Das neue God of War lässt mich Kratos endlich lieben

15.06.2016 - 17:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
God of War
Sony Interactive Entertainment
God of War
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Mit der God of War-Reihe kann ich schon seit 10 Jahren nichts mehr anfangen. Doch obwohl mich die stumpfe Action der Vorgänger immer gelangweilt hat, freue ich mich schon jetzt auf den neuen Kratos, den Sony auf der E3 vorgestellt hat.

Die God of War-Reihe gehört zu den wichtigsten Action-Spielen des letzten Jahrzehnts. Der ewigwütende Kratos war die perfekte Personifizierung des Zorns – seine Gewaltausbrüche haben das Gameplay flüssiger Hack and Slays mächtig vorangetrieben und beeinflussen Spiele bis heute. Mein Erlebnis mit dem ersten God of War-Teil war intensiv, auch wenn danach dann unwiederbringlich die Luft raus war. Nur doof, dass anschließend noch drei weitere große Ableger der Reihe erscheinen sollten, die nichts Neues brachten.

Dasselbe in grün (wie der Hulk)

Schon mit God of War II war ich von der Reihe gelangweilt. Jenen Spielspaß, den ich aus der kompromisslosen Action ziehen konnte, fand ich schon im Original. Die Gewalt wurde ermüdend und auch der reichhaltige Hintergrund der griechischen Mythologie erschöpfte sich schneller als die meisten God of War-Fans wohl zugeben würden. Der entscheidende Punkt, an dem mich die Serie aber verloren hat, war die Eindimensionalität von Kratos. War ich im ersten Teil noch angetan von seiner grenzenlosen Wut, konnte ich seinen unmotivierten Zorn später nicht mehr ertragen.


Aber dann kam die E3-Pressekonferenz von Sony und die Enthüllung von God of War, das irgendwo zwischen Reboot und Sequel wohl alle Traditionen der Reihe über Bord werfen will. Und jetzt bin ich hellauf begeistert und fiebere einem Franchise entgegen, das mich noch vorgestern nicht mehr hätte langweilen können. Die 10-minütige Präsentation von God of War hat all das gezeigt, was ich mir für den spartanischen Sauertopf immer gewünscht habe. Überraschenderweise ist die kompromisslose Action trotzdem noch drin.

Ob die Beziehung zwischen Kratos und seinem Sohn über das gesamte Spiel hinweg derart emotional eingefangen wird, muss sich natürlich noch zeigen. Aber diese Momente von väterlicher Fürsorge, die Kratos durch seinem Hang zum Zorn so schwer gemacht werden, gehörten für mich zu den Höhepunkten der diesjährigen E3 und erinnerten mich an die Bindung zwischen Joel und Ellie aus The Last of Us. Ein Vergleich, den ich noch in der letzten Woche für lächerlich gehalten hätte. Plötzlich bietet die Symbolfigur der stumpfen Konsolen-Action für zwischendurch eine Tiefe, die oft nicht einmal Figuren erreichen, die von Beginn an für diesen Zweck entworfen wurden.

Dasselbe in anders (wie Bruce Banner)

Das Spannende an dieser charakterlichen Wandlung ist nicht die totale Transformation von Kratos, sondern die Tatsache, dass wir weiterhin denselben Kratos spielen, der in seiner Gier nach Macht viele furchtbare Dinge angestellt hat und sie heute bereut. Dem neuen Kratos fehlt nicht etwa die Wut von früher, vielmehr hat er an Einsicht gewonnen und fürchtet sich nun, dass er diese selbstzerstörerische Kraft an seinen Sohn weitergegeben hat. Wer hätte denn jemals gedacht, dass Kratos, der dem Sonnengott Helios am lebendigen Leibe den Kopf abgerissen hat, seinen Sohn zur Besonnenheit aufruft?

You must think, not simply react!

God of War behält das eigene Kernthema bei und beleuchtet es aus einer anderen Perspektive. Und wie es der Zufall so will, gefällt mir diese Perspektive deutlich besser als die vorherige. Doch der neue Anreiz, den mir God of War plötzlich bietet, beschränkt sich nicht allein auf die stärkeren Figuren, auch sonst war ich von der Ausrichtung positiv überrascht. Zum einen ist da natürlich die nordische Mythologie, die ebenso komplex ist wie die Olymp-Telenovela, aber bisher noch nicht wirklich ausgeschöpft wurde.

Vater und Sohn und Troll

Auch der Wechsel zu einer freibeweglichen Kamera und die Entschleunigung, nicht aber Entkräftung, des Kampfsystem machen God of War für mich spannender als die Vorgänger. Das Kombo-Chaos der Reihe würde zu der neuen Emotionalität schlicht nicht passen, denn wie kann Kratos glaubhaft bekennen, dass er seine Wut als Hulk hinter sich lassen und sein Leben als Bruce Banner verbringen möchte, wenn er dennoch darauf bedacht ist, seine Gegner möglichst eindrucksvoll ins Jenseits zu befördern?

Vielleicht habe ich mich in God of War verguckt und vielleicht wird diese Liebe auch enttäuscht. Doch bis ich den Neuanfang endlich selbst spiele, freue ich mich einfach über die Tatsache, dass Kratos mir den Kopf verdreht hat, ohne mir damit gleich das Genick zu brechen.

Ist das neue God of War auch für euch der richtige Schritt?

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