Der Hirsch als Seelenführer findet sich in Mythen und Märchen. Er kennt sich im Dickicht des Waldes aus und weist Suchenden wie Umherirrenden den rechten Weg. Das Erlegen eines Hirschen, zumal eines göttlichen, verspricht die Einverleibung der dem Hirschen zugeschriebenen Eigenschaften, besonders des Wandlungsaspektes. Der Hirsch mit seinem prächtigen Geweih, seiner majestätischen, kraftvollen Erscheinung ist Symbol für Männlichkeit, Stärke und Führungskraft.

Einige dieser Aspekte werden in Hayao Miyazakis Film Prinzessin Mononoke aufgegriffen.

Die Figur des Waldgottes besitzt mythische Kräfte, welche ihn über Leben und Tod verfügen lassen. Tagsüber erscheint er als hirschähnliche Gestalt und des nachts als eine in den Himmel ragende Erscheinung, die lichtdurchflutet wie eine Ader pulsiert.

Der Beschützer - Harry Potter

Im dritten Teil der Harry-Potter-Saga muss sich der Titelheld erstmals gegen Angreifer durchsetzen, gegen die nur ein starker Schutzzauber hilft, der Patronus.

Der Patronuszauber ist ein Zauberspruch, der gegen Dementoren eingesetzt wird. Dieser wird durch das Aussprechen der Zauberformel "Expecto Patronum" und durch die Vorstellung eines glücklichen Ereignisses oder Gedankens aufgerufen. Die Vorstellungskraft erzeugt ein silbernes Tier, kaum mehr als ein Nebel, welches dem Charakter des Zauberers entspricht und die Dementoren vertreibt. Dazu ein Ausschnitt aus dem Buch:

Es war kein Pferd. Es war auch kein Einhorn. Es war ein Hirsch. Er leuchtete so hell wie der Mond am Himmel. Am Ufer hielt er inne. Seine Hufe hinterließen keine Spur im weichen Boden. Er starrte Harry mit seinen großen silbernen Augen an. Langsam neigte er den Kopf mit dem schweren Geweih.

Harry Potters Figur ist als Anführer und Erlöser definiert. Der Hirsch steht für Stärke, Führungskraft und auch für den Beschützer. Daher ist es recht naheliegend, dass Harrys Patronus als Hirsch in Erscheinung tritt.

Der Unheimliche - Hannibal

Im Traum ist das Auftauchen eines Hirsches ein äußerst positives Zeichen und deutet Erfolg und Reichtum an. Er dient in Träumen auch als Projektionsfläche für Vaterkonflikte, die z.B. dadurch gelöst werden, indem der Träumer den Hirsch erlegt, sich ihm annähert oder selber zum Hirsch wird.

In der Serie Hannibal symbolisiert der Hirsch etwas ganz und gar anderes.

Will, der Protagonist der Serie, hat vermehrt Tagträume, seit er die Leiche eines Mädchens auf einen Hirschgeweih aufgespießt vorgefunden hat. Das FBI ist einem Nachahmungstäter auf der Spur.

Will weiß natürlich anfangs noch nicht, wer dieser Nachahmungstäter ist und assoziiert ihn mit einem Hirsch aufgrund des ersten Mordes.

Seither verkörpert der Hirsch, welcher mehr als furchteinflössend dargestellt wird, Wills Unterbewusstsein.

Im Laufe der Geschichte entwickelt sich der Hirsch zu einem Wendigo, einem menschlichen Wesen mit Geweih, welches in Gestalt Lecters in den Träumen Wills erscheint.

Der Regisseur von Hannibal erklärt dessen Bedeutung wie folgt:

Der Hirsch hat stets die Beziehung zwischen Hannibal Lecter und Will Graham repräsentiert. Als Will in seiner letzten Szene den letzten Atemzug des Hirschs aushauchen sieht, ist damit der Tod der Freundschaft zwischen Will und Lecter gemeint.

Der Anführer - Als die Tiere den Wald verließen

Im Schamanismus wird der Hirsch, meistens als weißer Hirsch, als das Reittier in die Anderswelt dargestellt. Auch in den keltischen Geschichten taucht der Hirsch im Zusammenhang mit der Nähe der oder dem Übergang in die Anderswelt auf. Die weiße Farbe ist neben ihrer Bedeutung als Reinheitssymbol auch eine Farbe für die Anderswelt.

In Als die Tiere den Wald verließen war der Thalerwald seit Generationen die Heimat einer Gemeinschaft von wild lebenden Tieren. Doch die Trockenheit hat nun ihre Wasservorkommen ausgetrocknet und die Bauprojekte der Menschen zwingen die dort lebenden Tiere ihren Lebensraum zu verlassen. In ihrer Verzweiflung begeben sie sich auf die gefährliche Reise zum Weißhirschpark, einem Naturreservat. Fuchs wird zum Anführer ernannt, und Dachs ruft den Eid zum gegenseitigen Schutz ins Leben, um Sicherheit für die kleineren Tiere zu garantieren.

Der große weiße Hirsch ist der Chef des Weißhirschparks. Er ist ein starker und schlauer Hirsch, dem das Wohl der Tiere am Herzen liegt.

