Ich bin ehrlich: Der Name Christoph Waltz war mir kein Begriff, bis ich Inglourious Basterds gesehen habe. Deutsche Filme sehe ich mir in der Regel nicht an (ihr dürft mich später dafür steinigen), daher war das wohl auch kein Wunder. Filme wie Der Sandmann und Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit sagten mir zwar etwas, da ich aber keinerlei Ambitionen hatte, diese je zu sehen, interessierte ich mich auch nicht sonderlich für den Cast und somit nicht für Christoph Waltz.
Als großer Quentin Tarantino Fan konnte ich mir sein neustes Werk aber kaum entgehen lassen. So traf ich zum ersten Mal auf den in Österreich geborenen Deutschen, über den ich heute hier schreibe. Der Anfang von Inglourious Basterds war nicht das, was ich erwartet hatte. Anstatt gleich mit viel Geballer und dem Haufen Nazi-Skalps, den der Trailer versprochen hatte, in das Geschehen einzusteigen, wurde über … Milch gesprochen. Once Upon A Time in Nazi-Occupied France, die erste Szene des Films, dauert ca. 20 Minuten. Selten haben mich 20 Minuten so gepackt. Schon gar nicht solche, die eigentlich nichts anderes beiinhalten, als den Monolog eines Mannes, der nur durch ein paar erwartete, längst in die Rede eingeflochtene Antworten eines Anderen unterbrochen wird. Die erste Szene dieses großartigen Filmes gehört nur einer Person: Christoph Waltz. Und das merken wir mit jeder Sekunde, die verstreicht.
Was mich besonders fasziniert, ist, dass er selten offen bösartig wirkt, nie unkontrolliert oder feindseelig. Er zeigt es nicht frei heraus, wie die meisten Bösewichte oder Nazis, die wir aus Filmen kennen. Und doch schafft seine Darstellung des Hans Landa es wie kaum eine andere, mir eine Gänsehaut zu verpassen. Egal wie nett er scheint, egal wie belanglos die Dinge sind, über die er redet: Christoph Waltz strahlt Boshaftigkeit und Hintertriebenheit aus, in allem, was er tut. Sei es ein Glas Milch trinken, eine Frau komplimentieren oder sich gespielten, hysterischen Lachanfällen hingeben. Seine Augen verraten ihn. Kleine Gesten zeigen, was er wirklich denkt und meint. Übertriebene Mimik und Gestik, die bei Anderen lächerlich wirken würde, trägt hier nur zu dem unruhigenden Gesamtbild einer Figur bei, die von keinem anderen Schauspieler so perfekt hätte inszeniert werden können.
Jedes Mal, wenn Christoph Waltz als Hans Landa die Szene betritt, kriecht eine Gänsehaut über mich, die ich nicht mehr los werden kann, bis er aus dem Bild ist. Kein Wunder also, dass der Schauspieler, der vorher Jahrzehnte lang fast ausschließlich in deutschen TV-Produktionen zu sehen war, sich plötzlich mit 27 Preisen, inkl. einem Oscar, für eine einzige Rolle und ein Sprungbrett für eine internationale Filmkarriere wiederfand. Er spielt den Bösewicht in Perfektion, nicht nur hier, sondern auch in The Green Hornet und Wasser für die Elefanten, auch wenn diese Charaktere zugegebenermaßen vergleichsweise blass sind, wenn wir an Hans Landa denken. Christoph Waltz gab dem Publikum weltweit eine Figur zum Hassen und doch kommen wir nicht umhin, ihn genau dafür zu bewundern.
Alles Gute zum 55. Geburtstag also dem Mann, dank dem ich nie mehr das Wort Bingo hören kann, ohne zusammenzuzucken. Christoph Waltz, wir wünschen Dir alles Gute. Mögen viele weitere, unvergessliche Rollen folgen.