Mit Digimon Adventure tri. kündigte Toei Animation eine Filmreihe an, welche die Geschichte der ersten beiden Staffeln nach einem kleinen Zeitsprung fortsetzen sollte. Ganz nebenbei feierte das Unternehmen damit auch noch das 15-jährige Jubiläum seines Erfolgs-Franchise.
Worum geht es in Digimon Adventure?
Leb Deinen Traum!
Im Zentrum der Adventure-Serie stehen die Kinder Tai, Matt, Sora, Mimi, Izzy, Joe und T.K., die zu Beginn ihres Abenteuers gemeinsam in einem Sommercamp sind. Nach einem mysteriösen Ereignis finden sie sich in einer anderen Welt wieder: Der Digiwelt. Dort treffen sie auf kleine Monster, welche behaupten, sie hätten bereits lange auf die Ankunft der Kinder gewartet. Wie sich herausstellt, wurden Tai und seine Freunde auserwählt, um die Digiwelt vor der Macht der Dunkelheit zu retten. So entwickelt sich ein erbarmungsloser Kampf, der zwischenzeitlich sogar in die Menschenwelt herüberschwappt und dort soll Tais kleine Schwester Kari eine ganz besondere Rolle spielen. Nach einem kleinen Zeitsprung werden in der zweiten Staffel neue Digiritter erwählt, da die Digiwelt erneut von einer unheilvollen Macht bedroht wird: Der Digimon Kaiser. Seit dem Ende der zweiten Staffel sind in Adventure tri. bereits drei Jahre vergangen und einmal mehr werden die Digiritter gefordert, denn eine neue Bedrohung erhebt sich, welche sowohl die Digiwelt als auch die Menschenwelt zu vernichten droht.
Hach ja, die guten alten RTL II-Zeiten, als der Sender noch diverse Anime-Serien in seinem Programm hatte. Eine dieser Serien war vor nunmehr beinahe 17 Jahren Digimon Adventure, die mich in eine interessante sowie facettenreiche Welt entführte und auch heute noch zu meinen Lieblings-Serien gehört. Ich fand schon immer, die Macher hinter Digimon nahmen ihr junges Publikum ernst und muteten den Zuschauern dabei teils wirklich herzzerreißende Momente zu, an die ich mich auch heute noch gerne zurückerinnere. Ein weiterer Pluspunkt waren der fantastische Soundtrack sowie die hervorragenden deutschen Sprecher; die Soundtracks zu den ersten drei Staffeln liegen (mittlerweile leicht lädiert) noch immer bei mir herum und ich bin überaus froh, dass man sich damals diesbezüglich am japanischen Original orientierte und nicht an der englischen Version der Musikstücke. Die auf die Adventure-Serie folgenden Staffeln fand ich größtenteils leider eher weniger gelungen, weshalb meine Freude gigantisch groß war, als Toei Animation mit Digimon Adventure tri. eine Fortsetzung der Original-Staffeln ankündigte :)
Mein Abend mit Digimon Adventure tri.-Kapitel 1: Wiedersehen
Ready to rock, Agumon?
