Zwischen zwei Welten - Ein schwacher Tatort aus Luzern

21.04.2014 - 20:15 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Tatort - Zwischen zwei Welten
SRF/ARD
Tatort - Zwischen zwei Welten
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Da ein Tatort nicht nur aus Einstellungen eines planschenden Reto Flückiger bestehen kann, reichern die Autoren Zwischen zwei Welten mit Maskulinisten, Väterrechten, Medien und einem indischen Ashram an. Erwartbar schwach fällt das Luzerner Gemenge aus.

Es gibt Tatorte, da kann man sich bei jeder vorbeiziehenden Spielminute den Cursor über der entsprechenden Drehbuchzeile vorstellen. Da sagt eine soeben erschienene Figur zwei Sätze, verschwindet wieder ins Tatort-Nirwana und man kann todsichere Wetten abschließen, warum ihr nichtssagender Auftritt bemüht wurde. So durchschaubar in seiner Konstruktion und Ambition ist der neue Fall aus Luzern, generisch Tatort: Zwischen zwei Welten betitelt, nicht zu verwechseln mit Polizeiruf 110: Zwischen den Welten. Da werden Väterrechtler als tagesaktueller Aufhänger genutzt, alle durch die Bank als feige Maskulinisten charakterisiert und Amtsrat Mattmann (Jean Pierre Cornu) darf die Suppe im Nebensatz auslöffeln, wenn er anmerkt, wie wichtig diese Organisationen doch für die Entwicklung des Sorgerrechts waren. Tjaha, liebe Zuschauer, ihr wurdet soeben belehrt.

Unter diesen Väterrechtlern vermutet besonders Liz Ritschard (Delia Mayer) den Verantwortlichen für den Tod von Donna Müller, Mutter dreier Kinder, die von drei verschiedenen Männern stammen. Der eine hat keinen Kontakt zu seinem Kind, aber überweist fleißig Geld, der nächste engagiert sich in einer Gruppe für Väterrechte und hasst seine Ex wie die Pest und der dritte haust in einem indischen Ashram mit hervorragender Internetverbindung. Den Kreis der Verdächtigen ergänzen die beste Freundin der Toten, die vielleicht zu viele Muttergefühle hegt, und ein Medium, das seit der Kindheit tote Menschen sehen kann, aber leider nicht von Haley Joel Osment gespielt wird.

Ein klitzekleines bisschen vielversprechend beginnt dieser Krimi als einer über die Alltäglichkeit des Todes und die plötzliche Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit, etwa wenn Liz Reto (Stefan Gubser) über die Leiche gebeugt fragt, wie denn das Champions League-Spiel gestern war. Mehr als sonst beschäftigt sich der Luzerner Krimi mit den Kommissaren selbst, ohne sich in soapigen Plot-Gefilden zu verlaufen. So zweifelt Reto an seinem Lebensstil und fürchtet die Einsamkeit im Alter, während Liz’ Privatleben ins Visier der bloggenden Väterrechtler gerät.

Überschattet werden diese interessanten, aber unterentwickelten Ansätze durch die Drehbuch gewordene Panorama-Seite, die sich nach 20 Minuten über diesen Krimi legt. Da reicht die unendlich komplexe Problematik eines zerstrittenen Paares mit Kindern und der vielen, vielen rechtlichen wie psychologischen Auswirkungen, die eine Trennung mit sich bringt, nicht aus. Nein die Väterrechtler müssen auch noch radikale Psychos und die Mutter esoterisch veranlagt sein. Und wenn es im Drehbuch nicht mehr weiter geht, der Weg zur recht offensichtlichen Auflösung von den eigens konstruierten und konstruiert wirkenden Motiven versperrt wird, dann muss eben das Medium ex Machina herhalten. “Facettes” und “Nuances” steht hinter einem Verdächtigen groß und breit an der Wand. So viel Ironie ist diesem Tatort aus Luzern wohl nicht zuzutrauen.

Zitat des Montags: “Nicht mal bei der Polizei ist man vor euch Feministinnen sicher.”

Mord des Montags: Das durchaus vorhandene Potenzial der Kombi Reto Flückiger/Liz Ritschard.

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