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Wie Max mich wieder Mad machte

29.08.2015 - 09:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Warner Bros
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Aktion Lieblingsfilm 2015

Am 14. März ist es passiert. Ich habe mich endlich wieder verliebt. Das ist deshalb bemerkenswert, weil ich mich an die letzten Schmetterlinge davor kaum noch erinnern kann. 1999 war es glaube ich - und dieses Jahr war in mehrfacher Hinsicht einzigartig. Zum einen, weil es nicht ein-, sondern gleich zweimal richtig gefunkt hat, zum anderen war 1999 einer riesgen Enttäuschung und damit der Beginn von etwas sehr Schrecklichem. Der Beginn einer Leere, denn danach kam lange Zeit gar nichts. Erst 2006 hat es wieder leicht gekribbelt... und wenn ich "leicht gekribbelt" sage, ist das noch geprahlt.

Kiss me

In Kindertagen und als Teenager war das natürlich komplett anders. Mich neu zu verlieben war eher eine Frage von Tagen als Jahren. Als Kind liebt man komplett anders. Unschuldig aber bedingungslos. Ich habe nächtelang wachgelegen und Liebe gefühlt ohne zu wissen was Liebe eigentlich ist. Gleichzeitig habe ich mir ein ganzes Universum erträumt und hatte das Gefühl, die Tür zu einer vollkommen andere Welt zu öffnen. Als Teenager war es sogar noch heftiger. Es stürzten all die unterschiedlichen Facetten der Liebe zum ersten Mal auf mich ein. Jede Idee, jeden Gedanke, jede Erkenntnis, jeden Glücksrausch und all der leidvolle Schmerz erlebte ich zum ersten Mal und deswegen umso intensiver. Ich entdeckte die Anziehungskraft von körperlichem Begehren, lässiger Attitüde, abseitigem Charisma, kühler Berechnung von Spannung, von unbändiger Romantik. Und manchmal reicht auch einfach die richtige Stimmung einer durchfeierten Nacht. Ich war damals leicht entflammbar, ich wollte Ex-Cop werden und ich war felsenfest davon überzeugt spätestens mit 30 im Kugelhagel an der Grenze zu Mexiko zu sterben. Aus Liebe natürlich.

Pure Vernunft darf niemals siegen

Da Erfahrungen aber zwangsläufig auch mit Enttäuschungen einhergehen, wurde ich mit der Zeit vorsichtiger. Ich redete mir ein, dass ich auf Vernuft stehe. Auf Typen, die mir nichts mehr versprechen, was sie nicht halten können. Es war eine Phase, in der meine Ansprüche mit jeder neuen Erfahrung wuchsen. Eingekuschelt in eine Wagenburg aus grenzenloser Selbstcleverness dekonstruierte ich jeden Augenaufschlag, jede Handbewegung, jede Geste als billige Pose und kopierte Attitüde. Ich war ein Technokrat in Sachen Liebe. Wolfgang Schäuble wäre stolz auf mich gewesen. Pragmatisch und sachlich konnte und sollte mich nichts mehr erschüttern. Vor lauter zynischer Reflektiertheit war ich viel zu sehr damit beschäftigt, jeden auch nur halbwegs geeigneten Kandidaten auf seine Schwächen zu reduzieren. Es waren düstere Jahre. Es begann 1999, als ich vollkommen überraschend meine Jugendliebe wieder traf. Meine Erwartungen waren natürlich instinktiv immens, aber am Ende hatte ich nicht viel mehr als ein müdes Lächeln für sie übrig. Ich führte mich auf wie ein Arschloch, meinte alles über sie zu wissen, wurde richtig beleidigend. Im Grunde ärgerte ich mich nur über mich selbst, dass ich nicht mehr diese unschuldige Liebe aus Kindertagen empfinden konnte.

Crash Boom Bang

Und dann kam Max. Angebaggert  hat er mich wie in einem ganz schlechten Film. Mit abgetragener Lederjacke, düsterem Blick und vielsagendem Schweigen fuhr er in seiner aufgemotzten Karre vor und raunte mich an, dass ich reinspringen solle. Bei jedem anderen hätte ich die Augen verdreht und mir einen kreativen Verpiss-Dich-Spruch auf den Lippen gewünscht. Ich kann nicht mal sagen, was mich an ihm fasziniert hat, aber Max fühlte sich trotz der Wagenladung an Klischees von Anfang an komplett anders an, als die ganzen hochglanzpolierter Poser, die sonst so rumliefen. Vielleicht war es dieser nihilistische Wahnsinn, die entschlossene Konsequenz, die er verströmte, der Staub in seinen Augen. Vielleicht war es aber auch nur seine E-Gitarre auf der Rückbank  seines umgebauten Ford Falcon XB GT V8-Coupé. Ich war fasziniert, elektrisiert...verliebt.

Truly madly deeply

Wir verabredeten uns für den 14. März. Und ich hatte sofort dieses verloren geglaubte Gefühl, vorurteils- und kritikfreier Vorfreude, das ich am liebsten in die ganzen Welt hinausschreien wollte. Der jahrelang sorgfältig angezüchteter Instinkt, mich nicht zu sehr in meine Vorfreude reinzusteigern, war auf einmla angemeldet. Mir war es egal, dass diese idealiserte Vorfreude Erwartungen schüren könnte, die am Ende niemals eingelöst würden. Und was soll ich sagen? Das Date war magisch. Wir trafen uns komplett unromantisch in einer dieser generischen Sportsbar. Besoffene Leute, lautes Gegröle, Männerabend - aber das war uns egal, denn wir waren ganz bei uns. Wir waren längst auf einer gemeinsamen Reise durch diese wüste und chaotische Welt und Max zeigte mir, dass man den Mut haben muss ungeplante Ausfahrten zu nehmen, abseits ausgetrampelter Pfade zu fahren und Vertrauen zu haben. Am meisten überraschte mich sein tiefes Bedürfnis nach Frieden und ein überraschend differenziertes Weltbild, das so gar nicht zu seinem rüpelhaften Äußeren und machohaften Manierismen passen wollte. Aber genau dieser Gegensatz machte ihn umso interessanter. Viermal waren wir seitdem zusammen und ich lerne ihn mit jedem Mal ein wenig besser kennen. Ich mag seine Wildheit, seine Weisheit, seine Härte, seine Zärtlichkeit und seine kleinen Unvollkommenheiten .

Risin High

Vor allem liebe ich an ihm, dass er mir den Glauben an die Liebe wiedergegeben hat. Er hat mir gezeigt, dass es wichtig ist sowohl die Pose, als auch den Menschen dahinter zu umarmen. Liebe darf nicht bis in kleinste operationalisierbar bleiben. Sie ist gleichzeitig kindisch emotional, absolut, wild und ungehemmt, als auch erwachsen reflektiert und intellektuell. Ich hatte über die Jahre fast vergessen, dass ich sowohl mit Herz als auch Verstand lieben muss. Aktuell bin ich wieder Single, aber Max werde ich allein schon wegen dieser Erkenntnis nie vergessen... deswegen und wegen seines umgebauten Ford Falcon XB GT V8-Coupés. Durch ihn kann ich zukünftig stärker lieben als je zuvor und wer weiß: Meine Jugendliebe kommt im Dezember zu Besuch.

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Dieser Community-Blog ist im Rahmen der Aktion Lieblingsfilm 2015 entstanden. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Medienpartnern und Sponsoren für diese Preise:


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