Gestern war der große Tag endlich da: Der erste Digimon Adventure tri.-Film lief im Kino und gemeinsam mit einem Freund saß ich voller Vorfreude im CineStar Bremen, jenem Kino, in dem ich mir vor vielen Jahren bereits den ersten Digimon-Film angesehen hatte. Leider erschienen die darauffolgenden Filme des Franchise bisher nicht bei uns in Deutschland, ob KSM da womöglich etwas in Bewegung setzen könnte? :) Der Saal war sehr gut gefüllt, doch leider war es mir nicht vergönnt, einen der Tai-Aufsteller mit nach Hause zu nehmen, die man sich gratis sichern konnte :/
Die Handlung des ersten Films, der den Untertitel Wiedersehen trägt, setzt circa drei Jahre nach dem ersten Ende der zweiten Adventure-Staffel an: Die meisten Hauptcharaktere führen mittlerweile wieder ein normales Leben, gehen zur Highschool und müssen sich langsam damit auseinandersetzen, was sie nach ihrem Abschluss tun wollen. Einzig Tai scheint sich darüber noch recht wenige Gedanken gemacht zu haben, denn während beispielsweise Matt mit seiner neuen Band fleißig Konzerte gibt oder Joe sich eifrig auf die Aufnahmeprüfung für die Universität vorbereitet, so verbringt Tai seine Zeit lieber mit Fußballspielen und dem Schwelgen in Erinnerungen an ihre gemeinsamen Abenteuer in jenem Sommer vor sechs Jahren. Aus dieser unbeschwerten Atmosphäre wird Tai jedoch schnell herausgerissen, als plötzlich ein Kuwagamon (es musste natürlich ein Kuwagamon sein :D) in Tokio erscheint und eine Schneise der Verwüstung durch die Stadt zieht. Kuwagamon bemerkt recht schnell, dass sich Tai an seine Fersen geheftet hat und geht auf ihn los - kurz bevor das Digimon ihn trifft, leuchtet sein Digivice auf und ein alter Freund erscheint vor ihm: Sein Agumon. Wie sich später herausstellen soll, stimmte mit dem aggressiven Digimon etwas nicht, denn es war von etwas infiziert und deshalb so feindselig; mitten hinein in die Wirren dieses sich anbahnenden neuen Konflikts stolpert mit Meiko schließlich noch ein weiterer Digiritter, die sehr schüchtern ist und deshalb anfangs so ihre Probleme hat, sich in die Gruppe einzufügen.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Es ist nicht mehr wie früher.
Wie schon die ersten beiden Staffeln, so gibt sich auch Adventure tri. im Grunde sehr bodenständig, was seine Welt betrifft. Es gibt natürlich wieder lustige Szenen, doch das Drama und die Probleme der Charaktere stehen diesmal merklich im Vordergrund. Besonders im Vergleich zur, damals wie heute, heiteren und positiveren Konkurrenz, gibt sich Digimon für eine Kinderserie seit jeher reifer und erwachsener. Natürlich werden Werte wie Liebe, Freundschaft und Loyalität behandelt, doch die Macher des Anime scheuten sich schon damals nicht, den Zuschauer mit Leid und Trauer zu konfrontieren. Dies fiel mir auch beim letztmaligen Ansehen der ersten beiden Staffeln auf und ist etwas, das ich Toei Animation nach wie vor hoch anrechne. Dieser Fokus auf die ernsten Momente merkt man Adventure tri. besonders an, wenn man sich Tai betrachtet.
Bereits im Kampf zwischen Greymon und Kuwagamon, sowie später im finalen Kampf des Films, Omnimon gegen Alphamon, kommt es zu immensen Schäden. Straßen und Häuser werden zerstört, Menschen werden verletzt, auch wenn es bis jetzt meist recht glimpflich ausging. Die frühere Begeisterung für den Kampf zweier Monster ist bei Tai inzwischen der Furcht vor den Konsequenzen gewichen, die seine Taten und die seiner Freunde haben könnten. Heute, auf dem Weg zum Erwachsenen, erkennt er die Schattenseiten dieser Abenteuer, was auch seine Freunde spüren, denn ihr ehemals so furchtloser Anführer zögert und ist unsicher. Ich finde es positiv, dass Tai nun ein größeres Bild vor Augen hat und sich demnach mehr Gedanken macht, was um ihn herum passieren könnte, allerdings wirkt dieser innere Konflikt teilweise arg konstruiert, denn er sollte nach allem, was in der Vergangenheit passiert ist, wissen, dass mehr Menschen zu Schaden kommen, wenn er und seine Freunde nichts unternehmen.
