Band of Brothers - Ein weniger beglücktes Häuflein Brüder

21.01.2016 - 10:15 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Band of BrothersHBO
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Der Titel mag Shakespeare sein. Doch der Kampf der Soldaten der Easy Company hat wenig mit dem heroischen Kampf Heinrich des Fünften zu tun. HBOs Band of Brothers erzählt überraschend unaufgeregt vom Zweiten Weltkrieg und wie ihn amerikanische Soldaten erlebt haben.

Es wird ein langer Weg zur Westfront werden. Das stellen die Rekruten der E-Company der 101 Luftlandedivision der US-Streitkräfte zu Beginn ihrer Ausbildung fest. Von der Ausbildung bis zu ihrem Weg ins Herz Europas folgt Band of Brothers dem Weg der Fallschirmjäger innerhalb von zehn Folgen. Die eigentliche Stärke von HBOs Serie sind nicht die Darstellungen der Schrecken und Ungerechtigkeiten des Krieges. Das haben schon andere Filme zuvor eindrucksvoll getan. Angelehnt an das gleichnamige Buch des inzwischen als Plagiator in Ungnade gefallenen Historikers Stephen Ambrose wird hier die Geschichte dieser einen Kompanie erzählt. Im Grunde fast noch Jungen, erleben diese Soldaten die Schrecken des Krieges, von dem einige nicht zurückkehren werden. Natürlich haben alle Kriegsteilnehmer dieser Generation Ähnliches erlebt und es sind gerade in diesem Fall die Amerikaner, die ihre Geschichte erzählen. Aber in der von Steven Spielberg und Tom Hanks produzierten Miniserie passiert das angenehm unpatriotisch und dennoch mit viel Nachdruck.

Die Easy-Company im Feld

Ein Fallschirmsprung für eine handvoll Dollar mehr

Das beginnt schon bei der Rekrutierung der Männer für die Fallschirmjäger. In einer Zeit, in der es wie Selbstmord klang, über Kampfgebieten aus einem Flugzeug zu springen, traten manche aus den profansten Gründen trotzdem ein. Für manche waren es bloß die 50 Dollar mehr im Monat, die sie erhalten würden. Damals freilich viel Geld. Diese Reflexion findet natürlich nicht während der Handlung statt, in der die Rekruten auch noch den Eindruck wahren wollen, sich aus Mut und Tapferkeit den Fallschirmjägern angeschlossen zu haben. Hätten die Soldaten die die Rede Heinrich des Fünften zum St. Crispins Day - die der Serie ihren Namen gab - vor ihrem ersten Sprung gehört, hätten sie wahrscheinlich johlend eingestimmt. Ein weiterer Kniff der Macher ist aber die Einbindung der Veteranen selbst, die zu Beginn jeder Folge in kurzen Interviewausschnitten die Geschehnisse resümieren. Das Ergebnis ist eine recht subtile und überraschend zeitgemäße Kontextualisierung des Geschehens. Seien es die Pflichten eines Soldaten, Kommentare über inkompetente Offiziere oder die Feststellung, dass die, die da auf der anderen Seite der roten Linie im Graben hocken, unter anderen Umständen ihre Freunde hätten sein können.

Meinungsverschiedenheiten auf der Führungsebene

Die Rückkehr in die alte Welt

Für viele Mitglieder Easy Company unter Captain Richard Winters (Damian Lewis) ist die Invasion Europas gleichzeitig eine Heimkehr zu den Wurzeln. Mehr als nur ein paar der US-Soldaten hatten beispielsweise jüdische, deutsche oder italienische Vorfahren. Auf ihrem Feldzug befreien sie die Länder ihrer Ahnen. Auch wenn es im Lauf der Serie nie wirklich explizit adressiert wird, ist es doch ein Blick auf die Ursprünge der eigenen Identität der Soldaten.

Was Band of Brothers allerdings abgeht, ist ein kohärenter roter Faden. In den letzten Kriegsjahren nehmen die Soldaten an verschiedenen Operationen über Europa verteilt teil. Die Folgen sind also eher abgeschlossene Abschnitte, die Schwerpunkte auf bestimmte einzelne Personen und Orte setzen. Seien es der Angriff auf Carentan oder ein Ausschnitt der Ardennenoffensive im Winter 1944. Gerade diese pointierten Impressionen schaffen aber einen Rahmen für ein präzises Bild dieses Krieges, in dem auch die Kriegsverbrechen beider Seiten nicht geschönt werden. Parallel verläuft die Geschichte des Kommandeurs Winters, der durch seinen Einsatz alsbald im Rang aufsteigt und dennoch die Nähe zu seinen Soldaten aufrechterhalten will. Mitunter tauchen immer wieder neue Gesichter auf, wohingegen andere aufgrund von Verlusten oder Verwundungen ohne großes Aufhebens verschwinden. Auch einige heute bekannte Schauspieler tauchen am Rande auf. Unter anderem Tom Hardy und Michael Fassbender, die in diesem Jahr beide für den Oscar nominiert sind. Außerdem war der damalige Friends-Star David Schwimmer in einer für ihn sehr untypischen Rolle als verbissener und unfähiger Captain Sobel zu sehen.

Im Großen und Ganzen ist Band of Brothers aber eine Ensemble-Stück. Auch wenn einigen Darsteller, darunter Donnie Wahlberg, Ron Livingston oder Neal McDonough, mehr Zeit eingeräumt wird, bleibt der Blick meist beim Kollektiv und zeigt die Männer, die als Greatest Generation zusammen in die amerikanische Geschichte eingingen.

Habt ihr Band of Brothers gesehen? Wie hat euch die Serie gefallen?

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