Arnold Schwarzeneggers Netflix-Serie ist ein 425-minütiges Trash-Fest und trotzdem keine Enttäuschung

26.05.2023 - 17:00 UhrVor 11 Monaten aktualisiert
Arnold Schwarzenegger in FUBARNetflix
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Netflix schenkt Arnold Schwarzenegger seine erste Serie überhaupt. FUBAR ist zeitweise ziemlicher Action-Trash, wird euch aber die Lachtränen in die Augen treiben.
Arnold Schwarzenegger ist nicht sexy. Damit meine ich nicht die äußerlichen Alterserscheinungen eines lebenslangen Bodybuilders, sondern seine Reputation bei Action-Fans. Schwarzeneggers Genre-Verdienste sind unbestritten, aber er gilt als Boomer-Held. 80er-Klassentreffen wie die Expendables-Reihe verstärken diesen Eindruck nur. Die Terminator-Reihe stirbt einen langsamen Tod. Wie gut kann also Arnies Serie FUBAR bei Netflix sein, mit der er vier Jahre nach Terminator: Dark Fate als Action-Held zurückkehrt? Mich hat sie jedenfalls überrascht.

FUBAR auf Netflix: Darum geht's in Arnold Schwarzeneggers Action-Serie

Die FUBAR-Story glänzt erstmal nicht mit Originalität. CIA-Veteran Luke Brunner (Schwarzenegger) steht kurz vor der Rente und freut sich, endlich mehr Zeit mit Ex-Frau Tally (Fabiana Udenio) und der erwachsenen Tochter Emma (Monica Barbaro) zu verbringen. Die haben von seinen streng geheimen Agenten-Einsätzen keine Ahnung und halten ihn seit 40 Jahren für einen langweiligen Geschäftsmann.

Monica Barbaro und Arnold Schwarzenegger in FUBAR

Dann platzt bei Brunners letztem Einsatz die Bombe: Seine bisher so unschuldige Tochter entpuppt sich als seine CIA-Kontaktperson und eine erfahrene Agentin. Der Schock und Vertrauensbruch ist bei beiden groß, aber für Streitereien bleibt wenig Zeit: Verbrecherboss Boro (Gabriel Luna) droht der Welt mit Vernichtung. Die Brunners gehen gemeinsam auf Mission.

FUBAR ist eine Enttäuschung für Action-Fans

Um es gleich vorwegzunehmen: FUBAR wird Action-Fans enttäuschen. Schwarzenegger ist mittlerweile 75 Jahre alt und als glaubhafte Ein-Mann-Armee schlicht zu langsam. Das ist erwartbar, ein bisschen gemein und wird keinen echten Fan erzürnen, aber es irritiert trotzdem. Die Kampfszenen sind nicht schlecht inszeniert, aber weit von virtuosen Choreografien entfernt, mit denen aktuell etwa John Wick: Kapitel 4 verblüfft.

Außerdem sieht die Serie schrecklich aus. FUBAR ist ausgeleuchtet wie das ARD-Morgenmagazin und das billige CGI macht es nicht besser. Details wie Mündungsfeuer wirken manchmal so künstlich, als wären sie einem Photoshop-Experiment der Trash-Schmiede The Asylum entsprungen, die u.s. für die Sharknado-Filme bekannt ist.

Arnold Schwarzenegger hat in FUBAR so viel Spaß wie lange nicht

Am Ende stört das aber alles wenig, und hier sind die Gründe. Schwarzenegger ist ohnehin out. Seine Fans werden von ihm keinen Körpereinsatz wie von Chris Hemsworth in Tyler Rake: Extraction 2 erwarten. Für sein Alter schlägt er sich gut, und im Notfall springen jüngere Darsteller:innen wie Monica Barbaro bei den Schlägereien ein. Kurzum, die Action könnte besser sein, aber langweilig ist sie nicht. Damit dürften die größten Genre-Puristen ruhiggestellt sein.

Gabriel Luna als Fiesling Boro mit Schwarzeneggers Brunner

Womit die Serie mein Herz erobert hat, ist ihr Meta-Charme und Humor. Arnie ist längst in Rente und war nie der beste Schauspieler. Na und? Hat das irgendwer etwa nicht gewusst? Nicht trotz, sondern gerade wegen dieser offensichtlichen Schwächen ist die Serie so charmant. Nie war Schwarzeneggers Akzent breiter, nie sein Schauspiel hölzerner, aber der Mensch hinter der 08/15-Rolle Brunner tritt mit einer solchen Freude und Leidenschaft hervor, dass man ihn am liebsten umarmen würde.

Schwarzenegger hat Bock, und alle anderen haben Bock auf ihn. Das ist, krude ausgedrückt, die Stimmung von FUBAR. Was diesen Eindruck immens unterstützt, ist der manchmal wirklich meisterhaft eingesetzte Humor.

FUBAR nimmt die Action-Helden der 80er grandios auseinander

Luke Brunner ist ein unendlich selbstbewusster, aber völlig realitätsfremder Trampel, der 15 Jahre nach der Scheidung seine Ex-Frau zurückerobern will, Agenten-Tochter Emma die Schimpfwörter verbietet und ihren Freund nicht mag, weil der sein Auto nicht selbst reparieren kann. Dafür kriegt die Ein-Mann-Armee von ihrer Umwelt ständig auf den Deckel.

Allen voran hat sich sein grandioses Assistent:innen-Duo Roo (Fortune Feimster) und Aldon (Travis Van Winkle) auf ihn eingeschossen. Die Chemie zwischen Comedy-Talent Feimster und Van Winkle (Transformers) ist die beste der Serie, und wenn sie Brunners Ruhestandsträume und seine Illusion von der perfekten Tochter über offenem Feuer grillen, treibt es mir die Lachtränen in die Augen.

Van Winkle und Feimster in FUBAR

Am schönsten für mich als Fan ist aber, dass Schwarzenegger bei der ganzen gutgemeinten Häme für seine Rolle mit an Bord ist. Er zieht das Zerrbild seiner 80er-Action-Figuren mit großer Bereitwilligkeit durch den Kakao und nimmt dabei viel von der Macho-Attitüde mit, die sie immer transportiert haben.

Wenn Brunner großspurig "Ein echter Mann kann sein Auto selbst reparieren!" herausposaunt, nachdem er im Hawaii-Hemd bei seiner Ex-Frau aufgekreuzt und seiner Tochter einen Mixer geschenkt hat, ist mir Arnies Selbstironie einfach sympathisch.

Zum ersten Mal seit dem großartigen Last Action Hero dekonstruiert Schwarzenegger hier wirklich lustvoll seine eigene, überlebensgroße Persona. FUBAR ist Abgesang wie die Expendables-Reihe, die hinter all dem Augenzwinkern eine große Portion Nostalgie versteckt.

Die Serie nimmt Emmas Freund ernst, auch wenn er ein dürrer Nerd ist, der Angst vor Escape Rooms hat. Es ist vielmehr der muskulöse Überheld, der hier aufs Korn genommen wird, und Arnold Schwarzenegger hat auf diese Gelegenheit offenbar nur gewartet. Das Resultat hat so viel Ausstrahlung, dass FUBARs Schwächen davor verblassen. Arnold Schwarzenegger ist doch sexy.

Grundlage für den Meinungstext waren die ersten beiden Folgen der Serie.

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