Von diesem kleinen Drama mal abgesehen, wurde die Chemie zwischen den einzelnen Charakteren wunderbar eingefangen sowie transportiert und auf den ersten Blick scheint sich in den vergangenen Jahren gar nicht so viel getan zu haben: Tai und Matt liegen sich noch immer gerne in den Haaren, diesmal sogar einmal wegen "kreativer Differenzen", Sora ist zwischen Tai und Matt hin- und hergerissen und Joe hat natürlich alle Hände voll zu tun, um für die Universität zugelassen zu werden. Ein zarter Hauch von Romantik liegt ebenfalls in der Luft, denn Izzy scheint ein Auge auf Mimi geworfen zu haben, was schnell so ziemlich jeder um ihn herum zu erkennen scheint, nur er selbst will noch nicht ganz zu seinen Gefühlen stehen. Dieser Nebenstrang der Geschichte nimmt nicht wirklich viel Raum ein, fügt sich sogar sehr organisch in die Handlung ein, und ist für den einen oder anderen Lacher gut. Generell ist der Humor eine große Stärke des Films, weshalb öfter lauthals im Kino gelacht wurde, besonders als Izzy sich mal wieder in ellenlangen Erklärungen verlor oder als Joe berichtete, er habe nun eine Freundin; die Gesichter seiner Freunde sowie ihre anschließenden Reaktionen waren einfach herrlich! :D
Gar nicht so einfach, alle zusammenzutrommeln, was?
Gänzlich neue Wege beschreitet Toei Animation hingegen bei den Zeichnungen und Animationen. Der alte, recht markante Stil der Serie ist passé und an seine Stelle tritt eine moderne Optik: Obwohl ich anfangs etwas skeptisch war, konnten mich die ersten Trailer schnell beruhigen und auf der großen Leinwand sieht das neue Digimon-Abenteuer einfach umwerfend schön aus. Die Zeichnungen sind wunderbar detailliert und toll anzusehen, speziell die Hauptcharaktere sowie die Umgebunden stechen dabei hervor; die Kämpfe zwischen den Digimon glänzen mit herrlich geschmeidigen Animationen und sehen darüber hinaus unglaublich wuchtig aus, besonders der Kampf am Ende des Films, in dem Omnimon und Alphamon aufeinanderprallen. Die Figuren von damals erkennt man ebenfalls relativ schnell wieder und generell wirkt der gesamte Film wie aus einem Guss. Nun ja, zumindest fast alles, denn mit zeitgemäßen Animationen geht in diesem Fall auch der Gebrauch von CGI-Elementen einher, etwa bei den überarbeiteten Digitations-Sequenzen der Digimon. Diese Elemente sehen zwar nicht unbedingt schlecht aus und unterstreichen, dass wir es hier mit aus Daten bestehenden Monstern zu tun haben, doch sie wirken, besonders im Kontrast mit den schönen Zeichnungen, wie Fremdkörper, die das ansonsten so harmonisch wirkende Bild stören. Das Pacing der Geschichte wäre ein weiterer kleiner Störfaktor, denn Toei lässt sich gefühlt etwas zu viel Zeit, um uns mit dem neuen Status Quo vertraut zu machen; dies ist jedoch Meckern auf einem hohen Niveau und schmälert die Qualität des Films in meinen Augen lediglich marginal.
Nun noch ein paar Worte zur deutschen Vertonung des Films: Wie KSM im vergangenen November bekannt gab, konnten tatsächlich (fast) alle Sprecher der Original-Serie für die neuen Kinofilme gewonnen werden, mit einer Ausnahme: Hannes Maurer, welcher in Adventure 02 Izzy sein Stimme lieh, stand für Adventure tri. leider nicht zur Verfügung, da er sich auf einer Weltreise befindet. Ersetzt wird er von Christian Zeiger, den Anime-Fans beispielsweise aus Dragon Ball Z: Kampf der Götter kennen könnten, in dem er Son-Goten seine Stimme lieh. Zeiger liefert tolle Arbeit ab und fügt sich gut in den etablierten Cast ein, selbiges gilt für die übrigen Neuen im Felde, genauer Arne Stephan, der Herrn Nishijima, einem Lehrer an der Schule unserer Helden, spricht, sowie Runa Aléon (Maki Himekawa) als auch Alice Bauer. Letztere spricht die