Tatort Tristesse: Leipziger Einerlei

13.12.2010 - 07:00 Uhr
Ratlose und unbeteiligte Ermittler
ARD / MDR
Ratlose und unbeteiligte Ermittler
Trockene Leipziger Kommissare Saalfeld und Keppler ermitteln gegen Alkoholikerfamilie, betrogene und geschwängerte Frauen.

Es ist ja grundsätzlich verdienstvoll, dass die Autoren der Tatort-Reihe versuchen, auch gesellschaftliche Problematiken und Tabuthemen anzusprechen. Wenn dies allerdings auf so bemühte Weise geschieht, wie im gestrigen Fall aus Leipzig Tatort: Schön ist anders, wünscht man sich doch mehr Konzentration auf die Essenz eines jeden guten Krimis: Spannung! Mit Alkoholismus, Co-Abhängigkeit und über Jahre erduldetem Ehebruch sprach der neunte Fall der Kommissare Saalfeld (Simone Thomalla) und Keppler (Martin Wuttke) zwar gleich eine ganze Palette an Problemfeldern an, verlor sich aber in der Darstellung dieser gesellschaftlich relevanten Themen, statt den Zuschauer wirklich zu fesseln.

Das blasse und allerhöchstens leidlich sympathische Ermittlerteam aus Eva Saalfeld und Andreas Keppler vermittelte zudem nicht gerade den Eindruck, besonders verständnisvoll gegenüber den geplagten Menschen zu sein, die sie im Zuge ihrer Ermittlung befragen. Da half es auch wenig, dass Keppler ständig bedauerte, nur das Taktgefühl eines Elefanten im Porzellanladen zu haben und fast minütlich Nervenzusammenbrüche bei labilen Menschen auszulösen.

Ebenso aufgesetzt und außerdem recht konstruiert wirkte die gesamte Hintergrundgeschichte der zwei Kommissare, die früher ein Paar waren, wobei sie ihn schließlich wegen seines Alkoholproblems verlassen hatte und ihm genau damit half, trocken zu werden. Als sich Keppler schließlich am Ende bei seiner Kollegin und Ex mit den melodramatischen Worten “Du hast mir damals das Leben gerettet!” dafür bedankte, fragte man sich schon als Zuschauer, ob man gerade aus Versehen zu Rosamunde Pilcher rübergezappt hat.

Besonders traurig war mal wieder anzusehen, wie Tatort: Schön ist anders an dem für deutsche Fernsehfilme ohnehin waghalsigen Unternehmen Humor kläglich scheiterte. Jeder Ansatz zu einem annähernd witzigen Schlagabtausch wurde im Keim von deutscher Befremdlichkeit erstickt. Als etwa der Forensiker zu Eva Saalfeld sagte, Ehemänner würden ihre Frauen nur deshalb mit jüngeren Frauen betrügen, weil sie nicht wüssten, was sie zu Hause hätten, fragte sie ihn spöttisch, ober er vielleicht die Telefonnummer ihrer Mutter wolle. “Die hab ich doch schon!” wäre eine witzige Antwort gewesen. Stattdessen starrte der junge Mann sie an wie ein begossener Pudel. Wo in England und den USA der Humor anfängt, hört er bei uns schon auf.

Alles in allem war es also ein Tatort, den man sich getrost sparen kann. Einziger Lichtblick waren einige überdurchschnittliche Schauspielmomente dank Martin Brambach und Corinna Harfouch. Ansonsten bleibt mein Fazit: Spannend ist anders!

Wie gefiel euch der Tatort: Schön ist anders? Sagt uns eure Meinung!

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