Jon Turteltaub, den Regisseur von Duell der Magier

03.09.2010 - 17:00 Uhr
Jon Turteltaub und Nicolas Cage
Disney
Jon Turteltaub und Nicolas Cage
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moviepilot hat den Regisseur von Duell der Magier, Jon Turteltaub, getroffen und ihn zu der Entwicklung des Filmes und die verschiedenen Gesichter des Nicolas Cage befragt. Ab heute ist der Film in den deutschen Kinos.

Ab heute startet der Fantasyfilm Duell der Magier in den Kinos. Bei der wondercon in San Francisco traf moviepilots Batzman den Regisseur Jon Turteltaub und sprach mit ihm über die Entstehungsgeschichte von Duell der Magier, den Hauptdarsteller Nicolas Cage und das Leben als Filmemacher an sich.

moviepilot: Hallo Jon, kannst du mir eine kleine Zusammenfassung davon geben, wie das Projekt Duell der Magier überhaupt zustande gekommen ist?

Jon Turteltaub: Nun meine Beziehung zu Duell der Magier entwickelte sich durch Nicolas Cage, der mich ansprach, ob ich bei dem Film die Regie führen wollte. Nic und seine Firma hatten den Film zusammen mit einem anderen Produzenten entwickelt. Als er mich fragte, ob ich den Film drehen wollte, hatte ich noch kein Drehbuch dazu gelesen, aber es gab schon eines. Es ist eine so naheliegende Idee zu einem Film und es war überraschend, dass das noch niemand verfilmt hatte. Nicht einmal Disney hat das bisher getan.

moviepilot: Disney hat bereits einen ähnlichen Film, als ich das erste Mal von der Idee gehört hatte, musste ich gleich an Mickey Mouse denken…

Jon Turteltaub: …und das ist bemerkenswert, dass du als ein Deutscher als erstes daran denkst, weil Duell der Magier auf einem Stück von “Goethe” basiert. Habe ich das richtig ausgesprochen?

moviepilot: Ja.

Jon Turteltaub: Gut. Ich möchte mich nicht blamieren. Als ich die Übersetzung des Goethe-Stückes erhielt, empfand ich es potent genug, damit man es als klassische Fabel umsetzen könnte. Es stellte sich dann nur noch die Frage, wie man einen neun minütigen Mickey Mouse-Cartoon in einen Langfilm verwandeln könnte. Wir wollten dieses Ziel vor allem durch Modernisierung, Anpassung und eine zeitgemäße Kulisse erreichen. Es galt, eine komplette Welt und einen gesamten Film zu kreieren, in dem die Original-Fabel ein Teil des Ganzen ausmachte, aber auch Platz für mehr geboten blieb. Es ist schwer einen Film zu machen nur mit Kehrbesen, die zwei Stunden lang Wasser umherschleppen.

moviepilot: Es wäre nicht das erste mal…

Jon Turteltaub: Ja, lustig. Versuche es doch mal…

moviepilot: Welches Publikum soll der Film ansprechen?

Jon Turteltaub: Wir wollten keinen Kinderfilm drehen. Wenn man sich das Original einmal genauer anschaut, wurde es über die Jahre zu einem niedlichen Mickey Mouse-Cartoon. Tatsächlich ist er aber ein sehr düsterer Cartoon und ich kann mich erinnern, dass ich ihn als Kind ziemlich beängstigend fand. Ich wollte das Ganze noch dunkler inszenieren, mit einer realistischen Atmosphäre. Deshalb haben wir New York als Kulisse ausgewählt, um der Geschichte die nötigen Ecken und Kanten zu verleihen. Es gibt ein gänzlich neues Konzept was Familienfilme anbelangt. Ich denke in ganz Hollywood ist angekommen, dass ein für Kinder produzierter Film am Ende eben nur ein Kinderfilm wird. Wenn ein Film aber die Erwachsenen als Zielgruppe versteht und dabei auf zu viel Vulgärsprache, Nacktheit und Gewalt verzichtet, kommt dabei ein Erwachsenenfilm raus, den auch Kinder sehen wollen. Damit erreicht man eine weitaus größere Zielgruppe. Außerdem erhält man einen besseren Film. So entschieden wir uns also für ein unterhaltsames Fantasy Adventure, das auch für Kinder interessant ist, sich aber nicht einzig an diese als Zielgruppe bindet.

moviepilot: Nicolas Cage ist bekannt dafür, einige dunklere und schräge Charaktere zu verkörpern. Zuletzt sah ich ihn in Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen.

