Gestern feierte der neue Film von Wim Wenders in Cannes Premiere. Seit langer Zeit mal wieder hat Deutschlands aktuell wohl bekanntester Regisseur wieder einmal in der Heimat gedreht, wenn auch nur kurz, um sich dann mit seiner Filmcrew nach Italien zu begeben. Im Palermo Shooting erzählt er vom Düsseldorfer Fotograf Finn (Campino), der einen Neuanfang im sizilianischen Palermo wagt. Hier schlendert der durch die Stadt, entdeckt das einfache Leben, Kirchen, Frauen. Aber er ist nicht allein: Während er zarte Bande mit der Sizilianerin Flavia knüpft, heftet sich ein mysteriöser Mann (Dennis Hopper) an seine Fersen. Es ist der Tod und er will ein Foto, das Finn zufällig von ihm geschossen hat. Was weiter passiert, sei hier nicht verraten.

Bereits zum neunten Mal ist Wim Wenders im Wettbewerb in Cannes vertreten; für Paris, Texas konnte er die Goldene Palme mit nach Hause nehmen. Es darf bezweifelt werden, dass sich dies 2008 wiederholt. Die Kritiker jedenfalls haben den Film ausgelacht. Rüdiger Suchsland sagt auf telepolis warum das so ist: “Palermo Shooting” ist in jeder Hinsicht Seniorenkino: Alte Autos, alte Kameras, alte Häuser, alte Männer, und auch Wenders’ Bilder sehen alle mindestens 30 Jahre alt aus. Ein Quasselfilm, dessen erbärmliche Dialogqualität den Zuschauer von Anfang an quält." Auch der Hauptdarsteller Campino bekommt sein Fett weg. Für Sascha Rettig in der netzeitung hat er meistens einen, manchmal aber auch immerhin einen zweiten Gesichtsausdruck für seine verquaste Sinnsuche parat.

Jury-Chef Sean Penn hat es in diesem Jahr wahrlich nicht leicht. Bisher gibt es keinen Favoriten und viele ambitionierte Werke, die aber alle nicht wirklich überzeugt haben. Da er nach eigenem Bekunden einen politischen Film auf Treppchen heben will hat wohl der am Anfang des Festivals gelaufene Trickfilm Waltz with Basir am meisten Chancen. Morgen werden wir sehen.

Buhs und Gelächter für Wim Wenders

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