Heute im TV: Einer der besten deutschen Filme 2020 wird leider im Spätprogramm versenkt

17.08.2021 - 10:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Kokon
Salzgeber & Co. Medien GmbH
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Einer der schönsten deutschen Filme 2020 läuft als Free-TV-Premiere viel zu spät im ZDF. Als Coming-of-Age-Geschichte voller starker Bilder solltet ihr Kokon aber nicht verpassen.

Geschichten über das langsame und schwierige Erwachsenwerden von Jugendlichen wurden im Kino schon vielfach erzählt. Trotzdem kann es umso beglückender sein, wenn für die komplizierten Gefühle der unreifen Figuren die passenden Bilder als Ausdruck gefunden werden.

Genau so ein Glücksfall ist der deutsche Coming-of-Age--Film Kokon von Regisseurin Leonie Krippendorff, der im ZDF heute viel zu spät um 23 Uhr seine Free-TV-Premiere bekommt (alternativ gibt's den Film auch in der ZDF-Mediathek  zum Streamen!). Darin erstrahlen die neugierigen, überwältigenden und manchmal auch frustrierten Gefühle der jugendlichen Hauptfigur in umso kraftvolleren Bildern.

TV-Tipp: Kokon schildert das schwierige Aufwachsen mit intensiven Eindrücken

Leonie Krippendorffs Film spielt sicher nicht zufällig 2018 in einem der heißesten Sommer Berlins aller Zeiten. Gerade in der Hitze scheinen die Gefühle der 14-jährigen Nora, die am Kottbusser Tor zuhause ist, erst recht überzukochen. Im multikulturellen Brennpunkt muss sie sich mit ihrer zwei Jahre älteren Schwester und guten Freundin Jule ein Zimmer teilen. Meistens sind die Mädchen auf sich gestellt, denn die alleinerziehende Mutter ist Alkoholikerin und hat oft nicht die Kraft, sich ausreichend um ihre Kinder zu kümmern.

Schaut hier noch den Trailer zu Kokon:

Kokon - Trailer (Deutsch) HD
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Eltern spielen in Kokon aber eh kaum eine Rolle. Die Regisseurin setzt lieber auf vertraute Motive des Coming-of-Age-Genres und beobachtet Nora als schüchterne Außenseiterin, die sich im Freundeskreis unsicher zwischen Schönheitsidealen und Freizeitritualen bewegt.

Viel wichtiger sind hier aber die kraftvollen Bilder, für die Krippendorff immer ganz nah an den Körpern ihrer Figuren ist und einen Film im ständigen Superzoom inszeniert, der eine in kräftigen Farben strahlende Jugend zeigt. In den besten Momenten vermittelt Kokon die komplizierten Gefühle von Nora durch Bilder, wenn die Worte ratlos und schwammig sind.

Noras sexuelle Orientierung wird schließlich in den Momenten zwischen ihr und der älteren, rebellischen Mitschülerin Romy klarer. Dabei sind vor allem die gemeinsamen Szenen von Lena Urzendowsky als Nora und Jella Haase als Romy ein einziges Knistern, das die aufregende Annäherung, den ersten Höhepunkt und die zwangsläufige Enttäuschung der Pubertät als bittersüßen Traum einfängt.

Jella Haase und Lena Urzendowsky in Kokon

Ein Traum, den die Regisseurin auch aus unangenehmen Körperflüssigkeiten wie das erste Menstruationsblut in der Hose oder die Kotze auf dem Oberteil beim ersten Vollrausch formt. Dazu kommt eine fast schon hypnotische Tonspur aus markanten Geräuschen dieser Gegend Berlins wie das Rattern der U-Bahn, Polizeisirenen und das Aufeinanderprallen unterschiedlichster Sprachfarben.

Kokon erzählt nicht nur, wie es sich anfühlt, jung zu sein und in einer ebenso überwältigenden wie verwirrenden Welt aufwachsen zu müssen. Der Film zeigt es vor allem.

Habt ihr Kokon schon gesehen oder wollt ihr den Film noch schauen?

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