Jon Turteltaub: Ja, und düsterer kann es kaum werden.

moviepilot: Er war überraschend und durchgedreht, in diesen Rollen mag ich ihn wirklich. Mehr als in den freundlichen, einvernehmlichen Rollen, weil ich denke, ihm steht die andere Seite einen Hauch besser zu Gesicht.

Jon Turteltaub: Er ist richtig gut darin, und ihm gelingt es einfach tough zu sein, wo andere Schauspieler das eben nur spielen können. Bei Nic glaubst du es. Seltsamerweise ist Nic in den beiden Filmen, die ich mit ihm gedreht habe, eine geradliniger und langweiliger Typ. Zum Beispiel als Ben Gates aus Das Vermächtnis der Tempelritter. Nun kamen wir erneut zusammen und konnten etwas düsteres erschaffen. Er meinte zu mir “Ich werde dich hier auf einen kleinen Ritt mitnehmen”, wozu ich nur meinte: “los los los!” Er hat eine dunkle Seite und Härte und es sollte etwas beängstigend und furchterregend werden.

moviepilot: Ich glaube das macht auch den Charme eines Zauberers aus.

Jon Turteltaub: Zauberer sind angsteinflößend. Dieser Eindruck hat heutzutage abgenommen, zum Beispiel durch Harry Potter.

moviepilot: Aber auch dort wird getötet.

Jon Turteltaub: … aber selbst dort wird getötet, und das haben sie in den Büchern sehr klug gemacht, genauso wie in den Filmen, den Grad der Gefahr und das Risiko langsam steigern. Es gibt Szenen, in denen es um Leben oder Tod geht und Nic sowie Alfred Molina können diese Gefahr ausdrücken, ohne dabei auf vielschichtige Charaktere zu verzichten, während sie Unterhaltung sowie Spaß mit Gefühlen von Angst und Gefahr verbinden.

moviepilot: … und der Charakter von Jay Baruchel ist derjenige, der die Zuschauerschaft mit in diese Welt nimmt und selbst mit seinem Leben darin zurechtkommen muss. Wie alt ist er im Film?

Jon Turteltaub: Wir sehen ihn zuerst als zehnjährigen, werden ihn dann aber als zwanzigjährigen verfolgen, der von Jay Baruchel gespielt wird und Student der Physik an der NYU ist. Er hat sogar einen deutschen Nachnamen, “Stutler”, zumindest klingt er deutsch.

moviepilot: Hört sich ein bisschen wie in den alten Nazifilmen an. “Kommandant Stutler.”

Jon Turteltaub: Stutler klingt deutsch, ist es aber nicht. Naja, irgendwoher müssen wir ihn haben. Er ist sicherlich mehr Nerd als die meisten von uns, aber ich denke wir können uns alle mit dem Gedanken identifizieren, dass es wirklich aufregend wäre, Zauberkräfte zu haben. Es wäre allerdings ebenso merkwürdig, wenn Nicolas Cage zu einem käme und erzählte, man müsse ihm folgen. Wie der Hauptcharakter wären wir auch ein wenig nervös. Die Fabel dreht sich wirklich mehr um den Lehrling als den Zauberer.

moviepilot: Geht es bei dem Duell der Magier um ein neuen Franchise oder steht der Film eigenständig für sich?

Jon Turteltaub: Wir haben das nicht geplant. Als wir uns noch mal Gedanken darüber gemacht hatten, sahen wir aber entsprechende Möglichkeiten. Sicher sind wir nicht mit irgendwelchen anderen, vorbereitetet Handlungssträngen an die Sache herangegangen. Es ist schwer genug einen Film gut zu machen. Zwei oder drei zeitgleich zu entwickeln ist fast unmöglich. Ich glaube nicht das Kinoerlebnis zu ruinieren, wenn ich hier anmerke, dass wir zum Ende des Filmes nicht alle Hauptcharaktere umbringen. Es gibt noch den einen oder anderen, um in einem Sequel zu erscheinen.

moviepilot: Es könnte also eine Peter Parker-Geschichte geben. So wie dieser zu Spider-Man wird, könnte der Lehrling zu einem ausgereiften Zauberer erwachsen?

