Kurzstory: Die ältere Dozentin Zofia bekommt Besuch von einer Bekannten aus Amerika. Diese outet sich nun als überlebende Jüdin Elzbieta, die als Kind im Jahr 1943 in Todesangst vor den Nazis leben musste. Es stellt sich heraus, dass Zofia ihr damals ein Versteck verwehrt hat…

Meine ganz privaten Gedanken zum Film:
Vergangenheitsbewältigung
Dieser Plattenbau in Warschau erscheint in der achten Folge optisch viel freundlicher, gepflegter und steht inmitten von viel frischem Grün. Die zufrieden wirkende Dozentin Zofia, welche bereits im Rentenalter sein könnte, lebt hier allein, fährt einen Trabi und ist neben der später auftauchenden Jüdin Elzbieta die Hauptfigur in Kieslowskis achtem Streich.
Ich bin gespannt, wohin diesmal die erzählerische Reise führt, leicht vorahnungsvoll und etwas mitleidig beobachte ich Zofia, die ihren alltäglichen Dingen nachgeht. Irgendwann, ganz sanft, kommt man auf den Punkt. Kieslowski greift sich ein Schicksal aus der Zeit des Holocausts und erzählt mit Hilfe seiner einzigartigen Symbolsprache die Geschichte einer überlebenden Jüdin.
Schon in meiner Kurzstory spürt man, dass eine Konfrontation der beiden beteiligten Frauen, die sich bereits in einer hochgefährlichen, lange zurückliegenden Kriegsvergangenheit kennengelernt haben, unausweichlich ist. Die Symbolik, welche Kieslowski verwendet, ist wahrlich ausgezeichnet. Immer wieder muss Zofia in ihrer Plattenbauwohnung ein altes, gerahmtes Gemälde wieder gerade rücken, das stets in die schiefe Position zurückfällt. Herausragend, wenn Elzbieta in Warschau den Ort aus der Vergangenheit aufsucht, an welchem ihr letztlich das so hoffnungsvolle Versteck verwehrt wurde und sie auf sehr subtile, aber eindringliche Weise Dozentin Sofia damit konfrontiert.
Definitiv hat sich Mr. Kieslowski eine sehr heftige Geschichte herausgesucht, die er, vor allem in bildsprachlicher Hinsicht, herausragend umsetzt. Nur mit der inhaltlichen Darbietung dieses besonderen Konflikts der beiden Frauen gehe ich nicht ganz konform. Hier hätte ich mir tatsächlich noch mehr Eindringlichkeit, Tiefe, Motivationserklärung und echtes Gefühl gewünscht – von beiden beteiligten Parteien. Die Abhandlung war mir aufgrund des heiklen Themas ein bisschen zu mau, da hätte man noch mehr draus machen können.

Fazit: Krasses Thema, das zwar bildsymbolisch wundervoll inszeniert wurde, aber meiner Meinung nach nur an der Oberfläche des eigentlichen Konfliktes kratzt. Riecht bissel nach Hollywood. Dennoch, sehenswert.

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