Zense - Kommentare
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Alle Kommentare von Zense
Rosetta lebt mit ihrer alkoholkranken Mutter in einem Wohnwagen auf dem lokalen Campingplatz. Von dem Wunsch getrieben, ein bescheidenes, bürgerliches Leben zu führen - eine feste Arbeit, einen Freund zu haben - versucht das Mädchen, mit unbändigem Willen, ihrer schwierigen Situation zu entfliehen. Dazu ist sie fest entschlossen; hin und hergerissen, zwischen Wut, Verzweiflung, Ohnmacht sowie der Hoffnung auf ein besseres Leben. Als sie den einzigen Menschen verrät, der ihr Wärme und Interesse entgegenbringt, überschreitet Rosetta ihre Kräfte und moralischen Grenzen.
Der Film lebt und atmet durch die herausragende Darbietung von Emilie Dequenne sowie der Kamera, die an der Protagonistin zu kleben scheint; steigt unmittelbar in das Geschehen ein und zeigt, ohne zu urteilen, einen Einblick in das Leben dieser jungen Frau.
Ein intensives Sozialdrama der Brüder Dardenne, die für ihren Film 1999 die goldene Palme von Cannes erhielten, während Emilie Dequenne als beste Darstellerin ausgezeichnet wurde. Großartig.
„Love Steaks“ erzählt die derb-romantische, sich vorsichtig entfaltende Beziehung, zwischen dem schüchternen, linkischen Clemens und der taffen, lebenshungrigen Lara. Beide arbeiten in einem Hotel an der Ostsee. Clemens, Masseur auf Probe und Lara als Teammitglied in der Küche. Und wo gekocht wird, gehen Dauerstress sowie der ständig präsente Alkohol, leichtsinnigerweise, gerne mal eine verhängnisvolle Affäre ein. Da Lara, langsam aber sicher, in die Sucht abzugleiten droht, versucht Clemens ihr zu helfen - eine Hilfe die nicht unbedingt willkommen ist – sind es doch meist die Betroffenen selbst, die sich ihre Krankheit am wenigsten eingestehen wollen.
Der Film von Jakob Laas erinnerte mich an mein erstes Auto, einen Renault 14. Für ein paar tausend Franken hatte ich die Rostlaube erworben, beim Fahren wurde man leicht seekrank und wenn´s nasskalt war, startete das verdammte Ding nicht ohne vorheriges Anschieben - entwickelte mitunter ein munteres Eigenleben, sodass mir die alte Karre, trotz oder wegen ihrer Macken, irgendwann ans Herz gewachsen war.
So brummt, quietscht und knistert es in diesem größtenteils improvisierten, hin und wieder gewollt dilettantisch wirkenden Film, dass es ein wahrer Genuss ist, den beiden großartigen Akteuren, Franz Rogowski und Lana Cooper, zuzuschauen.
Lana Cooper, die eine überzeugende Darstellung einer alkoholkranken Frau abliefert, besitzt diese besondere Gabe, die kein Schauspieler erlernen kann – sie verströmt eine Aura, vereinnahmt jede Szene und zeigt eine Leinwandpräsenz sondergleichen.
Nach längerer Zeit, zum zweiten Mal gesehen, gehört dieser kleine, pulsierende, fiebrige Streifen für mich immer noch zum Besten, was der deutsche Film in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Ganz großes, kleines Kino.
Was soll ich über einen Film schreiben, der vor allem durch seine ausgefeilte Bildkomposition besticht? Obwohl ich kein Wort Türkisch verstehe, hätte ich auf die englischen Untertitel getrost verzichten können, da Nuri Bilge Ceylan seine Kamera eine universelle Sprache sprechen lässt.
Ein fein-humoriger, ereignisarmer, zutiefst melancholischer Film über zwei, dem Anschein nach, grundverschiedene Männer; über Einsamkeit, Verlorenheit, Entfremdung, Selbsttäuschung und der Sehnsucht nach Liebe.
Wenn Poesie bedeutet, Schönheit im Alltäglichen, selbst im Hässlichen zu sehen, dann ist „Uzak“ reinste Poesie.
Eine junge Frau, als Junge verkleidet, versucht mit allen Mitteln ins Fußballstadion zu gelangen. Schließlich geht es um nichts geringeres, als die Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Deutschland 2005. Iran gegen Bahrain und das ganze Land befindet sich im Fußballfieber. Nur dürfen nach Chomeinis Revolution 1979 keine Frauen ins Stadion, ein Gesetz, welches die Frauen ermutigt, alles zu riskieren um ihre geliebte Manschaft zu sehen.
Die junge Frau wird erwischt und zu Gleichgesinnten gesteckt, die in einer kleinen provisorischen Absperrung festgehalten werden. Hier werden die mutigen, aufgeweckten Großstadtgirls von jungen Soldaten bewacht, einfache Burschen vom Lande, die den Argumenten der Mädels hilflos ausgeliefert sind, zumal die jungen Frauen sich ohnehin als reifer, fachkundiger und fanatischer erweisen, als die Jungs. Während das Spiel als Geräuschkulisse im Hintergrund läuft, kommen die Mädchen und die jungen Sodaten sich näher, schließlich ist allen die absurde Situation bewußt in der sie sich befinden.