Jon Turteltaub: Im Verlauf des Films wird er schon ein Zauberer. Er lernt das recht schnell, er ist nur nicht wirklich gut darin, was eigentlich schlimmer ist, als gar nicht zu zaubern. Es geht hier um eine sehr klassische Geschichte vom Meister und dem Lehrling. Ob das nun das Karate Kid und der Meister oder Obi Wan Kenobi und Luke Skywalker sind – diese Konstellation haben wir mit Nic und Jay. Mit Sequels muss man vorsichtig umgehen, die Dynamik darf nicht verloren gehen. Er kann nicht für immer der Lehrling bleiben, ab einem gewissen Punkt muss er gut sein.

moviepilot: Er ist versucht, seine Kräfte zu missbrauchen…

Jon Turteltaub: … na klar.

moviepilot: Ich glaube, wenn ich Zauberkräfte hätte…

Jon Turteltaub: – oh, ich wüsste, was du machen würdest -

moviepilot: Du dürftest mich nicht wütend machen.

Jon Turteltaub: Du wärst dann ein durchgeknallter Typ und ich weiß, du würdest unsichtbar die Umkleidekabine der Frauen besuchen. Es ist offensichtlich, wir alle wüssten, was du machen würdest. Oder vielleicht wärst du in der Umkleide der Männer, so genau kenne ich dich nicht. Das ist auch möglich. Das lustige daran ist, das würden wir wahrscheinlich alle so machen. In unserer Vorstellung ziehen wir aus, um die Welt zu retten. Wahrscheinlicher wollen wir allerdings lieber eine nackte Frau sehen oder Geld machen. Im Grundprinzip wollen wir uns vor allem als Helden fühlen. Dort beginnt die Schwierigkeit machtvoller Personen. Wie können Kräfte genutzt werden, ohne sie zu missbrauchen.

moviepilot: Hast du bewusst den Unterschied zwischen einem Superheldenfilm und einem Zauberfilm gezogen? Beide haben besondere Kräfte, doch der Zauberer hat einen ausgeprägteren mystischen Hintergrund.

Jon Turteltaub: Das ist genau richtig. Die Mythologie macht den Unterschied, und die Frage, wie viel Menschlichkeit daneben existieren kann. Superhelden sind normalerweise normale Menschen mit Superkräften, so wie Iron Man, und es gibt Superhelden wie Superman, die nicht wirklich Menschen sind und erst vermenschlicht werden müssen. Das ist der Kniff dieser Filme, außergewöhnliche Menschen gewöhnlich erscheinen zu lassen. Wir haben darüber auch eine Menge geredet, denn wir wollten die Ebene des Superhelden vermeiden. Wenn die Hauptfigur allen Gefahren habhaft ist und unsichtbar werden kann, gibt es keine Dramaturgie. Die Dramaturgie liegt immer in der Entwicklung. Je emotionaler und im Fluss die Geschichte ist, desto interessanter wird sie.

moviepilot: Welcher Film hat dich als erster wirklich beeinflusst?

Jon Turteltaub: Es gibt in etwa zwei Filme, die alles für mich veränderten. Der zweite war Jäger des verlorenen Schatzes. Die filmischen Mittel beeindruckten mich. Seltsam genug, das wird sich verrückt anhören, womit ich wirklich anfing, waren die Filme der Marx Brothers.

moviepilot: Wie zum Beispiel Die Marx Brothers im Krieg.

