My Sassy Girl und ein Hauch von Schicksal

25.07.2011 - 08:50 Uhr
Aktion Lieblingsfilm: Sassy Girl
Shin Cine Communications/ moviepilot
Aktion Lieblingsfilm: Sassy Girl
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Für die Aktion Lieblingsfilm hat sich ein moviepilot-User entschieden zu erklären, warum My Sassy Girl selbst für Menschen, die weit weg vom Wasser gebaut sind, einen Dammbruch bedeuten kann.

„Warum grinst Du so blöd?“ – hätte man mich mit Sicherheit gefragt, wenn mich jemand gesehen hätte, nachdem ich My Sassy Girl das erste mal geschaut hatte.

Was soll ich sagen? Der beste Liebesfilm aller Zeiten, da er dem Thema Liebe wie kein zweiter gerecht wird.

My Sassy Girl beruht zu großen Teilen auf den Aufzeichnungen Ho-Sik Kim’s, in denen er die Erlebnisse mit seiner etwas durchgeknallten Freundin aufgearbeitet hat. Dies erklärt auch die Authentizität der beiden Hauptcharaktere. Der Film ist in zwei Hälften/Halbzeiten aufgeteilt, wobei in der ersten die Comedy, in der zweiten das Drama überwiegt.

Thema: Liebe
Charaktere: Junge und Mädchen. Der Rest ist Dekoration.
Geschichte: Sie finden sich.
Resultat: Das ist Liebe.

Er: Gyeon-woo. Ein leicht vertrottelter, aber liebenswerter und ziemlich fauler Student, der ohne Ziel und Plan einfach in den Tag hinein lebt.

Sie: (deren Namen man nie erfährt) Ein aufbrausendes, freches, aufmüpfiges, selbstbewusstes, dickköpfiges, manchmal wütendes, unkontrolliertes, wenn nötig Fäuste schwingendes, aber stehts ehrliches, bodenständiges und ebenso naives, hilfsbereites, verträumtes und letztendlich doch auch verletzliches Mädchen, welches vom Leben selbst verletzt; verzweifelt nach Vergessen sucht. Und bei all dem so liebenswert ist, dass man sich einfach ein Stück weit in sie verlieben muss.

Ausgangssituation: Er zieht sie am Bahnsteig, betrunken wie sie ist, im letzten Moment vor einer einfahrenden U-Bahn weg. In der U-Bahn übergibt sie sich auf den Kopf, inklusive Toupet, eines älteren Herrn und bevor sie bewusstlos wird, kommt noch ein „Honey“ in Richtung Gyeon-woo geflogen. Der arme Kerl wird nun für ihren Freund gehalten und muss sich notgedrungen um sie kümmern. Die beiden landen in einem Motel und nachdem der frisch geduschte Gyeon-woo im Adamskostüm Bekanntschaft mit der Polizei gemacht hat, darf er eine Nacht hinter Gittern verbringen.

Am nächsten Tag klingelt sein Handy, wo eine ziemlich wütende Stimme wissen will, wieso er mit ihr nackt in einem Motel war. Also treffen sich die beiden zu einer Aussprache. Er bestellt einen „Love Me“, was ihr augenscheinlich missfällt und er das erste von vielen Malen gefragt wird, ob er vielleicht gerne sterben möchte (hey, wanna die?!?) und stattdessen gefälligst Kaffee trinken soll.

Die Beiden sprechen sich ein wenig aus und gehen danach noch in ein anderes Lokal, wo sie sich zu allererst einmal mit zwei Freiern anlegt, die zwei offensichtlich minderjährige Prostituierte mit ins Motel nehmen wollen. Noch völlig aufgebracht setzt sie sich wieder zu Gyeon-woo und fängt an zu trinken, oder besser die Gläser zu exen. Plötzlich bricht sie in Tränen aus. Sie bringt gerade noch heraus, dass ihr Freund gestern mit ihr Schluss gemacht hat, bevor sie erneut ohnmächtig wird. Was soll er tun? Irgendwie bleibt ihm keine Wahl. Also schleppt er sie abermals huckepack ins Motel.

Dort wird ihm das erste Mal bewusst, dass sie im Innern voller Kummer und Schmerz ist, dass sie nicht so hart ist, wie sie nach außen hin gerne wirkt. Und in diesem Moment kommt in ihm, ohne irgendwelche Hintergedanken, der Wunsch auf, sie irgendwie von ihrem Kummer zu heilen, auch wenn er selbst sicherlich noch nicht weiß wie. Eine große, selbstlose Geste, zu der sicherlich nicht viele Menschen fähig wären.

Hier, in dem Moment, hat er innerlich, teils auch unbewusst, eine Entscheidung getroffen. Er will für sie zurückstecken und zwar sein eigenes Ego. Ab dem Moment bringt er ihr Vertrauen, absolutes Verständnis, Respekt, Unvoreingenommenheit und Vergebung entgegen. Er zeigt absolute Selbstlosigkeit. Er lässt sich vollkommen auf sie ein. Erst dadurch können die beiden sich ab diesem Zeitpunkt auf einer Ebene kennen lernen, wie es heutzutage zwischen zwei Menschen extrem selten geworden ist. Der Film konzentriert sich ausschließlich auf sie. Alle anderen Nebencharaktere haben nur kurze Minuten/Sekundenauftritte und immer ist wenigstens einer der beiden Hauptcharaktere dabei.

Nach und nach lernt Gyeon-woo mehr über das mysteriöse sassy Girl und beginnt zu begreifen, dass sich hinter ihrer Fassade noch einiges mehr verbirgt, als man anfänglich dachte. Man beginnt die Motivation ihres Verhalten nach und nach besser zu verstehen. Schicht für Schicht wird abgetragen und ihre innere Zerrissenheit, ihr Konflikt wird immer deutlicher je mehr die beiden sich zueinander hingezogen fühlen.

Ein alles-sagender Blick von ihr im Regen, eine Rose, Pachelbels Kanon, ein Schuhtausch, ein Anschmiegen an seiner Schulter auf der Taxifahrt nach Hause, eine Zeitkapsel uvm. sprich: Bilder, Gesten, Momente. Kein „Ich liebe dich.“ Die Liebe wird gezeigt, nie behauptet.

Zum Ende hin offenbart sich alles, ihre Geschichte wird enthüllt. Alle Hoffnung ist beinahe erloschen, man hofft und bangt und flucht und am Ende schwebt ein Hauch von Schicksal herbei.
Und man hat das Gefühl es selbst zu erleben so echt, so wirklich, so lebendig und so richtig fühlt es sich an. Und man denkt sich: Ja, so sollte es sein, so könnte es sein. Das ist Liebe.
Schon immer war ich weit, weit weg vom Wasser gebaut; doch hier gab es einen Dammbruch.


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