weiter oben bereits erwähnte Meiko, welche, wie auch Herr Nishijima und Frau Himekawa, in den weiteren Filmen noch größere Rollen spielen werden; Bauer gelingt es dabei, die Verletzlichkeit und Schüchternheit ihres Charakters hervorragend zu vermitteln. Stephan und Aléon harmonieren gut miteinander sowie dem übrigen Cast und leisten insgesamt ebenfalls sehr gute Arbeit. Sie alle werden jedoch von der Rückkehr der Original-Sprecher in den Schatten gestellt, die nach über 15 Jahren noch einmal in diese Welt und zu diesen Charakteren zurückkehren. Tais Sprecher Florian Knorn wurde für die Synchron-Arbeiten sogar extra aus Schweden eingeflogen und obwohl er seit dem Ende von Adventure 02 nicht mehr als Synchronsprecher tätig war, liefert er nach wie vor gewohnt toll ab - speziell seine Chemie mit den anderen alten Sprechern ist grandios. Man merkt den Original-Sprechern nie an, dass sie in den vergangenen Jahren je etwas anderes gesprochen hätten, zu gut und harmonisch wirkt ihre Zusammenarbeit in diesem Film. Sogar sämtliche Digimon haben ihre angestammten Stimmen zurückbekommen, was mich als langjährigen Fan natürlich ebenfalls riesig freut. Man merkt, dass KSM und Toei weder Kosten noch Mühen scheuten, um uns Fans das alte Digimon-Feeling zu schenken und dafür sage ich an dieser Stelle Danke :) Leider konnte Frank Schindel, welcher für die alten Staffeln viele Lieder beisteuerte, unter anderem das Adventure 01-Opening "Leb Deinen Traum", nicht ebenfalls für eine erneute Zusammenarbeit gewonnen werden. Stattdessen wird die Titelmelodie nun von Carsten Schmelzer in einer dezent modernisierten Fassung gesungen, doch auch hier ist Gänsehaut garantiert und ich habe mich im Kino tatsächlich dabei ertappt, wie ich den Titelsong selbst nach all den Jahren noch immer mitsingen konnte. Schade ist jedoch, dass man nicht auch noch das Lied "Brave Heart" (in der deutschen Fassung "Wir werden siegen") übersetzen durfte. Das japanische Original, welches für die Filmreihe in Japan ebenfalls neu aufgenommen wurde, klingt natürlich super, doch irgendwie fehlt ohne die deutsche Version dieses Liedes etwas bei den Digitationen.
https://www.youtube.com/watch?v=2_cPzpq4yWkWie man sicherlich bereits an so mancher Stelle herauslesen konnte, hatte ich wirklich eine schöne Zeit und viel Spaß mit dem ersten Digimon Adventure tri.-Film. Es fühlt sich an, wie ein Wiedersehen mit guten Freunden, die man schon viel zu lange nicht mehr gesehen hat, doch sobald man sich dann doch endlich wiedersieht, ist sofort diese alte Verbindung von damals wieder da und man freut sich auf die gemeinsame Zeit.
Toei Animation setzt hierbei ganz bewusst auf die Nostalgie-Karte, also die bereits vorhandenen Gefühle, die alte Fans von Digimon-Adventure mit diesen Figuren und ihrer Welt verbinden. Diese Rechnung geht natürlich auf, denn es gibt viele kleinere Anspielungen, dieselben sympathischen Figuren sowie ihre interessante Welt, die sich an manchen Stellen doch mehr verändert hat, als man es vorher vermutet hätte. Dieses Vertrauen auf die alten Fans könnte man den Filmen jedoch auch als Schwäche auslegen, denn Leute, die bisher wenig mit dem Franchise zu tun hatten beziehungsweise schon damals nichts damit anfangen konnten, die werden vermutlich auch von Digimon Adventure tri. nicht bekehrt werden können. Doch für all jene, die sich schon damals für die Abenteuer der Digiritter begeistern konnten - und zu genau diesen Leute zähle ich mich ausdrücklich! - wird man sicherlich auch mit den neuen Filmen eine schöne Zeit und viel Spaß haben :)
Das war also mein Abend mit dem ersten Digimon Adventure tri.-Film. Habt ihr den Film ebenfalls gesehen und falls ja, wie fandet ihr ihn?