Der Film ist wie ein Theaterstück, in drei Akten konzipiert - dem Versuch ins Stadion zu gelangen, der Bewachung, sowie dem Abtransport im Bus zur Sittenpolizei. Dabei zeigt Jafar Panahi eine Realität, die das Mullah-Regime nicht wahr haben möchte und der Zuschauer bekommt ein Gespür dafür, was für ein großartiges Land der Iran sein könnte, würde dort nicht der Irrsinn regieren.
„Offside“ ist eine höchst amüsante Komödie, über mutige, emanzipierte Frauen, die Macht des Fußballs, die Liebe der Iraner zu ihrem Land und der Absurdität eines Lebens unter der Führung eines verblendeten Regimes. So antwortet ein alter Mann, gleich zu Anfang des Films, als er gefragt wird, warum er sich das Spiel nicht zu Hause vor dem Fernseher ansieht: „Im Stadion kannst du sagen was du willst, und niemand belangt dich“.
Als der Iran das Spiel gewinnt und sich qualifiziert, gerät ohnehin alles außer Kontrolle, denn was in aller Welt ist schon wichtiger als Fußball? Ein mutiger Film, der einen tiefen Einblick in die Mentalität der Iraner vermittelt und der im eigenen Land nicht gezeigt werden darf.
„Baby, da ist etwas, was ich dir sagen will, da ist so ein Gefühl, so tief in mir und wenn du mich fragst wie ich mich fühl´dann sag ich dir, ICH FÜHL MICH DISCO, ich bin so heiß, DISCO, DISCO...“
Flori, ein dicklicher, unbeholfen wirkender Junge liebt es mit seiner Mutter im Disco-Outfit durch die Wohnung zu tanzen. Vater Hanno, zeigt dafür wenig Verständnis und sähe es lieber, wenn sein Sohn ein Karriere als Turmspringer anstreben würde. Als Flori sich ein Klavier wünscht, schenkt sein Vater ihm ein Motorrad.
Als die Mutter einen Schlaganfall erleidet, müssen Vater und Sohn gemeinsam auskommen, ein schwieriges Unterfangen. Doch zum Glück erhalten sie Unterstützung von Schlageridol Christian Steiffen und Sexualtherapeut Rosa von Praunheim. Denn spätestens, als sich eine leichte Romanze zwischen Flori und dem rumänischen Turmspringer Radu anbahnt, muss sein Vater anerkennen, dass Flori schwul ist und nie so werden wird wie er sich seinen Sohn gewünscht hätte.
Es ergibt wenig Sinn, einen Film wie „Ich fühl mich Disco“ zu erklären. Axel Ranisch dreht Filme die jeder selbst erleben, sehen und für sich entdecken sollte. Surreal, trashig, humorvoll und zutiefst menschlich, erzeugt Ranisch eine einzigartige Gefühlswelt; traurig, urkomisch, tragisch und verstörend zugleich.
Mit „Disco“ bestätigt Axel Ranisch, dass sein Debüt „Dicke Mädchen“ mehr als nur ein Achtungserfolg war und erweist sich, als einer der interessantesten und kreativsten Filmemacher die Deutschland derzeit vorzuweisen hat.
DAS LEBEN IST NICHT NUR POMMES UND DISCO, DAS SAG ICH DIR, MANSCHMAL IST DAS LEBEN NUR EINE FLASCHE BIER.
Jara, ist ein wahrer Brocken von einem Mann. Er verdient sein Geld als Wachmann in einem Supermarkt, jobbt nebenbei als Türsteher, liebt Heavy Metal und verbringt seine freie Zeit am liebsten auf dem Sofa beim Fernsehen. Auf der Arbeit sitzt er lustlos vor seinen Monitoren, löst Kreuzworträtsel und wenn einer der Angestellten eine Kleinigkeit mitgehen lässt, drückt er gerne mal beide Augen zu. Autorität ist ihm zuwider.
Als die Putzfrau Julia eingestellt wird, erweckt diese sein Interesse und reißt ihn aus seiner Lethargie. Erst folgt er ihr mit den Kameras, dann beobachtet er sie in ihrer Freizeit. Was am Anfang Interesse war, wandelt sich in Obsession. Sie erweckt seine Gefühle, seine Eifersucht, er verliebt sich in die schöne Fremde, wird ihr stiller Verfolger und Beschützer.
Was macht die Frau im Internetkaffee? Mit wem trifft sie sich? Sie mag Horrorfilme und Hard Rock. Aber wie soll der schüchterne Riese sich dieser bezaubernden Frau nähern, sich ihr zu erkennen geben? Erst als Julia entlassen wird, muss Jara sich seinen Gefühlen stellen und eine Entscheidung treffen.
