Defiance - Die Serie zum Spiel zur Serie zum Spiel

23.04.2013 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Berührungspunkte: Nolan und Irisa
Trion
Berührungspunkte: Nolan und Irisa
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Defiance ist mehr als eine TV-Show. Es ist eine Serie, ein Spiel und ein transmediales Projekt, das beide Medien und ihre Beziehung zueinander für immer verändern möchte.

Wenn ich normalerweise über Filme oder Serien und die dazugehörigen Spiele schreibe, dann handelt um Adaptionen. Entweder, weil ein Spiel zu einem Film wurde/werden soll oder anders herum. Warum aber über Lizenzen sprechen, wenn es ein Projekt gibt, das die Beziehung zwischen den Medien Film und Serie für immer verändern möchte: Defiance.

Defiance ist nicht nur eine Science-Fiction-Show, die letzte Woche auf Syfy anlief, sondern auch ein Videospiel , das ihr seit Anfang April spielen könnt. Es handelt sich bei keinem der beiden um eine Adaption, sondern um ein transmediales Experiment, in dem sich beide Medien gegenseitig beeinflussen.

Grundlagen & Berührungspunkte
Defiance erzählt die Geschichte einer nicht allzu fernen Zukunft, in der sich Menschen und diverse Alien-Arten (gemeinsam bekannt als Voltaner) nach einem Krieg die durch Terraforming stark veränderte Erde teilen.

Im Fokus der TV-Serie steht die titelgebende Stadt Defiance, die früher St. Louis hieß, dann aber den Namen der letzten Schlacht adoptierte, in welcher schließlich der Frieden beschlossen wurde. Zu den Hauptcharakteren gehören die Herumtreiber Nolan (Grant Bowler) und seine außerirdische Adoptivtochter Irisa (Stephanie Leonidas), die eigentlich auf dem Weg zur sonnigen Arktis waren, aber in der Stadt hängen blieben.

Sie sind das, was Transmedia-Theoretiker einen Berührungspunkt nennen. Das bedeutet, dass sie der Grund sind, dank dem Fans eines Mediums leichter den Sprung in das andere schaffen, da sie einen Angelpunkt haben, der beide Geschichten miteinander verbindet. Daher taucht das ungleiche Paar nicht nur in der TV-Show, sondern auch im dazugehörigen MMOG (Massively Multiplayer Online Game) auf, dessen eigenständige Handlung vor der Pilotfolge spielt.

Die meisten Gamer sind es gewohnt, dass den Buchstaben MMO der Zusatz RPG folgt, doch bei Defiance handelt es sich weniger um ein Rollenspiel und vielmehr um einen Third Person Shooter auf den Spuren von Borderlands, der in eine Online-Umgebung verfrachtet wurde. Diese Entscheidung dürfte mit Sicherheit nicht nur getroffen worden sein, um die weiterhin stetig wachsende Beliebtheit von Shootern für sich zu nutzen, sondern auch, um den Entstehungsprozess etwas zu vereinfachen. Die Entwicklung eines reinen Online-Rollenspiels hätte bedeutet, dass Defiance in direkte Konkurrenz zu Star Wars: The Old Republic oder Guild Wars 2 getreten wäre, was nicht nur den Fokus des transmedialen Projekts dank zwangsläufig umfangreicherem Storytelling völlig verändert, sondern auch die Entwicklung noch weiter verkompliziert hätte.

Entstehung zweier Welten
Ein funktionierendes Universum für eine Serie zu erschaffen, ist schwierig. Ein funktionierendes Universum für ein Spiel zu erschaffen, ebenso. Aber eines zu gestalten, das in beiden Medien gleichzeitig funktioniert? Das dürfte wohl die Königsdisziplin sein, unterscheiden sich doch schon die Herangehensweisen an die Entwicklung so stark, dass sie kaum miteinander vereinbar sind.

Während bei Videospielen mit Art Direction begonnen wird, um Sinn für eine Idee zu entwickeln, gehören visuelle Effekte und Entscheidungen zu den letzten Dingen, die für eine TV-Show bedacht werden. Für ein Spiel ist es ein Leichtes, außergewöhnliche Kreaturen zu erschaffen und futuristische Flugmaschinen an den Himmel zu packen. Eine Serie kommt hier schnell an technische und finanzielle Grenzen, was gerade in den Anfangstagen ein Problem darstellt, wenn sie sich erst noch beweisen und hohe Kosten rechtfertigen muss. Während ungewöhnliche Kostüme zu den Freuden von Film und Fernsehen gehören, sind den Animationen in Spielen engere Grenzen gesteckt, da wir uns momentan noch einen großen Schritt vom Fotorealismus entfernt sehen.

Die Liste lässt sich beliebig fortführen, wie Trion und Syfy feststellen mussten. Über fünf Jahre feilten der TV-Sender und der Videospielentwickler an ihrem transmedialen Science-Fiction-Projekt und sorgten dafür, dass Serie und Spiel nicht nur gemeinsam, sondern auch getrennt voneinander funktionieren können. Und das werden sie früher oder später auch müssen.

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