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Alte Liebe rostet nicht, die Zweite

08.12.2014 - 15:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Nie ohne den Ferrari: Der sympathischste Privatdetektiv Amerikas
Universal TV
Nie ohne den Ferrari: Der sympathischste Privatdetektiv Amerikas
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Ich habe gestern mit meiner Familie mal wieder DVD geschaut. Und dabei gemerkt, wie sehr ich diese Serie nach Jahren immer noch liebe.

Eine kühle Brise weht vom Meer herüber und bringt den salzigen Geschmack der Wellen mit. Ich stehe vor dem hohen, schmiedeeisernen Tor des Anwesens und halte mich geflissentlich davon fern. Nachdem ich die Klingel gedrückt hatte, waren zwei große Dobermänner angeschossen gekommen und bellen sich jetzt am Tor die Seele aus dem Leib. Plötzlich gebietet ihnen eine Männerstimme: „Zeus! Apollo! Ruhe, Jungs!“. Ein kleiner, untersetzter Mann in Khaki-Hosen und ebensolchem Hemd schreitet über den akkurat gestutzten Rasen hinweg auf mich zu. Ob er das wohl ist? Nein, wohl kaum. In sein Gesicht haben sich zahlreiche Furchen gegraben, wohl vom vielen Ernst-Dreinschauen. Sein schon etwas lichtes Haar und der Schnurrbart sind ebenso peinlich genau zurechtgeschnitten wie der englische Rasen. Dem Akzent nach ist er eindeutig Brite. Die Hunde gehorchen aufs Wort und verziehen sich. „Verzeihen Sie, meine Dame, doch dürfte ich fragen, was Sie herführt?“, will der Fremde wissen. „Ich bin auf der Suche nach einem Privatdetektiv, sein Name ist...“ Ich kann meinen Satz nicht beenden, denn das Brüllen eines Motors übertönt meine letzten Worte. Ein feuerroter Ferrari biegt auf die Auffahrt zum Tor und die Flügel öffnen sich, um das Auto einzulassen. Es braust an uns vorbei kommt mit quietschenden Reifen vor der Villa zum Stehen. „Ich schätze, Sie haben ihn soeben gefunden.“, grummelt der kleine Mann und stapft ungehalten über den Rasen davon. Irritiert gehe ich durch das offene Tor in Richtung Ferrari, aus dem gerade ein großer Mann mit dunklen Locken aussteigt. Als ich näher komme, nehme ich ihn genauer in Augenschein. Kurze Shorts, Turnschuhe, quietschbuntes Hawaii-Hemd und Baseball-Kappe. Er sieht nicht gerade wie jemand aus, der in einer solchen Villa wohnt. Vorsichtig trete ich an ihn heran. „Thomas Magnum?“, frage ich etwas ungläubig und er dreht sich zu mir um. Zwei wache, braune Augen blitzen mir entgegen und die Lippen unter dem markanten Schnauzbart verziehen sich zu einem verschmitzten Lächeln. „Der bin ich. Was kann ich für Sie tun?“

Er lächelte mich verschmitzt an.

So oder so ähnlich hätte ich mir mein erstes Zusammentreffen mit Thomas Magnum, seines Zeichens Privatdetektiv, vorgestellt. Als mein Vater vor einigen Jahren mit einer DVD-Box mit der Aufschrift „Magnum, p.i.“ ankam, fragte ich mich, was er denn da wieder ausgegraben hatte. Ich hatte mich für amerikanische Detektivserien nicht sonderlich begeistern können.
Und dann legte er die erste DVD ein und dann war da der Ferrari. Und die Musik. Ich wette, einige von euch haben sie in diesem Moment sofort wieder im Kopf. Und dann läuft er das erste Mal durchs Bild und ich denke mir nur: „Was für ein cooler Typ.“ Magnum war mir auf Anhieb unglaublich sympathisch. Das ist sowohl Tom Selleck als starkem Charakterdarsteller geschuldet, als auch Norbert Langer als perfektem Synchronsprecher.

Doch von Anfang an: Warum habe ich mich Hals über Kopf verliebt in diese Serie, obwohl sie so gar nicht zu meiner Generation gehörte?
Zum Einen wäre da die Atmosphäre. Hawaii als Location war für mich, die ich bei solchen Serien nur graue Großstädte oder die Englische Countryside kannte, etwas völlig Neues und herrlich Exotisches. Die Schauplätze sind atemberaubend schön und bieten viel Spielraum für Verfolgungsjagden und verrückte Ermittlungen. Die Musik trägt auch einen großen Teil bei, denn die Herren Ian Freebairn-Smith (Titelsong) und Mike Post und Pete Carpenter haben ganze Arbeit geleistet und unvergessliche Themen kreiert, die mir seit gestern wieder im Ohr hängen.