Ein Film über Sehnsucht, Einsamkeit, Verzweiflung, Hoffnung und Liebe. Eine romantische Komödie abseits aller Konventionen. Eine Liebesgeschichte der besonderen Art. Ein Kleinod aus Montevideo. Gigantisch.
Eine junge Frau sitzt in einer leeren Wohnung. Sie streift sich einen Ring von ihrem Finger. Ihre Augen starren ins Nichts. Die Menschen unten auf der Straße sind ihr fremd geworden.
Eine junge Frau trampt ziellos durch Irland, sucht die Einsamkeit und versucht menschliche Kontakte zu vermeiden. Sie möchte allein sein, Isolation kann ihr nichts anhaben, da sie keine Angst mehr verspürt. Nur wer keine Angst hat kann frei sein.
Eine junge Frau trifft auf einen allein lebenden alten Mann. Er bietet ihr Essen gegen Arbeit. Die Frau willigt ein, unter einer Bedingung. Keine Fragen.
Die Frau ist dem Mann anfangs feindlich gesinnt, schläft draußen, hat kein Vertrauen mehr in niemanden. Der Mann zeigt viel Geduld, die Frau spürt, dass er keinerlei Hintergedanken hat. Langsam gewinnt der Mann ihre Zuneigung.
Der alte Mann ist gebildet, die junge Frau liebt klassische Musik. Beide lieben Bücher. Erste Zeichen einer Verbindung. Die Vereinbarung keine Fragen zu stellen wird gebrochen, erst einmal, dann öfters. Wer ist diese Frau? Wer ist dieser Mann?
Anne und Martin beginnen sich für einander zu interessieren.
Der Film kommt fast ohne Dialoge aus, lässt die Bilder für sich sprechen. Zaghaft, fast flüchtig wird das Interesse und die Annäherung der Beiden gezeigt.
Es ist ein Kammerspiel; ein Theaterstück in Kapitel unterteilt, welches in der beeindruckenden Natur Irlands spielt. Viele Fragen bleiben offen, der Film schreibt dem Zuschauer nichts vor sondern setzt auf dessen Intuition, Vorstellungskraft und Empathie.
Ein zutiefst berührender, menschlicher Film, schlicht, karg und dabei so rau und betörend wie die irische Landschaft.
Petr wirkt verloren seit seine große Liebe ihn verlassen hat. Lustlos verrichtet er seine Arbeit als Frachtangestellter am Prager Flughafen, trinkt zu viel und wünscht sich einzig und allein, mit Jana wieder vereint zu sein. Indessen steuert seine Mutter, eine unerschrockene Weltverbesserin, auf einen Nervenzusammenbruch hin. Der Vater beobachtet am liebsten Schaumblasen auf seinem Bier, bis eine neurotische Künstlerin seine Lebensgeister erneut entfacht. Die neuen Nachbarn von Petr bitten ihn, sie beim Sex zu beobachten, während sein Chef eine Affäre mit einer Schaufensterpuppe beginnt. Nichts als der ganz normale Wahnsinn und fast sieht es so aus, als würden Petr und Jana wieder zusammen finden, wäre da nicht, wäre da nicht…
„Geschichten…“ ist eine skurrile, anarchistische Komödie von Petr Zelenka , mit Ivan Trojan in der Rolle eines traurigen Clowns, der versucht, sich in einer ihm fremden Welt zurecht zu finden. Inszenierung, Kamera, Dialoge und Musik verbinden sich zu einem stimmigen, ungemein komischen Film der nie aufdringlich wirkt und sich nicht zuletzt durch die großartigen Darsteller, angenehm vom Einheitsbrei abhebt. Empfehlenswert.
Gerade als In Mo, ein gescheiteter Film Regisseur, sich erhängen will, ruft seine Mutter an und lädt ihn zum Essen ein. Zu Hause trifft er auf seinen älteren, streitlustigen Bruder Han Mo, einem tumben, erfolglosen Kleinkriminellen. Kurz darauf klingelt beider Schwester Mi Yun an der Tür, die sich von ihrem zweiten Ehemann getrennt hat und mit ihrer vorlauten Teenager Tochter, bei der Mutter einzuziehen gedenkt.
Die südkoreanische Familie Mo ist ein Musterbeispiel einer dysfunktionalen Familie - kaum sind die Geschwister unter sich, zanken sie ohne Ende - wird jedoch ein Familienmitglied von einem Außenstehenden angegriffen, schlägt die Familie vereint zurück. Ruhepol sind die täglichen, gemeinsamen Malzeiten an der Seite der Mutter.
Als In Mo seine Mutter dabei beobachtet, wie diese für zwei Stunden bei einem fremden Mann verschwindet, um daraufhin genug Fleisch für die Familie zu kaufen, droht die Situation zu eskalieren. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Regisseur Hea-sung Song ist mit „Boomerang Family“ eine kurzweilige, lebensnahe Komödie gelungen, gespickt mit absurden, komischen sowie dramatischen Situationen. Eine Komödie, abseits gewohnter Pfade, mit einem hervoragenden Schauspieler Ensemble, allen voran Yoon Je Moon als grobschlächtiger Gauner mit Herz.
