Irreführend: Netflix erzürnt Nutzer mit trügerischer Filmvorschau

22.10.2018 - 11:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Luke Cage
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Netflix muss für seinen Algorithmus heftige Kritik einstecken: Er sei irreführend und präsentiere manche Filme ganz anders, als sie eigentlich sind. Jetzt gibt es Beschwerden.

Netflix brüstet sich gerne damit, einen gut funktionierenden Algorithmus zu haben, der die Vorlieben seiner Nutzer analysiert, um entsprechende Empfehlungen abzugeben. Offenbar beeinflusst der Algorithmus allerdings auch, wie die Poster der Filme in der Vorschau aussehen und das kann ziemlich irreführend sein. Der Guardian  berichtet, dass zahlreiche schwarze Netflix-Nutzer sich darüber beschweren, vom Streamingdienst ausgetrickst zu werden: Auf vielen ihrer Poster würden schwarze Charaktere abgebildet und damit als eine Hauptfigur inszenierte werden - und das, obwohl sie in der Regel nur eine Nebenrolle spielen.

Netflix macht falsche Versprechungen

Als besonders anschauliche Beispiele dienen unter anderem die Netflix-Produktionen Set It Up und Wie der Vater. Ersterer ist eine romantische Komödie mit klarem Fokus auf ein weißes Paar, (Zoey Deutch und Glen Powell), zweiter eine Vater-Tochter-Komödie mit Kristen Bell, Kelsey Grammer und Seth Rogen in den Hauptrollen. Die Poster, die einige schwarze Netflix-Nutzer angezeigt bekommen, suggerieren jedoch ein anderes Bild (die jeweils rechts abgebildeten Figuren nehmen nur einen marginalen Teil des Films ein):

Auch auf Twitter wird diese etwas unheimliche Poster-Anpassung diskutiert und mit weiteren Beispielen unterfüttert. Da könnte man tatsächlich denken, dass Chiwetel Ejiofor mehr als nur eine handvoll Minuten Screentime in Tatsächlich ... Liebe hat:

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Netflix: Der Algorithmus kenne keine Ethnizität

Seitens Netflix heißt es dazu lediglich, dass der Streamingdienst die Nutzer und Nutzerinnen nicht nach Geschlecht und Ethnizität fragt und diese Informationen daher gar nicht genutzt werden könnten: "Die einzige Information, die wir nutzen, ist der Streamingverlauf." Poster wie die obigen werden also Nutzern und Nutzerinnen angezeigt, die sich viele Filme und Serien mit schwarzen Charakteren in den Hauptrollen anschauen. Es reicht vielleicht schon, Fan von Marvel's Luke Cage zu sein, um täuschende Poster vorgesetzt zu bekommen. Weniger problematisch wird die Prozedur dadurch nicht. Wie Tolani Shoneye vom Receipts Podcast es gegenüber dem Guardian zusammenfasst:

Letzte Woche habe ich 30 Minuten von einer Romcom gesehen, weil ich dachte, es ginge um das schwarze Paar, das mir auf dem Poster gezeigt wurde. Ich will diese Geschichten sehen. Die wissen, dass ich diese Geschichten sehen will. Warum machen sie nicht einfach mehr davon?

Den neuen Algorithmus mit eben jener "Artwork personalisation" führt Netflix seit vergangenem Dezember. Als Paradebeispiel dafür wurde Good Will Hunting angeführt: Bei Romcom-Fans werden auf dem Poster die sich küssenden Matt Damon und Minnie Driver gezeigt, Freunde der Komödie bekommen Robin Williams allein angezeigt. Was genau der Mehrwert davon sein soll, Zuschauer und Zuschauerinnen dazu zu verleiten, Filme zu schauen, die sie gar nicht sehen wollen, weiß wohl nur Netflix.

Wurdet ihr vom Netflix-Algorithmus auch schon in die Irre geführt?

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