Eine meiner ersten bleibenden Filmerinnerungen ist Die blinde schwertschwingende Frau. Ich muss 11 oder 12 Jahre alt gewesen sein, als ich den Film des Japaners Teiji Matsuda sah und immer noch spuken Bilder in meinem Kopf herum: Das blinde Mädchen Oichi, von ihrer Mutter verlassen, macht sich auf die Suche nach den Mördern ihres alten Ziehvaters und wie sie mit dem Schwert zaubert, sich ganz auf ihr Gehör verlässt, ist einfach bildgewaltig in Szene gesetzt und überaus sehenswert.
Insofern freue ich mich besonders, dass Mitte Mai mit Ichi – Die blinde Schwertkämpferin ein weiterer Film mit einem ähnlichen Motiv in den deutschen Kinos startet. Er erzählt von der blinden Wandermusikantin Ichi (Haruka Ayase), die sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit begibt. Ihre einzigen Begleiter sind ihr Schwert und ihre Einsamkeit. Nur Toma (Takao Osawa), ein traumatisierter Samurai, der nicht kämpfen kann, vermag sich Ichi zu nähern: Eher unfreiwillig rettet sie ihm das Leben und erledigt von da an seine Samuraipflichten. Als Ichi für einen letzten Kampf dem berüchtigten Bandenführer Banki gegenübertritt, der der Schlüssel zu Ichis Wurzeln sein könnte, ist es auch Toma, der ihr zur Seite steht.
In Japan ist die Zatoichi-Figur überaus populär. Der Schriftstellers Kan Shimozawa hat sie in einem seiner Bücher erfunden und vielfach weiterentwickelt. Sie fand schon mehrfach den Weg auf die Leinwand, in den 1960er und 1970er Jahren war sie überaus präsent. Zuletzt war es Zatoichi – Der blinde Samurai, der das Thema wieder aufgriff. Hier ist es Takeshi Kitano, der sich als blinder, alter Mann durchs Leben schlägt. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Masseur und Glücksspieler. Aber das ist nur Fassade, denn eigentlich ist er ein virtuoser Schwert-Kämpfer, der sich für die Verlierer der Gesellschaft einsetzt. Der Film ist köstlich unbefangen und macht einfach Spaß. Der Regisseur und Hauptdarsteller bricht das Genre ironisch, bietet Slapstick und Tanz. Wenn Ichi nur annähernd so gut ist, dann lohnt sich auch hier ein Kinobesuch.