Sawako (Hikari Mitsushima) ist eine lethargische junge Frau, die in Tokio lebt und stoisch ihre bereits fünfte Teilzeitarbeit verrichtet. Ihren mittlerweile fünften Freund und dessen Tochter erträgt sie eher, als dass sie eine große Zuneigung für die beiden empfinden würde. Kinder mag sie ohnehin nicht besonders und ihre freien Abende verbringt sie am liebsten alleine mit Biertrinken. Da ihr Vater an Leberzirrhose sterben wird, fahren die drei in Sawakos Heimatort. Auf Anraten ihres gierigen Freundes soll sie dort den „Frischwasser Muschel“ Betrieb ihres Vaters übernehmen.
„Sawako Decides“ ist eine bitterböse Satire über die moderne japanische (und somit auch über die puritanisch geprägte, europäische sowie amerikanische) Gesellschaft, in der vor allem der berufliche und soziale Erfolg zählt. Sawako ist eine Verliererin und ihr Kredo lautet „Da kann man eh nichts machen“.
Eigentlich erwartet der Zuschauer, dass irgendwann Musik erklingt, Sawako ihr wahres Ich entdeckt, sich von der grauen Maus zur verantwortungsbewussten Unternehmerin mausert und ihrem Traumprinzen begegnet. Stattdessen bekennt sich Sawako zu ihrer Mittelmäßigkeit und beschließt, anstatt einem für sie unerreichbaren Traum hinterher zu jagen, ihr unbedeutendes Leben zu akzeptieren, ihren nichtsnutzigen Freund zu heiraten und das Beste daraus zu machen.
Für den Zuschauer erscheint Sawakos Entscheidung zunächst ungewohnt und irritierend. Aber fristen nicht die meisten von uns ein eher bescheidenes Dasein, eingebettet in der täglichen Routine zwischen Arbeit und Beziehung? Träumen nicht viele Frauen von einem Johnny Depp während sie ihren popelnden, furzenden Freund ertragen? Und schauen nicht viele Männer lieber Pornos, anstatt ihre Angetraute zu vögeln, der sie bereits überdrüssig geworden sind? Wer kennt nicht das Bild des Partners, der Abends nach drei Bier, zu Hause prahlt was er dem Chef alles sagen wollte und hätte sagen sollen?
Der Humor in "Sawako Decides" erinnert an die Filme von Aki Kaurismäki und das Unangenehme an diesem Film ist, dass er dem Zuschauer den Spiegel vor die Nase hält und uns allen zeigt, dass kaum einer mehr erreichen wird als das, was er sich erhofft. Und dann soll er gefälligst auch nicht jammern.
Wie sang John Lennon so schön sarkastisch? „A working class hero is something to be.”
„Jiro Dreams of Suhi“ ist eine Dokumentation über einen Menschen der mit absoluter Hingabe und Disziplin in seinem Leben nur ein einziges Ziel verfolgt und zwar dem perfekten Sushi so nahe wie möglich zu kommen. So lehrt der Film uns zwei Dinge. Zum einen hat der Fischreisbrei mit Tunke den man uns hierzulande üblicherweise vorsetzt mit Sushi rein gar nichts zu tun. Zum anderen, dass jeder der eine Kunst erlernen will wesentlich mehr braucht als Talent und guten Willen. Talent mag schlussendlich entscheiden wer ein wahrer Meister wird und wer nicht, dennoch verlangt jede Kunst vor allem Hingabe und Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Wer dazu nicht bereit ist braucht jedoch auf nichts zu verzichten so bleibt uns immer noch die Gnade uns an den Kreationen der Meister zu beglücken, in der Kunst im allgemeinen sowie dem fast perfekten Sushi.
„I Wish“ handelt von zwei Brüdern deren Eltern sich vor kurzem getrennt haben. Der 12 jährige Koichi lebt mit seiner Mutter bei den Großeltern in Kagoshima. Sein kleiner Bruder Ryu lebt beim Vater in Fukuoka. Der Traum des Vaters als Rock Musiker Fuß zu fassen und die damit verursachten Umstände führten letztlich zur Trennung der Eltern. Koichi hat einen ganz großen Wunsch. Die Familie soll wieder zusammen kommen. Eine Hochgeschwindigkeitsbahn wird bald die beiden Städte verbinden und was kaum einer weiß: Wenn sich die beiden Züge aus verschiedenen Richtungen bei voller Fahrt kreuzen so erzeugt dies ein Energiefeld bei dem Wünsche wahr werden. Also machen sich die beiden Brüder mit ihren Freunden auf den Weg um sich an dem Punkt zu treffen an dem sich die beiden Züge kreuzen werden, jedes der Kinder mit einem Wunsch im Gepäck.
