Zu viele Schnitte können einen Actionfilm leicht zerstören, doch ganz selten sorgen sie sogar für das Gegenteil. Das beste Beispiel dafür ist der wüste Action-Kracher Mile 22von Regisseur Peter Berg, in dem unter anderem Mark Wahlberg und The Raid-Star Iko Uwais die Hauptrollen spielen.
Der Film von 2018 ist bei Amazon Prime zum Leihen oder Kaufen verfügbar und dürfte viele als unglaublich hektisches Schnittmassaker vor den Kopf stoßen. Dabei verleiht die wilde Inszenierung Mile 22 einen besonderen Rhythmus, der erstaunlich gut zu den Themen der Handlung passt.
Die unzähligen Schnitte im Action-Kracher Mile 22 sind ein extremes Stilmittel
Die Handlung von Peter Bergs Film ist ähnlich schnell umrissen wie die ziemlich stereotypen Figuren. Im Mittelpunkt steht CIA-Agent James Silva (Mark Wahlberg), der mit seinem Team den indonesischen Polizisten Li Noor (Iko Uwais) beschützen und eskortieren muss, da dieser wichtige Information über den Aufenthaltsort von radioaktivem Caesium hat.
Schaut hier noch einen Trailer zu Mile 22:
Im Schnitt-Feuerwerk von Mile 22 verschwimmen in den sogenannten neuen Kriegen vor Ort eingesetzte Elite-Agent:innen, Menschen hinter anonymen Computerbildschirmen und Überwachungsaufnahmen von Drohnen zu einem hektischen Chaos. Dabei hält Peter Berg an jedem Bild seines Films nur so lange fest, dass es die menschlichen Augen gerade noch erfassen können, bevor alle ein bis zwei Sekunden ein Schnitt kommt.
Der atemlose Stil des Films passt neben der Unübersichtlichkeit dieser modernen Kriegsführung auch zum Innenleben von Mark Wahlbergs Hauptfigur. Sein Silva wird als entfernt autistischer Charakter gezeichnet, der seit dem Kindesalter an einem Überschuss Intelligenz und Energie leidet, den er nie kontrollieren kann.
Mile 22 kommt neben dem Chaos im Kopf von Wahlbergs Figur, das direkt auf den Stil des Films übertragen wird, einer einzigen, ununterbrochenen Vorwärtsbewegung gleich. Für die verwischt der Regisseur die Grenze zwischen Terrorist:innen und Einsatzkräften, die für einen vermeintlich guten Zweck ebenfalls terroristische Maßnahmen anwenden, immer mehr.
Wer Mile 22 wegen gelungenen Actionszenen schauen will, wird garantiert enttäuscht. Wer aber ein ungewöhnliches bis radikales Action-Experiment erleben will, bei dem Schnitte wie anstrengende Peitschenhiebe durch den Film treiben, sollte sich auf Peter Bergs Werk einlassen.
Dieser Artikel ist in ähnlicher Form erstmals im September 2022 erschienen.