Die Leidenschaft mit der sich Dominik Graf und Johannes Sievert dem deutschen Film widmen steckt ebenso im Titel des heutigen TV-Tipps wie die Ambivalenz. Vor 54 Jahren wurde auf einer Pressekonferenz in Oberhausen "Papas Kino" für tot erklärt, Startschuss einer Erneuerungsbewegung im deutschen Film, die bis in seine Produktionsstrukturen reichen sollte. In den Folgejahren dominierte die "Welle" die Erinnerung an und Wahrung des hiesigen Filmerbes. Diesem Bruch mit dem Kino der Väter aus dem Dritten Reich und der Adenauer-Republik stellt der Dokumentarfilm Verfluchte Liebe deutscher Film die Suche nach Kontinuitäten gegenüber. Er findet sie in aufregenden Genrefilmen der 70er Jahre.
Dem Titel gemäß stürzt sich die Doku ins lange vergessene Genrekino, das parallel zum "besonders wertvollen" Neuen Deutschen Film produziert wurde. Mädchen: Mit Gewalt, Deadlock, Supermarkt und Blutiger Freitag lauten einige der kernigen Titel, die aus rechtlichen Gründen nicht immer mit Ausschnitten präsentiert werden könnten. Dafür zeichnen Interviews mit Kritikern, Historikern und Filmschaffenden vielfach ein vibrierendes, sinnliches Bild jener Filme, das eine ungeheure Lust schürt, sich sofort nach dem Abspann in ihnen zu versenken.
Diese alternative Geschichtserzählung findet Schnittstellen nicht nur zum Kino von F.W. Murnau oder Fritz Lang, sondern insbesondere zum zeitgenössischen europäischen Genrefilm, der hierzulande teils besser erschlossen ist als die eigene Filmproduktion. Bevor wir also wieder neidisch zum Poliziotteschi und Italowestern hinüberblicken, lohnt es sich Mario Adorf dabei zuzuhören, wie er seine Nahtoderfahrungen am Set des BRD-Westerns Deadlock von Roland Klick schildert. Umso bedauerlicher ist es da, dass Arte heute nur eine 65-minütige Fassung des Dokumentarfilms ausstrahlt, der bei der vergangenen Berlinale in einer 90 Minuten langen Fassung gezeigt wurde.
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Heute im TV: Verfluchte Liebe deutscher Film (2016)
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Sender: Arte
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Zeit: 21:40 Uhr
Was schaut ihr heute Abend?