Community

Das gegensätzliche Kino des Michael Caine

10.12.2014 - 17:43 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Miramax
0
4

Such is an actor's life. We must ride the waves of every film, barfing occasionally, yet maintain our dignity, even as the bulk of our Herculean efforts are keel-hauled before our very eyes.

Erst kürzlich (okay, zugegeben, aufgrund meiner Langsamkeit jetzt auch nicht mehr sooo kürzlich) gab Sir Michael Caine bekannt, dass er sich, sofern nicht überraschenderweise irgendwann noch ein unglaublich überzeugendes Script in seinen Briefkasten flattern sollte, nun in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Jeden Film, an dem er mitwirkte, drehte er, so sagt er, entweder um einen Oscar zu gewinnen oder des Geldes wegen. Von beidem hat er inzwischen genug, deshalb sei für ihn Schluss. Grund genug für mich, einen kleinen Blick auf sein Leben und seine erfolgreiche Karriere zu werfen. Verdient hat er es, denn schon Liquido (90s Kids will remember) wussten: And I called your name, Michael Caine…


Geboren wurde der sozial engagierte und im Jahr 2000 zum Ritter geschlagene Schauspieler und ehemalige Zimmergenosse von Terence Stamp am 14. März 1933 in London als Maurice Joseph Micklewhite. Seinen Künstlernamen, den er inzwischen auch offiziell angenommen hat, lieh er sich von dem Bogart-Film Die Caine war ihr Schicksal. Nach seinem Militärdienst und dem Einsatz im Koreakrieg begann er seine Schauspielkarriere zunächst im Theater, bald darauf auch im Film, wo er mit kleineren Rollen anfing und sich nach und nach zu dem Großen Namen hocharbeitete, der er heute ist.

Be like a duck, my mother used to tell me. Remain calm on the surface and paddle like hell underneath.

Von seinen bis dato sage und schreibe 157 Film-, Serien- und Videospielauftritten, die Michael Caine bisher aufs Parkett legte, wird er mir persönlich wohl am meisten für seine wiederholte Zusammenarbeit mit Christopher Nolan in Erinnerung bleiben. Ganz besonders denke ich, wenn ich an Michael Caine denke, an die Batman-Trilogie, wo er den Butler Alfred verkörpert, den einzigen Menschen, auf den Bruce Wayne zumindest ein bisschen hört. Caine spielt die Rolle einfühlsam, kraftvoll und mit sehr viel Herz, sodass mir sicher kaum jemand widersprechen würde, wenn ich behaupten würde, er sei der wahre Held dieser Filme. Und das obwohl es bei geringer Vertrautheit mit der Englischen Sprache vielleicht sogar schwer fallen kann, ihn zu verstehen. Wie fast immer spricht er hier natürlich mit seinem berühmten Cockney-Akzent, über den er sich auch gerne mal selbst lustig macht.


Von knallharten Gangsterfilmen, über fragwürdige Komödien hin zu bewegenden Dramen ist Michael Caines Filmographie äußerst abwechslungsreich, mitunter aber auch durchwachsen, da, wie eingangs erwähnt, die Motivation für seine Arbeit nicht immer die Liebe zur Kunst, sondern oft Prestige oder ganz pragmatisch die Bezahlung war. Über Der Weiße Hai 4 - Die Abrechnung, wegen dessen Dreharbeiten er nicht bei der Oscarverleihung 1987 anwesend sein konnte, wo er die begehrte Trophäe für seine Darbietung in Hannah und ihre Schwestern gewann, sagte er, er habe den Film nie gesehen, wohl aber das fantastische Haus, das er sich von der Gage leisten konnte. Weil aber auch schlechte Filme gute Filme sind, möchte ich euch nun aus jeder der beiden Kategorien jeweils ein Werk mit Sir Michael Caine ans Herz legen.

I'm a sort of boy next door. If that boy has a good scriptwriter.

Ganz eindeutig in die Sparte 'Prestige‘ einzuordnen ist das 2009 erschienene Sozialdrama Harry Brown. Michael Caine spielt hier einen rüstigen Rentner auf Rachefeldzug, der sich nachdem er seinen besten Freund verloren hat daran macht, in seinem vor die Hunde gehenden Viertel mal so richtig aufzuräumen. Michael Caine beweist hier, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört und definitiv einer der besten Schauspieler seiner Altersklasse ist. Zum Ende hin übertreibt der Film es ein wenig, ist aber allein schon wegen seines famosen Hauptdarstellers ein sehr sehenswertes Stück Britisches Kino.


Ebenfalls sehenswert ist Freibeuter des Todes aus dem Jahr 1980, auch wenn es sich hierbei um einen Film handelt, bei dem ich mir vorstellen kann, dass Michael Caine sich über seine gefüllte Brieftasche gefreut und ihn schleunigst wieder vergessen hat. Er ist hier als Reporter zu sehen, der dem Geheimnis des Bermudadreiecks nachgehen will und dort auf eine obskure Parallelzivilisation trifft, die sich als Kult moderner Seeräuber entpuppt. "Pirates of the Caribbean" in der Trashversion. Obwohl es sich offiziell um eine große Studioproduktion handelt, ist der Film in Wirklichkeit ein kleines, dreckiges B-Movie ohne besonders viel Niveau, aber mit hohem Unterhaltungswert.


Ich bedanke mich bei Michael Caine für die vielen Stunden mehr und weniger anspruchsvoller Unterhaltung und wünsche ihm einen erholsamen Ruhestand und ein langes, gesundes Leben – die Grundlage dafür ist ja gegeben, seit Tony Curtis ihn vor über 40 Jahren davon überzeugen konnte, das Rauchen aufzugeben – und wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann ja wirklich noch ein Drehbuch, das ihn überzeugt, wieder vor die Kamera zu treten, spätestens für seinen obligatorischen Auftritt im nächsten Christopher-Nolan-Film dann.

I've had such a great time, I'd like to come back as me - and do it all over again.

Was sind eure Lieblingsfilme mit Michael Caine? In welcher Rolle hat er euch am meisten überzeugt? Schreibt es mir in die Kommentare!

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News