David Niven wäre heute 100 Jahre alt geworden

01.03.2010 - 09:00 Uhr
David Niven in In 80 Tagen um die Welt
Michael Todd Company
David Niven in In 80 Tagen um die Welt
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Dem Brite David Niven begegnen wir immer wieder im Fernsehen; wer seinen Film In 80 Tagen um die Welt nicht kennt, scheint zu den Feiertagen Besseres vorzuhaben. Der exzentrische Phileas Foog ist eine seiner Paraderollen.

Wer gab nicht alles schon den exzentrischen-wettbesessenen Phileas Foog, der in der unterhaltsam-spannenden Jules Verne-Verfilmung per Ballon eine Weltenumfahrt startet. In frühen Stummfilm-Zeiten Conrad Veidt, später auch Pierce Brosnan oder Steve Coogan. Aber am besten hat diese Rolle wohl der Brite David Niven in seiner Version des Films In 80 Tagen um die Welt verkörpert. Er stellte auf den Punkt genau den Typ des unerbittlichen, starrköpfigen, immer die Haltung bewahrenden Engländers dar, der ein Gentlemen und Kavalier der alten Schule ist. Ein Engländer, wie er im Buche steht.

Dabei sah es gar nicht so aus, als würde David Niven ein Schauspieler mit Oscar-Würden werden. Er wuchs in einer schottischen Garnisonstadt auf, militärische Ordnung und Strenge gehörten zu seiner Kindheit und Jugend. Er war immerhin der Sohn eines Generals und einer adligen Lady, die ganz bedacht darauf waren, dass ein britischer Edelmann aus ihrem Sohn wird. Auf dem Königlichen Militär-College von Sandhurst wurde er erzogen, nach dem Tod seiner Eltern entschied er sich für die Militärakademie, brachte es bis zum Leutnant. Aber Anfang der 1930er Jahre hatte er genug vom Militär, quittierte seinen Dienst und begann eine Weltreise. Er wanderte nach Kanada aus, jobbte dort als Zigarettenverkäufer, Wäschereibote, Holzfäller, als Barkeeper und Ponny-Stallbesitzer. Er wanderte nach New York und San Fransisco, verkaufte Alkohol oder zeigte sein Talent als Kunstreiter. Sein Leben war bewegt und könnte einen Roman füllen.

1934 fand er sich in Los Angeles wieder und kam mit dem Filmgeschäft in Kontakt, erste Rolle erhielt er in Wildwest-Filmen. Allerdings durfte er nicht sprechen, denn sein englischer Akzent wurde nicht begeistert aufgenommen. Aber er brachte es auf immerhin 27 Filme, in denen er ohne Worte zu sehen war. Dann entdeckten ihn bedeutende Regisseure: Michael Curtiz, Ernst Lubitsch, John Ford, William Wyler oder Otto Preminger. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg erregt er erstmals größter Aufmerksam in der Sinclair Lewis-Verfilmung Dodsworth. Als aber der Krieg ausbricht, kehrt er zurück nach England und tritt in die Armee ein, wird später Leiter des Rundfunks der alliierten Streikkräfte. Nach dem Krieg haben andere seinen Platz übernommen, für die Rolle des jungendlichen Liebhabers ist er zu alt geworden und so stagniert seine Schauspiel-Karriere.

Dann kommt 10 Jahre später die Rolle des Abenteurers Phileas Foog und schlagartig ist David Niven ein Star. Er macht Schlagzeilen in einem neuen Fach: der seriöse Gentlemen mit angegrauten Schläfen. Für seine Rolle in Getrennt von Tisch und Bett erhält er seinen Oscar als Bester Hauptdarsteller. In der Rolle des sexuell-verklemmten britischen Offiziers liefert er eine präzise Studie ab. Damit hat er es ins seriöse Charakterfach geschafft; die 1960er Jahre sind die produktivsten des Schauspielers. Er dreht in Hollywood, Frankreich, England und auch in Deutschland; in seiner Filmographie stehen mehr als 100 Filme.

David Niven verkörpert viel auf der Leinwand: den redlichen Soldaten, den strengen Diener Gottes, den tadellosen Gentlemen, den kleinen Spitzbuben oder den Komödianten. Dabei war es weniger seine Verwandlungskunst oder seine körperliches Spiel, welches faszinierte. David Niven war ein Meister des Dialogs, feinsinnig spitzte er die Zunge, gepflegt setzte er auf elegante Konversation, eher still war sein Humor. Wer sich auf diese Kunst einlässt, wird viel Interessantes an den Leinwand-Auftritten des Schauspielers finden.

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