DC-Highlight: Birds of Prey glänzt mit brachialer John Wick-Action

08.02.2020 - 10:30 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Birds of Prey: The Emancipation of Harley QuinnWarner Bros.
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Birds of Prey ist mehr Actionfilm als Superheldenfilm und steht mit seinen genialen Prügeleien viel näher bei John Wick als bei seinen DC- und vor allem Marvel-Kollegen.

Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn ist nicht länger Spin-off, sondern Hauptattraktion und mit Sicherheit genau das, was sein Vorgänger Suicide Squad gern wäre. Der vorab gefeierte DC-Beitrag mit Margot Robbie ist knallbunt, knallhart und punktet genau dort am meisten, wo Superheldenfilme oft scheitern: handgemachte, erinnerungswürdge Actionszenen.

Birds of Prey-Regisseurin und John Wick-Macher sind ein geniales Team

Keanu Reeves' John Wick und Margot Robbies Harley Quinn würden ein fantastisches Filmduo abgeben, das sich in jeder Hinsicht ergänzt. Nicht nur könnten sie gemeinsam ihre großen Verluste (gekidnappter Hund, Trennung vom Joker) beklagen, auch teilen die beiden in ihren Actionszenen ähnlich brutal und überzeugend aus. Und das hat einen Grund. Bei Birds of Prey arbeitete die Regisseurin Cathy Yan eng mit Stunt-Genie und John Wick-Macher Chad Stahelski zusammen. Sie wollte seinen Action-Style in ihrem Film sehen.

Die John Wick-Reihe hat sich in den letzen Jahren als Hollywoods Action-Leuchtturm hervorgetan, den wir dankbar annehmen. Als Stunt-Double von Keanu Reeves arbeitete Chad Stahelski bereits bei Matrix an wegweisenden Actionszenen und wurde über die Jahre zum Stunt-Choreografen und Action-Filmemacher mit eigener Stunt-Firma namens 87eleven Action Design. Für Cathy Yan ist es die erste Blockbuster-Regie, aber nach diesem Debüt sollten viele weitere folgen.

Stunts statt CGI: Die Action erzählt mehr über Harley Quinn als alles andere

Gemeinsam setzen sich Yan und Stahelski mit Glitzer-Kanonen und Faustkämpfen über jegliche CGI-Schlachten bisheriger Superheldenfilme hinweg. Wie John Wick stolpert Harley Quinn von einer Prügelei zur nächsten, die sich jede im Design und Set-Piece unterscheiden.

Birds of Prey: Harley Quinn in ihrem Element

Sie stolpert durch dampfende Straßen, Asservatenkammern und Roller Derbys. Anstatt CGI in den Vordergrund zu stellen, kämpft Harley Quinn mittels Gefängnistüren, Baseballschläger, Autohupen, Autotüren, Müllbeutel und ihren Fäusten - und manches Mal auch auf Rollschuhen. Hier kam Margot Robbie übrigens ihr Schlittschuh-Training für ihren Oscarfilm I, Tonya zugute. Robbie glänzt bei ihren Stunts genau wie bei ihren Punchlines.

Auch Harley Quinns zirkusartistische Ader kommt bei den Stunts nicht zu kurz. Das alles vermittelt mehr über ihren einzigartigen Charakter, als es so mancher Dialog könnte, weil die Action selbst Charakter hat. Margot Robbie beschrieb ihn persönlich als "Girlgang-Film mit R-Rating".

Birds of Prey ist vollkommen überdreht, aber immer noch greifbar

Die handgemachte Action hilft Birds of Prey zudem in einem wichtigen Punkt: auf dem Boden zu bleiben. Bei all dem Spaß, Konfetti und Koks erdet ein zünftiger Faustkampf hier und da die bunte Show. Ein wichtiger Faktor ist dabei der Schnitt, der sich in Actionszenen über den Superhelden-Mainstream hinwegsetzt und Stunts oft in seiner ganzen Form zeigt, anstatt zu schneiden, wenn es spannend wird.

Notiz am Rande: Neben der Action hilft Birds of Prey auch ein ganz besonderer Kniff, um die surreale Harley Quinn menschlich zu machen: Essen.

Birds of Prey liebt seine Figuren und ihren Appetit

Sei es Harley Quinns liebstes Frühstückssandwich (wonach ich seit dem Film auf der Suche bin), Müsli oder Süßigkeiten, die sie mit ihrer Hyäne teilt: In Birds of Prey wird viel gefuttert. Konstantes Essen und Freude am Essen ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis, das in den meisten Superheldenfilmen vernachlässigt wird (deshalb ist die Schawarma-Szene in Marvel's The Avengers auch eine der sympathischsten in allen MCU-Filmen).

In Birds of Prey gibt es Actionhelden statt Superhelden

Zwar hat Harley Quinn bei weitem die meisten Actionszenen in Birds of Prey, dennoch kommen auch alle anderen Teammitglieder nicht zu kurz. Black Canary kämpf bevorzugt mit Fäusten und Beinen (und Stimme), Detective Renee Montoya hat Dienstwaffen und später einen Schlagring und Huntress ist eine Meisterin der Armbrust. Dabei gibt es jedoch kaum übernatürliche Szenen und fantastische Fähigkeiten - außer vielleicht ohne Hinzufallen über einen Parkour auf einer Drehscheibe zu laufen.

In seiner Andersartigkeit erinnert Birds of Prey an die vielseitige Herangehensweise von DC an Filme über Comicfiguren. Auch wenn der enorm erfolgreiche Joker und Birds of Prey stilistisch in keiner Weise vergleichbar sind, haben die beiden jüngsten DC-Filme doch einiges gemeinsam: sie zeigen keine Superhelden, sondern liefern zumindest eine neuartige, bodenständigere Darstellung von Figuren aus Superhelden-Comics.

Birds of Prey

Zudem freuen sich beide über ihr gut genutztes R-Rating und bekamen ein vergleichsweise niedriges Budget. 62,5 Mio. für Joker und 75 Mio. für Birds of Prey (wie Margot Robbie der Vogue  erzählte) stehen 150 Mio.-aufwärts-Budgets bei den meisten Superhelden-Blockbustern gegenüber.

Birds of Prey zeigt: Wer Action versteht und sie zum integralen Bestandteil macht, um über seine Figuren und ihre Welt zu erzählen, hat in modernen Superheldenfilmen den Baseballschläger vorn.

Wie gut ist Birds of Prey? Hört den Podcast unserer Kollegen:

In ihrem Podcast Leinwandliebe  liefern sich unsere Kollegen von FILMSTARTS eine hitzige Diskussion darüber, ob Birds of Prey einen Kinobesuch wert ist oder nicht.

Anlässlich des Birds of Prey-Starts wird in der neuen Folge von Leinwandliebe im Anschluss an die Diskussion über das DC-Abenteuer außerdem ein Blick in die Film-Zukunft der Comic-Schmiede geworfen, in der uns Blockbuster wie Aquaman 2, Black Adam und The Batman erwarten.

Wie hat euch die Action in Birds of Prey gefallen?

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