Der Andersartige - Der Hobbit

In der Buchvorlage Der kleine Hobbit finden wir zu den Geweihträgern Mittelerdes folgendes:

Zur Zeit von Bilbos Reise zum Erebor lebten im Düsterwald pechschwarze und perlweiße Hirsche. Es waren scheue Tiere, die fast lautlos durch den Wald streiften. Eine Art von Rothirschen lebte auch an den weniger dichten Säumen des Waldes.

Thranduil, der König der Waldelben, wählte den Hirsch zu seinem Reittier. Hierbei handelt es sich vermutlich um einen Megaloceros, übersetzt Riesenhirsch.

In Europa starb der Riesenhirsch bereits vor 11500 Jahren aus und war danach wohl auf Sibirien beschränkt. In Westsibirien überlebte die Art offenbar bis ins frühe Holozän und starb erst vor ca. 7.600 Jahren aus. Nordamerika hat Megaloceros nie erreicht.

Ob es sich hier eindeutig um einen nachempfundenen Riesenhirsch oder doch um einen Alces alces gigas, Alaska-Elch handelt ist nicht geklärt. Das Reittier des Elbenkönigs zeigt einige Merkmale, die eindeutig nicht elchtypisch sind. Es fehlen der Elchbuckel, die breite, überhängende Oberlippe sowie der charakteristische Kinnbart. Für einen Megaloceros giganteus, die bekannteste Art der Riesenhirsche spricht die schmalere Gesichtsform und das mächtige Geweih, das bei fossilen Funden Spannweiten von mehr als 3,5 m erreichte. Der Riesenhirsch hatte eine Schulterhöhe von etwa 2 Metern und damit die Größe eines heutigen Elchs.

Für mich persönlich wählte Jackson den Riesenhirsch als Vorlage, da die Merkmale eindeutig mehr dafür sprechen und zugegeben mir die Idee einen Hirsch als Thranduils Reittier zu benutzen mehr als gefällt. Immerhin würde es seinen Titel Waldlandkönig gekonnt unterstreichen.

Der Verwandelte - Bambi

Im Zeichentrickstreifen ist Bambi der kleine Sohn eines amerikanischen Weißwedelhirsches. Doch das war ursprünglich ganz anders.

Es sind viele der Meinung, dass das „Reh die Frau vom Hirsch ist“ und dieser wird wiederum oft „König der Wälder“ genannt. Dabei bevorzugen Rothirsche als ehemalige Steppenbewohner offene und halboffene Landschaften und keineswegs dichte Wälder. Aber intensive, landwirtschaftliche Nutzung und starke Bejagung haben sie im Laufe der Zeit immer mehr in die Wälder zurückgedrängt, aus denen sie sich heutzutage meist nur noch im Schutze der Dunkelheit wagen.

Der geistige Vater Bambis war Felix Salten. Als der in 1869 in Budapest geborene österreichische Autor im Jahr 1923 sein Buch "Bambi, eine Lebensgeschichte aus dem Walde" schrieb, erzählte er von einem jungen Rehbock.

Ende der dreißiger Jahre, kaufte Walt Disney die Filmrechte an Saltens Buch. Doch weil es bekanntlich in den USA keine Rehe gibt, musste 1942 für Disneys fünften Zeichentrickfilm "Bambi" aus dem Rehkitz ein Weißwedelhirschkalb werden.

Nun, wird so mancher denken, jetzt habe ich immer noch nicht die Antwort auf die Frage geliefert, wieso der Hirsch als mein Profilbild fungiert.

Der Hirsch ist für mich immer faszinierend gewesen und ist seit kurzer Zeit auch ein Art Vorbild für mich geworden. Ein Wesen, dass Stärke und Weisheit zugleich vermittelt, als Beschützer fungiert und dies in solcher Anmut finde ich bemerkenswert.

Ich wohne selbst am Rand eines Waldes (leider ohne Hirsch) und bekomme oft Besuch von Rehen. Diese Besuche sind für mich meistens mit Bedeutung verbunden, denn es scheint, als würden sie mir jedes Mal aufs Neue helfen mir über eine Situation klar zu werden. Ähnlich ist es, wenn mir der Hirsch im Leben begegnet.

Der elegante und zugleich königliche Hirsch zeigt uns, wie wir mit aufrechter Haltung durchs Leben gehen können, – gerade auch dann, wenn wir uns in einer schwieriger Situation befinden. Dabei geht es um innere Stärke und die Erkenntnis, dass in der Ruhe oft die wahre Kraft liegt. Der Hirsch schreitet frei und unabhängig durch sein Territorium. Wenn er mir "erscheint", werde ich dazu aufgefordert, mit der gleichen Beharrlichkeit meine Ziele zu verfolgen und meine Zweifel zu begraben, damit ich weiter meines Weges gehen kann.

Aus diesem Grund ziert ein Hirsch mein Profilbild und meinen linken Oberschenkel in Form eines Tattoos, damit er mich immer wieder aufs Neue aufkommende Zweifel besiegen lässt.

Kennt ihr Filme oder Serien, wo ein Hirsch eine Rolle spielt?

Der König des Waldes im Medium Film

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