Star Wars 7 - News-Terror im Blockbuster-Zeitalter

18.06.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
J.J. Abrams am Set von Star Wars Episode 7
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J.J. Abrams am Set von Star Wars Episode 7
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Die großzügige Berichterstattung über Star Wars: Episode 7 ist vor allem eine der Mutmaßungen und Fragezeichen. So wenig Einblicke sie dabei in den Film gibt, so sehr legt sie allerdings die Marketing-Rituale gegenwärtiger Blockbuster frei.

Anfang November 2013 gab Lucasfilm bekannt, der Kinostart von Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht sei für den 18. Dezember 2015 festgesetzt. Bis dahin, so mögen es sich Studio und Marketingabteilungen wohl gedacht haben, könnten Fans über den Zeitraum von zwei Jahren beharrlich mit Neuigkeiten über den Stand des Projekts (an)gefüttert werden. Mindestens wöchentlich ließen sich da alle möglichen Kleinstinformationen in Umlauf bringen, ließen sich wahlweise Gewissheiten schaffen und Spekulationen befeuern. Gerade in der kommerziell kalkulierten Mischung aus offizieller und offiziell-inoffizieller Berichterstattung gehen die Teasing-Strategien erst so richtig schön auf.

Zweijähriger News-Terror
Zum Infohäppchen (Regie: J.J. Abrams) klappert dann unverzüglich das Geschirr der Gerüchteküche (Wovon wird der Film handeln?), jedes gesicherte Detail (Besetzung) versetzt auch gleich immer noch das Karussell der Mutmaßlichkeiten in Bewegung (Wer könnte denn noch so dabei sein?). Ein gemütliches Casting-Photo, bei dem es mehr darauf anzukommen scheint, wen es nicht abbildet. Vermeintlich fahrlässig über den Fanboy-Äther gejagte Setbilder, die scheinbar viel und doch rein gar nichts zeigen. Und ganz zufällig in Flughafennähe der britischen Pinewood-Studios gesichtete Star-Wars-Altstars, die von Agenturen abgesegnet in Photohandys lächeln. Und so wird das jetzt noch rund anderthalb Jahre weitergehen.

Es dürften 5-10-sekündige Teaser Trailer zu maximal 60-sekündigen Teaser Trailern folgen, die wiederum den Trailer teasern, der den Film teasert (so ziemlich die absurdeste, leider aber mittlerweile gängige Werbepraxis). Es dürften Bilderchen und Posterlein erscheinen, die sich per Ankündigung zur Ankündigung lange vorher ankündigen. Und irgendwann, wenn dann vielleicht ja auch einfach mal der fertige Film über die Leinwand zu sausen beginnt, wird dieser von so vielen Video- und Bildschnipseln, von TV-Clips und Featurettes, von Web-Tagebüchern und Schein-Leaks begleitet sein, dass der geneigte Fan sich den Kinobesuch eigentlich auch gleich sparen – und später zur Limited-Extended-Unrated-Directors-Cut-Version greifen kann.

Freude, Skepsis, Urteilskraft
Voll seliger Vorfreude auf den nächsten Krieg der Sterne diskutiert die Cine-Gemeinde nun jedenfalls bereits monatelang über einen Film, von dem wir, abseits einiger ausgesuchter Angaben über seine Beteiligten, eigentlich nur eines mit Sicherheit wissen: dass er überhaupt gedreht wird. Als sei Star Wars, dieser legendäre Franchise-Gigant des Kinos, nicht schon Selbstläufer genug, spielen sich alle Parteien im Kreislauf entsprechender Informationspolitik hemmungslos die Karten zu. (Informationspolitik, das klingt natürlich so, als würde es da wirklich um etwas gehen. Einigen wir uns darauf, dass dem nicht so ist?). Die Lucasfilm-PR-Kette wird von News-Seiten bislang jedenfalls ganz vorbildlich gefädelt, damit Leser sie sich zumindest schon mal probeweise umhängen dürfen.

Das leicht Irrsinnige der längst übermäßigen Halb-Neuigkeiten zu Star Wars Episode 7 ist dabei die Art, wie ihre Empfänger die Informationen verarbeiten: Freudig oder eben skeptisch (denn viel mehr bleibt einem ja auch kaum übrig) wird der neueste von jeglichem Nachrichtenwert befreite Star-Wars-Artikel mit der eigenen Erwartungshaltung abgeglichen, während kein Beitrag ohne mindestens zwei, drei Einwände zum Überdruss der (bestätigten oder mutmaßlichen) Vorabmeldungen auskommen mag. Denn obwohl wir, wie gesagt, kaum tatsächlich etwas über diesen Film wissen, ist uns doch jede mit (ätzendem) Fragezeichen apostrophierte Schein-News schon mal ein Urteil wert.

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