Alter schützt vor Kasse nicht

15.01.2008 - 09:30 Uhr
Jack Nicholson und Morgan Freeman
2007 Warner Bros. Ent.
Jack Nicholson und Morgan Freeman
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Will Smith scheffelt Millionen. Die Golden Globes zeigen ihr wahres Gesicht. Und deutsche Eltern beschweren sich über Keinohrhasen. Das und die aktuellen Tagesnachrichten gibt’s im heutigen Filmspot.

Einer zieht Millionen
Will Smith sicherte sich als einsamer Mensch im verlassenen New York in I am Legend auf Anhieb eine Millionen Zuschauer in Deutschland. Damit schaffte er den zweitbesten Januarstart aller Zeiten, direkt hinter den Kassenüberflieger Titanic Mittlerweile hat der Film allein in den USA 240 Millionen eingespielt und dürfte damit ein heißer Kandidat für die Top Ten-Liste des Jahres sein. Auch Keinohrhasen behauptet sich weiter auf Platz 2. Mittlerweile steuert der Film 3 Millionen-Zuschauer an und das grenzt schon fast an ein Wunder. Aber vielleicht sind es ja die Sechsjährigen, die der Kindergarten-Komödie den Kassenerfolg sichern (siehe untere Meldung). In den USA übernahm ein neuer Film die Chartspitze: Die beiden alten Haudegen Jack Nicholson und Morgan Freeman haben es allen Jungspunden gezeigt: In Das Beste kommt zum Schluss lassen sie es noch mal richtig krachen, bevor sie den Löffel abgeben. (SPIEGEL, TSP)

Golden Globe nur eine Blase?
Die Filmwelt ist in Aufruhr und beklagt die profane, wenig glamouröse Ausrichtung der diesjährigen Golden Globes. Weniger diskutiert wird, wie wichtig und aussagekräftig diese Auszeichnungen überhaupt sind. Schon 2003 enttarnte ein Dokumentarfilm “Hollywoods Dirty little secret”, aber der Widerhall in der Öffentlichkeit ist eher gering. Die diesjährige Ausgabe im glanzlosen Taschenformat hatte einen Vorteil: Der Veranstalter, die “Hollywood Foreign Press Association”, zeigte sich in all seiner Nacktheit und Nichtigkeit. Im Gegensatz zum Oscar, der von Tausenden wahlberechtigten Mitgliedern der American Academy vergeben wird, sind es bei Hollywoods Auslandspresse gerade einmal 100 Mitglieder, die über die Vergabe der Golden Globes entscheiden. Bei dieser geringen Anzahl fällt es den Filmstudios leichter, die Juroren mit kleinen Gefälligkeiten für sich einzunehmen. Und es sind vor allem nicht die Top-Kritker der Branche und die angesehenen Schreiber der Weltpresse, die sich in der “Hollywood Foreign Press Association” versammeln, sondern dubiose Freelancer, von denen selbst in ihrer Heimat oft niemand etwas gehört hat. Die Mitgliedschaft gilt bequemerweise auf Lebenszeit; aufgenommen werden nur sehr wenige, oft nur ein neuer Kritiker pro Jahr. Da kommt es schon mal vor, dass eine Zeitung wie “Le Monde” sich vergeblich bewirbt, aber freie Journalisten aus Sri Lanka oder Zaire Mitglieder werden. Der Verdacht liegt nahe, dass sich dort keine Filmexperten versammeln, sondern Society-Reporter und Gefälligkeitsschreiber, die eher am Kalten Buffet als an Film interessiert sind. Es scheint plausibel, dass die Golden Globes trotzdem als Gradmesser für die Oscars angesehen werden: Bei der Vielzahl der Preise, die verteilt und breit gestreut werden, ist es klar, dass immer ein paar Treffer dabei sind, die einen Oscar abräumen. Methode Schrotschuß … allerdings lag die Golden Globes in den letzten drei Jahren immer daneben. Das Ganze ist eine Farce, die dennoch allen Seiten nützt. Die HFPA erscheint nach außen als seriöser Verein, die Sender haben eine quotenträchtige, stargespickte Veranstaltung – wenn sie nicht grade abgesagt wird – und die Filmstudios bekommen eine attraktive Plattform, um ihre Produktionen zu präsentieren. Nur der Zuschauer ist der Gelackmeierte, weil er immer noch glaubt, dass ganze wäre eine ernsthafte Veranstaltung, die irgendwas mit der Qualität der Filme zu tun hätte. (SZ, WELT, TAZ, TSP, FR, BLZ, MSNBS, Mediacurry)

Falscher Hase für Kinder?
Die Volksseele kocht. Til Schweigers Erfolgskomödie Keinohrhasen ist von der FSK bereits ab sechs Jahren freigegeben worden. Ein Skandal! Viele Eltern, Berufsbetroffene und auch die BILD empören sich fleissig: Die Eltern seien entsetzt, weil im Film ausführlich diverse Oralsexpraktiken thematisiert werden, die sie ihren lieben Kleinen kaum erklären können. Til Schweiger selbst gibt an, er habe mit einer Altersfreigabe für 12 gerechnet und sei überrascht gewesen über die niedrige Einstufung. Jedes Elternteil muß sich allerdings fragen lassen, warum es sein Kind in diesen Film schleppt. Schließlich müssen die Eltern abwägen, was ihre Kinder sehen sollen und sollten ihnen bei der Verarbeitung helfen. Harry Potter & Co. bieten Gewalt, Mord und Totschlag, Findet Nemo beginnt mit dem Genozid an einer ganzen Familie. Hat sich da irgendjemand empört? (BILD, WELT)

Wichtigere Nachrichten und Artikel von heute:
Julie Christie ist genau die richtige Golden Globe-Gewinnerin.
Porträt von Andreas Platthaus in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

Der Radikale Johnny Depp gewann ebenfalls.
Porträt von Ulrich Gutmair in der taz

Komponist Gustavo Santaolalla verbindet Pop und Politik perfekt.
Porträt von Knut Henkel im Spiegel

2008 gibt es einen Film-Heldenüberschuss.
Bericht von Sophie Albers im Stern

Ich bin ein Cyborg, aber das macht nichts kommt in die Kinos.
Rezension von Peter Mühlbauer auf telepolis
Rezension von Stefan Höltgen auf f.lm

Verteidung der verlorenen Ehre des Ulrich Mühe.
Bericht von Uwe Müller in der Welt

Birgit Minichmayr spielt gern Außenseiterinnen.
Porträt von Simone Kaempf in der taz

Der neue Film-Dienst ist online.
Rezension zu Andrzej Wajdas Film Das Massaker von Katyn von Michael Hanisch.
Interview mit Volker Koepp von Holger Twele.
Gratulation an Jeanne Moreau zum 80. von Thomas Klein.

15 Filme buhlen um den Max Ophüls-Preis.
Bericht im Tagesspiegel
Bericht in der Frankfurter Rundschau

Vier Minuten gewinnt Publikumspreis in Frankreich.
Bericht im Tagesspiegel

Michael Herbig – Bully sucht Darsteller.
Bericht in Vanity Fair

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