Götz George zeigt Zivilcourage

27.01.2010 - 11:00 Uhr
ARD
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Heute Abend beweist die ARD einmal mehr, dass das deutsche Fernsehen mehr zu bieten hat, als Kitsch und Anspruchslosigkeit: Götz George droht, im Fernsehfilm Zivilcourage an Ausländerkriminalität und den eigenen moralischen Ansprüchen zu scheitern.

Im Fernsehfilm Zivilcourage prallen Welten aufeinander: Jung und Alt, Deutsche und Ausländer, Ideale und Realität. Ein großartiger Götz George und eine effektive und dennoch zurückhaltende Regie machen aus Zivilcourage einen Ausnahme-Fernsehfilm.

Mit den Jahren hat sich Peter Jordan (Götz George) seine eigene Welt geschaffen: Zwar lebt er in einem Problemviertel in Kreuzberg, mitten in Berlin, aber in seiner Wohnung und seinem Buchladen bekommt er nichts mit von sozialen Spannungen. Das ändert sich erst, als er Zeuge wird, wie auf der Straße ein Obdachloser zusammengeschlagen wird. Jordan schreitet ein, hilft dem Opfer und zeigt den ausländischen, jugendlichen Schläger (Marko Mandic) an.

Damit sind die Probleme aber nicht aus der Welt. Der Schläger ist der Freund von Jordans Schülerpraktikantin Jessica und lässt sich durch eine Anzeige nicht abschrecken. Mehr noch, auf einmal ist nicht mehr nur Peter Jordans eigenes Leben in Gefahr. Als seine Familie und Freunde ebenfalls in den Kleinkrieg hineingezogen werden, beschließt Jordan zu härteren Mitteln zu greifen.

Regisseur Dror Zahavi gelingt mit Zivilcourage ein Meisterwerk des Fernsehfilms, nicht zuletzt aufgrund des brillianten Spiels von Götz George. Das pointierte Drehbuch von Jürgen Werner vermag es auch, die Gegensätze wie zum Beispiel die von Jordan und seiner 15-jährigen Praktikantin Carolyn Genzkow ohne die üblichen Versatzstücke zu schildern. Fast schon nebenbei entzaubert Zivilcourage nicht nur die Ideale der 68er-Generation und wirft die Frage auf, ob Zivielcourage alleine schon reicht.

Besondere Aktualität gewinnt Zivilcourage durch einen Vorfall, der letztes Jahr durch alle Nachrichten ging. An einem Münchner S-Bahnhof wurde ein Mann zu Tode geprügelt, weil er versuchte, Kinder vor einer Gruppe Schlägern zu beschützen. Von schamloser Ausschlachtung des realen Vorbilds jedoch keine Spur: Die ARD wagt sich hier an ein heikles Thema heran, ohne in die klischeebeladene Gefühlsduselei zu verfallen, an die wir uns in Fernsehfilmen fast schon gewöhnt haben.

Wenn Ihr also morgen mitreden wollt: Zivilcourage mit Götz George läuft heute Abend, dem 27. Januar 2010 um 20:15 in der ARD. Wem nach etwas Leichterem als dem Sozialdrama ist, sollte einen Blick in unser Fernsehprogramm werfen.

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