Studie: Erhöhen Spoiler das Lese- und Sehvergnügen?

26.09.2016 - 12:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Game of Thrones
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Eine Studie der University of California in San Diego möchte herausgefunden haben, dass Spoiler genau das Gegenteil von dem bewirken, was ihnen nachgesagt wird: Sie sollen den Genuss an Geschichten erhöhen.

Spoiler genießen vor allem in Zeiten von Serien wie Game of Thrones oder The Walking Dead keinen besonders guten Ruf: Sie sollen den Spaß an fiktiven Geschichten mindern, wenn nicht gar ruinieren; jeder, der darauf keine Rücksicht nimmt und seine Mitmenschen spoilt, gilt als die personifizierte Bosheit. Völlig zu Unrecht, wie eine Studie der University of California  belegt haben möchte. Das Gegenteil sei der Fall: Spoiler erhöhen den Genuss an Geschichten. Die Studie wurde bereits im Mai veröffentlicht, bekam aber nicht besonders viel Aufmerksamkeit. Der in San Diego lehrende Psychologie-Professor Nicholas Christenfeld führte eine Reihe von Tests durch, in denen zwei verschiedene Gruppen die selben Kurzgeschichten lesen und anschließend auf einer Skala von 1-10 bewerten sollten.

Der einen Gruppe wurde die Kurzgeschichte ohne Kommentar vorgelegt, die andere Gruppe sollte vorher einen kleinen Einführungsabsatz lesen, in dem das Ende der Geschichte beiläufig verraten wird. Beispiel: "In diesem Klassiker, in dem eine Ehefrau ihren Mann mit einer gefrorenen Lammkeule erschlägt, wird..." Dieses Prinzip wurde auf drei verschiedene Arten von Geschichten angewendet: Mystery-Geschichten mit einem klassischen Whodunit-Moment, Geschichten mit einem ironischen Twist am Ende, der die ganze Geschichte in einem anderen Licht stehen lässt, und mehr literarische Texte mit einer "sauberen" Auflösung. Es hat sich herausgestellt, dass in allen Fällen die Gruppe, die vorher gespoilt wurde, die Geschichten besser bewertet hat.

In einem zweiten Experiment ließ Nicholas Christenfeld seine Testpersonen zunächst nur bis zum Anfang des letzten Teils, also noch bevor das gespoilte Ende auftaucht, lesen, und fragte sie dann, wie sie die Geschichte finden. Auch hier gaben die gespoilten Leser höhere Bewertungen ab. Christenfeld erklärt sich das so, dass das Vorwissen des Endes dazu beiträgt, die Geschichte an sich mehr wertschätzen und mehr Details im Blick haben zu können. Als Beispiel führt er die Geschichte vom Romeo und Julia auf - jeder wisse, wie ihr Schicksal ausgeht, und trotzdem werde sie immer wieder gelesen und geschaut. Das Wissen vom Ende mindere den Genuss nicht im Geringsten.

Stattdessen lenkt die Spannung vor dem Ende von allem ab, was eine gute Geschichte sonst so beinhalten kann: Die künstlerische Ausarbeitung, die Charakterentwicklung, satirische Untertöne, etc. Für Nicholas Christenfeld verhält es sich damit so ähnlich wie beim Autofahren: "Wenn du den Highway 1 durch den Big Sur nimmst und die Straße wirklich gut kennst, hast du jetzt die Möglichkeit, dich umzuschauen, den Ausblick zu genießen, den Ottern beim Herumtollen in der Brandung zuzusehen." Im folgenden Video könnt ihr euch die Ergebnisse der Studie in einer Zusammenfassung anschauen:


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