Wir schauen House of Cards - Staffel 1, Episode 4

02.12.2013 - 07:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Die Intrige
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Die Intrige
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Intrigen werden gesponnen, Beziehungen beendet, sexuelle Annäherungen angedeutet, Jobs gestrichen und hohe Ämter herumgereicht. In der heutigen House of Cards-Episode geht es verworren zur Sache.

Nachdem House of Cards vergangene Woche allmählich das Riesenpotenzial ausschöpfen konnte, geht es diese Woche mit Volldampf weiter. Die Intrige ist eine Episode, die viel erzählen möchte. Vielleicht sogar etwas zu viel. So fühlen sich die zahlreichen Storylines, die hier bedient werden, plötzlich ein wenig überhastet an. Doch versuchen wir zunächst einmal, ein bisschen Klarheit in dieses verworrene Intrigenspiel zu bringen.

Die von Francis’ (Kevin Spacey) Team so fleißig ausgetüftelte Bildungsreform stößt – wie das nunmal so ist – nicht auf uneingeschränkte Gegenliebe unter den Politikern. Speaker of the House Bob Birch (Larry Pine) ist dabei das Hauptproblem, um das sich Frank kümmern muss. Zunächst versucht er, David Rasmussen (Michael Siberry) auf Birch’ Posten zu bringen. Alles was dazu gebraucht wird, sind 13 Stimmen der Demokraten. Rasmussen weigert sich jedoch gegen eine Zusammenarbeit mit Frank, welcher daraufhin sein Ziel auf einem Umweg erreichen muss. Er bietet Terry Womack (Curtiss Cook), Vorsitzender des Black Caucus, ein höheres Amt an, wenn dieser ihm im Gegenzug zehn Stimmen für David Rasmussens (nicht vorhandenen) Speaker of the House-Kampagne einbringt. Der letzte Zug in diesem brillanten Plan besteht nur noch darin, Bob Birch in Kenntnis zu setzen, dass Rasmussen alles tut, um an seinen Posten zu gelangen. Um das zu verhindern, bietet Frank Birch an, nicht am Voting teilzunehmen, solange Birch Terry Womack den versprochenen Posten gibt und natürlich seine Meinung der Bildungsreform gegenüber ändert.Währenddessen verliert Zoe (Kate Mara) ihren Job beim Washington Herald und Claire schlägt (Robin Wright) Frank zuliebe eine großzügige Spende von SanCorp aus. Ultimativer Verlierer der gesamten Episode ist (mal wieder) Peter (Corey Stoll), der sowohl privat, als auch beruflich nur Tiefschläge einstecken muss.

Das klingt alles nach einer Menge Inhalt. Ist es irgendwie auch. Ich muss zugeben, dass ich stellenweise Schwierigkeiten hatte, Franks gesponnener Intrige zu folgen, was nicht nur an mir liegen kann. In nur 50 Minuten möchten uns Autor Beau Willimon und Regisseur James Foley erzählen, wie Frank seinen umfangreichen Plan umsetzt, Claire Spenden angeboten bekommt, sie ablehnt und uns eine sexuelle Vergangenheit mit ihrem Fotografen offenbart, Zoe nach ewigem hin und her ihre Beförderung ablehnt, sich betrinkt und Francis eindeutige Angebote macht und Peter kurzerhand seine Ehre im Beruf, seine Freundin und gewissermaßen auch seine Kinder verliert. Dementsprechend atemlos geht es in dieser Episode her, wodurch der emotionale Aspekt mal wieder weitestgehend auf der Strecke bleibt.

House of Cards funktioniert vor allem im Bezug auf den Protagonisten und vor allem in der heutigen Episode zu maschinell. Natürlich ist es wieder einmal über alle Maßen unterhaltsam anzusehen, wie Frank seine genialen Pläne erfolgreich vollstreckt, doch nach mittlerweile vier Folgen fehlen immer noch die Gründe, warum uns sein Charakter nicht egal sein sollte. Dabei geht es gar nicht darum, mit ihm zu sympathisieren, aber Gefühle jeglicher Art sollten schon erzeugt werden, wenn uns Beau Willimon das Interesse über 13 Episoden aufrecht erhalten möchte. Wir wissen immer noch nicht, ob hinter Franks eiskalter Fassade tatsächlich irgendwo ein Mensch schlummert, der ganz persönliche Ziele verfolgt, die ihm am Herzen liegen. Bis hierhin ist er tatsächlich nur eine (ausgezeichnet funktionierende) Maschine, die natürlich charmanter nicht sein könnte und dementsprechend unterhaltsam anzusehen ist – mehr aber (noch) nicht.

Die Intrige ist einer Episode voller schwerer Entscheidungen. Jede einzelne Figur wird vor eine womöglich lebenswichtige Wahl gestellt, die wohlüberlegt getroffen werden muss. Bezeichnenderweise trifft jedoch keiner der Charaktere die Entscheidung selbst, sondern lässt sie sich von Frank abnehmen, der gewohnt routiniert zwischen den Figuren pendelt und ihnen sagt, was sie zu tun und zu lassen haben. Ob es nun Claire mit ihren anderthalb Millionen Dollar, Zoe mit ihrer Beförderung oder Peter mit der Schließung eines Werks und damit mit den 12.000 zu streichenden Arbeitsplätzen ist: Am Ende ist es Frank, der sämtliche Entschlüsse fasst und den es dabei auch noch emotional am wenigsten mitnimmt. Eigentlich ist dieses Prinzip des emotionslosen Mittelmanns, der mit solch erschreckender Zielstrebigkeit über Menschenleben in seinem Umkreis entscheidet, ein sehr spannendes. Wenn es sich dabei jedoch um den Protagonisten handelt, verliert das ganze Konzept deutlich an Reiz. Dementsprechend werde ich auch das Gefühl nicht los, dass die Figur von Francis – zumindest so, wie sie uns über die ersten vier Folgen präsentiert wurde – sich eher für einen Nebencharakter eignet, als für den Kern einer ganzen Serie.

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