Germany's Next Biene Maja – Vom Nazi zum Topmodel

30.03.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Biene Maja: Mal zu dick, mal zu dünn, mal zu Nazi?
ZDF/Polyband/moviepilot
Biene Maja: Mal zu dick, mal zu dünn, mal zu Nazi?
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„Biene Maja mit Wespentaille“, „Biene Maja zu dünn für ein Vorbild“, „Maja – lieber Magermodel als Germanin“. Ihr merkt es vielleicht, der heutige Aufreger steht im Zeichen von unserer kleinen, frechen, schlauen (dürren?) Biene Maja.

Gestern früh lief die halbstündige Pilotfolge der neu produzierten Die Biene Maja-Serie, die sowohl technisch als auch optisch merklich modernisiert wurde – nur erzählerisch bedauernswert antiquiert blieb. 78 Folgen wurden vom ZDF als deutsch-österreichisch-französische Koproduktion in Auftrag gegeben und von einem französischen Animationsstudio als computeranimierte Serie umgesetzt. Ein Zusammenschnitt der Serie inklusive des Gott-losen Titelsongs findet ihr hier. Dass in den vergangenen Wochen zahlreich über die Serie berichtet wurde, lag jedoch weniger daran, dass Hand an eine deutsche Zeichentrickikone gelegt wurde, als an dem Umstand, dass die neue Maja sichtlich Pfunde verloren hat. Ein Skandal!

Der eigentliche Aufreger der Woche liegt jedoch wo anders, bei der Scheinheiligkeit der deutschen Medien, die sich mit falscher Moral und Halbwahrheiten echauffieren. Polemik und Übertreibung sind des Schreibers einträglichste Werkzeuge, das muss nun auch die arme Biene feststellen.

Schlanker? Ja. Mager? Nein
Call me sexist, aber Maja hat die Kur nicht geschadet (zur allgemeinen Beruhigung, das moviepilot-Titelbild wurde von uns retouchiert, die echte CG-Maja findet ihr in der Bildergalerie). Dort ist zu erkennen, dass die kleine Biene schlanker geworden ist. Zweifelsfrei. Aber wenn ich den polemischen oder nostalgisch verklärten Argumentationen lausche, mit denen um sich geworfen wird (SPON, Stern, N24, WZ oder KSTA), könnte ich fast glauben, aus dem kleinen Insektenmädchen wäre ein Opfer der Bulimie geworden. Nicht selten wird ein Bildvergleich zwischen der alten und der neuen Maja gezogen. Interessanterweise aber stets mit der Uralt-Maja aus der ersten Staffel, wo sie noch bedeutend mehr auf den Rippen hatte und noch eine andere Haarfarbe besaß. Dass sich auch eine Biene Maja während der Produktion weiterentwickelte, wird aufgrund der Argumentation gerne unter den Tisch gekehrt.

Warum muss das Thema Gewicht überhaupt wieder so dominant in den Mittelpunkt gerückt werden? Die neue Maja mag nicht mehr dicklich sein, aber sie ist nach wie vor von rundlicher, gar knubbeliger Statur fernab jeglicher japanischer Manga- und Animestilistiken, die ihr nachgesagt werden. Nun endlich erinnert sie nicht bloß farblich sondern auch mit ihrer Figur an eine echte Biene anstelle einer dicken Hummel.

Im Namen der weiblichen Political Correctness
Im Zuge eines modernen Körperbewusstseins wurde es scheinbar legitim, abnehmen zu verteufeln und stattdessen zu seinen Pfunden zu stehen. Warum auch nicht. Aber seit wann wurde daraus eine Doktrin? Wo ist die gesunde Mitte und vor alledem der gesunde Menschenverstand geblieben? Wir reden hier schließlich nicht von Extremen, verzerrten Schönheitsidealen oder Zahnstocher Kate Moss. Ilka Bessin alias Cindy aus Marzahn hat letztes Jahr Michelle Hunziker als Wetten, dass..? -Sidekick abgelöst und macht ihren Job bravurös. Die wenigen Zuschauer, die der Samstagabendshow noch die Stange halten, dürften heil froh sein, dass Cindy das verkalkte Showformat noch mit ein paar Akzenten versieht. Aber diese Wertschätzung musste sich das „Comedy Schwergewicht“ oder „die schwergewichtige Komikerin“, wie sie genannt wurde (via), hart erarbeiten, weil man sich zunächst wieder über das Offensichtliche das Maul zerriss: die dicke Berlinerin, die in die Fußstapfen der dürren Blondine tritt.

Interessant ist übrigens, dass nur Majas Hintern zur Debatte steht. Willi, der nicht weniger abspecken musste, fand höchstens in Nebensätzen Erwähnung. Zwangsdiäten scheinen die Vorbildfunktion nur zu tangieren und ein pädagogisches Problem darzustellen, wenn Mädchen betroffen sind. Was bin ich doch froh, ein Junge zu sein.

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