Jon Turteltaub: Die Marx Brothers im Krieg. Obwohl sie nicht sehr filmisch sind, habe ich mich einfach in die irgendwie bizarre Fähigkeit verliebt, die so ein Film inne hat, eine Menge Gelächter auszulösen und so viel Unterhaltung zu bieten. Das hat mich echt verblüfft. Ein Film aus meiner Stadt konnte Leute auf der ganzen Welt zum Lachen bringen, was für eine bemerkenswerte Sache. Mir war auch klar, dass Die Marx Brothers im Krieg zu der Zeit, als ich ihn sah, schon 30-40 Jahre alt war. Der Film hat weiterhin Bestand. Theater hat nicht solch eine Halbwertszeit, ebenso wenig Fernsehen, Filme bleiben. Das hat mich in seinen Bann gezogen.

moviepilot: Und es ist doch schwer Leute in diese alten Filme zu bekommen. Wenn ich heute mit einer 15jährigen rede, erzählt diese mir, “ich will keine alten Filme sehen”…

Jon Turteltaub: Schwarz/Weiß Filme.

moviepilot: … und meint damit vor 1990. Und ich kann dann nur erwidern, “du verpasst die ganzen Filme aus den 80ern”, da gab es lustiges Zeug, in den 80ern.

Jon Turteltaub: Filme sind immer von anderen Filmen inspiriert, alleine wie wir Filme sehen, wie wir sie drehen. Das war das Besondere an jaeger-des-verlorenen-schatzes|4l. Er vereint das Gefühl, den Fluss und den Stil alter Filme, hatte aber einen energiegeladenen Regisseur, der so viel mehr Talent hatte. Das ließ uns alle Jäger des verlorenen Schatzes lieben. Der Film feierte alle Filme.

moviepilot: Auf diese Weise bin ich zum Filmnerd geworden. Mit Die Rückkehr der Jedi-Ritter und Jäger des verlorenen Schatzes. Ich fing an, alles über Filmproduktionen und alle Filmfakten zu lesen und wurde ein Geek. Du wurdest ein Regisseur.

Jon Turteltaub: Nun ich wurde ein Geek, aber ich fand einen Weg, ein Geek zu werden und trotzdem Frauen abzubekommen. Als Regisseur landet man bei Frauen, das war ein Grund, weshalb ich diesen Beruf annahm. Gleichzeitig sage ich das, und ich weiß, das klingt etwas prätentiös, wenn man ins Kino geht, und all diese Hollwood-Filme sieht, fühlt sich das aufregend an und auf eine Weise sehr groß. Als ob es eine Menge zu entdecken gibt. Genauso kann man auf kleinere Filme stoßen, wir sagen ausländische Filme, und man sieht die Tiefe sowie die Einfachheit die Filme auch haben können. Deutsche Filme, die auf mich einen Einfluss verübten, waren Teil der Bewegung “Das neue Kino”. Die Ehe der Maria Braun zeigt all diese Details, Schmerz und Kampf, das fand ich genauso spannend wie Star Wars. Als Filmemacher sieht man sich oft Anschuldigungen ausgesetzt. Wenn man einen kleinen Film macht, ist man unecht und wenn man Hollywood-Filme macht hat man sich verkauft. Das ist bescheuert, es ist einfach eine dümmliche Art die Dinge zu sehen. Man würde auch David Beckham nicht danach fragen, nur in kleineren Fußballmannschaften zu spielen, denn ansonsten würde er sich verkaufen. Das macht keinen Sinn. Spiele auf der größten Bühne, die du erreichen kannst und stelle dich den größten Herausforderungen! Man muss nur darauf achten, die Tiefe dabei nicht zu vernachlässigen, vielleicht in verschiedenen Ausprägungen. Es gibt also jegliche Art von Filmen.

moviepilot: Lastet mehr Druck auf deinen Schultern, wenn du einen großen Film drehst?

Jon Turteltaub: Für mich gibt es da ehrlich gesagt keinen großen Unterschied. Ich glaube nicht, dass es mehr oder weniger Druck aufgrund der Größe eines Filmes gibt. Die Angst zu scheitern ist gleichgroß, egal, was man tut. (Wir bekommen signalisiert, dass unsere Interviewzeit schon eine Weile um ist und wir zum Ende kommen müssen)
Das was das smarteste was mir eingefallen ist. Ich habe nichts intelligenteres mehr anzubieten. (grinst) Aber danke, danke dir sehr, es war sehr nett.

Duell der Magier könnt ihr ab heute im Kino sehen.

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