„I Wish“ ist wieder mal ein Film der mich zu Tränen rührte. Ohne Kitsch und unnötige Sentimentalitäten versteht es Hirokazu Kore-eda den Zuschauer zwei Stunden lang an den Bildschirm zu fesseln. Ein herzerwärmender Film für die ganze Familie mit zwei hervorragenden Hauptdarstellern die nicht nur im Film sondern auch im richtigen Leben Brüder sind. Ein magisches Kinoerlebnis.
Teruo, ein fast 30-jähriger etwas tumber Tagträumer liebt es Leute zu erschrecken. Sein Traum ist es das furchterregendste Geisterhaus von ganz Japan zu errichten. Zusammen mit seinem Feund Hisanobu spielt er noch die Hauptrolle in einer Low-Budget Horror Film Produktion. Hisanobu hat es da schon weiter gebracht. Als Personalmanager eines Krankenhauses macht er seine Arbeit gut, dennoch eignet er sich nicht besonders für diesen Posten da er am liebsten von allen gemocht sein möchte. Eines Tages bewirbt sich die schöne, liebenswerte Akari bei Hisanobu als Putzkraft. Akari mag Bücher, sie malt gerne und liebt Fischwürstchen. Leider ist sie gelinde gesagt etwas ungeschickt und selbst ein Liftknopf birgt für Akari unvorhersehbare Gefahren. Kein Wunder, dass die beiden jungen Männer sich in die junge Frau verlieben. Wäre da nicht noch ein sanftmütiger Restaurator mit einem großen Muttermal im Gesicht...
Der Mensch ist ein seltsames Wesen. Eigentlich möchte er nur lieben und geliebt werden. Dafür ist er bereit zu lügen, zu betrügen, Kriege zu führen und die halbe Welt in Schutt und Asche zu legen.
„Fine, totally fine“ ist einer der lustigsten, charmantesten und warmherzigsten Filme die ich bisher gesehen habe und handelt vom Leben dieser vier Menschen die irgendwie nicht so recht ins soziale Raster passen wollen. In diesem Film von Yosuke Fujita stimmt das Timing; die Comic ist überraschend und treffsicher, die Balance zwischen Humor und Emotionen perfekt. So entlässt der Film den Zuschauer mit einem breiten zufrieden Grinsen im Gesicht.
Ich hätte mir keinen besseren Film wünschen können um das neue Jahr zu beginnen. Zufall? Glück? „Schicksal ist dem Zufall eine Brücke bauen“ und da gehört etwas Glück wohl auch dazu. In diesem Sinne, frohes neues Jahr.
12/10 Fischwürstchen.
Wollt ihr wissen wie eine Schiffsentführung 2009, eine versuchte Vergewaltigung 1982, ein Punk Song aus dem Jahre 1975 sowie ein bevorstehender Meteoriteneinschlag 2012 zusammenhängen?
Oder wie es möglich ist, dass ein einziger Punk Song es fertig bringt die Erde vor dem Untergang zu bewahren?
Oder wieso in diesem einzigartigen Punk Song eine ganze Minute nur Stille herscht?
Ich werde es euch nicht erzählen, dazu müßt ihr euch schon diesen schrägen Film von Yoshihiro Nakamura selbst ansehen... um euch davon zu überzeugen wie eine verrückte Story, liebenswerte Charactere und ein kreativer Regisseur ein beeindruckendes Filmerlebnis hinterlassen.
Der junge Fumiya, Unglücksrabe und ewiger Student, hat Schulden bei einem Kredithai. So macht er die unbequeme Bekanntschaft mit dem Schuldeintreiber Fukuhara. Der macht Fumiya ein Angebot was dieser kaum ausschlagen kann. Alle seine Schulden werden ihm erlassen wenn er den Schuldeintreiber zur besten Polizeistation in Tokio begleitet. Fukuhara gesteht, dass ein schlimmes Verbrechen auf ihm lastet und er sich selbst stellen möchte. Zuvor will er aber noch einmal durch Tokio spazieren, ihm wichtige Orte aufsuchen um sich auf die Gefangenschaft vor zu bereiten.
Während der Reise durch die Metropole tappen die beiden einsamen Männer in skurrile Situationen, sie machen die Bekanntschaft von seltsamen Menschen, kommen sich näher und lernen sich selbst besser kennen.
Das erste Mal als ich „Adrift in Tokyo“ sah blieb ich ebenso fasziniert wie sprachlos zurück. Der Film von Miki Satoshi ist ein sehr japanischer Sreifen und so Manches wird dem fremden Betrachter ein Rätsel bleiben. Dies nimmt dem Film jedoch nichts von seiner Faszination, im Gegenteil, der Zuschauer wird entführt auf eine Reise durch ein altes sowie modernes Tokio fern von Touristenzielen, eine Wanderung die ihn mit den Augen eines Kindes erstaunt und neugierig auf die Menschen und Straßen dieser Stadt blicken lässt. Dabei gelingt es Miki Satoshi stets die Balance zu halten zwischen Humor, absurden Situationen und den Emotionen die der Film beim Zuschauer weckt, nicht zuletzt da er von zwei großartigen Hauptdarstellern getragen wird.
