Script für "Domino" ein ziemliches Desaster ist. Die Handlung und Figuren sind völlig all over the place und es fehlt dem ganzen Geschehen an Fokus. Das ganze Wirrwar an Handlungssträngen, Chronologie und Charakteren wird zusammengehalten von Tony Scotts berühmt berüchtigten, frenetischen Stil. Der war schon bei "Man on Fire" teilweise recht überfordernd, hat jedoch auch seinen Reiz. Regisseure wie Oliver Stone oder Rob Zombie sind ja ebenfalls dafür bekannt.
                                                  Für den Zuschauer ist "Domino" anspruchsvoll. Nicht aufgrund der Tiefe seiner Themen, sondern weil er durch sein wirres Drehbuch und die schnellen Cuts, Farbfilter und Formate eine anstregende Seherfahrung darstellt. Es fällt unglaublich schwer dem Geschehen zu folgen. Ständig gibt es Szenen, die scheinbar überhaupt keine Daseinsberechtigung haben und die Erzählstruktur ist völlig irritierend. Hinzu kommt, dass der Film nicht weiß, wovon er erzählen will. Wie schon angemerkt, es fehlt einfach der Fokus. Mal geht es um Dominos Wunsch nach Freiheit, dann will der Film eine Reality TV Satire sein, dazwischen entsteht noch eine seltsame Lovestory, im Hauptplot geht es dann um die Mafia, irgendwelche Studenten, eine Gruppe die als first Ladys verkleidet ist und ganz viel Geld. Am Ende darf dann alles in einer spektakulären Schießerei enden, in der auch noch das FBI involviert ist. Wem das jetzt wirr und unverständlich vorkommt, der soll sich gefasst machen.
                                                  Am Ende des Tages erkenne ich "Domino" als Tony Scotts Versuch an, das Leben der Protagonistin in einem abstrakten Fiebertraum zu verarbeiten. Gleichzeitig gibt es auch Untertöne, die das wahnwitzige Geschehen als Spiegelbild auf die Freiheit im Land der unbegrenzten Möglichkeiten darzustellen. Besonders die Freiheit zu werden, was man werden möchte. Auch wenn Scott aus vielen Gründen gescheitert ist, ist sein Film - wie viele ambitionierte Katastrophen - wenigstens mutig und interessant.

                                                  Fazit: "Domino" ist Tony Scotts faszinierender Versuch eines abstrahierten Biopics, welches jedoch letztlich am völlig konfusen Drehbuch scheitert. In schnellen, krassen Bildern wird der Wahnsinn eingefangen, welcher die Protagonistin in ihrem Leben begleitete. Die Schauwerte sind - genau wie der ganze Film - übermannend, im Negativen wie im Positiven. Unausgegoren aber ballsy, so lässt sich das Ganze wohl am besten beschreiben.

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                                                    TheRambostar007 23.01.2018, 20:25 Geändert 23.01.2018, 20:30

                                                    Heute zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme; "Fear and Loathing in Las Vegas", das ultimative Portrait vom Ende der Hippie-Generation.
                                                    Was Terry Gilliam hier kreiert hat ist einfach unglaublich. Ein wahnsinnig unterhaltsames Roadmovie, welches im Kern jedoch eine recht bittere Abrechnung mit den letzten Jahren der "Flower Power"-Ära darstellt.
                                                    Wir folgen Duke (Johnny Depp) und seinem "Anwalt" Dr. Gonzo (Benicio del Toro) auf ihrem wahnwitzigen Trip durch Las Vegas auf der Flucht vor der harten Realität der frühen Siebziger. Stets unter dem Einfluss von immer härteren Drogen taumelt das Duo durch die Lichteroase und richtet dabei ein Chaos nach dem nächsten an. Sie sind irgendwo auf der Suche nach dem amerikanischen Traum, doch eine konkrete Vorstellung davon scheinen sie nicht mehr zu haben. Ebenso ist der Spirit des Summer of Love längst erloschen und Woodstock nur noch ein fernes Echo.
                                                    Basierend auf dem mehr oder weniger autobiografischen Roman von Hunter S. Thompson, dem Urvater des Gonzo-Journalismus, überschneidet sich die Handlung (auch wenn dieser Begriff hier mit Vorsicht zu bewerten ist) immer wieder mit Thompsons (sur-)realen Erlebnissen während des Kentucky Derby von 1970. Diese kleinen Handlungsfetzen sind wahrscheinlich das, was einer konkreten Narrative hier am nächsten kommt. Der Rest ist ein gewaltiger, grotesker Drogenrausch, der sich immer mehr zuspitzt und gegen Ende immer elendiger wird. Die meiste Zeit macht es wirklich Spaß Johnny Depp und Benicio del Toro zu folgen, wie sie bereitwillig von einer Eskapade in die nächste steuern, wanken und lallen. Es ist faszinierend und beängstigend zugleich. Während sich die Gesellschaft um sie herum wieder zurückentwickelt oder weiterentwickelt (das ist Ansichtssache), kämpfen die Protagonisten dagegen an. Als sie sich gegen Ende jedoch in den äußeren Bereich von Las Vegas begeben (müssen), wird immer deutlicher, dass auch die letzte Droge die Hippie-Bewegung nicht vor ihrem Ende hätte bewahren können. Viele waren am zuletzt verarmt, krank, kriminell oder einfach resozialisiert worden und auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt. Das Motto des Films, dass „Der so sich zum Tier macht, (sich) befreit (...) von dem Leid, ein Mensch zu sein.“, wird wiederlegt. Die Erlösung im Exzess ist kein Ausweg mehr. In einem letzten Monolog fasst Hunter S.Thompson seine Melancholie zusammen und gesteht sich ein, dass er und seine Generation von der Realität eingeholt wurden.

                                                    "So now, less than five years later, you can go up on a steep hill in Las Vegas and look West, and with the right kind of eyes you can almost see the high-water mark—that place where the wave finally broke and rolled back."

                                                    Fazit: "Fear and Loathing in Las Vegas" ist ein grandioser Abgesang auf eine ganze Generation und auf den American Way of Life. Mit wenigen Worten und einem großen Bildertaumel schafft es der Film in seinem Subtext die Faszination und Euphorie der Sechziger und das kalte Erwachen in den Siebzigern zusammenzufassen.

                                                    “There he goes. One of God's own prototypes. A high-powered mutant of some kind never even considered for mass production. Too weird to live, and too rare to die.”

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