Dann hätten wir die Charaktere: Mit so vielfältigen, sympathischen und abwechslungsreichen Figuren wie Magnum wartet meiner Meinung nach bis heute kaum eine Serie in diesem Genre auf: Da wäre Higgins, der schrulligen Hausverwalter des Anwesens, auf dem Magnum eigentlich für die Sicherheit zuständig ist, und der irgendwie zu jeder Situation eine Kriegsgeschichte zu erzählen weiß. Oder T.C., der zwar eine große Klappe und manchmal ein etwas ruppiges Auftreten, aber ein verdammt großes Herz hat und Thomas einfach keine Bitte abschlagen kann. Und Rick, den dritten im Bunde der Vietnam-Veteranen um Magnum, der ebenso schnell auf die Palme gerät, wie er für etwas zu begeistern ist (sei es Magnums Ermittlungsarbeit oder eine schöne Frau). Das Wichtigste ist selbstverständlich aber der Protagonist, dem ich auf seltsame Weise immer alles nachfühlen konnte: Magnum ist zerstreut und vergisst Verabredungen und Termine, sogar die mit seinen besten Freunden. Aber nie aus böser Absicht, denn für seine Freunde würde er wortwörtlich alles tun. Das kannte ich alles von mir. Es kommen ihm eben oft Dinge dazwischen, denn Magnum hat das Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen und zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Er ist ebenso temperamentvoll wie kindisch und liebt seine Detroit Tigers. Und bei all dem hat er einen detektivischen Spürsinn, der sich mit dem so mancher anderer locker messen kann. Er mag kein klarer, kalter Analytiker sein wie Sherlock, doch er kommt trotzdem am Ende immer hinter jedes Geheimnis, denn er verlässt sich – meist ganz richtig – auf seine Intuition.

Drei beste Freunde unter sich

Die Fälle, die er löst, reichen von schlichten Geschichten bis hin zu extrem skurrilen Situationen, wenn er einen Fall im Traum löst oder auf einem Maskenball von Robin Masters plötzlich das große Morden losgeht. Aber es wirkt einfach nie ‚over the top‘. Dabei bringt einen trotzdem so manche Geschichte wieder zum Lachen, vor allem bei Kleinkriegen zwischen Thomas und Higgins.
Und damit wären wir bei dem Teil, der mir bei Magnum so ans Herz gewachsen ist: Die Schlichtheit und Menschlichkeit. Magnum beschäftigt sich nicht mit den größten Verschwörungstheorien, sondern eben einfachen Verbrechen. Gut, die können schon mal etwas verrückter ausfallen, doch die wenigsten der Täter sind die großen psychisch Gestörten oder krassen Massenmörder. Und bei allem teilt man Magnums Blickwinkel auf die Dinge, und zwar aus Sicht eines einfachen Mannes. Er ist kein Akademiker, er hat seine Ecken und Kanten, er muss seine Freunde ab und an mal länger überreden, weil er auch mal Mist baut, und er kann nicht mit Geld umgehen. Aber er hat eine sehr gesunde Lebensphilosophie und eine durch und durch menschliche Art, mit Leuten umzugehen und hilft, wo er nur kann. Es wird nichts geschönt oder weichgezeichnet, und einige Szenen treffen einen, wie sie Thomas treffen. Dass er stets für einen den Erzähler spielt, verstärkt diesen Effekt auf positive Art und Weise. „Ich weiß, was Sie denken, und Sie haben Recht.“ Ich liebe diese Zeile.

Wisst ihr, eigentlich mag ich keine Männer mit Schnurrbart, und Baseballkappen finde ich ziemlich doof. Hawaii-Hemden sind meiner Meinung nach einfach nur scheußlich und die knallengen Jeans der 80er gehören verboten. Doch bei Magnum macht mir das alles nichts aus. Denn alte Liebe rostet nicht. Und sicher nicht zu diesem wundervollen Detektiv aus dem Paradies.

So, genug Nostalgie für heute ;) Wie steht ihr zu dieser Serie? Oder hält den Platz in eurem Herzen eine andere Krimiserie der Achtziger?

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