„Schicksal ist dem Zufall eine Brücke bauen damit der Mensch den du liebst darüber laufen kann.“
Das Leben des linkischen Kyun-woo wird gehörig auf den Kopf gestellt als er in der U-Bahn ein hübsches sturzbetrunkenes Mädchen kennen lernt. Dieses entpuppt sich als wahrer (Alp)Traum, eine Frau vor der ein Mann sich in Acht nehmen sollte, sich dennoch insgeheim hingezogen fühlt. In Folge erleben die beiden zusammen einige skurrile Abenteuer und kommen sich immer nähern, würde die schöne Unbekannte nicht ein dunkles Geheimnis in sich verbergen.
„My Sassy Girl“ ist eine bezaubernde romantische Komödie und gehört zu den erfolgreichsten südkoreanischen Filmen überhaupt, nicht zuletzt durch die großartige Darbietung von Ji-hyun Jun als geheimnisvolles ver-rücktes Mädchen.
Nach "Adrift in Tokyo" drehte Miki Satoshi diese abgedrehte Komödie mit der bezaubernden Kumiko Aso in der Rolle der kauzigen fantasiereichen Haname die sich auf die Suche nach ihrem wahren Vater macht, einem Herumtreiber der einen Antiquitätenladen betreibt. Dort lernt sie den Punk Rocker Gas kennen und zusammen begeben sie sich auf die Suche nach einer Tutanchamun Statue welche die Zukunft voraus zu sagen weiß. Es ist der Beginn einer Verkettung von sonderlichen Umständen. Außerdem spielen mit, ein krummer rostiger Nagel, ein Katzenglücksbringer und natürlich - "Instant swamp".
Wie so oft sind es die ruhigen leisen Filme die mich am tiefsten berühren und mitunter sprachlos zurück lassen. Der japanische Regisseur Hirokazu Koreeda hatte schon mit „Still Walking“ und „Nobody knows“ zwei herausragende Filme gedreht die sich beide bereits auf meiner Lieblingsliste wieder fanden.
Zwei Familien, die Familie Ryota, gutverdienend und sozial angesehen sowie die in ärmlicheren Verhältnissen lebende Familie Yudai bekommen unverhofft mitgeteilt, dass ihre sechs Jahre alten Söhne bei Geburt vertauscht wurden. Vater Ryota, der konfuzianischen Tradition folgend, pflichtbewusst, streng, hart arbeitend, ganz der Linie seines patriarchischen Vaters ergeben sieht sich konfrontiert mit Vater Yudai der das Leben eher mit daoistischer Leichtigkeit in sich aufnimmt.
Ryota sieht vor allem die logische Lösung, da er Geld besitzt sollen beide Kinder bei seiner Familie aufwachsen, eine Idee die Familie Yudai undenkbar und beleidigend erscheint. Während die beiden Ehefrauen sich zunehmend näher kommen gerät Ryota mit seiner Position und seinen Ansichten mehr und mehr in die Isolation und begreift erst spät und schmerzhaft, dass alles Geld der Welt für einen kleinen wie großen Menschen letztendlich überhaupt nichts bedeutet im Vergleich zu Zeit, Hingabe, Wärme, Verständnis, dem Respekt und der Liebe die ein zwischenmenschliches Verhältnis auszeichnen.
Zu keiner Zeit drückt der Regisseur auf die Tränendrüse, die Kamera nimmt die Position des stillen Beobachters ein, der die gründlich aufgearbeiteten Charaktere begleitet und wenn dem Zuschauer so wie mir auch hin und wieder mal Pippi in die Augen tritt so liegt es ganz alleine daran, dass wir alle empathische Menschen sind mit zutiefst menschlichen Gefühlen.
Beim Anblick von „P´tit Quinquin“ wird einem gleich bewusst, mit diesem Kerl ist nicht zu spaßen. Ein großer platter Bauernschädel, kleine verkniffene Augen und ein undefinierbares Lächeln zeichnen ihn aus. Das Dorf im hohen Norden Frankreichs im Departement „Pas de calais“ unterliegt seiner Obhut. So hat der Bandenchef ein Auge auf alle Vorkommnisse, wacht über seine Mädchen und sorgt für Ordnung; stets an seiner Seite seine große Liebe, die schweigsame gutaussehende Musikerin Eve.
Unvermittelt kehrt das Böse ein. Menschen verschwinden, Leichenteile enden im Magen von Kühen, ein Kopf verwest auf einem Kuhfladen; ein Serienkiller treibt sein Unwesen. Der etwas benebelt wirkende Kommissar „le brouillard „ Van der Weyden und sein Helfer Carpentier versuchen dem Teufel Einhalt zu gebieten. Eine Konfrontation mit „P´tit Quinquin“ bleibt nicht aus.
