Aufregung um Captain America 4 erklärt: Das steckt hinter der Kontroverse um Marvel-Superheldin Sabra

21.09.2022 - 12:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
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Marvel legt in Captain America 4: New World Order eine äußerst umstrittene Comicfigur neu auf. Wir erklären euch den Konflikt um die Mossad-Mutantin Sabra.

Marvel hat große Pläne für Phase 5 des Marvel Cinematic Universe. Ein Teil davon ist Captain America: New World Order, der am 3. Mai 2024 in die US-Kinos kommen soll.

Doch bereits in der Vorproduktion hagelt es Kritik an dem Film. Auf dem Disney-Fan-Event D23 wurde die israelischen Schauspielerin Shira Haas als kontroverse Comicfigur Sabra in Captain America 4 bekanntgegeben.

Wir erklären euch, wer die israelische Superheldin überhaupt ist, warum sie problematische Themen mit sich bringt und wie Marvel die Entscheidung verteidigt.

Captain America 4-Kontroverse erklärt: Das ist Sabra in den Comics

Bei Sabra handelt sich um eine israelische Superheldin, mit bürgerlichem Namen Ruth Bat Seraph. Sie ist eine menschliche Mutantin mit starken Selbstheilkräften, der Fähigkeit, ihre Lebensenergie in andere Körper zu übertragen sowie anderen Menschen Superkräfte zu geben.

Übersät mit den Nationalfarben Israels und einem Davidstern auf Brust und Stirn ist die Supersoldatin unverkennbar die israelische Variante Captain Americas.

Sabra in den Comics

Sabra arbeitet für den Mossad, den israelischen Auslandsgeheimdienst. Die Comicfigur wurde von Bill Mantlo and Sal Buscema erschaffen und war das erste Mal 1980 in einer Ausgabe von Incredible Hulk zu sehen.

Benannt wurde Sabra nach dem gleichnamigen Slangwort, das Jüdinnen und Juden meint, die in Palästina bzw. nach Israels Gründung 1948 in Israel geboren wurden.

Wenn ihr euch tiefergehend mit den Sabra-Comics und ihrer Bedeutung beschäftigen wollt, dann findet ihr beispielsweise einen Artikel zum 40. Geburtstag von Sabra bei der israelischen Tageszeitung Haaretz . Alternativ dazu gibt es bei Twitter einen spannenden Thread , der auf die Reproduktion von Stereotypen durch Comics und speziell diese Figur eingeht.

Deshalb stehen Marvel und die Figur Sabra in der Kritik

Während sich viele israelische Marvel-Fans freuen, eine Superheldin aus ihrem Land auf der großen Leinwand zu sehen, impliziert die Figur mehr als das. Sabras Ursprünge in den Comics sind klar anti-palästinensisch und pro-israelisch geprägt. Marvel betritt damit unweigerlich politisch stark aufgeladenes Terrain.

Ein oft zitierter Auszug aus Sabras stark kritisierten Comic-Anfängen

In den Sozialen Medien wurden Stimmen laut, die befürchten, dass Marvel mittels dieser Figur Israel-Propaganda ins Superheldenkino bringt, berichtet Digital Spy . "Das Studio verärgerte viele Palästinenser und deren Unterstützer:innen", schreibt die New York Times Middle East .

Das Institute for Middle East Understanding, eine pro-palästinensische US-Organisation, weist Marvel auf die Implikationen der Figur hin. Sie würde die israelische Armee und Polizei glorifizieren und Marvel damit Israels Gewalt gegen Palästina promoten.

Der Hashtag #CaptainApartheid entstand, kurz nachdem das Auftreten der Figur in Captain America 4 bekannt gegeben wurde.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Name der Superheldin: Obwohl sich "Sabra" ursprünglich darauf bezieht, dass die Superheldin eine in Israel geborene Jüdin ist, hat der Name mittlerweile für viele Menschen durch das Sabra & Shatila Massacre von 1982 eine neue und traumatische Bedeutung.

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Offenbar bezieht sich Sabra auf einen Terminus, der Jüdinnen und Juden meint, die im historischen Palästina geboren wurden (korrigiert mich, falls ich mich irre.) Es ist aber auch der Name der Nachbarschaft in Beirut, wo israelische Kräfte ein Massaker an Tausenden Palästinensischen Geflüchteten leiteten - das Massaker von Sabra und Schatila im Jahr 1982.

Es herrscht bei vielen Unverständnis, warum Marvel den Namen der Superheldin nicht abgeändert hat.

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Die neue Marvel-Superheldin ist eine Mossad-Agentin namens Sabra. Kann mir jemand erklären, warum sie den Namen Sabra weiterverwenden? So ziemlich das erste, an das jede:r Palästinenser:in denkt, wenn er Sabra liest oder hört, ist das Massaker von Sabra und Schatila. Das fühlt sich nach einer bewussten Entscheidung an.

Die Kontroverse um Sabra schlägt aktuell so große Wellen, dass Marvel sich nun zu einem Statement gezwungen sah.

Marvel verteidigt Entscheidung: "Neuer Ansatz für die Figur"

In einem Statement gegenüber der Variety  erklärt Marvel die Entscheidung und steht hinter der Einführung von Sabra ins MCU:

Während unsere Charaktere und Geschichten von den Comics inspiriert werden, werden sie für die Leinwand und das heutige Publikum immer neu gedacht. Die Filmemacher haben einen neuen Ansatz für die Figur Sabra, die vor über 40 Jahren das erste Mal in den Comics auftrat.

Marvel setzt sich mit Einführung der Figur ins MCU, ihrem Namen und ihren Ursprüngen in ein Wespennest. In Anbetracht der fortwährenden Brisanz des Israel-Palästina-Konflikts, wird die Kontroverse um Captain America 4 so schnell nicht enden.

Shira Haas spielt Sabra

Was Marvel und die Schauspielerin Shira Haas (Unorthodox) tatsächlich aus der Figur machen werden, wissen wir erst, wenn Captain America 4: New World Order im Mai 2024 in die Kinos kommt.

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