Dschungelcamp: Schafft die Telefon-Votings ab!

24.01.2020 - 16:20 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
Dschungelcamp 2020: Es wird Zeit für Reformen
TVNOW/Arya Shirazi
Dschungelcamp 2020: Es wird Zeit für Reformen
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Das Dschungelcamp 2020 muss schon vor dem Finale auf seine unterhaltsamste Kandidatin verzichten. Damit sowas nicht mehr passiert: Lassen wir das doch einfach mit den Telefon-Votings!

In der 14. Folge der aktuellen Staffel von Ich bin ein Star - Holt mich hier raus! hatten die Zuschauer genug von Elena Miras. Nachdem die Moderatoren das überraschende Ergebnis verkündet hatten, saß die augenscheinlich von der Zuschauergunst Verlassene erstmal wie vom Donner gerührt da. Ihre Mitcamper hielten die Verkündigung für einen Scherz.

Sicher, Elena hatte sich in den letzten Ausgaben nicht unbedingt beliebt gemacht, ihre lauernd aggressive Art, die sich nicht mal in erlösenden Wutanfällen entlud, führte bei vielen Zuschauern mittlerweile zu Unwohlsein. Sie ist wie ein praller Luftballon, an dem jemand aufreizend mit quietschenden Fingern reibt. Als Teilnehmerin mit dem schärfsten Profil aller Camper galt sie aber als Favoritin - mindestens fürs Finale, vielleicht sogar für die Krone.

Was ist da schief gelaufen?

Dschungelcamp: Das Telefon-Voting ist nicht mehr zeitgemäß

Im Jahr 2017 machte die Bild-Zeitung erschreckende Zahlen öffentlich. In dem Bericht mit der mystisch klingenden Überschrift Die geheimen Zahlen aus dem Dschungelcamp  enthüllte die Zeitung die Anrufmasse, aus denen die Kandidaten für eine Dschungelprüfung bestimmt wurden. In der 11. Staffel (Sieger: Marc Terenzi) genügten Teilnehmerin Sarah Joelle demnach lumpige 1600 Telefon-Stimmen, um in eine Prüfung gewählt zu werden.

Elena

Insgesamt gingen an dem Tag lediglich 10.000 Anrufe ein. Bei 9 der 12 Kandidaten war das Ergebnis dreistellig, lag also bei unter 1000 Stimmen. 6,39 Millionen Menschen schauten zu. Die "Siegerin" wurde entsprechend mit einer Quote von 0,16 Prozent gewählt, rechnet die Bild vor.

Das Telefon-Voting macht die Show schlechter

Es blieb der bisher einzige Einblick dieser Art in die Anrufstatistiken beim Dschungelcamp und er ist schon 3 Jahre her. Außerdem entstammen die Zahlen der Zuschauerabfrage für eine Dschungelprüfung, womöglich ist das Publikum anrufwilliger, wenn es um die Rauswahl der Kandidaten geht. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass sich die Anruferzahlen verdoppeln - und von mir aus auch verdreifachen - bleibt es dabei: Eine Minderheit entscheidet über das Wohlergehen von Millionen Zuschauern.

Das ist nicht gerecht und so kann es auch nicht weitergehen. Je geringer die Anzahl der Wählenden, desto größer wird die Chance für Außenseiter, Irrtümer und Abweichungen von realen Befindlichkeiten der Dschungelfans. Das Telefon-Voting verhindert echte Dschungel-Demokratie.

Die Fälle, die dem von Elena gleichen, häufen sich. In fast jeder Staffel trifft es in der entscheidenden Phase, wenn sich das Feld lichtet, kontroverse ergo unterhaltsame Kandidatinnen. Eine Ausreißerin, bei der die Zuschauer tatsächlich Fingerspitzengefühl bewiesen, ist Larissa Marolt, die 2014 den zweiten Platz belegte.

Einige Elenas der letzten Staffeln hießen Markus Majowski (raus an Tag 9), Helena Fürst (Tag 15) und Sarah Knappik (Tag 12). Es sind Kandidaten, an deren Marotten und Launen sich die Mitcamper reiben und die Konflikte provozieren.

Es gibt Alternativen zum traditionellen Voting

Um interessante, gestaltende Kandidaten wie diese länger im Camp zu halten, müsste RTL das Abstimmungsverfahren ändern.

Natürlich, inzwischen können Zuschauer über ihre Lieblingskandidaten auch per SMS wählen. Aber warum muss es überhaupt so umständlich sein? Ein Abstimmungsverfahren im Internet liegt doch, im wahrsten Sinne, so viel näher. Die Diskussion der Show findet im Internet statt, bei Twitter und Facebook versammelt sich das Publikum, um die Ereignisse zu kommentieren. Der Social-Media-Zirkus rund um die Staffeln ist ein elementarer Bestandteil der Show.

Es wird Zeit für Reformen im Dschungelcamp

Zudem gerät durch die technische Komponente die Gestaltung der Show zur Generationsfrage, geleitet durch die Kommunikationskanäle. Während die demografische Gruppe von Claudia Norberg womöglich lieber zum Telefonhörer greift, schmettert der Elena-Fan lieber noch einen Kommentar zum letzten Ausraster ins Internet. Für einen kurzen Klick in einem Abstimmungsformular würde er vielleicht noch Zeit erübrigen.

Elena und Danni

Das ist ja schon evident: Die Instagram-Stars Marco Cerullo, Anastasiya Avilova und Tony Trips mussten früh gehen. Die älteren Claudia Norberg, Sven Ottke Markus Reinecke hielten bzw. halten lange durch.

Hinzu kommt die Kostenhürde: 50 Cent für Anruf bzw. SMS sind nicht die Welt, aber bei, sagen wir 10 Beteiligungen pro Staffel sind wir schon bei 5 Euro. Für RTL ist die mit Votings verdiente Summe lächerlich im Vergleich etwa zu den Werbeeinahmen. Auf die Kleckerbeträge könnte der Sender locker verzichten, um seinen Zuschauern Unterhaltung bis zum Schluss zu ermöglichen.

Was bedeutet die Rauswahl von Elena für den Rest der Zeit?

Ein Internet-Voting würde wohl repräsentativere Ergebnisse hervorbringen. Aber wählt die Masse wirklich sorgfältiger, ja kuratierender als der abstraktionsträge Anrufer-Schwarm? Womöglich setzt sich auch so am Ende der Konsenskandidat durch und wir müssen uns zwei lange Tage mit dem Langweiler-Ensemble Markus, Danni, Prince Damien, Sven und Raul beschäftigen.

An der Zuschauerbeteiligung bei der sukzessiven Eliminierung der Kandidaten ist nicht zu rütteln. Die Kandidaten brauchen in der Dschungel-Arena die Gewissheit, von der Gunst des Zuschauers abhängig zu sein. Den Versuch wäre eine Abkehr vom Gewohnten aber wert. Bis dahin bleibt uns nur das Jammern. Oder, um es mit Daniel Hartwich zu sagen: "Oh Mann, Sie haben uns Elena genommen." Ja, Ihr da draußen seid dafür verantwortlich.

Ruft ihr bei Fernsehshows an?

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