Auf dem Land ist die Welt noch in Ordnung? Nicht so in der Miniserie von Bruno Dumont. Ein Serienkiller, ein Amok laufender Islamist, Kühe mit Rinderwahn, menschenfressende Schweine, Dorfbewohner wie fleischgewordene Federzeichnungen eines Jacques Tardi, ein nervös zuckender grenzdebiler Kommissar - Rassismus, Hurerei, ein einziges Sodom und Gomorrha - Nichts was es nicht gibt.
Weit entfernt von den üblichen seichten französischen Mitteltstandskomödien ist die Welt von Bruno Dumont urkomisch, böse, unheimlich, skurril, absurd, realistisch, fremdartig und faszinierend zugleich.
Gefilmt mit langen ruhenden Kameraeinstellungen und gespielt von Laiendarstellern ist „P´tit Quinquin“ für mich die Überraschung des Jahres. Großartig.
Das Kreuz ist allgegenwärtig. Den Jesus haben sie vorsichtshalber festgenagelt, damit er sich nicht aus dem Staub macht bei all dem Elend, dass er tagtäglich ertragen muss. Das Gesicht haben sie ihm gnädigerweise zur Seite gerückt.
Gierig sind sie und allem Fremden gegenüber misstrauisch, jedenfalls sobald die Hautfarbe etwas dunkler wird. Es sei, das Fremde ist gut betucht oder bestückt, dann kribbelt es schon mal in den Fingern oder im Schritt. Gut genährt sind sie mit einer Neigung zu Übergewicht, Herz-Kreislauf Störungen, üppigen Mahlzeiten und alkoholischen Getränken. Neidisch sind sie, korrupt, verlogen und erzkatholisch auch wenn sie es mit dem Ehegelübde nicht so genau nehmen. Im Winter war man schon mal von der Welt abgeschnitten und dann vögelte man halt was auf den Tisch kam. Sehr pragmatisch. Wen wunderts, wenn sie nach all den Jahunderten leicht deppert und zufrieden dreinschauen, wie die Kühe die überall herumstehen. So sind sie nun mal, die Luxemburger
Aber halt... sieh an, Braunschlag liegt ja in Österreich. Aber Bauer bleibt Bauer, ob Alp oder Weinberg, die Gemeinsamkeiten beider Länder sind kaum zu leugnen, angefangen bei der ausgeprägten Russenleber, weshalb jeder Kontakt beider Völker unweigerlich im Suff endet. So möchte keiner wahrhaben, dass sein Gegenüber nach 20 Bier und ebenso vielen Schnäpsen selbst mit geschlossenen Augen noch sicher auf einem Bein zu stehen vermag. Und wenn man morgens in einem fremden Bett aufwacht, nicht alleine, so ist das auch nicht dramatisch; Hauptsache warm, passt schon und gut ist.
Die Weibsbilder sind stark und geduldig, müssen sie auch sein bei ihren kindsköpfigen Männern und die Hosen hat die Frau ohnehin an. Sie gibt den Ton an, sagt wo es lang geht und wo der der Hammer hängt, wortwörtlich, in Luxemburg wie in Österreich und das ist auch gut so.
Der Tschach, Bürgermeister von Braunschlag hat die Gemeinde in bester griechischer Tradition herunter gewirtschaftet, da täuscht er mit seinem Freund, dem Pfeisinger, eine Marienerscheinung vor, ein Wunder, um aus dem Dorf einen Wallfahrtsort zu machen.
Wie ein kleines Wunder mutet auch diese Serie an, schwarz-humorig, bitterböse, skurril, ungemein lustig und lebensnah; selber Schuld wer sich dieses Kleinod entgehen lässt. Deppert...
Der dritte Teil aus Roy Anderssons "Triologie über das Menschsein" knüpft natlos an die beiden Vorgänger an. Andersson entwirft einzelne kleine Szenen um eine festehende Kamera herum und lässt somit klare, abstrakte und konzentrierte Bilder entstehen - rund um verloren wirkende Menschen die versuchen einen Sinn und Platz in einer absurden (un)menschlichen Welt zu finden; Bilder mit immenser Komik und Tragik zugleich.
Wer sich tiefer für die Kunst von Roy Andersson interessiert dem sei hier noch die Lektüre der frei zum Download verfügbaren Pdf-Datei "The hidden dimensions of Roy Andersson´s aesthetics" empfohlen. Andersson arbeitet derweil am vierten Teil seiner Triologie.
Während des Films mußte ich immer wieder laut lachen - dennoch war mir gegen Ende hin eher nach Betrinken zumute - "50 Öre kostest ein Glas Schnapps in Hinke-Lottes Kneipe in Göteborg".
Wir die keine Münzen haben bezahlen halt mit Küssen... xxx
Ich liebe diese kleinen, leisen Filme wie "Die Band von Nebenan".
Diese Filme, die wie der Alltag auch, nicht unbedingt viel Handlung zeigen, Filme die einem die Luft zum Atmen lassen, zum Betrachten - und die einen dennoch ergreifen, sich langsam um einen schlingen, einer Kletterplanze gleich - Filme die man nie so richtig einordnen kann und dennoch nie vergisst...
Und, ja, auch nach der zweiten Sichtung, nachdem viele Jahre dazwischen liegen hat diese kleine "Perle" mich wieder genauso berührt wie beim ersten Schauen.
Ein sehr menschlicher Film, mit leiser Ironie und Melancholie durchzogen - welcher mit viel Empathie aufzeigt, dass Menschen nun mal menschlich sind, die gleichen Bedürfnisse haben - ganz egal welche selbstgesteckten oder aufgezwungenen Grenzen sie auch trennen mag.
Die Belgier - auf 1000 Einwohner kommen 10 Frittenbuden, eine Brauerei und 50 Bistros... eine Regierung? Nö... das Land - gespalten zwischen Flamen und Wallonen und so verbunden wie einst Kain und Abel - kommt bestens ohne zurecht...
Aber Filme drehen, das können sie - Comics, Bücher schreiben... Hergé, Simenon, Verhulst - wie einst eine Freundin meinte - Simenon und Verhulst - mehr braucht man nicht zu lesen - und sie sollte Recht behalten...
Bei Ex-Drummer sollte man es unterlassen während des Films Nahrung aufzunehmen - entweder es kommt einem vor Lachen aus der Nase oder es bleibt einem im Halse stecken - so eine tiefschwarze zynische Komödie habe ich schon lange nicht mehr gesehen - ja für mich ist dies eine Komödie.
Denn der Film zeigt den Menschen ungeschmickt wie er ist - in seiner ganzen Überheblichkeit, Lächerlichkeit, Arroganz - armselig, butal, manipulativ, sexbesessen, ich-verliebt, verdorben und hoffnungslos verloren, sodass einem nur die Wahl bleibt - entweder der Haken an der Decke, die nächstgelegene Brücke oder lauthals zu lachen - über die Absurdität und Lächerlichkeit unseres menschlischen Daseins...
"Mongolöid, Mongolöid, he was a Mongolöid- happier than you and me..." was für ein Refrain...
In diesem Film treffen Buch, Regie, Darsteller zusammen und erschaffen ein Kunstwerk wie man es nicht oft zu Gesicht bekommt - sowas gelingt selten aber hier stimmt die Chemie, hier stimmt einfach alles - bis hin zum grandiosen Schluss, während Arno, der "flämische Tom Waits" und Kultfigur, dem Film mit einem Gastauftritt seine Ehre erweist...
Fazit: Eine Tragik-Komödie aus Blut, Brutalität, Pisse, Kacke, Kotze, Mord, Vergewaltigung, Inzest, Selbstmord, Drogen, Alk, Kindesmisshandlung, Sex, Homo, Dreck, Armut, Rassismus, Psychiatrie, Punk, Metal, Aids, Gros Zob (dicker Schwanz), Handikapp... Zynismus... alles was mir nachträglich in den Sinn kommt... halt Punk aus Belgien... da freu ich mich bereits im September wieder mal nach Ostende zu fahren...
Vor gut einem Monat stolperte ich wie durch Zufall im Internet über den Trailer von "Rocks in my Pockets" - a funny film about depression... und war sofort fasziniert von diesem sehr eigenen Animationsstil, der magischen, fast hyptnotischen Anziehungskraft die diese Bilder auf mich ausübten... und bestellte gleich die DVD "Ten Animated Films by Signe Baumane" auf der Internetseite der Künstlerin.
Es handelt sich dabei um eine wundervolle Sammlung von gezeichneten Kurzfilmen die zwischen den Jahren 1991 und 2005 enstanden sind.
Und heute - endlich - konnte ich mir "Rocks in My Pockets" anschauen - und der Film übertraf meine Erwartungen bei weitem. Der trockene, lakonische, sehr humorvolle Kommentar von Signe Beaumane zusammen mit diesem einprägsamen Zeichen/Animationsstil ist einfach - "Overwhelming" - ein passenderes deutsches Wort fällt mir dazu nicht ein.
Dabei ist es vor allem die große Ehrlichkeit mit der Beaumane über ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Familie signiert die tief berührt - eine Erhrlichkeit die nur aus tiefer Einsicht und schmerzhaften Erfahrungen entsprungen sein kann.
Wer bisher keine Ahnung hatte was Depressionen sind, so hat er nach Sichtung dieses Films zumindest ein Gespür für das, was in einem depressiven Menschen vor sich geht.
Und all den Menschen, denen die Depression bereits ein oder mehrere Male übel mitgespielt hat, fühlen sich sofort verstanden... besser als jeder wissenschaftliche Beitrag dieses (Nicht)Gefühl jeh vermitteln könnte.
Vorne auf dem Cover wird eine Kritik von "Variety" zitiert: "Boasting a narrative of extraordinary complexity and density, stuffed with irony, homor and tales-within-tales... A fascinating and very personal look at mental illness"
Besser kann man es nicht ausdrücken... ein wirklich bemerkenswerter Film einer großen Künstlerin...